HEBRÄER
Studienanmerkungen zu Kapitel 7
Melchisedek: In den Hebräischen Schriften wird Melchisedek in 1Mo 14:17, 18 zum ersten Mal erwähnt. Dort wird über seine Begegnung mit Abraham (Abram) berichtet. Etwa 900 Jahre später erwähnte David ihn in einem Psalm, als er über den Messias voraussagte: „Du bist Priester auf ewig, nach der Art Melchisedeks!“ (Ps 110:1-4). Am 11. Nisan 33 u. Z. zitierte Jesus aus diesem Psalm (Mat 22:42-45; Mar 12:35-37; Luk 20:41-44). Und wenige Wochen später, an Pfingsten 33, erklärte Petrus, dass sich Davids Prophezeiung erfüllt hatte (Apg 2:33-36). In den Christlichen Griechischen Schriften wird Melchisedek nur im Hebräerbrief namentlich erwähnt (Heb 5:6 und Anm.). Der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „König der Gerechtigkeit“ (Heb 7:2).
König von Salem: Wie in 1Mo 14:18 steht, war Melchisedek König und Priester der Stadt Salem. Nach der jüdischen Überlieferung handelt es sich bei Salem um das spätere Jerusalem. Im Hebräischen ist der Name „Salem“ in dem Namen „Jerusalem“ enthalten. Auch die Hebräischen Schriften bringen Salem mit Jerusalem in Verbindung. Zum Beispiel lag das „Königstal“, in dem sich Abraham und Melchisedek trafen, offenbar in der Umgebung von Jerusalem (1Mo 14:16, 17; 2Sa 18:18). Außerdem wird „Salem“ in Ps 76:2 parallel zu „Zion“ gebraucht. Offensichtlich war Melchisedek genau in der Stadt König und Priester, in der später die davidischen Könige und die levitischen Priester amtierten und wo Jesus Christus – der auserwählte König und Priester „nach der Art Melchisedeks“ – sein Leben als Lösegeld gab (Heb 3:1; 7:1-3, 15-17; 10:12).
Priester des höchsten Gottes: Melchisedek ist der Erste, der in der Bibel als „Priester“ bezeichnet wird (1Mo 14:18). Er diente keinem heidnischen Gott, sondern demselben Gott wie Abraham. Beide bezogen sich auf Jehova, als sie von dem „höchsten Gott, der Himmel und Erde gemacht hat“, sprachen (1Mo 14:18-20, 22). Melchisedek wurde direkt von Jehova als Priester eingesetzt (Ps 110:4; Heb 7:17).
König von Salem, also „König des Friedens“: Die Bedeutung des Namens „Salem“ wird in den Hebräischen Schriften zwar nicht angegeben (1Mo 14:18), doch Paulus erklärt hier unter Einfluss des Geistes, dass der Name „Frieden“ bedeutet. Offenbar verbindet er den Namen „Salem“ mit dem Hebräischen Wort schalṓm („Frieden“). Der Titel „König des Friedens“ passt zu Melchisedek, den Paulus mit Jesus in Verbindung bringt (Heb 6:20; 7:3). Gemäß der Bibel ist Frieden ein Merkmal von Jesu Herrschaft als der verheißene Messias. In Jes 9:6, 7 wird er beispielsweise als „Friedensfürst“ bezeichnet – er ist ein Regent, der für Frieden sorgt. (Siehe auch Ps 72:1, 3, 7; Sach 9:9, 10; in der Anm. zu Mar 5:34 werden das hebräische und das griechische Wort für Frieden näher erläutert.)
ohne Abstammung: Wie andere Menschen muss Melchisedek Eltern gehabt haben, und möglicherweise hatte er auch Kinder. Doch weil die Bibel nichts über seine Vorfahren oder Nachfahren sagt, konnte Paulus schreiben, dass Melchisedek „ohne Abstammung“ war. In der Peschitta (eine Bibelübersetzung ins Syrische, die seit dem 5. Jh. u. Z. in Gebrauch ist) wird Heb 7:3 folgendermaßen wiedergegeben: „In den Abstammungslisten steht nicht, wer sein Vater und seine Mutter waren, wann er geboren wurde oder wann er starb. Stattdessen besteht sein Priestertum auf ewig wie auch das des Sohnes Gottes.“ Jesus ist nicht aufgrund seiner Abstammung Priester. Er gehörte nicht zum Priesterstamm Levi, sondern wurde wie Melchisedek von Gott selbst zum Hohen Priester ernannt (Heb 5:10; 7:15, 16). Beim levitischen Priestertum dagegen war die Abstammung von Levi ein „gesetzliches Erfordernis“; deshalb mussten diese Priester genaue Abstammungslisten führen (Heb 7:16; 4Mo 3:10, 15, 16; Ne 7:63, 64).
