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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1998
w98 15. 9. S. 28-31

Eine Bibelübersetzung, die die Welt veränderte

Als vor über 3 500 Jahren Gottes Prophet Moses die Bibel zu schreiben begann, war sie nur einer einzigen kleinen Nation zugänglich (5. Mose 7:7). Das lag daran, daß es die heiligen Schriften ausschließlich in der Muttersprache dieser Nation, in Hebräisch, gab. Allerdings sollte sich das mit der Zeit ändern.

DAZU, daß sich die Botschaft der Bibel weithin verbreiten und Jahrhunderte hindurch positiv auswirken konnte, hat nicht unwesentlich die erste Bibelübersetzung beigetragen: die Septuaginta. Aus welchem Grund wurde sie angefertigt? Kann mit Recht behauptet werden, diese Bibelübersetzung habe die Welt verändert?

Eine inspirierte Übersetzung?

Nach der Gefangenschaft der Juden in Babylon im siebten und sechsten Jahrhundert v. u. Z. gab es viele Juden, die nicht in dem alten Gebiet von Israel und Juda siedelten. Hebräisch war nicht mehr die Muttersprache der im Exil geborenen Juden. Im dritten Jahrhundert v. u. Z. gab es in Alexandria (Ägypten), einem großen kulturellen Zentrum des griechischen Weltreiches, eine jüdische Gemeinde. Die dortigen Juden hielten es für wichtig, die heiligen Schriften ins Griechische — mittlerweile ihre Muttersprache — zu übersetzen.

Bis dahin war die inspirierte Botschaft der Bibel in Hebräisch niedergeschrieben worden, kurze Passagen auch in dem eng verwandten Aramäisch. Würde es nun die kraftvolle Wirkung der göttlichen Inspiration schmälern, ja käme es womöglich zu falschen Auslegungen, wenn das Wort Gottes in eine andere Sprache übertragen würde? Konnten die Juden, denen das inspirierte Wort anvertraut worden war, das Risiko eingehen, jene Botschaft durch das Übersetzen zu verfälschen? (Psalm 147:19, 20; Römer 3:1, 2).

Wegen dieser heiklen Fragen hegte man Bedenken. Doch schließlich wog die Sorge, die Juden könnten Gottes Wort nicht mehr verstehen, schwerer als alle anderen Überlegungen. Man entschied, eine griechische Übersetzung der Thora anzufertigen, der ersten fünf von Moses niedergeschriebenen Bibelbücher. Wie die Übersetzung tatsächlich zustande kam, ist von Sagen umwoben. Gemäß dem Aristeasbrief soll sich der ägyptische Herrscher Ptolemaios II. (285—246 v. u. Z.) für seine königliche Bibliothek eine ins Griechische übersetzte Ausgabe des Pentateuchs, das heißt der Thora, gewünscht haben. Beauftragt habe er damit 72 jüdische Gelehrte, die aus dem Land Israel nach Ägypten gekommen seien und die Übersetzung in 72 Tagen vollendet hätten. Anschließend sei ihre Übersetzung der jüdischen Gemeinde vorgelesen und von ihr als schön und genau anerkannt worden. Diese Darstellung wurde später weiter ausgesponnen, indem man beispielsweise behauptete, die Übersetzer hätten jeder für sich in einem eigenen Raum gearbeitet, und doch habe ihre Übersetzung buchstabengetreu übereingestimmt. Da gemäß der Überlieferung 72 Übersetzer an dieser griechischen Bibelübersetzung arbeiteten, wurde sie unter der Bezeichnung Septuaginta, gestützt auf das lateinische Wort für „siebzig“, bekannt.

