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Erwachet! 1982
g82 22. 5. S. 20-23

Ballett — Nichts als Grazie und Schönheit?

DAS Theater ist erfüllt von melodischen Klängen. Während ich in gespannter Erwartung dasitze, öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick auf ein osteuropäisches Dorf aus dem Mittelalter frei. Das corps de ballet des Guaira-Theaters in Curitiba (Brasilien) präsentiert das Stück, das viele für das großartigste romantische Ballett halten — Giselle.

Die fließende Melodie geht bald in einen lebhaften Walzer über, während das Bauernmädchen Giselle beim Fest der Weinlese tanzt. Die Geschichte handelt von dem brennenden Wunsch eines Mädchens zu tanzen und von der innigen Liebe zwischen ihr und Herzog Albrecht. Während sie einen graziösen pas de deux tanzen, stimmt die nostalgische Schönheit der Musik die Theaterbesucher auf eine Tragödie ein. Giselles Freude verkehrt sich in Wahnsinn, was schließlich zu ihrem Tod führt. Danach ist sie als Geistwesen wieder mit Albrecht vereint, um von Mitternacht bis zur Morgendämmerung weiterzutanzen.

Warum wirken dieses und andere Ballette auf viele Leute so anziehend? Was ist eigentlich Ballett?

Das Ballett und seine Geschichte

Ballett ist eine Kombination mehrerer Künste. Musiker komponieren die Musik. Maler zeichnen oder entwerfen das Bühnenbild und die Kostüme. Der Schreiber denkt die Handlung aus. Oft ist der Schreiber zugleich Choreograph. Dank seiner Kenntnis von den Körperbewegungen und der Tanztechnik läßt er das Ballett (vom Italienischen ballare, was tanzen bedeutet) entstehen. Schließlich wird das Stück von gutgeschulten Tänzern interpretiert.

Im Jahre 1581 führte Katharina von Medici, Königin von Frankreich, zusammen mit ihren Hofadligen das erste Ballett auf, von dem die Geschichte berichtet. Noch eine Zeitlang danach blieb es eine Unterhaltung des europäischen Adels durch den Adel.

König Ludwig XIV., selbst ein Liebhaber des Tanzens, gründete 1661 die Académie Royale de Danse. Doch erst der italienische Choreograph Carlo Blasis begründete eine Regelsammlung, in der er die fünf Grundstellungen der Füße festlegte. Schließlich begannen im 19. Jahrhundert Frauen, auf den Zehen oder Zehenspitzen zu tanzen. Alle technischen Fertigkeiten waren mit den natürlichen Körperlinien in Harmonie. Der Tänzer sollte die Schönheit von Form und Linienführung durch Bewegung zum Ausdruck bringen.

Europäische Monarchen luden französische und italienische Choreographen und Tänzer ein, an ihrem Hof das Ballett einzuführen. Filippo Baccari bot seine Dienste nicht dem Adel, sondern — als eine Art Experiment — dem Moskauer Waisenhaus an. Sämtliche Erwartungen wurden übertroffen. Von 62 Schülern wurden 24 Solisten. Das Waisenhaus wurde die Wiege des Bolschoitheaters und des Balletts in Rußland.

Bald waren die Choreographen nicht mehr damit zufrieden, nur dem Auge etwas zu bieten. Dauberval, ein sehr bekannter Choreograph des 18. Jahrhunderts, sagte: „Ich möchte die Herzen gewinnen.“ Ballette, denen das gelingt, sind heute noch populär. Giselle berührt die tiefste aller menschlichen Empfindungen — „denn die Liebe ist so stark wie der Tod“ (Hoh. 8:6).

Die disziplinierte Technik des Balletts

Der erste Übungsabschnitt beginnt an der Ballettstange mit den fünf Grundstellungen. Dann werden die Muskeln gekräftigt und durch tägliche Übung geschmeidig gehalten. Die Bänder werden bis zu ihrer vollen Länge gestreckt, um größere Flexibilität zu erreichen. Man erlangt die Fähigkeit, den Körper mit größtmöglicher Schnelligkeit, Beherrschung, Behendigkeit, Grazie und Leichtigkeit zu bewegen. Wie ich sehr gut aus eigener Erfahrung weiß, kann man nur durch tägliche Übung diese Perfektion des Gleichgewichts, der Präzision und der Schönheit der Bewegung erreichen.

