Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g94 22. 5. S. 22-24
  • Ein chop statt einer Unterschrift

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Ein chop statt einer Unterschrift
  • Erwachet! 1994
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Wie man zu einem chop kommt
  • Ursprung des chop
  • Wie chops aussehen
  • Leserbriefe
    Erwachet! 1995
  • Axt, Beil
    Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1
  • Bäume, die Diebe bestrafen
    Erwachet! 1990
  • Unterschrift
    Einsichten über die Heilige Schrift, Band 2
Hier mehr
Erwachet! 1994
g94 22. 5. S. 22-24

Ein chop statt einer Unterschrift

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN TAIWAN

„DRÜCKEN Sie Ihren chop hier auf“, sagt der Beamte hinter dem Schalter in dem stark frequentierten Postamt in Taipeh (Taiwan).

„Meinen chop aufdrücken?“ murmle ich ganz verdutzt. „Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin neu hier. Ich habe keinen chop — oder wie das heißt“, versuche ich zu erklären. „Kann ich nicht einfach unterschreiben?“

„Ja, das können Sie, aber warum lassen Sie sich nicht einen chop anfertigen?“ antwortet der Postbeamte. „Dann haben Sie keine Schwierigkeiten mehr.“

Da ich wissen will, was ein chop ist und woher dieser seltsame Name kommt, stelle ich einige Nachforschungen an. Aus meinem englischen Wörterbuch erfahre ich, daß ein chop ein Siegel oder ein offizieller Stempel oder dessen Abdruck ist und daß das Wort chop von dem Hindiwort chāp kommt, das „Stempel“ bedeutet.

Wie man zu einem chop kommt

Als erstes benötige ich einen chinesischen Namen.a Bei Ausländern wird der Name oft entsprechend dem Klang transkribiert. Aus „Hans Schmidt“ wird dann vielleicht „Shih Mi Te“ oder „Shih Yueh Han“. Oder ein chinesischer Freund hilft mir, einen Namen auszusuchen. Wahrscheinlich wird er einen Namen wählen, der seiner Meinung nach gut zu mir paßt, aber unter Umständen ganz anders klingt als mein richtiger Name.

Als nächstes gehe ich in das Geschäft eines Stempelschneiders. Dort wähle ich aus dem riesigen Angebot an Materialien etwas Passendes aus. Dann schneidet der Künstler die stilisierten Schriftzeichen meines chinesischen Namens in den Stempel.

Nun kann ich auf der Post, auf der Bank oder auf irgendeiner Behörde Geschäfte oder ähnliches abwickeln. Für bestimmte Rechtsgeschäfte muß der Abdruck meines Namensstempels beim Einwohnermeldeamt eingetragen sein. Eine Gesellschaft muß ihren Stempel beim Gericht registrieren lassen.

Ich frage mich jedoch, woher ein Angestellter wissen will, daß der Stempel authentisch ist. Um das herauszufinden und um zu sehen, wie chops eigentlich hergestellt werden, statte ich Lin Rongdeh, einem Stempelschneider in Kaohsiung, im Süden Taiwans, einen Besuch ab. Nach Ansicht von Herrn Lin denken viele Leute, daß sogar Stempel, die mit demselben Namen versehen und von demselben Stempelschneider geschnitten wurden, nie ganz identisch sind. Zur Kontrolle der Echtheit eines Stempels wird ein Büroangestellter den Abdruck in der Mitte, zumeist diagonal, falten und auf den Abdruck legen, der bereits in der Kartei abgelegt ist. Die beiden Hälften sollten genau zusammenpassen.

„Heutzutage kann man einen Stempel allerdings mit Hilfe eines Computers auch maschinell schneiden. Die auf diese Weise geschnittenen Stempel könnten identisch sein“, erzählt Herr Lin und zeigt dabei auf eine solche Maschine in seinem Geschäft.

„Das ist ja erstaunlich! “ erwidere ich. „Aber wie kann man mit einem Computer einen Stempel anfertigen?“

„Zuerst setze oder zeichne ich auf ein kleines halbdurchlässiges Stück Papier oder Plastik die Schriftzeichen des Namens, so daß sie auf einen Stempel passen“, erklärt Herr Lin. „Dieses lege ich dann auf eine rotierende Vorrichtung in der Maschine, die den Namen mittels eines Laserstrahls abtastet. Gleichzeitig befestige ich den zu schneidenden Stempel auf einer zweiten rotierenden Vorrichtung, und ein kleiner, von einem Laserstrahl geführter Fräser schneidet die von mir aufgezeichneten Schriftzeichen in den Stempel.“

Da diese Methode ziemlich preisgünstig ist, läßt sich für gewöhnlich jeder Angehörige einer Familie einen Namensstempel machen. Die Stempel liegen griffbereit in der Wohnung, falls eine Einschreibesendung oder etwas Ähnliches kommt, wofür man in der westlichen Welt eine Unterschrift benötigen würde.

Ursprung des chop

Nachweislich wurden chops in China zum ersten Mal im Jahr 1324 v. u. Z. verwendet. Doch so richtig durchsetzen konnte sich der chop erst während der Zhou-Dynastie (1122 bis 256 v. u. Z.). Damals diente er nicht zum Unterschreiben, sondern wurde zum Zeichen des Ranges oder des Amtes oder einfach aus Prestigegründen mit sich getragen, oftmals im Gürtel. Der chop stand nicht so sehr für die Person, sondern in erster Linie für die Stellung, die sie bekleidete. Setzte sich eine Amtsperson zur Ruhe oder starb sie, ging der chop — und so ist es auch heute oft — an den Nachfolger über. Wenn ein Adliger um eine Audienz beim Kaiser bat, zeigte er gewöhnlich seinen Stempel aus Jade, um seine Identität nachzuweisen.

Mit der Erfindung des Papiers ersetzte der Namensstempel nach und nach die Unterschrift. Auch die Durchschnittsbürger bedienten sich immer häufiger eines chop. Heute besitzt jeder einen chop, selbst ein Ausländer wie ich, und jede Transaktion, die eine Unterschrift erfordert, kann nur abgeschlossen werden, wenn der chop eingesetzt wird. Offiziell kann man zwar auch von Hand unterzeichnen, aber für die meisten Leute wird eine Sache erst durch den chop rechtskräftig. Der chop hat sich mittlerweile in weiten Teilen Ostasiens eingebürgert, so auch in Japan und Korea.

Wie chops aussehen

Ein chop kann quadratisch, rechteckig, oval oder rund sein; es gibt ihn auch noch in zig anderen Variationen. Er kann lediglich 3 Millimeter Durchmesser haben oder 15 Zentimeter im Quadrat groß sein. Der Stempel kann aus Jade, Speckstein, Horn, Bambus, Kupfer, Holz oder Plastik geschnitten werden, je nachdem, wofür er verwendet wird, und je nach Wunsch und Größe des Geldbeutels des Käufers. Wird ein Stempel nur selten und für weniger wichtige Transaktionen gebraucht, ist Holz oder Plastik vielleicht gut genug. Aber wenn der Besitzer seinen Namensstempel ein Leben lang benutzen möchte, wählt er wahrscheinlich ein wertvolleres und hübscheres Material aus.

Der offizielle Stempel der Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania, Taiwanischer Zweig ist beispielsweise aus einem 7,5 Zentimeter langen, 5 Zentimeter breiten und 2,5 Zentimeter dicken Stück Hartholz geschnitten. Eine etwas sperrige „Unterschrift“, nicht wahr? Oft ist das zu unterzeichnende Papier nicht viel größer!

Die meisten chops sind einfach ein Stück Material, auf dessen flacher Unterseite der Name in stilisierten chinesischen Buchstaben angebracht ist. Eine Schnitzarbeit am Griff oder an der Oberseite des Stempels macht ihn noch schöner und wertvoller. Manche chops sind regelrechte Kunstwerke. (Siehe Bild auf Seite 23.) Der Besitzer trägt den Namensstempel normalerweise in einem kleinen Lederbeutel oder in einer Schachtel, in der sich auf der einen Seite auch ein kleines Fach für die zinnoberrote Stempelfarbe befindet. Manchmal lassen sich neuvermählte Eheleute ihre Stempel aus demselben Stück Material mit zusammenpassendem Design schneiden — das gibt der ganzen Sache einen romantischen Touch. Die drei wunderschönen mit Ketten verbundenen Stempel aus gelber Jade, die auf Seite 23 abgebildet sind, wurden aus einem einzigen Stück Stein gefertigt.

Mit einem Stempel kann der Besitzer oder eine Amtsperson rechtsgültige Unterschriften leisten; daher muß der chop wie ein Augapfel gehütet werden. Man muß ihn gegen Diebstahl schützen, denn ein Dieb könnte damit unter anderem Dokumente fälschen, Geld von der Bank abheben sowie Schecks oder Wertpapiere einlösen.

Was muß ich tun, wenn ich meinen chop verloren habe? Zuerst muß ich den Verlust bei der Post, bei der Bank und bei verschiedenen Behörden melden, damit sie meinen Namensstempel „sperren“ können. Und das sofort, denn sonst könnte jemand meinen chop unbefugterweise benutzen. Dann muß ich mir einen neuen Namensstempel anfertigen lassen. Falls ein registrierter Stempel zu ersetzen ist, muß ich noch einmal die ganze Prozedur der Registrierung über mich ergehen lassen; außerdem müssen die zuständigen Ämter über meinen neuen Stempel informiert werden. Im Vergleich dazu ist der Verlust einer Kreditkarte gar nichts. Klüger ist es, seinen chop erst gar nicht zu verlieren oder ihn vor Dieben zu schützen.

Im Westen ist die Philatelie oder das Sammeln von Briefmarken ein beliebtes Hobby. In China sammeln viele Menschen chops oder Abdrücke von verschiedenen chops, für die eigens Bücher herausgegeben werden. Manche Stempel sind recht hübsch, denn das Design der Buchstaben zusammen mit der Form, der Farbe und der Struktur des Stempels machen ihn zu einem überaus dekorativen Stück. Stempel, die einst berühmten oder einflußreichen Persönlichkeiten gehörten oder einen besonderen Altertumswert haben, werden häufig in Museen aufbewahrt.

Wahrscheinlich kommt auf jeden Menschen im Westen, der einen Kugelschreiber zur Hand nimmt, um ein offizielles Schriftstück zu unterzeichnen, eine Person in einem ostasiatischen Land, die ihren chop herausholt, ihn mehrere Male auf das zinnoberrote Stempelkissen drückt und vorsichtig ihre „Unterschrift“ auf die gestrichelte Linie stempelt.

Wie interessant das Leben doch durch andere Bräuche wird!

[Fußnote]

a Man stellt chops zwar auch mit Namen in anderen Sprachen her, aber die Schönheit des chop hängt mit der Schreibweise der chinesischen Schriftzeichen zusammen.

[Bilder auf Seite 23]

Im Uhrzeigersinn: Zinnoberroter Stempelabdruck; Stempel mit Ketten, alles aus einem Stück Jade gefertigt; Stempelschneider beim Eingravieren eines Stempels; „chop“ mit eingraviertem Gedicht

„chop“ in der Form einer Schildkröte

[Bildnachweis]

chops: National Palace Museum, Taipeh (Taiwan)

    Deutsche Publikationen (1950-2026)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen