Wir beobachten die Welt
Kampagne für den Frieden
In Verbindung mit dem UN-Friedensjahr (1986) ist für den 22. Oktober in der anglikanischen Johannes-Kathedrale in New York eine „spektakuläre internationale Feier“ geplant. Wie in der Broschüre The Million Minutes of Peace (Millionen Friedensminuten) zu lesen ist, soll dies der Höhepunkt eines „einzigartigen weltweiten Völkerprogramms“ sein, das im vergangenen Monat in 42 Ländern dargeboten wurde. Die Schirmherren, darunter die Brahma Kumaris World Spiritual Organization, sprechen von einer „Weltinitiative, die einzig und allein dem Zweck dient, Menschen mit unterschiedlicher ethnischer, politischer und religiöser Vorgeschichte durch ein Programm zur Unterstützung und Förderung des Friedens zusammenzubringen“. Erzbischof Giovanni Cheli (ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den UN) hat den Veranstaltern — so wörtlich — „unsere Zusammenarbeit und unsere Gebete für den Frieden“ zugesichert, und Mutter Teresa erklärte: „Ich bete sehr um den Erfolg dieses Ereignisses.“ Der Feier folgt am Tag der Vereinten Nationen, am 24. Oktober 1986, eine „internationale Darbietung — Millionen von Friedensminuten — für den Generalsekretär der UN“.
Naht der „Jüngste Tag“?
Vor einiger Zeit versuchten zwei nigerianische Gelehrte, die aktuellen Weltereignisse mit dem Ende der Welt in Verbindung zu bringen. Femi Abbas zitierte in seiner „Islam“-Kolumne in der National Concord den US-Präsidenten Ronald Reagan, der 1983 gesagt hatte, Harmagedon, worüber wir alle in der Bibel gelesen hätten, werde wahrscheinlich in unserer Zeit eintreten. Wie Abbas behauptete, sei Reagans Erklärung „nur ein Teil der Erfüllung der Omen des Jüngsten Tages“, die Mohammed vorhergesagt haben soll. Ein anderer Gelehrter, M. A. Ajomo, Professor des internationalen Rechts an der Universität Lagos, bezog sich, wie die New Nigerian schrieb, in seiner Vorlesung „Internationaler Frieden und Sicherheit“ auf die heutigen Erdbeben, Kriege und Krankheiten wie Aids als „Zeichen des Endes“.
Chinas Einzelkindpolitik
In dem Bemühen, das rapide Bevölkerungswachstum einzuschränken, hat China 1979 eine Einzelkindpolitik eingeführt. Es sind außerdem Quoten festgesetzt worden, wie viele Kinder in jeder Gemeinde hervorgebracht werden dürfen. Wie Qian Xinzhong, Direktor der Behörde für Familienplanung, mitteilte, ist derzeit über die Hälfte der Bevölkerung unter 21 Jahre alt. Ehepaaren, die den Bestimmungen nachkommen, das heißt nur ein Kind haben, wird mehr Wohnraum zugesichert, eine höhere Rente sowie kostenlose medizinische Versorgung, und ihre Kinder werden bei der Aufnahme in die Schule und später beim Vergeben von Arbeitsplätzen bevorzugt behandelt. Diese Verfahrensweise hat allerdings einige Probleme geschaffen. Da die Einzelkinder mit Aufmerksamkeit überhäuft werden, meint Dr. Yan Chun von der Kinderklinik in Peking, daß „verwöhnte, egoistische, introvertierte, gleichgültige und unselbständige“ Kinder die Folge sind. Hinzu kommt, daß viele Übergewicht haben.
Fernseh-Brutalität
Nachdem das Programm der beiden Hauptfernsehkanäle in der Bundesrepublik Deutschland eine Woche lang analysiert worden war, stellte das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus „bedrohliche Tendenzen“ fest. Alle acht Minuten komme es zu Gewaltszenen. Die Sendungen zwischen 17 und 20 Uhr — die von Kindern am intensivsten gesehen werden — enthalten, wie verlautet, die meisten Gewaltszenen. Die bayerische Regierung forderte gemäß der Frankenpost: „Eltern und Erzieher sind ... aufgerufen, die Kinder vor unkontrolliertem Fernsehkonsum und vor Gewaltszenen auf dem Bildschirm zu schützen. Dies kann durch gezielte Vorauswahl der Sendungen geschehen, ebenso durch Beobachtung der Nachmittags- und Vorabendprogramme durch die Erwachsenen.“
Einelternfamilien
Gemäß einer Umfrage, über die in der Pariser Tageszeitung Le Monde berichtet wurde, ist in 80 Prozent aller Einelternfamilien Frankreichs die Frau die Alleinerziehende. (Die Einelternfamilien machen in Frankreich etwas mehr als 6 Prozent aller Haushalte aus.) Die Umfrage unter Einelternfamilien ergab, daß sich „einige Frauen unter dem Vorwand der ‚Befreiung‘ scheiden ließen, nur um in eine größere materielle und emotionale Abhängigkeit zu geraten, die die Sorge für die Kinder mit sich bringt“.
Die meistmißbrauchten Drogen
Die australischen Gesundheitsbehörden bezeichnen Alkohol und Tabak als die meistmißbrauchten Drogen in Australien. Da man beide auf gesetzlichem Wege kaufen kann, werden sie als „legale“ Drogen bezeichnet — im Gegensatz zu der umfangreichen Auswahl an illegalen Drogen, die von Heroin bis LSD reicht. Diese legalen Drogen sind, wie The Australian berichtet, besonders heimtückisch. Jährlich gehen in Australien etwa 30mal mehr Todesfälle auf ihr Konto als auf das aller anderen Drogen zusammen. „Die Probleme, die durch illegale Drogen hervorgerufen werden, sind kleine Fische im Vergleich zu den enormen Problemen, die wir in Verbindung mit der Alkoholabhängigkeit erleben“, gibt der Leiter der Victorianischen Stiftung zur Bekämpfung des Alkohol- und Drogenmißbrauchs zu.
Waffen im Haus gefährlich
„Wenn man eine Waffe im Haus hat, nimmt das Risiko, eines gewaltsamen Todes zu sterben, wohl eher zu als ab“, bemerkte Dr. Arthur Kellerman in einem Bericht, der in dem New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Untersuchungen ergaben, daß auf jeden tödlichen Schuß zum Selbstschutz aufgrund von Waffenbesitz im Haus 43 Selbstmorde, Morde oder tödliche Unfälle durch Schußwaffen kommen. Die Opfer sind 12mal häufiger Freunde oder Bekannte als Fremde. Wenn man die Selbstmorde von der Statistik ausschließen würde, wäre die Wahrscheinlichkeit, daß ein Hausbewohner zufolge von Waffenbesitz tödlich verletzt wird, sogar 18mal höher, als daß ein Fremder getroffen wird. Aufgrund dieser Feststellungen meinte Dr. Kellerman: „Man muß in Frage ziehen, ob es ratsam ist, zum Schutz eine Waffe im Haus zu haben.“
Immer weniger Nashörner
Das Schwarze Nashorn, das einst fast überall in Äquatorialafrika verbreitet war, ist vom Aussterben bedroht. Im Jahre 1969 sagte der Zoologe A. K. K. Hillman, in Kenia allein gebe es 15 000 Schwarze Nashörner. Heute sind in ganz Afrika nur noch 9 000 übriggeblieben. Warum müssen so viele dieser Tiere ihr Leben lassen? Stolz und Aberglaube sind Gründe dafür. „Über 50 Prozent der Hörner gehen in den Nordjemen, wo sie zu Dolchgriffen verarbeitet werden“, schrieb Lucy Vigne in der Veröffentlichung Earthscan Bulletin. Männer zahlen dort 6 000 Dollar für einen Dolch mit Nashorngriff. „Der Rest gelangt nach Ostasien und wird als Medizin verwandt.“ Das pulverisierte Horn der Rhinozerosse gilt als Geschlechtstrieb-Anregungsmittel und kostet bis zu 450 Dollar pro Unze.
Wunsch nach Frieden
Was ist der größte Wunsch der Schweizer für das Jahr 1986, bezogen auf die ganze Menschheit? Das Schweizer Meinungsforschungsinstitut Demoscope interviewte repräsentativ 517 Bürger und stellte fest, daß sich 49 Prozent weltweiten Frieden wünschen und daß Kriegs- und Krisenherde verschwinden mögen. Dies berichtete die Basler Zeitung. Was die persönlichen Wünsche betrifft, steht bei 37 Prozent ein glückliches Familienleben vornan. An zweiter Stelle folgt der Wunsch, mit den Nachbarn und der Umwelt in Harmonie zu leben. Für Jugendliche hingegen gelten Aufstieg und Erfolg als das Wichtigste.
Sportliche Betätigung und das Altern
Warum haben die meisten älteren Menschen eine langsamere Reaktion als jüngere Leute? Ein Forschungsteam an der Universität von Texas in Austin ist der Meinung, dies sei auf altersbedingte Veränderungen im Gehirn zurückzuführen. Bei Tierversuchen entdeckten die Forscher, daß Ratten, die täglich viel Bewegung haben, im Gegensatz zu solchen, die nicht viel Bewegung haben, eine schnelle Reaktion beibehalten, wenn sie altern. „Sportliche Betätigung macht einen älteren Menschen nicht jünger“, sagte Dr. Richard E. Wilcox. „Aber aufgrund der Wirkung auf die chemischen Vorgänge im Gehirn hat die Bewegung vielleicht einen stärkeren positiven Einfluß auf die Reaktionszeit, als man es bisher für möglich hielt.“
Drogen und Kriminalität
Das Magazin U.S. News & World Report berichtet, daß die Polizeibehörden nun „unumstößliche Beweise“ dafür hätten, daß „Drogen die Hauptursache der Kriminalität“ seien. Bei einer unlängst vom US-Justizministerium durchgeführten Studie stellte sich heraus, daß bei zwei Dritteln aller in Washington (D. C.) und New York City inhaftierten Kriminellen im Organismus Spuren illegaler Drogen entdeckt wurden — zweimal soviel, wie die Experten erwartet hatten. Gemäß dem Bericht ist Kokain die bevorzugte Droge.
Selbstmord unter Indianern
Wie der Toronto Star schreibt, zeigen die nationalen Statistiken, daß in Kanada die Selbstmordrate unter den einheimischen Indianern die aller anderen rassischen oder ethnischen Gruppen der Welt übersteigt. Von 1978 bis 1982 begingen in Alberta 146 Indianer Selbstmord — eine Rate von 61 pro 100 000 Indianer oder im Verhältnis fast viermal soviel wie in der ganzen Provinz. Menno Boldt von der Universität Lethbridge bemerkte: „Bis jetzt kenne ich keine rassische Minderheit, ... [deren Selbstmordrate] sich etwa der der Indianer nähert.“
Die Wälder retten
Als das Internationale Jahr des Waldes vergangenen Dezember (1985) zu Ende ging, berichtete die Zeitschrift UN Chronicle: „Jährlich gehen über 11 Millionen Hektar Tropenwald verloren, ein Gebiet, das größer ist als Österreich.“ Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN mahnt: „Wenn die Entwaldung im gegenwärtigen Ausmaß fortschreitet, kann ein Großteil der Tropenwälder der Erde zerstört werden.“ Sollte der Trend so weitergehen, dann könnten schätzungsweise 10 bis 20 Prozent der Fauna und Flora der Erde bis zum Jahr 2000 ausgerottet sein, es sei denn, die Entwaldung würde gestoppt und ins Gegenteil verkehrt werden.
Sie verbrennen ihr letztes Stroh
Millionen von Menschen in der dritten Welt ist das Brennholz ausgegangen, und sie verwenden nun Stroh, Ernteabfälle und Dung als Brennstoff. Aber dabei, so Earthscan (Nachrichten- und Informationsdienst über Entwicklungs- und Umweltfragen mit Sitz in London), begeben sich einige wohl auf ihre „letzte Abwärtsrunde in einer ökologischen Spirale“. Warum? Bauern, die zu arm sind, um sich Dünger zu kaufen, verbrennen nun Mist, das einzige Düngemittel, das sie umsonst erhalten. Die Folge sind noch kärglichere Ernteerträge. Und in Gegenden, die bereits unter Entwaldung leiden, verschlimmert sich durch die Verwendung von Stroh das Problem der Erosion. Earthscan darüber: „Arme Bauern verbrennen ihr letztes Stroh.“
Zum Tode führende Probleme
Das 1. Europäische Symposium für Selbstmordverhalten, das kürzlich in München abgehalten wurde, offenbarte, daß die meisten der jährlich 13 000 bekanntgewordenen Selbsttötungen in der Bundesrepublik Deutschland von Männern begangen werden, die über 70 Jahre alt sind. Wie Professor H. J. Möller gemäß der Süddeutschen Zeitung mitteilte, wird die Zahl der Versuche 10- bis 20mal so hoch geschätzt. Soziale Isolation und die Unfähigkeit, mit Problemen fertig zu werden, seien in den meisten Fällen Risikofaktoren für einen Selbstmord. Mit großer Sorge registrieren die Psychiater die in Mode gekommenen Freitodbewegungen.