„Diener unseres Gottes“ — bahnbrechend für ein wichtiges Wiederaufbauwerk
„Und Fremde werden tatsächlich dastehen und eure Kleinviehherden hüten, und die Ausländer werden eure Landwirte und eure Winzer sein. Und was euch betrifft, die Priester Jehovas werdet ihr genannt werden, die Diener unseres Gottes werdet ihr geheißen werden“ (Jes. 61:5, 6).
1. Worum bemühen sich Diener des Staates heute sehr, doch vor welcher Situation stehen sie?
DIENER des Staates leisteten nach dem Ersten Weltkrieg einen entscheidenden Beitrag zum Wiederaufbau der zerstörten Länder. In den Jahren 1939 bis 1945 wurde jedoch vieles von dem, was damals wieder aufgebaut worden war, durch einen noch schrecklicheren Krieg erneut zerstört. Es mußte also wieder aufgebaut werden, und zwar in noch umfangreicherem Ausmaß. Heute bemühen sich Diener des Staates sehr, den Verfall unserer Gesellschaftsordnung aufzuhalten, sehen sich jedoch unlösbaren Problemen gegenüber.
2, 3. (a) Was für ein anderes, noch wichtigeres Wiederaufbauwerk machte trotz des Zweiten Weltkrieges Fortschritte? (b) Mit welchen Worten wurde dieses Werk in Jesaja 61:4-6 vorhergesagt?
2 Im Nachkriegsjahr 1919 wurde aber noch ein anderes, ein noch wichtigeres Wiederaufbauwerk in Angriff genommen. Dieses Werk wurde selbst während des verheerenden Zweiten Weltkrieges tatkräftig und beharrlich fortgesetzt. Es handelte sich dabei um ein geistiges Werk, das die Unterstützung einer Macht hatte, die die Diener des Staates nicht hatten. Nach den Worten aus Römer 13:4 ist die weltliche Obrigkeit zwar Gottes Dienerin, und das sogar für Christen zum Guten, doch diejenigen, die in dem geistigen Wiederaufbauwerk bahnbrechend vorangingen, nahmen in Gottes Augen als seine Diener eine höhere Stellung ein. Das Werk, das sie in Angriff nahmen, war von Gottes Propheten Jesaja wie folgt vorhergesagt worden:
3 „Und sie sollen die seit langem verwüsteten Stätten wieder aufbauen; sie werden auch die verödeten Stätten von früheren Zeiten aufrichten, und sie werden die verwüsteten Städte, die Orte, die Generation um Generation öde waren, gewißlich erneuern. Und Fremde werden tatsächlich dastehen und eure Kleinviehherden hüten, und die Ausländer werden eure Landwirte und eure Winzer sein. Und was euch betrifft, die Priester Jehovas werdet ihr genannt werden; die Diener unseres Gottes werdet ihr geheißen werden. Das Vermögen der Nationen werdet ihr essen“ (Jes. 61:4-6).
4. Zur Zeit welches Wechsels sollte sich Jesajas Prophezeiung erfüllen, und wie und wo wies Jesus Christus darauf hin?
4 Jesus Christus, der im ersten Jahrhundert ein Wiederaufbauwerk durchführte, zeigte, wann sich diese Worte aus Jesajas Prophezeiung zu erfüllen beginnen würden. Es sollte zu einer Zeit geschehen, da eine jahrhundertealte Nation im Begriff wäre unterzugehen und eine neue Nation ins Dasein gebracht werden würde. Diese Nation sollte aus den Jüngern Jesu Christi bestehen, die von Gottes Geist gezeugt würden. Sie sollte ein geistiges Israel sein. Doch wie zeigte Jesus Christus, wann sich die oben angeführte Prophezeiung Jesajas erfüllen würde? Indem er die Worte, die dieser Prophezeiung vorausgehen, zum Teil anführte und sie auf sich anwandte. Jesus besuchte damals — einige Zeit nach dem Passah des Jahres 30 u. Z. — die Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth. Er stand auf, um vorzulesen. Er rollte die Buchrolle des Propheten Jesaja auf, bis er zu der Stelle kam, die heute als Kapitel 61 bezeichnet wird, und las dann die ersten beiden Verse teilweise vor. Darauf sagte er zu seinen Zuhörern: „Heute ist dieses Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt worden“ (Luk. 4:16-21).
5, 6. (a) Nach welcher Übersetzung gab Lukas, der seinen Bericht in Griechisch verfaßte, das Zitat Jesu aus der Prophezeiung Jesajas wieder? (b) Wie lauteten die Worte aus Jesaja 61:1-3 im hebräischen Originaltext?
5 Lukas, der diese Begebenheit schriftlich festhielt, gab die Worte, die Jesus aus der Prophezeiung Jesajas vorlas, nach der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften, wieder. Doch wie lautete diese Prophezeiung in dem hebräischen Originaltext, dem Text, aus dem Jesus als palästinischer Jude zweifellos vorlas? Folgendermaßen:
6 „Der Geist des [Souveränen] Herrn Jehova ist auf mir, darum, daß Jehova mich gesalbt hat, um den Sanftmütigen gute Botschaft kundzutun. Er hat mich gesandt, um die zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freiheit auszurufen den Gefangengenommenen und das weite Öffnen der Augen selbst den Gefangenen; um auszurufen das Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas und den Tag der Rache seitens unseres Gottes; um zu trösten alle Trauernden; um zuzuweisen den um Zion Trauernden, ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, das Öl des Frohlockens statt Trauer, den Mantel des Lobpreises statt des verzagten Geistes; und sie sollen genannt werden große Bäume der Gerechtigkeit, die Pflanzung Jehovas, zu seiner schönen Auszeichnung [Verherrlichung, Bruns]“ (Jes. 61:1-3).
7. Welche Worte über ein Wiederaufbauwerk folgen dann?
7 Dann folgen die Worte über ein Wiederaufbauwerk: „Und sie sollen die seit langem verwüsteten Stätten wieder aufbauen; sie werden auch die verödeten Stätten von früheren Zeiten aufrichten, und sie werden die verwüsteten Städte, die Orte, die Generation um Generation öde waren, gewißlich erneuern“ (Jes. 61:4).
8. Was für Menschen müßte es zur Zeit der Erfüllung dieser Prophezeiung geben, und warum müßte ihnen unbedingt Aufmerksamkeit geschenkt werden?
8 Beachten wir, daß es in der Zeit, in der sich Jesajas Prophezeiung erfüllen sollte, „Sanftmütige“ geben müßte, ferner Personen, die „gebrochenen Herzens“ wären, „Gefangengenommene“ oder „Gefangene“ und „um Zion Trauernde“. Ihnen müßte dann unbedingt die richtige Aufmerksamkeit geschenkt werden, da sie in der Zeit leben würden, die als das „Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“ bezeichnet wurde. Zu Beginn dieses „Jahres“ sollte der mit dem „Geist des Herrn Jehova“ Gesalbte kommen. Auf dieses symbolische Jahr würde der „Tag der Rache seitens unseres Gottes“ folgen. Darum war das Werk des mit Geist gesalbten Verkündigers der Freiheit so dringend.
9. Auf welchen Wechsel machte Jesus seine Zuhörer aus Nazareth aufmerksam, und wie bewiesen sie, daß sie nicht „sanftmütig“ genug waren, die „gute Botschaft“ anzunehmen?
9 Jesus hatte einen Berufswechsel vorgenommen. Bis zu seinem 30. Lebensjahr war er als Zimmermann in Nazareth (Galiläa) tätig gewesen. Dort war die Synagoge, in der er die bedeutsamen Worte aus der Prophezeiung Jesajas vorlas. Auf diesen Berufswechsel machte er seine Zuhörer aus Nazareth aufmerksam, als er Jesaja 61:1, 2 vorgelesen hatte und dann sagte: „Heute ist dieses Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt worden.“ Das führte er ihnen vor Augen, indem er eine biblische Ansprache hielt, die seine Landsleute dem ehemaligen Zimmermann niemals zugetraut hätten. Sie hatten gehört, daß Jesus Arzt geworden war. Daher verlangten sie von ihm, daß er ‘sich selbst heile’, das heißt in seinem „Heimatgebiet“ an seinen Mitbürgern Wunder wirke. Anhand von biblischen Beispielen erklärte ihnen Jesus, warum er dies nicht tun werde. Da gerieten sie in Wut und versuchten, ihn zu töten. Dadurch bewiesen sie unwillkürlich, daß sie nicht „sanftmütig“ genug waren, die „gute Botschaft“ anzunehmen (Luk. 4:21-30).
10. Bei welcher Gelegenheit war Jesus mit heiligem Geist gesalbt worden?
10 Trotz dieser Behandlung in seiner Heimatstadt ging Jesus daran, den Zweck, zu dem er mit dem „Geist des Herrn Jehova“ gesalbt worden war, zu erfüllen. Im Herbst des Jahres 29 u. Z. hatte er Nazareth verlassen und war an den Jordan gegangen, um sich von Johannes, dem Sohn des Priesters Sacharja, taufen zu lassen. Sobald Jesus nach der Taufe aus dem Wasser heraufkam, sah Johannes der Täufer den heiligen Geist in Form einer Taube auf Jesus herabkommen. Gleichzeitig hörte er Jehovas Stimme aus dem Himmel sagen: „Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Matth. 3:13-17; Luk. 3:21, 22; Joh. 1:29-34). Unter dem Einfluß dieses Geistes zog sich Jesus für 40 Tage in die Wildnis von Judäa zurück.
11. Warum hatte Jesus immer noch den Geist, mit dem er gesalbt worden war, als er in der Synagoge von Nazareth seine Ansprache hielt?
11 Nachdem er dort 40 Tage gefastet hatte und mit seinem Vater, Jehova, im Gebet verbunden gewesen war, trat Satan, der Teufel, mit drei Versuchungen an ihn heran. Wenn er diesen Versuchungen erlegen wäre, hätte er den Geist, mit dem er gesalbt worden war, verloren. Da er aber dem Versucher widerstand, behielt er diesen Geist. Er hatte ihn also immer noch, als er in der Synagoge von Nazareth seine Ansprache hielt (Matth. 4:1-13; Luk. 4:1-21).
12. Welche Fragen erheben sich bezüglich der Juden, die zur Zeit der Salbung Jesu lebten, wenn man bedenkt, was in ihrem Land seit dem Jahre 537 v. u. Z. geschehen war?
12 Als Jesus im Jahre 29 u. Z. mit heiligem Geist gesalbt wurde, waren seit der Befreiung seines Volkes aus der Babylonischen Gefangenschaft (537 v. u. Z.) und dessen Rückkehr in die zerstörte Heimat, die Provinz Judäa, 565 Jahre vergangen. Die Juden hatten ‘die verwüsteten Städte des Landes erneuert’ und auch Jerusalem samt dem Tempel wieder aufgebaut. Sie hatten die 70 Jahre lang ‘verödeten Orte aufgerichtet’ und das Land gleichsam zu einem Paradies gemacht. Auf den drei jährlichen Festen der Juden wimmelte es in Zion oder Jerusalem jeweils von Millionen von Anbetern. Warum sollte es denn zu der Zeit, als Jesus gesalbt wurde, Juden oder Israeliten geben, die „gebrochenen Herzens“ waren? Warum sollte es „Gefangengenommene“ oder „Gefangene“ und „um Zion Trauernde“ geben? Warum sollte es Arme, Elende oder „Sanftmütige“ geben, die eine „gute Botschaft“ benötigten? Ja warum sollte es im Jahre 29 u. Z. solche Menschen geben?
WER EINE „GUTE BOTSCHAFT“ BRAUCHTE SOWIE BEFREIT UND GETRÖSTET WERDEN MUSSTE
13. In was für eine Sklaverei gerieten die Juden, nachdem sie aus der Babylonischen Gefangenschaft in ihre Heimat zurückgekehrt waren?
13 Solche Menschen gab es damals zufolge des geistigen Zustandes, in den die Nation Israel geraten war. Jehova hatte über das Babylonische Reich, dessen Herrscher sich geweigert hatten, ‘den Heimweg für die Gefangenen zu öffnen’, einen „Tag der Rache“ gebracht (Jes. 14:17; Jer. 50:15, 28; 51:6, 11, 36). Als danach die jüdischen „Gefangenen“ in ihre Heimat zurückgekehrt waren, gerieten sie nicht in die Sklaverei eines Kultes, der mit der Anbetung von geschnitzten Bildern verbunden war. Statt dessen aber wurden sie — was noch schlimmer war — Sklaven des Judaismus, eines religiösen Systems, das von menschlichen Vorschriften und Überlieferungen beherrscht war, durch die das Gesetz und die Gebote Jehovas ungültig gemacht wurden. Die offiziellen Schriftgelehrten und Pharisäer nahmen in diesem religiösen System eine führende Stellung ein. Sie machten die Menschen für die Wahrheit blind, indem sie „den Schlüssel der Erkenntnis“ wegnahmen, sie daran hinderten, in das Königreich Gottes einzugehen, und ihnen schwere Lasten aufluden, die sie selbst nicht anrührten (Luk. 11:52).
14. Warum hatte ein Überrest der Juden in den Tagen Jesu allen Grund, ‘um Zion zu trauern’?
14 Blinden Leitern gleich lenkten diese führenden Vertreter des Judaismus die verblendeten Juden außerdem auf einen Weg, der in die Grube der Vernichtung des ganzen Volkes führte. Sie brachten Zion oder Jerusalem dahin, daß es Jesus, den wahren Messias, an einem Pfahl hinrichten ließ, als ob er ein falscher Christus gewesen wäre. Diese geistlichen Führer veranlaßten Jerusalem, einen Weg zu gehen, auf dem es Propheten tötete und die, die Gott zu ihm sandte, steinigte (Matth. 23:1-37). Benötigten also die „Sanftmütigen“ eines solchen Volkes eine „gute Botschaft“? Mußte den „Gefangengenommenen“ Freiheit ausgerufen werden? Gab es „Gefangene“, denen ‘die Augen weit geöffnet’ werden mußten, indem sie von den Fesseln der religiösen Finsternis befreit wurden? War Zion oder Jerusalem als das Zentrum der Anbetung Jehovas in religiöser Hinsicht wirklich so verwüstet, daß man allen Grund hatte, darum zu trauern? Jawohl! Der gesalbte Jesus sah, daß es unter den Juden einen Überrest solcher „Trauernden“ gab.
15. Inwiefern diente Johannes der Täufer als ein Bahnbrecher oder Wegbereiter, und wie wurde Jesus ein Bahnbrecher des Lebens und der Rettung?
15 Jesus stillte die Bedürfnisse dieser Trauernden, dieser „Gefangengenommenen“ oder „Gefangenen“ und dieser Armen oder „Sanftmütigen“. Er tröstete sie, indem er ihnen die gute Botschaft vom „Königreich der Himmel“ predigte, Kranke heilte und sogar Tote auferweckte (Matth. 4:17; 11:4-6). Doch diese um Zion Trauernden sollten noch mehr getröstet werden und in noch größerem Ausmaß frei werden, und zwar durch den Tod, die Auferstehung und die Rückkehr Jesu in den Himmel, wo er Gott den Wert seines sündensühnenden Opfers darbringen würde. Dadurch, daß Jesus so die biblischen Prophezeiungen, die ihn betrafen, erfüllte, wurde er für alle, die seinen lebengebenden Dienst annahmen, zum Bahnbrecher des Lebens und der Rettung. Johannes der Täufer war vor Jehovas Messias hergegangen und hatte ihm den Weg bereitet. Daher könnte Johannes ebenfalls als ein Bahnbrecher oder Wegbereiter bezeichnet werden (Luk. 1:76). Jesus tat jedoch mehr als Johannes, um den Weg zum Leben und zur Rettung zu bereiten.
16. Als was bezeichnete Petrus Jesus im Tempel von Jerusalem gemäß Reinhardts Übersetzung von Apostelgeschichte 3:15?
16 Es war so, wie der Apostel Petrus einige Wochen nach der Himmelfahrt Jesu den Juden im Tempel von Jerusalem freiheraus sagte: „Den Bahnbrecher des Lebens aber habt ihr getötet, welchen Gott von den Toten auferweckt hat, dess’ sind wir [Petrus und Johannes] Zeugen“ (Apg. 3:15, Reinhardt).
17. Als was bezeichneten die 12 Apostel Jesu gemäß Apostelgeschichte 5:31 vor dem Sanhedrin in Jerusalem?
17 Später erklärten die 12 Apostel Jesu Christi vor dem mit Blutschuld beladenen Sanhedrin, der damals aus Sadduzäern, Pharisäern und Schriftgelehrten bestand: „Ihn hat Gott zum Bahnbrecher [griechisch: archegós] und Heiland erhöht ..., um Israel einen Wandel seiner Gesinnung und Vergebung der Sünden zu schenken“ (Apg. 5:31, Neues Göttinger Bibelwerk).
18, 19. Wie nannte der Apostel Paulus Jesus gemäß Hebräer 2:10 und 12:2?
18 Der Apostel Paulus schrieb an den Überrest der Hebräer (Juden), die Jesus als den Messias oder Christus angenommen hatten und geistige Söhne Gottes geworden waren: „Denn es geziemte dem, um dessentwillen alles, und durch den alles ist, den viele Söhne in die Herrlichkeit führenden Bahnbrecher [archegós] ihres Heils [ihrer Rettung, NW], durch Leiden zu vollenden“ (Hebr. 2:10, Reinhardt).
19 Ferner schrieb er: „Indem wir hinblicken auf den Bahnbrecher [archegós] und Vollender des Glaubens, Jesus, welcher für die ihm bestimmte Freude das Kreuz erduldete, und achtete der Schande nicht, und ist zur Rechten des Thrones Gottes zu sitzen gekommen“ (Hebr. 12:2, Reinhardt).
20. Auf welche Weise wurde Jesus zum „Bahnbrecher und Vollender des Glaubens“?
20 Jesus wurde demnach für seine Jünger zu einem „Bahnbrecher“: zum Bahnbrecher des Lebens, der Rettung und des Glaubens. Durch ihn wurden Hunderte von biblischen Prophezeiungen über den Messias oder Christus Wirklichkeit. Dadurch fügte er unserem Glauben an Jehova Gott ein neues, wesentliches Element hinzu. Er wurde so der Bahnbrecher des abgerundeten Glaubens, den wahre Christen heute haben. Er wird daher mit Recht der „Bahnbrecher“ unseres Glaubens genannt (Hebr. 12:2, Reinhardt; Gal. 3:24, 25). Gleichzeitig findet unser Glaube, was Jehovas Messias betrifft, in Jesus Christus seine Vollendung oder Vervollkommnung. Die Juden, die Jesus Christus verwarfen und sich weiterhin nur auf das mosaische Gesetz stützten, vervollständigten ihren Glauben nicht.
„GROSSE BÄUME DER GERECHTIGKEIT“
21. In welchem Maße sollten Jesu Jünger in geistiger Hinsicht wachsen, nachdem er ihnen als der Auferstandene erschienen war und sie getröstet hatte?
21 Um den Glauben seiner Jünger zu stärken, erschien Jesus Christus ihnen in den 40 Tagen nach seiner Auferstehung mehrmals. Er tröstete die, die um den erhofften Messias trauerten. Was geschah mit denen, die der auferstandene Jesus Christus tröstete? Gemäß der Prophezeiung aus Jesaja 61:1-3 sollte der gesalbte Jesus ihnen „Kopfschmuck [zuweisen] statt Asche, das Öl des Frohlockens statt Trauer, den Mantel des Lobpreises statt des verzagten Geistes“. Das würde zur Folge haben, daß sie in geistiger Hinsicht dermaßen wachsen würden, daß sie „große Bäume der Gerechtigkeit, die Pflanzung Jehovas, zu seiner schönen Auszeichnung“ genannt würden.
22. Wie sind die Wörter „Kopfschmuck“, „Asche“, „Öl“ und „Mantel“ aus Jesajas Prophezeiung zu verstehen, und inwiefern trafen sie von Pfingsten an auf die Jünger zu?
22 Ob Jesu Apostel oder Jünger sich Asche auf das Haupt streuten und sich in Sacktuch kleideten, wird uns nicht gesagt. Die prophetischen Ausdrücke „Kopfschmuck“, „Asche“, „Öl“ und „Mantel“ sind offensichtlich bildlich zu verstehen. Schon dadurch, daß Jesus seinen Jüngern nach seiner Auferstehung erschien, änderte sich ihre Stimmung. Doch dann, am darauffolgenden Pfingsttag, goß der Souveräne Herr Jehova durch seinen Sohn Jesus Christus heiligen Geist auf die in Jerusalem wartenden Jünger aus. Zum Zeichen des ausgegossenen Geistes schwebten übernatürliche Feuerzungen über ihren Häuptern. Diese Kundgebung war jedoch nur vorübergehend. Es handelte sich dabei nicht um den in Jesajas Prophezeiung vorhergesagten bleibenden „Kopfschmuck“. Ihre Häupter wurden vielmehr mit der Freude geschmückt, die Gottes Anerkennung mit sich bringt, einer Freude, die der eines Bräutigams gleicht, der sich am Hochzeitstag nach Priesterart schmückt (Jes. 61:10). Es war, als ob ihnen ein wohltuendes Öl auf das Haupt gegossen worden wäre, das sie so sehr erfrischte, daß sie frohlockten. Vorbei war es mit dem verzagten Geist. Sie priesen Jehova Gott und kennzeichneten sich so gleichsam mit einem „Mantel des Lobpreises“. Augenzeugen dessen, was sich an jenem Pfingsttag abspielte, sagten: „Wir hören sie in unseren Zungen über die großen Dinge Gottes reden“ (Apg. 2:1-11).
23. (a) In was für einem Werk ging Jesus seinen Jüngern bahnbrechend voran? (b) Wozu wurden die Jünger durch die Salbung, die sie empfingen, beauftragt?
23 Was zeigt uns das alles? Daß Jesus Christus auf Grund seiner Salbung denen, die seine Jünger wurden, in einem Wiederaufbauwerk bahnbrechend voranging. Durch ihn ließ Jehova heiligen Geist auf die getauften Jünger ausgießen, und so wurden auch sie mit dem Geist des Souveränen Herrn Jehova gesalbt (2. Kor. 1:21; 1. Joh. 2:20, 27). Von nun an waren sie ebenfalls beauftragt, den „Sanftmütigen“ aus der Nation Israel „gute Botschaft“ kundzutun, den Gefangengenommenen Freiheit und den Gefangenen Freilassung auszurufen und die um Zion Trauernden zu trösten. So konnten diese Gesalbten denen, die durch sie getröstet und befreit wurden, helfen, über „das Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“ zu frohlocken und ihn zu lobpreisen, weil er sie wieder in seine Gunst und in seinen Dienst aufgenommen hatte.
24. Womit wurde das geistige „Land“ der Jünger Jesu von Pfingsten an in ähnlicher Weise geschmückt wie einst das Paradies, und wer wurde dadurch verherrlicht?
24 Diese Ausgießung des Geistes brachte für die damit Gesalbten eine erstaunliche Veränderung mit sich. Statt zu welken wie schwächliche Pflanzen, die nicht genügend Nahrung bekommen, wurden sie wie „große Bäume der Gerechtigkeit“, die nur von Jehova durch Christus gepflanzt und zum Wachsen gebracht worden sein konnten. Das ursprüngliche „Paradies der Wonne“ war mit den verschiedensten Arten von Bäumen geschmückt (1. Mose 2:7-9). Von Pfingsten an pflanzte Jehova jedoch im geistigen „Land“ seiner ihm ergebenen Diener, in dem „Land“, das ihre Feinde verwüstet und zu einer Öde gemacht hatten, „große Bäume“. Diese „großen Bäume“ waren die standhaften Christen, die zu Jehovas Gerechtigkeit emporstrebten. Jehova wurde durch sie verherrlicht.
25. Unter welche Verpflichtung kamen diejenigen zu stehen, die zu Pfingsten getauft wurden, und in welchem Werk sollten sie bahnbrechend vorangehen?
25 Außer der ursprünglichen Versammlung von etwa 120 Jüngern wurden an jenem Pfingsttag noch Tausende gesalbt, nachdem sie bereut und den Messias angenommen hatten und dann von den 12 Aposteln getauft worden waren (Apg. 2:37-42). Diese Salbung mit Jehovas Geist durch Christus erlegte auch ihnen die entsprechende Verpflichtung auf. Jesus, ihr Führer, war ihnen bahnbrechend vorangegangen, damit sie ihren Glauben vervollkommnen sowie Leben und Rettung erlangen konnten. Sie wurden „Diener unseres Gottes“ (Jes. 61:6). Als solche mußten sie nun anderen bahnbrechend vorangehen, die ein Verhältnis zu Gott anstrebten, um durch Christus mit ihm versöhnt zu werden (2. Kor. 5:20). So konnten sie einen freudigen Anteil am Wiederaufbauwerk haben.