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Erwachet! 1980
g80 22. 5. S. 25-28

Musikunterricht für Zweijährige?

Wie man junge Talente fördern kann

„HERR Professor, denken Sie, mein Kind sei schon alt genug, um Klavierstunden zu nehmen?“ Wie oft schon mußten Musiklehrer zu solchen Fragen Stellung nehmen! Aber leider wird dann häufig der Mutter oder dem Vater gesagt: „Bringen Sie Ihr Kind wieder, wenn es sechs Jahre alt ist. Dann wird es soweit sein.“

In Wirklichkeit meint der Lehrer, daß er dann soweit sei, denn vor dem Gedanken, einem sehr kleinen Kind, sagen wir, im Alter von zwei Jahren, Klavier- oder Violinunterricht zu erteilen, schreckt so mancher Lehrer zurück. Forschungsergebnisse und andere Tatsachen zeigen jedoch, daß die ersten Lebensjahre des Kindes die beste Zeit sind, es mit Musik vertraut zu machen. Masaru Ibuka, ein bekannter Pädagoge, schreibt in seinem aufschlußreichen Buch Der Kindergarten kommt zu spät (1978):

„Nun endlich haben die Fortschritte der Hirnforschung einerseits und die der Kinderpsychologie andererseits ergeben, daß der Schlüssel zur Intelligenzentwicklung des Kindes in den Erfahrungen der ersten drei Lebensjahre zu suchen ist, solange sich nämlich die Hirnzellen entwickeln. Kein Kind ist ein geborenes Genie, und keins ist ein geborener Dummkopf. Alles hängt von der Anregung der Hirnzellen während dieser entscheidenden Jahre ab“ (S. 8).

„Aber sicher kann doch ein so kleines Kind mit Musik nichts anfangen“, mögen manche Eltern einwenden. Doch man könnte ihnen dann die Frage stellen: „Wann erlernt ein Kind denn seine Muttersprache? Etwa mit fünf oder sechs Jahren?“ Bestimmt nicht! Vom Augenblick der Geburt an hört ein Kind Sprachlaute, und in seinem Gehirn beginnt sich etwas Wunderbares zu tun: Zellen verbinden sich, Schaltkreise bilden sich; und die meisten Kleinkinder beginnen vor ihrem dritten Lebensjahr etwas, was immer wieder Erstaunen erregt — sie sprechen ihre Muttersprache.

Was denkst du, ist wohl einfacher zu lernen: ein paar leichte Klavierstücke zu spielen oder eine Fremdsprache fließend zu sprechen? Ganz bestimmt ist das letztere viel schwieriger. Das können unzählige Personen bestätigen, die sich bemüht haben, eine zweite Sprache zu lernen — nicht nur die Aussprache von ein paar Wörtern, sondern sie ziemlich fließend zu sprechen. Das gelingt den meisten Kindern bereits mit drei Jahren mühelos. Ihr Wortschatz mag zwar begrenzt sein, doch sie sprechen fließend. Wenn aber ein kleines Kind die Sprache meistern kann, warum dann nicht die Musik?

Daß kleine Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren erstaunlich gut mit Musik zurechtkommen, ist unzählige Male von den Schülern des weltberühmten Violinlehrers und Gelehrten Dr. Shinichi Suzuki bewiesen worden. Zweijährige werden zum Unterricht zu ihm gebracht, und mit vier Jahren versetzen sie ihre Zuhörer in Erstaunen, wenn sie die Werke von Bach und Vivaldi wunderschön darbieten.

Es ist daher unvernünftig, die Lernfähigkeit des Kleinkindes zu unterschätzen. Erforscher der Bibel seien an dieser Stelle an die Worte erinnert, die der Apostel Paulus an Timotheus schrieb: „Du [hast] von frühester Kindheit an die heiligen Schriften gekannt“ (2. Tim. 3:15).

Wie man anfängt

Der Musikunterricht des Kleinkindes beginnt eigentlich nicht damit, daß man ihm etwas Bestimmtes beibringt, sondern damit, daß man es mit Musik vertraut macht, besonders mit Musik, die sehr melodisch ist. Wenn die Mutter beschließt, ihr Söhnchen oder Töchterchen mit Musik vertraut zu machen, indem sie ihm täglich vorsingt, sollte sie darauf achten, daß Tonhöhe und Tonfärbung stimmen, denn genauso, wie das Kleinkind Gutes nachahmt, wird es auch Schlechtes nachahmen. Selbst wenn die Mutter musikalisch ist, mag sie nicht immer Zeit haben, ihrem Kind vorzusingen oder vorzuspielen, da sie viele Haushaltspflichten hat.

Was ist dann zu tun? Spiele deinem Kind aufgenommene Musik vor, vielleicht mit einem Plattenspieler oder einem Kassettenrecorder. Positive Ergebnisse mögen zwar nicht gleich sichtbar werden, doch das Kleinkind wird die Musik aufnehmen und sogar ziemlich komplexe Musik schätzenlernen. In dem oben zitierten Buch Der Kindergarten kommt zu spät erzählt Masaru Ibuka folgendes Erlebnis:

„Diese beiden [die Eltern], große Freunde klassischer Musik, ließen ihr Baby praktisch von der Geburt an täglich mehrmals Bachs Suite Nr. 2 hören. Innerhalb von drei Monaten fing das Baby an, seinen kleinen Körper lebhaft im Takt der Musik zu bewegen, jede Tempoänderung und Steigerung mitzumachen und deutlich Mißvergnügen zu zeigen, wenn das Stück zu Ende war. Darum legten die Eltern die Platte dann jedesmal auf, wenn das Baby quengelig wurde, und es ließ sich sofort durch die Musik besänftigen“ (S. 18).

Eltern sollten daher nicht übereilt entscheiden, was ihr Kind aufnehmen kann und was es mag oder nicht. Sein Vermögen, ganz komplexe Dinge zu erfassen, wie zum Beispiel die Sprache, ist gewaltig.

Systematischerer Unterricht

Angenommen, das Kind ist jetzt etwa zwei Jahre alt und ist in der Lage, systematischeren Musikunterricht zu empfangen. Wird es nötig sein, es zu einem befähigten Musiklehrer zu bringen oder ihn zu bitten, ins Haus zu kommen? Das hängt sehr wahrscheinlich von dem Musikinstrument ab, das für das Kind gewählt wird. Die Violine ist ein ausgezeichnetes Einführungsinstrument für Kleinkinder, doch aufgrund der Natur dieses Instruments — wie damit Musik erzeugt wird, wie der Bogen benutzt wird, wie das Instrument unter dem Kinn angelegt wird usw. — wäre es besser, von Anfang an einen ausgebildeten Violinlehrer zu haben.

Das Klavier ist im Vergleich dazu viel einfacher. Um eine Note zu spielen, schlägt man einfach eine Taste an, und der Ton wird, sofern das Klavier richtig gestimmt ist, immer richtig sein, so daß das „Gehör“ des Schülers nicht verdorben wird. Es ist viel mehr Mühe erforderlich, das gleiche auf der Violine zu erreichen, und wenn kein befähigter Lehrer da ist, der auch nur geringfügig zu hoch oder zu niedrig gespielte Töne korrigiert, kann dem Tonempfinden des Kindes erheblich geschadet werden.

Übrigens kann ein Kind in diesen frühen Jahren das „absolute Gehör“ entwickeln, das heißt die Fähigkeit, die Höhe eines Tones ohne Vergleich mit einem anderen Ton festzustellen. Diese Fähigkeit ist zwar nicht unerläßlich, kann aber für einen Musiker im späteren Leben von großem Nutzen sein.

Wenn sich dann die Mutter Zeit nimmt, ein wenig Klavierunterricht zu nehmen, um sich die Reihenfolge der Noten von „c“ bis „c“ (c, d, e, f, g, a, h, c) einzuprägen sowie einige wichtige Hinweise über die richtige Stellung der Hände beim Spielen, dann gibt es keinen Grund, weshalb sie ihrem Kind in diesem frühen Stadium nicht liebevoll etwas systematischen Unterricht geben sollte. Begeben wir uns also zum Klavier, wo die Mutter mit dem Baby auf dem Schoß sitzt.

Du wirst feststellen, daß kein Notenblatt da ist, und auch in nächster Zeit wird es keine Noten geben. Hast du etwa das Sprechen gelernt, indem sich deine Mutter mit dir hingesetzt hat und dir die Regeln der Sprache und des Satzbaus beigebracht hat? Wohl kaum. Du hast durch Nachahmung gelernt, und genauso wird das Kleinkind das Klavierspielen lernen. Die Mutter spielt langsam ein paar Tonfolgen und singt gleichzeitig die Silben (aber nur, wenn sie die Töne richtig trifft): c-d-e, c-e-g, c-c-f, c-f-e usw. Sie erlaubt dem Kind, sie nach besten Kräften nachzuahmen. Es schlägt mit den Fäusten auf die Tasten. Die Mutter macht geduldig weiter, und bald sind die 10 Minuten Unterricht herum.

Während die Mutter nun fertig sein mag, möchte das Baby vielleicht über die Tasten laufen. Doch verzweifle nicht. In den folgenden Tagen wird es sicher auch einige positive Überraschungen geben. Denke daran, der Unterricht muß unablässig weitergehen.

Das Interesse wachhalten

Zu Beginn ist es absolut nötig, das Interesse und die Aufmerksamkeit des Kindes wachzuhalten. Kleinkinder entwickeln sich schneller und sprechen eher in Gemeinschaft mit anderen Kindern, die viel reden und spielen. Genauso ist es mit der Musik. Wenn zufällig noch andere Kinder in der Familie Klavier spielen, sollte das kleinere beim Unterricht der größeren dabeisein (wenn es der Lehrer erlaubt), solange es nicht den Unterricht stört. Zuerst mag es kein Interesse zeigen, doch mit der Zeit wird es wahrscheinlich aufmerksam zuschauen und zuhören. Wenn mehrere in der Familie musikalisch sind, ist es vielleicht möglich, eine Art Ensemble, ein Familienorchester, zu bilden, in dem einige singen, andere Instrumente spielen usw.

Du wirst feststellen, daß das Kleine — wenn auch vielleicht nicht zu Anfang — versuchen wird, die anderen nachzuahmen, indem es den Mund öffnet, als wolle es singen. Diese Neigung sollte gefördert werden, denn eine solch frühe Teilnahme an der Hausmusik hilft einem Kind, ein gutes Gefühl für Rhythmus zu entwickeln und zu lernen, wie man sich in ein Ensemble einfügt.

Wie steht es mit größeren Kindern?

Gewiß bedeutet der Umstand, daß ein Kind über drei Jahre alt ist, nicht, daß es zu spät ist, ihm Musik oder irgend etwas anderes beizubringen. Viele Musiker haben erst spät in ihrer Kindheit Musikunterricht erhalten. Der verstorbene armenische Komponist Aram Chatschaturjan begann sogar erst mit 19 Jahren, sich mit Musik zu befassen.

Bei größeren Kindern muß man darauf achten, daß der Unterricht einfach gestaltet wird und Spaß macht. Viele übereifrige Lehrer versuchen verzweifelt, den Kindern von Anfang an beizubringen, welche Noten auf den Linien stehen und welche dazwischen. Diese Methode ist im allgemeinen erfolglos. Sie ist zu abstrakt und führt auch nicht gleich zum Spielen; das Kind will aber spielen.

Ein Erlebnis, das ein Klavierlehrer vor einigen Jahren hatte, scheint dies zu bestätigen: Während des größten Teils des 45minütigen Unterrichts (für die meisten kleinen Kinder zu lang) versuchte er, dem Gedächtnis des Kindes einzuprägen, daß die Note „b“ auf der dritten Linie des Violinsystems steht, doch vergebens. Schließlich, als er mit seiner Geduld und Langmut fast am Ende war, führte er seinen Schüler in die Küche und zeigte ihm eine Keksdose im dritten Regal des Küchenschranks. Dann kehrten sie zum Klavier zurück, um andere Noten, Linien und Zwischenräume zu besprechen. Der Sechsjährige behielt nichts. Plötzlich fragte der Lehrer: „Wo steht im Küchenschrank die Keksdose?“ Ohne Zögern erwiderte das Bürschlein: „Im dritten Regal.“ Jetzt endlich hatte der Lehrer sein Interesse geweckt!

Die meisten Kinder wollen nicht mit vielen Einzelheiten überladen werden. Sie wollen so reden wie ihre Mutti und so Klavier spielen oder singen wie ihre Mutti oder ihr großer Bruder oder ihre große Schwester. Und sie werden nur das behalten, was sie interessiert!

Der Musikunterricht muß daher so gestaltet sein, daß er die Aufmerksamkeit weckt und fesselt. Der Lehrer muß liebevoll sein und darf nicht aggressiv werden. Kleine Lieder aus zwei oder drei verschiedenen Noten und mit irgendeinem ansprechenden Rhythmus machen den Kindern gewöhnlich am meisten Spaß. Während des Unterrichts sollte die Bereitschaft geweckt werden, dem „Führer zu folgen“. Stelle fest, was das Kind gern spielt, und arbeite dann in dieser Richtung. Sei phantasievoll; die Kinder sind es bestimmt. Es ist unrealistisch, für Kinder eine feste Methode zu entwickeln. Man darf nicht übersehen, daß sie sich in bezug auf Temperament und Geschmack sehr unterscheiden.

Der Lehrer, sei es Vater oder Mutter oder jemand anders, muß die Persönlichkeit seines jungen Schülers kennenlernen. Zeigt er beim Klavierspielen mehr Interesse für den Rhythmus als für die Melodie? Versucht er, mehrere Noten gleichzeitig zu spielen, so daß er Interesse für Harmonie bekundet? Der Lehrer muß solche Neigungen ermitteln, wenn er bei ganz kleinen Kindern Erfolg haben will.

Ein Wort der Vorsicht

Es ist zwar lobenswert, wenn die Eltern an der frühen Ausbildung ihres Kindes soviel wie möglich beteiligt sein möchten, doch sie müssen ihre Grenzen erkennen, wenn es um die Musikerziehung geht. Natürlich ist es nicht schwer, die zuvor erwähnten kleinen Tonfolgen zu spielen oder die richtige Stellung der Hände zu erklären, doch das Kind ist schneller, als du denkst, für etwas Fortgeschrittenes bereit. Dann ist es vielleicht an der Zeit, einen guten Lehrer zu suchen. Würden unerfahrene Eltern weiter Unterricht geben und dabei technische Einzelheiten möglicherweise noch falsch erklären, könnte dem Anfänger bleibender Schaden zugefügt werden. Sei daher bescheiden, und gestehe dir deine Grenzen ein.

Die Musik ist wie so vieles andere, was uns Freude macht, eine Gabe Gottes. Sie hat unzähligen Menschen viel Freude bereitet. Laß deine Kinder daran teilhaben. Wann? Von frühester Kindheit an! (Eingesandt.)

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