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  • Die Hektik der heutigen Welt
    Erwachet! 2001 | 8. Februar
    • Die Hektik der heutigen Welt

      FÜHLEN WIR UNS MANCHMAL ÜBERFORDERT VON DER SCHNELLEBIGKEIT UNSERER ZEIT? SIND WIR DESWEGEN FRUSTRIERT, HÄUFIG ERSCHÖPFT UND HABEN ALLE MÜHE, DAMIT FERTIG ZU WERDEN? DANN GEHT ES UNS WIE VIELEN ANDEREN.

      MILLIONEN Menschen, besonders Stadtbewohner, stellen fest, daß ihr Leben eine große, ermüdende Hetze geworden ist. Vor allem in westlichen Ländern ist das zu beobachten. Bei einer religiösen Versammlung in den Vereinigten Staaten bat unlängst ein Redner all die Zuhörer, die sich oft müde fühlen, die Hand zu heben. Sofort gingen unzählige Hände in die Höhe.

      In dem Buch Why Am I So Tired? (Warum bin ich so müde?) wird gesagt: „Unser modernes Leben bringt viele früher unbekannte Unruhefaktoren mit sich: Man darf sein Flugzeug nicht verpassen, muß Fristen einhalten, Kinder pünktlich im Kindergarten abliefern und wieder abholen — die Liste ließe sich beliebig verlängern.“ Da verwundert es kaum, wenn Müdigkeit als Fluch unserer Zeit bezeichnet wird.a

      Früher war das Leben einfacher und verlief in ruhigeren Bahnen. Die Menschen paßten sich mehr den natürlichen Abläufen an: bei Tageslicht wurde gearbeitet, die Dunkelheit war für die Familie und zum Schlafen da. Heute hingegen gibt es eine Menge Gründe, weshalb die Menschen zunehmend müde und erschöpft sind.

      Plötzlich längere Tage

      Ein Grund könnte sein, daß man allgemein weniger schläft. Und zu den bedeutsameren Entwicklungen, die die Schlafdauer verkürzten, gehörte die Erfindung des elektrischen Lichts. Auf einmal konnten die Menschen mit einem simplen Schalterklicken selbst über die Länge eines „Tages“ bestimmen. Schon bald blieben die Leute daher länger auf. Vielen blieb auch gar keine andere Wahl, denn Fabriken begannen rund um die Uhr zu produzieren, und im Dienstleistungsgewerbe galten bald längere Arbeitszeiten. Ein Autor schrieb treffend: „Das war die Geburtsstunde der 24-Stunden-Gesellschaft.“

      Andere technische Errungenschaften wie der Rundfunk, das Fernsehen und der Personalcomputer haben ebenfalls dazu beigetragen, den Menschen den nötigen Schlaf zu rauben. In vielen Ländern werden rund um die Uhr Fernsehprogramme ausgestrahlt. Nicht selten erscheinen Filmliebhaber oder Sportfans nach einer langen, vor dem Fernseher verbrachten Nacht morgens schlaftrunken am Arbeitsplatz. Auch Heimcomputer mit ihren zahllosen Möglichkeiten, sich zu zerstreuen, verleiten Millionen dazu, lange aufzubleiben. Selbstverständlich liegt die Schuld nicht bei diesen Produkten an sich; allerdings schaffen sie für manche einen zusätzlichen Anreiz, ihr Schlafbedürfnis zu übergehen.

      Das Leben wird betriebsamer

      Doch nicht nur unsere Tage sind länger geworden, sondern auch das Leben an sich scheint heute betriebsamer zu sein — wiederum begünstigt durch die Technik. Die vor weniger als hundert Jahren übliche Pferdekutsche hat überhaupt nichts mehr gemein mit den heutigen schnellen Autos, Hochgeschwindigkeitszügen und Düsenflugzeugen. Der moderne Geschäftsmann, dessen Großvater wahrscheinlich noch zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad zur Arbeit kam, fliegt heutzutage vielleicht mal kurz über den Atlantik.