weder einen Anfang der Tage noch ein Ende des Lebens: Paulus will hier nicht andeuten, Melchisedek oder Jesus hätten buchstäblich keinen Anfang gehabt. Melchisedek wurde ganz normal als Mensch geboren, und Jesus wurde als Geistwesen erschaffen. Jesus ist „der Erstgeborene der gesamten Schöpfung“ und „der Anfang der Schöpfung Gottes“ (Kol 1:15 und Anm.; Off 3:14). Es geht darum, dass Melchisedek – wie auch Jesus – das Priesteramt nicht erbte. Da es außerdem keine Aufzeichnungen über das „Ende des Lebens“ von Melchisedek gibt, konnte Paulus damit veranschaulichen, dass Jesu Priestertum ewig ist.
dem Sohn Gottes gleichgemacht: Paulus sagt hier nicht, dass Jesus wie der Priesterkönig Melchisedek ist, sondern dass Melchisedek in gewissem Sinn wie Jesus ist. Jehova ließ nämlich in den Bibelbericht keine Einzelheiten über Melchisedeks Herkunft, seine Familie, seine Geburt oder seinen Tod aufnehmen (1Mo 14:18-20). Die mit Bedacht ausgewählten Informationen über Melchisedek machten es möglich, ihn als prophetisches Bild für einen von Gott ernannten Priester heranzuziehen.
bleibt er Priester für alle Zeiten: Die Bibel sagt nichts über einen Vorgänger oder einen Nachfolger von Melchisedek als Priester. Deshalb kann er als Priester „für alle Zeiten“ oder „auf Dauer“ bezeichnet werden. „Nach der Art Melchisedeks“ hatte auch Jesus keinen Vorgänger (Heb 5:5, 6, 10; 6:20; 7:15-17). Wie die Bibel außerdem zeigt, hat Jesus „als Priester keine Nachfolger“ (Heb 7:24 und Anm.).
dem Abraham … ein Zehntel von den besten Beutestücken gab: Laut dem mosaischen Gesetz mussten die Israeliten ein Zehntel ihrer Erträge abgeben, um den Stamm Levi zu unterstützen. Diese Regelung trat allerdings erst rund 500 Jahre nach Abraham in Kraft (4Mo 18:21, 24). Als er Melchisedek ein Zehntel seiner Beute gab, tat er es nicht, weil ein Gesetz es von ihm verlangte. Vielmehr erkannte er an, dass Melchisedek von Jehova als „Priester des höchsten Gottes“ eingesetzt worden war (Heb 7:1). Wie es in 1. Mose heißt, gab Abraham Melchisedek „von allem ein Zehntel“, bezogen auf die Beute, die er bei seinem Sieg über vier verbündete Könige gemacht hatte (1Mo 14:9, 18-20). Paulus fügt hier noch hinzu, dass es „ein Zehntel von den besten Beutestücken“ war. Aus Abrahams Sicht verdiente Melchisedek also offensichtlich alle Ehre.
Abraham, das Familienoberhaupt: Im Griechischen steht hier das Wort patriárchēs (wtl. „Stammvater“), weshalb in manchen Bibelübersetzungen das Wort „Patriarch“ verwendet wird. (Siehe Anm. zu Apg 7:8.) Abraham war damals der Herr und auch das religiöse Oberhaupt einer großen Hausgemeinschaft. Von ihm stammte die gesamte Nation Israel ab, einschließlich der königlichen und priesterlichen Linien. Daher war Abraham größer als die von ihm abstammenden levitischen Priester. Doch wie Paulus im vorliegenden Vers betont, ehrte Abraham Melchisedek und erkannte demütig an, dass dieser Priesterkönig bedeutender war als er (Heb 7:1, 2). Paulus schlussfolgert: Da Melchisedek ein Bild für Jesus Christus war, muss Jesus ein noch bedeutenderer König und Hoher Priester sein. (Siehe Anm. zu Heb 4:14.)
den Söhnen Levis: Der Stamm Levi hatte kein Land als Erbe erhalten. Deshalb gaben die anderen Stämme ein Zehntel ihrer Erträge an die nichtpriesterlichen Leviten ab (4Mo 18:21). Diese wiederum gaben ein Zehntel „vom Allerbesten“ den Leviten, die als Priester dienen durften (4Mo 18:25-29). Außerdem unterstützten sie die Priester bei ihrer Arbeit. (Siehe Worterklärungen zu „Levi; Levit“.)
den Zehnten zu erheben: Siehe Worterklärungen zu „Zehnter“.
Nachkommen: Wtl. „aus den Lenden … hervorgegangen“. In Apg 2:30 ist ein ähnlicher griechischer Ausdruck (wtl. „Frucht seiner Lenden“) ebenfalls mit „Nachkommen“ wiedergegeben. (Siehe Anm.)
dass der Geringere vom Größeren gesegnet wird: Mit diesem Grundsatz untermauert Paulus seine Aussage, dass das Priestertum Melchisedeks dem Priestertum Levis überlegen ist. Da der Priesterkönig Melchisedek Abraham segnete, muss er bedeutender gewesen sein als Abraham und dessen Nachkommen, zu denen auch Levi und die levitischen Priester gehörten (Heb 7:1, 6).
gesegnet: Gemäß der Bibel kann ein Mensch einen anderen Menschen segnen, indem er ihn z. B. für seine Eigenschaften oder für seine gute Arbeit lobt (2Mo 39:43). Oder er wünscht ihm Gottes Anerkennung und bittet im Grunde genommen Gott, ihn zu segnen (Ru 3:10). Als Melchisedek Abraham segnete, ging es jedoch um mehr. Seine Worte waren prophetisch, da er als Priester befugt war, für Gott zu sprechen. Melchisedek bestätigte Abraham, dass Gott beabsichtigte, ihn und seine ungeborenen Nachkommen zu segnen (1Mo 14:18-20).
bezeugt wird, dass er lebt: Wie jeder andere unvollkommene Mensch starb auch Melchisedek (Rö 5:12). Paulus hebt hier allerdings hervor, dass die Bibel nichts über seinen Tod sagt. In diesem Sinn bezeugen die Schriften, „dass er lebt“ (Heb 7:3 und Anm.).
dass Levi … durch Abraham den Zehnten gezahlt hat: Paulus argumentiert folgendermaßen: Als Abraham Melchisedek als Priester Jehovas anerkannte und ihn durch das Zahlen des Zehnten ehrte, ehrten ihn gewissermaßen auch alle noch ungeborenen Nachkommen Abrahams. Abraham handelte sozusagen stellvertretend für seine Nachkommen, zu denen sein Urenkel Levi sowie dessen Urenkel Aaron gehörten. Somit geht Paulus hier in seiner Argumentation noch einen Schritt weiter: Der Priesterkönig Melchisedek war nicht nur größer als Abraham. Er muss auch größer gewesen sein als alle Nachkommen Abrahams (mit Ausnahme von Jesus). Dazu gehörten die Priester, die zur Zeit von Paulus im Jerusalemer Tempel dienten. Keiner von ihnen reichte an den angekündigten „Hohen Priester nach der Art Melchisedeks“ heran (Heb 5:10; Ps 110:4).
ein noch nicht geborener Nachkomme Abrahams: Wtl. „noch in den Lenden des Vaters“. (Siehe Anm. zu Heb 7:5.)
