Tabak und die Geistlichkeit
VOR über 115 Jahren schrieb der Arzt Dr. John Cowan ein Buch mit dem Titel The Use of Tobacco vs. Purity, Chastity and Sound Health (Der Tabakgenuß kontra Reinheit, Keuschheit und Gesundheit). In Anbetracht jüngerer Erkenntnisse über die schädlichen Folgen des Rauchens waren seine Beobachtungen hinsichtlich des Tabakgenusses von Geistlichen weitblickend, und sie sind für alle von Belang, die heute Gott dienen wollen. In Kapitel 4 des Buches beschäftigte sich Dr. Cowan mit den moralischen Auswirkungen des Tabakgenusses und bemerkte:
„Wenn der Tabakgenuß dem Leibe schadet — wie deutlich belegt worden ist —, dann muß er zwangsläufig auch moralisch verwerflich sein, denn eine physiologische Gesetzmäßigkeit besagt: Alles, was den Leib verdirbt oder reizt, verdirbt dadurch auch das Nervensystem und durch jenes das Gehirn und somit den Sinn. Eines Menschen Sinn — seine Gedanken, seine Äußerungen, seine Taten — wird durch die Art und Weise beeinflußt, wie er seine leibliche Natur gebraucht oder mißbraucht. Tabak ist schon allein von seinem Namen her und dem, wofür dieser steht, schmutzig, und wie können — vom Schaden, den er anrichtet, ganz zu schweigen — saubere, reine, gerechte moralische Empfindungen im Sinne entstehen oder entwickelt werden? Man versuche nur, sich vorzustellen — es wird einem kaum gelingen —, Christus hätte während seines vorbildlichen Lebens auf Erden, da er Reinheit, Keuschheit, Liebe und Wohltätigkeit lehrte und predigte, geraucht, geschnupft oder Tabak gekaut! Ist nicht allein der Gedanke daran frevlerisch? Dennoch ist es so, daß Diener Gottes — diejenigen, die seinen Gesetzen und Lehren folgen, sie predigen und auslegen — ihre Leiber verpesten und ihre Seelen besudeln mit dem schmutzigen, giftigen Kraut. Können dergleichen Männer oder ihre Nachfolger ein christusähnliches, ein erhabenes, moralisches Leben führen? Ich glaube nicht.
Man versuche, den Gedanken von der Heiligkeit des Herzens mit einem Schlemmer, einem Säufer oder einem Benutzer von Tabak in Verbindung zu bringen. Die Verbindung hat etwas Unnatürliches, etwas Widerliches, etwas Abstoßendes. Geradeso, wie die leiblichen Gelüste und die äußeren Sinne verderbt werden, so wird auch der innere Mensch, die moralische Natur anstößig. Der reine Geist will und kann nicht in einer schmutzigen Behausung wohnen. Zwischen den materiellen und den geistigen Dingen besteht eine natürliche Wechselbeziehung, so daß die Eigenschaften des einen den Charakter des anderen anzeigen. Jemand, der sich als religiös bekennt und dem Tabak versklavt ist, ... mag in aller Offenheit und Aufrichtigkeit anerkennen, daß der Tabakgenuß eine verderbliche, moralisch verwerfliche Gewohnheit ist; doch in seinem Innern verspürt er einen Trieb, ein Gesetz seiner Glieder, künstlich hervorgerufen, das ihn mit unersättlicher Begierde antreibt, die Gewohnheit beizubehalten, und jenes künstliche Gesetz mag stärker sein als seine natürliche Vernunft und sein Gewissen zusammengenommen. Ist der Tabakgenuß nicht eine offensichtliche Verletzung eines unserem Organismus eingepflanzten Gesetzes Gottes? Ist ein Verstoß gegen irgendeines der Gesetze Gottes nicht eine Übertretung und eine Sünde? Und lebt ein Mann in gewohnheitsmäßiger Übertretung eines der Gesetze Gottes, wird es dann nicht einfach und natürlich für ihn sein, auch andere Gesetze zu übertreten? Und — zu guter Letzt — wie kann ein Mann je als Lehrer der Moral aufstehen, wenn er durch seinen eigenen Wandel seinen Mitgeschöpfen ein Leben in fortgesetzter Übertretung der Gesetze seiner Natur empfiehlt?“