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  • Wir leben von der Schafzucht
  • Erwachet! 1993
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Erwachet! 1993
g93 8. 3. S. 15-19

Wir leben von der Schafzucht

MÖGLICHERWEISE hat sich der eine oder andere schon einmal gefragt, wo die Wolle für die wollene Kleidung oder das Wollknäuel für die Handarbeit herkommt. Oder was so alles zur Aufzucht der Schafe gehört, von denen die Wolle stammt. Nun, wir können da vielleicht weiterhelfen. Wieso? Weil meine Frau Barbara und ich eine Schaffarm auf Neuseelands Südinsel betreiben.

Schafe sind interessante Geschöpfe — sanft, furchtsam und oftmals einfach dumm. Und doch erinnere ich mich an ein Mutterschaf, das seine Lämmer besser beaufsichtigte als irgendein anderes Muttertier in der Herde. Andere verloren ihre Jungen, nicht aber diese Mutter. Was war so besonders an ihr? Sie war blind. Doch sie machte dieses Handicap durch ihren hervorragenden Geruchssinn und ihr gutes Gehör wett. Sie wußte genau, wo sie ihre Lämmer finden konnte. Es war eine Freude, den Kleinen beim Trinken zuzuschauen, wenn ihre Schwänze hin und her wackelten, als würden sie gleich abfallen.

Ich habe hier auf der Südinsel den größten Teil meines Lebens mit Schafen zugebracht. Mein Vater ist seit 60 Jahren Schafzüchter. Warum sage ich „Schafzüchter“ und nicht „Schafhirt“? Nach landläufiger Vorstellung ist ein Schafhirt jemand, der eine Herde wandernder Schafe hütet. Wir hingegen haben Schaffarmen. Unsere Schafe werden auf einem bestimmten Stück Land gehalten und lediglich von einer Weide zur anderen gebracht. Auch haben wir nicht nur ein paar Dutzend oder einige Hundert Schafe, sondern Tausende. Allerdings zählt unsere Farm nach neuseeländischen Maßstäben eher zu den kleineren. Trotzdem ist unsere Arbeit ziemlich industrialisiert. Was schließt nun die Aufzucht so vieler Schafe ein?

Seid fruchtbar, und werdet viele

Einige Schaffarmer züchten nur auf Fleisch, aber wir züchten auf Wolle und Fleisch. Besucher sind oftmals überrascht, daß Neuseeland 70 Millionen Schafe hat, die sich im großen und ganzen auf 19 Rassen verteilen. Schafe gehören nicht zur ursprünglichen Tierwelt Neuseelands, sie wurden von woanders hierhergebracht. Das große Merinoschaf aus Extremadura (Spanien) sowie das Romney und das Leicester wie auch andere englische Züchtungen sind gewöhnlich über Australien ins Land gekommen.

Unsere Schafe sind Romneys, eine eher große und stämmige Rasse, die gute Wolle liefert. Doch die Gewinnung des Endprodukts erfordert einiges an harter Arbeit und Planung. Zuerst einmal müssen wir eine produktive Herde heranziehen, wozu wir gute Zuchttiere benötigen. Jedes Jahr kaufe ich einige geeignete Widder, damit ich etwa auf 35 männliche Tiere komme, und im April werden sie auf die Weiden gelassen, um die Mutterschafe zu decken. Innerhalb von drei Wochen wird jeder der Widder zwischen 60 und 80 Mutterschafe besprungen haben. Im September kommt dann die Zeit zum Lammen, und das ist die Zeit, die Barbara und mir am meisten Freude macht. Womit sind wir jedoch bis September beschäftigt?

Winterfütterung

Hier in der südlichen Hemisphäre beginnt der Winter im Mai. Dann wächst nicht viel, und so müssen wir Futter auf die Weiden bringen. Ich sage „wir“, weil Barbara damit ebenfalls sehr beschäftigt ist. Wir teilen unser Weideland mit elektrischen Weidezäunen in etwa einen halben Hektar große Flächen auf. Allein das Aufstellen dieser Zäune ist eine ziemliche Arbeit. Doch warum müssen wir das machen? Weil die Schafe jeden Tag von einem Teil der Weide auf einen anderen getrieben werden müssen. Außerdem sind Heu und Zusatzfutter zu ihnen hinauszubringen. Das Zusatzfutter kann aus Nüssen und Gerste bestehen, besonders vor dem Lammen, wenn die Mutterschafe Zusatznahrung benötigen. Wir verfüttern auch Gelbe Kohlrüben an die Jährlinge. Und woher bekommen wir die Rüben? Wir müssen sie anbauen, was bedeutet, daß wir nicht nur Schafzüchter sind, sondern auch Ackerbau betreiben. Aber kommen wir wieder auf die schöne Arbeit beim Lammen zurück.

Als Hebamme tätig

Im September jagen Barbara und ich mit unseren Motorrädern über die Weiden. Nein, wir fahren kein Rennen. Die Motorräder sind unsere Fortbewegungsmittel, damit wir zu all den Mutterschafen gelangen, die gerade gebären. Wir bemühen uns, die trächtigen Mutterschafe vor der Geburt vier- oder fünfmal am Tag zu besuchen, um überall dort zu helfen, wo Schwierigkeiten auftreten. Die meisten Geburten verlaufen ohne Komplikationen, aber wir müssen die Zwillingslämmer markieren, damit wir, falls eines verlorengeht, es wieder zu dem anderen zurückbringen können.

Einige Muttertiere haben jedoch eine schwere Geburt, und dann bedeuten die Motorräder eine rasche Hilfe. Wenn zum Beispiel ein Lamm ohne vorgestreckte Beine mit dem Kopf voran herauskommt, kann es ersticken. In solchen Fällen springen wir als Hebammen ein und helfen der Natur, wieder in die richtige Bahn zu gelangen. Wer das nicht gewöhnt ist, auf den kann es wie eine ziemlich unangenehme Arbeit wirken, aber für uns ist es Jahr für Jahr erneut ein Wunder, zu sehen, wie neues Leben hervorkommt.

Die meisten Mutterschafe bringen Zwillinge zur Welt. Insgesamt versehen wir etwa 500 weibliche Lämmer, die wir für die Zucht behalten, mit einer farbigen Ohrmarkierung. Daran ist dann auch ihr Alter zu erkennen. Nach drei oder vier Monaten werden die männlichen und die überzähligen weiblichen Lämmer zum Schlachten gegeben. Übrigens haben wir spezielle Begriffe für die verschiedenen Altersstufen. Ein zweijähriges Tier beispielsweise wird Zweizahn genannt. Einem Schaf wachsen nämlich nur acht Zähne, zwei im Jahr. Wenn ein weibliches Tier ein Zweizahn ist, kann es zur Zucht eingesetzt werden.

Doch vergessen wir nicht den Hauptgrund der Schafzucht: das wertvolle Kleid, die Wolle. Das bringt uns zu einer Zeit wirklich harter Arbeit.

Die Schafschur

Ein guter Schafscherer kann es auf 300 bis 400 Schafe am Tag bringen, aber zu dieser Kategorie gehöre ich nicht. Mein Durchschnitt liegt bei 150 am Tag. Die meisten Schafe werden einmal im Jahr geschoren, doch manche auch zweimal — einmal als Jährling im Oktober und einmal als Zweizahn im März. Um das Scheren später etwas zu erleichtern, stutzen wir den Lämmern den Schwanz, damit das hintere Ende nicht so schmutzig wird.

Früher benutzte man für die Schur Messer und Scheren. Heute haben wir elektrische Schermesser, aber die Arbeit ist immer noch anstrengend und erfordert besonderes Geschick. Je nachdem, wie man das Schaf hält, geht die Arbeit leichter oder schwerer von der Hand. Bei mir werden die Scherer nach der Anzahl der Schafe bezahlt, die sie am Tag scheren. Normalerweise erhalten wir von jedem Schaf zwischen 4,5 und 5,5 Kilo Wolle.

Der nächste Arbeitsgang besteht darin, die Wolle für den Transport zu den Wollhändlern vorzubereiten. Wir müssen sie zu festen Ballen packen, die jeweils etwa 180 Kilo wiegen. Doch wie stellen wir eine gute Wollqualität sicher? Hierbei spielt eine andere Arbeit eine wichtige Rolle.

Badezeit

Schafe holen sich Zecken und Läuse voneinander, und diese Parasiten verursachen ein Jucken. Das nächste, was man dann sieht, sind Schafe, die ihre Zeit damit verbringen, sich an Zäunen zu scheuern, anstatt zu fressen. Dadurch verlieren sie an Gewicht und verderben ihre Wolle. Was tun wir dagegen? Einmal im Jahr tauchen wir sie in ein Bad mit bestimmten Chemikalien. Das ist ebenfalls eine Zeit intensiver Arbeit, wie es auch ein ausländischer Besucher bei uns feststellte. Hier ist sein Bericht:

Beobachtungen eines Stadtmenschen

„Als ich vor Ort eintraf, war das Tauchen schon seit einigen Stunden in vollem Gange. Für meine ungeübten Städteraugen sah anfangs alles recht chaotisch aus. Männer schrien, Hunde bellten. Einige Schafe husteten, andere japsten. Hunde sprangen buchstäblich über den Rücken erschreckter Schafe, um an die Spitze einer Gruppe zu gelangen und dort einen Engpaß zu beseitigen. Bald erkannte ich das System hinter alldem.

Hunderte von Schafen warteten in Einzäunungen. Jeweils ein Dutzend wurde auf eine schmale Rampe getrieben. Hier erwartete sie ein Schafzüchter neben einem mit einer Chemikalienmischung gefüllten kleinen Becken, das durch loses Sackleinen vor den Blicken der Schafe verborgen war. Sobald ein Schaf den wartenden Mann erreichte, schubste er es mit den Knien ohne viel Federlesen durch die Sackleinwand und — platsch! — in die trübe Brühe. Es versuchte sofort, da wieder herauszukommen, und begann auf den engen Ausgang zuzuschwimmen. Auf beiden Seiten standen jedoch Hilfskräfte, die darauf warteten, das Schaf mit langen Stangen unter Wasser zu drücken und so sicherzustellen, daß sich die Wolle von Kopf bis Huf vollsaugt. Nachdem die Tiere aus der scheußlichen Mischung geklettert waren, husteten und schnaubten sie und schüttelten sich, daß es nur so spritzte. Wenn einige Tiere in der am Ausgang befindlichen Hürde zusammengekommen waren, ließ man sie wieder auf die Weide zurückkehren, was die meisten offensichtlich mit Erleichterung und größter Bereitwilligkeit taten.“

Der Kampf gegen Zecken und Würmer

Für mich ist es sehr interessant zu hören, wie ein Außenstehender unsere Arbeit beschreibt. Was für eine Chemikalienmischung wir benutzen? Sie heißt Grenade, und ihr aktiver Wirkstoff ist Pyrethroid mit fünf Prozent Cyhalothrin, was die Zecken und Läuse tötet. Diese Parasiten sind jedoch nicht die einzigen natürlichen Feinde. Die Schafe bekommen auch Darm- und Lungenwürmer, und daher ist es notwendig, den Tieren regelmäßig Medizin zu verabreichen. Dazu müssen wir die Schafe zu unserem Hof bringen. Wir treiben sie in einen engen, gut einen Meter breiten umzäunten Gang, in dem etwa 50 Schafe Platz haben. Dann werden sie gezwungen, die Medizin zu schlucken, die die Würmer abtötet. Aus einem Behälter, den wir auf dem Rücken tragen, wird ihnen die Flüssigkeit durch einen Schlauch mit Düse in den Rachen gespritzt. Manchmal müssen wir ihnen auch Penizillin gegen eine Blutvergiftung geben.

Bekommen unsere Schafe je die Maul- und Klauenseuche? Nein — dank der strengen Kontrollen der Einwanderungs- und Landwirtschaftsbehörden an den Häfen und Flughäfen Neuseelands. Viele Ausländer sind etwas verwirrt, wenn nach der Landung des Flugzeugs die Passagierkabine erst einmal ausgesprüht werden muß, bevor sie von Bord gehen dürfen. Doch das ist ein Grund, warum wir einige Krankheiten hier nicht haben, von denen Tiere in anderen Ländern befallen werden.

Die unverzichtbaren Hunde

Mein Bericht wäre unvollständig, wenn ich nicht unsere Hütehunde erwähnen würde. Wir haben auf unserer Farm ein halbes Dutzend, und wir setzen zwei verschiedene Mischlingsarten ein, die jeweils einen Anteil Collie im Blut haben. Es gibt die sogenannten Bellhunde, die durch Bellen die Schafe manövrieren, wobei sie über deren Rücken zu einer strategisch günstigen Position laufen. Die andere Art nennen wir Augenhunde oder Führhunde. Sie laufen direkt auf ein Schaf zu, schauen ihm in die Augen und schüchtern es eher durch ihren Blick als durch ihr Bellen ein. Ohne diese treuen Tiere wäre unsere Arbeit gar nicht denkbar. Sie arbeiten bis zum Umfallen.

Das ist eine kurze Übersicht über unser Leben hier als Schafzüchter in Mossburn (Neuseeland). Beim nächsten Kauf eines schönen Kleidungsstücks aus Wolle denkt der eine oder andere jetzt vielleicht an die Schafzüchter überall auf der Welt, die sorgfältig die Tiere aufziehen, von denen die Wolle stammt. (Von Bruce Cournane erzählt.)

[Bild auf Seite 16]

Neunzehn verschiedene Rassen, ausgestellt im Agrodome (Rotorua)

[Bildnachweis]

Agrodome-Widder auf der Bühne

[Bilder auf Seite 18]

Oben: Schafe beim Tauchbad

Unten rechts: Das Scheren der Schafe ist Schwerstarbeit

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