Es dauert 10 Jahre, bis man ein geübter Tänzer klassischen Balletts wird. Das erfordert harte Arbeit, Disziplin und Hingabe an die Kunst. Dennoch gibt es in jeder Generation nur einige wenige wirklich begabte Tänzer. Der Choreograph George Balanchine schrieb in dem Buch The Dance Has Many Faces: „Zum großen Tänzer wird man geboren. Kein Lehrer kann Wunder wirken, noch wird jahrelange Übung aus einem unbegabten Schüler einen guten Tänzer machen. Wohl mag man imstande sein, eine gewisse technische Fertigkeit zu erreichen, aber erwerben kann man ein außergewöhnliches Talent nicht. Ich habe mich nie damit gebrüstet, einen ungewöhnlich begabten Schüler zu haben. Eine Pawlowa hat niemanden zum Lehrer außer Gott.“

Vorzüge und mögliche Gefahren

Im Ballett kommt eine vollkommene Funktion der Glieder und Gelenke zum Ausdruck. Bei ausgewählten Kindern kann es eine körperliche Besserung bewirken. Mit der Hilfe eines Experten können bestimmte Haltungsfehler behoben werden. Kinderlähmung läßt sich, wenn damit Muskelschwäche verbunden ist, durch jahrelange Ballettübungen korrigieren. Eine der führenden Ballerinen von Brasilien begann auf diese Weise ihre Karriere, und Alicia Markowa fing mit Ballettübungen an, um etwas gegen ihre Plattfüße zu tun.

Bei gewissen Mißbildungen dagegen wirkt sich das Ballett ungünstig aus. Eine leichte Wirbelsäulenkrümmung kann schon nach dreimonatigem Üben zu einer bleibenden Mißbildung werden. Ebensowenig zu empfehlen ist es für Kinder mit übergroßen Zehengelenken, hoher Fußwölbung, nicht mehr formbaren Füßen mit geringer oder gar keiner Wölbung und für Kinder mit rachitischen X- oder O-Beinen.

Probleme können auch auftreten, wenn ein junger Mensch zu Hause übt. Wieso? Weil die meisten modernen Häuser Fliesen-, Parkett-, Marmor-, Zement- oder Kunststoffußböden haben, und diesen fehlt es an Elastizität; benötigt wird ein federnder Holzfußboden. Auf Flächen zu tanzen, die nicht nachgeben, kann Muskeln, Bänder und Gelenke schädigen und zu einer spastischen Versteifung der Wirbelsäule führen.

Andererseits hat ein richtig praktiziertes rhythmisches Tanzen in Verbindung mit Musik eine wohltuende Wirkung auf das Gemüt. Dadurch können — die Gründe sind den Ärzten noch unbekannt — negative Gedanken vertrieben und optimistische Gedanken geweckt werden. Ballettmusik wird sogar als Therapie für Geisteskranke verwendet.

Ist jedes Ballett erfreulich und empfehlenswert?

Das heutige Ballett bietet die Vorzüge einer Technik, die in mehr als 300 Jahren entwickelt worden ist. Während einige Schulen der Tradition treu bleiben, überstrapazieren andere sowohl den Tänzer als auch die Kunst. Ein Choreograph, der mit seiner Gruppe etwas Besonderes einführen wollte, sagte: „Wir haben alle Regeln umgestoßen.“

Auch wird der moralische Aspekt zeitgenössischen Balletts durch den heutigen Sittenmaßstab beeinträchtigt. Oleg Kerkinsky schrieb in dem Buch The World of Ballet: „In der Vergangenheit wurde das Ballett als eine Zurschaustellung schöner Mädchen für müde Geschäftsleute und reiche Aristokraten angesehen; diese Zeiten sind vorbei, aber es gibt immer noch viele, die hauptsächlich aus ähnlichen Gründen zu Ballettvorstellungen gehen. Es ist klar, daß wohlgeformte junge Leute, die kurze Kostüme oder enganliegende Trikots tragen, eine starke erotische Ausstrahlung haben; heute wird das häufig betont durch die bewußt anzüglichen und sinnlichen Bewegungen, die von vielen modernen Choreographen ersonnen werden.“

Das Ballett Der wunderbare Mandarin handelt von drei Schurken, die aus einem jungen Mädchen eine Prostituierte machen, und in der Vorstellung des Ballettbesuchers bleibt kein Zweifel darüber bestehen, daß die Bewegungen des Mädchens Geschlechtsbeziehungen andeuten. Leute mit einer guten Moral wollen so etwas nicht sehen. Vielmehr befürworten sie den christlichen Maßstab, der in der Bibel in Philipper 4:8 empfohlen wird: „Beherzigt alles, was wahr, anständig, ... sauber ... und lobenswert ist“ (NT 68).

Andere dramatische Ballette können sowohl unterhaltend als auch lehrreich sein. In dem Ballett Der verlorene Sohn sieht man ganz deutlich, wo die bösen Kräfte sind. In dem Ballett Salome wird die Schlechtigkeit des Herodes der sittlichen Reinheit Johannes’ des Täufers gegenübergestellt.

Das Ballett sollte ursprünglich die Schönheit der Bewegung zum Ausdruck bringen, und viele der klassischen Ballette kombinieren das mit Themen, die gesunde Emotionen ansprechen. Solche Ballette wie Dornröschen, Schwanensee und Coppélia gehören zum Repertoire der meisten Ballettgruppen.

Ballett oder andere Karriere? — Eine weise Entscheidung

Die meisten Vorstellungen sind keine vollständigen Ballette, sondern sogenannte Divertissements. Es handelt sich dabei um Szenen aus gut bekannten Balletten. Ich denke beispielsweise an das Stück Der blaue Vogel aus Dornröschen. Als ich es mir vor kurzem ansah, beobachtete ich die technische Fertigkeit der Ballerina. Ihre Präzision und Körperhaltung wirkten natürlich. Dahinter steckte viel harte Arbeit. Sie hätte mehr verdient als das Bukett Rosen, das ihr überreicht wurde.

Wenn ich jetzt an meine eigenen ersten Ballettstunden zurückdenke, kommt mir wieder in den Sinn, daß ich damals eine Karriere hätte beginnen können. Doch als ich das Alter erreicht hatte, in dem ich ein qualifizierter Tänzer für klassisches Ballett hätte werden können, trat eine Änderung in meinem Leben ein. Mir wurde der Sinn meines Lebens deutlicher. Dadurch, daß ich mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte, erfuhr ich von dem begeisternden Vorsatz des Schöpfers, Menschen ewig in Vollkommenheit auf unserer Erde leben zu lassen, die dann nicht mehr so aussehen wird wie heute, sondern in ein Paradies umgewandelt wird (2. Pet. 3:13; Offb. 21:1-4). Durch die Bibel wurde ich auch auf Unwahrheiten aufmerksam, die in einigen populären Balletten zum Tragen kommen, wie zum Beispiel das Leben nach dem Tod (in Giselle). Gottes Wort hat mich gelehrt, daß die Toten nicht in einer anderen Welt leben, sondern im Schlaf auf eine Auferstehung warten (Pred. 9:5; Joh. 5:28, 29).

Außerdem war ich beeindruckt von der Erkenntnis, daß wir uns sehr schnell dem Punkt in Gottes Zeitplan nähern, an dem große Änderungen im Leben hier auf der Erde eintreten sollen. Wieviel wichtiger war es doch, mein Leben und meine Zeit nicht lediglich einer Kunst, sondern der Verbreitung einer Botschaft zu widmen, die all denen, die sie annehmen, bleibende Freude und ewiges Leben bringen wird! (Joh. 17:3). Deshalb beschloß ich, anstelle des Balletts den Missionardienst als Karriere zu erwählen.

Das bedeutet natürlich nicht, daß ich alle früheren Interessen vergessen habe. Ich habe immer noch Wertschätzung für die wunderbaren, von Gott stammenden Gaben, die im Ballett zum Ausdruck kommen, und vielleicht geht es dir ebenso. (Eingesandt.)

[Herausgestellter Text auf Seite 22]

Man braucht 10 Jahre harte Arbeit, Disziplin und Hingabe, um ein geübter Tänzer für klassisches Ballett zu werden.

[Herausgestellter Text auf Seite 23]

Die moralischen Aspekte zeitgenössischen Balletts werden durch den heutigen Sittenmaßstab beeinträchtigt.

[Bilder auf Seite 21]

Im Ballett kann die Schönheit der Bewegung zum Ausdruck kommen, und viele erfreuen sich daran. Es gilt jedoch, dabei noch andere Gesichtspunkte zu berücksichtigen.

Giselle

Schwanensee

Dornröschen

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