Antwort auf die Frage des römischen Statthalters: „Was ist Wahrheit?“
„Pilatus sagte zu ihm: ‚Was ist Wahrheit?‘“ — Joh. 18:38.
DER MANN, der diese Frage stellte, war in den Jahren 20 bis 36 u. Z. Statthalter oder Prokurator der im Nahen Osten gelegenen römischen Provinzen Judäa, Samaria und Idumäa. Seine Hauptstadt war Caesarea am Mittelmeer. Seine Frage stellte er jedoch einem Mann, der ihm am jüdischen Passahtag (14. Nisan) des Jahres 33 u. Z. im Palast des Statthalters in Jerusalem zum Verhör vorgeführt worden war. Er hielt sich mit seinen Truppen zu der Zeit in der heiligen Stadt der Juden auf, um während der Feier des Passahfestes die Ordnung aufrechtzuerhalten. Um angeblich zu verhüten, daß es an diesem Tag in Jerusalem zu Unruhen käme, überlieferten die religiösen Führer dem römischen Statthalter einen Mann, den sie einen Missetäter nannten, und verlangten, daß er nach dem weltlichen Gesetz der Römer verhört und bestraft werde. In der darauffolgenden nichtöffentlichen Vernehmung stellte der als Richter amtende Statthalter dem als Missetäter Angeklagten die Frage: „Was ist Wahrheit?“ Weiter ging das Interesse des Statthalters an der Wahrheit jedoch nicht. Drei Jahre später wurde er nach Rom abberufen, wo er sich wegen Amtsmißbrauchs verantworten mußte. Nach dem Geschichtsschreiber Eusebius wurde er nach Vienne in der römischen Provinz Gallien verbannt und beging später Selbstmord. Er starb, ohne die Antwort auf seine Frage erhalten zu haben.
1. Wer bestätigt die Begegnung zwischen Pilatus und Christus als geschichtliches Ereignis? Doch wer schrieb hierüber den eingehendsten Bericht?
DER römische Statthalter war Pontius Pilatus. Der Mann, dem er seine berühmte Frage stellte, war Jesus Christus. Die Begegnung dieser beiden Männer bei diesem denkwürdigen Anlaß wird nicht nur von jüdischen Zeugen, sondern auch von Publius Cornelius Tacitus, dem bekannten römischen Geschichtsschreiber des ersten Jahrhunderts, bestätigt. Über den Namen „Christ“ schrieb dieser nichtjüdische Historiker:a „Ein Christus, von welchem dieser Name ausgegangen, war unter Tibers Regierung durch den Prokurator Pontius Pilatus mit dem Tode bestraft worden.“ Doch am eingehendsten berichtete Johannes, der Sohn des Zebedäus, der liebste irdische Freund Jesu Christi, über diese Begegnung zwischen Jesus Christus und Pontius Pilatus. (Joh. 18:28-38) Der Bericht des Johannes beruht unweigerlich auf Wahrheit, denn Johannes schrieb mehr als irgendein anderer Bibelschreiber über Wahrheit und Wahrhaftigkeit in Verbindung mit einem Gebiet, das für uns alle von größter Wichtigkeit ist.
2. Welche Fragen erheben sich im Zusammenhang mit der Frage des Pilatus, und was können wir darauf erwidern?
2 Der römische Statthalter Pontius Pilatus trug die Frage „Was ist Wahrheit?“ offenbar unbeantwortet zu Grabe. Sank sie aber tatsächlich mit ihm ins Grab? Ist sie bis auf unseren Tag unbeantwortet geblieben? Dem Pilatus beantwortete sie Jesus Christus zwar nicht mit Worten; ließ er sie aber auch für andere, auch für uns, unbeantwortet? Wir müssen diese Frage mit Nein beantworten. Pilatus’ Frage wurde beantwortet, und die Antwort kann aufrichtigen Menschen, die „die Wahrheit“ suchen und lieben, gegeben werden.
3. Was ist „Wahrheit“, und nach welcher Wahrheit erkundigte sich Pilatus?
3 „Wahrheit“ bedeutet „den Tatsachen entsprechend“. Es gibt alles mögliche, worüber wir die eigentlichen Tatsachen ermitteln müssen, um die Wahrheit darüber zu erfahren. Wenn wir etwas so kennen, wie es wirklich ist, kann unsere Erkenntnis als formale Wahrheit oder als an sich wahr bezeichnet werden. Damit das, was wir über eine Sache wissen, als wahr bezeichnet werden kann, muß es dem entsprechen, was die Sache in Wirklichkeit ist. Als der Statthalter Pontius Pilatus Jesus Christus verhörte, war er daran interessiert, gewisse Tatsachen über diesen Angeklagten zu erfahren. Er war nicht an der Wahrheit an sich interessiert; die ihm übertragenen Aufgaben und Pflichten hätten ihm eine solch eingehende Untersuchung gar nicht gestattet. Der Mann, der als Angeklagter vor ihm stand, hatte das Gespräch auf das Thema Wahrheit gelenkt, und in bezug auf diese Wahrheit stellte Pilatus die Frage: „Was ist Wahrheit?“ Was für eine Wahrheit wurde denn dadurch ins Blickfeld gerückt? Wir wollen sehen.
DIE ANTWORT ERMITTELN
4. Wie kam es gemäß dem Bericht des Johannes zu der Frage des Pilatus?
4 Der Bericht, der von Johannes, dem Sohn des Zebedäus, verfaßt wurde, lautet: „Da ging Pilatus wieder in den Palast des Statthalters hinein und rief Jesus und sprach zu ihm: ‚Bist du der König der Juden?‘ Jesus antwortete: ‚Sagst du das von dir selbst aus, oder haben dir andere von mir erzählt?‘ Pilatus antwortete: ‚Ich bin doch nicht etwa ein Jude? Deine eigene Nation und die Oberpriester haben dich mir ausgeliefert. Was hast du getan?‘ Jesus antwortete: ‚Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königreich nicht von daher.‘ Deshalb sagte Pilatus zu ihm: ‚Nun denn, bist du ein König?‘ Jesus antwortete: ‚Du selbst sagst, daß ich ein König bin. Dazu bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der auf der Seite der Wahrheit steht, hört auf meine Stimme.‘ Pilatus sagte zu ihm: ‚Was ist Wahrheit?‘“ — Joh. 18:33-38; Matth. 27:11-14.
5. Wie bewies Jesus während des Verhörs vor Pilatus, daß er seinem Auftrag, den er in der Welt erfüllen sollte, treu nachkam?
5 Bei dieser entscheidenden Gelegenheit kam Jesus seinem Auftrag, den er in der Welt erfüllen sollte, treu nach. Er wurde nicht von der Furcht vor dem Tode beeinflußt, Tatsachen, um die es ging, zu leugnen. Als ihn seine Häscher Pilatus überlieferten, klagten sie ihn an mit den Worten: „Wir fanden, daß dieser Mensch unsere Nation aufwiegelt und verbietet, dem Cäsar Steuern zu zahlen, und sagt, er selbst sei Christus, ein König.“ (Luk. 23:1-3) Als er dann geradeheraus gefragt wurde, ob er ein König sei, bestritt er dies nicht. In seiner Antwort, die er Pilatus gab, sprach er von seinem „Königreich“, erklärte jedoch, es sei kein Teil dieser Welt. Hieraus folgerte Pilatus, daß Jesus ein König sei. Das veranlaßte ihn, Jesus ein zweites Mal über sein Königtum zu befragen. „Nun denn“, sagte er, „bist du ein König?“, was soviel bedeutete wie, ob er ein König sei, obwohl sein Königreich kein Teil dieser Welt sei. Jesu Antwort ließ erkennen, daß Pilatus die richtige Schlußfolgerung gezogen hatte. Er erwiderte ihm: „Du selbst sagst, daß ich ein König bin.“ Pilatus hätte ihn sonst nicht ein zweites Mal gefragt, ob er ein König sei.