      Auch im Büro ist eine stille Revolution zugunsten von Schnelligkeit und Produktivität vor sich gegangen. Schreibmaschinen und herkömmliche Briefpost sind Computern, Faxgeräten und E-Mail gewichen. Der Einsatz von tragbaren Computern, Mobiltelefonen und Personenrufgeräten verwischt sogar die einst klare Trennung zwischen Büro und Zuhause.

      Natürlich kann niemand von uns dem stetig steigenden Tempo der heutigen Welt Einhalt gebieten. Im persönlichen Bereich hingegen können wir manches umstellen, damit es uns gelingt, ein ruhigeres, ausgeglicheneres Leben zu führen. Doch bevor wir uns damit beschäftigen, wollen wir genauer betrachten, wie sich die heutige Hektik auf uns persönlich und auf die Gesellschaft im allgemeinen auswirken kann.

      [Fußnote]

      a Chronische Müdigkeit kann außer durch Alltagsstreß auch durch eine Reihe anderer Faktoren hervorgerufen oder verschlimmert werden. Zu den Ursachen können gesundheitliche Probleme zählen, mangelhafte Ernährung, Medikamente, Umweltverschmutzung durch Chemikalien, mentale oder emotionale Probleme, Altersbeschwerden oder eine Kombination derartiger Faktoren.

  • Sich zuviel vornehmen — Um welchen Preis?
    Erwachet! 2001 | 8. Februar
    • Sich zuviel vornehmen — Um welchen Preis?

      GESCHWINDIGKEIT UND KOMFORT — DAVON GEHT IN DER HEUTIGEN WESTLICHEN KULTUR EINE SCHIER UNWIDERSTEHLICHE ANZIEHUNGSKRAFT AUS.

      GESCHIRRSPÜLMASCHINEN sparen Zeit in der Küche. Waschmaschinen sparen Zeit bei der Wäsche. Millionen Menschen müssen nicht einmal mehr das Haus verlassen, um einkaufen gehen oder Geldgeschäfte erledigen zu können: Sie schalten einfach ihren Computer ein und nutzen das Internet.

      Zumindest in Teilen der Welt gibt es alle nur erdenklichen Produkte in Hülle und Fülle, die Zeit und Arbeit sparen sollen. Man sollte daher annehmen, die Menschen hätten sehr viel Zeit für Muße oder für ihre Familie. Aber nur allzuoft hört man die Leute sagen, sie seien müde und fühlten sich gestreßter als je zuvor. Die Gründe dafür sind zahlreich und vielschichtig.

      Obenan rangieren wirtschaftliche Zwänge. Das Zentrum zur Erforschung und Förderung der Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in Australien untersuchte, wie viele Stunden die Menschen in diesem Land an ihrem Arbeitsplatz verbringen, und fand heraus, daß ein „stattlicher Anteil“ Arbeitnehmer „regelmäßig mehr als 49 Stunden pro Woche arbeitet“ und daß „diese längere Arbeitszeit das Familienleben und das öffentliche Leben wahrscheinlich nachhaltig beeinträchtigt“. Viele Arbeitnehmer wohnen lieber im Grünen, am ruhigeren Stadtrand. Für sie bedeutet das unter Umständen, etliche Stunden jede Woche — oder sogar jeden Tag — als Pendler in überfüllten Zügen und Bussen oder auf verstopften Straßen zu verbringen. Genaugenommen verlängert das die Arbeitszeit und verstärkt den Arbeitsstreß.

      Leiden wir unter Schlafschulden?

      Schlafschwierigkeiten haben in den letzten Jahren so überhandgenommen, daß in vielen Teilen der Welt Schlafkliniken eingerichtet wurden. Bekommt man regelmäßig nicht genügend Schlaf, häuft man, wie Forscher herausgefunden haben, gewissermaßen Schlafschulden auf. Begreiflicherweise drängt der Körper auf Tilgung und signalisiert deswegen Müdigkeit. Aber weil der heutige Lebensstil für Schlafmangel sorgt, bleiben viele Menschen chronisch müde.

