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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1962
w62 1. 3. S. 152-156

Viel Grund zur Dankbarkeit

Erzählt von Edgar Clay

1914 war ein Wendepunkt. Die Nationen erinnern sich an dieses Jahr, weil damals der erste Weltkrieg ausbrach. Bibelforscher erinnern sich daran, weil die biblischen Prophezeiungen erkennen lassen, daß in jenem Jahr Gottes Königreich im Himmel aufgerichtet wurde. Und ich habe einen weiteren Grund, mich daran zu erinnern, denn in jenem Jahr begann ich zu verstehen, was die Bibel über Gottes Vorhaben mit den Menschen sagt.

Bis dahin war ich ein waschechtes Mitglied der Kirche gewesen. Ich hatte es mir sogar im Jahr vorher, als ich von Shropshire nach Coventry gezogen war, zur Pflicht gemacht, in die kleine Kirche unseres Vororts zu gehen. Im August 1914 besuchten dann meine verwitwete Mutter, eine meiner Schwestern und ich zusammen eine kranke Tante in Stratford-on-Avon. Im Verlauf der Unterhaltung kamen wir auch auf die Bibelforscher — die später Zeugen Jehovas genannt wurden — zu sprechen. Meine Tante gehörte nicht zu ihnen, aber sie hatte eines ihrer Bücher gelesen und erzählte mir nun einiges von diesen Leuten und von ihren Zusammenkünften, die sie in Wohnungen durchführten, sowie von ihrer Methode, die Bibel zu studieren. „Wieso sollten denn ausgerechnet diese Leute mehr wissen als alle anderen?“ fragte ich. „Das wirst du eines Tages noch erfahren, Edgar“, erwiderte sie. Und sie hatte recht!

DIE WAHRHEIT GEFUNDEN

Gegen Ende des Jahres wurde das Photo-Drama der Schöpfung in Coventry vorgeführt, ein bedeutendes Werk, das aus Filmen und Lichtbildern bestand, mit Schallplattenvorträgen und Musik synchronisiert. Es zeigte Gottes Vorhaben mit der Erde und den Menschen und behandelte die Weltgeschichte von der Zeit der Zubereitung der Erde zur Wohnstätte des Menschen bis zum Ende der Tausendjahrherrschaft Christi. Meine beiden jüngeren Schwestern sahen sich diese Filme an und sagten, sie seien sehr schön. Ich entschloß mich deshalb, am Sonntagabend hinzugehen, um mir den Vortrag über das Thema „Die Wiederkunft des Herrn und ihr Zweck“ anzuhören. Schließlich war es nicht mehr als recht, sich die Ansichten dieser Leute einmal anzuhören. Meine Mutter wollte auch mitkommen. Am Nachmittag besuchte uns zum erstenmal die Frau des Kirchenvorstehers und blieb bei uns zum Tee, aber sie kam nachher ebenfalls mit.

Dieser Vortrag weckte bei mir das Interesse. Der Redner begründete seine Ausführungen und stützte sie durch Bibelstellen, so daß ich ohne weiteres einsah, daß er recht hatte und daß es sich lohnte, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich war froh und dankbar für das, was ich gehört hatte. Bei den Nachvorträgen, denen ich ebenfalls beiwohnte, stellte ich unendlich viele Fragen. Ungefähr zur gleichen Zeit begann ich das außergewöhnliche Buch Der göttliche Plan der Zeitalter zu verschlingen und war in ganz kurzer Zeit „in der Wahrheit“. Anfang 1915 ließ ich mich taufen und symbolisierte dadurch meine Hingabe an Gott und meinen Wunsch, fortan immer seinen Willen zu tun.

Etwas später in jenem Jahr durfte ich bei der Vorführung des Photo-Dramas in einer Stadt, ungefähr 20 Kilometer von uns entfernt, mithelfen, und es ist ermutigend, zu wissen, daß ein Pionierehepaar, das damals bei den Interessierten, die zu den Vorführungen kamen, die Nacharbeit durchführte, heute noch im Vollzeitdienst steht. Es ist das älteste Kreisdienerehepaar in England. Auf welch eine wunderbare Laufbahn können diese beiden doch zurückblicken! Welch eine Ermutigung für andere, den Schatz des Vollzeitpredigtdienstes wertzuschätzen!

Jene Jahre des ersten Weltkrieges waren nicht leicht. Zeitweise war ich wegen der neutralen Stellung, die ich als Christ einnahm, im Gefängnis. Wie dankbar war ich doch damals, daß ich vorher zu Hause und in den Zusammenkünften viel gelernt hatte, denn im Gefängnis gab es weder ein Wachtturm-Studium noch irgendwelche anderen Zusammenkünfte — die Bibel war alles, was wir in der Zelle hatten! Damals lernte ich, von dem zu zehren, was ich im Gedächtnis hatte, von den „größten und kostbaren Verheißungen“ Gottes, die Kraft verleihen. — 2. Pet. 1:4.

Zu jener Zeit wurde noch nicht mit dem Nachdruck zum Pionierdienst aufgerufen wie heute, aber ich wußte, daß es in England eine kleine Pionierschar gab. Ich glaube, man hätte sie an den Fingern abzählen können. Einer von ihnen hatte mich damals nach der ersten Zusammenkunft, der ich beigewohnt hatte, mit den Schriftstudien besucht. Im Jahre 1921 wanderten meine Angehörigen nach Australien aus. Die Trennung war für mich sehr schwer, aber ich wußte, was es für mich bedeuten könnte, mich jener kleinen Pionierschar anzuschließen, die inzwischen etwas zugenommen hatte, aber immer noch sehr klein war.

PIONIERDIENST

Der Eintritt in den Pionierdienst bedeutete, daß ich meine schöne Stelle in einer modernen Druckerei in Coventry aufgeben mußte, aber das bedauerte ich nicht. Für mich war die Frage schon damals bei meiner Hingabe an Gott entschieden worden, mein Leben gehörte Gott. Ich erinnerte mich an Kaleb, der einst mit Josua in das Verheißene Land einzog und von dem gesagt wird, er sei „Jehova … völlig nachgefolgt“. (Jos. 14:8) Das schien mir das Richtige zu sein. Ich wußte, daß wenn ich Gott „völlig“ dienen würde, mein Leben bewegter sein würde, ich aber dadurch die Früchte, die einen Christen kennzeichnen, besser hervorbringen könnte. Ich dachte auch stets an eine Schriftstelle, die wir damals oft anführten: „Wie soll ich Jehova alle seine Wohltaten an mir vergelten?“ (Ps. 116:12) Ich wußte, daß der Vollzeitpredigtdienst das Vergelten zu einer Freude machen würde. Ich fühlte mich auch noch durch den Wachtturm-Artikel „Glückselig die Furchtlosen“ und den in derselben Ausgabe erschienenen Aufruf zur Tat angesprochen. Ich wollte dem Aufruf unbedingt folgen.

Ich schrieb Pryce Hughes, den ich schon fünf Jahre kannte, und vereinbarte mit ihm, ihn auf dem Kongreß in Manchester (1922) zu treffen. Und stell dir vor, zu meiner Freude sagte er, als ich ihm eröffnete, daß ich den Pionierdienst aufnehmen wolle, er habe den gleichen Wunsch! Wir meldeten uns und haben uns seither, „einander in Liebe ertragend“, wirklich gut verstanden. (Eph. 4:2, NW) Wir waren froh und glücklich, daß wir schon im Pionierdienst waren, als einige Monate später auf dem Kongreß in Cedar Point, Ohio, der Ruf erging: „Verkündet den König und sein Königreich!“

Der Eintritt in den Pionierdienst war ein Schritt, der natürlich Glauben erforderte. Ich wußte, daß ich mein Vertrauen nun auf den setzen mußte, dem ich diente. Und wie reichlich segnete er uns doch in jenen ersten Wochen! Wir hatten einen ausgedehnten Landstrich im schönen Nordwales zu bearbeiten, und da unsere Hauptaufgabe darin bestand, das Gebiet möglichst schnell durchzuarbeiten, um bibelerklärende Schriften abzugeben, verbreiteten wir große Mengen Literatur und nahmen uns in der kurzen Zeit, in der wir dort waren, so gut es ging der Interessierten an.

In der ersten Woche lernte ich eine Dame kennen, die sich sehr über den Verlust ihres Sohnes grämte, der im Krieg gefallen war. Sie hatten sich sehr nahe gestanden, und da sie beide der Christlichen Wissenschaft angeschlossen gewesen waren, hatte sie fest geglaubt, er würde nicht umkommen. Als sie von unserem Werk hörte, sandte sie ihre Hausangestellte in unsere bescheidene Wohnung und ließ sich einige Schriften bringen. Ich besuchte sie noch am selben Abend und wurde von ihr sehr freundlich empfangen. Sie und ihre Nichte hörten mit großem Interesse meinen Ausführungen über Gottes Vorhaben zu. Wir besuchten sie weiter, und bei jedem Besuch zeigte sie größeres Interesse. Sie abonnierte die Zeitschriften Der Wachtturm und Das Goldene Zeitalter, sandte viele unserer Bücher an höhere Persönlichkeiten und lud uns schließlich ein, eine ganze Woche bei ihr zu wohnen, damit wir das Gebiet in ihrer Umgebung durcharbeiten könnten, bevor wir weiterzögen. Obwohl wir aus einfachen Verhältnissen kamen, behandelte uns diese Dame, die früher am Königshof gedient hatte, während unseres achttägigen Aufenthalts als ihre angesehenen Gäste.

Ebenfalls im ersten Monat meines Pionierdienstes sprach ich in einem katholischen Priesterseminar vor. Auf mein Klingeln bat man mich einzutreten und führte mich in ein Wartezimmer, von dem man ein schönes Tal überblicken konnte. Ich war zuerst etwas nervös. Dann kam der Rektor, ein großer, ehrwürdiger Herr. Als ich zu sprechen begann, wich meine Nervosität, und wir kamen von einem Gedanken zum anderen und von einer Lehre zur anderen. Wie dankbar war ich, daß ich die Wahrheit kannte! Er sagte mir dann, daß ich mich in einem Jesuitenkollegium befinde und er mich bewundere, daß ich den Mut gehabt habe vorzusprechen (dabei war ich mir absolut nicht so mutig vorgekommen). Er gab mir die Hand und lud mich ein, wieder zu kommen. Unsere Unterhaltung hatte eineinhalb Stunden gedauert und gab mir später noch oft Gelegenheit zu interessanten Diskussionen mit anderen Katholiken in jenem Gebiet.

Wenn ich auf jene ersten Pionierjahre zurückblicke und mich frage, ob ich irgend etwas bereuen sollte, dann muß ich sagen: Nein, wirklich nicht! Von unserem heutigen erhöhten Standpunkt aus scheint es vielleicht, daß wir unser Gebiet damals sehr schnell durcharbeiteten, aber seither haben andere Pioniere dort gewirkt, und heute gibt es in vielen jener Ortschaften Versammlungen. Dafür und auch für den Dienst, den ich damals tun durfte, bin ich sehr dankbar. Im Laufe der Jahre war ich in verschiedenen Dienstzweigen tätig, doch dann sollte eine große Wendung für mich kommen.

Eines Tages kam ein Brief vom Büro der Watch Tower Society in London, in dem ich ins Bethel eingeladen wurde. Mir war klar, daß der Eintritt ins Bethel für mich eine große Umstellung sein würde. Meine Gefühle waren etwas durcheinander, aber in meinem Sinn stand es für mich fest: Ich wollte dort dienen, wo ich benötigt wurde, und ich wußte, daß ich überall, wo ich hingestellt würde, Freude haben und zufrieden sein würde.

BETHELDIENST

1926 trat ich ins Bethel ein. Es dauerte nicht lange, bis ich mich zu Hause fühlte, und es ist heute noch mein Zuhause. Es wäre mir nie eingefallen, das Bethel zu verlassen, ausgenommen, man hätte mich darum gebeten und mir eine andere Aufgabe zugeteilt. Das Bethel ist für mich eine glückliche Stätte geworden, an der ich viele Freundschaften geschlossen habe, von denen manche heute noch bestehen.

Bei meinem Eintritt in den Pionierdienst hätte ich nicht gedacht, daß ich jemals wieder als Drucker arbeiten würde, aber gerade zu diesem Zweck rief man mich ins Bethel. Bis dahin hatte die Gesellschaft alles, was in England gedruckt worden war, auswärts drucken lassen müssen. Nun war eine Miehle-Vertikalpresse gekauft worden, dazu eine Papierschneidemaschine, die mit der Hand bedient werden mußte, und so begannen wir im Londoner Zweigbüro zu drucken. Die alte Presse haben wir immer noch, die Schneidemaschine dagegen nicht mehr. Später erhielten wir eine kleine Flachpresse und 1940 eine Intertype-Setzmaschine. Wie dankbar waren wir für diese Maschinen in der schweren Zeit des zweiten Weltkrieges, denn mit ihrer Hilfe konnten wir für die Brüder in England damals den Wachtturm drucken! Es gelang uns sogar zweimal, das Jahrbuch broschiert herauszubringen. Die Familie arbeitete an den Abenden, um die ganze Arbeit zu bewältigen. Manchmal frage ich mich, wie wir das alles fertigbrachten, aber Gott gibt uns eben eine „über das Normale hinausgehende Kraft“, wenn wir sie in seinem Dienste benötigen. — 2. Kor. 4:7, NW.

In mancher Hinsicht ist der Betheldienst vielleicht weniger abwechslungsreich als der Dienst im Feld, aber ich wußte, daß er keinesfalls weniger wichtig ist, und ich hatte allen Grund, für den Dienst, den ich tun durfte, dankbar zu sein. Zu der Zeit, als ich ins Bethel kam, pflegten wir bei jeder Mahlzeit Fragen über biblische Themen zu besprechen. Die Aufnahme geistiger und leiblicher Speise zur gleichen Zeit mag für die Verdauung nicht besonders gut gewesen sein, aber ich lernte bei jenen Diskussionen sehr viel. Ich erkannte auch, daß der Felddienst ein wesentlicher Bestandteil des Betheldienstes ist. Noch heute erinnere ich mich an jene Sonnabende, an denen wir in die Londoner Vororte fuhren, um den ganzen Tag im Zeugniswerk zu verbringen.

Im Laufe der Jahre machte die Organisation immer neue Fortschritte, und wir im Bethel konnten die Neuerungen gut verfolgen und beobachten, wie sie sich auf den Vormarsch der Neuen-Welt-Gesellschaft auswirkten. Ich kann mich noch gut an den spannenden Moment erinnern, als am Betheltisch das Telegramm verlesen wurde, das besagte, daß auf dem Kongreß in Columbus, Ohio, der „neue Name“ angenommen worden sei. Ja, wir waren Zeugen Jehovas! Im Jahr 1938 konnte man von der Organisation sagen, daß sie „statt des Erzes“ „Gold“ erhalten hatte, wie es in Jesaja 60:17 vorhergesagt worden war und wofür die theokratische Leitung des Werkes ein Beweis war. Welch ein Segen für uns in den kritischen Zeiten, die wir im zweiten Weltkrieg erlebten! Wir ließen nicht nach im Predigtwerk; selbst während der Bombenangriffe besuchten wir die Menschen in ihren Wohnungen, um mit ihnen die Bibel zu studieren, und wir wurden in jenen schweren Jahren mit einer großen Zunahme gesegnet.

KONGRESS IN AMERIKA

1946, im ersten Nachkriegsjahr, wurde ein internationaler Kongreß angekündigt, der in Cleveland, Ohio, stattfinden sollte. Pryce Hughes, unser Zweigdiener, wurde vom Präsidenten der Gesellschaft eingeladen, und wir freuten uns alle mit ihm über dieses Vorrecht. Man stelle sich jedoch meine Überraschung und Freude vor, als etwas später auch eine Einladung an mich kam! Welch ein Grund zur Dankbarkeit!

Obwohl das Reisen in jenen Jahren mit viel Schwierigkeiten verbunden war, fuhren wir schließlich mit einem kleinen Dampfer den Manchester-Schiffskanal hinunter und auf die offene See hinaus. Ich wußte, daß uns viel Schönes bevorstand, und ich wollte es so richtig in vollen Zügen genießen. Ich glaube, ich tat es auch. Zuerst hatten wir die Freude, mit der Brooklyner Bethelfamilie zusammenzukommen, die uns im Vergleich zu unserer in London sehr groß vorkam, aber wir verbrachten dort eine Zeit glücklicher Gemeinschaft. Wir lernten viele Brüder kennen und schlossen viele neue Freundschaften, die bis heute bestehen­geblieben sind. Von dort fuhren wir mit dem Präsidenten der Gesellschaft, Bruder Knorr, nach Gilead und lernten zu unserer Freude eine weitere große theokratische Familie kennen — die Studenten und die Königreichsfarmfamilie. Da gerade Schulabschluß war, hatten wir das Vergnügen, die Abschlußfeier mitzuerleben und all die herzlichen, hilfreichen Ratschläge zu hören, die die am Programm beteiligten Redner den scheidenden Schülern gaben. Jene Tage in Gilead waren eine schöne Zeit und ein weiterer Grund zur Dankbarkeit.

Darauf machten wir uns mit einigen anderen Brüdern auf den Weg zum Kongreß nach Cleveland und fuhren die ganze Nacht durch. Obwohl dieser Kongreß nicht so groß war wie die Kongresse, die 1953 und 1958 durchgeführt wurden, war es für mich doch eine Mammutversammlung. Ich half in der Cafeteria mit. Es war eine gewaltige Arbeit, aber wir hatten viel Spaß, und die Mitarbeit gab einem ein gewisses Gefühl der Befriedigung. Und wie begeisternd der ganze Kongreß doch war! Es war wirklich ein Kongreß „fröhlicher Nationen“, denn es war eine Versammlung glücklicher Menschen aus vielen Nationen, die zusammengekommen waren, um Jehova anzubeten und zu lobpreisen. Auf diesem Kongreß wurde das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ (in Englisch) freigegeben, das wir heute noch verwenden, um „Steine“ wegzuräumen und Menschen guten Willens die „Straße“ zu bahnen. (Jes. 62:10) Ich erinnere mich noch genau an den Abend, an dem Bruder Knorr in groben Zügen die Kreistätigkeit und die damit verbundenen Versammlungen erörterte, die sich seither für die Versammlungen so sehr erfreulich und segensreich ausgewirkt haben. Ich hatte das Vorrecht, an jenem Abend hinter ihm auf dem Podium zu sitzen. Seine Ausführungen über die Kreistätigkeit und dann auch über die geplante Vergrößerung des Bethelheimes und der Druckerei in Brooklyn wurden immer wieder vom tosenden Beifall der gewaltigen Zuhörermenge unterbrochen. Man konnte zwar vom Podium aus die einzelnen Gesichter nicht sehen, aber man verspürte die Freude aller. Diese Erlebnisse sind unvergeßlich und für mich ebenfalls ein Grund zur Dankbarkeit.

NOCH MEHR GRUND ZUR DANKBARKEIT

Die Jahre vergingen, und unser geistiges Paradies wurde immer schöner. Nicht alle, die im Bethel waren, blieben treu in ihrem Dienst. Einige wurden undankbar und verloren ihre Wertschätzung für das, was Gott ihnen gegeben hatte. Das hat mir gezeigt, daß man für den Dienst, den man zu erfüllen hat, dankbar sein sollte. Wir haben aber auch Brüder im Bethel, die schon länger hier sind als ich und die immer noch treu sind und ihre Vorrechte schätzen — auch von ihnen konnte ich lernen. Sie sind für mich ein großer Ansporn.

Mit der Zeit wurde unsere Zentrale an der Craven Terrace in London zu klein. Wir mußten die „Seile“ unseres „Zeltes“ lang machen. (Jes. 54:2) Dazu benötigten wir ein Grundstück, das günstig gelegen war, in der Nähe guter Verkehrsmittel und doch außerhalb der Stadt. Wir fanden auch eines, ein sehr schönes! Es liegt direkt im Londoner Grüngürtel und dennoch in der Nähe einer U-Bahn-Station. Hier, in der Nähe des ehemaligen Dorfes Mill Hill, haben wir unser neues Heim — ein gediegenes Gebäude in einer herrlichen Umgebung. Es ist wie ein Paradies, aber ein Ort emsiger Tätigkeit, das reinste Bienenhaus. Aus unserer modernen Presse kommen die Zeitschriften zu Tausenden. Welch ein Grund zur Dankbarkeit!

Nun haben wir auch noch die Freude, die Königreichsdienst-Schule im Haus zu haben. Wir freuen uns, daß die Brüder aus den Bezirken, Kreisen und Versammlungen bei uns sein können, denn dadurch ist unsere Familie nicht nur größer, sondern auch sehr gesegnet worden, und auch für die Brüder ist der Aufenthalt hier ein Segen.

Ich bin nun etwas älter als im Jahre 1914, jenem wunderbaren Königreichsjahr, in dem die Wahrheit in mein Herz drang und es bereicherte, auch etwas älter als im Jahre 1922, als ich in den Vollzeitpredigtdienst eintrat. Aber ich fühle mich noch gar nicht so alt. Ich kann immer noch den ganzen Tag mit den jüngeren Brüdern zusammen arbeiten, die zu mir stets freundlich sind, und dafür bin ich sehr dankbar.

Von der Abteilung, in der ich arbeite, kann ich die alte Miehle-Presse sehen, an der ich zuerst arbeitete, und sie läuft immer noch. Warum sollte also ich nicht mehr arbeiten können, wenn sie es noch kann? Ich höre im Geiste immer noch die Worte des Psalmisten: „Wie soll ich Jehova alle seine Wohltaten an mir vergelten?“ Ich bin überzeugt, daß ich ihm immer noch viel vergelten kann, und das möchte ich auch dankbar tun.

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