Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g90 8. 11. S. 22-24
  • Wie verhalte ich mich gegenüber dem Elternteil, der uns verlassen hat?

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Wie verhalte ich mich gegenüber dem Elternteil, der uns verlassen hat?
  • Erwachet! 1990
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Bau Brücken, reiß sie nicht nieder
  • Einsicht — der Schlüssel zum Frieden
  • Ausgeglichen bleiben
  • Was, wenn mein Vater oder meine Mutter suchtkrank ist?
    Fragen junger Leute — Praktische Antworten, Band 2
  • Wie soll ich mich in einem religiös geteilten Haus verhalten?
    Erwachet! 1991
  • Was ist, wenn meine Eltern nicht so handeln, wie sie sollten?
    Erwachet! 1995
  • Probleme in der Familie durch biblischen Rat gelöst
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1986
Hier mehr
Erwachet! 1990
g90 8. 11. S. 22-24

Junge Leute fragen sich:

Wie verhalte ich mich gegenüber dem Elternteil, der uns verlassen hat?

„An den Tagen, wo Papi versprochen hatte, uns abzuholen, zog Mami meine Schwester und mich hübsch an. Dann saßen wir da und warteten auf ihn — und warteten. Eine Stunde nach der anderen verstrich. Schließlich meinte Mami: ‚Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.‘ Wir weinten und sagten: ‚Er kommt bestimmt, ganz sicher!‘ Noch am nächsten Morgen warteten wir auf ihn, aber er kam nicht. Immer dasselbe“ (Anne).a

FALLS du wie Anne die Trennung deiner Eltern miterlebt hast, verstehst du wahrscheinlich, warum Jehova, der Gründer der Ehe, die Ehescheidung so ausdrücklich verurteilt. (Vergleiche Maleachi 2:16.) Eine Scheidung ist für die Betroffenen immer schmerzlich — selbst wenn der betrogene Ehepartner das biblische Recht hat, sich scheiden zu lassen.b

Doch wenn deine Eltern getrennt leben oder geschieden sind, hören damit nicht unbedingt alle Probleme, die ihr Zwist für dich mit sich bringt, auf. Du stehst jetzt vor der schwierigen Entscheidung, welches Verhältnis du zu dem Elternteil aufrechterhältst, der die Familie verlassen hat. Meg erinnert sich, wie hart das war: „Ich war wie betäubt und zog mich zurück. Eine Zeitlang hatte ich gar keine Gefühle. Mir war, als sei mein Vater gestorben.“ Mike erzählt: „Ich begann, meinen Vater zu hassen, und dieses Gefühl dauerte lange Zeit an. Wenn ich daran dachte, daß er eine Frau mit vier Kindern verlassen hatte und ihr sowenig Unterhalt wie nur möglich zahlte, wurde ich wütend.“

Bau Brücken, reiß sie nicht nieder

In dieser Zeit des Aufgewühltseins kann es leicht passieren, daß du dich gegenüber einem Elternteil verschließt und von Zorn und Bitterkeit erfüllt bist. Doch ein solcher Groll kann deine Einstellung zum Leben vergiften. Der Zorn kann dazu führen, daß du Brücken niederreißt und dein Verhältnis zu einem Elternteil fast zerstörst.

Nach der Bibel dürfen wir unsere Eltern nicht verachten. (Vergleiche Lukas 18:20.) Experten sind sich einig, daß es für die Kinder in den meisten Fällen besser ist, auch nach der Trennung von Vater und Mutter ein Verhältnis zu beiden beizubehalten. Dr. Robert E. Gould, Professor für Psychiatrie, schrieb in dem Magazin Seventeen, daß der regelmäßige Umgang mit beiden Elternteilen die Anpassung an die neuen Umstände infolge der Scheidung erleichtert. Gemäß den Forscherinnen Wallerstein und Kelly haben Jugendliche, die über die Scheidung ihrer Eltern unbeschadet hinweggekommen sind, allgemein ein gutes Verhältnis zu beiden. Aber wie kannst du ein enges Verhältnis zu dem Elternteil haben, der ausgezogen ist oder dein Vertrauen mißbraucht hat?c

