Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g76 8. 12. S. 16-23
  • Ich habe zu Hause entbunden

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Ich habe zu Hause entbunden
  • Erwachet! 1976
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Krankenhausbehandlung
  • Die Einstellung von Geburtshelfern
  • Schnell ansteigende Kosten — eine Folgeerscheinung?
  • Die Pflege des Neugeborenen
  • Vorbereitende Maßnahmen
  • Die Wehen setzen ein
  • Die Niederkunft
  • Pflege danach
  • Muß die Entbindung so schmerzhaft sein?
    Erwachet! 1980
  • Wie wir uns auf die Geburt unseres Kindes vorbereiteten
    Erwachet! 1977
  • Unser Baby wurde zu Hause geboren
    Erwachet! 1974
  • Als unser Kind zur Welt kam
    Erwachet! 1979
Hier mehr
Erwachet! 1976
g76 8. 12. S. 16-23

Ich habe zu Hause entbunden

Eine Frau schildert, warum sie sich entschloß, zu Hause zu entbinden, und wie sie sich auf dieses Ereignis vorbereitete.

BEI uns in den Vereinigten Staaten erfährt man manchmal, daß ein Baby völlig überraschend, entgegen der Absicht der Eltern, statt im Krankenhaus irgendwo anders zur Welt kam. Aber man hört selten von Fällen, in denen die Eltern das so planten. Wir taten es jedoch. Aus welchem Grund?

Obwohl bei unserer Entscheidung die Kostenfrage mitspielte, wurde sie nicht deshalb getroffen, weil wir so mittellos gewesen wären, daß wir uns keinen Krankenhausaufenthalt hätten leisten können. Es handelte sich dabei auch nicht um einen schnellen Entschluß, der in Unkenntnis des Risikos gefaßt wurde, das für Mutter und Kind besteht, einschließlich möglicher Komplikationen während der Geburt.

Unsere Entscheidung beruhte vielmehr auf einer in unseren Augen ausgeglichenen Ansicht über alle beteiligten Faktoren — erstens die Risiken bei der Geburt, die unserer Meinung nach nicht annähernd so groß sind, wie die meisten Leute meinen, und zweitens der Wert der Krankenhausbehandlung, der in vielen Fällen, wie wir glauben, auch nicht annähernd so hoch einzuschätzen ist, wie die meisten Leute meinen.

Krankenhausbehandlung

Als junges Mädchen hielt ich — das tun vielleicht die meisten Leute — das Krankenhaus für eine Einrichtung, in der die Kranken unter einer gewissenhaften, sehr fachmännischen Aufsicht stehen. Im Alter von 19 Jahren begann ich aber, in einem kleinen Gemeindekrankenhaus im Süden Kaliforniens als Schwesternhelferin zu arbeiten.

Zugegeben, in modernen Krankenhäusern stehen eine hervorragende Ausrüstung und ein geschicktes Personal zur Verfügung, das in der Lage ist, den Patienten in Notfällen zu helfen. Aber ich war überrascht, als ich sah, daß ein großer Teil der Behandlung, die man erhält und die man bezahlt, nicht so fachmännisch ist. Es schien, daß viele Patienten zu Hause eine ähnliche Behandlung, die aber mit mehr Liebe und weniger Geldausgaben verbunden gewesen wäre, hätten erhalten können.

Ich erinnere mich an den ersten Arbeitstag im Krankenhaus, und zwar wurde ich auf der Entbindungsstation den Kreißsälen zugeteilt. Man brachte mich zu einer Frau, die gerade in den Wehen lag, und schilderte mir die damit verbundenen Vorgänge, ohne sie, die Patientin, überhaupt begrüßt zu haben. Ich erinnere mich, daß ich mir damals dachte: „Diese Frau ist hier, bei einem der wichtigsten Ereignisse ihres Lebens, der bloße Gegenstand einer Diskussion ohne Beziehung zum Patienten.“ Ich stellte mich vor und merkte, daß sie eine sehr nette Frau war, die sich trotz ihrer körperlichen Beschwerden sehr ruhig verhielt.

Ich fragte sie, wie viele Kinder sie habe. Sie erwiderte, dies sei das siebente. Sie stellte mir dieselbe Frage. Ich sagte ihr, daß ich unverheiratet sei. Sie streichelte meine Hand und lächelte, als wollte sie sagen: „Machen Sie sich keine Sorgen; ich werde Ihnen schon helfen, damit wir gut über die Runden kommen.“

Kurz darauf sagte sie, es sei nun soweit, und bat mich, die Krankenschwester zu benachrichtigen. Ich tat das auch; aber die Krankenschwester teilte mir mit, der Doktor habe die Öffnungsweite des Muttermundes überprüft und festgestellt, daß sie für die Niederkunft noch nicht groß genug sei. So legte ich dann, als unerfahrener Teenager, den Hörer auf und unterrichtete sie davon, daß ihr Baby in Wirklichkeit noch nicht komme. Eine Minute später jedoch konnte man schon den Kopf von „Baby Nummer 7“ sehen. Als der Doktor eintraf, war bereits fast alles vorbei. Und ich muß sagen, daß dies auch bei anderen Geburten geschah, denen ich später beiwohnte.

Die Einstellung von Geburtshelfern

Ich war oft verärgert über die ungehobelte Überheblichkeit bestimmter Geburtshelfer, die ich im Kreißsaal aus nächster Nähe beobachtete. Da es ihnen an Menschenfreundlichkeit und an der üblichen Höflichkeit fehlte, sprachen sie während der Niederkunft selten mit der Mutter und dann nur in einer schroffen Art. „Legen Sie sich hin.“ „Beine hoch!“ „Wer ist hier der Doktor, Sie oder ich?“ „Werden Sie es so machen, wie ich es Ihnen sage, oder soll ich gehen?“

Natürlich sind nicht alle Ärzte von Natur aus so gefühllos und schroff; viele sind mitfühlend. Und ich bin mir darüber im klaren, daß einige Geburtshelfer überarbeitet sind, und das ist zweifellos ein Umstand, der zu ihrer Ungeduld beiträgt. Aber es tat mir trotzdem weh, zu sehen, wie sie die Wünsche des Patienten mißachteten. Ich denke an die Frau, die darum bat, von einer Narkose abzusehen, weil bei früheren Geburten ihr Magen dadurch durcheinandergebracht worden sei. Ihr Wunsch wurde aber einfach übergangen, und zwar ohne eine Erklärung oder Entschuldigung.

Ich war schockiert, als ich später einmal las, daß die Mutter bei der Niederkunft in der Gefahr steht, an ihrem eigenen Erbrochenen zu ersticken, wenn sie, noch benommen von den Medikamenten, auf dem Rücken liegt, und daß die Narkose noch dazu beitragen kann. Obwohl viele Kapazitäten auf dem Gebiet der Medizin das allzu häufige Verabreichen von Medikamenten für riskant halten, werden sie den Müttern oft routinemäßig gegeben, um ihre Schmerzen zu lindern. Ich las auch, daß diese Medikamente über die Plazenta in den Körper des Babys gelangen und sich in dessen Leber und Hirn ansammeln. Jedes fünfunddreißigste amerikanische Baby ist merklich zurückgeblieben, und ich frage mich, wie viele dieser Schäden auf ärztliche Behandlungen zurückzuführen sind, bei denen unnötigerweise Medikamente verabreicht und künstliche Maßnahmen, wie zum Beispiel das Einleiten der Wehen, durchgeführt wurden.

Ich erlebte in diesem Krankenhaus nur einen Sterbefall, der mit einer Entbindung zusammenhing. Der Tod trat deshalb ein, weil sich der Körper der Mutter gegen eine Bluttransfusion wehrte, die man ihr gegeben hatte. Ich bemerkte, daß trotz der wohlbekannten Risiken, die mit einer Bluttransfusion verbunden sind, viele Geburtshelfer sie nahezu routinemäßig nach der Geburt verordnen. Ich glaube, daß diese Frau — wäre sie zu arm gewesen, im Krankenhaus zu entbinden — heute noch am Leben wäre.

