Mißhandelte Ehefrauen — Ein Blick hinter verschlossene Türen
ES KOMMT erschreckend häufig vor, daß Ehefrauen geschlagen werden. Die Zeitschrift Psychology Today berichtete: „Jede zehnte Frau wird von ihrem Mann irgendwann im Laufe ihrer Ehe ernstlich angegriffen (geschlagen, getreten, gebissen oder noch schlimmer mißhandelt).“ Ein Jahr später wies die Zeitschrift Family Relations darauf hin, daß das Ausmaß des Problems noch größer sei, und erklärte: „Jede zweite Frau in den Vereinigten Staaten erlebt häusliche Gewalt.“ Gemäß einem Bericht aus dem Jahre 1987 wird in Kanada jede zehnte Frau geprügelt. Aus anderen Ländern liegen ähnliche Schätzungen vor.
Ein Rechtsanwalt eines New Yorker Bezirks bestätigt, daß die Mißhandlung von Ehefrauen ein wachsendes Problem ist. „Gewalt gegen Frauen hat in der amerikanischen Gesellschaft epidemische Ausmaße angenommen. Der FBI schätzt, daß alle 18 Sekunden eine Ehefrau geschlagen wird und jedes Jahr 6 Millionen Frauen tätlich angegriffen werden.“ Man nimmt an, daß „Ehefrauen durch Mißhandlungen mehr Verletzungen davontragen, die eine Einweisung ins Krankenhaus erforderlich machen, als durch Vergewaltigungen, Raubüberfälle und Autounfälle zusammengenommen“. Jedes Jahr werden rund 4 000 Ehefrauen umgebracht.
Die Mißhandlung der Ehefrau ist ein wohlgehütetes Familiengeheimnis; Personen, die dem prügelnden Ehemann am nächsten stehen, seine besten Freunde, seine Arbeitskollegen oder Familienangehörige außerhalb des Hauses, mögen nie auf den Gedanken kommen, daß er seine Frau schlägt. Möglicherweise ist er sowohl am Arbeitsplatz als auch gesellschaftlich angesehen, und häufig mag er bei seinen Altersgenossen als vorbildlich gelten. Viele Männer, die ihre Frau prügeln, würden einer Schlägerei in einer Kneipe, auf der Straße oder am Arbeitsplatz aus dem Weg gehen. Viele würden für Bedürftige sozusagen ihr letztes Hemd hergeben.
Doch im Umgang mit ihrer Frau kann die kleinste Kleinigkeit sie in rasende Wut versetzen — eine Mahlzeit, die nicht rechtzeitig zubereitet wurde, eine Mahlzeit, die sie nicht mögen, ein Kleid, das ihnen nicht gefällt, oder der Wunsch der Frau, sich eine andere Fernsehsendung als ihr Mann anzusehen. Eine britische Studie über geprügelte Ehefrauen enthüllte, daß 77 Prozent der Opfer ohne vorhergehende Streitigkeiten angegriffen wurden. Berichte zeigen, daß in vielen Fällen die Mißhandlungen durch „so banale Dinge wie das Zerlaufen eines Eidotters oder das Tragen eines Pferdeschwanzes“ ausgelöst werden.
Ein Mann, der seine Frau schlug, gab zu, daß er „‚überkochte‘, weil seine Frau in die Bettdecke eingewickelt war“. Sein „Überkochen“ hatte zur Folge, daß er sie durch einen Tritt aus dem Bett warf und dann ihren Kopf so heftig gegen den Boden schlug, daß sie eine Gehirnerschütterung davontrug. Eine mißhandelte Frau, die jahrelang Schläge bekam, sagte: „So ein Vorfall konnte dadurch ausgelöst werden, daß ich vergaß, irgend etwas auf den Tisch zu stellen.“
Eine seit dreieinhalb Jahren verheiratete Frau schätzte, daß ihr Mann sie in dieser Zeit etwa 60mal geschlagen hat. „Er mochte meine Freundinnen nicht“, erklärte sie. „Allmählich hörte ich auf, mich mit ihnen zu treffen.“ Schließlich besuchte sie ihre Angehörigen nicht mehr, weil er sie nicht leiden konnte. „Wenn ich versuchte anzurufen, war das für ihn Grund genug, mich wieder zu schlagen“, sagte sie. Eine andere mißhandelte Frau bemerkte: „Es kam so weit, daß ich meinen Mann jedesmal fragte, was er gern zum Essen hätte, wie ich die Möbel stellen sollte usw.“
Studien haben ergeben, daß Frauen häufiger abends, nachts oder an Wochenenden geschlagen werden. Demzufolge hat das Notdienstpersonal im Krankenhaus wahrscheinlich öfter mit einer Frau zu tun, die schwer geschlagen wurde, als deren Hausarzt. Zu den Verletzungen, die erfordern, daß eine geprügelte Frau ärztlich behandelt wird, gehören blutende Wunden, besonders Kopf- und Gesichtswunden. Innere Verletzungen sind vorherrschend — Gehirnerschütterungen, Trommelfellperforationen, Unterleibsverletzungen, vor allem bei schwangeren Frauen. Oft sind am Hals Würgemale zu sehen. In vielen Fällen müssen Knochenbrüche behandelt werden — am Kiefer, an den Armen, den Beinen, den Rippen oder am Schlüsselbein. Andere Frauen, denen der Mann mit einer kochendheißen Flüssigkeit oder einer Säure Verbrennungen beigebracht hat, müssen in Spezialkliniken für Verbrennungen eingeliefert werden.
Ein Redakteur schrieb über prügelnde Ehemänner: „Sie sind richtige Bestien. Sie sperren ihre Frau im Zimmer ein, brechen ihr die Knochen, machen sie zum Krüppel. Sie bringen ihr mit dem Messer Schnittwunden bei, probieren Drogen an ihr aus, schlagen sie ins Gesicht, in den Magen, auf die Brüste. Sie halten ihr eine Pistole an den Kopf — und sie töten sie.“ Aus Berichten geht hervor, daß Frauen an ihr Bett gekettet wurden, daß der Mann Kabel aus dem Auto gerissen hat, damit sie es nicht mehr benutzen konnte, daß er ihr gedroht hat, sie und die Kinder umzubringen, wenn sie versuchen würde wegzulaufen. Die Tragödien sind endlos.
Zu den häufigen körperlichen Mißhandlungen kommen noch Drohungen, Anschuldigungen und Beschimpfungen hinzu sowie Depressionen, Alpträume und Schlaflosigkeit.
Was sind das für Männer, die ihre Frau so schrecklich mißhandeln — eine Frau, der sie oft sagen mögen, sie liebten sie und könnten nicht ohne sie leben? Im nächsten Artikel wird die Persönlichkeit solcher Männer beleuchtet.