Fragen von Lesern
● In Verbindung mit Jesu Gleichnis über den reichen Mann und Lazarus ist der reiche Mann [im englischen Sprachbereich] häufig mit dem Namen „Dives“, deutsch „Reicher“, bezeichnet worden. Welchen Ursprung hat dieser Name? War es nicht so, daß Jesus den reichen Mann erwähnt, ohne ihm einen Namen gegeben zu haben? — A. K., USA.
Es stimmt, daß Jesus Christus den im Gleichnis erwähnten ‘reichen Mann’ [Reichen, NW] nicht dadurch ehrte, daß er ihm einen Namen gab, sondern ihn vielmehr beschrieb, um die Klasse der Personen zu bezeichnen, die durch den reichen Mann dargestellt wird. (Luk. 16:19-22) Obwohl die Bibel dem reichen Mann keinen Namen gibt, ist er im Laufe der Jahre (auch im englischen Sprachbereich) als „Dives“ oder als „Reicher“ bekanntgeworden, da es ein lateinisches Wort ist, was „reich“ bedeutet, und dieses Wort in der lateinischen Vulgata-Übersetzung vorkommt („homo quidam erat dives“; „ein gewisser Mensch war reich“). Das Wort dives ist also strenggenommen kein Eigenname, sondern ein lateinisches Adjektiv. Aber schon zur Zeit Chaucers (eines englischen Dichters im 14. Jahrhundert) ist das Wort „Dives“ oder „Reicher“ als Name für den im Gleichnis erwähnten reichen Mann in der englischen Literatur allgemein gebräuchlich. Später wurde der „Name“ in die theologische Literatur übernommen, und seine Verwendung ist nun weit verbreitet. Die allgemeine Verwendung des Wortes „Dives“ oder „Reicher“ widerspricht nicht der Tatsache, daß Jesus diesen symbolischen reichen Mann nicht mit einem wirklichen Namen bezeichnete.
● Ist ein Christ verpflichtet, sich einer Blutübertragung nur deshalb zu unterziehen, weil ein Gericht die Blutübertragung angeordnet hat? — M. C., USA.
Der wahre Christ richtet sein Leben nach den Gesetzen Gottes aus und gehorcht allen menschlichen Gesetzen, die mit den Gesetzen Gottes nicht in Widerspruch stehen. (Mark. 12:17) Für Christen ist das Gesetz, das Gott dem ehemaligen Israel gegeben hatte, von Interesse: „Nur halte daran fest, kein Blut zu essen, denn das Blut ist die Seele; und du sollst nicht die Seele mit dem Fleische essen.“ (5. Mose 12:23) Gott erwartete also von den Israeliten, ‘daran festzuhalten’, kein Blut zu essen, sogar dann, wenn jemand sie zu zwingen versuchte, Blut zu essen. — Siehe auch 1. Mose 9:4; 3. Mose 17:11, 12, 14.
Verhält es sich mit Anbetern Jehovas in unseren Tagen irgendwie anders? Nein, denn das göttliche Gesetz über das Blut gilt immer noch, denn es heißt in den Christlichen Griechischen Schriften: „Der heilige Geist und wir selbst haben es für gut befunden, euch keine weitere Bürde aufzuerlegen als folgende notwendigen Dinge: euch der Dinge zu enthalten, die Götzen geopfert wurden, sowie des Blutes und des Erwürgten und der Hurerei.“ (Apg. 15:28, 29, 25) Beachte bitte, daß dieses Verbot über den Gebrauch des Blutes zur Ernährung des menschlichen Körpers mit dem Verbot dessen in Verbindung steht, was zum Götzendienst führt. Würdest du nun Götzendienst verüben, wenn das von einem Gericht angeordnet würde? Wenn ein Richter dir auferlegen würde, dich vor einem Götzen niederzubeugen, würdest du das tun? Oder wärest du fest entschlossen, Gottes Gesetz an die erste Stelle zu setzen, indem du Gott, dem Herrscher, mehr gehorchst als Menschen? (Apg. 5:29) Die ersten Christen weigerten sich, der an sie gestellten Forderung, götzendienerische Handlungen auszuführen, nachzukommen, selbst wenn das den Tod in einer römischen Arena bedeutete.
Getaufte Christen in unseren Tagen müssen also ebenso fest entschlossen sein, Gott zu gehorchen, wie die treuen Israeliten und die ersten Christen es waren. Es ist jedoch festgestellt worden, daß in einigen Fällen, in denen Gerichte Bluttransfusionen angeordnet haben, auf der Seite derer, die beanspruchen, Christen zu sein, augenscheinlich keine entschiedene Stellung eingenommen wurde. Einige haben vor Gericht erklärt, daß sie Blutübertragungen zwar nicht gutheißen würden, wenn ein Gericht sie jedoch anordnen würde, würden sie sie nicht ablehnen. Nachdem bei einer Gerichtsverhandlung eine ähnliche Erklärung abgegeben worden war, ordnete der Richter eine Blutübertragung an, wobei er die Tatsache sehr hervorhob, daß der Betreffende anzudeuten scheine, es sei alles in Ordnung, wenn der Betreffende selbst die Blutübertragung nicht angeordnet habe. Ist so etwas aber in Gottes Augen richtig? Ist das ein ‘Festhalten’ am Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz bezüglich des Blutes?
Es stimmt, daß das Gericht die Verantwortung trägt, wenn es eine Blutübertragung anordnet; erklärt jedoch ein Christ einem Richter, daß er einer Blutübertragung zwar nicht zustimmen, sie jedoch nicht ablehnen würde, wenn das Gericht sie anordnete, arbeitet dieser Christ in Wirklichkeit bei der Verletzung des Gesetzes Gottes mit dem Gericht zusammen. Wünscht er so etwas? Wenn ein Christ fest entschlossen ist, dem Gesetz Gottes über das Blut zu gehorchen, ist es schwer zu erklären, wieso er sich in dieser Angelegenheit passiv verhalten könnte. Das Ausmaß, in dem ein Christ der Durchführung einer Bluttransfusion in seinem Fall oder im Falle eines von ihm Abhängigen widersteht, ist etwas, was der Betreffende selbst entscheidet und was seine Versammlung untersucht.
Der Christ, der daran festhält, Gott zu gehorchen, kann gewöhnlich Schritte unternehmen, um zu verhindern, daß irgend jemand versucht, ihm eine Blutübertragung aufzuzwingen. Wie? Indem er die Frage des Blutes mit seinem Arzt bespricht, bevor er sich als Patient in einem Krankenhaus eintragen läßt. Denke daran, daß die Mitarbeit des Narkosearztes und auch die des Chirurgen oft erforderlich ist. Es gibt auch eine Erklärung, die man unterschreiben kann und in der man darum bittet, daß keine Blutübertragung vorgenommen wird, und erklärt, daß das Krankenhaus jeglicher Verantwortung dafür, daß keine Blutübertragung vorgenommen wird, enthoben ist. Aber das ist noch nicht alles.
Wenn man in ein Krankenhaus aufgenommen wird, wird man (in einigen Ländern) wahrscheinlich gebeten, eine Erklärung zu unterschreiben, durch die das Krankenhaus das Recht erhält, am Patienten ‘jeden Eingriff vorzunehmen und ihm jede medizinische Behandlung zukommen zu lassen, die als notwendig oder als ratsam erachtet werden mag. Wenn jemand mit einer solchen Erklärung einverstanden ist, unterschreibt er eine allgemeine Zustimmung. Wenn nicht ein Zusatz in bezug auf Blutübertragung gemacht wird, kann die Zustimmung der allgemeinen Einwilligung ‘für irgendeine medizinische Behandlung, die als notwendig erachtet wird’, so ausgelegt werden, daß damit auch Bluttransfusionen gemeint sind. Bei der Aufnahme in ein Krankenhaus mag man der Meinung sein, daß es überflüssig sei, einen Zusatz dieser Art zu machen; eine solche Ansicht ist jedoch nicht richtig.
In der heutigen Zeit, in der die meisten Menschen im allgemeinen Gottes Gesetz, das die Verwendung von Blut verbietet, mißachten, müssen diejenigen, die wünschen, Gott zu gefallen, wachsam sein und für das, was recht ist, fest entschlossen eintreten.
● Sollte sich die vom christlichen Propheten Agabus vorhergesagte Hungersnot über die ganze Erde erstrecken? Berichtet die Weltgeschichte von einer solchen Hungersnot? — J. E., USA.
Agabus kam zusammen mit anderen Propheten in dem Jahr von Jerusalem nach Antiochien in Syrien als der Apostel Paulus dort war. Agabus prophezeite durch den heiligen Geist, „daß eine große Hungersnot über die ganze bewohnte Erde [griechisch: oikouméne] zu kommen im Begriffe sei“. (Apg. 11:27, 28) Über den Gebrauch des Wortes oikouméne in diesem Text heißt es in dem Werk Barnes’ Notes on the New Testament: „Das Wort, das hier gebraucht wird, ... bezieht sich gewöhnlich auf die ganze bewohnbare Welt, auf die kultivierten und bewohnten Teile der Erde. Manchmal beschränkt sich seine Bedeutung jedoch auf ein ganzes Land im Gegensatz zu den Teilen eines Landes; es bezieht sich also auf das ganze Land Palästina zum Unterschied von seinen Teilen, das heißt, daß das ganze Land betroffen wird, nicht nur einen oder mehrere Teile, zum Beispiel Galiläa, Samaria usw.“ Ein Beispiel dafür, wie dieses Wort im begrenzten Sinne gebraucht wurde, um nur ein bestimmtes Gebiet oder ein Königreich zu bezeichnen, finden wir in Lukas 2:1: „In jenen Tagen nun ging eine Verordnung vom Cäsar Augustus aus, daß die ganze bewohnte Erde eingeschrieben werde.“
Die Christen in Antiochien bezogen die Prophezeiung des Agabus offenbar auf das Land Palästina, denn gemäß dem nächsten Vers (29) beschlossen sie, „den in Judäa wohnenden Brüdern als Dienstleistung eine Unterstützung“ zu senden. Wie der Bericht zeigt, ‘trat die Hungersnot tatsächlich ein’ und erfüllte sich die Prophezeiung unter der Regierung des Kaisers Claudius (41—54 u. Z.). (Apg. 11:28) Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus (Jüdische Altertümer, XX, 2, 5; 5, 2) weist auf diese „große Hungersnot“ hin und erwähnt, daß sie mindestens drei Jahre gedauert habe.