Wenn also Vollkommenheit … erreichbar wäre: Ein vollkommener Mensch hat vor Jehova ein absolut reines Gewissen, weil er weiß, dass er keine Sünden begangen hat. (Vgl. Heb 10:1, 2.) Das mosaische Gesetz und die levitische Priesterschaft konnten keinen unvollkommenen Menschen in diesen Zustand versetzten (Heb 7:19). Die von den Priestern dargebrachten Opfer sollten die Israeliten daran erinnern, dass es die Sünde gibt und wie schwerwiegend sie ist (Heb 10:3). Außerdem waren sie ein Bild für das größere Opfer, das Jesus Christus „ein für alle Mal“ darbringen würde (Heb 9:12; 10:10). Vollständige Sündenvergebung ist nur möglich, weil Jesus sein vollkommenes Leben opferte; es entsprach genau dem Leben, das Adam verloren hatte (1Ti 2:6 und Anm.; Heb 10:4). Da Christus das Lösegeld zahlte, ist er „das Ende des Gesetzes“; als Hoher Priester ermöglicht er Menschen, eines Tages vollkommen zu sein (Rö 10:4; Heb 10:14 und Anm.).
es war ja ein Element des Gesetzes: Oder „es war ja die Grundlage des Gesetzes“. Die Priesterschaft bildete ein wesentliches Merkmal des Gesetzes, das Jehova Israel gab. Wenn die Priester opferten, erfüllten sie einen grundlegenden Zweck des Gesetzes: Es sollte Gottes Volk daran erinnern, dass Sünden ernste Folgen haben und gesühnt werden müssen. (Siehe Anm. zu Heb 5:1.) Tatsächlich geht es im Bibelbuch 3. Mose fast ausschließlich um die Priesterschaft, die Stiftshütte und die Opfergaben.
Da nun das Priestertum geändert wird: Jehova hatte geschworen, dass er den Messias als Priesterkönig nach der Art Melchisedeks einsetzen würde (Ps 110:2, 4; Heb 7:11). Das deutete darauf hin, dass das levitische Priestertum geändert bzw. ersetzt werden würde. Als Nachkomme Judas hätte Jesus nicht Hoher Priester werden können, da die Priester unter dem mosaischen Gesetz von Levi abstammen mussten (Mat 2:6; Off 5:5; siehe Anm. zu Heb 7:14). Doch weil Jesus wie Melchisedek direkt von Gott ernannt wurde, kann er nicht nur als König, sondern auch als Priester dienen (Heb 7:15, 21 und Anm.).
Unser Herr stammt bekanntlich aus dem Stamm Juda: Um Rechtsanspruch auf den messianischen Thron zu haben, musste Jesus von Juda abstammen (1Mo 49:10). Im 1. Jh. u. Z. konnte man genaue Abstammungslisten wahrscheinlich in öffentlichen Archiven einsehen. Sie bewiesen, dass Jesus über König David ein Nachkomme von Juda war. Diese Dokumente wurden offensichtlich während des jüdischen Aufstands gegen Rom (66 bis 70 u. Z.) vernichtet. Jesu Abstammung ist jedoch bis heute in den Evangelien von Matthäus und Lukas belegt (Mat 1:1, 3, 16; Luk 3:23, 33). Für das Amt des Hohen Priesters brauchte Jesus keinen Abstammungsnachweis. Er musste nicht von Levi abstammen, sondern sollte ein Priesterkönig nach der Art Melchisedeks sein – Gott selbst setzte ihn ein und bekräftigte die Ernennung durch einen Eid (Ps 110:1-4; Mar 12:35, 36; Heb 7:15-17; siehe Anm. zu Heb 7:12).
weil er ein gesetzliches Erfordernis erfüllte, das mit der Abstammung zu tun hat: Wtl. „nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebotes“. Paulus meint hier die Vorschriften im mosaischen Gesetz, die das Priestertum regelten, z. B. die Vorschrift, dass alle Priester aus der Linie Levis kommen mussten.
aufgrund der Kraft eines unzerstörbaren Lebens: Jesus konnte „Priester auf ewig, nach der Art Melchisedeks“ werden, weil Jehova ihm die „Kraft eines unzerstörbaren Lebens“ geschenkt hat (Heb 7:3, 17). Diese herrliche Belohnung erhielt er, als sein Vater ihn auferweckte (Apg 13:33-37; 1Ti 6:16 und Anm.). Damit löste Jehova seinen Eid ein und ermöglichte seinem Sohn, „Priester auf ewig“ zu sein (Ps 110:4). Jesus ist jetzt unsterblich, d. h., sein Leben ist weder dem Verfall unterworfen noch kann es zerstört werden. Er ist ein lebengebender Hoher Priester und benötigt keinen Nachfolger, „weil er immer lebt, um für … [Menschen, die an ihn glauben] einzutreten“ (Heb 7:24, 25).
„Du bist Priester auf ewig, nach der Art Melchisedeks“: Siehe Anm. zu Heb 5:6; 7:1.
Das frühere Gebot wird also abgeschafft: Wie der Zusammenhang nahelegt, sind mit dem „früheren Gebot“ besonders die Bestimmungen für das levitische Priestertum gemeint (Heb 7:15, 16). Paulus erklärt hier, dass dieses wesentliche Element des Gesetzes nicht mehr galt. Dabei gebraucht er einen griechischen Begriff (mit „abschaffen“ übersetzt), der manchmal auch in der Rechtssprache im Sinn von „Ungültigkeitserklärung“, „Aufhebung“ verwendet wurde (Heb 7:11 und Anm., 12). Da kein unvollkommener Priester Menschen durch Tieropfer zur Vollkommenheit führen konnte, war das levitische Priestertum letztendlich schwach und unwirksam. (Siehe Anm. zu Rö 8:3; Heb 5:2.) Doch inzwischen hatte Gott seinen Sohn zu einem Priester wie Melchisedek ernannt. Damit war „das frühere Gebot“ durch „eine bessere Hoffnung“ ersetzt worden; sie gründet sich auf das Loskaufsopfer Jesu Christi (Heb 7:19 und Anm., 22-27).
Durch das Gesetz wurde nämlich nichts vollkommen gemacht: Zur Zeit des mosaischen Gesetzes ermöglichten die von den Priestern dargebrachten Tieropfer unvollkommenen Menschen, auf Sündenvergebung zu hoffen und sich Gott zu nähern (3Mo 1:3, 4; Ps 65:2-4). Doch weder die Priester noch die Opfer konnten Sünden wirklich sühnen (Rö 8:3 und Anm.; Heb 10:4). Das Gesetz konnte das Verhältnis zwischen unvollkommenen Menschen und Jehova nicht vollständig wiederherstellen.
wohl aber durch die Einführung einer besseren Hoffnung: Jehova führte eine „bessere Hoffnung“ ein, als er Jesus Christus auf die Erde sandte. Das Opfer und das Priestertum Jesu waren nämlich besser als die Opfer und das Priestertum unter dem mosaischen Gesetz. Zu der „besseren Hoffnung“ gehört die Aussicht, durch das Loskaufsopfer Christi gerettet zu werden. Auf Grundlage dieses Opfers können sich unvollkommene Menschen „Gott nähern“, und ihr Verhältnis zu ihm kann vollständig wiederhergestellt werden (Heb 6:18, 19; 7:25).
Dies geschah zudem nicht, ohne dass ein Eid geschworen wurde: Gott ernannte Jesus zum Hohen Priester und bekräftigte die Ernennung durch einen feierlichen Eid (Ps 110:1, 4; Heb 7:21 und Anm.). Auf der Grundlage dieses Eides führte Jehova einen „besseren Bund“ ein – besser es als der Gesetzesbund war (Heb 7:22).
ohne einen geschworenen Eid Priester geworden: Jehova wies Moses an, Aaron als ersten Hohen Priester Israels einzusetzen und dessen Söhne als Unterpriester (2Mo 28:1; 29:35). Von da an amtierten die Nachkommen Aarons als Priester in Israel; die anderen männlichen Leviten standen ihnen zu Diensten (2Mo 29:9; 4Mo 3:6-10). Die Priester erhielten ihr ehrenvolles Amt also nicht durch „einen geschworenen Eid“, sondern aufgrund ihrer „Abstammung“ (Heb 7:16). Wie Paulus wirkungsvoll deutlich macht, ist ein Priestertum, das sich auf einen Eid Gottes gründet, einem Erbpriestertum weit überlegen.
Jehova: Das Zitat in diesem Vers stammt aus Ps 110:4. Dort erscheint im hebräischen Urtext der Gottesname in Form der vier hebräischen Konsonanten יהוה (JHWH). Daher wird hier im Haupttext der Name Jehova verwendet. (Siehe Anh. C1 und C2.)
