Die letzte Gelegenheit im „Jahr des Wohlwollens“ wahrnehmen
„Er hat mich gesandt, ... um auszurufen das Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas und den Tag der Rache seitens unseres Gottes; um zu trösten alle Trauernden.“ — Jes. 61:1, 2, NW.
1. Warum schätzen wir es, jemandes Wohlwollen zu genießen?
JEMANDES Wohlwollen zu genießen, besonders das Wohlwollen jemandes, der uns helfen und Gutes erweisen kann, ist etwas, was wir alle schätzen. Das alte Sprichwort des weisen Königs Salomo hat heute immer noch einen wahren Klang: „Im Licht des Angesichts des Königs ist Leben, und sein Wohlwollen ist wie die Wolke des Frühlingsregens.“ — Spr. 10:1; 16:15, NW.
2. Was zeigt, daß man von den Kräften der Elemente der „Natur“ kein Wohlwollen erwarten kann?
2 Man kann kein Wohlwollen von den Kräften der Elemente der „Natur“ erwarten, denn dies sind blinde, vernunftlose Kräfte ohne Unterscheidungsvermögen. Sie wirken gemäß bestimmten Gesetzen, die eine unsichtbare intelligente Macht für sie festgelegt hat. Unter gewissen atmosphärischen Verhältnissen entsteht ein Wirbelsturm, der jeder menschlichen Gewalt und Lenkung spottet und der in dem Gebiet, in dem er tobt, Menschen und Tiere zu Boden schleudert, Häuser zerstört und Bäume entwurzelt. Durch übermäßige Regenfälle oder das Schmelzen großer Schneemassen werden Überschwemmungen hervorgerufen, deren Wassermassen sich wie Ströme oder Kanäle ergießen, so daß die Bäche und die Flüsse anschwellen; sie fließen strudelnd durch tiefergelegene Gebiete und überwältigen alles Belebte und Unbelebte in ihrer Bahn. Natürliche Erdbeben von gewaltiger Stärke bewirken, daß sich große, von Menschen erbaute Gebäude bewegen und neigen oder daß große Risse im Erdboden entstehen, wodurch lebende Geschöpfe in der Nähe gefährdet werden. Ströme radioaktiver Teilchen, die von den Sonnenfackeln herrühren, eilen lautlos zur Erde, und die Menschen kommen nicht umhin, ihre schlimmen Folgen zu spüren. O nein, diese Kräfte der Elemente bekunden kein Wohlwollen.
3. Wessen Wohlwollen ist für uns das, was zählt, und was herauszufinden, bemühen sich denkende Menschen?
3 Doch wie ist es mit dem Schöpfer dieser Naturkräfte? Es tröstet uns, daß er Wohlwollen bekunden kann. Er ist intelligent und hat sittliche Eigenschaften, und wir alle sind von ihm abhängig. Sein Wohlwollen zu genießen ist daher das, was für uns zählt. Wenn denkende Menschen diese wesentliche Tatsache erkennen, veranlaßt sie das, nachzuforschen, wie sie das Wohlwollen dieses allmächtigen Schöpfers des Universums, ja unseres eigenen Schöpfers, erlangen können.
4. (a) Warum interessieren sich Menschen die die rechte Gesinnung haben, für das „Jahr des Wohlwollens“ seitens des Schöpfers? (b) Wie bekundet man jetzt wirkliche Weisheit, und warum?
4 Wenn wir die rechte Gesinnung haben, interessieren wir uns für ein in alter Zeit angekündigtes „Jahr des Wohlwollens“ seitens dieses Schöpfers. Der Ausdruck „Jahr“ steht offensichtlich für eine begrenzte Zeitspanne, wie es irgendein Kalenderjahr ist. Dies würde anzeigen, daß das Wohlwollen, das dieses besondere Jahr kennzeichnet, ebenfalls begrenzt ist. Wenn das „Jahr“ zu Ende ist, ist etwas dem Wohlwollen Entgegengesetztes zu erwarten. Was? Es ist zu erwarten, daß mit denen, die das göttliche Wohlwollen verschmäht haben, ohne Barmherzigkeit nach dem Recht verfahren wird. Die Geschichtsaufzeichnungen beweisen tatsächlich, daß dies wahr ist. Es steht jetzt eine allgemeine „Tat Gottes“ bevor, nicht in Form eines Orkans, einer Überschwemmung oder eines Erdbebens von nur örtlicher Bedeutung. Es ist eine Tat, die Gott, der Schöpfer, persönlich gewollt hat und lenkt, und alle Bewohner der ganzen Erde sind dadurch gefährdet. Gottes Wohlwollen zu haben, während seine „Tat“ zu spüren ist, könnte unser Leben und Überleben bedeuten. Wünschen wir dies? Man bekundet wirkliche Weisheit, wenn man jetzt sein Wohlwollen sucht.
5. Was für eine Zeitspanne ist mit dem „Jahr des Wohlwollens“ gemeint, und wie lange dauert dieses „Jahr“?
5 Nein, mit dem „Jahr des Wohlwollens“ ist nicht das Jahr 1971 gemeint. Soweit das Jahr 1971 bereits abgelaufen ist, ist dieses zweite Jahr der 1970er Jahre in dem „Jahr des Wohlwollens“ eingeschlossen gewesen. Aber das entscheidende „Jahr des Wohlwollens“ hat bisher schon länger als dreihundertfünfundsechzig Tage, ja schon viele Jahre lang, gedauert. Es ist ein sinnbildliches Jahr und stellt in Wirklichkeit eine viel längere Zeit als ein Sonnenjahr oder ein Mondjahr dar. Ein solches buchstäbliches Jahr endet einmal, und daher darf man dieses sinnbildliche „Jahr des Wohlwollens“ nicht gleichgültig beiseite tun in dem Gedanken, es werde unabsehbar lange weiterdauern — wer weiß wie lange! Wie ein buchstäbliches Jahr ist es eine gekennzeichnete, berechenbare Zeitspanne mit einem Anfang und einem Ende. Alle Anzeichen deuten an, daß das „Jahr des Wohlwollens“ seinem Ende nahe ist! Wenn mit dem „Jahr“ das Wohlwollen endet, dann heißt es aufgepaßt!
EIN VORBILD DES „JAHRES DES WOHLWOLLENS“
6, 7. (a) Wer hat als erster in dieser bestimmten Ausdrucksweise auf dieses „Jahr des Wohlwollens“ hingewiesen? (b) Was für einen Trost sagte er unter Inspiration voraus, und warum?
6 Wer hat als erster unsere Aufmerksamkeit auf dieses „Jahr des Wohlwollens“ in dieser bestimmten Ausdrucksweise gelenkt? Es war ein verheirateter Mann, Vater von zwei oder drei Söhnen, und er lebte im achten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Sein Name war Jesaja, ein Name, der gemäß der Exhaustive Concordance of the Bible von Strong soviel bedeutet wie „Jah hat gerettet“. Er ist eine geschichtliche Gestalt, die nicht nur in seinem eigenen prophetischen Buch, sondern auch in anderen Geschichtsbüchern erwähnt wird. (2. Kö. 19:2 bis 20:19; 2. Chron. 26:22; 32:20, 32) Er war der Prophet, der eine Vision hatte, in der Jehova Gott in seinem Tempel in Jerusalem war, und der als Antwort auf Jehovas Frage: „Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?“ erwiderte: „Hier bin ich, sende mich.“ Er wurde ausgesandt, um eine von Jehova Gott stammende Botschaft auszurichten, gemäß der über Jerusalem und das Land Juda (Judäa) eine Verödung kommen sollte. Diese Verödung sollte, wenn sie herbeikäme, wirklich Trauer unter den wahren Anbetern Jehovas Gottes hervorrufen, die das Land seines Volkes und die heilige Stadt liebten, wo sich der Tempel seiner Anbetung befand. (Jes. 6:1-13) Aber Jehova Gott gebrauchte Jesaja, um einen Trost vorherzusagen, der für solche Trauernden kommen sollte, indem er ihn inspirierte auszurufen:
7 „‚Tröstet, tröstet mein Volk‘, spricht euer Gott. ,Redet zum Herzen Jerusalems, und ruft ihr zu, daß ihr Heeresdienst erfüllt ist, daß ihr Vergehen abgezahlt ist [daß angenommen ist ihre Strafe, Rotherham; daß angenommen worden ist ihre Strafe, Young]. Denn aus der Hand Jehovas hat sie ein volles Maß für alle ihre Sünden empfangen.‘“ — Jes. 40:1, 2, NW.
8. Nach Jesaja 61:1-4 sprach der Prophet unter Inspiration so, als ob er wer wäre, und was sagte er gemäß diesem Text?
8 Später sprach der Prophet Jesaja unter Inspiration so, als wäre er der Gesalbte Gottes, des Höchsten, selbst. Er sagte: „Der Geist des Herrn Jehova ist auf mir, darum, daß Jehova mich gesalbt hat, um den Sanftmütigen gute Botschaft kundzutun. Er hat mich gesandt, um die zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangengenommenen und das weite Öffnen der Augen selbst den Gefangenen; um auszurufen das Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas und den Tag der Rache seitens unseres Gottes; um zu trösten alle Trauernden; um zuzuweisen den um Zion Trauernden, ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, das Öl des Frohlockens statt Trauer, den Mantel des Lobpreises statt des verzagten Geistes; und sie sollen genannt werden große Bäume der Gerechtigkeit, die Pflanzung Jehovas, zu seiner schönen Auszeichnung. Und sie sollen die seit langem verwüsteten Stätten wieder aufbauen.“ — Jes. 61:1-4, NW.
9. (a) Was umfaßte diese „gute Botschaft“ alles? (b) Wie gibt die griechische Übersetzung (LXX) den Teil des Textes über das „Jahr“ und den „Tag“ wieder?
9 War das nicht eine „gute Botschaft“ für die Sanftmütigen und Trauernden? Und eine solche gute Botschaft umfaßte das „Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“. Selbst das Kommen des ‘Tages der Rache seitens unseres Gottes’ an denen, die Zion oder Jerusalem verödeten und verwüsteten, sollte eine gute Botschaft für diejenigen sein, die über das trauerten, was die Feinde an dem Mittelpunkt der Anbetung Jehovas getan hatten. Viele Jahre vor unserer Zeitrechnung gaben griechisch sprechende Juden aus Alexandria in Ägypten in ihrer Übersetzung der Worte über das „Jahr des Wohlwollens“ den Vers im Griechischen wie folgt wieder: „... um auszurufen ein annehmbares Jahr ... [Jehovas] und einen Tag der Vergeltung. Um zu trösten alle, die trauern.“ — Jes. 61:2, LXX, Thomson.
10. (a) Wie gaben jene jüdischen Übersetzer diesen Text wieder, um zu zeigen, was für ein Jahr es war? (b) Welchen weiteren Gedanken würde dies in Übereinstimmung mit dem hebräischen Text dennoch einschließen?
10 Somit verstanden jene Juden die hebräischen Worte Jesajas so, als handelten sie davon, was für ein „Jahr“ es war, „ein annehmbares Jahr“, also nicht so sehr von der Einstellung Jehovas, vom ‘Wohlwollen seitens Jehovas’. Für jene jüdischen Übersetzer war es ein für Jehova „annehmbares“ Jahr, ein Jahr, das in seinen Augen Gunst fand. Aber selbst dies würde nahelegen, daß es ein Jahr war, das für Jehova „annehmbar“ war, um etwas Günstiges zu tun, besonders da „ein annehmbares Jahr“ in einen Gegensatz zu einem „Tag der Vergeltung“ gesetzt wird. Der Ausdruck „ein annehmbares Jahr“ würde also den Gedanken einschließen, daß es eine Zeit ist, in der Jehova Wohlwollen oder Gunst bekundet. Es ist sein „Jahr der Annehmung“, in dem er bereit ist, anzunehmen oder zu empfangen (Elberfelder Bibel). Wenn wir sehen, wie sich dieses sinnbildliche „Jahr“ in der gegenwärtigen Geschichte auswirkt, können wir seinen vollständigen richtigen Sinn verstehen. Wir wollen uns also nun mit der diesbezüglichen Geschichte und ihrer Anwendung auf unsere Zeit befassen!
BEGINN DER AUSRUFUNG DES JAHRES
11. (a) Wer als vom Himmel Gesandter konnte die Einstellung Jehovas zu diesem „Jahr“ am besten beschreiben? (b) Wie erhielt er seinen irdischen Namen, und inwiefern entspricht er dem Namen dessen, der die Prophezeiung äußerte?
11 Als Gottes fällige Zeit kam, „als ... die Grenze der Fülle der Zeit erreicht war“, sandte Jehova Gott vom Himmel seinen eigenen geliebten Sohn auf die Erde, damit er „das Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“ ausrief. (Gal. 4:4) Wer konnte besser als dieser vom Himmel gekommene Sohn die Einstellung seines Vaters während dieses sinnbildlichen „Jahres“ beschreiben? Als dieser Sohn auf der Erde war, wurde ihm ein Name gegeben, der ziemlich dem Namen des Propheten entspricht, der die Prophezeiung über den Gesalbten äußerte. Auf Gottes Gebot hin, das seine irdische Mutter erhielt, wurde ihm der Name „Jesus“ gegeben. Diese abgekürzte Form des Namens Jehoschua bedeutet „Jehova hat gerettet“, während der Name Jesaja soviel bedeutet wie: „Gerettet hat Jah (oder Jehova).“ Hiermit in Übereinstimmung diente der Prophet Jesaja in mehreren Fällen als Vorbild oder prophetisches Bild Jesu, des Messias oder des Christus. — Luk. 1:30-33; Matth. 1:20, 21.
12, 13. (a) Was mußte geschehen, bevor Jesus der Messias werden und offiziell das „Jahr“ ausrufen konnte? (b) Woher wußte Jesus nach seiner Taufe, daß er das Wohlwollen Jehovas besaß, und welcher Prophezeiung entsprach dies?
12 Da es in Jesajas Prophezeiung hieß: „Der Geist des Herrn Jehova ist auf mir, darum, daß Jehova mich gesalbt hat“, mußte Jesus mit Jehovas Geist gesalbt werden, bevor er wirklich der Messias, der Christus oder Gesalbte, werden konnte und ehe er offiziell „das Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“ ausrufen konnte. So wurde er mit Jehovas Geist gesalbt, nachdem Johannes ihn im Wasser getauft hatte und er aus dem Taufwasser des Jordans herausgekommen war. Daß Jehovas Geist auf den getauften Jesus herabkam, wurde für Johannes den Täufer dadurch sichtbar versinnbildlicht, daß auf wunderbare Weise eine Taube erschien und in eine Ruhestellung über Jesus gelangte. Außerdem hörte Johannes die Stimme Gottes vom Himmel her sagen: „Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ (Matth. 3:11-17; Joh. 1:32-34) Jesus wußte nun mit Bestimmtheit, daß er das Wohlwollen oder die Gunst Jehovas besaß, wie es in Jesaja 42:1 (NW) vorhergesagt worden war:
13 „Siehe! Mein Knecht, an dem ich ständig festhalte! Mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat [den meine Seele angenommen hat, Young]! Ich habe meinen Geist in ihn gelegt. Das Recht wird er für die Nationen hervorbringen.“
14, 15. (a) Wovon hing es also ab, daß Jesus weiterhin Jehovas Wohlwollen genoß? (b) Wie erklärte Jesus den Bewohnern von Nazareth, warum er nicht mehr als Zimmermann bei ihnen war?
14 Jesus wußte, daß er, um weiterhin Jehovas Wohlwollen oder Gunst zu besitzen, den Auftrag ausführen mußte, zu dem er gemäß Jesaja 61:1-3 gesalbt worden war. Er anerkannte seine Salbung zum Christus und auch den göttlichen Auftrag, der mit seiner Salbung zusammenhing. Er bestätigte dies öffentlich in Nazareth, wo er herangewachsen war, bis er dreißig Jahre alt war, und so erklärte er den Bewohnern von Nazareth, warum er seit mehr als sechs Monaten nicht mehr als Zimmermann bei ihnen war. Hierüber lesen wir:
15 „Und er kam nach Nazareth, wo er aufgezogen worden war; und nach seiner Gewohnheit ging er am Sabbat in die Synagoge, und er stand auf, um vorzulesen. Da wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gereicht, und er öffnete die Buchrolle und fand die Stelle, wo geschrieben stand: ,Jehovas Geist ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, um den Armen gute Botschaft zu verkünden, er hat mich ausgesandt, um den Gefangenen die Freilassung zu predigen und den Blinden die Wiederherstellung des Augenlichts, um die Zerschlagenen als Freigelassene wegzusenden, um Jehovas annehmbares Jahr zu predigen.‘ Darauf rollte er die Buchrolle zusammen, gab sie dem Diener zurück und setzte sich; und die Augen aller in der Synagoge waren gespannt auf ihn gerichtet. Dann fing er an, zu ihnen zu sprechen: ,Heute hat sich dieses Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.‘“ — Luk. 4:16-21; Matth. 2:21-23; 4:12, 13.
16, 17. (a) In welcher Sprache las Jesus die Worte aus Jesaja 61:1, 2 zweifellos vor? In welcher Sprache führte Lukas sie aber an? (b) In welcher Zeitperiode lebten also jene Nazarener, und nahmen sie die Gelegenheit wahr?
16 Zweifellos las Jesus die Worte aus Jesaja 61:1, 2 in ihrer ursprünglichen hebräischen Fassung und las somit von dem „Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“ oder dem „Jahr des Wohlgefallens Jehovas“ (Parallel-Bibel, Randbemerkung; Kautzsch; ferner New English Bible in Lukas 4:19). Aber der Geschichtsschreiber Lukas, der in der griechischen Sprache schrieb, führte die von Jesus vorgelesenen Worte so an, wie sie in der griechischen Septuaginta (LXX) übersetzt sind, so daß Jesus gemäß dieser Darstellung von dem ‘annehmbaren Jahr Jehovas’ las.
17 Wie es auch immer sein mag, Jesus gab damals in Nazareth seinen von Jehova Gott erhaltenen Auftrag bekannt, nämlich jenes besondere „Jahr“ zu predigen oder auszurufen, sowohl als ein „annehmbares“ Jahr wie auch als ein Jahr „des Wohlwollens“ oder der Gunst seitens Jehovas. Daß er zu jenen Nazarenern sagte: „Heute hat sich dieses Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“, bedeutete, daß dieses gekennzeichnete „Jahr“ bereits angefangen hatte, daß jene Nazarener damals in diesem Jahr lebten. Ob sie die Gelegenheit wahrnehmen würden? Offenbar nicht, wenn es von irgendwelcher Bedeutung ist, daß sie ihn bald aus ihrer Synagoge hinausbrachten und zu töten suchten. (Luk. 4:22-30) Sie waren für uns heute kein gutes Beispiel.
18. Inwiefern erlebte ein Überrest treuer Juden im Jahre 537 v. u. Z. das „Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“?
18 In welcher Hinsicht hatte denn das ‘annehmbare Jahr’ oder „Jahr des Wohlwollens“ begonnen, und wann würde es enden? Waren nicht Jerusalem und sein von Salomo erbauter Tempel im Jahre 607 v. u. Z. oder mehr als hundert Jahre nach der Prophezeiung Jesajas aus Jesaja 61:1-3 zerstört worden? Ja, das stimmt, und die Stadt und das Land Juda hatten siebzig Jahre lang verödet und verwüstet dagelegen, bis zum Jahre 537 v. u. Z., als die treuen Juden, die in Babylon gefangengehalten worden waren, freigelassen wurden und ins Land Juda zurückkehrten und Jerusalem und seinen Tempel wieder aufzubauen begannen. Und nun, als Jesus getauft und gesalbt wurde, waren neunundsechzig „Wochen“ von Jahren oder 483 Jahre vergangen, nachdem der jüdische Statthalter, Nehemia, der Sohn Hakaljas, angefangen hatte, die Mauern des wieder aufgebauten Jerusalem wiederherzustellen. (Dan. 9:24-27) Erlebten also nicht die zurückgeführten Juden damals dort beim Wiederaufbau Jerusalems das „Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“, und wurden nicht die Trauernden beim Wiederaufbau des Tempels in der heiligen Stadt getröstet? Ja, aber nur im Vorbild.
19. (a) Was war das Wesentliche, das im Jahre 537 v. u. Z. fehlte? (b) Wessen Gegenwart auf Erden war ein bedeutender Beweis für das Wohlwollen Jehovas, und worüber trauerten die gefangenen Anbeter?
19 Jene Zeit war wirklich eine Zeit des Wohlwollens oder der Gunst Jehovas und eines unermeßlichen Trostes für trauernde Anbeter. Aber es fehlte noch etwas Wesentliches: die Gegenwart des vorhergesagten gesalbten Ausrufers, dessen, der ermächtigt war, auf Jesaja 61:1-3 hinzuweisen und zu sagen, dieser Schrifttext erfülle sich an ihm! Der getaufte Jesus, der nicht mit einfachem Pflanzenöl, sondern mit Jehovas Geist gesalbt worden war, war der erste, der den Erfordernissen der Prophezeiung völlig entsprach, und daher der erste, der „das Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“ ausrufen konnte. Welchen größeren Beweis des Wohlwollens oder der Gunst Jehovas konnte es damals für die Juden, die den gesalbten Sohn Gottes als den von Gott verheißenen Messias aufnehmen würden, geben als seine persönliche Gegenwart auf der Erde! Es war damals auch nötig, daß den Sanftmütigen eine gute Botschaft gepredigt wurde, und Jesus Christus hatte eine solche gute Botschaft, und er predigte die gute Botschaft von Gottes Königreich. Es war nötig, die trauernden Anbeter zu trösten, die nicht über ein verödetes Jerusalem und seinen verödeten Tempel trauerten, sondern über den verfallenen Zustand der reinen Anbetung Jehovas. Gefangene mußten befreit werden, nicht aus dem alten Babylon, sondern aus einem verderbten religiösen System.
20. (a) Wofür, statt für das materielle Wohlergehen, mußte gesorgt werden, damit sich Jesaja 61:1-3 an Jehovas Volk erfüllte? (b) Wie sollte sich dies für sie und für Gott auswirken?
20 Das materielle Wohlergehen des Volkes Jesu war nicht das Wesentliche, was die Erfüllung von Jesaja 61:1-3 erforderte. Das, was dort in dem Auftrag für den Gesalbten Jehovas dargelegt war, sollte sich in geistigem Sinne erfüllen. Jehovas Wohlwollen mußte dadurch zum Ausdruck kommen, daß er für etwas sorgte, was viel wichtiger als etwas Materielles war. Jehova bot seinem auserwählten Volk durch seinen gesalbten Sohn, Jesus, nicht eine Befreiung aus dem alten Babylon wie im Jahre 537 v. u. Z. an, sondern die Freilassung der Gefangenen aus einer bedrückenden religiösen Knechtschaft. Was Jehova in seiner Gunst durch das Opfer seines Sohnes, Jesus Christus, darbot, war nicht die Erlösung von der Unterwerfung unter das heidnische Römische Reich, sondern die Erlösung von der Unterwerfung unter die Sünde und unter ihre Strafe, den Tod. Das war es, weswegen sie nicht mehr trauern, sondern weswegen sie sich freuen und Jehova als Gott preisen sollten. Dann konnten sie die Frucht der Gerechtigkeit tragen, wie große, von Jehova gepflanzte Bäume, zu seiner schönen Auszeichnung durch das fruchtbare Leben dieser befreiten, gottesfürchtigen Menschen.
21. (a) Wer zog aus jenem durch den Messias bewirkten ‘Wohlwollen seitens Jehovas’ Nutzen? (b) An welchem Werk sollten sie sich gemäß ihrem Auftrag von Pfingsten des Jahres 33 u. Z. an beteiligen?
21 Wer zog Nutzen aus jenem ‘Wohlwollen seitens Jehovas’? Nicht die jüdische Nation, obwohl sie die beste Möglichkeit hatte, die Gelegenheit wahrzunehmen, sondern die wirklich „Sanftmütigen“, die in religiöser Hinsicht Trauernden, diejenigen, die ihre Gefangenschaft in einem System der falschen Religion spürten, diese Personen, die die getauften Nachfolger Jesu, des Gesalbten Jehovas, wurden. Sie waren es, die auch die Salbung mit dem Geist Gottes empfingen, so, wie ihr geistiges Haupt und ihr Führer Jesus diese Salbung empfangen hatte. Dadurch wurden sie wie er beauftragt, sich daran zu beteiligen, anderen Sanftmütigen die gute Botschaft mitzuteilen, und daran, den geblendeten Gefangenen der falschen Religion Freilassung zu bringen und diejenigen zu trösten, die trauerten, weil sie nicht den Segen Gottes hatten. Der Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. erbrachte mit der Ausgießung des heiligen Geistes auf die wiedervereinigten Nachfolger Jesu in Jerusalem den wunderbaren Beweis, daß sie, nicht die selbstgerechte, ungläubige Nation, Jehovas Wohlwollen oder Gunst besaßen. — Apg. 1:12 bis 2:47.
DER „TAG DER RACHE SEITENS UNSERES GOTTES“
22. (a) Warum waren Jesu gesalbte Nachfolger begierig, das „Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“ auszurufen? (b) Auf welche Zeitspanne hätte das „Jahr des Wohlwollens“ begrenzt sein können, und was zu tun, hatten die gefährdeten Menschen allen Grund?
22 Jene treuen gesalbten Nachfolger Jesu, des Messias, waren sehr begierig, das „Jahr des Wohlwollens seitens Jehovas“ auszurufen. Sie wußten, daß auch ein „Tag der Rache seitens unseres Gottes“ kommen würde und daß dies bedeutete, daß das „Jahr des Wohlwollens“ daher begrenzt war und enden sollte, ja innerhalb ihrer Generation! Die begrenzte Zeitspanne war wirklich zu erkennen, als Jesus die Zerstörung Jerusalems, die im Jahre 70 u. Z. eintrat, beschrieb und hinzufügte: „Diese Generation [wird] auf keinen Fall vergehen ..., bis alle diese Dinge geschehen.“ (Matth. 24:34) Auf ähnliche Weise wurde das Verständnis über die begrenzte zur Verfügung stehende Zeit zum Ausdruck gebracht, als Petrus, der Apostel, vor mehr als dreitausend jüdischen Beobachtern der Ausgießung des heiligen Geistes am Pfingsttage sagte: „Laßt euch aus dieser verkehrten Generation retten.“ (Apg. 2:37-40) Die Dauer des ‘Jahres des Wohlwollens’ hätte dementsprechend auf die Länge einer menschlichen Generation begrenzt sein können, und aufgrund dieser Tatsache wäre das „Jahr“ nicht allzulang gewesen. Dies gab den gefährdeten Menschen um so mehr Grund, die Gelegenheit des ‘Jahres des Wohlwollens’ ohne Aufschub wahrzunehmen. Eine Verzögerung konnte verhängnisvoll sein!
23. (a) Wovon war gemäß den prophetischen Worten Jesu in Lukas 21:22, 23 das Aufhören des Wohlwollens Jehovas der Anfang? (b) Was sagte Paulus demgemäß über die jüdischen Verfolger?
23 Das Aufhören des Wohlwollens Gottes konnte nur den Anfang seines Zornes bedeuten. Als Jesus prophetisch von der Belagerung Jerusalems und der Zerstörung dieser Stadt durch die römischen Legionen im Jahre 70 u. Z. sprach, sagte er: „Das sind Tage, in denen nach dem Recht verfahren wird, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht. ... Denn dann wird große Not im Lande sein und Zorn über diesem Volk.“ (Luk. 21:22, 23) Somit erfüllte Jesus als Jehovas Gesalbter seinen Auftrag, „den Tag der Rache seitens unseres Gottes“ auszurufen. Dies war Gottes Rache an denen, die sich weigerten, die Gelegenheit seines ‘Jahres des Wohlwollens’ wahrzunehmen. Sie erwählten es sich nicht, Gottes Wohlwollen und Gunst in seiner liebevollen Weise zu erlangen, sondern taten etwas, was seine Feindschaft ihnen gegenüber noch verschlimmerte. Der Apostel Paulus sagte über die jüdischen Verfolger: „Sie versuchen, uns daran zu hindern, zu Leuten von den Nationen zu reden, daß diese gerettet würden, so daß sie das Maß ihrer Sünden allezeit vollmachen. Doch ist sein Zorn schließlich über sie gekommen.“ (1. Thess. 2:16) Somit waren die, die heuchlerisch vorgaben, sein auserwähltes Volk zu sein, diejenigen, die an dem „Tag der Rache“ seitens Gottes umkamen.
24. Inwiefern spiegelte sich Gottes Einstellung während des ‘Jahres des Wohlwollens’ in den Worten des Apostels Paulus in Römer 10:1-4 wider?
24 Während seines ‘Jahres des Wohlwollens’ spiegelte sich Gottes Einstellung gegenüber der Nation Israel in der Einstellung des christlichen Apostels Paulus, eines Juden, wider, als dieser schrieb: „Brüder, der gute Wille meines Herzens und mein Flehen zu Gott für sie gilt in der Tat ihrer Rettung. Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht gemäß genauer Erkenntnis; denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannten, sondern ihre eigene zur Geltung zu bringen suchten, unterwarfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes. Denn Christus ist das Ende des Gesetzes, jedem zur Gerechtigkeit, der Glauben ausübt.“ — Röm. 10:1-4.
25. Wie reagierten die Juden in Antiochien in Pisidien auf den von Herzen kommenden guten Willen, den Paulus bekundete?
25 Aber obwohl der Apostel Paulus seiner eigenen Nation gegenüber seinen von Herzen kommenden guten Willen bekundete, fand er sie nicht dazu bereit, die Botschaft der Rettung anzunehmen, wie dies seine Erfahrung in Antiochien in Pisidien zeigt, worüber wir lesen: „Als die Juden die Volksmengen erblickten, wurden sie mit Eifersucht erfüllt und begannen dem von Paulus Gesagten lästernd zu widersprechen. Da redeten Paulus und Barnabas mit Freimut, indem sie sagten: ,Es war notwendig, daß das Wort Gottes zuerst zu euch geredet wurde. Da ihr es von euch stoßt und euch selber des ewigen Lebens nicht für würdig erachtet, siehe, so wenden wir uns den Nationen zu.‘“ (Apg. 13:45, 46) Möglicherweise gingen einige jener gegnerischen Juden zur Passahfeier des Jahres 70 u. Z. nach Jerusalem, wo sie umkamen.
26. Wie lange war der „Tag der Rache“ im Vergleich zu dem „Jahr des Wohlwollens“?
26 Wie ein Tag, verglichen mit einem Jahr, war der „Tag der Rache“ im Frühling und Sommer des Jahres 70 u. Z. kurz im Vergleich zu den vierzig Jahren der Zeit des Wohlwollens vom Erscheinen des Messias im Jahre 29 u. Z. bis zum Beginn der Belagerung Jerusalems im Jahre 70 u. Z. Und dennoch endete jene längere Zeitspanne des göttlichen Wohlwollens, und zwar nicht zufällig, sondern zu der von Gott gekennzeichneten Zeit. Sein „Jahr des Wohlwollens“ war länger als die Zeit des Vollzugs seiner Rache, was erkennen läßt, wie geduldig und nachsichtig er ist.
27. Dem Ende welcher Zeitspanne nähern wir uns nun, und wie dürfen wir daher gegenüber Gottes Geduld und Langmut nicht handeln?
27 Da sich Gott an seine festgesetzte Zeit hält, um seine Rache zum Ausdruck zu bringen, dürfen wir nicht mit seiner Geduld und Nachsicht spielen. Wir sollten in Übereinstimmung mit dem Zweck, zu dem sie bekundet wird, nämlich zu unserer Rettung, die sich dadurch bietende Gelegenheit wahrnehmen. Wir schulden es uns selbst, die Frage zu betrachten, die der Apostel Paulus angeblichen Christen von Rom stellte: „Verachtest du den Reichtum seiner Güte und Nachsicht und Langmut, weil du nicht weißt, daß Gottes gütige Wesensart dich zur Reue zu führen sucht?“ (Röm. 2:4) Es ist dringend, daß wir uns jetzt entscheiden und hinsichtlich dieser Frage handeln, denn wir nähern uns heute dem Ende des ‘Jahres des Wohlwollens’ Jehovas.
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In Nazareth las Jesus aus Jesaja 61:1, 2 vor, um seinen Auftrag, „das Jahr des Wohlwollens“ auszurufen, bekanntzugeben.