6. Im Hinblick auf welchen Zweck war Jesus entschlossen, bei dieser Gelegenheit treu zu bleiben, koste es, was es wolle?
6 Jesus ließ die Folgerung, zu der Pilatus als Richter gekommen war, gelten. Jesus hatte nun das Wort, und er konnte die Wahrheit nicht leugnen. Wie er dann Pilatus erklärte, war er gerade dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, um von der Wahrheit über sein Königtum Zeugnis abzulegen. Jeder, der auf der Seite der Wahrheit stehe, nehme sein Zeugnis als Wahrheit an, sagte er. Jesus war dazu geboren, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Mit dreißig Jahren war er getauft worden und in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Auf dem Höhepunkt seiner irdischen Laufbahn angelangt, wollte er nun den Zweck seiner menschlichen Geburt und seines öffentlichen Auftritts auf der Weltbühne nicht verfehlen. Er wollte treu zur Wahrheit stehen, selbst wenn es ihn sein Leben kosten würde. Wäre es nicht um die Wahrheit gegangen, so wäre er bestimmt nicht bereit gewesen, dafür zu sterben; für eine Lüge hätte er bestimmt nicht sein Leben eingesetzt.
7. Wovon sollten wir, was das Zeugnis Jesu betrifft, überzeugt sein, und wozu führt uns diese Überzeugung?
7 Jesus war bereit, für die Wahrheit zu sterben. Haben uns sein Mut und seine treue Handlungsweise davon überzeugt, daß das Zeugnis, das er nicht nur vor dem römischen Statthalter, sondern auch vor der ganzen Nation ablegte, der Wahrheit entsprach? Wenn ja, was bedeutet das für uns? Wenn wir auf seine Stimme hören und seine Worte annehmen, dann nehmen wir ihn als König an. Dadurch beweisen wir, daß wir „auf der Seite der Wahrheit“ stehen, das heißt daß wir auch auf der Seite Jesu stehen, und dort möchten wir auch stehen.
8. (a) Warum muß das die Wahrheit sein, über die wir uns unterrichten sollten? (b) Warum mußte Jesus selbst die Wahrheit sein?
8 Wenn ein Mensch dazu geboren wird, für eine Wahrheit Zeugnis abzulegen, dann muß es sich um eine äußerst wichtige Wahrheit handeln. Wenn ein Mensch in die Welt kommt, um für eine Wahrheit zu zeugen, dann muß es eine Wahrheit sein, die es wert ist, daß man sein ganzes Leben in ihren Dienst stellt. So wichtig war diese Wahrheit auch. Sollte es also eine Wahrheit geben, über die wir uns unterrichten sollten, dann ist es bestimmt diese Wahrheit. Bei Jesus war aber nicht nur das Wahrheit, was er sagte, sondern auch das, was er tat, wie er lebte und wie er starb. Er lebte, um die Wahrheit zu verwirklichen oder sie Wirklichkeit werden zu lassen. Es gab viele Dinge, die Jesus als Mensch in sich vereinigte, Dinge, die von universeller Bedeutung, ja von Bedeutung für Himmel und Erde waren, und er mußte sie durch sein Leben und Wirken erfüllen. Er selbst mußte die Wahrheit sein.
9. Was sagte Johannes gemäß Johannes 1:14, 16, 17 deshalb über Jesus Christus, und waren diese Worte übertrieben?
9 Was Johannes, der Lieblingsjünger Jesu über seinen Meister schrieb, der vom Himmel auf die Erde herabgekommen war, um als vollkommener Mensch geboren zu werden, war nicht überspannt oder übertrieben. Seine Worte lauten: „So wurde das WORT Fleisch und weilte unter uns; und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie einem einziggezeugten Sohn vom Vater her gehört; und er war voll unverdienter Güte und Wahrheit. Denn wir alle haben aus seiner Fülle empfangen, ja unverdiente Güte über unverdiente Güte. Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben, die unverdiente Güte und die Wahrheit sind durch Jesus Christus gekommen.“ — Joh. 1:14, 16, 17.
WIE DIE WAHRHEIT „GEKOMMEN“ IST
10, 11 (a) Bedeutet dieser Vergleich zwischen Jesus und Moses, daß das durch Moses gegebene Gesetz nicht die Wahrheit war? (b) Was sagt Paulus gemäß Römer 7:10-12 zur Verteidigung der Vortrefflichkeit des Gesetzes Gottes?
10 In welchem Sinne war Jesus denn „voll ... Wahrheit“? Wieso ist durch ihn die Wahrheit „gekommen“? Warum verglich der Apostel Johannes Jesus mit Moses? Brachte nicht schon der Prophet Moses in seinen Tagen, über 1400 Jahre vor dem Kommen Christi, die Wahrheit? War das Gesetz, das Gott Moses für die jüdische Nation gab, nicht die Wahrheit? Doch. Jahrhunderte nach der Übermittlung des Gesetzes durch Moses sagte der inspirierte Psalmist zu Gott, dem Gesetzgeber: „Es haben sich genaht, die Schandbarem nachjagen; fern sind sie von deinem Gesetz. Du bist nahe, Jehova; und alle deine Gebote sind Wahrheit.“ (Ps. 119:150, 151, Fußnote) Gerade die Tatsache, daß das durch Moses gegebene Gesetz Moses’ eigenes Volk als Sünder verurteilte, beweist, daß dieses Gesetz gerecht und heilig war. Da es vollkommen war, verurteilte es die Juden zum Tode. Zur Verteidigung der Vortrefflichkeit des Gesetzes Gottes schreibt der Apostel Paulus:
11 „Und das Gebot, das zum Leben gegeben war, dieses erwies sich mir zum Tode. Denn die Sünde, die durch das Gebot einen Anlaß erhielt, verführte mich und tötete mich durch dieses [das heißt durch das Gebot, das Sünder zum Tode verurteilt]. Somit ist das Gesetz an sich heilig, und das Gebot ist heilig und gerecht und gut.“ — Röm. 7:10-12.
12, 13. (a) Was verlangte das mosaische Gesetz von den Juden, damit sie durch dasselbe Leben erlangen konnten und warum verfehlte dieses Gesetz seinen Zweck nicht? (b) Mit welchen Worten machte der Apostel Paulus gemäß Galater 3:23-25 diesen Gedanken klar?
12 Das durch Moses gegebene Gesetz führte also nicht zur Übertretung; es zeigte vielmehr, was Übertretung war. Das durch Moses gegebene Gesetz war nicht unzulänglich. Die Zehn Gebote, die ein Teil des Gesetzes waren, wiesen keine Fehler auf. Das Gesetz verlangte von den Juden vollkommenen Gehorsam und verhieß ihnen ewiges Leben, sofern sie es befolgten. Aber kein gewöhnlicher, sterblicher Jude konnte das Gesetz vollkommen halten und durch Gesetzeswerke ewiges Leben erlangen. Trotzdem verfehlte das Gesetz seinen Zweck nicht, denn es machte den Vollkommenen kenntlich, der das Gesetz vollständig hielt und der daher der Verurteilung durch das Gesetz entging und für vollständig gerecht erklärt und wegen seiner makellosen Gerechtigkeit des ewigen Lebens für würdig befunden wurde. Daß das durch Moses gegebene Gesetz seinen Zweck nicht verfehlte und kein Mißerfolg oder Fehlschlag war, machte der judenchristliche Apostel Paulus in folgenden Worten klar:
13 „Bevor jedoch der [christliche] Glaube gekommen war, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, indem wir zusammen in Gewahrsam gegeben wurden in Hinsicht auf den Glauben, der geoffenbart werden sollte. Folglich ist das Gesetz unser Erzieher geworden, der zu Christus führt, damit wir zufolge des Glaubens gerechtgesprochen werden könnten. Jetzt aber, da der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter einem Erzieher [dem Gesetz].“ — Gal. 3:23-25.
14. (a) Warum war das Gesetz des Moses mehr als nur ein Gesetzbuch? (b) Warum kann das besonders von dem durch das Gesetz bestimmten Priestertum gesagt werden?
14 Das Gesetz, das durch Moses gegeben wurde, war mehr als nur ein Gesetzbuch, mehr als eine systematisch geordnete Sammlung von Gesetzen über die Handlungsweise der Menschen. Es war in mancher Beziehung prophetisch. Viele seiner Gebote wiesen prophetisch auf gute künftige Dinge hin. So setzte das Gesetz zum Beispiel die Familie Aarons, des älteren Bruders des Moses, als Priesterschaft für die jüdische Nation ein. Das wies prophetisch darauf hin, daß Jehova Gott einen Hohenpriester einsetzen würde, der ein Opfer von bleibendem Nutzen für die ganze Menschheit darbringen würde. Dieser geistige oder himmlische Hohepriester sollte auch Unterpriester haben, die von den Menschen genommen würden und die mit sündigen, unvollkommenen Menschen mitfühlen könnten.
15. Auf was wies alles, was am jährlichen Versöhnungstag der Juden geschah, prophetisch hin?
15 Das Gesetz gebot, daß jedes Jahr am Zehnten des siebenten Mondmonats der Juden ein nationaler Versöhnungstag sein sollte. An diesem Tag mußte sowohl für die Priesterschaft als auch für die ganze übrige jüdische Nation Sühne geleistet werden, indem ein Stier und ein Bock ohne Fehl geopfert wurden und ihr Blut im Allerheiligsten des Heiligtums versprengt wurde. Ihre Sünden sollten ferner durch einen Sündenbock fortgetragen werden, um in Vergessenheit zu geraten. Alles das wies prophetisch darauf hin, daß Gottes großer Hoherpriester ein Opfer darbringen würde, um für die Sünden der Menschheit Sühne zu leisten, und daß er als wirklicher Sündenträger dienen würde, um die Sünden der Menschheit gewissermaßen in die Vergessenheit fortzutragen. Diese ganze Vorkehrung war ein Ausdruck der liebenden Güte Gottes.
16. Was enthielt das mosaische Gesetz gemäß dem Schreiber von Hebräer 8:4, 5 außer Geboten noch?
16 Das durch Moses gegebene Gesetz umfaßte also weit mehr als bloße Gebote, die zeigten, was Sünde war, und die den Juden sagten, was sie tun mußten, um rein, recht, heilig und selbstlos zu sein und mit Gott in Harmonie zu bleiben. Es schrieb darüber hinaus gewisse bedeutungsvolle Zeremonien vor, die regelmäßig durchgeführt werden mußten, um die prophetischen Umrisse eines wahrheitsgetreuen Bildes von großen künftigen Dingen wiederzugeben, die gemäß Gottes Vorhaben kommen sollten. Der inspirierte Schreiber nennt diese prophetischen Umrisse „Schatten“ und sagt: „[Es sind] Männer da ..., welche die Gaben nach dem Gesetz darbringen, aber diese Männer versehen den heiligen Dienst in einer bildlichen Darstellung und einem Schatten der himmlischen Dinge, ebenso wie Moses, als er daran war, das Zelt zu vollenden, den göttlichen Befehl erhielt: Denn, so sagt er: ‚Sieh zu, daß du alle Dinge nach ihrem Muster machst, das dir auf dem Berge [Sinai] gezeigt wurde.‘“ — Hebr. 8:4, 5.
17. Auf welche Weise warf das Gesetz „Schatten“, die auf den vollkommenen menschlichen Leib hinwiesen, der für Sünden dargebracht werden mußte?
17 Der gleiche Schreiber erwähnt den Ausdruck „Schatten“ abermals in seiner Beweisführung, durch die er zeigt, daß ein vollkommener menschlicher Leib notwendig war, der Gott als Opfer dargebracht werden konnte. Er sagt: „Denn da das Gesetz einen Schatten der künftigen guten Dinge, nicht aber das eigentlich Wesentliche [die Substanz] der Dinge selbst hat, können die Menschen niemals mit den gleichen Schlachtopfern, die sie fortgesetzt Jahr für Jahr darbringen, die Hinzutretenden vollkommen machen. Würde sonst nicht das Darbringen der Schlachtopfer aufgehört haben, weil jene, die den heiligen Dienst versahen und ein für allemal gereinigt worden wären, kein Bewußtsein von Sünden mehr gehabt hätten? Im Gegenteil, durch diese Schlachtopfer wird Jahr für Jahr an Sünden erinnert, denn es ist unmöglich, daß das Blut von Stieren und von Ziegenböcken Sünden wegnehme. Daher sagt er bei seinem Eintritt in die Welt: ‚„Schlachtopfer und Opfergabe hast du nicht gewollt, aber einen Leib hast du mir bereitet.“‘“ — Hebr. 10:1-5.
18. Welche Schatten enthielt das mosaische Gesetz unter anderem, und warum konnten sie mit Recht „Schatten“ genannt werden?
18 Noch viele Dinge, die das Gesetz vorschrieb, so zum Beispiel das Passahmahl, Pfingsten oder das Fest der Wochen, der wöchentliche Sabbattag, das Jubeljahr und das Fest des ersten Tages jedes Monats oder des Neumondes, besonders das Fest des siebenten Neumondes jedes Jahres, waren „Schatten“. Sie waren an sich die getreue Wiedergabe eines genauen Umrisses oder eines kleinen Bildes größerer künftiger Dinge. Sie waren jedoch nur „Schatten“. Ein Schatten ist ein dunkles Bild oder Muster das von einer festen undurchsichtigen Substanz, die sich vor einem Licht befindet, auf eine Fläche geworfen wird. Der Schatten ist nicht die Substanz, nicht die Wirklichkeit selbst. Die Substanz oder der Körper, dessen Umriß oder Bild durch den Schatten wiedergegeben wird, ist die Wirklichkeit. Wenn die Substanz oder der Körper vor dem Licht ist, dann geht der Schatten dem Gegenstand oder Körper voraus. Darum lautet ein bekanntes Sprichwort: „Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.“ In Gottes Vorhaben kam der Schatten zuerst, um ein Miniaturbild der großen Dinge zu vermitteln, die Gott für die Zukunft der Menschheit im Sinn hatte. Diese „Schatten“ lösten bei Menschen, die Gottes Gesetz gehorsam hielten, berechtigte Erwartungen aus. Da sie der Wahrheit entsprachen, täuschten sie diese Menschen nicht.
19. Warum konnte also Johannes mit Recht sagen, das Gesetz sei „durch Moses gegeben“ worden, die Wahrheit aber sei „durch Jesus Christus gekommen“?
19 Der Schatten vermittelt ein wahrheitsgetreues Bild eines Gegenstandes, ist aber nicht die volle Wahrheit. Erst wenn das, was vorgeschattet wurde, eintrifft, „kommt“ die Wahrheit. Dann wird die Wahrheit zur Wirklichkeit. Die Substanz oder der Körper ist die Wahrheit. Da das mosaische Gesetz nur die Schatten enthielt, mußte es dem Kommen der Wirklichkeit oder dessen, was durch das Gesetz vorgeschattet wurde, weichen. Folglich mußten die im mosaischen Gesetz niedergelegten Verordnungen über Essen und Trinken sowie über die Beobachtung von Zeremonien und das Halten von Festtagen verschwinden wie Bilder oder Schatten. Das geschah auch; denn der Apostel Paulus schrieb an die Christenversammlung in Kolossä, Kleinasien: „Daher soll euch niemand wegen Essen und Trinken oder in bezug auf ein Fest oder eine Beobachtung des Neumondes oder eines Sabbats richten; denn diese Dinge sind ein Schatten der künftigen Dinge, aber die Wirklichkeit gehört dem Christus.“ (Kol. 2:16, 17) Der Apostel Johannes war daher mit den geschichtlichen Tatsachen völlig in Übereinstimmung, wenn er sagte: „Das Gesetz wurde durch Moses gegeben, die unverdiente Güte und die Wahrheit sind durch Jesus Christus gekommen.“ — Joh. 1:17.
20, 21. Was mußte Jesus im Hinblick auf die Sühnung der Sünden tun, damit diese Äußerung des Johannes in vollstem Sinne wahr werden konnte?
20 Damit diese Äußerung im vollsten Sinne wahr werden konnte, mußte Jesus Christus mehr tun als nur reden, predigen und lehren. Es setzte voraus, daß dieser Sohn Gottes die Herrlichkeit, die er als Geistgeschöpf im Himmel hatte, aufgab und als vollkommenes menschliches Kind geboren wurde, um das werden zu können, was die Versöhnungstagsopfer, die sinnbildlich die Sünden der gesamten jüdischen Nation wegnahmen, wahrheitsgetreu darstellten. Er mußte sich im Alter von dreißig Jahren als passendes menschliches Opfer für ein Gott annehmbares Schlachtopfer darbieten, damit er als Gottes Hoherpriester eingesetzt werden konnte, der die Sünden der ganzen Menschheit sühnt. (Hebr. 5:1-5; 7:27; 8:1-4) Das geschah, als er zu Johannes dem Täufer kam, um sich von ihm im Jordan untertauchen zu lassen, wobei sein Körper für einen Augenblick im Wasser begraben wurde, also außer Sicht war. Auf diese Weise „kam“ er mit dem menschlichen Opferleib, den ihm Gott bereitet hatte, „in die Welt“. — Hebr. 10:5-10; Ps. 40:6-8; Joh. 18:37.
21 Bei seinem Tode, dreieinhalb Jahre später, brachte er als Jehovas Hoherpriester sein menschliches Schlachtopfer „ein für allemal“ dar. Damit er Gott den Wert seines vollkommenen menschlichen Opfers im Himmel darbieten konnte, mußte er von den Toten auferweckt werden. Das geschah am dritten Tage nach seinem Tode. So, wie der jüdische Hohepriester durch den inneren Vorhang des Tempels in das Allerheiligste oder den innersten Raum ging, erschien Christus, nachdem er von den Toten auferstanden und in das geistige Reich zurückgekehrt war, nach einiger Zeit buchstäblich in der Gegenwart Gottes, um den Lebenswert seines Opfers darzubieten.
22. Wieso bildete all das einen Teil des Zeugnisses, das Jesus für die Wahrheit ablegte?
22 All das bewies, daß die Schatten, die das durch Moses gegebene Gesetz enthielt, wahrheitsgetreu waren. Es bestätigte das Hohepriestertum Jesu Christi als verwirklichte Wahrheit, als etwas, was nun Tatsache geworden war. Dadurch sollten der Menschheit die kostbarsten Segnungen zufließen. All das bildete einen Teil des Zeugnisses, das Jesus für die Wahrheit ablegte, und gehörte zu den Dingen, die durch das mosaische Gesetz vorhergesagt und vorgeschattet worden waren und die Jesus in den Bereich der verwirklichten Wahrheit rückte.
KÖNIGREICHSWAHRHEIT
23. (a) Waren die Dinge, die mit dem Priesterdienst und der Darbringung von Opfern für die Sünde verbunden waren, die ganze Wahrheit, die für uns von Wichtigkeit ist, und wie war das beim Verhör Jesu deutlich zu erkennen? (b) Welche weiteren Dinge im mosaischen Gesetz mußten daher als wahrheitsgetreue „Schatten“ nachgewiesen werden?
23 Ist jedoch die Wahrheit über den Priesterdienst und die Darbringung eines Sühnopfers für die Sünden der Welt die ganze Wahrheit, die für uns von Wichtigkeit und Belang ist? Nein, denn als Jesus von dem Statthalter Pontius Pilatus verhört wurde, ging es vor allem um die Frage einer Königsherrschaft. Die Feinde, die Jesus den Römern zur Aburteilung überliefert hatten, beschuldigten ihn, behauptet zu haben, „Christus, ein König“, zu sein. (Luk. 23:1, 2) In Wirklichkeit mußten gerade damals viele Wahrheiten, die mit der Frage einer Herrschaft für die ganze Menschenwelt — nicht nur für die Juden — zusammenhingen, bestätigt werden. Ja, es hing damals sehr viel von Jesus Christus ab, und er erkannte diese Tatsache und war fest entschlossen, treu zu sein. Nicht ganz unerwartet mußte bewiesen werden, daß gewisse Dinge im mosaischen Gesetz, die mit der kommenden Herrschaft für Gottes Volk zu tun hatten, wahre Prophezeiungen, wahrheitsgetreue „Schatten“ waren, die künftigen Tatsachen entsprachen. Wie wurde das bewiesen?
24. (a) Welchen Dienst in Israel übertrug Gott Aaron und seiner Familie? (b) Warum setzte Gott nicht auch einen menschlichen König über Israel ein?
24 Als den Israeliten am Berge Sinai durch Moses das Gesetz gegeben wurde, hatten sie keinen sichtbaren, menschlichen König. Moses war nicht ihr König, sondern er diente als Mittler zwischen Jehova Gott und der Nation Israel. Sein älterer Bruder war Aaron, der Erstgeborene Amrams, des Leviten. In Aarons Familie errichtete Jehova Gott das Priestertum über Israel. Warum setzte er nicht auch einen menschlichen König über Israel ein? Warum machte er Aaron nicht zu einem Priesterkönig? Weil Jehova Gott selbst, obwohl unsichtbar, der gesetzgebende König über Israel war. Er konnte nicht auch Israels Priester sein. Die Lage der Dinge in Israel war so, wie sie Moses etwa drei Monate vor der Gesetzgebung am Roten Meer besang: „Jehova wird als König herrschen auf unabsehbare Zeit, ja immerdar. Als Pharaos Rosse mit seinen Kriegswagen und seinen Berittenen ins Meer kamen, da brachte Jehova die Wasser des Meeres über sie zurück, während die Söhne Israels auf trockenem Land mitten durchs Meer gezogen waren.“ (2. Mose 15:18, 19, NW) Jehova legte sein königliches Amt nicht nieder.
25. Wie wies Gott in dem durch Moses gegebenen Gesetz auf einen menschlichen König für Israel hin?
25 Im mosaischen Gesetz deutete Jehova Gott an, daß eine Zeit kommen könne, da die Israeliten wie die untheokratischen, heidnischen Nationen sein wollten und einen sichtbaren König über sich begehrten. „[Dann] sollst du“, sagte Jehova, „nur den König über dich setzen, den Jehova, dein Gott, erwählen wird; aus der Mitte deiner Brüder sollst du einen König über dich setzen; du sollst nicht einen fremden Mann über dich setzen, der nicht dein Bruder ist ... wenn er auf dem Throne seines Königreichs sitzt, so soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben, aus dem, was vor den Priestern, den Leviten, liegt.“ (5. Mose 17:14-18, Fußnote) Später warnte Moses die Israeliten vor den Folgen, die es haben würde, wenn sie ihren feierlichen Vertrag oder Bund mit Gott nicht einhalten würden, indem er sprach: „Jehova wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter; und du wirst daselbst anderen Göttern dienen, Holz und Stein.“ (5. Mose 28:35, 36) Mehr als 350 Jahre später verlangte die ganze Nation Israel einen solchen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis. — 1. Sam. 8:4 bis 12:5.
26. (a) Aus welchem Stamm war Saul, der Sohn des Kis? (b) Wem sollte jedoch nach der Prophezeiung des Patriarchen Jakob die königliche Macht übertragen werden, und wer sollte daher aus diesem Stamm kommen?
26 König Saul war aus dem Stamme Benjamin. Doch schon lange vor der Gesetzgebung durch Moses hatte Jehova Gott den Patriarchen Jakob oder Israel dazu inspiriert zu prophezeien, daß die Königsmacht in Israel dem Stamm Juda übertragen werde und daß das Zepter und der Herrscherstab nicht von diesem Stamme weichen würden. Aus diesem Stamm werde jemand kommen, der Schilo (das heißt „der, dessen es ist“) genannt werde, „und ihm werden die Völker gehorchen“, sagte er.
27. Wieso kann gesagt werden, diese Prophezeiung Jakobs sei in dem durch Moses gegebenen Gesetz enthalten?
27 Diese Prophezeiung über das Königtum wurde im ersten Buch der Bibel festgehalten, in 1. Mose 49:8-10. Die Genesis oder das erste Buch Mose wurde von Moses geschrieben. Was heute die ersten fünf Bücher der Bibel sind, war ursprünglich nur ein Buch, das von Moses geschrieben worden war. In den Tagen Jesu Christi, in denen die Juden die Bücher der Hebräischen Schriften in große Abteilungen unterteilten, nannte man die von Moses geschriebenen ersten fünf Bücher „das Gesetz“ oder „die Thora“. Somit fiel das erste Buch Mose oder die Genesis unter die Bezeichnung „das Gesetz“ oder „die Thora“. Nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, sagte er zu seinen Jüngern: „Dies sind meine Worte, die ich zu euch sprach, als ich noch bei euch [im Fleische] war, daß sich alle Dinge, die [1.] im Gesetz Moses’ und [2.] in den Propheten und [3. in den] Psalmen über mich geschrieben stehen, erfüllen müssen.“ (Luk. 24:44) Folglich konnte der Ausdruck „das Gesetz“ auch die Dinge einschließen, die im ersten Buch Mose niedergeschrieben waren und zu denen diese Prophezeiung des Patriarchen Jakob über das Königtum im Stamme Juda gehörte.
28. (a) Warum mußte Jesus, um bis ins kleinste „für die Wahrheit“ Zeugnis ablegen zu können, nicht nur in einem bestimmten Stamm, sondern auch in einer bestimmten Familie geboren werden? (b) Wie bekräftigte Gott die Königreichsverheißung, und wem gehörte das Königtum in Wirklichkeit?
28 Damit Jesus „für die Wahrheit“ über das Königreich Gottes „Zeugnis ablegen“ konnte, wurde er im Stamme Juda geboren. (Hebr. 7:14) Um aber bis ins kleinste „für die Wahrheit“ Zeugnis ablegen zu können, durfte Jesus nicht in irgendeiner Familie des Stammes Juda geboren werden. Er mußte aus der Geschlechtslinie Davids von Bethlehem hervorgehen, und so geschah es auch. (Röm. 1:1-4) Warum denn? Weil David aus dem Stamme Juda als Nachfolger König Sauls und dessen Sohnes Isboseth zum König in Israel gemacht worden war und Jehova mit ihm einen feierlichen Vertrag oder Bund geschlossen hatte, durch den ihm verheißen worden war, daß das Königtum des Volkes Gottes für immer in seiner königlichen Geschlechtslinie verbleiben sollte. Das bedeutete, daß Davids Königtum schließlich einen bleibenden Erben haben würde. (2. Sam. 7:11-16; 1. Chron. 17:11-15) Jehova Gott gab König David nicht nur diese Verheißung, sondern verpflichtete sich in Verbindung damit sogar durch einen Schwur. Durch diesen Schwur legte Gott in Wirklichkeit einen Eid hinsichtlich seines eigenen Königtums ab, denn König David bestätigte selbst, daß das Königtum über Israel eigentlich Jehova gehöre und der Thron, auf dem er in Jerusalem saß, in Wirklichkeit der „Thron Jehovas“ sei. (1. Chron. 29:10, 11, 23) Über diesen Eidschwur, der den mit David geschlossenen Bund für ein ewiges Königtum bestätigen sollte, lesen wir:
29. Was lesen wir in Psalm 89 über diesen Bund und über Gottes Schwur hinsichtlich des Königreiches Davids?
29 „Einen Bund habe ich mit meinem Auserwählten gemacht, habe David, meinem Knechte, geschworen: ‚Bis in Ewigkeit will ich feststellen deinen Samen, und auf alle Geschlechter hin bauen deinen Thron.‘ Nicht werde ich entweihen meinen Bund und nicht ändern, was hervorgegangen ist aus meinen Lippen. Einmal habe ich geschworen bei meiner Heiligkeit: Wenn ich dem David lüge! Sein Same wird ewig sein, und sein Thron wie die Sonne vor mir. Ewiglich wird er feststehen wie der Mond, und der Zeuge in den Wolken ist treu.“ — Ps. 89:3, 4, 34-37; Apg. 2:30.
30. Was ist unter den „dem David zugesagten liebenden Gütigkeiten“ zu verstehen, die in Jesaja 55:3 (NW) erwähnt werden, und warum müssen sie zuverlässig sein?
30 Dieser Königreichsbund und alles, was dazu gehört, ist das, was Gottes Wort die „dem David zugesagten liebenden Gütigkeiten“ nennt, und durch den Eidschwur, den Gott hinzufügte, bestätigte er dessen Gewißheit und Zuverlässigkeit. Daher kann Gottes Volk, das sich darauf verläßt, daß Gott diesen Königreichsbund erfüllt, in Zeiten der Verfolgung die Worte des Psalmisten aufgreifen (nicht im Zweifel an der Erfüllung des Bundes, sondern als diesbezügliche Bitte an Gott) und sagen: „Wo sind, o Herr, deine früheren [liebenden, NW] Gütigkeiten, die du David zugeschworen hast in deiner Treue?“ (Ps. 89:49) In seiner Aufmerksamkeit versicherte Gott sein Volk seiner Treue diesem Bund gegenüber, indem er sagte: „Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen: die zuverlässigen Gnaden Davids [die treuen, dem David zugesagten liebenden Gütigkeiten, NW].“ (Jes. 55:3, Fußnote) Besonders Jesus Christus konnte aus dieser göttlichen Verheißung Trost schöpfen.
31. (a) Warum wurde also Jesus in der königlichen Geschlechtslinie Davids geboren? (b) Wie erhörte Jehova deshalb das Gebet, das ihm gemäß Psalm 132:1-18 dargebracht wurde?
31 Damit der Königreichsbund zu einer ewigen Wahrheit werde, wurde Jesus in der königlichen Geschlechtslinie Davids geboren und wurde so Davids bleibender Erbe. Jehova handelte nicht treulos an König David; er wich nicht davon ab, diesem gesalbten König einen bleibenden Erben zu geben. Jehova erhörte das Gebet, das ihm gemäß Psalm 132:1-18 dargebracht wurde: „Um Davids, deines Knechtes, willen weise nicht ab das Angesicht deines Gesalbten! Jehova hat dem David geschworen in Wahrheit, er wird nicht davon abweichen: ‚Von der Frucht deines Leibes will ich auf deinen Thron setzen ...‘ ... Dort will ich das Horn Davids wachsen lassen, habe eine Leuchte zugerichtet meinem Gesalbten. Seine Feinde will ich bekleiden mit Schande, und auf ihm wird seine Krone blühen.“
32, 33. Wie legte Petrus zu Pfingsten für den Eid, den Gott David hinsichtlich eines Königreiches geschworen hatte, und dessen Erfüllung Zeugnis ab?
32 Der Apostel Petrus gehörte zu denen, die für die Wahrheit dieser Dinge Zeugnis ablegten. Am Pfingstfest, fünfzig Tage nach der Auferstehung Jesu Christi von den Toten erklärte Petrus die Ausgießung des heiligen Geistes Gottes auf die Jünger Christi dort in Jerusalem mit folgenden Worten:
33 „Brüder, es sei erlaubt, mit Freimut der Rede von David, dem Familienhaupt, zu euch zu reden, daß er sowohl dahinschied als auch begraben wurde, und seine Gruft ist bis auf diesen Tag unter uns. Weil er nun ein Prophet war und wußte, daß Gott ihm mit einem Eide geschworen hatte, er werde jemand von der Frucht seiner Lenden auf seinen Thron setzen, hat er, vorausschauend, von der Auferstehung des Christus geredet, daß er weder im Hades verlassen werde, noch daß sein Fleisch die Verwesung sehe. Diesen Jesus hat Gott auferstehen lassen, von welcher Tatsache wir alle Zeugen sind. Da er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und den verheißenen heiligen Geist vom Vater empfangen hat, hat er das ausgegossen, was ihr seht und hört. Tatsächlich ist David nicht in die Himmel aufgestiegen, sondern er sagt selbst: ‚Jehova sprach zu meinem Herrn: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel deiner Füße hinlege.“‘ Daher erkenne das ganze Haus Israel mit Gewißheit, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr an den Pfahl brachtet.“ — Apg. 2:29-36.
DER „HERR“ DES KÖNIGS DAVID
34. (a) Wie wurde Jesus Christus Davids Herr, und nach welchen Worten sagte David diesen Wechsel voraus? (b) Wann wird David selbst die Herrschaft Jesu anerkennen?
34 Mit diesen Worten erklärte der Apostel Petrus unter der Inspiration des ausgegossenen heiligen Geistes den erhöhten Jesus Christus für den Herrn des Königs David, das heißt für über König David stehend. König Davids Thron war nur ein irdischer Thron gewesen und war der „Thron Jehovas“ genannt worden. Jesus Christus dagegen hatte eine Stellung auf einem Thron im Himmel, zur Rechten Gottes, eingenommen. Er sollte ein unsterblicher, ewiger himmlischer König sein. Wenn David in naher Zukunft von den Toten auferstehen wird, wird er von seinem Nachkommen Jesus Christus hören und diesen Erhöhten als seinen Herrn, als den wahren Christus oder Gesalbten, anerkennen. Nach Psalm 110 sagte König David die Herrschaft Jesu Christi voraus. Der Apostel Petrus zitierte den ersten Vers dieses Psalmes und wandte ihn auf Jesus Christus an, indem er zeigte, daß er durch ihn erfüllt wurde. Dadurch wandte der inspirierte Petrus eigentlich den ganzen Psalm auf Jesus Christus an. Auch der Apostel Paulus wandte ihn auf Jesus Christus an.
35. Wem leistete Jehova gemäß Psalm 110:4 einen Schwur, und was schwor er?
35 Aus diesem Psalm Davids geht hervor, daß Jehova abermals einen Schwur ablegte, diesmal jedoch nicht den König David, sondern den Herrn Davids zur Rechten Gottes in den Himmeln betreffend. Der Vers vier von Psalm 110, der an diesen gerichtet ist, lautet: „Geschworen hat Jehova, und es wird ihn nicht gereuen [er wird es nicht bedauern, NW]: ‚Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!‘“ Demnach schwor Jehova also seinem Sohn Jesus Christus.
36. Was war das Besondere an der Weise Melchisedeks, und wie wurde gezeigt, daß Melchisedek über Abraham stand?
36 Wer war dieser Melchisedek, nach dessen „Weise“ Davids Herr, Jesus Christus, sein Amt ausüben sollte? Das durch Moses gegebene Gesetz, zu dem auch das erste Buch Mose gehört, unterrichtet uns darüber. Melchisedek war nicht nur Priester, sondern auch König. Gemäß 1. Mose 14:17-20 ging er aus seiner Königsstadt hinaus, um mit dem Patriarchen Abraham zusammenzutreffen, als dieser siegreich von einer Schlacht zurückkehrte. Wir lesen: „Melchisedek, König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; und er war Priester Gottes, des Höchsten. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt! Und gepriesen sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand geliefert hat! — Und Abram gab ihm den Zehnten von allem.“ Melchisedek stand also über Abram.
37. (a) Von wem ererbte Jesus das Königtum? (b) Empfing Jesus sein ewiges Priestertum von dem Hohenpriester Aaron, oder von wem?
37 In Hebräer 6:20 bis 7:17 wird dieser in Psalm 110:4 erwähnte Eidschwur auf Jesus Christus angewandt und die „Weise“, nach der Jesus Christus dem Priesterkönig Melchisedek ähnlich ist, Punkt für Punkt erklärt. Melchisedek hatte als Priesterkönig keinen Nachfolger auf der Erde. Jesus Christus ererbte weder Priestertum noch Königtum von Melchisedek. Er wurde König Davids bleibender Erbe gemäß dem Königreichsbund; sein Priestertum ererbte er jedoch nicht von Aaron, dem Hohenpriester aus dem Stamme Levi. Er wurde nicht im Stamme Levi geboren, denn er mußte ein Nachkomme Davids sein. Wie wurde Jesus denn Priester für immer? Durch Jehovas Eidschwur, der in Psalm 110:4 wiedergegeben ist.
38. Wie bewahrheitete sich das, was Melchisedek vorgeschattet hatte, an Jesus Christus, und was wird Jehova darum nie bedauern?
38 Da Melchisedek vor alters zeigte, nach welcher „Weise“ ein kommender Priesterkönig sein Amt ausüben sollte, war er eine geschichtliche Gestalt von prophetischer Bedeutung und schattete den größeren Priesterkönig, Jesus Christus, vor. Was Melchisedek vorschattete, bewahrheitete sich an Jesus Christus. Melchisedeks Name bedeutet „König der Gerechtigkeit“. Als König von Salem (was „Frieden“ bedeutet) war er auch „König des Friedens“. Jesus Christus war jedoch der wahre Melchisedek, an den Gott schon lange zuvor gedacht hatte, der wahre „König der Gerechtigkeit“ und der wahre „König des Friedens“. Er ist der wahre Priesterkönig, der eine ewige Versöhnung für die ganze Menschheit herbeiführen und in Frieden über die ganze Erde herrschen wird. Jehova Gott wird seinen Schwur, ihn zum Priesterkönig zu machen, nie bedauern.
DIE VERKÖRPERTE WAHRHEIT
39. Wieso war Jesus Christus die Wahrheit, und wie legte er für die Wahrheit tatsächlich Zeugnis ab?
39 Aus all diesem ist klar ersichtlich, daß Jesus Christus die Wahrheit ist. Er ist die Verwirklichung der Wahrheit, auf die die Schatten des mosaischen Gesetzes und die Prophezeiungen der Hebräischen Schriften hinwiesen. Alle diese prophetischen Dinge konzentrierten sich auf ihn. Er war dazu geboren worden und dazu in die Welt gekommen, damit er für die Wahrheit dieser Dinge Zeugnis ablege, indem er sie erfüllte. Durch ihn wurden diese Offenbarungen des Vorhabens Gottes, die Dinge, die Gott geschworen hatte, lebendige Wahrheit.
40, 41. (a) Wieso konnte Jesus in dieser Hinsicht mit Recht sagen, er sei die Wahrheit? (b) Zu wessen Gunsten wirkt er als wahrer Priesterkönig, und wie zeigte Paulus das gemäß Römer 15:8-12?
40 Während seines irdischen Daseins als Mensch war Jesus entschlossen, für die Wahrheit des in den Hebräischen Schriften aufgezeichneten Wortes Gottes Zeugnis abzulegen. In der Nacht, in der er seinen Feinden in die Hände fiel, sagte er zu seinen treuen Aposteln: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh. 14:6) Konnte er das mit Recht sagen? Ja, denn er war tatsächlich die Wahrheit. Er war kein Schatten-Messias oder Schatten-Christus, sondern der verheißene wirkliche Messias oder der wirkliche Christus. Er war kein Schatten-Priesterkönig, sondern der eigentliche, wahre Priesterkönig, der vorgeschattet worden war. Als solcher wirkt er nicht nur zugunsten der beschnittenen Juden, sondern auch zugunsten aller nichtjüdischen Nationen. Darum sagt der Apostel Paulus:
41 „Ich sage, daß Christus zugunsten der Wahrhaftigkeit Gottes tatsächlich ein Diener derer wurde, die beschnitten sind, um so die ihren Vorvätern gegebenen Verheißungen zu bestätigen, und damit die Nationen Gott um seiner Barmherzigkeit willen verherrlichen mögen, wie geschrieben steht: ‚Darum will ich dich unter den Nationen offen anerkennen, und deinem Namen will ich Melodien spielen.‘ Und wieder sagt er: ‚Seid fröhlich, ihr Nationen, mit seinem Volke.‘ Und wieder: ‚Lobpreist Jehova, all ihr Nationen, und mögen alle Völker ihn loben.‘ Und wieder sagt Jesaja: ‚Da wird die Wurzel Isais [des Vaters König Davids] sein, und da wird einer sein, der aufsteht, um über Nationen zu herrschen; auf ihn werden Nationen ihre Hoffnung setzen.‘“ — Röm. 15:8-12; Ps. 18:49; 117:1; 5. Mose 32:43; Jes. 11:10.
42. (a) Wie wurde Jesus „tatsächlich ein Diener derer ..., die beschnitten sind“? (b) Wie „bestätigte“ Jesus die Verheißungen, die Gott den Vorvätern gegeben hatte?
42 Als Jesus Christus einmal einer Phönizierin begegnete, sagte er: „Ich bin zu niemand gesandt worden als zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ Als er seine zwölf Apostel aussandte, damit sie das Königreich der Himmel predigten, sagte er zu ihnen: „Begebt euch nicht auf die Straße der Nationen, und tretet nicht in eine samaritische Stadt ein, sondern geht statt dessen immer wieder zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ (Matth. 15:24; 10:5, 6) Da Jesus als Jude unter dem mosaischen Gesetz geboren und beschnitten worden war, wurde er „tatsächlich ein Diener derer ..., die beschnitten sind“. Jesus Christus leistete den beschnittenen Juden diesen Dienst „zugunsten der Wahrhaftigkeit Gottes“, denn Jehova Gott hatte den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob gesagt, daß sich in ihrem Samen alle Nationen der Erde segnen würden. Natürlicherweise würden die zu ihrem „Samen“ Gehörenden von Geburt Israeliten, das heißt Juden oder Hebräer, sein. (1. Mose 22:18; 26:4; 28:14) Der natürliche Ablauf der Dinge verlangte, daß Jesus die „Wahrhaftigkeit Gottes“ in bezug auf diese Verheißungen, die den drei hebräischen Patriarchen gegeben worden waren, bestätigte. Wie geschah dies? Indem er zuerst den Juden die Gelegenheit bot, den abrahamischen Segen zu empfangen und geistige Nachkommen Abrahams zu werden. Jesus war verpflichtet, den Eidschwur Jehovas zu respektieren, denn Gott hatte mit einem Eid geschworen, daß seine den Patriarchen gegebenen Verheißungen zuverlässig seien. Jesus mußte diese Verheißungen „bestätigen“.
43. (a) Was hielt Jehova dadurch, daß er die Nachkommen der Vorväter aus Ägypten hinausführte? (b) Wodurch bekräftigte er seine den Vorvätern gegebenen Verheißungen?
