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  • Warum leiden Millionen unter Depressionen?
  • Erwachet! 1977
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Erwachet! 1977
g77 22. 3. S. 5-7

Warum leiden Millionen unter Depressionen?

ANFANGS mögen die Symptome nicht sonderlich ernst erscheinen. Man fühlt sich vielleicht müde, abgeschlagen und leidet an Magenkrämpfen oder Druckgefühl im Brustbereich. Mitunter wacht man ohne besonderen Grund in aller Frühe auf, oder man hat Einschlafschwierigkeiten. Außerdem mag Appetitmangel zu Gewichtsverlust oder gesteigerter Appetit zu starker Gewichtszunahme geführt haben.

Wer von uns hat nicht schon einmal einige dieser Symptome an sich selbst festgestellt? Das können Anzeichen einer alltäglichen körperlichen Krankheit sein. Wenn sich der Zustand aber nicht ändert und eine ärztliche Untersuchung zeigt, daß organisch alles in Ordnung ist — hat man sich dann diese Störungen nur eingebildet? Nicht unbedingt.

Müdigkeit, schmerzhafte Mißempfindungen sowie Appetit- und Nachtschlafstörungen können, wie die Ärzte sich ausdrücken, die „somatische Maskierung einer Depression“ sein. Was bedeutet der Ausdruck „Depression“? Wieso werden Menschen depressiv?

Einige typische Depressionssymptome

Jedermann ist ab und zu einmal niedergeschlagen. Das ist jedoch noch kein Grund zur Beunruhigung; denn diesen Zustand meinen die Ärzte nicht, wenn sie von Depression sprechen. Ein namhafter amerikanischer Psychiater, Dr. Bertram S. Brown, erklärte in einem Interview gegenüber der Zeitschrift U.S. News & World Report die Bedeutung dieses Ausdrucks wie folgt: „Wenn wir als Nervenärzte von Depression sprechen, meinen wir stets ein wesentlich ernsteres Krankheitsbild. Die Patienten sind dabei zunächst einmal antriebsgemindert und haben keinen rechten Lebensmut mehr. Dieser Zustand hält gewöhnlich einige Tage bis ein paar Wochen an und beeinträchtigt ihre gesamten Lebensfunktionen.“

Depressiven Kranken macht es z. B. Schwierigkeiten, selbst die einfachsten alltäglichen Dinge zu tun, wie sich anzuziehen, die Zähne zu putzen, das Frühstück zu bereiten und routinemäßige Entscheidungen zu fällen. „Das dritte Stadium, in dem kein Zweifel mehr besteht, daß es sich um eine Depression handelt“, erklärte Dr. Brown weiter, „zeigt sich darin, daß der Patient buchstäblich nahezu regungslos in einer Ecke sitzt und ins Leere starrt.“

Im Rahmen einer Depression gibt es jedoch noch andere charakteristische Symptome. So berichtet z. B. das New York Times Magazine in einem Artikel über die Forschungsergebnisse von Dr. Aaron Beck folgendes:

„Wie Beck in seinem Buch ,Depression: Ursachen und Behandlung‘ schreibt, haben depressive Patienten oftmals Nacht für Nacht Träume, in denen es um Minderwertigkeitsgefühle geht, z. B. um die Idee, äußerlich unansehnlich zu wirken, ferner um Verarmungsgedanken und das Gefühl, nichts zu leisten ... Beck bemerkt, daß diese schwermütigen Trauminhalte bei Nacht ihr Gegenstück in ebenso negativen Gedankeninhalten bei Tag finden. Als z. B. der Freund einer an Depressionen leidenden jungen Dame etwas zu spät zum Rendezvous kam, war sie fest davon überzeugt, daß sie ihm gleichgültig geworden sei, daß niemand sie gern möge, ja daß sie auch tatsächlich gar nicht liebenswert sein könne.

Beck postuliert, daß sozusagen sämtliche Gedankeninhalte depressiver Patienten von der von ihm so bezeichneten ,kognitiven Triade der Depression‘ beherrscht werden: einer negativen Auffassung über die Welt, über sich selbst und über die Zukunft. Er stellt weiter fest, daß zu Depressionen neigende Menschen schon in geringfügigen Belastungen unüberwindliche Hindernisse sehen, sich selbst für dumm oder hoffnungslos unfähig halten und davon überzeugt sind, daß sie in Zukunft nur noch weitere kummervolle Fehlschläge erleiden werden.“

Die Ärzte sprechen von „reaktiver“ oder von „endogener“ Depression. Die reaktive Depression wird gewöhnlich durch irgendeine äußere Ursache ausgelöst, zum Beispiel durch den Tod eines nahestehenden Menschen (oder auch Haustieres), eine Ehescheidung oder einen sonstigen schweren Verlust. Je nach dem Schweregrad der Ursache kann eine reaktive Depression einige Wochen bis Monate hindurch andauern; doch dann klingt sie im allgemeinen wieder ab. Bei Patienten mit endogener Depression können dagegen die quälenden depressiven Krankheitszeichen über einen langen Zeitraum hin anhalten.

