Einführung in Philemon
Schreiber: Paulus
Wo geschrieben: Rom
Wann fertig: um 60/61 u. Z.
Wissenswert:
Der Philemonbrief ist der kürzeste inspirierte Brief von Paulus. Zugleich ist es einer seiner persönlichsten. Hauptsächlich richtete Paulus den Brief an seinen Freund Philemon, der in Kolossä, einer Stadt in Kleinasien, lebte (Phm 1, 2; vergleiche Kol 4:9 mit Phm 10-12). Offenbar war Philemon durch Paulus zum christlichen Glauben gekommen (Phm 19). Er muss recht wohlhabend gewesen sein, denn er besaß Sklaven und ein Haus, in dem Zusammenkünfte abgehalten wurden. Philemon war für seine Gastfreundschaft und Liebe bekannt (Phm 1, 2, 7).
Anlass des Briefes war eine heikle Angelegenheit, die Paulus am Herzen lag: Onesimus, ein Sklave von Philemon, war weggelaufen. In Rom lernte dieser Sklave dann offenbar durch Paulus die gute Botschaft kennen und wurde Christ (Phm 10, 12, 16). Nach römischem Recht wäre Philemon befugt gewesen, Onesimus schwer zu bestrafen. Doch Paulus bittet seinen Freund darum, Onesimus bei dessen Rückkehr freundlich aufzunehmen. Paulus stellt keine Forderungen. Stattdessen bittet er Philemon auf Grundlage der christlichen Liebe respektvoll, das Richtige zu tun und an ihre persönliche Freundschaft und sein Verhältnis zu Gott zu denken (Phm 8, 9, 14-17). Anscheinend schrieb Paulus den ganzen Brief eigenhändig, was seiner Bitte noch mehr Nachdruck verlieh (Phm 19).
Wahrscheinlich verfasste Paulus den Brief um 60/61 u. Z., gegen Ende seines zweijährigen Hausarrests in Rom (Apg 28:16, 30; Phm 1, 9, 13). Er hatte dort nämlich bereits einige zu Jüngern gemacht und hoffte beim Schreiben des Briefes, bald wieder auf freiem Fuß zu sein (Phm 10, 22 und Anm.). Etwa zur gleichen Zeit schrieb Paulus auch an die Versammlungen in Ephesus, Philippi und Kolossä. Es ist gut möglich, dass der Philemonbrief ebenso wie der Epheser- und der Kolosserbrief von Tychikus und Onesimus überbracht wurden (Eph 6:21, 22; Kol 4:7-9).
Der Brief gibt Einblick in das Glaubensleben der ersten Christen. Zum Beispiel hielten sie Zusammenkünfte in Privatwohnungen ab und bezeichneten sich als Brüder und Schwestern (Phm 1, 2, 7, 20). Sie beteten füreinander (Phm 4, 22). Und sie zogen Kraft aus dem Glauben und der Liebe ihrer Glaubensbrüder und -schwestern (Phm 5-7).
Die frühchristlichen Schreiber Tertullian (2. bis 3. Jh. u. Z.) und Origenes (3. Jh. u. Z.) erkannten Paulus als Verfasser des Philemonbriefs an. Außerdem wird der Brief im Muratorischen Fragment (spätes 2. Jh. u. Z.) zusammen mit anderen Briefen von Paulus aufgeführt.