Wie genau sind Bibelübersetzungen?
Manchmal behaupten Personen in ihrer Unwissenheit, unsere heutigen Bibelübersetzungen seien unzuverlässig, da die ursprünglichen Bibelhandschriften nicht mehr existierten. Es ist daher interessant, die folgende Stellungnahme einer anerkannten Autorität auf diesem Gebiet zu berücksichtigen. Gerhard Kroll schreibt in seinem Werk Auf den Spuren Jesu:
„Die beiden führenden englischen Textkritiker B. F. Westcott und J. A. Hort schätzen die Zahl der Textvarianten auf 250 000, d. h., auf zwei Worte des Urtextes kommen drei Textvarianten. Aber dieses Faktum kann nur einen Laien erschrecken. Nach den Ergebnissen der Textkritik stehen sieben Achtel des neutestamentlichen Textes unzweifelhaft fest. Ein Achtel ist also zweifelhaft, d. h., bei einem Achtel können wir mit wissenschaftlichen Mitteln die ursprüngliche Lesart nicht mehr angeben. Von diesem einen Achtel sind aber viele Varianten bedeutungslos, da es sich bloß um orthographische Verschiedenheiten oder Wortumstellungen handelt, die den Sinn überhaupt nicht berühren. Zieht man diese ab, so bleibt nur ein Sechzigstel des Textes, das man als zweifelhaft bezeichnen kann. Von diesem einen Sechzigstel ist aber das meiste inhaltlich unwesentlich, so daß als wesentliche Verschiedenheiten kaum mehr als ein Tausendstel des ganzen Textes in Frage steht. Von diesem einen Tausendstel sind wiederum nur wenige Stellen dogmatisch bedeutsam. Und auch diese sind insofern nicht entscheidend, als die biblische Bezeugung der betreffenden dogmatischen Lehren nicht gerade an der einen, textlich unsicheren Stelle haftet.“
Das abschließende Urteil der Textkritik lautet daher, wie Kroll sagt: „Im allgemeinen kann man die wissenschaftlich begründete Überzeugung aussprechen, daß sich die wesentliche Textgestaltung unverfälscht erhalten hat.“