Ich bezweifle nicht, daß auf den Entbindungsstationen das Leben einiger gerettet wird. Aber um wie viele handelt es sich dabei tatsächlich? Und in welchem Verhältnis steht diese Zahl zur Anzahl derer, die gestorben sind? Im Jahre 1972 hatten fünfzehn andere Länder der Erde eine geringere Säuglingssterblichkeit als die Vereinigten Staaten. Obwohl im Jahre 1965 in den Niederlanden noch ungefähr 69 Prozent aller Babys zu Hause zur Welt gebracht wurden, betrug die Sterblichkeitsziffer nur 14,4 bei 1 000 Geburten. Aber leider betrug in den Vereinigten Staaten, wo mehr als 97 Prozent der Geburten in Krankenhäusern stattfanden, die Sterblichkeitsziffer 24,7 bei 1 000 Geburten!

Schnell ansteigende Kosten — eine Folgeerscheinung?

Meine Mutter war die erste aller meiner weiblichen Vorfahren, die in einem Krankenhaus entband. Heutzutage scheinen die meisten Leute vergessen zu haben, daß Kinder jemals irgendwo anders zur Welt kamen. Mit der zunehmenden Abhängigkeit von den Krankenhäusern stiegen auch die Preise.

Als ich vor zweiunddreißig Jahren geboren wurde, bezahlte mein Vater 75 Dollar für den Arzt und weitere 75 Dollar für die zehn Tage, die meine Mutter und ich im Krankenhaus in Los Angeles verbrachten. Heutzutage muß in Kalifornien eine Familie damit rechnen, daß sie im Fall einer normalen Schwangerschaft und Geburt eine Summe zwischen 620 Dollar und 1 500 Dollar zu entrichten hat!

Die Pflege des Neugeborenen

In dem Krankenhaus, in dem ich arbeitete, war die Säuglingsabteilung, was alle praktischen Arbeiten betraf, einer Schwesternhelferin unterstellt. Obwohl sie eine intelligente und freundliche Person war, hatte sie keine spezialisiertere Ausbildung als viele Eltern. Die Tatsache, daß sie selbst mehrere Kinder hatte, wurde als Qualifikation für ihre Arbeit betrachtet.

Wenn sie aber aus diesem Grund qualifiziert war, sich der Pflege der Neugeborenen anzunehmen, warum sind dann nicht aus demselben Grund Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel qualifiziert, sich der Pflege der Babys anzunehmen, die in ihrer eigenen Familie geboren werden? Wer wird deiner Meinung nach dein Baby mit größerer Hingabe untersuchen, küssen, im Arm halten und versorgen — die Familie, die sich über den Neuankömmling freut, oder eine Schwesternhelferin, die viele Babys in ihrer Obhut hat?

Eine Bestätigung dafür ist die Erfahrung, die eine Familie in unserer Heimatstadt machte. Nach dem üblichen Krankenhausaufenthalt nahm die Mutter ihr Neugeborenes mit nach Hause. Am zweiten Tag machte sich die Mutter Sorgen. Das Kind hatte keinen Stuhlgang gehabt. Daher ließ man es vom Doktor untersuchen. Er stellte fest, daß es eine anatomische Mißbildung hatte. Es konnte seit der Geburt unmöglich auch nur ein einziges Mal Stuhlgang gehabt haben, doch das hatte während des viertägigen Krankenhausaufenthalts niemand bemerkt. Kannst du dir nicht leicht vorstellen, daß die Mutter so etwas viel eher gemerkt hätte, wenn sie von Anfang an ihr Neugeborenes bei sich zu Hause in Pflege gehabt hätte?

Auch geben viele Ärzte zu, daß die Verfahrensweise in Krankenhäusern dem erfolgreichen Stillen nicht zuträglich ist. Die Brust braucht die regelmäßige Anregung durch das Saugen des Kindes, damit sie genügend Milch liefert. Aber in vielen Krankenhäusern wird der Mutter vom Stillen abgeraten, ja manchmal wird ihr nicht einmal erlaubt, das Kind innerhalb der ersten achtzehn Stunden nach der Geburt anzulegen. Auch wenn das im Krankenhaus geborene Kind schließlich zur Mutter gebracht wird, so geschieht dies nur zu streng eingeteilten Zeiten, und es darf lediglich kurz bleiben.a

Es gab daher eine Reihe von Gründen, warum mein Mann und ich uns entschlossen, daß unser drittes Kind zu Hause geboren werden sollte. Wir, sind uns dessen bewußt, daß andere vielleicht andersartige Erfahrungen gemacht haben und aus diesem Grund mit unserer Entscheidung nicht übereinstimmen werden. Es ist nicht unsere Absicht, anderen zu einer Hausentbindung zu raten, besonders nicht solchen Frauen, die ihr erstes Kind erwarten, da das im allgemeinen eine schwierigere Entbindung ist. Wir hatten aber nach sorgfältiger Überlegung das Empfinden, daß zumindest in unserem Fall die Vorteile einer Hausentbindung mögliche Nachteile aufwiegen würden. Daher machten wir uns an die Vorbereitungen.

Vorbereitende Maßnahmen

Ich erkenne völlig an, daß eine spezielle Überwachung der Mutter vor der Geburt ihres Kindes wertvoll ist. Es können Komplikationen eintreten — bei einer Frau ist vielleicht die Öffnung zu klein für eine normale Geburt, oder das Kind befindet sich in der Steißlage, die nicht die normale Geburt mit dem Kopf voraus ermöglicht. Oder es kann auch eine Mehrlingsschwangerschaft vorliegen. In der Vergangenheit hatten solche Bedingungen oft den Tod zur Folge, aber heute werden durch moderne Verfahrensweisen viele solche Babys gerettet. Daher ließ ich mich vorher von einem Arzt untersuchen, und es ergab sich, daß ich allen Anzeichen nach eine normale Entbindung haben würde.

Ich wollte eine gelernte Hebamme als Hilfe haben. Aber in Kalifornien ist es nicht erlaubt, gewerblich als Hebamme tätig zu sein; nur ein amtlich zugelassener Arzt darf für seine Dienste Geld verlangen. Aber die Experten, unter anderem auch ein Mitarbeiter eines Anwaltsbüros, mit denen ich die Angelegenheit besprach, sagten, daß irgend jemand einer Frau Geburtshilfe leisten kann, solange er dafür kein Entgelt verlangt. Daher bat ich eine Freundin darum, meine „Hebamme“ zu sein.

Ich muß sagen, daß ich oft überrascht bin, wie wenig viele Frauen, einschließlich derjenigen, die unter dem Einfluß starker Beruhigungsmittel entbunden haben, über den Geburtsvorgang wissen. Sie stellen Fragen wie: „Wer hat das Baby zum Atmen gebracht?“ „Mußtest du eine Herzmassage durchführen?“ „Woher wußtest du, was zu tun war?“ „Hattest du nicht Angst, irgendeinen schweren Fehler zu machen?“ „Womit ist denn die Nabelschnur verbunden?“ „Wie hast du sie abgebunden und durchgeschnitten?“ „Welche Ausrüstung braucht man, um zu Hause entbinden zu können?“

In unserer heutigen Zeit, in der sich die Einstellung gegenüber so vielen Einrichtungen, die man lange Zeit für selbstverständlich gehalten hat, wandelt, wäre es für verheiratete Frauen vielleicht von Vorteil, wenn sie sich über das Thema „Entbindung“ informieren würden. Sie tun gut daran, einmal zu überdenken, was sie unternehmen würden, wenn es sich ergeben sollte, daß sie entweder mit Absicht oder durch unvorhergesehene Umstände nicht in einem Krankenhaus entbinden.

Was benötigt man für eine Hausentbindung? Vor allem braucht man einen sauberen Platz zum Hocken oder zum Liegen, sofern man letzteres bevorzugt. Welche besonderen Anweisungen sind nötig? In Wirklichkeit hat der große Lebengeber für alle Einzelheiten gesorgt, und er hat nur das Naheliegende dem Instinkt und der Intelligenz der Mutter überlassen. Während der Wehen und der Geburt wird die Mutter durch die Vorgänge im Körper gezwungen, das zu tun, was notwendig ist, damit das Kind zur Welt kommt, und das erweist sich als das Richtige.

