-
Apostelgeschichte: Studienanmerkungen zu Kapitel 8Die Bibel. Neue-Welt-Übersetzung (Studienausgabe)
-
-
äthiopischer Eunuch: Das äthiopische Volk lebte in einem Gebiet südlich von Ägypten, das die alten Griechen Aithiopía, „Gebiet der verbrannten Gesichter“, nannten. Aithiopía entsprach im Großen und Ganzen der hebräischen Bezeichnung für „Kusch“, das im Wesentlichen den südlichsten Teil des heutigen Ägypten und den heutigen Sudan einschloss. Die Übersetzer der Septuaginta (LXX) gaben das hebräische Wort „Kusch“ an fast allen Stellen mit Aithiopía wieder. Ein Beispiel dafür ist Jes 11:11, wo von „Kusch“ („Äthiopien“, LXX) als einem der Länder gesprochen wird, in die die Juden nach dem Sieg der Babylonier über Juda zerstreut werden würden. Es kann also gut sein, dass der äthiopische Hofbeamte in seiner Heimat mit Juden in Kontakt gekommen war oder ihnen in Ägypten begegnet war, wo viele Juden lebten.
Eunuch: Im buchstäblichen Sinn bezeichnet das griechische Wort eunoúchos einen Mann, der kastriert oder zeugungsunfähig gemacht wurde. Oft setzte man diese Männer für verschiedene Aufgaben an den Königshöfen des Vorderen Orients und N-Afrikas ein, vor allem als Bedienstete oder Betreuer der Königin und der Nebenfrauen. Mit der Zeit nahm das Wort „Eunuch“ eine breitere Bedeutung an. Es konnte sich auch ganz allgemein auf Männer beziehen, die offizielle Ämter an den Königshöfen bekleideten. Wie im Griechischen kann auch das hebräische Wort für „Eunuch“ (ßaríß) allgemein einen königlichen Beamten bezeichnen. Potiphar wird z. B. als „ein Hofbeamter [wtl. „Eunuch“] des Pharao“ bezeichnet, obwohl er verheiratet war (1Mo 39:1). Der Äthiopier hier in der Apostelgeschichte, der den königlichen Schatz verwaltete, wurde allem Anschein nach wegen seiner Funktion als Hofbeamter als „Eunuch“ bezeichnet. Offensichtlich war er ein beschnittener Proselyt, also ein Nichtjude, der zum Glauben an Jehova gekommen war, denn er war nach Jerusalem gereist, um Gott anzubeten. (Siehe Worterklärungen zu „Proselyt“.) Er kann kein buchstäblicher Eunuch gewesen sein, da das mosaische Gesetz es kastrierten Männern untersagte, in die Versammlung Israels zu kommen (5Mo 23:1). Als Proselyt galt der Äthiopier offensichtlich nicht als Heide, sondern als Angehöriger des jüdischen Glaubens. Der erste unbeschnittene Angehörige eines anderen Volkes, der den christlichen Glauben annahm, war Kornelius (Apg 10:1, 44-48; die Anm. zu Mat 19:12 erklären den übertragenen Gebrauch von „Eunuch“).
Kandake: Wahrscheinlich war „Kandake“ kein Eigenname, sondern ein Titel wie „Pharao“ oder „Cäsar“. Schriftsteller der Antike, unter anderem Strabo, Plinius der Ältere und Eusebius, verwendeten diesen Titel für Königinnen von Äthiopien. Plinius der Ältere (ca. 23–79 u. Z.) schrieb: „Gebäude habe die Stadt [Meroë, die Hauptstadt des alten Äthiopien] wenig; Königin sei eine Frau <namens> Kandake – ein Name, der schon seit vielen Jahren auf die Königinnen übergegangen ist“ (Naturgeschichte, VI, xxxv).
-