Die meisten heutigen Gelehrten halten den Aristeasbrief übereinstimmend für eine apokryphe Schrift. Der Anstoß für die Übersetzung kam ihrer Meinung nach auch nicht von Ptolemaios II., sondern von den Führern der jüdischen Gemeinde in Alexandria. Allerdings lassen die Schriften des aus Alexandria stammenden jüdischen Philosophen Philo und des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus sowie der Talmud darauf schließen, daß die Juden im ersten Jahrhundert die Septuaginta allgemein für ebenso inspiriert hielten wie die ursprünglichen heiligen Schriften. Zweifellos sollten derlei Überlieferungen den Bemühungen um die Akzeptanz der Septuaginta bei der weltweiten jüdischen Gemeinde dienen.

Anfänglich waren zwar nur die fünf Bücher Mose ins Griechische übersetzt worden, doch im Verlauf der darauffolgenden etwa 100 Jahre kamen die übrigen Bücher der Hebräischen Schriften hinzu, so daß sich die Bezeichnung Septuaginta schließlich für das Gesamtwerk einbürgerte. Die Septuaginta war nicht das Ergebnis aufeinander abgestimmter Bemühungen, sondern sie entstand allmählich und Stück für Stück. Die Übersetzer waren nach ihren Fähigkeiten und Hebräischkenntnissen sehr verschieden. Die meisten Bücher wurden — manchmal recht extrem — wörtlich übersetzt, andere wiederum ziemlich frei. Manche liegen in einer langen und einer kurzen Fassung vor. Bis Ende des zweiten Jahrhunderts v. u. Z. waren alle Bücher der Hebräischen Schriften auch in Griechisch zu lesen. Das Übersetzen der Hebräischen Schriften ins Griechische wirkte sich trotz der unterschiedlichen Ergebnisse viel weitreichender aus, als die Übersetzer zu erwarten gewagt hätten.

Japhet in den Zelten Sems?

Mit Bezug auf die Septuaginta wird im Talmud aus 1. Mose 9:27 zitiert, wo gesagt wird, Gott solle Japhet „in den Zelten Sems“ weilen lassen (Megilla 9b, babylonischer Talmud). In sinnbildlicher Sprache wird im Talmud angedeutet, auf Grund der Schönheit des Griechischen in der Septuaginta weile Japhet (der Vater Jawans, von dem die Griechen abstammten) in den Zelten Sems (des Vorfahren der Nation Israel). Man könnte aber genausogut sagen, durch die Septuaginta weile Sem in den Zelten Japhets. Inwiefern?

Nach dem Siegeszug Alexanders des Großen in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts v. u. Z. wurden große Anstrengungen unternommen, in sämtlichen eroberten Gebieten die griechische Sprache und Kultur zu verbreiten. Wegen dieser Politik der Hellenisierung sahen sich die Juden einer ständigen Bedrohung ihrer eigenen Kultur ausgesetzt. Hätte sich die griechische Kultur und Philosophie durchgesetzt, wäre sogar die Religion der Juden in Gefahr geraten. Womit ließ sich dieser Bedrohung entgegenwirken?

Einen möglichen Beweggrund der Juden, die Septuaginta anzufertigen, nennt der jüdische Bibelübersetzer Max Margolis, wenn er schreibt: „Sofern wir die Urheber des Plans überhaupt in der jüdischen Gemeinde suchen dürfen, wird noch ein weiteres Motiv eine Rolle gespielt haben: die Absicht, das jüdische Gesetz der heidnischen Bevölkerung zur Überprüfung zugänglich zu machen und die Welt davon zu überzeugen, daß die Juden im Besitz einer Kultur waren, die der Weisheit der Hellenen Paroli bieten konnte.“ Möglicherweise war es daher eine Art Selbstverteidigung und zugleich ein Gegenangriff, die Hebräischen Schriften der griechischsprechenden Welt zugänglich zu machen.

Infolge von Alexanders Politik der Hellenisierung war Griechisch zur Weltsprache geworden. Auch als sein Herrschaftsbereich von den Römern überrannt wurde, blieb die Koine, die griechische Umgangssprache, im Handel und im zwischenstaatlichen Verkehr vorherrschend. Ganz gleich, ob dies die Folge bewußter Anstrengungen war oder ob es sich natürlicherweise so ergab, fand die Septuaginta-Übersetzung der Hebräischen Schriften schnell Eingang in die Wohnungen und das Herz vieler Nichtjuden, denen Gott und das Gesetz der Juden bislang unbekannt gewesen waren. Das führte zu erstaunlichen Ergebnissen.

Proselyten und „Gottesfürchtige“

Schon im ersten Jahrhundert u. Z. konnte Philo mit Bezug auf Moses schreiben, daß „dem heiligen Charakter seiner Gesetzgebung nicht bei den Juden allein, sondern auch bei allen anderen volle Bewunderung gezollt wird“. Über die Juden, die im ersten Jahrhundert außerhalb von Palästina lebten, sagt der jüdische Historiker Joseph Klausner: „Schwerlich werden sich diese Millionen Juden lediglich aus der Bewohnerschaft des kleinen Palästina rekrutiert haben. Wir können eben nicht umhin anzunehmen, daß das starke Anwachsen der Juden auch in der Aufnahme zahlreicher Proselyten und Proselytinnen seinen Grund hat.“

Das allein ist schon eindrucksvoll, vermittelt aber noch nicht das vollständige Bild. Shaye J. D. Cohen, Professor für jüdische Geschichte, erklärt: „Viele Heiden, Männer wie Frauen, traten während der letzten Jahrhunderte v. u. Z. und der ersten beiden Jahrhunderte u. Z. zum Judentum über. Noch zahlreicher indes waren die Heiden, die bestimmte Aspekte des Judaismus annahmen, aber nicht konvertierten.“ Sowohl Klausner als auch Cohen bezeichnen diese Personen, die nicht förmlich zum Judentum übergetreten waren, als „Gottesfürchtige“ — ein Ausdruck, der in der griechischen Literatur jener Zeit häufig vorkommt.

Worin unterschied sich ein „Gottesfürchtiger“ von einem Proselyten? Proselyten waren formell zum Judentum übergetreten und galten als vollwertige Juden, weil sie den Gott der Israeliten angenommen und alle anderen Götter verworfen, sich der Beschneidung unterzogen und sich der Nation Israel angeschlossen hatten. Dagegen sagt Cohen über die „Gottesfürchtigen“: „Obgleich diese Heiden eine Vielzahl jüdischer Bräuche beobachteten und auf die eine oder andere Weise den Gott der Juden verehrten, betrachteten sie selbst sich nicht als Juden, noch wurden sie von anderen als Juden angesehen.“ Klausner beschreibt sie als Menschen, „die gewissermaßen in der Mitte standen, indem sie das Judentum ... anerkannten, sogar einige seiner Bräuche beobachteten, aber nicht vollständig Juden wurden“.

Möglicherweise wurde bei manchen das Interesse an Gott durch Gespräche mit missionierenden Juden geweckt oder dadurch, daß ihnen auffiel, wie sehr sich die Juden im Wandel, in den Bräuchen und im Verhalten von ihnen unterschieden. Das Hauptwerkzeug jedoch, das diesen „Gottesfürchtigen“ half, Jehova Gott kennenzulernen, war die Septuaginta. Wie viele „Gottesfürchtige“ es im ersten Jahrhundert gab, läßt sich zwar nicht feststellen, aber dank der Septuaginta wurde ohne Zweifel Erkenntnis über Gott im ganzen Römischen Reich verbreitet. Außerdem wurde mit Hilfe der Septuaginta eine wichtige Vorarbeit geleistet.

Die Septuaginta als Wegbereiter

Die Septuaginta spielte bei der Verbreitung der christlichen Botschaft eine maßgebliche Rolle. Viele griechischsprechende Juden waren anwesend, als zu Pfingsten 33 u. Z. die Christenversammlung gegründet wurde. Zu denen, die in diesem frühen Stadium Jünger Christi wurden, gehörten auch Proselyten (Apostelgeschichte 2:5-11; 6:1-6; 8:26-38). Da die inspirierten Schriften der Apostel Jesu und anderer erster Jünger einer möglichst großen Leserschaft zugänglich sein sollten, wurden sie in Griechisch aufgezeichnet.a Demzufolge stützten sich viele in den Christlichen Griechischen Schriften enthaltene Zitate aus den Hebräischen Schriften auf die Septuaginta.

Außer gebürtigen Juden und Proselyten waren auch andere bereit, die Königreichsbotschaft anzunehmen. Der Nichtjude Kornelius war „ein gottergebener Mann, der mit allen seinen Hausgenossen Gott fürchtete, und er gab dem Volk viele Gaben der Barmherzigkeit und flehte unablässig zu Gott“. Kornelius, seine Angehörigen und andere, die sich in seinem Haus versammelt hatten, waren (im Jahr 36 u. Z.) die ersten Nichtjuden, die als Nachfolger Christi getauft wurden (Apostelgeschichte 10:1, 2, 24, 44-48; vergleiche Lukas 7:2-10). Als der Apostel Paulus durch Kleinasien und Griechenland reiste, predigte er vielen Nichtjuden, die bereits ‘Gott fürchteten’, sowie „Griechen, die Gott anbeteten“ (Apostelgeschichte 13:16, 26; 17:4). Weshalb waren Kornelius und jene anderen Nichtjuden bereit, die gute Botschaft anzunehmen? Die Septuaginta hatte dazu beigetragen, den Weg zu bereiten. Ein Gelehrter ist der Meinung, man müsse der Septuaginta „den Rang eines Buches zuerkennen, ohne das Christentum und abendländische Kultur undenkbar sind“.

Der Septuaginta wird die „Inspiration“ aberkannt

Die Juden reagierten sehr heftig auf die Tatsache, daß so ausgiebig von der Septuaginta Gebrauch gemacht wurde. In Diskussionen mit den Christen behaupteten sie beispielsweise, die Septuaginta sei falsch übersetzt worden. Bis zum zweiten Jahrhundert u. Z. hatte sich das Judentum völlig von der Übersetzung abgewandt, die es einst als inspiriert gepriesen hatte. Die Rabbinen verwarfen die Sage von den 72 Übersetzern und sagten nun: „Einst schrieben fünf Älteste die Tora für König Ptolemäus in griechisch, und dies war ein Unglückstag für Israel wie der Tag, an dem das goldene Kalb angefertigt wurde, denn die Tora konnte nicht angemessen übersetzt werden.“ Um eine engere Übereinstimmung mit rabbinischen Ansichten zu erreichen, genehmigten die Rabbinen eine neue Übersetzung der Hebräischen Schriften ins Griechische. Sie wurde im zweiten Jahrhundert u. Z. von einem jüdischen Proselyten namens Aquila geschaffen, einem Schüler Rabbi Akibas.

Von den Juden wurde die Septuaginta nicht mehr verwendet, aber der im Entstehen begriffenen katholischen Kirche diente sie als maßgebliches „Altes Testament“, bis sie von der Vulgata des Hieronymus abgelöst wurde. Obwohl eine Übersetzung das Original nie ersetzen kann, trug die Septuaginta wesentlich dazu bei, die Erkenntnis über Jehova Gott und seine Königreichsherrschaft durch Jesus Christus zu verbreiten. Mit Recht kann die Septuaginta daher als eine Bibelübersetzung bezeichnet werden, die die Welt veränderte.

[Fußnote]

a Das Matthäusevangelium wurde möglicherweise zuerst in Hebräisch geschrieben und später ins Griechische übersetzt.

[Bild auf Seite 31]

Die „Septuaginta“ wurde von vielen, denen Paulus predigte, verstanden

[Bildnachweis auf Seite 29]

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