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  • Ich war ein Diamantendieb
  • Erwachet! 1984
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Erwachet! 1984
g84 8. 1. S. 16-19

Ich war ein Diamantendieb

HATTON GARDEN, Londons geschäftiges Diamantenviertel, ist für kriminelle Betätigungen ein sehr gefährliches Pflaster. Hoch über der Straße sind Kameras angebracht, mit denen die Polizei das gesamte Gebiet ständig überwachen kann. Trotzdem begaben wir, mein Komplize und ich, uns im Juni 1973 genau aus einem solchen Grund mit versteckten Schußwaffen und Ammoniaksprays dorthin. Er war wie ein Geschäftsmann gekleidet, und ich trug den weißen Kittel eines Diamantenschleiferlehrlings.

Wir planten den Raubüberfall sehr sorgfältig, indem wir besonders darauf achteten, den richtigen Zeitpunkt zu wählen und schnell flüchten zu können. Am festgesetzten Tag verfolgten wir dann den Mann, der unser Opfer werden sollte, nachdem er seine Diamanten aus einem Banktresor geholt hatte. Er trug einen Wert von mindestens einer Million Pfund (4 500 000 DM) in zwei Aktenkoffern. Wir schlugen ihn nieder, entrissen ihm die Koffer und machten uns mit einem bereitstehenden Auto davon. Das alles dauerte nur Sekunden.

Nach ein paar Häuserblocks wechselten wir das Auto und fuhren aus London heraus, um die Beute zu verstecken, bis sich der Aufruhr gelegt hätte. Dann flogen wir mit falschen Pässen für eine Woche nach Spanien. Nach unserer Rückkehr holten wir die Diamanten hervor und deponierten sie in einem Banktresor auf den Namen eines Bekannten, der nicht in den Akten der Polizei stand. Aber die Tatsache, daß wir zusammen mit diesem Mann gesehen worden waren, kam dem Gangster zu Ohren, der uns eigentlich den Auftrag für den Überfall gegeben hatte. Offensichtlich war es nie seine Absicht gewesen, daß wir die Diamanten behalten sollten. Daher schüchterte er unseren Bekannten ein, so daß dieser sie ihm aushändigte. Mein Partner und ich sahen die Edelsteine nie wieder.

Der Diamantenraub war der Höhepunkt einer siebenjährigen Erfahrung und Schulung als Krimineller. Ich war erst 16 Jahre alt, als ich zum erstenmal in ernsthafte Schwierigkeiten geriet, weil ich bei einer Auseinandersetzung auf einen Mann eingestochen hatte. Da ich jedoch nicht vorbestraft war, begnügte sich das Gericht mit einer Geldbuße und einer strengen Verwarnung, aber das schreckte mich nicht ab. Danach hatte ich immer wieder Schwierigkeiten mit der Polizei.

Achtzehn Monate nach der Messerstecherei war ich mit einer Bande an einer Auseinandersetzung beteiligt, bei der ein Mann getötet wurde. Wir wurden wegen Mordes angeklagt, aber die Anklage wurde fallengelassen, weil nicht genau festgestellt werden konnte, wer ihn eigentlich getötet hatte. Ich wurde jedoch nach Borstal (ein Gefängnis für junge Straftäter) gebracht. Vor dem Diamantenraub hatte ich drei Gefängnisstrafen abgesessen und war mehrmals mit einer Geldstrafe oder mit Bewährung belegt worden. Das Ganze war ein Spiel, bei dem man, wie professionelle Kriminelle sagen, „etwas gewinnt und etwas verliert“.

Diamanten oder „Perlen“ — Wofür würde ich mich entscheiden?

Als ich nach dem Diamantenraub wieder in England war, stand mein Name auf der Fahndungsliste der Polizei natürlich ganz oben. Deshalb suchte ich mir eine Unterkunft in einer ruhigen Straße am Londoner Stadtrand, weit weg von zu Hause und von früheren Schlupfwinkeln. Die Dame des Hauses hatte, wie ich später herausfand, ein wöchentliches Bibelstudium mit Jehovas Zeugen — einer Gruppe, von der ich nie etwas gehört hatte. Sie erzählte mir über die Zeugen, aber das berührte mich nicht. Ich hatte immer noch meine kriminellen Freunde, „schob“ mit Drogen, ging dem Glücksspiel nach und trank viel. Doch es verging kaum ein Tag, ohne daß sie etwas über die Bibel sagte.

Eines Tages lud sie mich zu einem Gespräch mit den beiden Zeugen ein, die immer kamen, um das Studium durchzuführen. Zuerst war ich mißtrauisch und plante schon meinen Fluchtweg über den hinteren Gartenzaun und über die Bahnlinie — sicher ist sicher! Später setzte ich mich heimlich außerhalb des Zimmers hin und lauschte dem, was gesagt wurde. Schließlich wurde bei mir Interesse geweckt, und ich erklärte mich einverstanden, daß meine Hauswirtin mit mir ein ähnliches Studium durchführte. Ihre „Perlen“ biblischer Weisheit begannen zu wirken. Mein Durst nach Erkenntnis über Gott und sein Königreich nahm rapide zu. Bald hatte ich dreimal am Tag ein Studium.

Meine freundliche Hauswirtin besuchte, obwohl sie noch keine getaufte Zeugin war, die Zusammenkünfte im nächstgelegenen Königreichssaal (Versammlungsstätte der Zeugen Jehovas). Sie lud mich häufig ein mitzukommen, und schließlich ging ich dann auch mit, um zu sehen, was dort vor sich ging. Ich war, gelinde gesagt, äußerst überrascht. Wider Erwarten kam es mir kein bißchen eintönig oder langweilig vor. Die Wärme und Liebe, die ich verspürte, waren offensichtlich echt. Und die Wertschätzung für geistige Dinge, die anscheinend alle hatten, war außergewöhnlich. Also ging ich regelmäßig hin. Nun war ich überzeugt, daß ich die Wahrheit gefunden hatte. Ich wollte zu diesen Leuten gehören, ihre Zuversicht, Freude und Hoffnung teilen und ein solches Verhältnis zu Jehova entwickeln, wie sie es hatten.

Sich der Polizei stellen?

Nun dämmerte es mir, daß ich mein Leben in Ordnung bringen müßte. Mein Gewissen sagte mir, ich müßte mich der Polizei stellen und die Folgen in Kauf nehmen, ganz gleich, wie schwer sie sein würden. Der Gedanke war jedoch erschreckend, denn ich wußte, daß es bis zu 15 Jahre Gefängnis bedeuten konnte. Vor allem müßte ich die Verachtung und den Spott meiner früheren Freunde ertragen, die bereits Strafen für andere Verbrechen absaßen. Aber es gab keinen anderen Weg. Zunächst beseitigte ich, obwohl das einen großen Geldverlust bedeutete, die Drogen und erließ anderen die Schulden, die sie noch von früheren illegalen Betätigungen her bei mir hatten.

Bevor ich zur Polizei gehen würde, wollte ich auf jeden Fall meine Mutter sehen und ihr alles über meine Entscheidung und über die Gründe dafür erzählen. Ich mochte sie sehr. Sie hatte sich jede Mühe gegeben, uns Kinder von der Kriminalität fernzuhalten, aber wir alle hatten ihren Rat mißachtet und schon als Teenager Gefängniserfahrungen gesammelt. Ihr tat das Herz weh, weil fast ständig der eine oder andere Sohn im Gefängnis war. Doch sie stand uns immer bei.

Mein Bruder fuhr mich nach Hause, damit ich sie noch einmal sehen könnte. Es war eine riskante Fahrt, denn die Polizei hielt ein Auge auf unser Elternhaus gerichtet für den Fall, daß ich einen Besuch machen würde. Meine Absicht war, mich erst zu stellen, nachdem ich meine Angelegenheiten geregelt hätte, und ihr nicht vorher in die Arme zu laufen. Somit mußte ich vorsichtig sein. Ich quetschte mich in den Fußraum des kleinen Autos und erreichte sicher unser Zuhause. Meine Mutter war erleichtert, daß meine Verbrecherlaufbahn ein Ende hatte und ich etwas Solides und Wertvolles gefunden hatte, worauf ich mein weiteres Leben aufbauen konnte. Ich war erst 24. Während des kurzen Besuches tat ich, was ich konnte, um ihr von Gottes Königreich zu erzählen, ohne damals zu wissen, daß das meine einzige Gelegenheit sein würde. Während ich im Gefängnis war, starb sie.

Die Reaktion der Polizei auf mein Geständnis

Im Januar 1974 ging ich, begleitet von einem Rechtsanwalt und meinem Bruder, zur Polizei. Als ich dem Polizeibeamten sagte, ich sei Alfred Scully, starrte er mich an, als könne er seinen Ohren nicht trauen. Man suchte mich schon sechs Monate.

In den nächsten Tagen wurde ich stundenlang verhört, denn man hatte die Diamanten immer noch nicht entdeckt. Die Polizeibeamten waren mißtrauisch in bezug auf das Motiv meines Geständnisses. Ihre Überlegung, die zweifellos auf langjähriger Erfahrung beruhte, war: Einmal ein Gauner, für immer ein Gauner. Als ich versuchte, ihnen von meiner geänderten Lebenseinstellung zu erzählen, lachten sie mich nur aus. Ich kam in das Brixton-Gefängnis in Untersuchungshaft, um dort sechs Monate auf meine Verhandlung zu warten.

Meine Kenntnis der Bibel war noch auf das Grundlegende beschränkt, denn ich las sie erst seit zwei Monaten. Angesichts der vielen Zeit, die mir zur Verfügung stand, ging ich jetzt daran, tiefer darin zu graben, und zwar mit Hilfe all der Literatur, die ich von den Zeugen bekommen konnte. Meine Freunde vom Königreichssaal versorgten mich gut mit Lesestoff, und während die Wochen vergingen, wurde ich geistig stärker.