Einsicht — der Schlüssel zum Frieden

Dein natürlicher Zorn wird dir anfänglich im Weg sein. Doch wenn du dir das Ziel setzt, den anderen besser zu verstehen, kann diese Einsicht dir helfen, deinen Zorn verrauchen zu lassen. In Sprüche 19:11 heißt es: „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen.“ Das ist bestimmt leichter, wenn der Schuldige Anzeichen von Bedauern oder Reue erkennen läßt. Einsicht in den Standpunkt, die Persönlichkeit und die menschlichen Schwächen des außer Haus lebenden Elternteils muß natürlich nicht bedeuten, daß du den Schuldigen in Schutz nimmst oder im Scheidungsstreit für ihn Partei ergreifst; auch ist das kein Verrat an dem Elternteil, bei dem du lebst. Es bedeutet lediglich, daß du eine realistischere Ansicht über den anderen entwickelst.

Viele Jugendliche meinen, der Elternteil, der die Familie verlassen habe, hasse sie — warum wäre er sonst weggegangen? Doch nicht du bist der Grund für die Trennung, sondern daran sind Eheprobleme schuld. Der außer Haus lebende Elternteil will durch sein Fortgehen sicher nicht zeigen, daß er dich ablehnt — auch wenn du so empfindest. Dr. Gould erklärte: „Eltern, die dich vor der Scheidung geliebt haben, werden dich aller Wahrscheinlichkeit nachher noch genauso lieben.“

„Warum läßt er sich dann kaum blicken?“ fragst du vielleicht. Wenn ein Elternteil wiederholt Verabredungen nicht einhält oder nur gelegentlich Verbindung zu dir aufnimmt, kann es tatsächlich so aussehen, als wolle er nichts von dir wissen. Aber das muß nicht der Fall sein. Möglicherweise ist er sich bewußt, daß er durch sein Verhalten vor der Trennung die Familie zutiefst beleidigt hat. Falls du je einen Freund gekränkt hast, weißt du, wie schwer es sein kann, ihm später gegenüberzutreten. In Sprüche 18:19 heißt es: „Ein gekränkter Bruder ist unzugänglicher als eine Festung“ (Die Bibel in heutigem Deutsch).

Aufgrund von Schuldgefühlen fürchtet sich der Betreffende womöglich, der Familie gegenüberzutreten. Auch Stolz kann eine Rolle spielen. Es ist sogar möglich, daß der außer Haus lebende Elternteil seinem früheren Ehepartner einfach nicht unter die Augen treten kann, besonders wenn er wieder geheiratet hat; was einst das „Zuhause“ war, ist jetzt fremd. Diese und andere Faktoren können es deiner Mutter oder deinem Vater erschweren, dich zu besuchen. Wie kannst du es ihm erleichtern? In Römer 12:18 lesen wir: „Soweit es an euch liegt, tut alles, um mit jedermann in Frieden zu leben“ (Die Bibel in heutigem Deutsch). Wie kannst du das erreichen?

Zum Beispiel wirst du deine Erwartungen etwas zurückschrauben müssen. Wenn du von dem Elternteil mehr Zeit und Aufmerksamkeit erwartest, als du derzeit erhältst, wirst du nur enttäuscht werden. Versuche vielmehr, dich über die begrenzte Zeit zu freuen, die ihr zusammen verbringt.

„Aber worüber sollen wir reden?“ fragst du. Die Besuche können anfänglich für dich unangenehm sein. Doch es gibt wahrscheinlich vieles, was dein Vater oder deine Mutter wissen möchte — über deine Freunde, deine schulischen Fortschritte und deine Freizeitinteressen. Da ist auch vieles, was du fragen kannst. Die Scheidung hat bei deinen Eltern und bei dir zweifellos eine gähnende Leere hinterlassen. Sei daher wie der in Sprüche 20:5 erwähnte „Mann von Unterscheidungsvermögen“, der bei einem anderen die ‘tiefen Wasser’ des Rates ‘herausschöpft’. Stelle Fragen. Informiere dich über die neue Wohnung oder Arbeit deines Vaters (oder deiner Mutter), über seine Hobbys, sportlichen Betätigungen oder über seine Freunde. Und falls du nicht über den Schmerz hinwegkommst, den dir deine Eltern bereitet haben, kannst du vielleicht im Laufe der Zeit eine Möglichkeit finden, in Ruhe darüber zu sprechen.

Ausgeglichen bleiben

Es besteht allerdings die Gefahr, den außer Haus lebenden Elternteil zu idealisieren. Randys Vater, ein Alkoholiker und Schürzenjäger, verließ seine Familie wiederholt und reichte schließlich die Scheidung ein. Trotzdem sagt Randy: „Irgendwie verehrte ich den Mann fast abgöttisch.“

Diese Reaktion ist nicht ungewöhnlich. In den Vereinigten Staaten leben etwa 90 Prozent der Scheidungskinder bei der Mutter, während der Vater Besuchsrecht hat. Somit fällt es meist der Mutter zu, sich täglich um die Kinder zu kümmern und sie zu erziehen. Und trotz Unterhaltszahlungen sinkt der wirtschaftliche Status der Mutter gewöhnlich nach einer Scheidung; der des Vater kann hingegen steigen. Die Folge: Ein Besuch bei Papi bedeutet, Geschenke zu bekommen und Spaß zu haben. Das Leben bei Mami bedeutet, den Pfennig umzudrehen und sich Vorschriften machen zu lassen. Traurigerweise sind einige Jugendliche sogar von einem christlichen Elternteil weggegangen, um bei dem wohlhabenderen ungläubigen Elternteil zu leben, der zudem mehr durchgehen läßt. (Vergleiche Sprüche 19:4.)

Falls du versucht bist, eine solche Entscheidung zu treffen, dann denke über deine Wertvorstellungen nach. Vergiß nicht, daß dein Schöpfer am besten abschätzen kann, was du wirklich brauchst — moralische Anleitung und Zucht. Nichts sonst, was dir ein Elternteil bieten kann, wird sich so tiefgreifend auf deinen Charakter und deine Lebensqualität auswirken. Zucht ist ein Zeichen echter Liebe. (Siehe Sprüche 4:13; 13:24.)

Denke auch daran, daß dein Schöpfer nur einen einzigen Maßstab für Recht und Unrecht hat, ungeachtet, was dein Vater oder deine Mutter dir erlaubt. Tom erzählt: „Mutti hielt uns nie davon ab, Vati zu sehen. Aber jeden Freitag, wenn wir ihn besuchten, sagte sie: ‚Vergeßt nicht, daß ihr Christen seid und daß Jehova sieht, was ihr tut.‘ Das half mir, an Besuchstagen meinem Glauben getreu zu handeln.“

Doch so sehr du dich auch bemühst, es ist nicht immer möglich, die Anerkennung eines Elternteils zu erlangen. Die Anregungen in diesem Artikel helfen dir vielleicht, die Kluft zwischen dir und ihm zu überbrücken. Aber selbst wenn alle Bemühungen scheitern, brauchst du die Hoffnung nicht aufzugeben. Menschen ändern sich. Und zumindest hast du das befriedigende Bewußtsein, daß — ‘soweit es an dir liegt’ — der Frieden gewahrt wurde. Was noch besser ist, du kannst dennoch die Wärme väterlicher Anerkennung verspüren. Jehova sagt gemäß Sprüche 27:11: „Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz, damit ich dem, der mich höhnt, eine Antwort geben kann.“ Gott freut sich, wenn du gehorsam an seinen Maßstäben festhältst und im Umgang mit deinen Eltern gütig und einsichtig bist. Und er ist ein Freund und Vater, der dich nie verläßt.

[Fußnoten]

a Einige Namen wurden geändert.

b Siehe das Kapitel „Warum haben sich meine Eltern getrennt?“ in dem Buch Fragen junger Leute — Praktische Antworten, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.

c Hier ist nicht von Eltern die Rede, die ihre Kinder sexuell mißbraucht oder schwer mißhandelt haben. In solchen Fällen ist eine enge Eltern-Kind-Beziehung sicher nicht möglich und auch nicht ratsam.

[Bild auf Seite 23]

Manchmal können die Besuchszeiten eine Prüfung sein

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen