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  • Eine mysteriöse Krankheit wird anerkannt

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  • Eine mysteriöse Krankheit wird anerkannt
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  • Probleme mit dem Namen
  • Historischer Rückblick
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Erwachet! 1992
g92 22. 8. S. 3-5

Eine mysteriöse Krankheit wird anerkannt

Das Chronische Müdigkeitssyndrom (CFS, chronic fatigue syndrome) stellt „eine schwerwiegende gesundheitliche wie wirtschaftliche Bedrohung dar, die gleich nach Aids kommt“.

DIESE Worte äußerte Dr. Byron Hyde aus Kanada anläßlich des ersten CFS-Symposiums in Cambridge (England) im April 1990. Tatsächlich bezeichnete Dr. Jay Levy, ein Aidsforscher aus San Francisco, CFS als „die Krankheit der 90er Jahre“.

Die Zeitschrift Emergency Medicine erklärte, daß CFS „eine Multisystemerkrankung ist, die das Zentralnervensystem, das Immunsystem und häufig auch die Skelettmuskulatur angreift“. Mittlerweile hat die Krankheit große Besorgnis ausgelöst. Als das amerikanische Magazin Newsweek im November 1990 eine Titelgeschichte darüber brachte, wurde diese Ausgabe für das Magazin zum Verkaufsschlager des Jahres.

Die Centers for Disease Control (CDC), die oberste amerikanische Gesundheitsbehörde in Atlanta, haben die Krankheit für ernst genommen. Indem sie 1988 an Ärzte Befunde und Symptome zur Diagnose weitergaben, erkannten sie das geheimnisvolle Leiden offiziell an. Die Behörde gab der Störung den Namen Chronisches Müdigkeitssyndrom, da Müdigkeit ein Hauptkriterium ist.

Probleme mit dem Namen

Viele meinen jedoch, der Name sei unpassend. Sie sagen, er mindere den Schweregrad der Krankheit, weil sich die für das CFS typische Müdigkeit von der normalen Erschöpfung unterscheide. „Im Vergleich zur normalen Erschöpfung ist unsere Müdigkeit das, was ein ein Blitz im Vergleich zu einem kleinen Funken ist“, erklärte ein Betroffener.

Dr. Paul Cheney, der Hunderte an CFS leidende Patienten behandelt hat, sagte, der Name Chronische Müdigkeit sei so, als würde man „die Lungenentzündung ‚Chronisches Hustensyndrom‘ nennen“. Dr. J. Van Aerde, der selbst an CFS litt, pflichtete dem bei. Vor nicht langer Zeit ging dieser Arzt zwei Beschäftigungen nach — nachts arbeitete er als Arzt und tagsüber als Wissenschaftler, zudem ist er noch Familienvater und Ehemann. Letztes Jahr schilderte er seine Erfahrungen mit CFS, und die kanadische Zeitschrift Medical Post veröffentlichte den Bericht:

„Man stelle sich eine Krankheit vor, die alle Kraft aufzehrt, die es zur äußersten Anstrengung werden läßt, die Bettdecke hochzuheben, um aus dem Bett zu steigen. Selbst im Schneckentempo um den Häuserblock zu gehen wird zu einer großen Aktion, dein kleines Kind auf den Arm zu nehmen läßt dich nach Atem ringen. Du gehst erst gar nicht ins Arbeitszimmer, das sich im Keller befindet, weil du es nicht schaffst, die Treppen wieder heraufzukommen, ohne dich zwischendurch hinzusetzen und auszuruhen. Man stelle sich vor, die Wörter und Sätze eines Zeitungsartikels lesen, aber nicht begreifen zu können ...

Du fühlst dich, als wenn du gleichzeitig in jeden Muskel Hunderte von Spritzen bekommen hättest, denn du kannst vor lauter Schmerzen kaum sitzen und dich nicht bewegen, selbst eine Umarmung ist unangenehm. ... Man stelle sich vor, häufig Schüttelfrost zu haben, in kaltem Schweiß gebadet zu sein, oft begleitet von mäßigem Fieber. Man fasse all diese Symptome zusammen und vergleiche sie mit der schwersten Grippe, die man jemals hatte — doch diese Krankheit ist viel schlimmer und dauert ein ganzes Jahr, wenn nicht noch länger.

Man stelle sich die Angst vor und die schwere Enttäuschung, immer wieder gerade dann einen Rückfall zu erleiden, wenn man denkt, daß man es geschafft hat. Du hast panische Angst, weil du dich in einem Körper gefangen fühlst, den du nicht mehr kennst, und du weißt nicht, wann der Alptraum ein Ende haben wird oder ob überhaupt“ (3. September 1991).

In England und in Kanada wurde dem Leiden ein Name gegeben, der die Schwere der Krankheit unterstreicht. Dort nennt man es Myalgische Enzephalomyelitis oder kurz ME. „Myalgisch“ steht für die Muskelschmerzen und „Enzephalomyelitis“ für die Auswirkungen der Erkrankung auf das Gehirn und die Nerven.

Da das Leiden das Immunsystem angreift, haben Selbsthilfegruppen in den Vereinigten Staaten — von denen es bereits Hunderte gibt — es Chronisches Müdigkeits- und Immunstörungssyndrom (CFIDS) genannt.

Handelt es sich wirklich um ein neues klinisches Problem? Wie ist es in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gelangt?

Historischer Rückblick

CFS ist wahrscheinlich keine neue Krankheit. Einige haben sie mit einer Anzahl von Symptomen gleichgesetzt, die man im letzten Jahrhundert unter dem Namen Neurasthenie zusammenfaßte — ein aus dem Griechischen stammender Begriff, der „Nervenschwäche“ bedeutet. Die Symptome des CFS ähneln auch denen der Fibromyalgie, ebenfalls als Fibrositis bekannt. Manche nehmen sogar an, daß es sich bei CFS und Fibromyalgie um ein und dasselbe Syndrom handelt.

In vergangenen Jahrzehnten wurde vor allem in den Vereinigten Staaten von etlichen Krankheitsausbrüchen berichtet, die CFS ähneln. Doch auch in England, Island, Dänemark, Deutschland, Australien und Griechenland war das der Fall. Unter anderem nannte man das Syndrom Island-Krankheit, Akureyri-Krankheit und Royal-Free-Krankheit.

In jüngerer Zeit, nämlich 1984, erkrankten rund 200 Menschen in der Kleinstadt Incline Village (US-Bundesstaat Nevada), nahe der kalifornischen Grenze, an einer hartnäckigen grippeähnlichen Krankheit. „Wir kannten sie als leistungsfähige, glückliche und vitale Erwachsene“, erzählte Dr. Paul Cheney, der viele von ihnen behandelte. „Plötzlich wurden sie krank und wollten sich einfach nicht mehr erholen. Mehrere schwitzten nachts so stark, daß ihr Ehepartner aufstehen und die Bettlaken wechseln mußte.“

Einige haben die Krankheit in Incline Village verächtlich Yuppie-Grippe genannt, weil hauptsächlich junge, nach Karriere strebende Leute aus der Mittelschicht betroffen waren. Man dachte, sie litten an akutem Pfeiffer-Drüsenfieber, doch entsprechende Tests fielen bei den meisten negativ aus. Bluttests ergaben allerdings einen hohen Anteil von Antikörpern gegen das Epstein-Barr-Virus, ein Herpesvirus. Daher war die Krankheit eine Zeitlang als chronisches Epstein-Barr-Virus bekannt.

Die Krankheit wird anerkannt

Als Dr. Cheney den CDC von dem Vorfall in Incline Village Mitteilung machte, schenkte man seinem Bericht zuerst nicht viel Glauben. Doch bald kamen aus dem ganzen Land Berichte von ähnlichen Gesundheitsproblemen.

Im Laufe der Zeit ergaben Studien, daß das Epstein-Barr-Virus in den meisten Fällen nicht der Verursacher war. Tatsächlich findet man es bei 95 Prozent der Erwachsenen. Es schlummert im Körper. „Wenn das Virus erwacht, ist es möglich, daß es die Krankheit begünstigt“, erklärte ein Arzt, der in der CFS-Forschung arbeitet. Das muß aber nicht unbedingt der Fall sein.

Zahlreiche Forschungen sind im Gange, um die Ursachen von CFS herauszufinden. Als Folge davon geben immer mehr Ärzte zu, daß ein reales medizinisches Problem vielleicht Millionen Menschen betrifft. Dr. Walter Wilson, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten an der Mayo-Klinik in Rochester (Minnesota, USA), sagte, er habe seine Meinung geändert. Wenn man so viele Personen sehe, die unter großem finanziellem Aufwand Hilfe suchten, „muß man sie wegen allem, was sie durchmachen, respektvoll behandeln“.

Offensichtlich werden viele von Krankheiten mit ähnlichen Symptomen heimgesucht. Jeden Monat rufen bei den CDC Tausende an, die sich über den gegenwärtigen Stand erkundigen, und nur Aids gibt Anlaß zu mehr Anfragen bei den amerikanischen Gesundheitsbehörden. „Es tut sich etwas“, sagte Dr. Walter Gunn, der, bevor er kürzlich pensioniert wurde, für die CFS-Forschung an den CDC verantwortlich war. „Aber ob es sich um nur eine oder um mehrere Krankheiten handelt, ob es nur eine oder mehrere Ursachen gibt, ist nicht klar.“

Einige glauben, daß CFS vor allem ein psychiatrisches Problem ist. Im American Journal of Psychiatry (Dezember 1991) hieß es: „Die Autoren argumentieren, daß es dem Chronischen Müdigkeitssyndrom genauso ergehen wird wie der Neurasthenie — man wird ihm nicht mehr viel Beachtung schenken, wenn klar wird, daß die Mehrheit der Betroffenen hauptsächlich psychiatrische Beschwerden hat.“ In dem neu erschienenen Buch From Paralysis to Fatigue wird CFS als „Modekrankheit“ beschrieben und damit angedeutet, daß sie sich nicht als echte, schwere Krankheit erweisen wird.

Ist CFS vor allem ein psychiatrisches Leiden? Sind die Symptome gewöhnlich in Depressionen begründet? Ist CFS eine wirkliche Krankheit?

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