Wir beobachten die Welt
Lebensmittelverschwendung in Brasilien
Nach Angaben des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums „werden in dem Land jährlich Reis, Bohnen, Mais, Sojabohnen, Weizen, Gemüse und Obst im Wert von 2,34 Milliarden US-Dollar weggeworfen“, so zu lesen in der Zeitung O Estado de S. Paulo. „Rechnet man die Verluste bei anderen [landwirtschaftlichen] Erzeugnissen noch hinzu sowie das, was die Verbraucher wegwerfen, beläuft sich die Gesamtsumme auf 4 Milliarden US-Dollar.“ Warum jedoch gehen 20 Prozent der Getreide- und Gemüseproduktion und 30 Prozent der Obstproduktion verloren? Als Gründe führt man begrenzte Lagermöglichkeiten auf landwirtschaftlichen Anwesen an, unzureichende Produktionstechniken, unbefestigte Straßen und eine schlechte Verarbeitung der Ernten. Benedito Rosa vom Landwirtschaftsministerium, der das Manko an Vorschriften zur Kontrolle dieser Verschwendung beanstandet, soll gesagt haben: „Mit den Lebensmitteln, die hier verschwendet werden, könnte man bedürftige Menschen ernähren.“
Das Montagmorgensyndrom
„Der Streß, der sich daraus ergibt, daß man am Montagmorgen wieder zur Arbeit gehen muß, erhöht das Herzinfarktrisiko um 33 Prozent“, berichtete die Zeitung Jornal do Brasil. Eine deutsche Studie mit 2 636 Probanden „ergab, daß das Risiko eines Herzversagens je nach Wochentag und Tageszeit unterschiedlich groß ist“. Wie man jedoch herausfand, sind Montage besonders gefährlich und ist morgens die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts dreimal höher als zu anderen Tageszeiten. Fabrikarbeiter sind von dem Montagmorgensyndrom eher betroffen als Geistesarbeiter und Büroangestellte. „Wir vermuten, daß der abrupte Wechsel von einem entspannenden Wochenende zu einem strengen Rhythmus den Infarkt auslöst“, erklärte Professor Stefan Willich, der die Forschungen leitete. Wer Herzprobleme habe, solle die Woche ruhig angehen lassen, lautete die Empfehlung.
„Die spielwütigste Nation der Welt“
„Japan ist die spielwütigste Nation der Welt geworden“, schrieb die Zeitung Asahi Evening News. Das meiste Geld (65 Prozent) wird beim pachinko verspielt, bei dem man an einem Flipper spielt. In Japan wird außerdem mehr Geld als in jedem anderen Land für Pferderennen ausgegeben. Im Jahr 1992 war der Umsatz mehr als doppelt so hoch wie in den Vereinigten Staaten und mehr als viermal so hoch wie in Hongkong, Großbritannien und Frankreich. Um den Umsatz weiter zu steigern, hat man jetzt junge Frauen als Zielgruppe anvisiert. Eine junge Frau aus Nagoya meinte: „Meine Eltern regen sich auf, aber ich sage ihnen immer: ‚Diese Spiele werden auf nationaler und lokaler Ebene vom Staat organisiert. Was kann dann daran schlecht sein?‘“ Grundsätzlich verbietet das japanische Gesetz Glücksspiel; öffentlich betriebene Glücksspiele stellten jedoch eine Art „Seitenkanal der Wirtschaft“ dar, bemerkte der Forscher Hiroshi Takeuchi. Seiner Meinung nach wird Glücksspiel zu einem sozialen Problem, wenn es 4 Prozent des Bruttosozialprodukts eines Landes übersteigt. In Japan macht der Glücksspielumsatz gegenwärtig 5,7 Prozent des Bruttosozialprodukts aus.
Kirchen bekommen Kriminalitätswelle zu spüren
In den vergangenen Jahren blieben die Kirchen in Australien in der Regel unverschlossen, selbst wenn kein Gottesdienst stattfand. Das habe sich jedoch mittlerweile geändert, meldete die Zeitung The Weekend Australian, denn es kam zu Diebstählen, Einbrüchen, Vandalismus und teilweise sogar zu Überfällen auf Geistliche. „In den meisten Gemeinden werden die Kirchen, so fürchte ich, jetzt wohl abgeschlossen werden. Das bedauere ich sehr“, sagte der Erzbischof John Bathersby. „Ich finde, die Religion wird heute nicht mehr so hochgeachtet wie früher. Meiner Meinung nach hat die Säkularisierung der Gesellschaft dazu geführt, daß viele Leute zwischen der Kirche und jeder anderen Institution der Gesellschaft keinen Unterschied mehr sehen; infolgedessen ist die Kirche nicht mehr von dieser besonderen Aura der Ehrfurcht umgeben. Für manche ist eine Kirche einfach ein Gebäude wie jedes andere.“
Vielseitiger Papst
Papst Johannes Paul II. ist nicht nur das geistliche Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern auch ein Stückeschreiber, ein Schriftsteller und ein Künstler in Verbindung mit Tonaufnahmen. Sein neuestes Buch, Die Schwelle der Hoffnung überschreiten, war viele Wochen lang ein Bestseller. Ein von ihm geschriebenes Musikdrama mit dem Titel Der Laden des Goldschmieds lief vergangenen Dezember in New York für eine begrenzte Spielzeit an. Verfaßt wurde es vom Papst im Jahr 1960 unter dem Pseudonym Andrzej Jawien. „Der Papst arbeitete als Stückeschreiber, Schauspieler, Direktor, Übersetzer und Theaterkritiker für die Lokalzeitung in Krakau“, erklärte der Produzent des Stückes. Ein Verkaufsschlager wurde auch eine Doppel-CD, auf der der Papst den Rosenkranz betet. Außerdem ist der Papst für seine Reisen bekannt; dieses Jahr plant er, fünf Kontinente zu besuchen. Seine 63. Reise im Januar bezeichnete die New York Times als „einen Versuch des 74jährigen Papstes, mit der Vorstellung von einem untergehenden Papsttum aufzuräumen und seine Absicht klarzumachen, daß weder sein Gesundheitszustand noch sein Alter ihn davon abhalten wird, seine moralischen Ansichten in die internationale Geschäftswelt einzubringen“.
Blut — ein gefährliches „Arzneimittel“
„Könnte es sein, daß Jehovas Zeugen richtigliegen, wenn sie Bluttransfusionen ablehnen?“ fragte der in England erscheinende Sunday Telegraph. Heute hat man Angst davor, sich durch verseuchtes Blut mit Hepatitis C oder Aids zu infizieren. „Infektionen sind jedoch nur eine der zahlreichen Gefahren, die in den Fachzeitschriften beschrieben werden“, hieß es im Telegraph. „Gewisse Studien, wie zum Beispiel die Studie, gemäß der das Risiko der Unverträglichkeit einer Bluttransfusion bei schätzungsweise 20 Prozent liegt, sind der Öffentlichkeit praktisch nicht bekannt. Ebenso unbekannt sind Studien, die belegen, daß nach einer Unterleibs- oder einer Darmoperation, bei der eine Bluttransfusion verabreicht wurde, eine schwierige Genesung so gut wie vorprogrammiert ist.“ Studien haben auch gezeigt, daß ein hoher Prozentsatz der Bluttransfusionen unnötigerweise verabreicht wird, daß die Transfusionspraxis weithin stark voneinander abweicht und daß Bluttransfusionen eher aus Gewohnheit verabreicht werden als aus wissenschaftlich fundierten Gründen. Tom Lennard, beratender Chirurg am Royal-Victoria-Krankenhaus, bezeichnete Blut als „ein sich stark auswirkendes Arzneimittel“, mit dem die „meisten Chirurgen viel zu leichtfertig umgehen“, und meinte dann: „Wäre Blut ein neues Arzneimittel, würde es keine Zulassung erhalten.“
Babys vor Lärm schützen
„Zuviel Lärm kann ungeborenen und neugeborenen Babys schaden“, hieß es in einer Pressemitteilung von Radio France Internationale. Ein Baby im Mutterleib ist besonders lärmempfindlich und kann durch ein lautes Geräusch, dem die Mutter ausgesetzt ist, ein Trauma erleiden. Da die mütterliche Bauchwand und das Fruchtwasser nur einen geringen Schutz vor Geräuschen von außen bieten, könnte ein Kind noch vor der Geburt eine Behinderung davontragen. Zum Beispiel sind Kinder, deren Mutter einem Lärmpegel von 85 bis 95 Dezibeln ausgesetzt ist — ein Pegel, der bei vielen Rockkonzerten und in Diskotheken durchaus nicht ungewöhnlich ist —, dreimal mehr gefährdet, keine Töne mit höherer Frequenz zu hören. Etliche Forscher erklärten warnend, wenn eine Schwangere häufig einem hohen Lärmpegel ausgesetzt sei, verursache das bei dem ungeborenen Baby nicht nur Hörschäden, sondern könne auch vor allem in den letzten Monaten der Schwangerschaft dessen Herzfrequenz beschleunigen.
„Psychische Erste Hilfe“
Sofortmaßnahmen bei Unfällen sollten sich nicht auf die Versorgung körperlicher Verletzungen beschränken. Verletzte benötigten auch emotionelle Hilfe, so meldete die Süddeutsche Zeitung. Wie sieht diese Hilfe aus? Der Berufsverband Deutscher Psychologen empfiehlt vier einfache Regeln zur „Psychischen Ersten Hilfe“. Die Regeln, die man sich leicht merken kann, weil sie alle mit dem Buchstaben „S“ beginnen, waren das Ergebnis zahlreicher Interviews mit Unfallopfern und professionellen Helfern. Sie lauten: „Sage, daß du da bist. Schirme den Verletzten ab. Suche Körperkontakt. Sprich und höre zu.“ Man bemüht sich jetzt darum, daß diese Maßnahmen von Ärzten und Fahrschulen verbreitet und in Erste-Hilfe-Kurse einbezogen werden.
„Indiens kleine ‚Lasttiere‘“
So bezeichnete man in einem Bericht der Times of India die 17 bis 44 Millionen arbeitenden Kinder in Indien. Obwohl rund 23 Millionen erwerbslose, arbeitsfähige Erwachsene zur Verfügung stehen, stellen Fabrikbesitzer häufig lieber Kinder ein, die ohne Protest für den halben Lohn arbeiten und sich nur selten über die mit der Arbeit verbundenen Gesundheitsgefahren Gedanken machen. Erst als sich einige westliche Nationen weigerten, Produkte einzuführen, die durch Kinderarbeit entstanden waren, ersetzten manche Hersteller die Kinder durch Erwachsene. Die Regierung Indiens hat strengere Gesetze versprochen, die einen derartigen Mißbrauch unterbinden und Eltern dazu verpflichten sollen, ihren Kindern eine grundlegende Ausbildung zu ermöglichen. Indiens Präsident Dr. Shankar Dayal Sharma sagte: „Weder Tradition noch wirtschaftliche Not rechtfertigen Kinderarbeit; eine der wichtigsten Herausforderungen der heutigen Zeit ist es, diese Ausbeutung zu stoppen.“ Viele rechtfertigen Kinderarbeit jedoch damit, daß bittere Armut nun einmal die „rauhe Wirklichkeit“ sei und daß das von den Kindern verdiente Geld von der Familie dringend zum Lebensunterhalt benötigt werde.