Freiheit der Anbetung
1. (a) Was sagte Jesus über das Verhältnis seiner Jünger zu dieser Welt? (b) Was bedeutet es für Christen, kein Teil dieser Welt zu sein?
JESUS Christus sagte nicht nur, sein Königreich sei kein Teil dieser Welt, sondern auch, seine Jünger seien kein Teil davon. Als er mit seinen Aposteln zum letzten Mal betete, sagte er zu Gott: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben, doch die Welt hat sie gehaßt, weil sie kein Teil der Welt sind, so wie ich kein Teil der Welt bin.“ (Joh. 17:14, 16) Schon vorher hatte Jesus zu seinen Jüngern gesagt: „Wenn ihr ein Teil der Welt wäret, so wäre der Welt das Ihrige lieb. Weil ihr nun kein Teil der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, deswegen haßt euch die Welt.“ (Joh. 15:19) Kein Teil dieser Welt zu sein bedeutet für wahre Jünger Jesu nicht nur, in den Streitigkeiten, Auseinandersetzungen und Konflikten der Nationen dieser Welt streng neutral zu bleiben, sondern auch, von dieser Welt frei und unabhängig, ihr also nicht versklavt zu sein. Die reine Gottesanbetung, zu der sie durch die Wahrheit gebracht worden sind, hat sie von dieser bedrückenden, korrupten Welt frei gemacht.
2. Befreit diese christliche Freiheit auch von der Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten, und wie weit geht diese Unterordnung?
2 Behalten wir jedoch folgendes im Sinn: Die Freiheit, die sie in Verbindung mit der Wahrheit und der wahren Gottesanbetung haben, befreit sie nicht von der Unterordnung unter die politischen „obrigkeitlichen Gewalten“ dieser Welt. Nein, Jesus sagte: „Zahlt daher des Cäsars Dinge dem Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott.“ (Matth. 22:21) Und der Apostel Paulus sagte gemäß Römer 13:1-5: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan, denn es gibt keine Gewalt außer durch Gott; die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet ... Daher besteht zwingender Grund, daß ihr untertan seid, nicht nur jenes Zornes wegen, sondern auch eures Gewissens wegen.“ Die Unterordnung eines Christen unter die obrigkeitlichen Gewalten kann somit nur relativ sein. Sie darf nicht so weit gehen, daß das christliche Gewissen verletzt und gegen die in der Bibel niedergelegte göttliche Wahrheit verstoßen wird.
3. (a) Bedeutet die Freiheit von dieser Welt für Christen auch Freiheit von Verfolgung? (b) Wann wurden die Christen im Römischen Reich der Freiheit der Anbetung beraubt?
3 Wenn wahre Christen kein Teil dieser Welt sind und davon frei gemacht worden sind, so bedeutet das auch nicht, daß sie in dieser Welt Freiheit der Anbetung genießen. Jesus Christus wurde auf Veranlassung seiner religiösen jüdischen Gegner von dem römischen Statthalter Pontius Pilatus aufgrund der falschen Anschuldigung, ein Aufrührer zu sein, umgebracht. Auch der Apostel Paulus wurde des Aufruhrs beschuldigt und ins Gefängnis geworfen. Die gegen Jesus und Paulus erhobenen Anklagen waren also politischer Natur; die römische Regierung ging nicht wegen ihrer Religion gegen sie vor. Sie wurden nicht der Religionsfreiheit und der Freiheit der Anbetung beraubt. Zu der Zeit, als das Christentum gegründet wurde, in den Jahren 29—33 u. Z., war im Römischen Reich die Religionsfreiheit gewährleistet. Erst nach dem Großbrand in Rom, im Jahre 64 u. Z., wurde den Christen keine Religionsfreiheit mehr gewährt. Treue Christen weigerten sich, Kompromisse zu schließen und den römischen Staat oder den römischen Kaiser anzubeten.
4, 5. (a) Wie betrachtete die Obrigkeit in Ländern, die eine Staatsreligion hatten, die Weigerung, an den Religionsübungen teilzunehmen? (b) Wie betrachtete man das Recht, andere Lehren zu verbreiten, und warum fürchteten Machthaber und Geistliche abweichende religiöse Meinungen?
4 In der Encyclopedia Americana (Band 17, Ausgabe 1929) heißt es auf Seite 346 unter der Überschrift „FREIHEIT, religiöse“ folgendes:
5 „Es ist noch kaum ein Jahrhundert her, seitdem die Regierung schließlich anerkannte, daß die Religion keine Staatsangelegenheit, sondern eine rein persönliche Sache ist. Das wird selbst in der heutigen Zeit noch nicht in allen Ländern anerkannt. Seit Menschengedenken hatte der Staat seine durch die Rechtsordnung festgelegte Religion, und man dachte, die Sicherheit und die Wohlfahrt des Staates hingen von der richtigen Ausübung der Staatsreligion ab. Wer gegen die Ausübung ihrer Riten protestierte oder sich weigerte, daran teilzunehmen, machte sich zu einem ordnungswidrigen, wenn nicht sogar revolutionären Element innerhalb des Staates. Während die Staatsgewalt einerseits darauf bestand, daß die öffentliche Ordnung und Sicherheit nur dann gewährleistet sei, wenn alle Bürger ihren Glauben ausschließlich so ausübten, wie die Staatsreligion es vorschreibe, wuchs andererseits die Zahl derer, die als göttliches Recht die Freiheit verlangten, ihren Glauben so ausüben zu dürfen, wie es ihnen das Gewissen befahl. Das schließt jedoch noch etwas anderes ein, und das ist das schwerwiegendste an dem ganzen Problem: das Recht des einzelnen, seinen Glauben nicht nur auszuüben, sondern das, was er für wahr hält, auch zu lehren und zu propagieren, um andere für seine Art der Religionsausübung zu gewinnen. Unter dem alten System der Staatsreligion hätte das soviel bedeutet wie das Recht, innerhalb des Staates eine mit der Staatsreligion und der Staatsregierung in Widerspruch stehende Gruppe zu bilden ... Die politischen Herrscher sahen deshalb in der umwälzenden Entwicklung, die das Aufkommen abweichender religiöser Meinungen hätte mit sich bringen können, eine Gefahr, und die kirchlichen Behörden befürchteten, die Freiheit, ketzerische Lehren zu verbreiten, führe die Seele der Menschen in die ewige Verdammnis.“
6. Gegenüber wem nimmt Portugal eine solche Haltung ein, und wie ging die Polizei in einem der jüngsten Fälle gegen diese Leute vor?
6 Mit diesen Worten beschreibt die Encyclopedia Americana genau die Einstellung, die die unitarische korporative Republik Portugal gegenüber den christlichen Zeugen Jehovas heute noch, im Jahre 1967, hat. Wie man Jehovas Zeugen in Portugal und in Angola behandelt, ist in der ganzen Welt allgemein bekannt. Wir fühlen uns daher frei, das Verhalten Portugals hiermit öffentlich zu kommentieren, wie das schon von anderer Seite aus getan wurde. Vor kurzem verhaftete die portugiesische Polizei unter anderem neunundvierzig einheimische Zeugen Jehovas und stellte sie vor Gericht. Diese Zeugen wurden von der Staatsanwaltschaft angeklagt. Für ihre Freilassung bis zur Verhandlung wurde für einen jeden von ihnen eine Kaution von Tausenden portugiesischen Escudos verlangt. Denken wir nun, während wir die gegen sie erhobene Anklage lesen, an die erwähnte Abhandlung in der Americana über die Religionsfreiheit. Die Anklage lautet:
7—12. Welche Anschuldigungen erhob die portugiesische Staatsanwaltschaft gegen die verhafteten Zeugen Jehovas?
7 „Alle Angeklagten haben sich eines Verbrechens gegen die innere Sicherheit des Staates schuldig gemacht und der Anstiftung zu kollektivem Ungehorsam, strafbar nach Artikel 174 des Strafgesetzes und ferner nach Artikel 175 desselben Gesetzes, denn das Gerichtsverfahren hat folgendes gezeigt:“
8 „Die Angeklagten sind ‚Mitglieder‘ der als ‚Jehovas Zeugen‘ bekannten Sekte. Die Zeugen werden von der Watch Tower Bible & Tract Society geleitet, deren Zentrale in New York ist und der sie in kleinsten Einzelheiten gehorchen.“
9 „Durch ihre vielseitige Tätigkeit, die sie in der ganzen Welt entfalten, predigen sie ausdrücklich kollektiven Ungehorsam gegenüber den Gesetzen des Landes über die öffentliche Ordnung und gegenüber der Rechtsordnung der Regierung; das Vaterland, die verfassungsmäßigen Behörden und vor allem die Armee sind, abgesehen von den falschen Religionen, die bedeutendsten Werke des Reiches Satans und müssen vernichtet werden; sie betrachten sich als Gesandte des theokratischen Königreiches und behaupten, sie brauchten als solche den Vorschriften der Regierungen nicht zu gehorchen und dürften nicht an Wahlen teilnehmen oder in der öffentlichen Verwaltung mitarbeiten.“
10 „Das Grüßen der Landesfahne ist eine götzendienerische Handlung, und der Soldat, der für das Vaterland kämpft, ist ein Feind Gottes, weil er für Satan kämpft.“
11 „Sie stellen eine politische Bewegung dar, kommen sie doch aus verschiedenen Ländern mit dem Ziel, das Volk, besonders aber die Jugendlichen bestimmter Altersklassen, zum Ungehorsam zu verleiten und aufzuhetzen sowie umstürzlerisch zu wirken.“
12 „Die Watch Tower Bible & Tract Society verbietet allen Anhängern der religiösen Sekte der Zeugen Jehovas, Militärdienst zu leisten ...“
FÄLLE, DIE DIE ANKLAGE WIDERLEGEN
13. (a) Wieso hätten diese portugiesischen Ankläger auch die Christen verfolgt, wenn sie in den ersten Jahrhunderten gelebt hätten? (b) Durch welche in der portugiesischen Anklage erwähnte Handlungsweise würde sich die Watch Tower Society gegen das Gesetz vergehen?
13 Angesichts dieser Anklage ist es keineswegs übertrieben, zu sagen, daß die portugiesischen Ankläger der Zeugen Jehovas zu den Verfolgern des apostolischen Christentums gehört hätten, wenn sie in den ersten Jahrhunderten der wahren christlichen Kirche gelebt hätten. Warum? Weil weltliche geschichtliche Aufzeichnungen über jene Zeit eindeutig zeigen, daß die christlichen Märtyrer des ersten und zweiten Jahrhunderts aufgrund der gleichen Anklagen, die die portugiesische Regierung heute gegen Jehovas Zeugen erhebt, geächtet, in die Katakomben getrieben, eingesperrt und unter grausamen Martern hingerichtet wurden. Wie zuverlässige und maßgebende geschichtliche Aufzeichnungen zeigen, sind die von portugiesischer Seite gegen Jehovas Zeugen erhobenen Anschuldigungen nichts Neues. Übrigens würde sich die angeklagte Watch Tower Bible & Tract Society, die von Pastor Charles Taze Russell im Jahre 1884 nach dem Gesetz des Staates Pennsylvanien gegründet wurde, in Amerika, wo sie gegründet wurde, gegen das Gesetz vergehen, wenn sie die militärischen und die Verteidigungsmaßnahmen der Landesregierung störend beeinflussen und behindern würde; noch viel weniger würde sie durch Jehovas Zeugen in anderen Ländern, wie Portugal, zu einem solchen Vorgehen ermuntern.
14, 15. (a) Wie ging die Regierung im Jahre 1918 gegen den damaligen Präsidenten und andere Vertreter der Watch Tower Society vor? (b) Was sagt die Americana über diesen Fall und die umstrittene Religionsfreiheit?
14 Pastor Russell, der erste Präsident der Watch Tower Bible & Tract Society, starb am 31. Oktober 1916. Im darauffolgenden Jahr wurden die Vereinigten Staaten von Amerika in den Ersten Weltkrieg hineingezogen. Im Jahre 1918 wurden dann der nachfolgende Präsident und andere leitende Beamte und Vertreter der Watch Tower Society der Einmischung in Heeresangelegenheiten und der Bedrohung der nationalen Sicherheit angeklagt. Sie wurden in die Bundesstrafanstalt eingeliefert, ohne daß man ihnen die Möglichkeit gab, Berufung einzulegen oder eine Kaution zu stellen. In dem angeführten Artikel aus der Encyclopedia Americana (Seite 349) wird über diesen berühmten Fall folgendes gesagt:
15 „Nach und nach kam man davon ab, Personen wegen Andersgläubigkeit und Häresie zu verfolgen. Immer häufiger entschieden die Gerichte, daß es nicht Sache des Gesetzes sei, einer Person die Ausübung ihres religiösen Glaubens zu verbieten, solange diese keine, wie Blackstone es ausdrückte, ‚Bedrohung der Sicherheit oder der Ruhe und Ordnung des Staates‘ darstelle. In dem bekannten Prozeß (1918) gegen die Nachfolger Pastor Russells betonte das Gericht ausdrücklich, die Religionsfreiheit dürfe niemals so aufgefaßt werden, daß sie berechtige, ein Verbrechen zu begehen.“
16. (a) Was wird in der aus der Americana erwähnten Abhandlung über diese acht angeklagten Vertreter der Watch Tower Society nicht gesagt? (b) Was hätte das Oberste Bundesgericht niemals gestattet, wenn der Präsident, Richter Rutherford, ein Verräter gewesen wäre?
16 In diesem Artikel der Americana wird nichts davon gesagt, daß die Mitarbeiter Pastor Russells neun Monate im Gefängnis gehalten und dann im März 1919, nach einem Berufungsverfahren, gegen eine Kaution freigelassen wurden. Im darauffolgenden Jahr (1920) wurden alle acht von den falschen Anschuldigungen, derentwegen sie eingesperrt worden waren, freigesprochen und vollständig rehabilitiert. Es wurde rechtlich nachgewiesen, daß sie keine Verräter, keine Verbrecher waren, die den Frieden, die Sicherheit und die Ordnung des Staates gefährdet hatten.a Am 25. April 1940 wurde der einst inhaftierte Präsident der Watch Tower Society, der als Richter Rutherford bekannt war und dem Anwaltsverein des Staates New York angehörte, beim Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten in Washington (D. C.) zugelassen. Das Oberste Bundesgericht hätte das niemals gestattet, wenn Richter Rutherford ein Verräter gewesen wäre.
17, 18. (a) Was erlaubte das Oberste Bundesgericht Richter Rutherford und seinem Kollegen bei dieser Gelegenheit? (b) Was sagte er in seiner Rede vor dem Gericht zum Schluß über das Gewissen und darüber, daß die Mitglieder des Gerichts Zeugen Jehovas sein sollten?
17 Das Gericht räumte ihm und Professor Gardner von der Harvarduniversität sogar extra Zeit ein, damit sie eineinhalb Stunden zugunsten des berühmten Fahnengrußfalles plädieren konnten, in den der jugendliche Sohn und die jugendliche Tochter einer Familie aus Pennsylvanien verwickelt waren, die sich in der Schule geweigert hatten, die amerikanische Fahne zu grüßen. Richter Rutherford beschloß seine Rede vor dem Obersten Bundesgericht mit den Worten:
18 „Es geht hier um eine Sache, die jedem Amerikaner, der Gott und dessen Wort liebt, heilig ist. Die Mitglieder dieses Gerichts anerkennen Jehova Gott, und ich nehme an, daß sie ihm auch zu dienen wünschen, denn es gibt keinen anderen Weg, auf dem man Leben erlangen kann. Der Staat Pennsylvanien kann niemandem Leben gewähren. Auch die Vereinigten Staaten von Amerika können niemandem Leben gewähren, denn Jehova Gott ist der Quell des Lebens. ‚Von Jehova ist die Rettung.‘ Die Angeklagten hielten sich in diesem Fall gewissenhaft an die Bibel. Ihr Gewissen sollte gemäß der Verfassung des Staates Pennsylvanien von keiner menschlichen Macht beherrscht oder beeinflußt werden. Daher sollten der von der ersten Instanz gefällte Entscheid und auch der des Berufungsgerichts bestätigt werden, wodurch die Mitglieder des Obersten Bundesgerichts zu Zeugen für den Namen, die Majestät und die Oberhoheit des Höchsten, ‚dessen Name Jehova ist‘, würden.“b
19. Wie entschied das Oberste Bundesgericht diesen Fahnengrußfall im Jahre 1940 und wie im Jahre 1943?
19 Im Kriegsjahr 1940 fällte das Oberste Bundesgericht mit 8 gegen 1 Stimme ein ungünstiges Urteil. Einige Jahre später überprüfte es seinen Entscheid jedoch nochmals und stieß ihn am 14. Juni (in Amerika als Jahrestag der Landesfahne gefeiert) 1943 um. Es fällte einen Entscheid, der die Berücksichtigung des christlichen Gewissens selbst dann verlangte, wenn dieses das Grüßen einer Landesfahne als eine götzendienerische Handlung und somit als eine Verletzung des höchsten Gesetzes Gottes betrachtet. — 1. Joh. 5:21; 2. Mose 20:1-5.c
GEHORSAM GEGENÜBER GOTTES GESETZ KOMMT AN ERSTER STELLE
20, 21. (a) Welcher Rat wird Königen und Richtern gemäß Psalm 2:10, 11 heute gegeben? (b) Warum haben es Jehovas Zeugen nicht nötig, daß ihnen die Watch Tower Society sagt, was sie in dieser Beziehung tun müssen, und welchen Apostel ahmen sie nach?
20 In Psalm 2:10, 11 lesen wir: „Und nun, ihr Könige, seid verständig, lasset euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dienet Jehova mit Furcht, und freuet euch mit Zittern!“
21 Dieser Psalm erfüllt sich seit dem Jahre 1914. Es ist für Könige, Präsidenten, Diktatoren, Staatsoberhäupter und Richter der Erde deshalb jetzt hohe Zeit, anzuerkennen, daß das Gesetz Gottes, des Höchsten, über allen Gesetzen steht, und zu berücksichtigen, daß die Nachfolger Jesu Christi, des Sohnes Gottes, das Gesetz Gottes als das höchste Gesetz anerkennen und ihm gehorchen müssen, wenn das Gesetz Gottes und die Gesetze der Menschen einander widersprechen. Die christlichen Zeugen Jehovas in Portugal und anderswo brauchen sich das nicht von der Watch Tower Bible & Tract Society sagen zu lassen; sie haben es in der Bibel — entweder in der portugiesischen Sprache oder in einer der anderen Sprachen, in denen die Bibel herausgegeben wird — selbst gelesen. Sie brauchen auch keinen Priester der Christenheit, der ihnen die Bibel auslegt. Der Apostel Petrus, von dem die römisch-katholische Kirche behauptet, er sei ihr erster Papst gewesen, sagte vor dem höchsten Gerichtshof in Jerusalem: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg. 5:29) Jehovas Zeugen folgen in dieser Hinsicht überall dem Beispiel des Apostels Petrus.
22, 23. (a) Was sagt die Britannica über den erwähnten englischen Juristen Blackstone? (b) Was sagte Blackstone über das „Naturgesetz ..., [das] von Gott selbst gegeben wurde“, und über die menschlichen Gesetze?
22 In dem erwähnten Zitat aus der Americana wird der bekannte englische Jurist Sir William Blackstone, der von 1729—1780 lebte, angeführt. In einer Abhandlung über Blackstone heißt es im vierten Band der Encyclopædia Britannica (elfte Ausgabe) auf Seite 26: „Er betrachtete das Gravitationsgesetz, das Naturgesetz und das Gesetz von England als verschiedene Beispiele für denselben Grundsatz — als Handlungs- oder Verhaltensvorschriften, die eine höhere Macht ihren Untertanen auferlegt.“ Dann verweist die Britannica auf folgende Erklärung in Blackstones Commentaries on the Laws of England (Kommentare zu den Gesetzen Englands), die in Absatz 9 des Vorwortes erscheint:
23 „Da dieses Naturgesetz ebenso alt ist wie die Menschheit und von Gott selbst gegeben wurde, ist es bindender als jedes andere Gesetz. Es ist auf der ganzen Welt bindend, in allen Ländern und zu allen Zeiten: Keine Gesetze von Menschen sind gültig, wenn sie diesem widersprechen; und die, die gültig sind, leiten ihre Rechtskraft und ihre Autorität direkt oder indirekt von diesem Urgesetz ab.“d
24. (a) Was ist daher über Gottes geschriebenes Gesetz zu sagen? (b) Welchem Gebot kommen Jehovas Zeugen heute nach, und warum kann diese Tätigkeit nicht als aufrührerisch bezeichnet werden?
24 Wenn das, was Blackstone sagte, auf Gottes Gesetz in der „Natur“ oder in der sichtbaren Schöpfung, wo sein Gesetz nicht lesbar niedergeschrieben ist, zutrifft, wieviel mehr muß es auf Gottes höchstes Gesetz zutreffen, das in seinem inspirierten Buch der Freiheit, in der Bibel, schriftlich niedergelegt ist! Die getauften Zeugen Jehovas haben sich ihrem Gott rückhaltlos hingegeben, um seinem Sohn Jesus Christus nachzufolgen, indem sie ihn nachahmen und das durchführen, was er geboten hat. Dazu gehört auch das prophetische Gebot, das Jesus in Verbindung mit seiner Prophezeiung über den Abschluß „des Systems der Dinge“ gab, als er sagte: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ (Matth. 24:14) Als Jesus diese weltweite Verkündigung des Königreiches vorhersagte, gebot er seinen Jüngern nicht, etwas zu tun, was irgendeine Nation mit Recht als aufrührerisch bezeichnen könnte.
WER DIENT SATAN, DEM TEUFEL?
25. Wer ist der „Gott dieser Welt“, und wem dient eine Nation, wenn sie Jehovas christliche Zeugen verfolgt?
25 Jesus Christus nannte Satan, den Teufel, den „Herrscher dieser Welt“. (Joh. 12:31; 14:30) Der Apostel Paulus nannte Satan, den Teufel, den „Gott dieses Systems der Dinge“. (2. Kor. 4:4) Und dem letzten Buch der Bibel gemäß wies Jesus Christus den Apostel Johannes darauf hin, daß Satan, der Teufel, der Urheber der Verfolgung derer ist, die Gottes Gebote halten und für Jesus Zeugnis ablegen. (Offb. 12:13-17) Wem dient demnach eine sogenannte christliche oder nichtchristliche Nation in Wirklichkeit, wenn sie die christlichen Zeugen Jehovas verfolgt, Jehova Gott oder Satan, dem Teufel? Kurz vor seinem Tode sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Man wird euch aus der Synagoge ausschließen. Ja die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen.“ (Joh. 16:2) Diese falsche Vorstellung wird Personen, die wahre Christen töten, jedoch nicht entschuldigen.
26. (a) Von wem sind die Gefängnisse der Christenheit voll? Was tun Jehovas Zeugen jedoch? (b) Wie verhalten sich Jehovas Zeugen, selbst wenn sie verfolgt werden, gegenüber der verantwortlichen Regierung?
26 Die Gefängnisse sind voll von Religionsanhängern der Christenheit, die das Gesetz Gottes und die Gesetze der Menschen verletzen. Jehovas Zeugen bemühen sich jedoch, auf friedlichem Wege den Menschen zu helfen, ewiges Leben in Gottes neuer Ordnung zu erlangen, indem sie die gute Botschaft von seinem Königreich, um das schon lange gebetet wird, predigen. Selbst wenn Jehovas Zeugen von den obrigkeitlichen Gewalten einer Nation verfolgt werden, zetteln sie keinen bewaffneten Aufstand oder eine geheime Verschwörung an, um die bestehende Regierung gewaltsam zu beseitigen oder zu stürzen. Des Gewissens wegen fahren sie fort, zuerst Gottes Dinge Gott zu bezahlen und dann des Cäsars Dinge dem Cäsar. Sie betrachten die Verfolgung als eine Erprobung ihrer Treue und ihres Gehorsams gegenüber Gott, dem Höchsten. Sie überlassen es Gott, ihren Verfolgern zu vergelten, wenn er binnen kurzem Babylon die Große und dann ihre politischen Liebhaber im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, in Harmagedon, vernichtet. — Offb. 16:13-16; 17:5.
27. (a) In welchem Sinne sind Jehovas Zeugen ein freies Volk, obwohl sie nicht überall Religionsfreiheit genießen? (b) Wie bewahren sie diese Freiheit?
27 Obwohl Jehovas christliche Zeugen nicht überall die Freiheit der Anbetung genießen, sind sie doch ein freies Volk. Sie bemühen sich, die Freiheit, die ihnen die Ausübung der reinen Anbetung gibt, zu bewahren. (Jak. 1:27) Sie sind entschlossen, die Freiheit, für die Christus sie frei gemacht hat, zu bewahren. Sie wissen genau, daß sie in der Welt, aber, wie Jesus sagte, kein Teil dieser Welt sind. Sie hüten sich davor, in deren Bestrebungen zur Aufrechterhaltung dieses Systems der Dinge, dessen Ende Jesus Christus vorhersagte, verwickelt zu werden. (Matth. 24:3-22) Sie vertrauen nicht auf diese Welt und deren Fürsten. (Ps. 146:3-5) Sie vermeiden jede Abhängigkeit von ihr, damit sie sich dadurch nicht verpflichten, ihr gefallen zu müssen, und auf diese Weise die Sklaven von Menschen werden. Sie suchen, wie es Jesus Christus in seiner Bergpredigt sagte, zuerst das Königreich Gottes und Seine Gerechtigkeit und vertrauen darauf, daß Jehova Gott ihnen alle anderen Dinge, die sie benötigen, geben wird. — Matth. 6:33.
28. (a) Was hat Jehova Gott den Nationen, die die falsche Anbetung ausüben, seit Jahrtausenden gewährt? (b) Wann wird diese Freiheit dahin sein, und was wird, was die Religion betrifft, danach der Fall sein?
28 Seit Jahrtausenden, nämlich seit den Tagen des alten Babylon, hat Jehova Gott, der Höchste, den Nationen Religionsfreiheit und Freiheit der Anbetung gewährt. Ihre Freiheit, die falsche Anbetung auszuüben, wird nun jedoch bald — wenn diese Nationen durch Gottes messianisches Königreich, um das wahre Christen im „Vaterunser“ beten, vernichtet werden — dahin sein. (Matth. 6:9, 10) Dann, in der neuen Ordnung unter Gottes Königreich, wird jedermann die volle, uneingeschränkte Freiheit genießen, den wahren Gott durch Jesus Christus anzubeten. Diese wahre Anbetung wird gehorsamen Menschen die Freiheit der irdischen Söhne Gottes für immer geben!
[Fußnoten]
a Siehe The Watch Tower, 1. Juni 1919, Seite 162, unter der Überschrift „Urteile umgestoßen“; ferner: The Watch Tower, 1. Juni 1920, Seite 162, unter der Überschrift „Ende der gerichtlichen Verfolgung“. (Siehe auch Der Wacht-Turm, Juni 1920, Seite 96.)
b Siehe den Artikel „Freiheit“ in der Zeitschrift Consolation, Nr. 540, 29. Mai 1940, Seiten 3—24; ferner: „Die Verhandlung vor dem Obersten Bundesgericht“, Consolation, Nr. 541.
c Die American Civil Liberties Union (Amerikanische Vereinigung für die bürgerlichen Freiheiten) interessierte sich seinerzeit ohne Zweifel mit einem gewissen Erfolg für diesen Fahnengrußfall. Nun brachte das New York Times Magazine in seiner Sonntagsausgabe vom 19. Juni 1966 unter dem Titel „Der Kampf für die bürgerlichen Freiheiten bleibt nie gewonnen“ einen Artikel von Gertrude Samuels. Ein Teil des Artikels erschien in einer besonders eingerahmten Spalte (Seite 60) unter der Überschrift „Marksteine des Kampfes für die bürgerlichen Freiheiten“. Im sechsten Abschnitt dieses Artikels, in dem diese Marksteine in zeitlicher Reihenfolge behandelt werden, heißt es: 1943 — Jehovas Zeugen: Die A. C. L. U. gewann ihren Kampf für die Rechte dieser Glaubensgemeinschaft schließlich vor dem Obersten Bundesgericht, das seinen früheren Entscheid umstieß, nach dem Schulkinder, zum Beispiel Zeugen Jehovas, wegen Verweigerung des Fahnengrußes von der Schule ausgeschlossen werden konnten.
d The American Students Blackstone — Commentaries on the Laws of England, von Sir William Blackstone, Knight, mit Bemerkungen usw. von George Chase, 4. Ausgabe, 1938 von Baker, Voorhis & Co. in New York herausgegeben.
Zu dem oben Erwähnten wird in A Treatise on the Constutional Limitations (Eine Abhandlung über die Verfassungseinschränkungen) von Dr. jur. Thomas M. Cooley, (4. Ausgabe, 1927 in Boston herausgegeben) auf den Seiten 966 bis 969 des zweiten Bandes folgendes gesagt:
„Als unter allen amerikanischen Verfassungen ungesetzlich geltende Dinge könnten folgende bezeichnet werden:
1. Ein Gesetz über die Einführung einer Staatsreligion ...
2. Die obligatorische Unterstützung der religiösen Unterweisung durch Steuern oder anderswie ...
3. Der obligatorische Besuch des Gottesdienstes. Wer nicht aus eigener Wahl oder aus Pflichtbewußtsein den Religionsübungen beiwohnt, darf vom Staat nicht dazu gezwungen werden. Es gehört zum Aufgabenbereich des Staates, soweit wie möglich die Erfüllung der Pflichten und Verbindlichkeiten zu erzwingen, die der Bürger seinen Mitbürgern oder der Gesellschaft gegenüber hat; die Erfüllung der Pflichten, die sich aus seinem Verhältnis zu seinem Schöpfer ergeben, darf jedoch nicht durch in menschlichen Gesetzen vorgesehene Strafen erzwungen werden, sondern muß durch die Ermahnungen des Gewissens bewirkt werden. Ja, da jeder echte Gottesdienst im wesentlichen und notwendigerweise in der aus freien Stücken dargebrachten Anbetung und Dankbarkeit des Geschöpfes gegenüber dem Schöpfer bestehen muß, sind menschliche Gesetze offensichtlich unzulänglich, um die sich äußernden und unerzwungenen Gefühlsregungen, die zu echtem Gottesdienst führen, hervorzurufen oder zu erzwingen, und menschliche Strafen könnten höchstens die Beobachtung nutzloser Zeremonien erzwingen, die für die Beteiligten keinen Wert hätten und aller Grundzüge des echten Gottesdienstes bar wären.
4. Beschränkungen der freien Religionsausübung, wie sie das Gewissen vorschreibt. Keine sichtbare Macht darf sich zwischen das endliche Wesen und den Unendlichen stellen, wenn jenes bestrebt ist, diesem die gebührende Ehre in einer Form zu erweisen, die nach seinem Gewissen und Urteil angebracht ist und die dem Gegenstand seiner Verehrung annehmbar ist ...
5. Beschränkungen des religiösen Bekenntnisses. Jemand, der von seinem Glauben überzeugt ist, betrachtet es gewöhnlich als seine Pflicht, seine Ansichten zu verbreiten und andere dafür zu gewinnen. Ihm dieses Rechtes zu berauben hieße, ihn daran zu hindern, die ihm heiligste Pflicht zu erfüllen.“