Jehova hat geschworen: Paulus zitiert wieder aus Ps 110:4, diesmal jedoch einen anderen Teil: „Jehova hat [einen Eid] geschworen und er wird seine Meinung nicht ändern.“ (Siehe Anm. zu Heb 5:6.) Paulus hat bereits herausgestellt, dass ein Eid Jehovas unveränderlich ist; es gibt keine sicherere Garantie. (Siehe Anm. zu Heb 6:17, 18.) Als Jehova schwor: „Du bist Priester auf ewig, nach der Art [des Priesterkönigs] Melchisedek“, schloss er mit Jesus einen Bund (Heb 7:17). Auf diesen Bund nahm Jesus offensichtlich Bezug, als er mit seinen Nachfolgern den Bund „für ein Königreich“ schloss (Luk 22:29 und Anm.).
Bürge eines besseren Bundes: Jesus ist nicht nur der „Vermittler“, sondern auch der „Bürge“ des neuen und besseren Bundes (Heb 8:6 und Anm.). Das entsprechende griechische Wort stammt aus der Rechtssprache und bezeichnet eine Person, die dafür einsteht, dass eine Rechtsverpflichtung eingehalten wird. Jesus bürgt dafür, dass sich die „bessere Hoffnung“ mit absoluter Sicherheit erfüllt (Heb 7:19 und Anm., 20 und Anm.; vgl. Rö 8:32).
Bundes: Siehe Worterklärungen.
mussten viele nacheinander Priester werden: Paulus spricht hier von den aufeinanderfolgenden Hohen Priestern. Im Jahr 1512 v. u. Z. setzte Jehova Aaron als ersten Hohen Priester ein. Als Aaron im Alter von 123 Jahren starb, wurde sein Sohn Eleasar Hoher Priester (4Mo 20:25-28; 33:39). Nach Eleasars Tod trat dessen Sohn Pinehas das Amt an (Jos 24:33; Ri 20:27, 28). Gute 1500 Jahre später, zur Zeit von Paulus, waren „viele nacheinander Priester“ geworden. Bis zur Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 u. Z. könnte es mehr als 80 Hohe Priester gegeben haben.
hat er als Priester keine Nachfolger: Oder „ist sein Priesteramt unvergänglich“, d. h., es geht auf keinen anderen über. Jeder aaronische Hohe Priester starb irgendwann und brauchte einen Nachfolger (Heb 7:23). Da Jesus Christus jedoch „für immer am Leben bleibt“, muss niemand sein Priesteramt übernehmen. (Siehe Anm. zu Heb 7:25.)
Er kann … vollständig retten: Anders als die unvollkommenen Hohen Priester, die Jahr für Jahr Tiere opferten, brachte Jesus sein vollkommenes Opfer „ein für alle Mal“ dar (Heb 7:27). Außerdem ist Jesus unsterblich. Er kann daher die Aufgabe, sündige Menschen zu retten, nicht nur beginnen, sondern auch zu Ende führen (Rö 6:9; Heb 7:23, 24). Er rettet in dem Sinn „vollständig“, dass er jedem einzelnen seiner treuen Nachfolger hilft, ewiges Leben zu erlangen – entweder auf der Erde oder als unsterbliches Geistwesen im Himmel (1Ko 15:54, 55; Off 21:3, 4).
einzutreten: Damit ist gemeint, sich bei jemandem für eine andere Person einzusetzen. Weil unvollkommene Menschen sich nicht direkt an Gott wenden können, tritt Jesus liebevollerweise für seine Nachfolger als Fürsprecher ein (Heb 2:18 und Anm.). Christen können sich jederzeit im Namen Jesu an Jehova wenden, denn sie wissen, dass Jesus für sie eintritt (Joh 16:23; Heb 4:15, 16 und Anm.). Das bedeutet natürlich nicht, dass Gott nur widerwillig vergibt und Jesus ihn um Barmherzigkeit anflehen muss. Jehova ist mitfühlend und vergibt gern (2Mo 34:6, 7; Ps 86:5). Damit sich seine treuen Diener an ihn wenden und ihn um Hilfe und Barmherzigkeit bitten können, hat er selbst Jesus als Fürsprecher eingesetzt (Rö 3:24, 25; 2Ko 5:18, 19; 1Jo 2:1, Fn.; 4:10).
