Missionare aufgefordert, ‘mit Gott zusammenzuarbeiten’
IN 2. KORINTHER 6:1 spricht der Apostel Paulus davon, daß Menschen ‘mit Gott zusammenarbeiten’ können. Diese Bibelworte bildeten am 8. September 1974 das Motto für die Abschlußfeier der 57. Klasse der Missionarschule Gilead. Mit fünfundzwanzig Schülern war diese Gileadklasse bis jetzt zwar die kleinste (nicht aufgrund eines Mangels an Bewerbern, sondern weil die Unterkünfte für Mitarbeiter benötigt wurden, um Bibeln und Bibelstudienhilfsmittel zu drucken), doch der Kongreßsaal der Zeugen Jehovas im New Yorker Stadtteil Queens war zu diesem Anlaß mit Verwandten und Freunden aus den Vereinigten Staaten, aus Kanada, Hawaii und Europa gefüllt. Die Absolventen waren aus vier Ländern gekommen und wurden dreizehn Ländern zugeteilt.
Den Höhepunkt des Vormittagsprogramms bildete die Ansprache von N. H. Knorr, dem Präsidenten der Schule, der die Absolventen ermunterte, bei ihrer Tätigkeit des Evangelisierens Langmut zu bekunden und auch die anderen Früchte des Geistes Gottes hervorzubringen. Auf diese Weise könnten sie, so sagte er, mit Gott zusammenarbeiten, der ‘das Wort vom Königreich eigentlich wachsen lasse’ (1. Kor. 3:6).
Der Ansprache N. H. Knorrs gingen kurze Ansprachen voraus, in denen die Aufseher des Hauptbüros der Watchtower Society und die Unterweiser der Schule Rat erteilten. F. W. Franz sprach über die Dringlichkeit des Evangelisationswerkes, denn es gehe darum, noch so viele Menschenleben wie möglich vor der Vernichtung in der „großen Drangsal“, die allem Anschein nach jetzt sehr nahe herbeigekommen sei, zu retten (Matth. 24:21).
Der Nachmittag gehörte den Studenten. Nach einem unterhaltsamen Programm mit interessanten Musikstücken aus ihren Heimatländern führten sie zwei Dramen auf. Im ersten wurde durch Szenen aus dem Altertum und der Neuzeit gezeigt, wie Frauen den Rat der Apostel Paulus und Petrus anwenden können (Tit. 2:2-5; 1. Petr. 3:1-6). In dem Drama, mit dem das Nachmittagsprogramm abschloß, wurden historische Ereignisse aus der Regierungszeit des bösen Königs Ahab von Israel und seiner Frau Isebel dargestellt, und es wurde gezeigt, welche Rolle in dieser Zeit Gottes Prophet Elia spielte.
STÄRKUNG DES GLAUBENS — DER ZWECK DER SCHULE
In der Gileadschule wird vor allem der Glaube der Missionare gestärkt. Die Schule vermittelt einen Gesamtüberblick über die Vorsätze Gottes und behandelt nicht nur einige Lehrpunkte. Das Ziel der Schule besteht darin, den Studenten das „Muster gesunder Worte“ zu vermitteln, das in der gesamten Bibel zu finden ist. Es ist ein Bollwerk gegen die „leicht umstrickende Sünde“ — den Mangel an Glauben (2. Tim. 1:13; Hebr. 12:1). Der Missionardienst stellt nämlich jemandes Glauben wirklich auf die Probe. Außerdem muß ein echter Missionar Jesu Christi in der Lage sein, anderen zu einem starken, unverbrüchlichen Glauben zu verhelfen.
Die Prüfung seines Glaubens besteht für einen Missionar oft in den völlig andersartigen Verhältnissen, die er in einem fremden Land vorfindet. Die dort herrschenden Ansichten über Gott und die Bibel sowie die tägliche Lebensweise sind gewöhnlich neu für ihn. Hinzu kommt in der ersten Zeit des Missionarlebens das Problem, die Sprache zu erlernen — der Versuch, Gedanken so auszudrücken, daß die Menschen sie verstehen und sie ihnen zu Herzen gehen.
Ein Missionar, der seit zwanzig Jahren in diesem Dienst steht, sagte: „Die Ausbildung, die wir in der Gileadschule erhielten, erwies sich zwar für uns alle als eine ausgezeichnete Hilfe, doch ich habe festgestellt, daß die Missionare, die in ihrer Zuteilung ausharrten, solche waren, die echte Liebe zu den Menschen und den Wunsch entwickelten, ihnen zu helfen. Sie waren an anderen interessiert. Dies ist die Grundvoraussetzung für jeden, der ein erfolgreicher Missionar sein will. Natürlich ist das nichts Erstaunliches, denn Jesus Christus hatte auch diese Einstellung. Er kam als vollkommener Mensch auf die Erde. Er verbrachte jeden Tag in der Gemeinschaft von Menschen, die voller Unvollkommenheiten waren. Und doch heißt es von ihm: ,Als er die Volksmengen sah, empfand er Mitleid mit ihnen, weil sie zerschunden waren und umhergestoßen wurden wie Schafe, die keinen Hirten haben‘“ (Matth. 9:36).
„Das stimmt“, sagte die Frau des Missionars. „Anfangs drehten sich meine Gedanken hauptsächlich um die fremde Umgebung und die fremden Bräuche, besonders aber um die Sprache, und manchmal dachte ich, ich würde sie nie lernen. Aber die Leute unterstützten mich dabei, und als ich die Sprache so weit beherrschte, daß ich mich ausdrücken konnte, fand ich viele liebenswerte Menschen. Sie schätzten die geistige Hilfe, die ich ihnen bieten konnte, so sehr und gingen so bereitwillig darauf ein, daß das Gebiet wirklich zu meiner Heimat geworden ist, und ich möchte es nie verlassen, um es gegen das einzutauschen, was ich früher ,Heimat‘ nannte.“
Seit der Eröffnung der Gileadschule im Jahre 1943 ist die Zahl der tätigen Zeugen Jehovas weltweit enorm angestiegen. Doch diese Zunahme beschränkt sich keinesfalls nur auf die Menschen, denen von Missionaren geholfen werden konnte. Viele haben sich den Reihen der Zeugen aufgrund der ausgezeichneten Arbeit ihrer Landsleute angeschlossen, die vielleicht die gute Botschaft zuerst von einem Missionar hörten. Sie haben die gute Botschaft an schwer zugängliche Orte getragen und Tausenden geholfen, mit ihnen für die Wahrheit Stellung zu beziehen. Die Gileadmissionare sind glücklich, das zu sehen.
Durch all das ist die Weisheit Jehovas zutage getreten, und aller Dank für die geistige Wohlfahrt und die Zunahme gebührt ihm. Denn der Apostel Paulus, der viel Missionararbeit leistete, sagte: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat es fortwährend wachsen lassen“ (1. Kor. 3:6).