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  • Ist unser Leben vorherbestimmt?
  • Erwachet! 1983
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Erwachet! 1983
g83 8. 4. S. 14-16

Ist unser Leben vorherbestimmt?

DER Schauplatz ist eine strohgedeckte Hütte im friedlichen Bergland von Lesotho in Südafrika. Während die Sonne untergeht, geschieht etwas, was die abendliche Stille unterbricht. Der Mann und seine Frau haben zuviel Bier getrunken. Ein Streitgespräch entsteht, das schließlich in einen Kampf ausartet. Der Mann schlägt seiner Frau mit einem schweren Gegenstand auf den Kopf. Sie fällt bewußtlos zu Boden, und man hält sie für tot. Später am Abend kommen die Verwandten, um die übliche Totenwache zu halten. Ungefähr um vier Uhr morgens stellen sie zu ihrer Überraschung fest, daß die Frau das Bewußtsein wiedererlangt.

„Ich bin über saftige grüne Weiden in das Land unserer Vorfahren gewandert“, erzählt sie ihnen. „Dort begegnete ich einem alten Mann, der mir sagte, meine Zeit sei noch nicht abgelaufen, ich müsse wieder nach Hause zurückkehren und warten, bis man mich hole.“

Was diese Frau erzählte, war lediglich ein Traum. Es ist ein anschauliches Beispiel für die weitverbreitete Ansicht, daß der Zeitpunkt des Todes jedes Menschen festgelegt sei. Viele glauben sogar, daß das endgültige Geschick — ewige Seligkeit oder Verdammnis — für einen jeden feststehe.

Woher stammt diese Ansicht? Wirkt sie sich günstig auf die Menschen aus? Solltest du sie dir ebenfalls zu eigen machen?

Ursprung und Entwicklung der Prädestinationslehre

Im Altertum glaubte man, das Leben werde von den Sternen gelenkt. Nach der Encyclopædia Britannica hat die Sterndeutung ihren Ursprung im alten Mesopotamien. Es heißt in diesem Werk unter anderem: „Babylonische Wahrsager begannen, sich gewisser planetarischer Vorzeichen zu bedienen, um den Ablauf des Lebens eines Menschen vorherzusagen“ (Kursivschrift von uns). Dadurch wurde der Grund für eine spätere Glaubenslehre gelegt.

Von Babylon aus gelangte dieses Gedankengut in andere Teile der Erde und entwickelte sich dort weiter. Das religiöse Denken der Juden war schon vor dem Aufkommen des Christentums davon durchdrungen. Nach dem Geschichtsschreiber Josephus, der im ersten Jahrhundert lebte, waren die Pharisäer und die Sadduzäer darüber unterschiedlicher Meinung. Er schrieb: „[Die] Pharisäer ... machen alles von Gott und dem Schicksal abhängig.“ Im Koran der Mohammedaner heißt es: „Kein Mensch kann sterben ohne den Willen Allahs, wie es geschrieben steht in dem Buche, das die Zeitbestimmung aller Dinge enthält“ (Sure 3:146, Übersetzung von Ludwig Ullmann).

Die Lehre von der Prädestination (oder Vorherbestimmung) wurde im fünften Jahrhundert von Augustinus (katholischer „Heiliger“) in der Christenheit eingeführt. Sie wird mitunter als augustinische Lehre bezeichnet. Die katholische Kirche hält immer noch daran fest, wenn auch nicht mehr in dem strengen Sinne, wie Augustinus sie vertrat. In dem Werk The New Catholic Encyclopedia (Bd. 11, S. 713) heißt es: „Alles ist Gott im voraus bekannt und von ihm vorherbestimmt.“

Der protestantische Reformator Johann Calvin, der im 16. Jahrhundert lebte, drückte sich — wie Augustinus — präziser aus. Er definierte die „Prädestination“ als „Gottes ewigen Ratschluß, durch den er bei sich selbst beschlossen hat, was aus dem einzelnen Menschen werden soll. Denn sie sind nicht alle mit dem gleichen Schicksal erschaffen worden, sondern einige sind zum ewigen Leben vorherbestimmt, andere zur ewigen Verdammnis.“ Seiner Meinung nach legte Gott das Schicksal jedes einzelnen — auch das deinige — fest, „bevor der erste Mensch erschaffen wurde“.

Ihre weitreichende Wirkung auf die Menschen

Calvins Einfluß breitete sich sehr schnell aus. Max Weber schrieb in seiner Studie Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus darüber: „Der Glaube nun, um welchen in den kapitalistisch höchstentwickelten Kulturländern: den Niederlanden, England, Frankreich, im 16. und 17. Jahrhundert die großen politischen und Kulturkämpfe geführt worden sind ..., war der Calvinismus. Als sein am meisten charakteristisches Dogma galt ... die Lehre von der Gnadenwahl. ... unzähligen der Helden der ,ecclesia militans‘ hat sie als fester Halt gedient, und im 18. ebenso wie im 19. Jahrhundert hat sie ... bei großen Neuerweckungen das Schlachtgeschrei abgegeben“ (Kursivschrift von uns).

Diese für den Calvinismus „am meisten charakteristische“ Lehre beeinflußte die Menschen in verschiedener Hinsicht. Die Encyclopædia Britannica sagt hierüber: „Sie schmälerte die Freiheit des Menschen und rief bei denen, die sich als Erwählte betrachteten, ein übermäßiges Selbstvertrauen hervor und bei denen, die die Gewißheit nicht erlangen konnten, Hoffnungslosigkeit.“ Dieses „übermäßige Selbstvertrauen“ ergriff manchmal ganze Volksgruppen, die sich dann einbildeten, eine „auserwählte Rasse“ zu sein. Man rechtfertigte damit die Unterdrückung anderer Rassen, die man für primitiv hielt.

Die Prädestinationslehre fördert eine fatalistische Einstellung zum Leben. Unter Südafrikanern, sowohl unter Schwarzen als auch unter Weißen, findet man diese Einstellung häufig. Das ist angesichts des starken calvinistischen Einflusses, der in Südafrika von der Niederländischen Reformierten Kirche und von den presbyterianischen Kirchen ausgeht, auch verständlich. Bei einem Todesfall sagen Xhosa in diesem Land manchmal: „Ein Mensch hat das Recht zu schlachten, was ihm gehört.“ Das heißt soviel wie, Gott verursacht den Tod, wie ein Mensch das Recht hat, sein Schaf zu schlachten.

Der Glaube an die Vorherbestimmung kann bewirken, daß jemand seinen Glauben an Gott verliert. Ein Unglück oder eine schwere Krankheit mag zur Folge haben, daß der Betreffende Gott dafür verantwortlich macht und sich gegen ihn wendet. Der Glaube an die Vorherbestimmung kann jemand auch zu verwegenem Handeln veranlassen. Es gibt Leute, die denken, sie könnten sich irgendwelchen Gefahren aussetzen, da ihr Leben sowieso erst zu dem von Gott festgelegten Zeitpunkt enden werde. Diese Einstellung hat zum Beispiel in einigen nordafrikanischen Ländern dazu geführt, daß Autofahrer durch leichtsinniges Fahren tödliche Unfälle verursachten.

Was lehrt die Bibel?

Sie lehrt, daß Gott den Menschen ‘in seinem Bilde und gemäß seinem Gleichnis’ erschaffen hat (1. Mose 1:26). Der Begriff „Gleichnis“ bezeichnet keine äußerliche Ähnlichkeit, sondern Eigenschaften. Der Schöpfer hat zum Beispiel die Freiheit zu tun, was er möchte, und so hat er auch den Menschen mit einem freien Willen erschaffen. Mit Rücksicht darauf hat er den Weg des einzelnen nicht festgelegt oder vorherbestimmt. Steht dies im Widerspruch zu Gottes Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen? Nein! Folgendes Beispiel mag dies veranschaulichen: Mit einem Rundfunkgerät kann man zu Hause Nachrichten aus aller Welt hören, aber man muß das Gerät zuerst einschalten und zur rechten Zeit den richtigen Sender wählen. Ebenso verhält es sich mit der Fähigkeit des Schöpfers, Dinge vorherzuwissen; er macht nach eigenem Ermessen und nach seiner Wahl davon Gebrauch, wobei er den freien Willen, den er dem Menschen gegeben hat, berücksichtigt.

Nach der Bibel sind Zufälle und Mißgeschicke oft eine Sache der ‘Zeit und des unvorhergesehenen Geschehens’ (Prediger 9:11, 12). An einer verkehrsreichen Straßenkreuzung könnte zum Beispiel ein „unvorhergesehenes Geschehen“, wie ein Versagen der Bremsen, und das zur falschen „Zeit“, zu einem tödlichen Unfall führen. Die Bibel lehrt nicht, daß Gott für solche Dinge verantwortlich ist oder sie vorherbestimmt. Da sich Christen ihrer persönlichen Verantwortung bewußt sind, bemühen sie sich, im Straßenverkehr „gesunden Sinnes“ zu sein, und sie achten darauf, daß sich ihr Fahrzeug stets in fahrtüchtigem Zustand befindet (2. Timotheus 1:7).

Was das endgültige Geschick der einzelnen betrifft, gibt es nach der Bibel drei Möglichkeiten. Erstens hat Gott aus denen, die seine Vorkehrung zur Rettung angenommen haben, eine bestimmte Klasse „berufen“. Diese „Berufenen“ sind zum Leben im Himmel bestimmt, und ihre Zahl steht fest: 144 000. Unter Gottes eingesetztem König, Jesus Christus, werden sie zum Segen der Menschheit eine himmlische Regierung bilden (Römer 8:29, 30; Offenbarung 14:1-3; 20:1-4). Diese Klasse und ihre Zahl sind zwar „vorherbestimmt“, nicht aber die einzelnen, die dazugehören. Es ist möglich, daß ein einzelner versäumt, der himmlischen Berufung entsprechend zu leben, und ersetzt werden muß. Daher die Ermahnung: „Halte weiterhin fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme“ (Offenbarung 3:11; siehe ferner Matthäus 24:13; Philipper 3:12, 13; 2. Petrus 1:10; Judas 3-5).

Die anderen beiden Möglichkeiten, die sich den Menschen bieten, sind entweder ewiges Leben auf der Erde oder schließlich vollständiger Verlust des Lebens. In beiden Fällen steht weder die Zahl fest, noch sind die einzelnen vorherbestimmt. Es kommt darauf an, welche Wahl jemand trifft. Der Schöpfer sagt: „Siehe, ich lege euch den Weg des Lebens und den Weg des Todes vor.“ Wenn sich jemand auf dem „Weg des Todes“ befindet, ist eine Änderung immer noch möglich. Gottes Aufforderung lautet: „Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen, denn warum solltet ihr sterben ...?“ Wer den „Weg des Lebens“ gewählt hat, muß sorgfältig darauf achten, daß er auf diesem Weg bleibt. Jehovas Zeugen nehmen sich Gottes warnende Worte zu Herzen: „Wenn ich zu dem Gerechten spreche: ,Du wirst bestimmt am Leben bleiben‘, und er selbst vertraut tatsächlich auf seine eigene Gerechtigkeit und tut unrecht, so wird all seiner gerechten Taten nicht gedacht werden, sondern für sein Unrecht, das er getan hat — dafür wird er sterben“ (Jeremia 21:8; Hesekiel 33:11, 13).

Allen, die den „Weg des Lebens“ gewählt haben und darauf bleiben, steht eine wunderbare Zukunft bevor. Sie haben die Aussicht, ewiges Leben zu erlangen, sei es durch eine Auferstehung von den Toten oder indem sie in Gottes neue Ordnung hinüberleben (Psalm 37:10, 11, 29; Johannes 11:25). „Die Gabe ..., die Gott gibt, ist ewiges Leben durch Christus Jesus“ (Römer 6:23). Was ist mit der Annahme dieser unbezahlbaren „Gabe“ verbunden? Die Verbreiter der Zeitschrift Erwachet! würden sich freuen, dich zu besuchen, um mit dir unentgeltlich und unverbindlich über diese Dinge zu sprechen.

[Bild auf Seite 15]

Der Schöpfer hat dem Menschen einen freien Willen gegeben. Er hat daher den Lebensweg des einzelnen nicht festgelegt oder vorherbestimmt.

Der Weg des Todes

Der Weg des Lebens

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