Damit alles angenehmer und hygienischer war, begann ich, bestimmte einfache Vorbereitungen zu treffen. Wir planten, daß ich auf dem Zuschneidetisch meiner Mutter entbinden sollte. Damit er nicht naß wurde, kaufte ich in einem Malergeschäft ein paar große Plastiktücher. Ich wusch auch einige alte Bettücher und Handtücher. Nach dem Trocknen verpackte ich sie in einem braunen Papiersack und „backte“ sie bei niedriger Temperatur mehrere Stunden lang im Ofen. Die Bettücher brauchte ich als Unterlage zum Knien, und die Handtücher wollte ich je nach Bedarf verwenden. Die schlimmen Infektionen, die es in der Vergangenheit gab, traten im allgemeinen nicht bei den Müttern auf, die zu Hause entbanden, sondern sie waren auf das Personal in den Krankenhäusern zurückzuführen, das diese Infektionen bei der Behandlung von einem Patienten auf den anderen übertrug.

Als nächstes kaufte ich eine Gummispritze für den Fall, daß es notwendig werden sollte, den Schleim aus der Nase des Babys zu entfernen. Ich kochte sie zusammen mit einer Schere, die ich zum Abschneiden der Nabelschnur brauchte, in Wasser ab. Ich legte dann beides in eine Plastiktüte und versiegelte sie. Außerdem „backte“ ich im Ofen eine Packung weißes Schrägband, die ich in einem Kurzwarengeschäft gekauft hatte. Es war zum Abbinden der Nabelschnur gedacht. Ich besorgte mir auch eine ganze Menge großer Damenbinden und packte natürlich auch einige Babysachen ein.

Da wir erkannten, daß es gut ist, mit möglichen Komplikationen zu rechnen, überdachten wir, was im Notfall zu tun wäre. Für den Fall, daß die Wehen nicht normal verlaufen würden, plante ich, ins Krankenhaus zu gehen. Es ist nicht weit weg vom Haus meiner Eltern. Deswegen beschlossen wir, daß ich dort entbinden sollte. Ich plante auch, ins Krankenhaus zu gehen, falls sich nach der Geburt die Gebärmutter nicht festigen würde; sie sollte sich nach der Entbindung zu einem harten Gebilde zusammenziehen, damit die Blutungen aufhören.

Sollte es sich herausstellen, daß das Baby bei der Geburt etwas im Hals hätte, so würden wir dies mit dem Finger beseitigen. Das ist nicht so schwer; Eltern müssen das manchmal auch bei älteren Kindern tun, wenn ihnen etwas im Hals steckenbleibt. Sollte das Baby schwer atmen, würden wir es mit dem Kopf nach unten halten oder eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen. Dazu sollten eigentlich alle Eltern in der Lage sein, denn sogar kleine Kinder stehen in der Gefahr, zu ersticken, zu ertrinken oder von einem elektrischen Schlag getroffen zu werden. Das sind alles Situationen, die eine künstliche Beatmung erfordern könnten.

Die Wehen setzen ein

Die Wehen setzten bei mir an einem Montagabend ein. Es war eine Hilfe für mich, daß ich mich vorher damit befaßt hatte, was im wesentlichen während der verschiedenen Stadien vor sich geht. Am meisten half mir die Erklärung, die die Gebärmutter oder den Mutterleib als eine Gummiflasche beschrieb, deren Mund oder Öffnung fest verschlossen gehalten wird durch ein Muskelpaket, das wie ein Zugband wirkt. Im Anfangsstadium der Wehen verspürt die Frau periodische Kontraktionen, die die Gebärmutter in Abständen von 20 oder 30 Minuten ausübt. Sie dauern ungefähr 40 Sekunden. Wenn sie die Hand auf ihren Unterleib legt, spürt sie, wie sich eine harte Masse bildet und dann wieder weich wird, sobald die Kontraktion nachläßt. Diese Masse ist die Gebärmutter, der große Muskel, der das Baby umschließt.

Im weiteren Verlauf der Wehen werden die Kontraktionen regelmäßiger und heftiger. Die Gebärmutter preßt so lange, bis die „Zugband“muskeln, durch die sie während der Schwangerschaft verschlossen war, unter dem Druck nachgeben. Dieses allmähliche Öffnen des Gebärmutterhalses, der mit der Öffnung einer Flasche verglichen werden kann, stellt die erste Phase der Wehen dar. All das geschieht unfreiwillig, ohne irgendeine Hilfe oder Veranlassung von seiten der Mutter.

