Das Meer — Wer kann es retten?
AN EINEM Herbsttag letzten Jahres sprangen neun Männer und vier Frauen gleichzeitig von einer New Yorker Brücke. Sie stürzten 20 Meter tief und blieben dort, von Bergsteigerseilen gehalten, regungslos hängen. Ihre Absicht? Sie wollten die Ausfahrt eines Frachters verhindern, der Klärschlamm zur Verklappung auf See geladen hatte. Der Ausgang des Unternehmens war enttäuschend. Der Frachter wich ihnen einfach aus und verklappte den Schlamm wie gewöhnlich. Die Protestierenden wurden verhaftet.
Viele andere kämpfen erbittert auf rechtlichem Wege um das Überleben der Ozeane. Es sind viele Verträge geschlossen worden, und immer mehr Gesetze treten in Kraft. Vorschriften wurden erlassen, die es untersagen, Kunststoffe auf See zu entsorgen. Tankern wurde verboten, ihre öligen Abwässer einfach abzulassen. Einige Flüsse und Küstenstriche konnten erfolgreich gesäubert werden.
Insgesamt gesehen, bleiben Erfolge allerdings eher die Ausnahme. Solange es billiger ist, Abfälle ins Meer zu werfen, wird es, wie die Umweltschützer befürchten, immer Leute geben, die die Gesetze umschiffen, so wie der anfangs erwähnte Frachter die Protestierenden umschiffte. Traurigerweise haben bei Entscheidungen oft Geld und Gewinne das letzte Wort. Umweltschutz bringt wenig Profit und ist teuer.
Ist Gott schuld?
Die Time betrachtete das Problem der Verschmutzung als so dringend, daß man darauf verzichtete, einen „Mann des Jahres“ zu wählen. Statt dessen wurde in der Januarausgabe 1989 die geplagte Erde zum „Planeten des Jahres“ ernannt. Interessanterweise sind in Artikeln über die Umweltkrise ab und zu ziemlich zynische Kommentare zur Bibel zu finden.
Der Artikel in der Time beginnt mit einem Zitat aus Prediger 1:4: „Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt immer bestehen.“ „Nein, nicht für immer“, meint der Verfasser des Artikels. „Die Erde wird wohl allerhöchstens noch 4 bis 5 Milliarden Jahre bestehen.“ Weiter heißt es, das Gebot für das erste Menschenpaar, ‘sich die Erde untertan zu halten’, „könnte als Einladung verstanden werden, die Natur nach eigenem Belieben zu gebrauchen. Durch die Ausbreitung des Christentums, das im allgemeinen als der Wegbereiter der technischen Entwicklung angesehen wird, könnte gleichzeitig die Saat für die rücksichtslose Ausbeutung der Natur gesät worden sein.“ Die Zeitschrift Life geht sogar so weit, die biblische Prophezeiung, daß ‘die Sanftmütigen die Erde ererben werden’, als lächerliche und falsche Vorhersage zu klassifizieren.
All diese Äußerungen haben eines gemein: Sie beruhen auf der Annahme, daß Gott entweder nicht existiert oder die Bibel nicht inspiriert hat oder nicht über die Weisheit und die Macht verfügt, seine Schöpfung zu lenken und seine Prophezeiungen zu erfüllen. Wie denken wir darüber? Ist es nicht etwas arrogant, von einer solchen Annahme auszugehen, ohne dafür Beweise zu haben? Jeder, der schon einmal Zeuge der furchteinflößenden Gewalt und Schönheit eines Sturms auf See war, hatte den Beweis direkt vor Augen, daß derjenige, der unseren Planeten geschaffen hat, wirklich mächtig ist. Seine Weisheit ist überall in den Ozeanen und in dem Leben, das darin wimmelt, zu erkennen.
Mit Gottes Gebot, ‘sich die Erde untertan zu halten’, erhielt der Mensch keinen Freibrief zur Zerstörung, sondern er wurde vielmehr mit einem Verwalteramt betraut, mit der Verantwortung, die Erde zu pflegen und zu bebauen. Außerdem: Wenn Gott uns mit diesen Worten sagen wollte, wir sollten die Erde zu dem verseuchten, verwahrlosten Planeten machen, zu dem sie immer schneller verkommt, warum hat er dann Adam und Eva den paradiesischen Garten Eden als Modell gegeben? Warum gebot er dem Menschen, ‘ihn zu bebauen und ihn zu pflegen’ und schließlich seine Grenzen auszudehnen, indem er das Land urbar machen sollte, das diesen Mustergarten umgab und auf dem „Dornen und Disteln“ wuchsen? (1. Mose 2:15; 3:18).
Tatsächlich wurde vor langer Zeit in der Bibel eine bemerkenswerte Voraussage aufgezeichnet, die sich nur auf unsere zerstörerische Generation beziehen kann: Jehova wird die „verderben, die die Erde verderben“ (Offenbarung 11:18). Wie biblische Prophezeiungen erkennen lassen, ist die Zeit dafür nahe.
Doch einige geben Gott die Schuld an der Verschmutzung und weisen dann auf den Menschen als einzige Hoffnung hin. Die Vernunft sagt uns genau das Gegenteil. Der Mensch ist anzuklagen; er hat absolut keine Lösung anzubieten. Gott die Schuld zuzuschieben ist nichts Neues. In Sprüche 19:3 wurde schon vor langer Zeit diese kurzsichtige Einstellung beschrieben: „Mancher bringt sich durch eigene Torheit in Schwierigkeiten und gibt wütend Gott die Schuld daran“ (Die Gute Nachricht).
Das vor ca. 6 000 Jahren in Eden ins Leben gerufene Verwalteramt hat nicht zu bestehen aufgehört. Heute kann jeder, der den Schöpfer respektiert, dies auch dadurch zeigen, daß er die Schöpfung achtet, statt gedankenlos die Umwelt zu verschmutzen. Jeder von uns kann dazu beitragen, die Meere sauberzuhalten. (Siehe unten.) Doch leider ist das heutige Weltsystem so aufgebaut, daß jemand, der jegliche Verschmutzung der Erde und der Meere vermeiden wollte, als Einsiedler in der Wildnis leben müßte. Nachahmern Jesu steht eine solche Möglichkeit nicht offen. Ihr Dienst für Gott erlaubt ihnen dies nicht (Matthäus 28:19, 20).
Daher ist Gott und nicht der Mensch unsere einzige Hoffnung, was ein vollständiges Ende der Verschmutzung betrifft. Gottes Verheißungen stehen in krassem Gegensatz zu den Mißerfolgen des Menschen; nie ist eine davon unerfüllt geblieben. Aus diesem Grund sind die folgenden Worte der Bibel so tröstlich: „Du bist Jehova, du allein; du selbst hast die Himmel gemacht, ja die Himmel der Himmel, und all ihr Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was darin ist; und du erhältst sie alle am Leben“ (Nehemia 9:6).
Bald wird die Schönheit der Erde und ihrer Ozeane auf Dauer wiederhergestellt werden. Ja, der „blaue Ocean“ wird weiter wogen — lebendig für immer. Der Schöpfer wird mit Sicherheit dafür sorgen.
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WAS DU TUN KANNST
Wie man seine Achtung vor den Ozeanen zeigen kann:
◼ Beachte beim Bootfahren und Angeln folgende einfache Regel: Was du mit aufs Wasser gebracht hast, nimm auch wieder mit zurück. Das gilt besonders für Kunststoffe. Versuche, so wenig Angelschnur wie möglich zu verlieren. Maschinenöl sollte in geeigneter Weise an Land beseitigt werden, nicht auf See.
◼ Am Strand gelten die gleichen Regeln. Achte auf die Plastiksachen, die du mitgebracht hast: Verpackungen von Eßwaren, Träger von Getränkedosen, Plastikgeschirr, Sonnenölflaschen und ähnliches. Denke daran, wie schnell einige dieser Dinge weggeweht werden können, wenn man sie nicht mit etwas beschwert. Schau dir den Platz genau an, bevor du gehst, und nimm deinen Abfall mit.
◼ Gehe genauso vor, wenn du in Flüssen oder Seen angelst, dort Boot fährst oder Picknick machst. Vergiß nicht: Einen Fluß zu verschmutzen ist an sich schon verkehrt, aber was du in einen Fluß wirfst, kann ins Meer gelangen und dort weiteren Schaden anrichten.
◼ Beachte alle örtlichen Vorschriften über Abfallbeseitigung und Recycling.
◼ Nimm zum Wäschewaschen und Geschirrspülen nur so viel Wasch- oder Spülmittel, wie wirklich nötig ist.
◼ Wasser ist wie Luft eine der Grundvoraussetzungen für das Leben. Achte es, und verschmutze es nicht.
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„Bis hierher darfst du kommen und nicht weiter“ (Hiob 38:11)