Zu groß für Gott?
DAS herausfordernde Thema einer Ansprache, die vor nicht langer Zeit von „Ehrwürden“ M. R. Nelson von Minneapolis gehalten wurde, lautete: „Zu groß für Gott“. Indem er den traurigen Zustand der Dinge beklagte, wie er in der Politik zu finden ist, das überhandnehmende Lotteriespiel, die große Zahl Betrunkener, die tiefstehende Moral usw., sagte der Pfarrer: „Die Änderungen herbeizuführen, die erfolgen sollten, ist für Gott allein eine zu große Sache … Das Leben besser zu gestalten ist für Gott allein eine zu große Aufgabe.“ Diese Ansprache wurde von einer großen Versammlung begeistert aufgenommen. Folglich scheint eine wachsende Überzeugung zu bestehen, daß Gott, der Allmächtige, nicht mehr so allmächtig ist. Ist Gott jetzt vom Menschen abhängig? Und gibt es wirklich irgend etwas, was „für Gott allein zu groß“ wäre?
Es gab eine Zeit, da Gott vollständig allein war. Doch ohne die Hilfe irgend jemandes schuf er das Wort oder den Logos, der später Christus Jesus wurde. Als mächtiges Geistgeschöpf wurde der Logos „der Anfang der Schöpfung Gottes“, und „alle Dinge kamen durch ihn ins Dasein“. (Off. 3:14; Joh. 1:3, NW) Durch Gottes Macht erschuf dieser Werkmeister Myriaden von Geistgeschöpfen und unbelebten Körpern. All dies tat er schon vor der Erschaffung des Menschen; in der Tat brauchte Gott nicht den Rat des Menschen zum Erschaffen des Planeten, der unsere Heimat ist. Jehova selbst erklärte seine absolute Unabhängigkeit vom Menschen: „Wo warst du, als ich die Erde gründete? Tue es kund, wenn du Einsicht besitzest! Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns, oder lösen die Fesseln des Orion? Kannst du die Bilder des Tierkreises hervortreten lassen zu ihrer Zeit, und den großen Bären leiten samt seinen Kindern [Satelliten, AÜ]? Kannst du Blitze entsenden, daß sie hinfahren, daß sie zu dir sagen: Hier sind wir?“ — Hiob 38:4, 31, 32, 35.
Es gibt kein Beispiel in der Bibel, wo eine Aufgabe für Gott je zu schwer war. Jehovas Macht ist die höchste und hat keine Grenzen. „Denn er sprach, und es war: er gebot, und es stand da.“ (Ps. 33:9) Der Mensch schrumpft zu winziger Bedeutungslosigkeit zusammen, wann immer Gott seine Macht kundtut. Die Sintflut der Tage Noahs überwältigte alle Menschen, ausgenommen jene, die an Jehovas Verheißungen und Macht glaubten. Die höchste Macht wurde ferner mit Feuer und Schwefel kundgetan, als Jehova Sodom und Gomorra verwüstete, und die unverbesserlich bösen Einwohner waren für Gott kein zu großes Problem. In der Tat sandte Jehova nur zwei Engel nach Sodom, die selbst erklärten: „Wir wollen diesen Ort verderben, weil ihr Geschrei groß geworden ist vor Jehova; und Jehova hat uns gesandt, die Stadt zu verderben.“ (1. Mose 19:1, 13) War es damals für Gott eine große Aufgabe, Sodom aus dem Dasein auszutilgen? Nein! nur zwei Engel wurden zur Durchführung der Aufgabe hingesandt, und Jehova gebietet über alle Heere des Himmels in der Zahl von nicht weniger als 200 000 000! — Off. 9:16, NW.
CHRISTUS BESTÄTIGT GOTTES ALLMACHT
Jehova hat wiederholt gezeigt, daß er zu seiner eigenen bestimmten Zeit für den Menschen bessere Lebenszustände schaffen werde. Mittels der Wunder der Heilung, die Christus Jesus wirkte, gab Jehova eine Vorschau dessen, was seine Macht in der neuen Welt zugunsten seines Volkes herbeiführen wird. Interessanterweise sind die von Christus gewirkten Wunder, wie sie in den vier Evangelien aufgezeichnet wurden, so zahlreich, daß zum Beispiel nahezu ein Drittel des Buches von Markus Beschreibungen davon enthält. Die Berichte über diese Wunder sind so innig mit dem Texte verwoben, daß sie nicht daraus entfernt werden können, ohne daß der Zusammenhang leidet. Von allen Wundern, die Christus wirkte, sind etwa dreiviertel solche des Heilens oder Gesundmachens. Keine Krankheit, kein Gebrechen war für den Arzt Jehovas je eine zu große Aufgabe: „Und sie brachten ihm alle Leidenden, die mit verschiedenen Krankheiten und schweren Übeln behaftet waren, von Dämonen Besessene und Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie.“ (Matth. 4:24, NW) Mondsüchtige wurden also ohne Psychiater, Krankheiten ohne Penicillin geheilt! Und als Christus Lazarus auferweckte, fehlte es wirklich nicht an Macht. — Joh. 11:17, 40-44.
Als Jesus von Judas verraten wurde und die Pöbelrotte herzudrängte, ihn zu greifen, stellte er eine herausfordernde Frage: „Denkst du, daß ich nicht meinen Vater bitten könnte, mir in diesem Augenblick mehr als zwölf Legionen Engel zu senden?“ (Matth. 26:53, NW) Jesus von der Pöbelrotte zu befreien wäre für seine Jünger eine zu große Aufgabe gewesen, doch wurde ihnen klar gezeigt, daß auf Jesu Verlangen hin ein gewaltiges himmlisches Heer zur Verfügung stand. Heute mag das Wort „Legion“ nicht so bedeutend klingen, aber für die alten Römer und die Leute unter ihrer Gewalt weckte das Wort sogleich den Gedanken an Wurfgeschosse und kolossale Macht, denn es bedeutete einen Trupp Soldaten, der zu verschiedenen Zeiten 4500 bis 6000 Mann zählte. Hatten also Jesu Jünger nicht verstanden, daß ihm ein Heer von mehr als 72 000 Engeln zu Gebote stand, wenn er es vom Vater verlangt hätte? Wiederum sollte man sich daran erinnern, daß nur zwei von Jehovas Engeln nötig waren, um Sodom und Gomorra zu vernichten!
Wie preisen die heiligen Engel selbst Gottes Macht? Wir haben das Zeugnis des Engels Gabriel: „Bei Gott wird keine Ankündigung etwas Unmögliches sein.“ (Luk. 1:37, NW) Was für eine alles umfassende Macht dies bedeutet! Wir haben keinen Grund, die Wahrhaftigkeit der Erklärung Gabriels anzuzweifeln, der sagte, daß er ‚vor Gott stehe‘. Auch ging seine Botschaft an Maria über die bevorstehende Geburt Jesu durch eine Jungfrau genau wie vorausgesagt in Erfüllung. — Luk. 1:19, 26-38; 2:1-21, NW.
Und welches noch zuverlässigere Zeugnis brauchen wir als dasjenige Christi Jesu, „der vom Himmel herabkam“? Er erklärte: „Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott.“ (Joh. 3:13; Luk. 18:27, NW) So offenbarte der Sohn Gottes, daß es Aufgaben gebe, die wohl für Menschen, doch niemals für Gott zu groß seien.
WARUM DIE BEHAUPTUNG „ZU GROSS“?
Jehova vermag in seiner Allmacht und unendlichen Weisheit die Zeit im Universum einzuhalten. Für ihn hat die Zeit keine Grenzen. Für den Menschen ist die Zeit begrenzt, so begrenzt, daß er stets sagt: „Ich habe keine Zeit für dies oder das.“ Und kein Wunder! „Die Tage unserer Jahre — ihrer sind siebenzig Jahre und, wenn in Kraft, achtzig Jahre.“ (Ps. 90:10) Natürlich will der Mensch deshalb alles mit Eile tun. Selten denkt er daran, daß Gottes Zeitplan sich auf einer ganz anderen Grundlage abwickelt als unser 24-Stunden-Tag. „Bei Jehova ist e i n Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie e i n Tag.“ (2. Pet. 3:8, NW) Weil Gott alles zu seiner Zeit tut, ist der kurzsichtige Mensch geneigt, gewisse Dinge als Schwäche anzusehen, als etwas, was für Gott zu groß sei.
Man denke zum Beispiel an die Zunahme der sichtbaren Organisation Gottes, die einst unmöglich schien. Doch war sie nicht unmöglich, denn sie sollte zu Gottes bestimmter Zeit eintreten. Noch im Jahre 1938 gab es nur 47 143 Verkündiger, die weltweit die gute Botschaft von Gottes Königreich verkündigten, aber bis 1952 war die Zahl auf 456 265 hinaufgeschnellt! „Der Kleinste wird zu einem Tausend werden, und der Geringste zu einer gewaltigen Nation. Ich, Jehova, werde es zu seiner Zeit eilends ausführen.“ — Jes. 60:22.
Wie kam es übrigens, daß das Leben des Menschen so degradiert wurde, daß es eine derart gewaltige Aufgabe erscheint, es besser zu gestalten? Ist es nicht, weil der Mensch verfehlt hat, gemäß den Grundsätzen zu leben, die in Gottes Wort, der Bibel, dargelegt sind? Eine Welt, die sich in bezug auf Moral verschlechtert und von habsüchtigen, rücksichtslosen und blutbefleckten Menschen wimmelt, wäre nicht das Ergebnis, hätte der Mensch den ausgezeichneten Rat des Meisters befolgt: „Alles daher, was ihr wollt, daß Menschen euch tun, sollt ihr ihnen gleicherweise tun; dies ist es in Wirklichkeit, was das Gesetz und die Propheten bedeuten.“ (Matthäus 7:12, NW) Geplagt von den elenden Zuständen in der Welt, sagen nun einige: „Für Gott allein ist es eine zu große Aufgabe.“ Wiederum verfehlt der Mensch, auf die schriftgemäße Regel zu hören: „Das Urteil über böse Taten“ wird „nicht schnell vollzogen“. — Pred. 8:11.
Tatsächlich ist die Aufgabe für Gott nicht zu groß. Die Schwierigkeit beruht darin, daß der Mensch der Aufgabe nicht gewachsen ist. Dem Menschen ist sein wissenschaftlicher Erfolg in den Kopf gestiegen; er hat einen „geschwollenen Kopf“ bekommen. Für Gott aber ist dieser Kopf nicht groß, nicht größer als der Kopf einer Heuschrecke, und der ist nicht sehr groß. „Wisset ihr es nicht? … Er ist es [Jehova], der da thront über dem Kreise der Erde, und ihre Bewohner sind wie Heuschrecken.“ (Jes. 40:21, 22) Was versteht denn eine Heuschrecke von der Macht des Menschen? Und was weiß der Mensch von der Macht Gottes? „Den Allmächtigen, den erreichen wir nicht, den Erhabenen an Kraft.“ — Hiob 37:23.
Wenn ein Mensch sagt, eine Arbeit sei für Gott zu groß, so ist er in Wahrheit von seiner eigenen Wichtigkeit eingenommen. Heute haben wir politische Leuchten von sechzig verschiedenen Nationen, die sich in der UN in New York versammeln und Anstrengungen machen, auf Erden Friede und Sicherheit in Fülle herbeizuführen. Präsident Truman sagte einige Tage vor dem Amtsantritt des Generals Eisenhower: „Wenn wir in der Welt unter den Vereinten Nationen Frieden und Sicherheit einführen können, werden sich die Dinge so schnell entwickeln, daß wir die Welt nicht wieder erkennen, in der wir jetzt leben.“ Und Präsident Eisenhower nannte in seiner Antrittsrede die UN das „lebendige Zeichen der Hoffnung auf Frieden für alle Menschen“. Bald wird Jehova nun die vereinten Bestrebungen der Nationen vereiteln: „Jehova macht zunichte den Ratschluß der Nationen, er vereitelt die Gedanken der Völker.“ „Wann immer sie sagen: ‚Friede und Sicherheit!‘, dann wird plötzliche Vernichtung augenblicklich über ihnen sein.“ (Ps. 33:10; 1. Thess. 5:3, NW) Die plötzliche Vernichtung in Harmagedon wird die UN in schwelende Trümmer versetzen, und die Erde wird bedeckt werden mit den Leichen der „Erschlagenen Jehovas“. — Jer. 25:33, 34.
Und schließlich wird die größte aller Aufgaben, die Vernichtung Satans, des Teufels, von Jehovas „König der Könige“, Christus Jesus, mit großer Leichtigkeit herbeigeführt. Christus ergreift den Teufel einfach und schleudert ihn in den Abgrund. (Off. 20:1-3) Durch diese scheueinflößende Schaustellung der unvergleichlichen Macht Jehovas wird im Interesse des völligen Aufschwungs der Menschheit eine neue Welt eingeführt. (Off. 21:1-4) Niemand wird dann je wieder sagen, dies sei für Gott eine zu große Aufgabe. Statt dessen werden alle Lebenden den reichen Sinn der Worte des Höchsten an Abraham verstehen: „Ist für Jehova eine Sache zu wunderbar?“ — 1. Mose 18:14.