Warum hat Gott die Gerechten leiden lassen?
„Glücklich seid ihr, wenn man euch schmäht und euch verfolgt und lügnerisch allerlei Böses wider euch redet um meinetwillen. Freut euch und springt vor Freude, da euer Lohn groß ist in den Himmeln; denn ebenso verfolgte man vor euch die Propheten.“ — Matth. 5:11, 12.
1. (a) Welche Ansicht hat der Christ über Leiden, und läßt das Endergebnis Leiden irgendwie wünschenswerter erscheinen? (b) Von welchem Grundsatz darf der Diener Gottes nicht abweichen?
DIENER Gottes haben von der Zeit Abels an durch die Hände der Bösen gelitten. Es ist nicht ihr Wunsch zu leiden. Verfolgung und Martern sind für sie ebenso unangenehm wie für irgend sonst jemand, der vernünftig denkt. Sie möchten viel lieber in Frieden leben. Indes weiß der Diener Gottes, daß ein gewisses Maß Leiden in dieser bösen Welt unvermeidlich ist, weil er den Wunsch hat, seine Lauterkeit gegenüber Gott zu bewahren. Er hat jedoch die Zusicherung, daß er, wenn er ein Leben der Lauterkeit gegenüber Gott führt, in der Tat am Ende ewig glücklich sein wird. Die Erkenntnis dieser Tatsache allein aber macht das Leiden weder angenehmer noch wünschenswerter. Ja, gerade weil Schmerzen und Leiden absolut nichts Wünschenswertes sind, mag es vorkommen, daß der Diener Gottes dadurch seine Lauterkeit zu seinem ewigen Bedauern und ewigen Schaden aufgibt. Lauterkeit gegenüber Gott zu bewahren, was es auch kosten mag, ist ein Grundsatz, von dem der Diener Gottes weder abweichen kann noch abweichen darf.
2. (a) Welches Los haben diejenigen, die es sich erwählt haben, Gott treu zu dienen? Beweise es. (b) Was beweist, daß solche Verfolgungen nicht gerechtfertigt waren?
2 Die Heilige Schrift wie auch die Geschichte beweisen, daß Leiden um der Lauterkeit willen das Los derer ist, die sich entschlossen haben, Gott treu zu dienen. Der christliche Apostel Paulus schrieb an die gottesfürchtigen Thessalonicher: „Trübsale sind unser Los, das wißt ihr wohl.“ (1. Thess. 3:3, Moffatt) Vom gerechten Abel an bis in die Gegenwart hinein ist das der Fall gewesen. Abel wurde von seinem Bruder Kain umgebracht, weil Kains „Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht“. (1. Joh. 3:12) Die drei Hebräer wurden in einen Feuerofen geworfen, weil sie sich weigerten, sich vor dem goldenen Bild, das König Nebukadnezar aufgestellt hatte, niederzubeugen und so ihre Lauterkeit gegenüber Jehova, ihrem Gott, zu verletzen. Paulus sagt uns, was anderen widerfuhr, weil sie an ihrer Lauterkeit festhielten: „Ja, andere erhielten ihre Prüfung durch Verspottungen und Geißelungen, in der Tat, mehr als das, durch Fesseln und Gefängnisse. Sie wurden gesteinigt, sie wurden auf die Probe gestellt, sie wurden zersägt, sie starben durch Hinschlachtung mit dem Schwert, sie gingen in Schaffellen, in Ziegenhäuten umher, während sie Mangel, Drangsal, Mißhandlung erlitten; und die Welt war ihrer nicht würdig. Sie irrten in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und Klüften der Erde umher.“ (Hebr. 11:36-38) Sie erlitten solch scheußliche Dinge, weil sie darauf beharrten, ihre unversehrte Lauterkeit Gott gegenüber zu bewahren. Der Apostel Paulus sagte mit Recht: „Die Welt war ihrer nicht würdig.“
3, 4. (a) Welche Worte Jesu zeigen, daß es Christen nicht bessergeht als den hebräischen Propheten? (b) Was beweist, daß Christen verfolgt wurden?
3 Mit dem Kommen des Christentums ist es dem Diener Gottes nicht besser ergangen. Jesus Christus selbst sagte zu seinen Nachfolgern: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ (Joh. 15:20) Bei einer anderen Gelegenheit sagte er zu ihnen: „[Man wird] Hand an euch legen und euch verfolgen, indem man euch den Synagogen und Gefängnissen ausliefert und euch vor Könige und Statthalter schleppt um meines Namens willen. Es wird euch zu einem Zeugnis ausschlagen. ... Überdies werdet ihr sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und man wird einige von euch zu Tode bringen, und ihr werdet um meines Namens willen Gegenstand des Hasses aller Menschen sein. Und doch wird bestimmt kein Haar von eurem Haupt verlorengehen. Durch euer Ausharren werdet ihr eure Seelen erwerben.“ (Luk. 21:12-19) Diese Worte fanden ihre Erfüllung früh im ersten Jahrhundert.
4 Paulus selbst gab zu, daß Christen verfolgt wurden, ja daß er selbst, als Saulus von Tarsus, einer der Verfolger war. Wie wir in Apostelgeschichte 26:9-11 lesen, sagte er: „Ich für meinen Teil dachte wirklich bei mir selbst, daß ich viele gegnerische Taten gegen den Namen Jesu, des Nazareners, begehen müßte, was ich in Jerusalem denn auch getan habe und viele der Heiligen habe ich in Gefängnisse eingeschlossen, wozu ich von den Oberpriestern Befugnis erhalten hatte; und wenn sie hingerichtet werden sollten, gab ich meine Stimme gegen sie ab. Und in allen Synagogen suchte ich sie oft durch Bestrafung zum Widerruf zu zwingen; und über die Maßen gegen sie rasend, ging ich so weit, sie sogar in auswärtigen Städten zu verfolgen.“
5. (a) Was sagte Paulus über das Los derer, die mit Gottergebenheit in Gemeinschaft mit Christus zu leben wünschten? (b) Wie betrachteten die ersten Christen die Verfolgung? (c) Welche Fragen entstehen?
5 Als später Saulus von Tarsus der christliche Apostel Paulus wurde, erlitt er seinerseits Verfolgung, und dies gerade durch diejenigen, denen er einst gedient hatte. Als Christ schrieb er an Timotheus: „Alle, die in Verbindung mit Christus Jesus mit Gottergebenheit leben wollen, [werden] auch verfolgt werden.“ (2. Tim. 3:12) Zu den Philippern sagte er: „Denn euch ist um Christi willen das Vorrecht gegeben, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.“ (Phil. 1:29) Die ersten Christen wurden ihres Glaubens wegen nicht nur verfolgt, sondern betrachteten es als ein Vorrecht, für Christus zu leiden, wie Paulus dies zeigt. Empfindest du ebenso? Bist du willens zu leiden, ja für das, was du in bezug auf Christus glaubst, zu sterben? Warum sollte jemand überhaupt leiden? Warum läßt Gott zu, daß sein Volk verfolgt wird? Welch gutem Zweck dient Verfolgung, wenn sie überhaupt einem Zweck dient?
WARUM VERFOLGUNG?
6, 7. (a) Dient die Verfolgung einem edlen Zweck und ist Gott verantwortlich für die Leiden seines Volkes? Veranschauliche es. (b) Was beweist, daß Gott keine Schuld trifft?
6 Vor allem beachte man, daß Gottes Zulassung der Verfolgung wirklich einem edlen Zweck dient, und zweitens, daß nicht Gott für die Leiden seines Volkes verantwortlich ist, weil Verfolgung auf das Aufkommen der Sünde in der Menschenwelt zurückzuführen ist. (Röm. 5:12) Dies kann auf folgende Weise veranschaulicht werden: Wenn ein Junge sein Bein bricht, während er etwas tut, was sein Vater ihn zu tun geheißen hat, ist bestimmt der Vater nicht daran schuld. Wenn der Vater des Jungen, der Arzt ist, heimkommt, um das gebrochene Glied einzurenken, mag er seinem Sohne sagen: „Dies wird dir weh tun, aber im Laufe der Zeit wird dein Bein heilen und wieder ganz gesund sein. Du wirst nicht zum Krüppel werden, weil ich zu weichherzig wäre, mich deiner in deiner Stunde der Not anzunehmen.“ Wenn der Vater die Knochen einrenkt, knarren und krachen sie. Das Kind schreit und fleht zum Vater wegen der Schmerzen, aber der Vater hält fest, bis die Behandlung fertig ist. Er achtet nicht auf das Geschrei und Flehen des Kindes, nicht weil er sich nicht um das Kind kümmern würde, sondern gerade, weil er um dasselbe besorgt ist. Etwas Ähnliches geschah zu Anfang im Verhältnis des Menschen zu seinem Gott.
7 Als die ersten beiden Menschen, Adam und Eva, willentlich Gottes Gesetz übertraten, verletzten sie sich tödlich. Gott trieb das rebellische Paar aus Eden hinaus. So verloren sie für sich und ihre Nachkommen den besonderen Schutz und Segen, der von ihrem Schöpfer kam. Für die Auswirkungen der Sünde, für Schmerz, Kummer und Tod, hatten sie nur sich selbst die Schuld zu geben, wie die Bibel es erklärt: „Sie haben ihrerseits verderblich gehandelt; sie sind nicht seine Kinder, ihre eigene Fehlerhaftigkeit ist es.“ (5. Mose 32:5, NW; Röm. 6:23) Gott traf jedoch unverzüglich Vorkehrungen, den Bruch auszubessern. Durch Christus Jesus ermöglichte er es dem Menschen, ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde zu erlangen, gerade das, was Adam in Eden in Aussicht gestellt worden war. — Joh. 3:16; Offb. 21:4.
8, 9. (a) Warum hat Gott zugelassen, daß die Bösen die Gerechten verfolgen? (b) Was wird im Buch Hiob festgestellt?
8 Nicht aller Schmerz aber ist die Folge innerer Unvollkommenheit, die von der adamischen Sünde herrührt. Gottes Diener leiden sehr wegen Mißhandlung, die von außen durch böse Verfolger, auf sie gehäuft wird. Warum hat Gott dies zugelassen? Die Antwort liegt in einer sittlichen Streitfrage, die in Eden aufgeworfen wurde, nämlich von Satan, dem Teufel, dem rebellischen Engel, der Adam und Eva zum Sündigen veranlaßte. Die Streitfrage schließt die Lauterkeit des Menschen gegenüber Gott und seinem Wort ein. Dies zeigt sich in dem Fall des gerechten Hiob. Satan prahlte, er könne alle Menschen von Gott wegziehen, so, wie er es mit Adam und Eva getan hatte; ja, er könnte selbst den einen von Gott wegziehen, von dem Gott sagte: „Seinesgleichen ist kein Mann auf Erden“, nämlich den Patriarchen Hiob. — Hiob 1:8.
9 Bei einer Zusammenkunft der Engelsöhne Gottes im Himmel stellte Jehova Satan die Frage: „Hast du dein Herz auf meinen Knecht Hiob gerichtet, daß es seinesgleichen keinen gibt auf der Erde, ein Mann, untadelig und rechtschaffen, gottesfürchtig und von Schlechtem weichend?“ Die Tatsache, daß Gott Satans Aufmerksamkeit auf Hiobs Treue lenkte, zeigt an, daß ein Streit bestand hinsichtlich der Frage, ob Menschengeschöpfe ihre Lauterkeit gegenüber Gott bewahren würden. Satans Erwiderung beweist, daß eine solche Streitfrage bestand, denn sogleich focht er Hiobs Treue an. Er behauptete, daß Hiob Gott wegen der materiellen Segnungen diente, die er empfangen hatte, und nicht, weil er ihn liebte. Er machte die Anregung: „‚Zur Abwechslung strecke bitte deine Hand aus und taste alles an, was er hat, und sieh, ob er dir nicht direkt ins Angesicht fluchen wird.‘ Daher sprach Jehova zu Satan: ,Siehe! Alles, was er hat, ist in deiner Hand. Nur gegen ihn selbst strecke deine Hand nicht aus!‘“ — Hiob 1:7-12, NW.
10. Was ist dadurch bewiesen worden, daß Hiob seine Lauterkeit bewahrte? Und welche Fragen entstehen?
10 Trotz allem, was der Teufel tun konnte, verharrte Hiob auf einem gerechten Lauf; er bewies, daß er Gott diente, weil er ihn liebte und in seinen Augen wohlgefällig sein wollte. Hiob war überzeugt, daß er seinen Wandel in Lauterkeit bewahren würde, und so verkündete er seinen Anklägern: „Bis ich verscheide, werde ich meine unversehrte Lauterkeit nicht von mir weichen lassen!“ (Hiob 27:5, NW) Die unversehrte Lauterkeit oder Integrität gegenüber der Souveränität Gottes und seinen gerechten Grundsätzen, wie sie in seinem inspirierten Wort zum Ausdruck gebracht sind, ist das, worum sich der gegenwärtige Kampf wider die Knechte Gottes dreht. Darum wollten gerechte Männer von Abel an bis in die Gegenwart hinein lieber sterben, als ihre Lauterkeit gegenüber ihrem Gott Jehova zu verletzen. Sie glaubten an die Gerechtigkeit Gottes und an sein Wort und wollten lieber sterben, als dieses Vertrauen aufzugeben. Wo aber stehst du in dieser Streitfrage? Bist du bereit, für die Souveränität Gottes und seines Wortes zu sterben? Die Art und Weise wie du dieser Streitfrage gegenüberstehst, wird schließlich entscheiden, ob du leben oder sterben wirst. So wichtig ist es nämlich.
DIE ERSTEN CHRISTEN ERPROBT
11. (a) Was beweist, daß die Streitfrage der Lauterkeit in Jesu Tagen noch anhängig war? (b) Was bewies Jesu Standhaftigkeit, und welches Beispiel wurde dadurch gegeben?
11 Als Jesus Christus auf der Erde war, suchte Satan verzweifelt, ihn zu veranlassen, ihm auch nur e i n e n Akt der Anbetung zu erweisen, wodurch er seine Lauterkeit Gott gegenüber verletzt hätte. (Matth. 4:8-11) Selbst als ihm die römischen Wachsoldaten Backenstreiche gaben und ihn dann an den Marterpfahl nagelten, damit er sterbe, hielt Jesus an seiner Lauterkeit fest. Der Teufel tat sein möglichstes, konnte Jesus aber nicht zur Untreue gegen Gott veranlassen. (Phil. 2:8) Indem Jesus seine Lauterkeit als ein vollkommener Mensch bewahrte, stellte er für alle Zeit fest, daß Satans prahlerische Behauptung, er könnte alle Menschen von Gott wegziehen, eine Lüge ist. So gab Jesus ein vollkommenes Beispiel der Bewahrung der Lauterkeit, das seine Nachfolger nachahmen sollten. — 1. Petr. 2:21.
12—14. (a) Wurden die Nachfolger Christi von Erprobungen verschont? (b) Was hatte Paulus über das Bewahren seiner Lauterkeit zu sagen? (c) Was hatte Dr. Mosheim über Christen zu sagen, die nach der Zeit des Paulus lebten?
12 Die Nachfolger Christi wurden von Erprobungen, durch die sie auf die Bewahrung ihrer Lauterkeit hin geprüft wurden, nicht verschont, selbst während Jesus noch am Leben war. Dem Petrus wurde von Christus gesagt: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat danach verlangt, euch wie Weizen zu sichten. Ich aber habe für dich gefleht, daß dein Glaube nicht nachlasse; und du, bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder.“ Darauf sagte Petrus zuversichtlich zu Jesus: „Herr, ich bin bereit, mit dir sowohl ins Gefängnis als auch in den Tod zu gehen.“ Aber Jesus kannte Petrus besser: „Ich sage dir, Petrus: Ein Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen.“ (Luk. 22:31, 34) Der Meister behielt recht. Petrus leugnete dreimal, Jesus zu kennen. Petrus weinte bitterlich, weil er zu einer solch kritischen Zeit verfehlt hatte, seine Lauterkeit zu bewahren. Aber er erlangte seine Geistiggesinntheit von neuem und wurde seinen Brüdern eine Ermunterung und wie ein Turm an Kraft. Seine zwei Briefe (1. und 2. Petrus) bezeugen diese Tatsache.
13 Auch Paulus wurde vom Teufel und von seinen Handlangern gesichtet. Er sah sich falschen Aposteln, betrügerischen Arbeitern, gegenüber, die sich als Apostel Christi ausgaben. Paulus erzählt, was er im christlichen Dienstamt erduldet hat. Er schreibt: „In mühevollen Arbeiten [als Diener Christi] viel mehr, in Gefängnissen viel mehr, unter Schlägen bis zum Übermaß, oft dem Tode nahe. Von Juden erhielt ich fünfmal vierzig Streiche weniger einen, dreimal wurde ich mit Stöcken geschlagen, einmal wurde ich gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag habe ich auf der Tiefe des Meeres treibend zugebracht, oft auf Reisen, in Gefahren von Flüssen, in Gefahren von Wegelagerern, in Gefahren von meiner eigenen Rasse, in Gefahren von seiten der Nationen, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wildnis, in Gefahren auf dem Meer, in Gefahren unter falschen Brüdern, in anstrengender Arbeit und Mühsal, oft in schlaflosen Nächten, bei Hunger und Durst, oftmals der Nahrung entbehrend, in Kälte und Nacktheit. Zu diesen Dingen von äußerlicher Art kommt das hinzu, was Tag für Tag auf mich einstürmt, die Sorge um alle Versammlungen.“ (2. Kor. 11:21-28) Der Weg christlicher Lauterkeit war für Paulus kein leichter Lauf, noch ist er es heute. In der Tat, Paulus warnte die Christen: „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle.“ (1. Kor. 10:12) Denkt an Judas und Demas und andere, die einst ziemlich feststanden, dann aber fielen. — 2. Tim. 4:10.
14 Nach der Zeit des Paulus hielt die Verfolgung der Christen an, obwohl sie friedliebende Menschen waren. Dr. Johannes L. von Mosheim, ein Schreiber der Kirchengeschichte, bezieht sich auf die Christen des ersten Jahrhunderts und bezeichnet sie als eine Gruppe Menschen von harmlosestem, gutartigstem Charakter, die in ihrem Sinn nie einen Wunsch oder Gedanken hegten, der dem Wohl des Staates zuwider gewesen wäre. Dennoch litten gerade diese Christen von seiten der heidnischen Völker und des römischen Staates unbeschreiblich, weil sie darauf bestanden, ihre Lauterkeit Gott gegenüber zu bewahren.
LAUTERKEIT GEGENÜBER GOTT IMMER NOCH EINE STREITFRAGE
15. Welche von allen religiösen Gruppen erleidet heute Ähnliches um ihrer Lauterkeit gegenüber christlichen Grundsätzen willen? Beweise es.
15 Von allen religiösen Gruppen in der Welt sind Jehovas Zeugen diejenigen, die wegen ihres Glaubens und ihrer Lauterkeit gegenüber christlichen Grundsätzen in weitesten Kreisen kritisiert werden. Und ihres Standpunktes wegen haben sie sich bisweilen in Gerichtssälen befunden und in Gefängnissen, wie es bei den ersten Christen der Fall gewesen war. Ein Geschichtsprofessor erklärte: „Das bemerkenswerteste an den Zeugen ist vielleicht ihre Überzeugung, daß sie Gott mehr gehorchen müßten als irgendeiner anderen Macht in der Welt“ (These Also Believe [Auch diese glauben]). Das Ergebnis ist, wie es im Beacon Journal, Akron (Ohio), erklärt wurde: „Jehovas Zeugen nehmen ihren Glauben weit ernster als die große Mehrheit der Menschen. Ihre Grundsätze erinnern uns an die ersten Christen, die bei den Römern unbeliebt waren und von diesen grausam verfolgt wurden.“
16, 17. (a) Warum werden Jehovas Zeugen heute verfolgt? (b) Welchen Standpunkt nehmen sie gegenüber der politischen Welt ein, und was für eine schimpfliche Behandlung haben sie deswegen zu erleiden?
16 Die ersten Christen wurden oft verfolgt, weil sie sich weigerten, einen einfachen patriotischen Ritus zu leisten, nämlich dem Kaiser zu opfern. Jene Christen betrachteten einen solchen Brauch als Götzendienst. Auch Jesus verweigerte einen einzigen Akt der Anbetung, der dem Worte Gottes zuwider war. (Matth. 4:9) Ähnlicherweise zollen Jehovas Zeugen ihre Anbetung und Untertanentreue allein Gott. Gleich den ersten Christen führen sie ein ruhiges, sittlich reines, ja beispielhaftes Leben. Wie die ersten Christen lehnen sie es ebenfalls ab, den Staat zu vergöttern. Als Diener Gottes und Gesandte für Gottes Königreich grüßen Jehovas Zeugen keine Fahne irgendeiner Nation; sie bekunden jedoch Respekt vor der Fahne des Landes, in welchem sie wohnen, indem sie allen Gesetzen gehorchen, die mit Gottes Gesetzen nicht in Widerspruch sind. Der Fahnengruß wird von den Zeugen als ein religiöser Akt betrachtet, an dem sie aus Gewissensgründen nicht teilnehmen können. Sie betrachten den Akt als eine Verletzung des zweiten Gebots und der Christlichen Schriften, die vor Götzendienst warnen. (2. Mose 20:4, 5; 1. Joh. 5:21) Wenn auch ihr Standpunkt gegenüber dem Götzendienst wenig verstanden wird, betrachten sie ihn doch als wichtig genug, ihn als etwas anzusehen, was Leben oder Tod bedeuten kann. Ihr Standpunkt gleicht dem des Petrus und der anderen Apostel, die sagten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.“ — Apg. 5:29.
17 Jesus erklärte, sein Volk sei „kein Teil der Welt“, so, wie er kein Teil der Welt war. (Joh. 17:16) Wie jene ersten Christen, sind Jehovas Zeugen kein Teil der Welt; was daher die Politik und die Kriege dieser Welt betrifft, nehmen sie einen strikt neutralen Standpunkt ein. Dies hat zu Verfolgungen geführt, wie zum Beispiel im nationalsozialistischen Deutschland, wo Tausende von Zeugen in Hitlers Konzentrationslager geworfen wurden. So, wie Saulus von Tarsus die ersten Christen zu zwingen suchte, ihren Glauben zu widerrufen, so bemühte sich Hitler um dasselbe, indem er versuchte, Jehovas Zeugen zu veranlassen, ihre Unterschrift auf ein Schriftstück zu setzen, um ihrem Glauben abzuschwören, was sie jedoch mutig ablehnten. Andere Nationen haben vor nicht allzu langer Zeit versucht, sie zu veranlassen, Mitgliedskarten einer politischen Partei bei sich zu tragen, und dies in Verletzung ihrer christlichen Neutralität und ihres Gewissens, was zu tun sie standhaft zurückwiesen. Deswegen haben sie unter schwerster Verfolgung gelitten, sind aber als Volk von ihrer Lauterkeit gegenüber Gott nicht abgewichen.
18, 19. (a) Welchen Standpunkt nehmen sie in kommunistischen Ländern ein? (b) Wie ist es ihnen in einigen der emporkommenden Nationen Afrikas ergangen? Was ist das Ergebnis gewesen?
18 Heute kommen Jehovas Zeugen wegen ihrer Neutralität und weil sie kompromißlos für christliche Grundsätze einstehen, in kommunistischen und nichtkommunistischen Ländern oft ins Gefängnis. Im kommunistischen Polen zum Beispiel erklärte der Staatsanwalt bei der Verhandlung eines der Zeugen: „Die Zeugen Jehovas untergraben die bestehende Gesellschaftsordnung. Sie wählen nicht, sie grüßen die Fahne nicht und leisten keinen Militärdienst. Jehovas Zeugen stören die bestehende Ordnung geradeso, wie die ersten Christen die damalige Ordnung störten. Der römische Kaiser duldete sie nicht, auch wir können Jehovas Zeugen heute nicht dulden.“ Im wesentlichen bestand seine Klage darin, daß diese Leute unerträglich seien, weil sie das Gesetz Gottes halten.
19 In Ländern, die angeblich das Recht auf freie Gottesanbetung gewähren, sind Jehovas Zeugen eben dieser Rechte beraubt worden. Sie sind in Rotchina verboten. Sie sind in Rußland und in allen kommunistisch beherrschten Ländern verboten. Einige der emporkommenden Nationen Afrikas haben Jehovas Zeugen wegen ihrer christlichen Neutralität schamlos verfolgt. Aber selbst in diesen Ländern gedeiht die Gottesanbetung trotz Verfolgung.
DIE LEIDEN SOLLEN BALD ENDEN
20. Wozu sind Jehovas Zeugen entschlossen, wovon überzeugt?
20 Trotz der Verfolgung, der Jehovas Zeugen ausgesetzt sind, sind sie entschlossen, ungeachtet, wo sie in der Welt leben, Menschen des Friedens zu sein. Bei ihnen hat sich Jesajas Prophezeiung bereits erfüllt. Sie haben ihre ‘Schwerter zu Pflugmessern geschmiedet und ihre Speere zu Winzermessern, ... und sie werden den Krieg nicht mehr lernen’. (Jes. 2:4) Sie vertrauen darauf, daß Jehova Gott in seinem Krieg von Harmagedon bald aller Bosheit ein schnelles Ende bereiten wird. (Offb. 16:13-16) Sie sind der Zuversicht, daß Gottes Liebe gerechtfertigt dastehen wird. Sie sind überzeugt, daß die Streitfrage der universellen Souveränität und der Wahrhaftigkeit des Wortes Gottes für alle Zeiten zur Befriedigung aller im Universum Lebenden erledigt werden wird. Darum sind Jehovas Zeugen von der Überzeugung durchdrungen, daß die Zulassung des Bösen und der Verfolgung einem edlen Zweck gedient hat und zur Rechtfertigung des Wortes und Namens Gottes dient.
21. Was ist durch die Zulassung des Bösen festgestellt worden?
21 Die Zeit, in der Gott dem Bösen seinen Lauf gelassen hat, ist lang genug gewesen, daß die Bösen ihre üblen Absichten offenbaren konnten, um ‘das Maß ihrer Sünden vollzumachen’. (1. Thess. 2:16) Das Wort Gottes, das besagt, daß die bestehenden Systeme in der Welt grausam und herzlos und des Daseins nicht wert sind, ist dadurch als wahrhaftig unterstrichen worden. Schon ihre Verderbtheit und ihr Unvermögen verlangen, daß Gott sie gerechterweise richtet und sie vernichtet. Und all die Gerechtigkeitsliebenden werden sich über dieses Gericht freuen! — 1. Petr. 4:15-19.
22. Welchem Zweck hat die Verfolgung gedient, und welche Frage bleibt zur Beantwortung noch offen?
22 Die Verfolgung hat auch allen Menschen eine Gelegenheit geboten, zu zeigen, was sie in Wahrheit sind, ob sie an Gott und an sein Wort, die Bibel, glauben. Denn durch die Art und Weise, wie Menschen und Nationen geherrscht und das Volk Gottes behandelt haben, haben sie sich unauslöschlich zu solchen gestempelt, die für oder gegen Gott sind. (Matth. 25:40, 45) Durch die Verfolgung ist außer jedem Zweifel bestätigt worden, daß Gott Liebe ist und daß er Geduld hat mit der Menschheit und nicht wünscht, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß „alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“. (1. Tim. 2:3, 4) Die Verfolgung beweist ferner, daß Christen die Menschen lieben, indem sie ihnen diese Botschaft der Rettung überbringen, obwohl sie dadurch Übles zu erleiden haben. Die einzige Frage, die noch offenbleibt, ist diese: Auf welcher Seite der Streitfrage wirst du sein, wenn Gott schließlich den Kampf in der jetzt nahenden Schlacht von Harmagedon zu einem dramatischen Abschluß bringt? Wirst du als jemand erfunden werden, der seine Lauterkeit bewahrt haben wird? Befasse dich nun mit dieser Frage, denn dein ewiges Geschick hängt davon ab.
[Bild auf Seite 681]
Die ersten Christen wurden verfolgt, weil sie den patriotischen Ritus, dem Kaiser Weihrauch zu opfern, ablehnten. Wahre Christen vermeiden heute ebenfalls jede götzendienerische Handlung.