Junge Leute fragen sich:
Wie kommt man mit anderen gut aus?
„IST einer von Ihnen der Meinung, er komme mit anderen nicht gut aus?“ fragte Robert Conklin, Schriftsteller und Forscher auf dem Gebiet der zwischenmenschlichen Beziehungen. Gewöhnlich bejaht niemand seine Frage. Doch von den 1 000 Personen, die er bat, drei der Dinge aufzuschreiben, die sie am meisten ärgerten, schrieben 998, den größten Verdruß würden ihnen stets andere Menschen bereiten.
Conklin folgerte, daß solche Leute eigentlich meinen: „Ich glaube, ich komme ganz prima mit dir aus, solange du nichts tust, was mir mißfällt. Andernfalls kann ich dich nicht mehr leiden. Ich werde ärgerlich, gereizt und fühle mich frustriert.“
Ergeht es dir manchmal auch so mit Personen, die du kennst? Solche Empfindungen — man mag sie zum Ausdruck bringen oder nicht — können einen daran hindern, mit anderen gut auszukommen. Es ist aber nur möglich, ein sinn- und zweckvolles Leben zu führen, wenn man sich mit seinen Mitmenschen gut versteht.
Was sind einige der Schritte, die zu besseren zwischenmenschlichen Beziehungen führen?
Das Gespräch
Sei bereit, mit anderen zu sprechen! Ein reger Meinungsaustausch stärkt die zwischenmenschlichen Beziehungen ungemein. Möchte man mit anderen gut auskommen, muß man aber nicht nur offen miteinander reden, sondern auch gut zuhören.
Wir haben ein vortreffliches Beispiel, das zeigt, wie wertvoll es ist zuzuhören. An einem Brunnen traf Jesus Christus einmal eine samaritische Frau und sprach sie an. Seine Bitte: „Gib mir zu trinken“ bildete die Einleitung zu jenem Gespräch (Johannes 4:5-26). Jesus hörte der Frau aufmerksam zu. Das bewirkte, daß sich die Samariterin zu ihm hingezogen fühlte. Jesus war auf Meinungsaustausch bedacht. Er war nicht nur geübt im Reden, sondern auch im Zuhören. „Von allem, was man für einen Menschen tun kann, damit er das Gefühl hat, jemand zu sein oder dem anderen etwas zu bedeuten“, schrieb Robert Conklin, „ist gutes Zuhören am wichtigsten.“
Das Gespräch trägt auch dazu bei, daß du mit deinen Eltern gut auskommst. Manchmal gleicht das Elternhaus einem Schlachtfeld. Der 17jährige Don erzählte jedoch: „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, weil wir ehrlich und offen miteinander reden.“ Bedeutet „offen“ sein, daß man grob oder taktlos ist? „Eure Rede sei stets gefällig, mit Salz gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr einem jeden zu antworten habt“, rät die Bibel. Ist das ein guter Rat? (Kolosser 4:6).
Wenn das, was du sagst, „mit Salz gewürzt“ ist, hört man dir lieber zu. Angenommen, du bist über jemanden empört; dann würde es sich viel besser anhören, wenn du ihm, anstatt ihm die Worte „Du bist ein Ekel!“ an den Kopf zu werfen, ruhig erklären würdest: „Was du mir gestern nach der Schule gesagt hast, hat mich verletzt.“ Welche der beiden Äußerungen würde der andere eher „schlucken“ und würde zu besseren Ergebnissen führen?
Aber ebenso wichtig für gute zwischenmenschliche Beziehungen ist es, zu wissen, wann man etwas sagen darf. Salomo, ein weiser König im alten Israel, verglich „ein Wort, geredet zur rechten Zeit“, mit ‘goldenen Äpfeln in Silberziselierungen’ (Sprüche 25:11). Goldene Äpfel, kunstvoll angebracht auf silbernem Grund, waren im alten Israel eine Kostbarkeit — so kostbar ist es auch, zu wissen, wann man sprechen und wann man schweigen sollte. Ja, ausschlaggebend für die Herstellung guter zwischenmenschlicher Beziehungen sind die rechten Worte, geredet in der rechten Weise und zur rechten Zeit.
Das Gute im anderen anerkennen
Wie ist dir zumute, wenn andere dich wegen deiner Persönlichkeit, deiner Fähigkeiten usw. aufrichtig loben? Gefällt es dir? Schmeichelei — unaufrichtiges oder übertriebenes Lob — kann abstoßend wirken, ein ehrliches Lob dagegen kann viel zu einem vertrauten Verhältnis beitragen.
„Der eine oder andere von uns mag gewisse Minderwertigkeitskomplexe haben, weil er denkt, seine guten Eigenschaften würden nicht ins Gewicht fallen“, gestand Tim. Dieser junge Mann gab indessen zu, daß man jemandem, der einen aufrichtig lobt, dadurch näherkommt: „Es ist wohltuend, jemand etwas Nettes über einen sagen zu hören, und ich bin gern mit Leuten zusammen, die das tun.“ Empfindest du nicht ebenso?
Jesus wußte das und erkannte das Gute in anderen an. Zu Nathanael, der später einer seiner Apostel wurde, sagte er: „Siehe, bestimmt ein Israelit, in dem kein Trug ist“ (Johannes 1:47). Jesus urteilte so, obschon er zweifellos Kenntnis von der abschätzigen Frage Nathanaels über seinen Heimatort hatte: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ (Johannes 1:46). Jesus war nicht beleidigt, sondern lenkte die Aufmerksamkeit auf Nathanaels vorzügliche Eigenschaften. Und zwischen beiden entwickelte sich dann eine bleibende Freundschaft.
Übersiehst du wie Jesus bei anderen kleine Fehler und richtest dein Augenmerk auf ihre wertvollen Eigenschaften? „Aber viele Leute fallen mir einfach auf die Nerven! Man kann noch so nett zu ihnen sein, stets sind sie gereizt oder nervös!“ wenden viele ein. Natürlich haben wir alle unsere Fehler. Deshalb muß jeder, der friedliche Beziehungen unterhalten möchte, die wahrscheinlich wichtigste Eigenschaft, die dafür erforderlich ist, aufweisen — Verständnis für andere.
Verständnis aufbringen
Angenommen, du bist im Auto unterwegs und siehst plötzlich einen jungen Mann am Straßenrand stehen, der dir durch Gesten zu verstehen gibt, daß du anhalten sollst. Aber du fährst weiter. Da wirft der junge Mann einen Stein gegen dein Auto. Du hältst an, steigst aus und gehst auf ihn zu.
Allerlei Gedanken durchzucken dich: Er muß für den Schaden aufkommen! Warum sind die Leute so rachsüchtig? Dafür muß er bestraft werden. Du kommst näher, und vor dir steht eine tränenüberströmte, zitternde Gestalt. „Ich mußte Sie anhalten“, stößt der junge Mann hervor. Jetzt siehst du hinter ihm einen schwerverletzten jungen Mann im Gras liegen. Dieser braucht Hilfe. Nun ist dir alles klar, und du empfindest gegenüber dem jungen Mann neben dir ganz anders. Jetzt verstehst du ihn!
Viele Leute haben mit schwierigen, ja mit äußerst frustrierenden Problemen zu kämpfen. Andere sind vielleicht zufolge ihrer Erziehung oder einer schlechten Atmosphäre im Elternhaus sehr labil. Wieder andere mögen einem starken Druck ausgesetzt sein oder werden sogar unterdrückt, was, wie die Bibel zeigt, bewirken kann, „daß ein Weiser unsinnig handelt“ (Prediger 7:7). Alles das mag zu ihrer Gereiztheit beitragen und sie veranlassen, Dinge zu sagen, die sie später bereuen. Bist du großzügig genug, so etwas zu übersehen? (Sprüche 19:11).
Wenn wir bemüht sind, Verständnis für den anderen aufzubringen, suchen wir eine Antwort auf Fragen wie: Warum handelt er so? Warum kann man nicht vernünftig mit ihm reden? Man kann andere besser verstehen, wenn man nicht voreilig über sie urteilt. Diese Lektion mußte der 27jährige Scott lernen. Er gestand: „Ich hatte mir angewöhnt, andere schon aufgrund eines kurzen Vorfalls oder einer kurzen Begegnung zu beurteilen. Dementsprechend bewertete und behandelte ich sie.“ Doch er änderte sich in dieser Hinsicht und stellte dann fest, daß er mit seinen Mitmenschen besser auskam. Er fügte hinzu: „Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es besser ist, kein vorschnelles Urteil über einen Menschen zu fällen, sondern ihn erst einmal richtig kennenzulernen. Ich bemühe mich, zu verstehen, warum und weshalb er etwas tut.“
Natürlich wird es dir gelegentlich am nötigen Verständnis fehlen. Nicht immer wirst du „ein Mann von Unterscheidungsvermögen“ sein, der „kühlen Geistes“ ist (Sprüche 17:27). Wirst du es dann für notwendig halten, dich bei demjenigen, den du verletzt hast, zu entschuldigen, indem du sagst: „Es tut mir leid, ich wußte nicht, warum du dich so verhalten hast.“?
Bemühe dich also, dich mit anderen besser zu vertragen. Sei auf Meinungsaustausch bedacht. Laß andere wissen, daß du ihre guten Eigenschaften schätzt. Bemühe dich, zu verstehen, warum andere dieses oder jenes tun, und versuche, Verständnis für sie zu haben. Die Anwendung dieser Ratschläge ist gewinnbringend für dich und für die, mit denen du Umgang hast.
[Herausgestellter Text auf Seite 22]
Zu wissen, wann man reden soll, ist ausschlaggebend für die Herstellung guter zwischenmenschlicher Beziehungen.
[Herausgestellter Text auf Seite 23]
Gelegentlich wird es dir am nötigen Verständnis fehlen.
[Bild auf Seite 23]
Bemühe dich, zu verstehen, warum sich der andere auf eine bestimmte Weise verhält.