Er ist loyal: Wie Paulus zeigt, ist Loyalität eine der Eigenschaften, die Jesus besonders auszeichnen. Kein Hoher Priester Israels konnte an Jesu Loyalität heranreichen. Das mit „loyal“ übersetzte griechische Wort kann auch „gottesfürchtig“ oder „heilig“ bedeuten (so in vielen Bibelübersetzungen zu finden). Doch es gibt gute Gründe, es mit „loyal“ zu übersetzen. In der Septuaginta wird es häufig als Wiedergabe des hebräischen Wortes für „loyal“ oder „der Loyale“ verwendet. In Ps 16:10 z. B. schrieb David: „Du wirst den, der loyal zu dir steht [wtl. „deinen Loyalen“], nicht die Grube sehen lassen.“ Petrus und Paulus zitierten aus diesem Psalm und wendeten ihn auf Jesus an. In den entsprechenden Textstellen Apg 2:27 und 13:35 steht dasselbe griechische Wort, das Paulus hier verwendet. (Vgl. Anm. zu Tit 1:8.) Jesus ist das loyalste Geschöpf überhaupt und kann deshalb zu Recht als „der Loyale“ Gottes bezeichnet werden.
getrennt von den Sündern: Jesus war in dem Sinn „getrennt von den Sündern“ bzw. anders als alle anderen Menschen – einschließlich der Hohen Priester –, dass er niemals sündigte (1Pe 2:22). Er hatte auch keine sündigen Neigungen. Jehova verhinderte durch seinen heiligen Geist, dass Jesus von seiner unvollkommenen Mutter Maria Sündhaftigkeit erbte (Luk 1:35). „Getrennt von den Sündern“ bedeutet jedoch nicht, dass Jesus alle unvollkommenen, sündigen Menschen gemieden hätte. Als mitfühlender Hoher Priester ging er auf sie zu und half ihnen, Jehova näherzukommen und seine Maßstäbe einzuhalten (Mat 9:11, 12). Einen solchen Hohen Priester zu haben, bezeichnet Paulus als „passend“. (Vgl. Heb 2:10 und Anm.) Als der Hebräerbrief geschrieben wurde, war Jesus noch in einem anderen Sinn „getrennt von den Sündern“: Er war schon lange wieder im Himmel.
über den Himmel erhöht: Als Jehova seinen Sohn an seiner rechten Seite Platz nehmen ließ, erhöhte er ihn weit über den buchstäblichen Himmel und unvollkommene Menschen (1Kö 8:27; Heb 1:3 und Anm.; 4:14 und Anm.). Damit stand Jesu Priestertum über dem der Leviten, die in einem Tempel dienten, der bald zerstört werden würde. Die Bibel gebraucht das Wort „Himmel“ oft auch im übertragen Sinn für Regierungen oder Herrschergewalt (Jes 65:17; Da 4:26; 2Pe 3:13; Off 21:1). Als Priesterkönig nach der Art Melchisedeks thront Jesus an Gottes rechter Seite und ist über jede Regierung und Autorität, ob im Himmel oder auf der Erde, erhöht (Mat 28:18; 1Ko 15:27; Eph 1:20, 21; Php 2:9; 1Ti 6:14-16; Heb 1:4 und Anm.; vgl. Kol 1:16 und Anm.).
ein für alle Mal: Die Formulierung unterstreicht den großen Unterschied zwischen dem Opfer, das Jesus Christus als Hoher Priester darbrachte, und den Opfern, die die aaronischen Hohen Priester für Israel darbrachten. Diese unvollkommenen Männer brachten nicht nur für die Sünden des Volkes Opfer dar, sondern auch für ihre eigenen (3Mo 4:3, 13-16). Das taten sie Jahr für Jahr am Sühnetag (Heb 10:1). Sie konnten auch bei den täglichen Opfern als Priester amtieren. Jesus dagegen brachte ein einziges Opfer dar – ein vollkommenes. Es kann nicht übertroffen werden und ist für alle Zeiten und für alle treuen Menschen gültig. Jesu Opfer hat die Kraft, die Sünde für immer zu beseitigen, und muss nie wieder dargebracht werden (Heb 9:12 und Anm., 26, 28; 10:1, 2, 10; 1Pe 3:18).
vollkommen gemacht worden: Siehe Anm. zu Heb 2:10; 5:9.