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  • Ich war ein Rastafarier
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Erwachet! 1985
g85 22. 7. S. 22-25

Ich war ein Rastafarier

MEIN Haar war lang, und meine Augen waren vom Marihuanarauchen gerötet. Kämme, Teller oder Tassen waren für mich nutzlos. Nicht einmal mit dem Namen, den mir meine Eltern gegeben hatten, konnte ich etwas anfangen! Doch warum wies ich so etwas Praktisches und Nützliches zurück? Weil ich ein Rastafarier war. Der Rastafariismus ist eine auf Jamaika beheimatete religiöse Bewegung. Ich möchte einmal erklären, wie ich ein Rastafarier wurde und was ich glaubte.

Alles begann eines Tages damit, daß ich unter einem Baum saß, in der Bibel las und eine Ganja-(Marihuana-)Zigarre rauchte. Ein Rastafarier setzte sich zu mir und leistete mir beim Rauchen Gesellschaft. Als wir ins Gespräch kamen, machte er mich auf eine Lebensweise aufmerksam, bei der man vom Tod verschont bliebe. Darüber wollte ich mehr hören. Daher weihte er mich in die grundlegenden Ansichten der Rastafarier ein.

Die Ansichten der Rastafarier

Später erfuhr ich, daß es unter den Rastafariern verschiedene Gruppen gibt, von denen jede ihre eigenen Ideen verfolgt. In einer Sache sind sie sich aber grundsätzlich einig, nämlich daß Haile Selassie, der letzte Kaiser von Äthiopien, die Verkörperung Jesu Christi und der König der Könige und Herr der Herren sowie der siegreiche „Löwe vom Stamme Juda“ gewesen sei (Offenbarung 5:5).

Mein Unterweiser war mit einer Gruppe der Rastafarier verbunden, die sich „Höchste Stufe der Schöpfung“ nannte, und daher schloß auch ich mich dieser Gruppe an. In unseren Augen waren wir ein Teil der Schöpfung, einfach so, wie die Tiere und Pflanzen es sind. Blitze, Donner und andere Naturerscheinungen betrachteten wir mit Ehrerbietung und Ehrfurcht, als ob Gott persönlich spräche.

Wir aßen kein Fleisch und keinen Fisch, weil wir meinten, daß diejenigen, die sich davon ernährten, ebenso wie diese Dinge vergänglich seien und verfaulen würden. Schneidet man aber bei Gemüse wie Spinat die Blätter ab, so wachsen diese nach. Wer sich davon ernähre, dachten wir, könne ewig leben. Den Tod hätte nur jemand zu erwarten, der eine sehr schwere Sünde beginge.

In meiner Gruppe betrachtete man den Weißen zwar als Teil der Schöpfung, doch wir dachten, er sei dem Schwarzen, dem „Herrn der Schöpfung“, unterlegen. Einige Gruppen der Rastafarier hassen die Weißen jedoch zutiefst wegen des schändlichen Sklavenhandels und wegen der Morde, Vergewaltigungen und Mißhandlung schwarzer Sklaven durch die Weißen. Diese Rastafarier meinen, die Versklavung der Schwarzen müsse durch Revolution und Blutvergießen gerächt werden und alle Schwarzen müßten schließlich in ihre afrikanische Heimat, aus der man sie verschleppt hatte, zurückkehren.

Die Philosophie, die ich vertrat, war einfach. Es gab keinen Führer außer dem „göttlichen“ Haile Selassie, der vor seiner Krönung den Namen Ras Tafari trug (daher der Name Rastafarier). Mein Lebensziel war es, die richtige Ansicht über die Schöpfung zu erlangen und das Bewußtsein zu haben, Gottes Sohn zu sein. Ich gab mich soviel wie irgend möglich mit dem ab, was Gott geschaffen hatte, und mied, soweit es möglich war, alles, was von Menschen geschaffen war. Deshalb benutzte ich keinen Kamm; er war von Menschen hergestellt. Ich ließ mein Haar wachsen, so wie die Blätter an den Bäumen wachsen.

Aufgrund dieser Denkweise benutzte ich auch keine Teller oder Tassen, sondern verwendete ausgehöhlte Kürbisse. Von Gegenständen aus Papier trennte ich mich ebenfalls, und dazu gehörte die Bibel. Ich glaubte, daß die von Gott erschaffenen Dinge mir gehörten und mir zur Verfügung standen, ungeachtet dessen, wer ihr Eigentümer war oder unter wessen Verfügungsgewalt sie standen. Daher dachte ich, die Ernte anderer gehöre in Wirklichkeit mir. Diejenigen, die einen Besitzanspruch darauf anmeldeten und Geld dafür verlangten, hatten in meinen Augen kein Recht dazu.

Eine Sprachenschranke

Durch meinen neuen Lebensstil entstand zwischen mir und Nichtrastafariern eine Sprachenschranke. Was unsere Gruppe betraf, so lehnten wir sogar den Namen, den uns unsere Eltern gegeben hatten, als Produkt der Industriegesellschaft ab. Demzufolge nahm das Personalpronomen „ich“ eine besondere Bedeutung an. Gott war das erste „Ich“, und jeder Rastafarier war ebenfalls ein „Ich“. Um den einen von dem anderen unterscheiden zu können, wurden dem „Ich“ Adjektive hinzugefügt, die etwas über die Größe, Statur usw. aussagten. Da ich klein bin, nannte man mich „kleines Ich“. Wir veränderten selbst die Bezeichnungen für unsere Speisen, indem wir den Buchstaben „i“ für einen anderen einsetzten. Aus „banana“ wurde „ianana“.

Die englische Sprache wurde von uns in noch anderer Hinsicht abgewandelt. Da es unmöglich ist, die Zeit zurückzudrehen, dachten wir zum Beispiel, man könne nicht „zurückkommen“ im Sinne von wiederkehren. Aus „zurückkommen“ wurde „vorankommen“. Auch veränderten wir manche Wörter so sehr, daß sie mit unserem Denken übereinstimmten. Aus „oppressor“ (Bedrücker) wurde „down-pressor“ (Unterdrücker), weil der Klang der Vorsilbe dem englischen Wort „up“ (auf) ähnelt, das den Gedanken an etwas Gutes, Erhebendes vermittelt, wohingegen „down“ (unter) besser mit der Bedeutung des Wortes „oppressor“ übereinstimmt. Zufolge dieser Art der Unterweisung konnte ich kaum mehr die einfachsten Sätze in normalem Englisch sprechen, obwohl ich fünf Jahre lang das Cornwall College in Montego Bay besucht hatte!

Diese neue Philosophie führte zu Differenzen mit meinen Eltern, weil ich mich ihnen gegenüber respektlos benahm und sie mit den gemeinsten Fluchwörtern bedachte. Mein Äußeres und mein Wandel brachten Schande auf meine Angehörigen. Schließlich befahl mir mein Vater, das Haus zu verlassen. Somit packte ich ein paar Sachen zusammen und zog aus, um das Leben zu leben, von dem ich dachte, daß es mich wirklich befriedigen würde.

Die Einsammlung der „Früchte der Schöpfung“

Danach verfiel ich zusehends dem Rauchen von Marihuana. Unter diesem Einfluß hörte ich auf, für mich selbst zu sorgen. Ich saß da und meditierte, bis ich das Gefühl hatte, mit der mich umgebenden Natur zu verschmelzen und ein Teil der Schöpfung zu sein. Das Verlangen, dazusitzen und zu meditieren, machte mich träge. Ich gab meine Arbeit als Musiker auf, um mehr Zeit damit zu verbringen, auf den Hügeln mit Gott zu kommunizieren; dort teilte ich mit zwei anderen Rastafariern eine Hütte.

Mit der Zeit wurde das Geld immer knapper. Daher begannen wir, einen Teil der „Schöpfung des Vaters“ von den Leuten einzusammeln, die sie nach unserer Auffassung unrechtmäßigerweise besaßen. Somit plünderten wir des Nachts nahe gelegene Farmen. Diese Raubzüge wurden der Polizei gemeldet. Die Polizisten wurden unsere Todfeinde und umgekehrt. Wir betrachteten sie als Gegner, die uns von der „Schöpfung“ vertreiben wollten. Zur Tageszeit umstellten sie unsere Hütte, schossen auf uns, schlugen uns und warnten uns davor, die Stadt zu verlassen. Aber nachts war es anders — wir gingen zum Angriff über, um die „Früchte der Schöpfung“ einzusammeln.

Einmal wurde ich verhaftet und des Menschenraubs angeklagt, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Das flößte mir Mut ein und bestärkte mich noch mehr in meiner Überzeugung, ein „Sohn Gottes“ zu sein. Doch ich wurde ein zweites Mal aufgrund fünf verschiedener Anklagen verhaftet — schwerer Diebstahl, tätliche Beleidigung, Besitz von Diebesgut, Besitz von Ganja und Führen eines betriebsunsicheren Fahrzeugs.

Diesmal schien Gott mich verlassen zu haben, denn ich wurde von der Polizei heftig geschlagen und für drei Monate ins Gefängnis geworfen, ohne gegen Kaution freikommen zu können. Dann wurde ich vor Gericht gestellt. Doch viele einflußreiche Bekannte setzten sich für mich ein, und das bewahrte mich vor dem Gefängnis. Mit ein paar Rastafariern, die ich gut kannte, ging es allerdings weniger glücklich aus. Einer wurde zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilt, und einem anderen wurde auf Lebenszeit verboten, den Verwaltungsbezirk, in dem er wohnte, zu verlassen. Zwei andere mir bekannte Rastafarier wurden, verpackt in Säcken, tot aufgefunden; anscheinend waren sie mit ausländischen Drogenhändlern in Konflikt geraten.

Meine Ansichten angezweifelt

Diese Schwierigkeiten veranlaßten mich zu der Frage, ob meine Ansichten richtig seien. Hinzu kam, daß einige meiner Freunde unter den Rastafariern eine neue Idee hatten — sie waren nicht mehr nur Söhne Gottes, sondern jeder war Gott selbst. Ich weigerte mich, das zu akzeptieren. Diese und andere Unstimmigkeiten führten unter uns zu Streit. Schließlich entschloß ich mich, nach Hause zurückzukehren, war in meinem Denken aber immer noch ein Rastafarier. Hin und wieder nahm ich mit befreundeten Rastafariern Kontakt auf.

Nun regte sich bei mir ein Verlangen danach, mit jemandem zu sprechen, aber Nichtrastafarier konnten meine Sprache nicht verstehen. Ich erinnerte mich, wie trostreich für mich früher einmal das Lesen der Bibel war, und deshalb begann ich damit aufs neue. Beim Lesen stieß ich auf Schriftstellen, die mich nachdenken ließen. Zum Beispiel las ich in Psalm 1:1: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rate der Gottlosen“ (King James Version). Ich betrachtete meine Kameraden wegen ihres Anspruchs auf Göttlichkeit als Frevler oder Gottlose. Auch las ich in 1. Korinther 11:14: „Lehrt euch nicht die Natur selbst, daß, wenn ein Mann langes Haar hat, es ihm zur Schande gereicht?“ Doch ich hatte langes Haar.

Mit der Zeit zog ich meine Ansichten immer mehr in Zweifel. In mir begann der Wunsch zu wachsen, den wahren Gott in der richtigen Weise anzubeten. Ich gelangte zu der Überzeugung, daß der Rastafariismus mir nicht das bot, wonach ich suchte: ein klares Verständnis über den Schöpfer, eine sichere Grundlage für ewiges Leben, eine echte Bruderschaft, die auf Liebe und Verständnis aufgebaut ist, und eine Erklärung der Gründe für die Ungleichheit in dem sozialen System der Welt.

Zufriedenstellende Antworten gefunden

Ich wußte aber nicht, an wen ich mich wenden sollte, um wirklich zufriedenstellende Antworten zu erhalten. Manchmal saß ich einfach da, schrie um Hilfe und bat den Schöpfer, wer immer er sein mochte, mir beizustehen. Eines Tages besuchten zwei Zeugen Jehovas meine Eltern und sprachen über die Bibel. Ich schenkte ihren Worten keine besondere Beachtung, bis schließlich die Sprache auf Harmagedon kam.

„Darüber weiß ich gut Bescheid“, sagte ich ihnen. „Und ich werde es selbst erleben.“

„Könnten Sie sich vorstellen, ein Zeuge für Jehova zu sein?“ fragte mich einer von ihnen.

„Wer ist Jehova?“

In Erwiderung darauf schlug er sogleich Psalm 83:18 auf, wo es heißt: „... damit man erkenne, daß du, dessen Name Jehova ist, du allein, der Höchste bist über die ganze Erde.“

Das war das erstemal, daß ich mir unter dem Namen Jehovas Zeugen etwas vorstellen konnte. Früher hatte ich die Zeugen einfach als eine der vielen Glaubensgemeinschaften abgetan, die ich als falsch abgeschrieben hatte. Jetzt aber freute ich mich, als ich von ihnen das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt erhielt. Unverzüglich begann ich, es zu lesen.

Das Kapitel „Wer ist Gott?“ interessierte mich außerordentlich. Ich kann mich erinnern, daß ich dasaß und wie ein kleines Kind, das ein neues Wort lernt, den Namen „Jehova“ immer und immer wieder laut wiederholte. Mit der Zeit wurde mein Wunsch, den wahren Gott kennenzulernen, erfüllt.

Danach wurde mein Bedürfnis nach einem gerechten, unparteiischen System der Dinge auf der Erde durch das Kapitel „Unter einer gerechten Herrschaft wird die Erde zum Paradies“ befriedigt. Wie dankbar war ich doch, als ich erfuhr, daß die ganze Erde bald zu einem Paradies mit einer sauberen, unverschmutzten Atmosphäre wird! Und ich war von der Aussicht begeistert, ewig leben zu können, ohne auf irgendeinen einsamen Hügel ziehen zu müssen, um der bösen Zivilisation zu entfliehen (Psalm 37:9-11, 29; Lukas 23:43; Offenbarung 11:18).

So kam ich zu dem Schluß, daß die Richtung, die ich eingeschlagen hatte, um Gott anzubeten, unbefriedigend war. Deshalb bat ich einen Verwandten, mir mein langes Haar zu schneiden, und begann, alle Bindungen zu den Rastafariern zu lösen. Allerdings war das nicht einfach. Sie betrachteten mich als einen Verräter und drohten mir, mich umzubringen. Dadurch ließ ich mich aber nicht beirren. Mich konnte nichts mehr vom Studium der Bibel abhalten, da ich etwas gefunden hatte, was meine Bedürfnisse wirklich befriedigte.

Nachdem ich mein Äußeres in einen ordentlichen Zustand gebracht hatte, besuchte ich den Königreichssaal am Ort. Bald danach richtete es ein Pionier (ein Vollzeitprediger der Zeugen Jehovas) ein, regelmäßig mit mir die Bibel zu studieren. Er war sehr freundlich und geduldig. Und das mußte er auch sein. Manchmal konnte er mich wegen meines rastafariistischen Wortschatzes nicht einmal verstehen!

Da ich die Wahrheit gefunden hatte, die meine geistigen Bedürfnisse befriedigte, fühlte ich mich verpflichtet, die gute Botschaft meinen Eltern zu überbringen. Meine Mutter reagierte günstig und besuchte bald darauf mit mir die Zusammenkünfte im Königreichssaal. Auch mein Vater war von der Veränderung meines Äußeren und meiner Persönlichkeit sehr beeindruckt. Ungefähr sechs Monate nachdem ich zu studieren begonnen hatte, gab ich mich Jehova Gott hin und wurde getauft. Meine Freude vergrößerte sich noch, als meine Mutter ein paar Monate später getauft wurde.

Wenn ich zurückdenke und mir vorstelle, daß zwei mit mir befreundete Rastafarier ermordet wurden und weitere noch eingesperrt sind, bin ich Jehova dankbar, daß ich ihm heute dienen darf. Es macht mich glücklich und zufrieden, anderen die Wahrheit aus Gottes Wort zu überbringen und mit lieben christlichen Brüdern und Schwestern Gemeinschaft zu haben. Außerdem habe ich die wunderbare Hoffnung, in einer gerechten neuen Ordnung leben zu dürfen, wo die Bedürfnisse der gesamten Menschheit für immer befriedigt werden (Psalm 145:16). (Eingesandt.)

[Herausgestellter Text auf Seite 23]

Ich glaubte, daß die von Gott erschaffenen Dinge mir gehörten und mir zur Verfügung standen, ungeachtet dessen, wer ihr Eigentümer war

[Herausgestellter Text auf Seite 25]

Ich war von der Aussicht begeistert, ewig leben zu können

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