43 Zu den beschnittenen Nachkommen der Patriarchen sagte Moses: „Wegen Jehovas Liebe zu euch, und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern [Vorvätern, NW] geschworen, hat Jehova euch ... herausgeführt ... aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.“ (5. Mose 7:8) Der Eid, den Gott den Patriarchen geschworen hatte, wird ferner in Psalm 105:7-11b erwähnt, wo es heißt: „Er, Jehova, ist unser Gott; seine Gerichte [Rechtsentscheidungen, NW] sind auf der ganzen Erde. Er gedenkt ewiglich seines Bundes, des Wortes, das er geboten hat auf tausend Geschlechter hin, den er gemacht hat mit Abraham, und seines Eides den er Isaak geschworen hat. Und er stellte ihn Jakob zur Satzung, Israel zum ewigen Bunde, indem er sprach: Dir will ich das Land Kanaan geben als Schnur [Zuteilung, NW] eures Erbteils.“ — Siehe ferner 1. Mose 24:6, 7; 50:24; 2. Mose 6:8; Jeremia 11:4, 5.
44. Wer vor allem respektiert Gottes Eidschwur?
44 Jehova respektiert seinen Eidschwur und wird ihn nie brechen. Auch Jesus Christus respektierte Jehovas Eidschwur und suchte dessen Wahrhaftigkeit zu beweisen, als er auf der Erde war.
45. (a) An wem erfüllten sich Gottes Eid hinsichtlich eines Königreiches und sein Schwur in bezug auf ein Priestertum? (b) In Verbindung mit welchen geschichtlichen Ereignissen kam Gottes Wahrheit?
45 An Jesus Christus erfüllte sich also sowohl der Eid, den Gott zur Bestätigung des mit David geschlossenen Bundes im Hinblick auf ein ewiges Königreich geschworen hatte, als auch der Schwur, mit dem Gott die Ernennung eines ewigen Priesters nach der Weise Melchisedeks bekräftigt hatte. Mit der Geburt Jesu auf der Erde, seinem Kommen in die Welt zur Zeit seiner Wassertaufe, seiner dreieinhalbjährigen öffentlichen Tätigkeit im Dienste des Königreiches Gottes, seinem Tod in Treue zu Gott, seiner Auferstehung von den Toten und seiner Erhöhung in den Himmel — in Verbindung mit all diesen geschichtlichen Ereignissen kam die Wahrheit, Gottes Wahrheit. Der ganze Lebenslauf Jesu legte daher Zeugnis für die Wahrheit ab.
ENDLICH DIE ANTWORT!
46. Wie lautet denn nun die schriftgemäße Antwort auf die Frage des römischen Statthalters „Was ist Wahrheit?“?
46 Wie sollen wir denn nun die Frage „Was ist Wahrheit?“, die der römische Statthalter Pontius Pilatus an Jesus richtete, beantworten? Unter den Umständen, unter denen sie gestellt wurde, muß die schriftgemäße Antwort lauten: Die „Wahrheit“ ist Gottes Königreich, auf dessen Thron Jesus Christus, der „Sohn Davids“, als Priesterkönig dient.
47. (a) Was sollte uns daher hinsichtlich der Lehre der Bibel nicht wundern? (b) Wie wird Gottes Königtum (bzw. sein Königreich) im letzten Buch der Hebräischen Schriften und im ersten Buch der Christlichen Griechischen Schriften besonders hervorgehoben?
47 Kein Wunder, daß die Lehre von Gottes Königreich unter Christus die Hauptlehre der Heiligen Schrift ist! Von ihrem ersten Buch (1. Mose), das von der prophetischen Gestalt Melchisedek berichtet, bis zu ihrem letzten Buch (Offenbarung), das die Geburt des Königreiches und dessen tausendjährige Herrschaft beschreibt, hält sich die Bibel an das Thema über Gottes messianisches Königreich. Damit in Übereinstimmung lenkt Gott gemäß dem zuletzt geschriebenen Buch der alten hebräischen Schriften die Aufmerksamkeit auf sein eigenes Königtum, indem er sagt: „Ich bin ein großer König, spricht Jehova der Heerscharen, und mein Name ist furchtbar [furchteinflößend, NW] unter den Nationen.“ (Mal. 1:14) Gemäß dem ersten Buch der Christlichen Griechischen Schriften hatte Jesus, der Sohn Gottes, als er in die Welt kam, um seinen messianischen Dienst für Gott anzutreten, einen Vorläufer, Johannes den Täufer, der den beschnittenen Juden verkündete: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ — Matth. 3:1, 2.
48. Wie hob Jesus die Lehre vom Königreich hervor, während er das Werk des Johannes des Täufers fortsetzte und als er den Abschluß dieses Systems der Dinge vorhersagte?
48 Während Jesus Christus das Werk fortsetzte, das Johannes der Täufer begonnen hatte, sagte er ebenfalls: „Die bestimmte Zeit ist erfüllt, und das Königreich Gottes hat sich genaht. Bereut und glaubt an die gute Botschaft.“ (Mark. 1:14, 15) Als er schließlich das Predigtwerk voraussagte, das seine Wiederkunft und seine zweite Gegenwart sowie den Abschluß des Systems der Dinge kennzeichnen würde, erwähnte er besonders eine biblische Lehre, die seine Nachfolger dann predigen würden. Welche? Seine Worte, die in Matthäus 24:14 aufgezeichnet sind, geben die Antwort: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ — Matth. 24:3, 14.
49, 50. (a) Warum kann nach Offenbarung 11:15-18 diese biblische Lehre heute mit gutem Grund besonders intensiv gepredigt werden? (b) Was wurde im ganzen Himmel bekanntgemacht, nachdem Satan hinausgeschleudert worden war?
49 Diese biblische Lehre kann heute mit gutem Grund besonders intensiv gepredigt werden. Warum? Weil dieser „Abschluß des Systems der Dinge“ die Zeit sein soll, in der gemäß den prophetischen Bildern in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, Gottes messianisches Königreich in den Himmeln geboren wird. Bei diesem Ereignis sollen viele Stimmen im Himmel vereint verkünden: „Das Königreich der Welt ist das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird als König herrschen für immer und ewiglich.“ Auch dem Herrn, Gott, der wirklichen Macht hinter dem messianischen Königreich, soll in folgenden Worten Danksagung dargebracht werden: „Wir danken dir, Jehova Gott, Allmächtiger, der ist und der war, weil du deine große Macht an dich genommen und als König zu herrschen begonnen hast. Aber die Nationen wurden zornig, und dein eigener Zorn kam.“ (Offb. 11:15-18) Darüber hinaus soll, nachdem Satan, der Hauptwidersacher des himmlischen Königreiches, aus dem Himmel hinausgeworfen und auf die Erde hinabgeschleudert worden ist, im ganzen Himmel folgendes bekanntgemacht werden:
50 „Jetzt ist die Rettung und die Macht und das Königreich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus herbeigekommen, denn der Ankläger unserer Brüder ist hinabgeschleudert worden, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagt!“ — Offb. 12:5-10.
DAS „WORT DER WAHRHEIT“
51. Als was kann die Bibel wegen der vielen Einzelheiten, die sie enthält, und wegen ihrer Schreiber richtigerweise bezeichnet werden?
51 Gottes messianisches Königreich ist die „Wahrheit“, für die Zeugnis abzulegen Jesus geboren und in die Welt gekommen war. Da uns die Bibel mit allen Einzelheiten dieses Königreiches vertraut macht, wird von ihr richtigerweise als von dem „Wort der Wahrheit“ gesprochen. Die Männer, die unter Inspiration an der Bibel schrieben, suchten die Wahrheit. König Salomo, der sich als Prediger oder Versammler des Volkes Gottes bezeichnete, schrieb zum Beispiel: „Der Prediger [Versammler, NW] suchte angenehme Worte zu finden; und das Geschriebene ist richtig, Worte der Wahrheit.“ (Pred. 12:10) Der Engel, der ausgesandt worden war, um dem Propheten Daniel viele wichtige Kenntnisse über die „Zeit des Endes“, in der wir heute leben, zu vermitteln, sagte: „Doch will ich dir kundtun, was in dem Buche der Wahrheit verzeichnet ist.“ „Und nun will ich dir die Wahrheit kundtun.“ (Dan. 10:21; 11:2; 12:4) Der Apostel Paulus, ein hervorragender Mitarbeiter an der Bibel, schrieb seinen Mitchristen: „Wir [sollten] zum Lobpreis seiner Herrlichkeit dienen ..., wir, die wir zuerst auf den Christus gehofft haben. Doch auch ihr habt auf ihn gehofft, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, die gute Botschaft über eure Rettung, gehört habt.“ — Eph. 1:12, 13.
