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Erwachet! 1992
g92 8. 1. S. 23-25

Washi — Japans handgeschöpftes Papier aus alter Zeit

Von unserem Korrespondenten in Japan

EIN traditionelles japanisches Haus betritt man durch eine geschmackvolle Holzgitter-Schiebetür. Im Innern fällt der Blick wahrscheinlich auf eine dekorierte spanische Wand. Den Raum selbst schmücken Puppen, Hängerollen oder Kalligraphien, Lampenschirme und reichverzierte Schatullen oder Kästen. Alle diese Gegenstände haben eines gemeinsam — sie wurden aus Washi, dem vielseitig verwendbaren handgeschöpften japanischen Papier, gefertigt.

Eine lange Geschichte

Die Japaner übernahmen die Kunst der Papierherstellung im 7. Jahrhundert u. Z. von den Chinesen. Mehr als 1 000 Jahre war Washi das einzige handgeschöpfte Papier Japans. In manchen Gegenden lebten ganze Dörfer von der Papierfabrikation, und einige wurden wegen des dort hergestellten erstklassigen Papiers berühmt.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brach in Japan sozusagen das goldene Zeitalter der Papierherstellung an. Etwa 1 000 Papierfabriken im ganzen Land hatten vollauf zu tun. Bei Anbruch der industriellen Revolution ging es jedoch mit Washi-Fabriken sowie mit anderen handwerklichen Betrieben bergab. Dennoch hat sich die Tradition des von Hand hergestellten Washi-​Papiers in bestimmten Gebieten bis heute gehalten, weil sich seine Beschaffenheit für künstlerische Arbeiten eignet.

Wie Washi gemacht wird

Die Chinesen fertigten ihr Papier aus Seide, Leinen, alten Baumwollumpen und Fischernetzen sowie aus der Rinde des Maulbeerbaums. Zunächst verwendeten die japanischen Papiermacher die gleichen Rohstoffe. Später versuchten sie es mit Materialien, die für sie leicht verfügbar waren, wie z. B. die Innenrinde des Mitsumata-Baums (Papiermaulbeerbaum). Auch Gampi (eine japanische Pflanze, die im Gebirge beheimatet ist) und sogar Bambus wurden verwendet.

Zunächst muß das Rohmaterial zu einer breiigen Masse verarbeitet werden. Das ist mit Mühsal und Sorgfalt verbunden und schließt Stampfen, Kochen bzw. Dämpfen, Abkratzen, Einweichen, Entrinden und andere Bearbeitungsmethoden ein. Der so erzielte Brei wird mit Wasser vermischt, so daß das Fasermaterial ungehindert fließen kann.

In einer typischen Werkstatt, in der Gampi verwendet wird, sitzen Frauen an großen, mit Wasser gefüllten Bottichen und besorgen von Hand das Reinigen und Zerfasern, bis eine gleichmäßige Faseraufschwemmung entsteht.

In diese wäßrige Mischung taucht ein Arbeiter einen großen hölzernen Rahmen, der mit einem feinmaschigen Drahtgitter bespannt ist. Beim Herausheben des Rahmens läuft das Wasser ab und hinterläßt eine feine Faserschicht, die dann einen Washi-Bogen ergibt. Ein Fachmann wird darauf hinweisen, daß ein Qualitätsbogen entsteht, wenn das Sieb mehrmals in einen dünnen Brei anstatt einmal in einen dicken Brei getaucht wird.

Als nächstes wird das Sieb auf einem großen Tisch gewendet. Der Arbeiter faßt es an der Ecke an, die ihm am nächsten ist, und hebt es vorsichtig hoch, wobei der nasse Washi-Bogen auf dem Tisch zurückbleibt. Der Vorgang des Eintauchens wird wiederholt, und ein neuer Bogen wird auf den ersten gelegt. So entsteht ein Bogen nach dem anderen, bis ein tropfnasser Stapel Papier hergestellt ist.

Um zu verhindern, daß die Bogen zusammenhaften, wird dem Wasser eine schleimige Substanz zugesetzt, die man Tororo nennt und aus den Wurzeln einer Hibiskusart gewonnen wird. Der Zusatz macht das Wasser zähflüssiger, wodurch es langsamer das siebartige Geflecht passiert. So wird erreicht, daß sich die Fasern besser miteinander verweben. Ein erfahrener Washi-Papiermacher stellt lediglich durch das Anfühlen die richtige Beschaffenheit fest.

In alter Zeit wurden die Bogen einzeln auf Regalen in der Sonne getrocknet. Obgleich diese Methode noch angewandt wird, trocknen die meisten Washi-Fabriken ihr Papier auf beheizbaren Stahlplatten.

Eine bleibende Tradition

Washi hat in Japan nach wie vor seinen Platz im künstlerischen Bereich, wenn es auch kaum noch jemand zum Schreiben benutzt. Viele traditionelle kunstgewerbliche Papiererzeugnisse werden aus Washi hergestellt. Daher bezeichnet man es oft als Kunstpapier.

Zierliche Bilder, auf denen Motive wie Blumen, Bäume, Vögel und Landschaften zu sehen sind, bestehen aus zusammengeklebten verschiedenfarbigen Washi-Streifen. Holzschnittszenen auf Washi von bekannten Künstlern wie Hiroshige und Hokusai sind weltberühmt. Washi wird außerdem in der als Nihonga bezeichneten Malerei verwendet. Auf speziell für diese Art Malerei angefertigte Washi-Bogen (1,8 m im Quadrat oder größer) wird eine pulverisierte Mischung aus Stein und Buntglas als wäßrige Masse aufgetragen. Dieses einzigartige Papier findet ebenfalls Verwendung für Hand- und Brieftaschen, Fächer, Faltschirme, Drachen, Laternen und Papierpuppen sowie für Trenn- und Stellwände. Um das Interesse an dieser Kunstform zu fördern, werden Ausstellungen veranstaltet, und neuzeitliche Washi-Papierhersteller führen Handwerkskurse durch.

Das goldene Zeitalter der japanischen Washi-Papierherstellung ist nun Vergangenheit. Doch die Tradition besteht weiter und bereichert das Leben der Menschen in einer geschäftigen modernen Gesellschaft.

[Bilder auf Seite 23—25]

Typische „Washi“-Gegenstände:

Seite 23: Bergmotiv auf Umschlagpapier;

Seite 24: Papierpuppen, Eßstäbchen, verziert mit „Washi“, und Buchzeichen;

Seite 25: Origamivogel, Fächer und Zierkimonos

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