      In einem westlichen Land hat sich die durchschnittliche Schlafdauer im vergangenen Jahrhundert um 20 Prozent verringert: von 9 Stunden pro Nacht auf 7 Stunden. Forscher haben eine überwältigende Fülle an Beweisen zusammengetragen, wonach Schlafschulden Lernstörungen und Vergeßlichkeit verursachen, die Motorik beeinträchtigen und das Immunsystem schwächen. Die meisten von uns können aus eigener Erfahrung bestätigen, daß uns viel eher Fehler unterlaufen, wenn wir müde sind. Solche Fehler können leider gravierend sein und uns teuer zu stehen kommen.

      Der hohe Preis der Übermüdung

      Übermüdung durch lange Arbeitstage und Personaleinsparungen soll für einige der schlimmsten Katastrophen des ausgehenden 20. Jahrhunderts mitverantwortlich sein. Dazu gehören der verheerende Atomunfall in Tschernobyl (Ukraine), die Explosion der Raumfähre Challenger und die Ölpest, die der Tanker Exxon Valdez anrichtete, als er im Prince-William-Sund vor Alaska auf ein Riff lief.

      Die Explosion in Tschernobyl ereignete sich während eines speziellen Tests im Kraftwerk. Wie Martin Moore-Ede in seinem Buch Die Nonstop-Gesellschaft schreibt, wurde der Test „unter der Aufsicht eines erschöpften Teams von Elektroingenieuren [durchgeführt], die sich bereits seit mindestens dreizehn Stunden im Werk befanden — vermutlich sogar noch länger, weil sie die Genehmigung für ihre Arbeiten erst mit zehnstündiger Verspätung erhielten“. Wie dem auch sei, laut einer jüngsten Studie stieg die Zahl der Fälle von Schilddrüsenkrebs unter ukrainischen Kindern seit 1986 um das Zehnfache — eine Spätfolge der Strahlenverseuchung.

      Die Präsidentenkommission, die die Explosion der Raumfähre Challenger gründlich untersuchte, stellte in ihrem Bericht fest, daß eine Gruppe Vertragsarbeiter die Höchstgrenze von 20 erlaubten Überstunden 480mal überschritten hatte, eine andere Gruppe 2 512mal. Weiter hieß es in dem Bericht, ein bedeutsamer Faktor für die unkluge Freigabe des Starts der Raumfähre sei die Erschöpfung der Mitarbeiter auf der Führungsebene gewesen, hervorgerufen durch „unregelmäßige Arbeitszeit und mangelnden Schlaf über mehrere Tage hinweg“. „Nehmen die Überstunden überhand“, so der Bericht, „läßt die Produktivität nach, und menschliches Versagen wird wahrscheinlicher.“

      Nach Angaben von Gewerkschaftsfunktionären zwang der Personalabbau — angeblich um die Betriebskosten zu senken — die Seeleute auf der Exxon Valdez dazu, länger zu arbeiten und zusätzliche Pflichten zu übernehmen. Wie aus einem Bericht über diese Katastrophe hervorgeht, war der Dritte Offizier, der das Kommando führte, als das Schiff kurz nach Mitternacht auf Grund lief, seit dem frühen Morgen auf den Beinen. Bei dieser größten Ölpest in der amerikanischen Geschichte liefen fast 42 Millionen Liter Öl aus und verursachten unermeßliche Schäden an der Küste und in der Tierwelt. Die Kosten für Reinigungsarbeiten beliefen sich auf mehr als 2 Milliarden Dollar.

      Die verdeckten Kosten der Müdigkeit

      Einer Schätzung zufolge verursachen Müdigkeit und Erschöpfung jedes Jahr Kosten in Höhe von weltweit 377 Milliarden Dollar. Dazu kommt noch allzuoft der Schaden an Leib und Leben, der mit Geld überhaupt nicht aufzuwiegen ist. Als Beispiel seien Verkehrsunfälle angeführt. Nach Angaben einer Fachklinik für Schlafstörungen in Sydney (Australien) sind zwischen 20 und 30 Prozent aller Verkehrsunfälle in diesem Land darauf zurückzuführen, daß Fahrer hinter dem Steuer einschliefen. In den Vereinigten Staaten sollen laut Schätzungen jährlich mindestens 100 000 Verkehrsunfälle durch Müdigkeit am Steuer verursacht werden.

      Doch damit ist die Problematik noch nicht zu Ende. Wer bei einem durch Müdigkeit verursachten Unfall verletzt wurde und eilends in ein Krankenhaus gebracht wird, hofft, von einem hellwachen Chirurgen operiert zu werden. Aber wegen eines vollen Dienstplans und langer Arbeitszeit ist der Arzt womöglich alles andere als hellwach. Ein Bericht des australischen Gesundheits- und Wohlfahrtsinstituts enthüllte, daß 10 Prozent aller Ärzte mindestens 65 Stunden in der Woche arbeiteten, 17 Prozent aller Fachärzte noch um einiges länger, und 5 Prozent aller Assistenzärzte arbeiteten mehr als 80 Stunden pro Woche.

      „Maschinen werden vor uns durch Betriebshandbücher, Warnschilder und Ausbildungskurse geschützt“, schreibt Martin Moore-Ede. „Wir Menschen hingegen genießen in ihrer Welt keinen Schutz. . . . Es ist eine schockierende Wahrheit, daß wir viel weniger über die Konstruktionsmerkmale von Männern und Frauen wissen als über die Hardware und Software, mit denen er oder sie es zu tun hat.“

      An unserem Körper blinkt keine rote Kontrollleuchte und piepst kein Warnton, so daß wir darauf aufmerksam würden, wann wir anhalten oder kürzertreten müssen. Doch gibt er uns andere Warnsignale. Dazu gehören chronische Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit sowie eine besondere Anfälligkeit für Virusinfektionen. Stellt jemand diese Symptome an sich fest — vorausgesetzt natürlich, daß keine andere Krankheit zugrunde liegt —, ist es für ihn womöglich an der Zeit, seinen Lebensstil zu überdenken.

      Die sozialen Kosten der Überlastung

      Der von viel Streß und zu wenig Schlaf geprägte Lebensstil fordert auch auf dem Gebiet der zwischenmenschlichen Beziehungen seinen Tribut. Ein Beispiel dafür sind John und Maria, ein frisch verheiratetes Ehepaar.a Sie wollten das erreichen, wonach die meisten Jungvermählten streben: ein gemütliches Zuhause und finanzielle Sicherheit. Daher arbeiteten beide ganztags. Doch wegen ihrer unregelmäßigen Arbeitszeiten hatte einer für den anderen nur wenig Zeit. Darunter litt bald ihr Verhältnis zueinander. Sie übergingen die Symptome allerdings und behielten ihr anstrengendes Arbeitspensum bei, bis ihre Ehe auseinanderbrach, noch ehe sie richtig begonnen hatte.

      „Untersuchungen zufolge ist die Scheidungsrate in Familien, in denen die Eltern Schichtarbeiter sind, 60 Prozent höher als bei Tagarbeitern mit regelmäßigen Arbeitszeiten“, heißt es in dem Buch Die Nonstop-Gesellschaft. Doch viele Ehepaare — ob Schichtarbeiter oder nicht — versuchen, so viel in ihr Leben zu zwängen, daß sie dadurch ihrer Ehe gleichsam die Luft abschnüren. Andere geraten vielleicht wegen Streß und Erschöpfung in einen Teufelskreis: Sie nehmen Drogen, trinken zuviel Alkohol und ernähren sich falsch, was wiederum nicht nur die Müdigkeit verstärkt, sondern auch noch viele weitere Probleme bis hin zu Kindesmißhandlung verursachen kann.

      Um es Eltern zu erleichtern, ihr anstrengendes Pensum zu schaffen, werden immer mehr Kinderbetreuungsstätten eingerichtet, von denen manche sogar rund um die Uhr geöffnet sind. Für viele Kinder ist der Fernseher quasi zum Babysitter geworden. Dabei sind Kinder, sollen sie zu verantwortungsbewußten, emotionell ausgeglichenen Erwachsenen heranwachsen, darauf angewiesen, daß ihre Eltern viel Zeit dafür aufbringen, familiäre Beziehungen zu entwickeln und zu pflegen. Deshalb wären Eltern, die zu müde sind, sich ihren Kindern zu widmen — weil sie einen unvernünftig hohen Lebensstandard aufrechterhalten wollen —, gut beraten, sich über den Preis klarzuwerden, den ihre Kinder und sie selbst dafür zahlen müssen.

      Auch ältere Menschen geraten in der modernen, schnellebigen, technisierten Gesellschaft allzuoft ins Hintertreffen. Die schnellen Veränderungen und die ständige Flut technischer Neuheiten sorgen bei vielen für Verwirrung, Unsicherheit, Angst und das Gefühl, zum alten Eisen zu gehören. Was wird ihnen die Zukunft bringen?

      Sind wir alle — ob wir jung oder alt sind — auf Gedeih und Verderb einer Welt ausgeliefert, die sich unaufhaltsam immer schneller zu drehen scheint? Oder haben wir selbst einiges in der Hand, um damit fertig zu werden und unsere Lebensqualität zu verbessern? Glücklicherweise ja, wie der folgende Artikel zeigt.

      [Fußnote]

      a Namen wurden geändert.

      [Bilder auf Seite 6]

      Die Atomkatastrophe von Tschernobyl, die Explosion der Raumfähre „Challenger“ und die Ölpest durch die „Exxon Valdez“ sind möglicherweise auch auf Übermüdung zurückzuführen

      [Bildnachweis]

      Mit frdl. Gen.: U.S. Department of Energy’s International Nuclear Safety Program

      NASA photo

      [Bilder auf Seite 7]

      Die Hektik unserer Zeit kann zu Spannungen in der Ehe führen

      [Bild auf Seite 8]

      Manche greifen zur Flasche, um das Leben zu meistern

  • In einer hektischen Welt die Freude bewahren
    Erwachet! 2001 | 8. Februar
    • In einer hektischen Welt die Freude bewahren

      DIE MEISTEN MENSCHEN WERDEN MIT DEM STRESS IN IHREM LEBEN IRGENDWIE FERTIG, ABER DIE WENIGSTEN BEHALTEN DABEI IHRE FREUDE. DAS ERFORDERT EINE BESONDERE DENKWEISE.

      IN DEM Buch Die Nonstop-Gesellschaft wird dies mit den Worten eingeräumt: „[Wir] müssen uns . . . einem neuen Denken zuwenden und die Bedürfnisse des Menschen und seine Natur in der technischen Welt achten und schützen, die wir selbst geschaffen haben.“

      Glücklicherweise findet sich eine solche besondere Denkweise bereits in Gottes Wort, der Bibel, dem am weitesten verbreiteten Buch der Welt. Inspiriert von dem, der Bedürfnisse und Wesen des Menschen vollkommen versteht, enthält die Bibel seit langem erprobte Grundsätze. Sich an diese Grundsätze zu halten kann einem helfen, das Leben besser in den Griff zu bekommen und es in der heutigen hektischen Welt so zu meistern, daß man sich wenigstens etwas Freude bewahrt (Jesaja 48:18; 2. Timotheus 3:16).

      Diese Grundsätze betreffen drei hauptsächliche Bereiche. Erstens zeigen sie auf, wo sich vernünftige Abstriche machen lassen. Zweitens können sie einem helfen, vernünftige Prioritäten zu setzen. Und drittens bieten sie eine geistig orientierte Lebensperspektive, die einem rein weltlich ausgerichteten Blickwinkel weit überlegen ist. Schauen wir uns diese drei Bereiche etwas genauer an.

      Ein einfaches, ordentliches Leben führen

      Stellen wir uns vor, wir wollen für ein paar Tage in den Campingurlaub fahren. Wir möchten es gern bequem haben und nehmen deshalb ein großes Zelt mit allem nur erdenklichen Zubehör mit. Außer Lebensmitteln nehmen wir einen ganzen Anhänger mit Möbeln, Kochgeschirr, einem Gefrierschrank, einem tragbaren Generator, Lampen, einem Fernsehgerät und vielen weiteren Gegenständen mit. Freilich brauchen wir etliche Stunden, bis wir alles aufgebaut haben. Am Ende unseres Kurzurlaubs brauchen wir genauso lange, bis wir alles wieder eingepackt haben — und zu Hause müssen wir es dann auch noch wieder auspacken! Rückblickend wird uns bewußt, daß wir nicht genug Zeit hatten, den Campingurlaub richtig zu genießen, und wir fragen uns, ob es all die Mühe überhaupt wert war.

      Das Leben von Millionen Menschen ähnelt in gewisser Hinsicht einem solchen Campingurlaub. Sie wenden übertrieben viel Zeit auf, all die zahllosen materiellen Güter zu erwerben und zu pflegen, von denen die Welt uns glauben machen will, wir brauchten sie, um glücklich zu sein. Hingegen sagte Jesus Christus: „Wenn jemand auch in Fülle hat, kommt doch sein Leben nicht aus den Dingen, die er besitzt“ (Lukas 12:15). Tatsächlich läßt sich Lebensqualität nicht an materiellem Wohlstand messen. Im Gegenteil, häufig bringen Reichtümer mehr Streß und Sorgen des Lebens mit sich. „Der Überfluß, der dem Reichen gehört, läßt ihn nicht schlafen“, heißt es in Prediger 5:12.

      Man wäre deshalb gut beraten, einen prüfenden Blick auf all sein Hab und Gut zu werfen und sich zu fragen: „Bin ich auf diesen Gegenstand wirklich angewiesen, oder nimmt er nur Platz weg? Wird dadurch meine Lebensqualität verbessert, oder stiehlt er mir wertvolle Zeit?“ In der Einleitung zu dem Buch Why Am I So Tired? von Leonie McMahon wird gesagt: „Man hat alle möglichen Geräte erfunden, um die Hausarbeit weniger anstrengend zu gestalten, mit dem Ergebnis, daß die Hausfrau heute berufstätig sein muß, um sich die Geräte leisten und für die Instandhaltung aufkommen zu können.“

      Wer sein Leben einfacher gestaltet, gewinnt damit mehr Zeit für seine Familie, seine Freunde und sich selbst — eine Grundvoraussetzung, um glücklich zu sein. Freunde und Angehörige sind weit wichtiger (und viel interessanter) als Geld und Gut. Wohl dem, der dies nicht erst dann erkennt, wenn es zu spät ist. Nur Menschen sind imstande, uns zu lieben. Bankkonten, Wertpapiere, Computer, Fernsehgeräte und dergleichen technische Gerätschaften haben zwar unter Umständen ihre Berechtigung, aber sie machen nicht unser Leben aus, sondern sind nur schmückendes Beiwerk. Wer ihnen vorrangige Bedeutung beimißt, entwertet sein Leben und wird irgendwann unzufrieden oder sogar verbittert sein (1. Timotheus 6:6-10).

      Die Zeit einteilen und Prioritäten setzen

      Mit dem Einteilen seiner Zeit verhält es sich in gewisser Hinsicht genauso wie mit dem Verwalten eines Budgets. Wer versucht, zuviel in die wenigen Stunden zu zwängen, die ihm zur Verfügung stehen, lebt, was die Zeit betrifft, über seine Verhältnisse. Ein solcher Lebensstil führt unweigerlich zu Frustration, Streß und Erschöpfung. Daher muß man lernen, Prioritäten zu setzen.

      Als erstes gilt es zu ermitteln, was wirklich wichtig ist, und diesem genügend Zeit einzuräumen. Für Christen hat alles, was mit der Ausübung ihres Glaubens verbunden ist, stets Vorrang (Matthäus 6:31-34). Werden wichtige Angelegenheiten überhastet oder oberflächlich erledigt, ergeben sich daraus oft ernste Probleme. Eigentlich müßte man sich daher all dessen entledigen, was viel Zeit verschlingt, aber wenig einträgt.

      Geht es darum, die richtigen Prioritäten zu setzen, sollte man auch berücksichtigen, daß man etwas Zeit für sich allein benötigt: Zeit, um konstruktiv nachsinnen und gleichsam wieder auftanken zu können. „Sinnvoll genutztes Alleinsein“, so die Zeitschrift Psychology Today, „ist ein notwendiges Stärkungsmittel in der heutigen Schnellfeuer-Welt . . . Zeit für sich allein ist der Kraftstoff für das Leben.“ Ist man so beschäftigt, daß man nicht mehr zum Nachdenken kommt, entwickelt man womöglich eine oberflächliche Grundhaltung zum Leben.

      Bescheiden und geistig gesinnt sein

      Bescheiden und geistig gesinnt zu sein gehört zu den besten Voraussetzungen dafür, ein glückliches, ausgeglichenes Leben zu führen. Bescheidenheit ist wichtig, weil sie uns davor bewahrt, uns mehr Arbeit und Verpflichtungen aufzuladen, als wir realistischerweise bewältigen können. Wer bescheiden ist, weiß, wann er zu Überstunden oder anderen Tätigkeiten nein sagen muß, die auf Kosten wichtigerer Belange gehen würden. Bescheidene Menschen beneiden andere nicht um das, was diese haben oder tun; folglich sind sie zufriedener. Echte Bescheidenheit ist überdies ein Zeichen dafür, daß jemand geistig gesinnt ist: ein weiterer wichtiger Schlüssel, um sein Leben besser in den Griff zu bekommen (Micha 6:8; 1. Johannes 2:15-17).

      Eine solche Gesinnung, die sich auf eine genaue Erkenntnis der Bibel stützt, verbessert unsere Urteilsfähigkeit und schärft unser Wahrnehmungsvermögen, so daß wir uns nicht von untauglichen weltlichen Definitionen des Erfolgs blenden lassen. Wir nehmen uns statt dessen den weisen Rat aus 1. Korinther 7:31 zu Herzen, wonach „die, die von der Welt Gebrauch machen“, wie solche sein sollten, die „nicht vollen Gebrauch von ihr machen; denn die Szene dieser Welt wechselt“. Christen ‘machen von der Welt Gebrauch’, indem sie in materieller Hinsicht für sich und ihre Angehörigen sorgen. Aber sie lassen sich nicht von der Welt vereinnahmen. Sie wissen, daß die Welt keine echte Sicherheit zu bieten hat, daß sie bald völlig beseitigt werden wird und daß echter Erfolg — Sicherheit und ewiges Leben im Paradies auf der Erde — davon abhängt, in welchem Ruf sie bei Gott stehen (Psalm 1:1-3; 37:11, 29). Befolgen wir deshalb Jesu Ermahnung, klug zu investieren: „Häuft euch vielmehr Schätze im Himmel auf, wo weder Motte noch Rost sie verzehren und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen“ (Matthäus 6:20).

      Sorgen vermeiden und echten Frieden finden

      Während sich das gegenwärtige System seinem Ende nähert, werden Streß und Zeitdruck zweifellos weiter zunehmen. Deshalb ist es sehr wichtig, sich zu bemühen, den Rat aus der Bibel zu befolgen: „Seid um nichts ängstlich besorgt, sondern laßt in allem durch Gebet und Flehen zusammen mit Danksagung eure Bitten bei Gott bekanntwerden; und der Frieden Gottes, der alles Denken übertrifft, wird euer Herz und eure Denkkraft durch Christus Jesus behüten.“ Für Personen, die ausschließlich weltlich orientiert sind und dem Gebet keinen Wert beimessen, bleibt ein solcher Frieden unerreichbar (Philipper 4:6, 7).

      Jehova wird jedoch noch mehr tun, als uns Herzensfrieden zu geben. Wenn wir ‘all unsere Sorge auf ihn werfen’, wird er uns tagtäglich helfen, unsere Last der Verantwortung zu tragen (1. Petrus 5:7; Psalm 68:19). Es ist daher vernünftig, täglich Gott zuzuhören, indem wir in seinem Wort lesen. Könnte uns irgend jemand besseren Rat geben als unser Schöpfer? (Psalm 119:99, 100, 105). Eines hat die Erfahrung gezeigt: Gott in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen ist eine große Hilfe, das Leben in der heutigen hektischen Welt zu meistern und dabei die Freude zu bewahren (Sprüche 1:33; 3:5, 6).

      [Herausgestellter Text auf Seite 11]

      Setzen wir Prioritäten, auch für geistige Bedürfnisse und für das Alleinsein

      [Bild auf Seite 9]

      Können wir unser Leben unkomplizierter gestalten?

      [Bild auf Seite 10]

      Was ist uns wichtiger: Dinge oder Menschen?

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