C3
Verse im 1. Korintherbrief, in denen der Gottesname kein Teil eines direkten oder indirekten Zitats ist
1. KORINTHER 4:4 „Jehova ist es, der mich beurteilt“
BEGRÜNDUNG: In erhalten gebliebenen griechischen Handschriften steht in diesem Vers das Wort kýrios („Herr“). Es bezieht sich in den Christlichen Griechischen Schriften oft auf Jehova Gott oder auf Jesus Christus, je nach Kontext. In diesem Vers ist Jehova Gott gemeint. Wie der Kontext hier zeigt, war Paulus nicht darüber besorgt, wie Menschen über ihn urteilten, die – ohne jedes Recht – quasi über ihn zu Gericht saßen. Er traute nicht einmal seinem eigenen Urteil über sich selbst (1. Korinther 4:1-3). In den Hebräischen Schriften wird Jehova Gott als derjenige beschrieben, der seine Diener prüft und untersucht (Psalm 26:2; 66:10; 139:23; Sprüche 21:2; Jeremia 20:12). Es ist also nur logisch anzunehmen, dass Paulus Jehova als denjenigen ansah, der ihn beurteilte. Außerdem weisen Bibelwissenschaftler darauf hin, dass hier vor kýrios kein bestimmter Artikel steht, obwohl er grammatisch zu erwarten wäre. Wie in vielen anderen Fällen bekommt das Wort kýrios dadurch die Funktion eines Eigennamens. Vor dem Hintergrund der Hebräischen Schriften und aufgrund der Tatsache, dass vor kýrios der bestimmte Artikel fehlt, gibt es gute Gründe, im vorliegenden Vers den Namen Gottes zu verwenden. (Siehe Anhang C1.)
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
A Handbook on Paul’s First Letter to the Corinthians von Paul Ellingworth und Howard A. Hatton, 1994, kommentiert 1. Korinther 4:4 auf Seite 90 wie folgt: „Das Verb, das mit urteilt übersetzt wurde, ist auch hier anakrinō und es bezieht sich wahrscheinlich immer noch auf den Prozess der Beurteilung, aber jetzt ist es eine Beurteilung, die Gott vornimmt. Der Herr steht im Griechischen ohne der, was die Bedeutung nahelegt: ‚Nur derjenige, der Herr ist, hat das Recht, mich zu befragen.‘“
The First Epistle of Paul the Apostle to the Corinthians, herausgegeben von John Parry, 1916, bemerkt zum Gebrauch von kýrios („Herr“) in 1. Korinther 4:4 auf Seite 75: „Es ist bemerkenswert, dass S. Paulus das artikellose κύριος [kýrios] nie gebraucht, ausgenommen in Zitaten aus oder Bezugnahmen auf das A. T. [Alte Testament], wo er sprachlich eindeutig der LXX [Septuaginta] folgt, sowie nach Präpositionen und im Genitiv nach artikellosen Substantiven – außer hier und in Röm[er 14:6]. Wenn κύριος in diesen beiden Textstellen [Römer 14:6; 1. Korinther 4:4] einfach = Christus ist, lässt sich schwer nachvollziehen, warum der Artikel weggelassen wurde. Es ist vielleicht besser, das Fehlen des Artikels dahin gehend zu verstehen, dass das Recht der entsprechenden Person, zu prüfen und zu urteilen, betont werden soll – ‚Der mich beurteilt, ist Herr‘ und hat daher volle Gewalt.“
In der NIV Faithlife Study Bible, 2017, heißt es zu 1. Korinther 4:4: „Er [Paulus] verlässt sich nicht auf sein Gewissen, sondern auf Gott, wenn es darum geht, seine Treue zu beurteilen.“
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10, 17, 18, 23, 24, 28-33, 41, 65, 66, 93, 95, 100, 106, 115, 125, 138, 139, 146, 187, 310, 323, 324
1. KORINTHER 4:19 „wenn Jehova es will“
BEGRÜNDUNG: In den meisten griechischen Manuskripten steht hier „wenn der Herr wollen würde“; in vielen Übersetzungen findet man die Wiedergabe „wenn der Herr will“. Der Kontext legt nahe, dass mit „Herr“ an dieser Stelle Gott gemeint ist. In den Christlichen Griechischen Schriften kommt in ähnlichen Wendungen sowohl kýrios („Herr“) als auch theós („Gott“) vor (Apostelgeschichte 18:21; 21:14; 1. Korinther 16:7; Hebräer 6:3; Jakobus 4:15). In der Septuaginta werden das hier verwendete griechische Verb für „wollen“ und das griechische Substantiv für „Wille“ oft in Passagen gebraucht, in denen im hebräischen Urtext der Name Gottes erscheint. Auch einige Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische gebrauchen an dieser Stelle das Tetragramm. Berücksichtigt man also den Hintergrund der Hebräischen Schriften und ähnliche Wendungen in den Christlichen Griechischen Schriften, ist es passend, hier im Haupttext den Namen Gottes zu verwenden. (Siehe Anmerkungen zu Apostelgeschichte 18:21; 21:14; Jakobus 4:15.)