Wenn schließlich gegen Ende der ersten Phase der Wehen der Öffnungsvorgang beendet ist, werden die Kontraktionen so heftig und so häufig, daß es für eine Frau schwer ist, an irgend etwas anderes zu denken. Ich beurteile den Fortschritt der Wehen nicht nach der zunehmenden Regelmäßigkeit der Kontraktionen, sondern nach meiner Konzentrationsfähigkeit. Wenn ich mich nicht mehr auf irgend etwas anderes konzentrieren kann, dann weiß ich, daß es Zeit ist, meine Aufmerksamkeit darauf zu richten, daß das Baby kommt. Damit beginnt die zweite Phase der Wehen.

Am frühen Dienstagmorgen bemerkte ich, daß die Niederkunft kurz bevorstand. Deshalb fuhren mein Mann und ich, nachdem wir unsere Kinder bei ihrer Tante zurückgelassen hatten, zur Wohnung meiner Eltern.

Während meine Eltern und mein Mann im Morgenmantel und mit Pantoffeln dasaßen, ging ich den Flur auf und ab. Für mich ist das Aufundabgehen die natürlichste Tätigkeit während der Wehen. Es scheint den Körper in seinem Bestreben zu unterstützen, das Kind nach unten zu schieben. Zudem lenkt es von den Beschwerden ab. Lautes Singen trug ebenfalls dazu bei, mich von den Beschwerden abzulenken, und ich hatte auch das Empfinden, daß es mir half, nicht zu angespannt zu atmen.

Während der zweiten Phase der Wehen beginnt die Gebärmutter, deren Öffnung jetzt sehr weit ist, wie ein starker Kolben zu wirken. Sie schiebt den Kopf des Babys gegen den engen Durchgang der Beckenknochen. Ja, das Wort „Wehen“ ist wirklich zutreffend. Ganz gleich, was wohlmeinende Leute werdenden Müttern alles erzählen — es handelt sich dabei um etwas sehr Unangenehmes.

Die Kontraktionen sind unbarmherzig in ihrem Bestreben, das Baby durch den Geburtskanal zu schieben. Es ist ein sehr beunruhigendes Gefühl, wenn sich der Kopf immer tiefer in das Becken senkt. Es wird aber nichts gewonnen, wenn man versucht, dieser Kraft entgegenzuarbeiten. Im Krankenhaus sah ich gelegentlich Frauen, die ihren Unterleib versteiften und versuchten, die Kontraktionskraft aufzuhalten. Sie wurden bald darauf hysterisch vor Frustration.

Sobald der Kopf sich im Becken befindet, verspürt die Frau den Drang, nach unten zu drücken oder zu pressen. Sie sollte diesem Drang nachgeben, obwohl es zum Zeitpunkt der Niederkunft ratsam ist, vom Pressen abzulassen, da eine zu plötzliche Niederkunft einen Dammriß zur Folge haben kann. Ich hielt instinktiv beim Höhepunkt der Kontraktionen meinen Atem für einen Augenblick an, so, wie man das macht, wenn man einen schweren Gegenstand, zum Beispiel ein Auto, schiebt. Man unterstützt dadurch die Arbeit der Gebärmutter und kann die Kontraktionskraft viel leichter ertragen.

Ich betrachtete es als natürlich, während dieser heftigen Kontraktionen mit dem Hinundhergehen aufzuhören, meine Beine weit zu spreizen, in eine Art Hockstellung zu gehen und dann, entschuldige den Ausdruck, zu ächzen. Eine zimperliche Person mag das als unfein betrachten, aber in diesem Augenblick ist es angebracht, die kindischen Vorstellungen über das, was zum weiblichen Benehmen gehört, zu vergessen. Gibt es eigentlich etwas, was für die Weiblichkeit charakteristischer ist als das Gebären?

Hier im Flur der Wohnung meiner Eltern ging ich auf und ab, ging in Hockstellung und ächzte. Die bekannten Gesichter, die Stimmen und das Lächeln taten mir gut. Das ist eine gute, natürliche Atmosphäre, in der man den Neuankömmling der Familie willkommen heißen kann.

Die Niederkunft

Als die Fruchtblase (die mit Fruchtwasser gefüllte Hülle) platzte, wußte ich aufgrund früherer Erfahrungen, daß bis zur Geburt nur noch einige Anstrengungen notwendig waren. Ich zog mir saubere Kniestrümpfe an, und mein Mann half mir auf den Zuschneidetisch. Auf dem Tisch waren saubere Tücher ausgebreitet.

Ich hatte mich entschlossen, mich nicht auf den Boden, sondern auf den Tisch zu hocken, damit die anderen alles besser beobachten und helfen konnten. Es scheint naturgegeben zu sein, in dieser Lage Hilfe und Erleichterung zu suchen, aber es gab während der Niederkunft tatsächlich keinen Zeitpunkt, wo ich nicht ohne Hilfe erfolgreich zurechtgekommen wäre.

Bei der Geburt meiner ersten beiden Kinder ging ich so lange auf und ab, wie es der Doktor erlaubte, und legte mich dann kurz vor der eigentlichen Geburt widerwillig auf den Entbindungstisch. Ich war froh, daß ich diesmal nicht in einer Stellung, die dem Arzt, sondern die mir angenehm war, entbinden würde. Es ergab sich, daß ich in einer halb stehenden, halb hockenden Stellung entband. Ich glaube, daß eine tiefere Hockstellung der Entbindung sogar zuträglicher gewesen wäre, wenn ich mich auf etwas hätte stützen können, um mich in dieser Stellung zu halten. Ich erinnerte mich daran, daß die Hebräerinnen den Beistand von Hebammen hatten und von einer Art Gebärstuhl gestützt wurden, und ich kann mir wirklich den Vorteil einer solchen Stütze vorstellen (2. Mose 1:16-19).

Die Freundin, die sich bereit erklärt hatte, als Hebamme zu dienen, war noch nicht gekommen. Daher standen meine Mutter und mein Vater hinter mir zu beiden Seiten des Tisches und streckten ihre Hände aus, um ihr drittes Enkelkind — einen Jungen — aufzunehmen. Er fing an zu schreien, bevor er vollständig geboren war: Als ich über die Schulter schaute, um Paul, mein neues Baby, zu sehen, war es 4.15 Uhr.

Die Nabelschnur an Pauls Bäuchlein war am anderen Ende noch mit der Plazenta verbunden, die sich immer noch in der Gebärmutter befand. Die Plazenta ist das wunderbare Organ, mit dessen Hilfe das ungeborene Baby atmet, verbrauchte Stoffe ausscheidet und in der Lage ist, andere lebensnotwendige Funktionen auszuüben. Einige Minuten lang war die Nabelschnur schwarz und mit Blut gefüllt. Während jedoch meine Mutter Paul unter mir in ihren Armen hielt, strömte das Blut in seinen rechtmäßigen kleinen Besitzer. Die Nabelschnur fiel dann in sich zusammen und erschlaffte zu einem Stück weißer, lebloser Haut. Jetzt war es offensichtlich an der Zeit, sie durchzuschneiden.

In diesem Moment traf die ursprünglich bestellte Hebamme ein, und sie band, einige Zentimeter von Pauls Körper entfernt, die Nabelschnur an zwei Stellen ab und schnitt sie zwischen den beiden Unterbindungen durch. Es schien nicht die Gefahr einer Blutung zu bestehen, weder mit noch ohne Unterbindungen. Innerhalb weniger Tage vertrockneten die Reste der Nabelschnur und fielen ab.

Pflege danach

Bald darauf wurde Paul zum erstenmal gebadet. Das besorgten sein Vater und sein Großvater, indem sie ihn in der Küche mit Olivenöl reinigten. Er duftete bald wie eine italienische Delikatesse. Wir hatten uns für den Anlaß eine Babywaage ausgeliehen. Ein Baby kann bestimmt am Leben bleiben, ohne daß es bei der Geburt gewogen wird, aber es erleichtert die Eintragung etwas, da viele Staaten die Angabe des Geburtsgewichts wünschen. Mittlerweile war die ganze Familie in der Küche versammelt, um sich Paul genauer anzusehen, und so blieb ich schließlich allein in der Nähstube zurück und wartete auf die letzte Phase der Wehen.

Nach ungefähr 15 Minuten wurde die Plazenta ausgestoßen; das ist die letzte Phase des Geburtsvorganges. Wir untersuchten sie, um zu sehen, ob die Oberfläche glatt war und keine Anzeichen von Beschädigung aufwies. Bleibt ein Stück von der Plazenta in der Gebärmutter zurück, so kann dies später Blutungen hervorrufen. Wir taten sie in einen Plastikbeutel, der in den Mülleimer kam.

Ich hatte jetzt zum erstenmal seit dem Beginn der heftigen Wehen das Bedürfnis, mich hinzulegen. Meine Freundin, die sich in solchen Angelegenheiten auskannte, untersuchte, ob ich einen Dammriß hätte. Ich hatte es eingeplant, notfalls in die Ambulanz eines Krankenhauses zu gehen, um einen etwaigen Riß nähen zu lassen. Meine Mutter und meine Freundin halfen mir, ein frisches Nachthemd anzuziehen, und versahen mich mit Damenbinden. Darauf stieg ich vom Tisch herunter und ging in das Schlafzimmer meiner Eltern, wo ein warmes Bett auf mich wartete.

Anschließend brachten sie Paul, der bereits angezogen und in eine Decke gewickelt war, zu mir herein und legten ihn an meine Brust. Wir ergötzten uns daran, mit welchem Eifer und offensichtlichen Vergnügen er seine erste Mahlzeit außerhalb des Mutterleibes genoß. Es war ein angenehmes Gefühl, ihn bei mir zu haben, da ich wußte, daß der Saugvorgang das Zusammenziehen der Gebärmutter fördert, wodurch beschädigte Gefäße geschlossen und ein übermäßiger Blutverlust vermieden wird. Ich las mit Interesse den Kommentar des New Yorker Geburtshelfers Irwin Chabon, den er kürzlich in der Zeitschrift Today’s Health veröffentlichte: „Bei Frauen, die ihr Baby stillen, nimmt die Gebärmutter wieder die Größe ein, die sie vor der Schwangerschaft hatte, wohingegen bei Frauen, die nicht stillen, die Gebärmutter immer etwas größer bleibt, als sie vor der Schwangerschaft war.“

Paul war bald eingeschlafen. Wir saßen alle am Tisch, nahmen unser Frühstück ein und unterhielten uns über das, was sich am Morgen ereignet hatte. Wir hatten alle das Gefühl, daß wir uns etwas nähergekommen waren, und wir sagten Jehova Gott Dank für den guten Verlauf der Geburt des Neuankömmlings in unserer Familie.

Zum Abschluß möchte ich gerne hervorheben, daß ich nicht ausnahmslos jeder Mutter zu einer Heimentbindung rate, besonders nicht den Frauen, die ihr erstes Kind erwarten. Ich möchte auch betonen, wie wichtig es ist, daß sich schwangere Frauen, wenn möglich, von medizinisch geschultem Personal untersuchen lassen. Ich sage das deshalb, weil solche Personen oft in der Lage sind, mögliche Komplikationen vorauszusehen, die zum Zeitpunkt der Geburt eintreten können. Andererseits bin ich persönlich davon überzeugt, daß eine Frau, die richtig informiert ist und von einer geschulten Person unterstützt wird, so wie ich die Freude erleben kann, ihr Kind zu Hause zur Welt zu bringen. (Eingesandt.)

[Fußnote]

a Siehe Erwachet!-Ausgabe vom 22. Juli 1976.

[Herausgestellter Text auf Seite 19]

„Wir planten, daß ich auf dem Zuschneidetisch meiner Mutter entbinden sollte.“

[Herausgestellter Text auf Seite 21]

Ich entband in einer halb stehenden, halb hockenden Stellung.

[Herausgestellter Text auf Seite 22]

„Er fing an zu schreien, bevor er vollständig geboren war.“

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen