3. Teil
Wie man Angehörige auf seinen Tod vorbereitet
MANCHMAL erfährt ein Kranker, daß er nicht mehr lange zu leben hat. Was kann dann getan werden, um die Angehörigen darauf vorzubereiten?
Viele haben die Erfahrung gemacht, daß es nützlich ist, in der Familie, selbst wenn alle gesund sind, freimütig über das Thema „Tod“ zu sprechen. Das gilt besonders für Familien, in denen man die richtige Auffassung vom Tod hat und weiß, wie er besiegt werden wird.
So könnte man zum Beispiel die Gelegenheit ergreifen, wenn die Zeitungen über ein großes Unglück berichten oder wenn ein Bekannter oder ein Verwandter gestorben ist, und über dieses Thema sprechen. Das trägt dazu bei, daß die Familienmitglieder, besonders die Kinder, nicht ganz so unvorbereitet sind, sollte der Fall eintreten, daß einer ihrer Angehörigen stirbt.
Jory Graham, eine krebskranke Journalistin aus Chicago (USA), schrieb: „Wenn in einer Familie offen über den Tod gesprochen werden kann, widerfährt ihr etwas Einzigartiges. Diese Erfahrung habe ich immer und immer wieder gemacht. Wenn die Familienmitglieder ganz offen miteinander sprechen, aneinander interessiert sind und sich gegenseitig stützen, entsteht ein enges Verhältnis, das auf keine andere Weise entstehen würde.“
Die Erfahrung einer Familie
Eine ähnliche Erfahrung machte eine fünfköpfige australische Familie. Der Arzt eröffnete der krebskranken Mutter, daß sie nur noch wenige Monate zu leben habe. In der kurzen Zeit bis zu ihrem Tod bereitete sie ihre Angehörigen darauf vor, ohne sie zurechtzukommen. Besonders ihrer ältesten Tochter, die damals 13 Jahre alt war, wollte sie noch vieles beibringen, was ihr die Erziehung ihrer beiden kleineren Schwestern erleichtern würde. Dabei ging sie sehr realistisch vor. Die älteste Tochter erzählte später darüber:
„Ich bin meiner Mutter heute noch dankbar dafür, daß sie kein Geheimnis aus ihrem bevorstehenden Tod machte, sondern es uns offen sagte. Liebevoll erklärte sie uns die Lage und bereitete uns dann darauf vor, mit der Situation fertig zu werden.
Von da an kochte ich unter ihrer Anleitung alle Mahlzeiten, obschon sie im Bett liegen mußte. Wir schrieben zusammen die wichtigsten Kochrezepte auf. Darauf zeigte sie mir, was man alles mit der Nähmaschine nähen kann, denn sie wußte, daß ich in Zukunft das meiste für meine Angehörigen flicken und nähen mußte. Wir stellten einen Plan zum Saubermachen der Wohnung auf, verteilten die verschiedenen Aufgaben, besprachen das Wichtigste über Erste Hilfe und Hinweise für die Sicherheit im Haus. Daß mein Vater mir die Führung des Haushalts zutraute, war ein großer Ansporn für mich, den Versuch zu wagen.
Sechzehn Jahre nach dem Tode meiner Mutter erhielt ich von einer meiner jüngeren Schwestern, die jetzt verheiratet ist und selbst drei Kinder hat, folgenden Brief: ,Ich bin von Herzen dafür dankbar, zwei so prachtvolle Schwestern zu haben, wie Ihr, Du und Bev, es seid. Für Schwestern, die einen lieben, einen verstehen und die treu sind, gibt es keinen Ersatz. Ich möchte mich dafür bedanken, daß Du so bist. Vielleicht habe ich mich bei Dir noch nie bedankt (verzeih mir, wenn ich es unterlassen habe), doch nun möchte ich das nachholen und mich ganz herzlich für die Mühe bedanken, die Du aufgewandt hast, um Bev und mich zu erziehen und Mutterstelle bei uns zu vertreten. Ich verstehe jetzt, wieviel Liebe, Mühe und Opferbereitschaft es erforderte. Ich habe oft an diese Jahre gedacht und darum gebetet, daß Du dafür gesegnet werden mögest. Ich weiß, daß Du gesegnet worden bist.‘“
Vertrauen in Gottes Verheißung
Die älteste Tochter erzählte weiter: „Meine Mutter ließ sich nie von Gefühlen übermannen, sondern zeigte uns durch ihr Beispiel, daß sie von der Wahrheit der biblischen Verheißung, daß die Toten auferstehen werden, fest überzeugt war.
Nach ihrem Tod übergab mein Vater jedem von uns drei Kindern einen Brief von ihr. In meinem Brief hieß es auszugsweise: ,Lynette, mein Liebling, ich wollte mich bei Dir nochmals dafür bedanken, daß Du mir eine so goldige, liebe Tochter gewesen bist. Mein liebes Kind, es wird für Dich schwer sein, keine Mutter zu haben, aber andere werden Dir helfen, und Dein Papi wird sich liebevoll um Dich kümmern. Hilf Deinen kleinen Schwestern — ich weiß, daß Du es tun wirst —, denn sie werden sich immer mehr auf Dich verlassen. Ich möchte mich für alles bedanken, was Du, mein liebes Kind, für mich getan hast, und dafür, daß Du ein so gutes, gehorsames kleines Mädchen gewesen bist, das mir nie irgendwelchen Kummer bereitet hat. Ich bete zu Jehova, daß er sich an mich erinnern möge, so daß wir uns in der neuen Welt wiedersehen. In Liebe, Deine Mami.‘“
Wie Anita Brown, so schied auch diese Mutter nicht im ungewissen über die Zukunft aus der Welt. Sie war überzeugt davon, daß in Gottes neuer Ordnung die Toten auferstehen werden. Und dadurch, daß sie nützliche Vorbereitungen traf, half sie ihren Angehörigen, den Verlust der Mutter besser zu ertragen.
[Herausgestellter Text auf Seite 11]
„Meine Mutter ließ sich nie von Gefühlen übermannen, sondern zeigte uns durch ihr Beispiel, daß sie von der Wahrheit der biblischen Verheißung, daß die Toten auferstehen werden, fest überzeugt war.“