Deine Gebete verraten, wer du bist
Was enthüllen deine Gebete über dich? Wieso spielt das Zuhören beim Beten eine wichtige Rolle? Und wie sollte man beten, um erhört zu werden?
WENN du so zu Gott betest, wie er es angeordnet hat, wird er dich erhören. Als was für ein Mensch hast du dich in deinen Gebeten, die du Tag für Tag und Woche für Woche dargebracht hast, geoffenbart?
Verraten deine Gebete, daß du ein dankbarer, rücksichtsvoller und gewissenhafter Christ bist? Sieht Gott aus deinen Gebeten, daß du ein gerechtigkeitsliebender Mensch bist, der sich um die Rechtfertigung seines Namens und Vorhabens kümmert? Welchen Eindruck hinterläßt du durch das, was du in deinen Gebeten sagst?
Lassen deine Gebete erkennen, daß du ein glücklicher Diener Gottes bist, der für das Leben dankbar ist, der Gottes Wort schätzt und den Wunsch hat, die Organisation Jehovas wachsen zu sehen bis zu dem Punkt, da Recht und Gerechtigkeit die ganze Erde erfüllen werden? Als was für ein Mensch offenbarst du dich in deinen Gebeten zu Gott? Deine Gebete sind wie ein Spiegel, der dein wahres Gesicht zeigt. Sie verraten, wer du bist.
Wenn Gott deinem Gebet zuhört, dann weiß er genau, was du dabei denkst, was du besonders auf dem Herzen hast, ja, er kennt deine Interessen, deine Wünsche und deine Sorgen. Er lernt dich als das kennen, was du wirklich bist. Er weiß, wie du über deine Glaubensbrüder und über die Menschen im allgemeinen denkst. Er weiß, ob du mit denen, die um der Gerechtigkeit willen leiden, Mitleid hast. Er kennt deine Gedanken, die du den Geringsten und den Größten, den Reichen und den Armen gegenüber hegst. Er weiß, wie du über die Menschen guten Willens denkst, die danach trachten, die Wahrheit zu erkennen und Leben zu erlangen. Er kann an dem, was du sagst, erkennen, ob du dir deiner geistigen Bedürfnisse bewußt bist.
Deine Gebete und die Art und Weise, wie du betest, zeigen Jehova, ob du die Dinge, um die du bittest, tatsächlich sehnlich wünschst oder ob du nur leere Worte hersagst.
Deine Gebete offenbaren, in welchem Maße du dich auf Gott verläßt, denn ein Diener Jehovas steht täglich vor schwierigen Aufgaben. Manche geistige Mauer muß gestützt oder gar neu aufgebaut werden — Mauern des Glaubens, der Hoffnung und des Mutes, die zerfallen oder geschwächt worden sind. Das Gebet zu Jehova wird dir helfen, diese Mauern in dir und in anderen wiederaufzubauen. Dein Gebet zu Jehova zeigt, daß du ihn als einen starken Turm anerkennst, als eine starke Stütze in Zeiten der Not. Das Gebet ist eine Kundgebung deines Glaubens. Es zeigt, daß du wirklich Glauben hast. — Ps. 61:3; Spr. 18:10.
DAS ZUHÖREN GEHÖRT ZUM BETEN
Zu beten bedeutet nicht nur zu reden. Man muß dabei auch zuhören. Würdest du, wenn du vor einem irdischen König erscheinen würdest, ununterbrochen reden? Würdest du nicht auch einmal hören, was er zu sagen hat? Ganz gewiß. Wenn du also vor Jehova, dem König der Ewigkeit, kniest, solltest du ebenfalls zuhören. Und wenn du sprichst, so achte darauf, daß deine Worte den richtigen Respekt zum Ausdruck bringen und angenehm und freundlich sind. Dann werden deine Worte für dich sprechen. — Jer. 10:10, KJ, Fußnote.
Dein Benehmen beim Beten verrät ebenfalls, wer du bist. Spricht es wirklich für dich, wenn du beim Beten gähnst oder nur rasch einige auswendiggelernte Worte hersagst? Würdest du dich so benehmen, wenn du vor einem irdischen König ständest? Dann benimm dich auch nicht so, wenn du vor Jehova, dem Souverän des Universums, stehst. Dein Benehmen zeigt, ob du die Erhabenheit und Würde seines hohen Amtes respektierst und ob du dir deines Vorrechts, dich im Gebet an ihn zu wenden, bewußt bist und es auch schätzt. Wenn du beim Beten auf dein Benehmen achtest, wirst du die Segnungen, die dir durch das Vorrecht des Gebets zuteil werden, eher verspüren. Dann werden nicht nur deine Gebete, sondern dann wird auch dein Benehmen für dich sprechen.
Beim Beten ist es wesentlich, daß man auf Gott hört. Wie geschieht das? Man kann auf Gott hören, indem man über die Worte der Bibel ernstlich nachsinnt. Die Bibel ist das von Gott inspirierte Wort in menschlicher Sprache. Wenn man also den Worten der Heiligen Schrift lauscht, läßt man sich die Worte der Propheten, die Gedanken der Apostel und die weisen Aussprüche Jesu Christi durch den Kopf gehen, und man wird dadurch geistig erquickt und auferbaut. Auf diese Weise könnte man die ganze Nacht im Gebet zu Gott verharren und dabei kaum ein Wort sagen. Beim Zuhören lernt man. Und wenn wir den Worten der Heiligen Schrift Gehör schenken, beweisen wir, daß wir von Gott lernen wollen. — 2. Tim. 3:16, 17.
Verraten wir im persönlichen Gebet nicht, was wir sind, wenn wir immer wieder nur rasche, kurze Gebete darbringen? Oder rennen wir vielleicht auch von Personen fort, die wir lieben? Verraten unsere kurzen Gebete nicht, was wir für die Glieder des Hauses Gottes übrig haben, was wir von unserem Predigtdienst und dem Werk, das uns anvertraut wurde, halten? Personen, die sich ihrer Vorrechte und Pflichten tief bewußt sind, wissen, wie nötig es ist, längere Zeit im Gebet zu Jehova zu verweilen. Sie haben erkannt, daß das Gebet aus uns bessere Menschen macht, daß wir dadurch eine bessere Gesinnung und ein besseres geistiges Verständnis des Lebens erlangen. Das Gebet trägt zur Reife bei, die zur Errettung führt.
Beim Beten braucht man Ruhe und Stille; man muß Zeit haben und überlegen können. Sprich deine Gebete nicht hastig. Lerne sie auch nicht auswendig, denn dadurch würdest du das Vorrecht des Gebets zu etwas Wertlosem herabwürdigen. Wenn sich die Menschen einzeln und als Familien mehr Zeit zum Beten nähmen, dann würden sie dadurch geistig wunderbar gestärkt werden. Sie würden viel glücklicher werden. Man würde erfahren, daß das Gebet in einem vertrauten Kreise eine vereinigende Kraft besitzt. Das Gebet hilft, Schwierigkeiten zu überwinden. Es fördert Freundschaft und Frieden. Es bewirkt offenbar, daß die Menschen Neid und Eifersucht vergessen. In einer Familie, in der man gemeinsam ernstlich zu beten pflegt, findet man selten Streit. Jakobus ermahnt uns: „Betet füreinander“, und Paulus fordert die Christen auf: „Verharrt im Gebet.“ — Jak. 5:16; Röm. 12:12, NW.
GEBETE FÜR ANDERE
Das Gebet zu Gott ist etwas Gutes, aber das Gebet zu Gott für unsere Brüder ist noch etwas viel Besseres. Wir legen dadurch Liebe, Rücksicht und Reife an den Tag. Wenn wir für andere beten, beweisen wir Gott dadurch, daß wir am Leben unserer Mitmenschen interessiert sind, daß wir lebhaft daran Anteil nehmen. Unsere Gebete für die Glieder des Hauses Gottes verraten, daß wir an der Versammlung, ihrer Tätigkeit und ihrem Wohle interessiert sind.
Da das Gebet eine belebende Kraft ist, vermag es unsere Gesinnung gegenüber denen, für die wir beten, umzuwandeln. Wir können Gott unmöglich darum bitten, jemandem, der uns nicht besonders sympathisch ist, Liebe zu erweisen, und dann gegen diesen trotzdem weiterhin eine Antipathie hegen. Wenn wir fortgesetzt darum beten, werden alle feindseligen Gefühle verschwinden, und wir werden feststellen, daß uns der Betreffende nicht mehr unsympathisch, sondern sympathisch ist. Es spricht für uns, wenn wir Liebe zu unseren Brüdern bekunden. — 1. Joh. 4:20, 21.
Sehr oft beten wir nicht inbrünstig genug für unsere Brüder. Es mag sein, daß wir sie persönlich nicht kennen oder daß unsere eigenen Ziele und unser eigenes Vergnügen uns zu stark beschäftigen. Vielleicht ist unsere Zuneigung oder unsere Liebe zu ihnen nicht groß genug. Wenn wir sie richtig lieben, dann werden wir ihrer in unseren Gebeten gedenken. Für andere zu beten sollte für uns so natürlich sein, als ob wir für uns selbst beten.
Wenn wir für andere beten, werden wir ihnen gegenüber barmherziger und geduldiger. Wir finden, daß es uns freundlicher und glücklicher macht. Wenn wir wissen, daß andere für uns beten, werden wir dadurch ermutigt und gestärkt. Die Apostel ermunterten die Brüder, für sie zu beten. „Betet weiterhin für uns“, sagte Paulus. „Und Jehova selbst wendete den Zustand des Gefangenseins Hiobs, als er für seine Gefährten betete.“ Jesus wies seine Nachfolger an, selbst ‚für die zu beten, die sie verfolgen, damit sie sich als Söhne ihres Vaters erweisen, der in den Himmeln ist‘. Für andere zu beten ist christlich; es ist eine Gewohnheit, die Liebe zum Ausdruck bringt. — 2. Thess. 3:1; Hiob 42:7-10; Matth. 5:44, 45, NW.
Wenn wir für andere beten, tun wir das nicht in einem Gefühl der Selbstgerechtigkeit, sondern getrieben von Gottes Barmherzigkeit und Güte, die wir selbst erfahren haben. Durch unsere Fürbitten lassen wir erkennen, daß wir wünschen, daß alle Menschen zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen und errettet werden. So wie Gott, wünschen auch wir, daß niemand umkomme. Gebete für andere verdrängen Bitterkeit und böse Gedanken aus unserem Sinn und schaffen Raum für auferbauende Gedanken. Gebete für andere bewirken Harmonie, Eintracht und Zusammenarbeit. — 2. Kor. 9:14.
Wenn wir für alle Brüder beten, werden wir mit der Zeit auch jene lieben, die zu lieben uns gegenwärtig schwerfällt. Sie zu lieben bedeutet nicht, einfach mit ihnen auszukommen oder gegen sie freundlich und höflich zu sein. Es bedeutet, sie so zu lieben, wie Christus uns liebt. Jesu Liebe kannte keine Grenzen, und so sollte es auch bei uns sein. Seine Liebe ließ ihn die Notwendigkeit erkennen, sein alles dahinzugeben; so sollte es auch bei uns sein. Jesus sagte: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr [diese] Liebe untereinander habt.“ Deine Gebete verraten, ob du auf diese Weise liebst oder nicht. — Joh. 13:34, 35, NW.
BETE UM AUFRICHTIGKEIT
Meinst du es wirklich ernst, wenn du Gott darum bittest, daß er in dir die Liebe zur Gerechtigkeit, Güte, Freundlichkeit und Aufrichtigkeit sowie andere Früchte des Geistes wachsen lassen möchte? Die meisten von uns wissen, daß wir von Natur aus bis zu einem gewissen Grade zur Täuschung neigen. Wie oft sagen und tun wir etwas, das wir nicht ernst meinen? Wir loben oft, während wir innerlich verurteilen. Sind wir also wirklich aufrichtig, wenn wir sagen, wir wollen aufrichtig sein, was bedeutet, daß wir jeder Sache und jedem Menschen gegenüber aufrichtig sind? Die Ehrlichkeit im Geschäftsleben mag uns um gute Geschäfte bringen. Ein ehrliches Wort mag uns jemandes Gunst kosten, mag bedeuten, daß wir nicht befördert werden oder gar eine Stelle verlieren. Willst du auch dann noch ehrlich bleiben? Wenn du aufrichtig und ehrlich sein möchtest, ungeachtet dessen, was es dich kosten mag, dann bete darum. Arbeite dafür. Bete nicht für etwas, das du nicht ehrlich wünschst. Sei in deinen Gebeten aufrichtig. Sei ehrlich, und deine Gebete werden für dich sprechen.
Aufrichtigkeit reinigt den inneren Menschen. Sie führt zu Lauterkeit und Rechtschaffenheit. Sie gürtet den Sinn zur christlichen Tätigkeit. Aufrichtigkeit erweckt Vertrauen und führt zu Harmonie. Sie fördert die christliche Liebe und stärkt den Glauben. Wo ein aufrichtiger Meinungsaustausch stattfindet, da herrschen Denk- und Äußerungsfreiheit. Eine Atmosphäre der Aufrichtigkeit wirkt sich für alle zum Guten aus. Jehova sagt in seinem Wort: „Das Gebet der Aufrichtigen ist ihm wohlgefällig.“ — Spr. 15:8, NW.
Viele Gebete werden nicht erhört, weil sie nicht richtig dargebracht werden. Manche Gebete verraten Zweifel und einen Mangel an Überzeugung. Sie sind nicht ehrlich gemeint. Jakobus sagt: „Jener Mensch [ein Zweifler] denke nicht, daß er irgend etwas von Jehova empfangen werde; er ist ein unentschiedener Mann, unbeständig auf allen seinen Wegen.“ Wir müssen glauben, daß Jehova für uns sorgt. Er gibt uns das, was wir benötigen, und nicht unbedingt das, was wir wollen. David betete um ein reines Herz und einen neuen und standhaften Geist. Und sein Gebet wurde erhört. Wir mögen um dasselbe beten, aber vielleicht benötigen oder wünschen wir es gar nicht. Manche beten: „Gott, mach mich rein — aber jetzt noch nicht.“ Andere sagen: „Gott mach mich reich, freundlich und gut“, zeigen aber durch ihre Taten, die sie im Laufe der Woche verüben, daß sie in ihren Gebeten nur Worte hersagen. — Jak. 1:7, 8, NW.
Da das Christentum nicht zu weltlichem Ruhm und Glück führt, schließt das echte Gebet solche Dinge nicht ein. Statt dessen betet ein Christ darum, daß er nicht dem Materialismus zum Opfer fallen möge. Er wünscht nicht, dem Fleische zu frönen oder dem Auge zu gefallen, sondern möchte von sich selbst und von dem, was er besitzt, geben. Zweifellos würden mehr Gebete erhört, wenn die Menschen nicht immer nur bitten, sondern auch etwas opfern würden. Deine Opferbereitschaft spricht für dich.
DAS GEBET KEIN ERSATZ FÜR BEMÜHUNGEN
Das Gebet ist nicht das einzige, was zur Anbetung Gottes gehört. Es gibt Menschen, die Gott stundenlang darum bitten, daß er ihnen dies und das geben und sie in den Himmel nehmen möge, aber ihr Leben nie in Ordnung bringen. Diese Menschen müssen lernen, daß unser Lebenswandel ebenso wichtig ist wie das tägliche Gebet. Eine anständige Tat der Gerechtigkeit gegenüber einem unserer Brüder ist mehr wert als tausend Gebete, in denen wir Gott als den Quell der Gerechtigkeit preisen. Wenn wir richtig beten wollen, dann müssen wir auch richtig leben.
Wir dürfen nicht vergessen, daß das richtige Gebet kein Ersatz ist für verständige Anstrengungen. Manche Leute nehmen zum Gebet hauptsächlich dann Zuflucht, wenn andere Mittel versagt haben. Andere beten nur, wenn sie in einer Krise sind. Solche Gebete sind sehr selbstsüchtig und werden von Jehova, der ein richtiges Gebet erhört, verabscheut. Erwarten wir, daß Gott in unserem Interesse jedesmal wenn wir zu ihm beten, ein Wunder wirkt? Leider tun dies viele. Jehovas Führung und Leitung ergänzt unser Denken und Handeln bloß; sie ersetzt es nicht. Ein irdischer Vater erwartet von seinem Sohne auch, daß er etwas Initiative an den Tag legt und seinen Verstand gebraucht, um im Leben zurechtzukommen und für sich vernünftige Entscheidungen zu treffen, und daß er ihn nur bei den schwierigen Problemen um eine Wegleitung bittet. Ebenso verhält es sich bei unserem himmlischen Vater. Jehova hat uns sein Wort, die Bibel, gegeben. Er erwartet von uns, daß wir es zu seinem Ruhme weislich gebrauchen und zu ihm kommen, um ihn entweder darum zu bitten, daß er es uns verstehen helfe und uns zeige, wie wir es anwenden können, oder um ihm zu danken. Wenn wir dies tun, dann werden ihm unsere Gebete wohlgefällig sein.
Wenn es uns mit unseren Gebeten ernst ist, dann werden wir manches auf uns nehmen, um an ihrer Erfüllung mitzuarbeiten. Zuerst werden wir beten, dann aber werden wir uns selbst anstrengen, damit sich unsere im Glauben dargebrachten Gebete verwirklichen möchten. Wenn Jehova sieht, daß uns harte Arbeit, Schweiß, Blut und Tränen nicht von unserem Ziel abbringen können, wird er unsere Gebete, sofern sie in Einklang mit seinem Willen sind, erhören.
Sei dir deshalb bewußt, daß Gott von dir, wenn du betest, ein lebendiges Bild erhält. Bekunde durch dein Benehmen Respekt. Bete in Aufrichtigkeit und mit Überzeugung. Sei ehrlich. Hege die Zuversicht, daß ein richtiges Gebet nie unerhört bleibt. Sei vor allem demütig und schätze das Vorrecht des Gebets. Deine Gebete werden nicht lügen. Sie werden die Wahrheit über dich verraten.