Dann gibt es auch Menschen, die man als „manisch-depressiv“ bezeichnet. Die Stimmungslage dieser Kranken schwankt immer wieder zwischen einer übersteigerten, in krankhaftem Sinne „gehobenen“ Grundstimmung (manisch, von dem griechischen Wort manikos = heiter, erregt, tobsüchtig) und tiefer Traurigkeit (Depression). Während der manischen Phase (mit krankhaft gehobener Grundstimmung bis zornig-gereiztem Verhalten) wird der Patient überaktiv, impulsiv, und seine Art zu sprechen sowie sein Denkablauf sind dabei oft ungeordnet. Dann folgt mitunter eine unauffällig erscheinende Periode und daran anschließend eine depressive Verstimmung des Kranken. Einige Patienten verharren die meiste Zeit in der krankhaft gehobenen Stimmungslage und haben nur kurze depressive Phasen aufzuweisen. Bei anderen ist es gerade umgekehrt: Sie sind die meiste Zeit hindurch schwermütig. Es gibt aber auch Patienten, die über lange Zeiträume hin stimmungsmäßig ausgeglichen sind und deren Stimmungslage nur jeweils für kurze Zeit zwischen manischen und depressiven Phasen schwankt.

„Der Schnupfen unter den psychischen Störungen“

Wie viele Menschen leiden wohl an schweren Depressionen? Dr. Nathan S. Kline vom Department für Psychohygiene des Staates New York sagte einmal, „schätzungsweise 15 Prozent der Amerikaner im Erwachsenenalter seien so stark depressiv, daß sie einer ärztlichen Behandlung bedürften. Umgerechnet ergibt das etwa 20 Millionen Menschen. Das bedeutet, daß die Depression nicht nur die am häufigsten vorkommende psychische Störung ist, sondern darüber hinaus auch eine der am weitesten verbreiteten ernsten Erkrankungen innerhalb der gesamten Medizin.“ Depressionen sind so weit verbreitet, daß man sie als den „Schnupfen unter den psychischen Störungen“ bezeichnet hat.

Entsprechende Untersuchungen lassen erkennen, daß doppelt so viele Frauen an Depressionen leiden wie Männer. Allerdings wird behauptet, Frauen seien eher bereit, über ihre Depressionssymptome offen zu sprechen. Man findet depressive Erkrankungen bei Menschen aller Rassen und Gesellschaftsschichten. Die Krankheit tritt zwar am häufigsten zwischen dem 60. und dem 70. Lebensjahr auf, doch werden grundsätzlich alle Altersstufen davon betroffen, und zahlenmäßig angestiegen ist sie besonders bei den 20- bis 30jährigen.

Die menschliche Gesellschaft — ein mitbedingender Faktor

Es ist viel geforscht worden, um die eigentlichen Ursachen von Depressionen zu ergründen. Eine der Hauptursachen des Problems sind die ungünstigen Verhältnisse innerhalb der menschlichen Gesellschaft.

Dr. John Schwab von der Medizinischen Fakultät der Universität von Florida veranschaulichte diesen Aspekt wie folgt: „Gegenwärtig leben wir in einer Zeit des Wandels. Frühere Werte wie z. B. die alte Arbeitsethik werden abgelehnt, und die Menschen fühlen sich plötzlich in ein ideologisches Vakuum versetzt. Die jungen Menschen erkennen, daß die Früchte eines vier Jahrhunderte langen wissenschaftlichen Fortschritts eher bitter als süß sein können — aber sie sind sich im unklaren darüber, wie man das ändern könnte, und die Folge davon ist das Gefühl völliger Sinnlosigkeit (des Daseins).“ Manch einer der enttäuschten Jugendlichen versucht deshalb, durch Drogengebrauch oder auf andere Weise der Wirklichkeit zu entfliehen. Wie Dr. Schwab schreibt, „nehmen die Jugendlichen oft nur deswegen Rauschgift, um ,high‘ zu werden, weil sie ihrer gedrückten Stimmung entrinnen möchten“.

Ein weiterer Faktor, der zum vermehrten Auftreten von Depressionen beiträgt, ist die „soziale Unrast“. Manche Familien wechseln immer wieder ihren Wohnsitz, indem sie von einem Haus in ein anderes und von einer Stadt zur anderen umziehen, und niemals bleiben sie lange genug an einem Ort, um dort mit anderen Menschen echte Freundschaft schließen zu können. Ein Psychiater des Instituts für Psychohygiene in Massachusetts schrieb hierzu: „Seit einiger Zeit wissen die Nervenärzte in Boston, daß es ein ,Bundesstraße-128-Syndrom‘ oder in Florida das ,Cape-Kennedy-Syndrom‘ gibt. Diese beiden Syndrome sind gewöhnlich bei jungen Ehepaaren mit Kindern zu finden, die allzu häufig umgezogen sind; ihre Hauptmerkmale bestehen aus einem Mann, der zu sehr auf seine Karriere erpicht ist, einer depressiven Ehefrau und gestörten Kindern.“

Manchmal treten Depressionen auf, wenn ein Mensch in seinem Leben nach jahrelanger unermüdlicher Arbeit ein gewisses „Plateau“ erreicht hat. So gelangt z. B. ein ehrgeiziger Manager eines Tages in eine Spitzenposition innerhalb seiner Firma, doch dann stellt er fest, daß er nun eigentlich gar kein Lebensziel mehr hat. Hausfrauen in den mittleren Jahren leiden oftmals an einem „Leeren-Nest-Syndrom“, wie die Psychiater diesen Zustand nennen. Gewöhnlich sind die Kinder dann bereits erwachsen, und der Mann ist fast den ganzen Tag zur Arbeit außer Haus, während die Frau viele Stunden einsam in der menschenleeren Wohnung zubringen muß.

Wie steht es nun mit den Minderwertigkeitsgefühlen, die häufig als Begleiterscheinung von Depressionen auftreten? Auch daran kann mitunter die menschliche Gesellschaft schuld sein. Wieso? Weil es öfter vorkommt, daß einem noch ziemlich kleinen Kind das Gefühl vermittelt wird, es sei unerwünscht. Seine Spielkameraden mögen es vielleicht auslachen, weil es nicht alles mitmachen kann. Ist z. B. ein Kind unbeholfen und linkisch, können Schulkameraden und Spielgefährten es (durch Hänseleien) so negativ beeinflussen, daß es schließlich meint, es „mache alles falsch“. Die Verallgemeinerung für den Gedanken: „Ich bin für viele Dinge ungeeignet“ verbinden solche Kinder häufig mit dem Werturteil: „Ungeeignet zu sein ist etwas sehr Schlimmes.“ Solche Kinder laufen dann mitunter Gefahr, traurig verstimmt zu werden.

Biochemische Faktoren

In den letzten Jahren haben intensive Forschungen zu dem Ergebnis geführt, daß Depressionen in vielen Fällen eine Folge von Störungen des Gehirnstoffwechsels sein können. In allen Hirnregionen kommen die sogenannten „biogenen Amine“ vor. Diese chemischen Verbindungen sind in besonders hoher Konzentration im limbischen System vorhanden — einer Hirnregion, die beim Zustandekommen von Emotionen eine wesentliche Rolle spielt. Wissenschaftler haben drei von diesen Aminen — Dopamin, Norepinephrin und Serotonin — mit der Übertragung von Impulsen von einer Hirnzelle zur anderen in Verbindung gebracht.

Sowohl Tierexperimente als auch Untersuchungen am Menschen haben gezeigt, daß Depressionen auftreten, wenn Medikamente verabreicht werden, die den Aminspiegel senken. Andererseits hat man an Versuchstieren beobachtet, daß diese bei erhöhtem Aminspiegel deutlich lebhafter wurden. Im New York Times Magazine konnte man folgendes lesen:

„Im Jahre 1968 erbrachte ein internationales Forscherteam, bestehend aus englischen und amerikanischen Wissenschaftlern, einen neuen Indizienbeweis zugunsten der Amin-Theorie: Sie stellten im Gehirn von Patienten, die Selbstmord begangen hatten, Anzeichen eines verminderten Aminspiegels fest. Eine kürzlich an manisch-depressiven Kranken durchgeführte Studie erbrachte einen weiteren Beweis: Im Urin von manisch-depressiven Patienten wurde während der manischen Phase eine erhöhte Norepinephrinausscheidung nachgewiesen. Genau das Gegenteil war der Fall, wenn diese Kranken in den Normalzustand zurückgekehrt oder in eine depressive Phase hineingekommen waren.“

Stellst du womöglich an dir selbst Anzeichen einer Depression fest? Was kannst du tun, um gegen Schwermut anzukämpfen? Diese Fragen werden im nächsten Artikel behandelt.

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