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
Das Exegetische Wörterbuch zum Neuen Testament, 1992, Band II, Spalte 815, gibt 1. Korinther 4:19 als einen Vers an, in dem „Jahwe/Gott … als κ. [kýrios] bezeichnet“ wird.
The Anchor Yale Bible—First Corinthians: A New Translation with Introduction and Commentary von Joseph A. Fitzmyer, 2008, Band 32, kommentiert 1. Korinther 4:19 wie folgt: „Kyrios bezieht sich in dieser Wendung ohne Zweifel auf Gott, nicht auf den auferstandenen Christus.“
In der NIV Cultural Backgrounds Study Bible von John H. Walton und Craig S. Keener, 2016, heißt es zu der Wendung „wenn der Herr will“ in 1. Korinther 4:19: „Sowohl Juden als auch Nichtjuden verknüpften ihre Pläne manchmal mit Bedingungen wie ‚Wenn Gott will …‘“.
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10, 17, 22, 23, 28-32, 41, 65, 93, 94, 100, 101, 106, 115, 145-147, 163, 323, 324
1. KORINTHER 7:17 „wie Jehova es ihm zugeteilt hat“
BEGRÜNDUNG: Der Kontext macht deutlich, dass es hier um Gott geht. Das griechische Verb merízō, das in diesem Vers mit „zuteilen“ übersetzt ist, kommt an anderen Stellen in ähnlicher Bedeutung mit Gott als Subjekt vor. In Römer 12:3 zum Beispiel wird es mit „geben“ oder laut der Fußnote mit „zuteilen“, „austeilen“ wiedergegeben. In 2. Korinther 10:13 ist es Teil des Ausdrucks „nach Maß zuteilen“ (siehe Fußnote). Gemäß diesen Stellen ist Gott derjenige, der seinen Dienern etwas zuteilt. Ein ähnlicher Gedanke ist in Prediger 5:18 zu finden. Der Kontext, das verwendete griechische Verb sowie der Hintergrund und die unterschiedlichen Bezugsmöglichkeiten von kýrios (siehe Anhang C1) sprechen dafür, im Haupttext den Namen Gottes zu verwenden. Interessant ist auch, dass eine Reihe von Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften in diesem Vers den Gottesnamen gebrauchen.
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
Das Exegetische Wörterbuch zum Neuen Testament, 1992, Band II, Spalte 815, gibt 1. Korinther 7:17 als einen Vers an, in dem „Jahwe/Gott … als κ. [kýrios] bezeichnet“ wird.
In The Anchor Yale Bible—First Corinthians: A New Translation with Introduction and Commentary von Joseph A. Fitzmyer, 2008, Band 32, heißt es zu 1. Korinther 7:17: „Ho Kyrios [„der Herr“] entspricht hier ho theos [„(der) Gott“].“
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J28-32, 48, 65, 93, 94, 100, 101, 106, 115, 125, 144, 146, 167, 310
1. KORINTHER 10:9 „Auch dürfen wir Jehova nicht auf die Probe stellen“
BEGRÜNDUNG: In vielen griechischen Handschriften steht hier ton kýrion („den Herrn“), in manchen ton theón („den Gott“). Einige Handschriften enthalten die Lesart ton Christón („den Christus“), die in der griechischen Textausgabe von Nestle-Aland und in etlichen neueren Bibelübersetzungen zu finden ist. Es sind jedoch nicht alle Bibelwissenschaftler der Ansicht, dass ton Christón die ursprüngliche Lesart ist. Zum Beispiel wird im griechischen Text von Westcott und Hort (1881) und in der Textausgabe des Tyndale House (Cambridge 2017) ton kýrion im Haupttext verwendet. Berücksichtigt man den Hintergrund der Hebräischen Schriften, gibt es Grund zur Annahme, dass in diesem Vers ursprünglich der Name Gottes stand, der später aber durch „den Herrn“ oder „den Christus“ ersetzt wurde. Paulus bezieht sich im vorliegenden Vers auf Begebenheiten, bei denen die Israeliten Jehova Gott auf die Probe stellten (Beispiele: 2. Mose 16:2, 3; 17:2, 3, 7 und 4. Mose 14:22). Das griechische Verb für „auf die Probe stellen“, ekpeirázō, kommt auch in Matthäus 4:7 und Lukas 4:12 vor, wo Jesus aus 5. Mose 6:16 zitiert. Dort heißt es im hebräischen Text: „Du sollst deinen Gott Jehova nicht auf die Probe stellen, wie du es in Massa getan hast.“ In der Septuaginta-Wiedergabe von 5. Mose 6:16 ist ebenfalls das Verb ekpeirázō zu finden. Im hebräischen Text steht an dieser Stelle der Name Gottes. Die Geschehnisse in Massa werden in 2. Mose 17:1-7 geschildert, wo Moses zum Volk sagt: „Warum stellt ihr Jehova immer wieder auf die Probe?“ Im zweiten Teil von 1. Korinther 10:9 schreibt Paulus: „wie einige von ihnen es taten [wtl. „wie einige von ihnen (ihn) auf die Probe stellten“], sodass sie durch die Schlangen umkamen“. Hier geht es um das, was in 4. Mose 21:5, 6 berichtet wird: „Sie beklagten sich ständig über Gott und Moses … Da schickte Jehova giftige Schlangen unter das Volk.“ Vielleicht hatte Paulus auch die Worte in Ps 78:18 im Sinn, wo es über die Israeliten heißt: „Sie forderten Gott in ihrem Herzen heraus [wtl. „Sie stellten Gott in ihrem Herzen auf die Probe“]“. Aus diesen Texten geht klar hervor, dass Gott derjenige war, den die Israeliten auf die Probe stellten. Im Hinblick auf den Kontext und den Hintergrund der Hebräischen Schriften gibt es also gute Gründe, im vorliegenden Vers den Namen Gottes zu verwenden.
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
The Anchor Yale Bible—First Corinthians: A New Translation with Introduction and Commentary von Joseph A. Fitzmyer, 2008, Band 32, kommentiert 1. Korinther 10:9 wie folgt: „Die meisten älteren Kommentatoren favorisierten als Lesart kyrion [„Herr“] und zogen es vor, es wie in der LXX [Septuaginta] zu verstehen, nämlich als Yahweh.“
In The First Epistle of Paul the Apostle to the Corinthians, herausgegeben von John Parry, 1916, heißt es auf Seite 147 zu 1. Korinther 10:9: „Wir können nicht schlussfolgern, dass S. Paulus sagen wollte, die Israeliten hätten Christus versucht; … Selbst in Anbetracht von V. 4 wäre es wenig einleuchtend, davon zu sprechen, dass die Israeliten Christus versuchten.“
Im Journal of Biblical Literature, Ausgabe März 1977, kommentiert George Howard in dem Artikel „The Tetragram and the New Testament“ 1. Korinther 10:9 wie folgt: „Die Passage ist eine … Anspielung auf 4Mo 21:5-6, wo der MT [der hebräische massoretische Text] sagt, dass Yhwh feurige Schlangen unter das Volk schickte. Wenn man von den Qumran-Handschriften ausgeht, könnte hier in den Worten von Paulus ursprünglich ein Tetragramm gestanden haben. In diesem Fall wären θεόν [theón] und κύριον [kýrion] höchstwahrscheinlich die ersten Ersatzbezeichnungen dafür und Χριστόν [Christón] wäre eine spätere Auslegung der Abschreiber.“
In dem Bibelkommentar A Critical and Exegetical Commentary on the First Epistle of St Paul to the Corinthians von Archibald Robertson und Alfred Plummer, 1911, heißt es zu 1. Korinther 10:9: „Im N. T. [Neuen Testament] bedeutet ὁ Κύριος [ho kýrios] gewöhnlich ‚unser Herr‘; doch das ist keineswegs immer der Fall, und hier ist mit ziemlicher Sicherheit Jehovah gemeint, wie es 4Mo [21:4-9] und Ps[alm 78:18] nahelegen.“
In The Interpretation of St. Paul’s First and Second Epistles to the Corinthians erklärt R. C. H. Lenski auf Seite 397 zu 1. Korinther 10:7: „Das Zitat stammt aus 2Mo 32:6 gemäß der LXX [Septuaginta], wo ein Fall von indirektem Götzendienst beschrieben wird, nämlich das ausschweifende Fest in Verbindung mit dem Goldenen Kalb. Auch wenn die Figur für Jehovah gedacht war, handelte es sich doch um eine Götzenfigur; Paulus lenkt die Aufmerksamkeit allerdings auf das Fest, das eine durch und durch götzendienerische Prägung hatte. Damit berührt er einen wunden Punkt bei den Korinthern, die dachten, auch sie könnten ein gutes Verhältnis zu Jehovah bewahren und gleichzeitig – unter dem Deckmantel ihrer persönlichen Freiheit – bei götzendienerischen Feiern essen, trinken und sich amüsieren.“ Lenski fährt mit Bezug auf Vers 9 fort: „Den Herrn zu versuchen bedeutet, bis zum Äußersten zu gehen, um zu sehen, ob er sich als Gott erweist, indem er diejenigen bestraft, die ihn auf diese Weise versuchen.“
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10, 17, 18, 22, 23, 46, 65, 95, 96, 100, 101, 125, 138, 139, 145, 147, 167, 291, 295, 322-324
1. KORINTHER 10:21a „Becher Jehovas“
BEGRÜNDUNG: In vorhandenen griechischen Handschriften steht hier „Becher [des] Herrn“, doch es spricht einiges dafür, den Namen Gottes im Haupttext zu verwenden. Paulus warnt in dieser Textpassage vor Götzendienst. Vielleicht hatte er den Becher Wein im Sinn, der beim Abendmahl des Herrn für das Blut Christi steht und von dem er fünf Verse zuvor gesprochen hat (1. Korinther 10:16). Er bezeichnet ihn dort als „Becher der Segnung, den wir segnen“. Als Jesus die Abendmahlsfeier einführte, sprach er einen Segen bzw. ein Gebet, bevor er seinen Jüngern den Becher reichte (Matthäus 26:27, 28; Lukas 22:19, 20). Nach diesem Muster wird auch heute ein Gebet gesprochen, bevor diejenigen, die in den neuen Bund aufgenommen worden sind, von dem Wein trinken. Es ist jedoch angebracht, hier vom „Becher Jehovas“ und vom „Tisch Jehovas“ zu sprechen, weil Jehova derjenige war, der Christen das Loskaufsopfer und alles andere zur Verfügung gestellt hat, weil ihm der Wert von Jesu Opfer dargebracht wurde, weil er entschied, wie dieses Opfer genutzt würde und weil er den neuen Bund ankündigte und ins Leben rief (Jeremia 31:31-34). Interessanterweise steht hier im Griechischen vor kýrios kein bestimmter Artikel, obwohl er grammatisch zu erwarten wäre. Dadurch bekommt das Wort kýrios die Funktion eines Eigennamens. Außerdem stellt der nächste Vers (1. Korinther 10:22), in dem ebenfalls das Wort kýrios erscheint, einen deutlichen Bezug zu 5. Mose 32:21 her, wo es heißt: „Sie haben mich mit etwas, was kein Gott ist, zum Zorn [oder „zur Eifersucht“, Fn.] gereizt.“ Aus dem Zusammenhang (5Mo 32:19-21) geht klar hervor, dass hier Jehova selbst spricht. Der Kontext des vorliegenden Verses, der Hintergrund der Hebräischen Schriften und das Fehlen des bestimmten Artikels im Griechischen sprechen für den Gebrauch des Gottesnamens im Haupttext.
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
In dem Werk A Commentary on the New Testament From the Talmud and Hebraica von John Lightfoot, Ausgabe 1989, Band 4, heißt es zu dem Ausdruck „Tisch des Herrn“, der in 1. Korinther 10:21 zusammen mit dem Ausdruck „Becher des Herrn“ verwendet wird: „Der Tisch des Höchsten, ein bei den Talmudisten nicht unüblicher Ausdruck für den Altar.“
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10, 24, 32, 41, 65, 80, 94, 100, 115, 146, 255
1. KORINTHER 10:21b „Tisch Jehovas“
BEGRÜNDUNG: In vorhandenen griechischen Handschriften steht „Tisch [des] Herrn“. Man geht davon aus, dass Paulus hier aus Maleachi 1:7 zitiert oder darauf Bezug nimmt. Dort wird der Opferaltar in Jehovas Tempel als „Tisch Jehovas“ bezeichnet; im hebräischen Text steht an dieser Stelle das Tetragramm. In verfügbaren Abschriften der Septuaginta findet man in Maleachi 1:7 einen ähnlichen Wortlaut wie in 1. Korinther 10:21b. (Siehe Studienanmerkung zu 1. Korinther 10:21.) Interessanterweise steht im griechischen Text im vorliegenden Vers vor kýrios („Herr“) kein bestimmter Artikel, obwohl er grammatisch zu erwarten wäre. Dadurch bekommt das Wort kýrios die Funktion eines Eigennamens. Der Kontext, der Hintergrund der Hebräischen Schriften und das Fehlen des bestimmten Artikels im Griechischen sprechen somit dafür, im Haupttext den Gottesnamen zu verwenden. (Siehe Erklärung zu 1. Korinther 10:21a.)
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
Das Buch The First Epistle of Paul the Apostle to the Corinthians, herausgegeben von John Parry, 1916, kommentiert den Ausdruck „Tisch des Herrn“ in 1. Korinther 10:21 auf Seite 153 wie folgt: „Die Bezeichnung des Altars als Tisch führt den Gedanken fort, dass der Herr der Gastgeber ist. Dies ist ein gängiges Konzept im A. T. [Alten Testament].“ (Siehe Erklärung zu 1. Korinther 10:21a.)
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10, 24, 32, 41, 65, 80, 94, 100, 115, 146, 255
1. KORINTHER 10:22 „Oder wollen wir Jehova zur Eifersucht reizen?“
BEGRÜNDUNG: Hier geht aus dem Kontext hervor, dass sich das im griechischen Text verwendete Wort kýrios („Herr“) auf Gott bezieht. Paulus warnt Christen davor, Jehova durch irgendeine Form von Götzendienst eifersüchtig oder zornig zu machen. Er spielt dabei auf 5. Mose 32:21 an, wo es heißt: „Sie haben mich mit etwas, was kein Gott ist, zum Zorn [oder „zur Eifersucht“, Fn.] gereizt.“ Wie der Zusammenhang (5. Mose 32:19-21) deutlich macht, spricht hier Jehova selbst. Somit stützen sowohl der Kontext von 1. Korinther 10:22 als auch die Hebräischen Schriften die Verwendung des Namens Jehova im Haupttext.
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
In The Interpretation of St. Paul’s First and Second Epistles to the Corinthians von R. C. H. Lenski heißt es zu 1. Korinther 10:22: „Paulus spielt auf 5Mo 32:21 an.“ Im hebräischen Urtext erscheint der Name Gottes in 5. Mose 32:19.
Im Holman New Testament Commentary—I & II Corinthians von Richard L. Pratt jr., 2000, ist über 1. Korinther 10:22 zu lesen: „Die Korinther sollten vor dem Götzendienst fliehen, weil sie – ganz ähnlich wie die Israeliten unter Moses – in der Gefahr standen, den Zorn Gottes auf sich zu ziehen.“
The Anchor Yale Bible—First Corinthians: A New Translation with Introduction and Commentary von Joseph A. Fitzmyer, 2008, Band 32, kommentiert 1. Korinther 10:22 folgendermaßen: „Das götzendienerische Verhalten von Israeliten in alter Zeit provozierte einmal den Zorn Yahwehs, und die weiteren Ausführungen von Paulus spielen auf einen solchen Zorn an, wie er zum Beispiel im Lied des Mose in 5Mo 32:21 zum Ausdruck kommt: ‚Sie haben meine Eifersucht geweckt durch einen Gott, der kein Gott ist (ep’ ou theō), mich zum Zorn gereizt durch ihre Götter aus Luft‘.“
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10, 14, 32, 35, 41, 61, 65, 74, 80, 88, 94, 100, 115, 130, 145-147, 255, 273
1. KORINTHER 11:32 „werden wir von Jehova erzogen“
BEGRÜNDUNG: In den Hebräischen Schriften wird von Jehova Gott gesagt, dass er seine Diener erzieht (5. Mose 11:2). In Sprüche 3:11, 12 steht beispielsweise: „Mein Sohn, lehne die Erziehung von Jehova nicht ab …, denn Jehova weist den zurecht, den er liebt.“ In diesen Versen, aus denen Paulus in Hebräer 12:5, 6 zitiert, erscheint der Gottesname im hebräischen Urtext in Form der vier hebräischen Konsonanten יהוה (JHWH). Deshalb wird der Name Jehova in der Neuen-Welt-Übersetzung im Haupttext von Hebräer 12:5, 6 verwendet. Die griechischen Wörter für „erziehen“ und „Erziehung“ in Hebräer 12:5, 6 und 1. Korinther 11:32 sind dieselben wie die in der Septuaginta-Wiedergabe von Spr 3:11, 12. Was Paulus an diesen zwei Stellen über Erziehung schreibt, könnte also auf denselben Sprüchetext zurückgehen. Der Hintergrund der Hebräischen Schriften liefert somit gute Gründe, im Haupttext von 1. Korinther 11:32 den Namen Gottes zu verwenden. Interessant ist auch, dass in diesem Vers in vielen griechischen Handschriften vor dem Wort kýrios („Herr“) kein bestimmter Artikel steht. Deshalb wurde der bestimmte Artikel in neueren griechischen Textausgaben im Haupttext entweder in eckige Klammern gesetzt (Nestle-Aland) oder ganz weggelassen (Society of Biblical Literature und Tyndale House, Cambridge). Durch das Fehlen des bestimmten Artikels erhält kýrios den Charakter eines Eigennamens.
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
In dem Buch Synonyms of the Old Testament, 2. Auflage, 1897, geht Robert Baker Girdlestone, früherer Rektor der Wycliffe Hall, eines Instituts der Universität Oxford, auf den Gebrauch des Gottesnamens im sogenannten Neuen Testament ein. Seine Ausführungen erschienen, noch bevor Handschriften ans Licht brachten, dass die griechische Septuaginta ursprünglich den Namen Gottes enthielt. Girdlestone schrieb: „Wenn in jener Übersetzung [der Septuaginta] das Wort [Jehova] beibehalten worden wäre oder wenn man sogar ein griechisches Wort für Jehova und ein anderes für Adonai gebraucht hätte, hätte man eine solche Praxis zweifellos auch in den Abhandlungen und Erörterungen des NT [Neuen Testaments] beibehalten. Demnach könnte unser Herr, als er den 110. Psalm zitierte, statt ‚der Herr sprach zu meinem Herrn‘ gesagt haben: ‚Jehova sprach zu Adoni‘.“ Im Folgenden geht Girdlestone auf die Problematik ein zu bestimmen, an welchen Stellen der Gottesname im Neuen Testament stehen sollte: „Angenommen, ein christlicher Gelehrter wäre dabei gewesen, das griechische Testament ins Hebräische zu übersetzen. Er hätte sich jedes Mal, wenn das Wort Κύριος [kýrios] vorkam, überlegen müssen, ob im Kontext irgendwelche Hinweise auf seine genaue hebräische Entsprechung vorhanden waren; und diese Schwierigkeit träte in allen Sprachen beim Übersetzen des NT auf, wenn man den Titel Jehova im AT [d. h. in der Septuaginta-Übersetzung des Alten Testaments] stehengelassen hätte. An vielen Stellen hätte man sich von den Hebräischen Schriften leiten lassen können: Wann immer also der Ausdruck ‚der Engel des Herrn‘ vorkommt, wissen wir, dass das Wort Herr für Jehova steht; zu einer entsprechenden Schlussfolgerung würde man bei dem Ausdruck ‚das Wort des Herrn‘ gelangen, wenn man sich nach dem richtete, was im AT vorausging; das gilt auch für den Titel ‚der Herr der Heerscharen‘. Wann immer hingegen der Ausdruck ‚mein Herr‘ oder ‚unser Herr‘ vorkommt, sollten wir wissen, dass das Wort Jehova unzulässig wäre und Adonai oder Adoni gebraucht werden müsste. Allerdings gäbe es noch viele Passagen, für die sich keine Regeln formulieren ließen.“ Wie nachfolgende Belege zeigen, haben sich eine Reihe von Bibelübersetzern dafür entschieden, in 1. Korinther 11:32 den Namen Gottes zu verwenden. Einige gebrauchen das hebräische Tetragramm, andere wiederum Formen wie Jahwe, YAHVAH oder JHWH.
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J16, 18, 32, 65, 94, 95, 100, 101, 115, 125, 145-147, 167, 201, 310, 323, 324
1. KORINTHER 14:21 „sagt Jehova“
BEGRÜNDUNG: In seiner Abhandlung über das Zungenreden zitiert Paulus aus Jesaja 28:11, 12. Dort ist von Jehova als Sprecher die Rede („wird er … sprechen“). Paulus zitiert diese Passage jedoch so, als würde Gott selbst sprechen („werde ich … sprechen“). Um deutlich zu machen, wer mit „ich“ gemeint ist, fügt Paulus einen Ausdruck hinzu, der gemäß verfügbaren griechischen Handschriften wörtlich „sagt Herr“ lautet. Der gleiche griechische Ausdruck kommt in der Septuaginta Hunderte von Malen vor und ist dort die Wiedergabe für hebräische Formulierungen wie „erklärt Jehova“, „sagt Jehova“ und „das sagt Jehova“. Einige Beispiele dafür sind Jesaja 1:11; 48:17; 49:18 (in Römer 14:11 zitiert); 52:4, 5. Der Sprachgebrauch in den Hebräischen Schriften spricht dafür, den griechischen Ausdruck in 1. Korinther 14:21 mit „sagt Jehova“ wiederzugeben. Zudem fällt auf, dass in diesem Vers im griechischen Text vor dem Wort kýrios („Herr“) kein bestimmter Artikel steht, obwohl er aus grammatischer Sicht zu erwarten wäre. Dadurch wirkt das Wort kýrios wie ein Eigenname.
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
Das Exegetische Wörterbuch zum Neuen Testament, 1992, Band II, Spalte 815, gibt 1. Korinther 14:21 als einen Vers an, in dem „Jahwe/Gott … als κ. [kýrios] bezeichnet“ wird.
In The Anchor Yale Bible—First Corinthians: A New Translation with Introduction and Commentary von Joseph A. Fitzmyer, 2008, Band 32, heißt es zu 1. Korinther 14:21: „Paulus gibt Jes[aja] 28:11, 12d frei wieder, wobei er einige Worte Jesajas verwendet.“ Zum Hintergrund des Zitats heißt es in dem Werk weiter: „Das Volk von Ephraim und Juda würde somit widerwillig Yahwehs Worte hören müssen, die die Angreifer auf Assyrisch an sie richten würden.“
In einem Kommentar zu 2. Korinther 3:16, 17 zählt das Werk A Critical and Exegetical Commentary on the Second Epistle to the Corinthians von Margaret E. Thrall, 2004, 1. Korinther 14:21 zu den Versen, in denen sich kýrios „auf Yahweh bezieht“.
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10-12, 14, 16-18, 22-24, 28-36, 38, 40-43, 46, 47, 52, 59-61, 65, 66, 88, 90, 93, 95, 96, 99-102, 104-106, 114, 115, 117, 125, 130, 136, 144-147, 149, 154, 164-166, 178, 187, 195, 201, 203, 209, 210, 217, 237-239, 244, 250, 265, 269, 271, 273, 275, 279, 283, 287, 290, 295-297, 310, 323, 324
1. KORINTHER 16:7 „wenn Jehova es zulässt“
BEGRÜNDUNG: In verfügbaren griechischen Handschriften steht hier kýrios („Herr“). In ähnlichen Formulierungen in den Christlichen Griechischen Schriften findet man nicht nur das Wort kýrios, sondern auch das Wort theós („Gott“) (Apostelgeschichte 18:21; 21:14; 1. Korinther 4:19; Hebräer 6:3; Jakobus 4:15). Deshalb kann man davon ausgehen, dass sich kýrios im vorliegenden Vers ebenfalls auf Gott bezieht. In einigen Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische wird hier das Tetragramm verwendet. Ähnliche Wendungen findet man auch in den Hebräischen Schriften. Daher ist es passend, hier im Haupttext den Namen Gottes zu verwenden. (Siehe Anm. zu Apostelgeschichte 18:21; 21:14; Jakobus 4:15.)
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
In einer Anmerkung zu 1. Korinther 16:7 schreibt W. Harold Mare in dem Werk The Expositor’s Bible Commentary, 1976, Band 10: „‚Wenn der Herr es gestattet‘ betont die völlige Abhängigkeit des Paulus vom Willen Gottes.“
In der NIV Cultural Backgrounds Study Bible von John H. Walton und Craig S. Keener, 2016, heißt es zu der Wendung „wenn der Herr will“ in 1. Korinther 16:7: „Sowohl Juden als auch Nichtjuden schränkten ihre Pläne oft ein, indem sie ‚wenn Gott will‘ oder Ähnliches sagten.“
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10, 14, 16-18, 22, 23, 32, 65, 94, 95, 100, 101, 115, 125, 138, 145-147, 167, 310, 322-324
1. KORINTHER 16:10 „das Werk Jehovas“
BEGRÜNDUNG: In verfügbaren griechischen Handschriften steht hier zwar „Werk [des] Herrn“, das Wort „Herr“ (kýrios) scheint sich jedoch auf Jehova Gott zu beziehen. Im griechischen Text fehlt an dieser Stelle vor dem Wort kýrios der bestimmte Artikel, obwohl er aus grammatischer Sicht zu erwarten wäre. Dadurch erscheint kýrios wie ein Eigenname.
UNTERSTÜTZENDE QUELLEN:
In dem Werk The First Epistle of Paul the Apostle to the Corinthians, herausgegeben von John Parry, 1916, heißt es auf Seite 248 zu 1. Korinther 16:10: „Für Christus wird das artikellose Κύριος [kýrios] anscheinend nur nach einer Präposition oder im Genitiv nach einem artikellosen Substantiv gebraucht. (Röm[er 14:6]): daher hier = τοῦ θεοῦ [Gottes].“ Als zusätzliche Beispiele werden Römer 14:20 („Werk Gottes“) und Johannes 6:28 (wörtlich „Werke Gottes“) angeführt, wo dasselbe griechische Wort (érgon, „Werk“, „Arbeit“) steht wie in der Wendung in 1. Korinther 16:10. Das unterstützt den Gedanken, dass auch in diesem Vers mit kýrios Jehova Gott gemeint ist.
ZUSÄTZLICHE BELEGE: J7, 8, 10, 14, 16-18, 24, 28-32, 65, 93-95, 100, 101, 106, 115, 146, 310, 323, 324