52, 53. (a) Wie müssen wir die Bibel handhaben, damit wir sie als Werkzeug für die Wahrheit benutzen können, und was zeigt, ob die Christenheit sie so gehandhabt hat? (b) Worin müssen Christen heute — genau wie die Christen des ersten Jahrhunderts — wandeln, und wie können sie das tun?
52 Damit wir die Bibel als Werkzeug benutzen können, um die Wahrheit zu predigen und zu lehren, müssen wir sie recht handhaben. Als daher der Apostel Paulus dem Aufseher einer Christenversammlung gebot, beständig auf sich selbst und auf sein Lehren achtzugeben, sagte er: „Tue dein Äußerstes, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, als einen Arbeiter, der sich wegen nichts zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht handhabt.“ (2. Tim. 2:15; 1. Tim. 4:16) Heute gehören über 900 000 000 Menschen zur Christenheit, die die Bibel jahrhundertelang in geschriebener oder gedruckter Form gehabt hat. Hat sie dieses „Wort der Wahrheit“ jedoch recht gehandhabt? Nein, denn sie lehrt tausenderlei Ansichten über die Religion, was sich in ihren Hunderten von Sekten zeigt. Was die Christenheit als Christentum darstellt, ist eine Lüge. Das Christentum dagegen, dem die Heilige Schrift zugrunde liegt und das die Bibel recht handhabt, ist die Wahrheit. Wahre Christen müssen der Bibel folgen, wenn sie in der Wahrheit wandeln wollen.
53 Das taten die Christen des ersten Jahrhunderts, deren Glaube noch unverfälscht war. Der Apostel Johannes bezeugte diese Tatsache, als er einem Mitgläubigen namens Gajus folgendes schrieb: „Ich freute mich sehr, als Brüder kamen und für die Wahrheit Zeugnis ablegten, an die du dich hältst, während du weiterhin in der Wahrheit wandelst. Ich habe keine größere Ursache zur Dankbarkeit als diese Dinge, daß ich höre, daß meine Kinder fortfahren, in der Wahrheit zu wandeln.“ — 3. Joh. 3, 4.
54. (a) Welches „Wort“ benötigte damals jemand, damit er zu einem geistigen Sohn Gottes gezeugt werden konnte? (b) Woraus müssen wir stammen und wie müssen wir leben, um wahre Christen zu sein?
54 Damals konnte jemand nur dann ein wahrer Christ werden und nur dann zu einem geistigen Sohn Gottes gezeugt werden, wenn er die Wahrheit hörte, sie studierte und an sie glaubte. Auf diese Notwendigkeit wies der Jünger Jakobus hin, als er schrieb: „Laßt euch nicht irreführen, meine geliebten Brüder. Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk stammt von oben, denn es kommt vom Vater der himmlischen Lichter herab, und bei ihm gibt es keine Veränderung von der Drehung des Schattens. Weil er es gewollt hat, hat er uns durch das Wort der Wahrheit hervorgebracht, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.“ (Jak. 1:16-18) Ein echter Christ kann nur aus der Wahrheit hervorgehen. Der Apostel Johannes, der sich gern über die Wahrheit äußerte, schrieb an Christen, die ihm besonders lieb waren: „Kindlein, laßt uns lieben, nicht mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit. Dadurch werden wir wissen, daß wir aus der Wahrheit stammen, und wir werden unsere Herzen vor ihm versichern.“ (1. Joh. 3:18, 19) Wenn wir also unsere Herzen vor Gott dahingehend versichern möchten, daß wir echte Christen sind, müssen wir aus der uns übermittelten Wahrheit stammen und brüderliche Liebe haben. Stammten wir von der Welt, so wären wir im Irrtum. — 1. Joh. 4:4-7.
55. Wie können wir verhüten, daß wir dem Irrtum verfallen und Antichristen werden?
55 Da Jesus Christus, wie er nach Johannes 14:6 selbst sagte, „die Wahrheit“ ist, muß unser Glaube an ihn den Tatsachen entsprechen. Nur dann stammen wir aus der Wahrheit, sind in der Wahrheit und sind keine Antichristen. Glauben wir nicht, daß er im Fleische geboren wurde und in die Welt kam, um Gottes Hauptzeuge für „die Wahrheit“ zu sein, so sind wir im Irrtum, stammen von der Welt und sind keine wahren Christen. — 1. Joh. 4:1-6.
56. Mit welcher Organisation möchten wir gemäß 1. Timotheus 3:14, 15 verbunden sein, da wir die Wahrheit kennen?
56 Aus Gottes „Wort der Wahrheit“, der Heiligen Schrift, kennen wir die Antwort auf die Frage: „Was ist Wahrheit?“ Wir möchten auch mit Gottes Organisation der Wahrheit verbunden sein. Gott gründete diese Organisation durch Jesus Christus, seinen verherrlichten Sohn, zu Pfingsten, fünfzig Tage nach dessen Auferstehung. Gemäß den inspirierten Worten in 1. Timotheus 3:14, 15 ist diese Organisation das „Haus Gottes“, „die Versammlung des lebendigen Gottes, eine Säule und Stütze der Wahrheit“. Ja, mit ihr, der „Säule und Stütze der Wahrheit“, möchten wir verbunden sein.
57. Was wollen wir daher mit der Wahrheit tun?
57 Statt daher zu versuchen, die Wahrheit niederzureißen — was unmöglich wäre —, tun wir unser möglichstes, um dazu beizutragen, die Königreichswahrheit hochzuhalten, damit sie jedermann sehen kann. Wir werden allen Nationen die Frage „Was ist Wahrheit?“ schriftgemäß beantworten. Wir werden die „Versammlung des lebendigen Gottes“ darin unterstützen, die Wahrheit, „diese gute Botschaft vom Königreich“, auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis, zu predigen, bevor das Ende kommt. (Matth. 24:14) Jeder, der aus der Wahrheit ist, wird auf unsere Stimme hören, weil wir an Christi Statt dienen. — Joh. 18:37; 2. Kor. 5:20.
„Es wird die Zeit kommen, da werden die Leute gesunde Lehre unerträglich finden und von ihr nichts mehr wissen wollen, sich aber immer neue Lehrer nach ihrem eigenen Gutdünken suchen, weil sie etwas hören wollen, nach dem ihnen die Ohren jucken. Sie werden dadurch immer mehr von der Wahrheit abkommen und den Mythen verfallen. Du aber sei in jeder Weise nüchtern; sei auch bereit zu leiden; tu deine Arbeit als Verkündiger der Frohen Botschaft, und sei treu in allem deinem Dienst!“ — 2. Tim. 4:3-5, Br.
[Fußnoten]
a In lateinischer Sprache lautet dieser Text: „Auctor nominis eius Christus, Tiberio imperitante, per procuratorem Pontium Pilatum supplicio affectus est.“
Siehe Annalen des Tacitus, 15. Buch, Abschnitt 44, deutsch von Prof. Dr. Karl Ludwig Roth. (Ferner die Cyclopædia von M’Clintock und Strong, Band 8, Seite 199, Spalte 2, und The Encyclopedia Americana, Band 22, Ausgabe 1929, Seite 83, unter „Pilatus“.)
b Weitere Fälle, in denen Gott mit einem Eid oder mit erhobener Hand geschworen hat, sind folgende: den Vätern (Vorvätern, NW): 4. Mose 11:12; 32:11; 5. Mose 1:8, 35; Micha 7:20; dem Volk Israel: 4. Mose 14:16, 28, 30; Nehemia 9:15; Psalm 95:10, 11; Hebräer 3:17, 18; 4:3; Hesekiel 20:5, 6; dem Moses: 5. Mose 4:21.
Es ist interessant festzustellen, daß Jehova Gott bei seinem Namen geschworen hat (Jer. 44:26, 27); bei seiner Seele (Jer. 51:14; Amos 6:8, NW); bei seiner Heiligkeit (Amos 4:2); bei der „Hoheit Jakobs“ (Amos 8:7, Fußnote); bei sich selbst (Jes. 45:23; Jer. 49:13; 22:5); weil er ewiglich lebt (5. Mose 32:40, 41); im Hinblick auf sein Vorhaben (Jes. 14:24); hinsichtlich einer weiteren Flut (Jes. 54:9) und in Verbindung mit dem Essen und Trinken seiner Diener. — Jes. 62:8, 9.