Am 3. Juni 1974 kam mein Fall vor Gericht. Einer der Ältesten vom Königreichssaal sagte für mich aus und ebenso der Vater meiner Hauswirtin, ein ehrenamtlicher Sozialarbeiter mit besonderem Interesse für Ex-Straftäter. Der Richter erwog ihre Fürsprache, die Tatsache, daß ich mich gestellt hatte, und mein Motiv dafür. Er war sehr nachsichtig mit mir. Statt einer langen Strafe gab er mir nur fünf Jahre. Ich war äußerst erleichtert. Mit einer Verkürzung der Haftzeit wegen guter Führung und einer möglichen Bewährung konnte ich in drei Jahren frei sein. Ich wollte die Zeit nutzen, um mit meinem Bibelstudium fortzufahren und die gute Botschaft allen hörenden Ohren zu verkündigen, die ich im Gefängnis erreichen könnte.

Austeilung der „Perlen“ im Gefängnis

Mein erstes Gefängnis war Wormwood Scrubs im Westen Londons. Für die unangenehmen Zustände in der überfüllten Anstalt wurde ich gewissermaßen dadurch entschädigt, daß ich, da ich in London war, von meinen Freunden, den Zeugen, oft besucht werden konnte. Das taten sie auch, wofür ich sehr dankbar bin. In dieser Anstalt waren wir 23 Stunden am Tag in der Zelle eingeschlossen. Hier stellte ich fest, wie stärkend das stille Gebet sein kann.

Während des täglichen einstündigen Rundgangs versuchte ich, meine biblischen „Perlen“ an andere Häftlinge auszuteilen und nach solchen zu suchen, die noch mehr wissen wollten. Meine früheren kriminellen Freunde verhöhnten mich, als sie das beobachteten. Etwa sechs Monate später wurde ich in das gut abgesicherte Gefängnis in Maidstone (Kent) überführt und wurde schließlich mit der Aufgabe betraut, mich um die Bibliothek zu kümmern. Das war nicht nur eine schöne Arbeit, sondern dadurch kam ich auch mit den meisten Häftlingen in Kontakt und erhielt Gelegenheiten, über meinen Glauben zu sprechen. Ich hatte auch etwas Erfolg, denn mindestens zwei der Häftlinge wurden nach ihrer Freilassung getauft.

Ist es leicht, den geraden Weg zu gehen?

Während meiner Haft besuchten mich die Zeugen regelmäßig, und nach meiner Freilassung halfen sie mir weiter. Drei Monate später wurde ich auf einem Kongreß in London getauft als Symbol dafür, daß ich mich schon lange vorher im Gefängnis Jehova hingegeben hatte. Jetzt, nach sechs Jahren, bin ich ein glücklich verheirateter Mann mit zwei Kindern und einem guten Arbeitsplatz.

Die Änderung meiner Lebensweise fiel mir nicht leicht. Abgesehen von den Schlägereien, war das Waschen meines Autos die schwerste körperliche Arbeit, die ich je verrichtet hatte. Nun mußte ich mich zwingen, acht Stunden am Tag zu arbeiten und danach noch bei der Hausarbeit mitzuhelfen. Ich hatte mich nie um eine Routine im Leben bemüht. Jetzt war eine geordnete Lebensweise wichtig. Immer hatte ich Zucht jeglicher Art verachtet. Jetzt war es notwendig, die Tatsache zu akzeptieren, daß meine Ansicht nicht immer richtig ist. Ich hatte immer viel Geld zur Verfügung gehabt. Jetzt mußte ich mit meinem Lohn sorgfältig umgehen, um für meine Familie zu sorgen.

Ich möchte nicht so tun, als sei mir das leichtgefallen. Aber es hat sich gewiß gelohnt. Die Liebe meiner Frau, die Verantwortung für meine Kinder, die Freundlichkeit meines Arbeitgebers und die Unterstützung meiner christlichen Brüder — all das hat mir geholfen, den Übergang zu schaffen. Vor allem hat mir Jehova durch sein Wort, die Bibel, und durch die Erhörung meiner Gebete geholfen.

Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Ich bin einem sinnlosen Leben der Kriminalität und Gewalttat entronnen und habe gelernt, wie ich wirklich glücklich sein kann. Wenn ich zurückblicke, erscheint mir die Vergangenheit leer und fruchtlos. Wie wahr doch die Worte der Bibel sind, die besagen, daß „Weisheit und Erkenntnis, die Furcht Jehovas“ ein „Schatz“ sind und Rettung bringen! Ja, ein Schatz — Perlen der Weisheit, die weitaus wertvoller sind als jegliche gestohlenen Diamanten! (Jesaja 33:6). (Ein Bericht, wie er von Alfred Scully erzählt wurde.)

[Bild auf Seite 16]

Das Häftlingsfoto von Alfred Scully im Jahre 1975

[Bild auf Seite 18]

Alfred Scully mit seiner Frau und seinen Kindern heute

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