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  • Wird die Türkei fortfahren, die Religionsfreiheit mit Füßen zu treten?
  • Erwachet! 1973
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  • Das Oberste Militärgericht weist die Berufung zurück
  • Die Falschdarstellungen
  • Woher die irreführenden Informationen stammten
  • Worin sich Jehovas Zeugen „strafbar“ gemacht haben sollen
  • Der gute Ruf der Türkei in Gefahr
  • Wie Christen es betrachten, wenn sie ungerecht behandelt werden
  • Gelegenheit, eine Freundlichkeit zu erweisen
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Erwachet! 1973
g73 22. 12. S. 12-17

Wird die Türkei fortfahren, die Religionsfreiheit mit Füßen zu treten?

OB EINE Regierung, die schwere Krisen durchmacht, wahllos sowohl gegen Unschuldige, die zu Unrecht angeklagt werden, als auch gegen wirkliche Staatsfeinde vorgeht oder nicht, zeigt, wie es um sie bestellt ist. Läßt sich die Regierung durch Verdrehungen von Schwarzsehern beeinflussen, die versuchen, die Situation auszunutzen, um unbeliebte Minderheiten loszuwerden?

Die Türkei kämpft gegenwärtig verzweifelt gegen die Gefahr der Anarchie und des Terrorismus. In einem Brief an die Redaktion der New York Times schrieb der türkische Leiter des Nachrichtendienstes, Altemur Kilic:

„Die Türkei macht eine schwere Zeit durch: Einerseits führen Präsident, Regierung und Militär einen löblichen Kampf gegen Anarchie und Terrorismus, und andererseits sind sie bemüht, Reformen durchzuführen und die demokratische Regierungsform zu schützen.“

Gelingt es der Türkei wirklich, die demokratische Freiheit zu wahren? Von der türkischen Verfassung vom Jahre 1961 wird behauptet, sie sei „am fortschrittlichsten“ von allen Verfassungen der mosleminischen Länder. Die Türkei hat sich auch zu der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen bekannt, in der verkündet wird, daß jeder Mensch Anspruch „auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit“ hat. Dennoch wird in der Türkei die Freiheit unschuldiger Personen, der Zeugen Jehovas, mit Füßen getreten. Warum?

Das Oberste Militärgericht weist die Berufung zurück

Am 24. Januar 1973 verurteilte ein Militärgericht in Eskisehir (Türkei) vier christliche Zeugen Jehovas zu einer hohen Geldstrafe von je 5 000 TL (türk. Lirasi, etwa 357 Dollar). Das Gericht erklärte, sie seien gemäß Artikel 143/3 des türkischen Strafgesetzbuches schuldig. Am 17. April 1973 wurde das Urteil der unteren Instanz vom Obersten Militärgericht bestätigt.

In dem Urteil des Obersten Militärgerichts hieß es, die Angeklagten hätten „sich ohne Genehmigung einer internationalen Gesellschaft angeschlossen, die den Namen Jehovas Zeugen“ führe, sie wären „Zeugen Jehovas geworden“. In dem Urteil wird erklärt, die Tatsache, daß die Angeklagten mit anderen „über Jehovas Zeugen und insbesondere über die Bibel“ gesprochen hätten, beweise, daß „sie sich zu den Jehova-Auffassungen bekennen“ würden. Man macht sich jetzt in der Türkei strafbar, wenn man ein Zeuge Jehovas wird, und jeder, der sich zu diesem Glauben bekennt, muß mit einer Geldstrafe von 5 000 TL rechnen. Das entspricht einem großen Teil des durchschnittlichen Jahreseinkommens eines Türken. Ferner kann jemand, solange er an dieser Überzeugung festhält, jederzeit bestraft werden.

Bis jetzt sind etwa siebzig Personen verhaftet worden. Von diesen ist ein Teil bereits abgeurteilt worden, und ein Teil wartet darauf, vor Gericht gestellt zu werden. Auch kommt es ständig zu weiteren Verhaftungen.

Die Falschdarstellungen

Das Oberste Militärgericht bemühte sich, zu beweisen, daß Jehovas Zeugen, „abgesehen von den religiösen Auffassungen“, auch Auffassungen vertreten, die „zu der Entstehung einer äußerst gefährlichen Bewegung gegen unseren Staat führen können“. Diese Behauptung begründete das Gericht wie folgt (wir haben die Anklagen, die nicht zutreffen, kursiv gedruckt):

„Die Gesellschaft der Zeugen Jehovas, um die es bei diesem Prozeß geht, vertritt in ihren Schriften sowie in Vorträgen Auffassungen wie, man sollte gegenüber der Fahne oder anderen Hoheitszeichen weder Respekt noch Liebe bekunden; man sollte keinen Wehrdienst leisten, es sei erlaubt mehr als eine Frau zu heiraten, damit den Frauen die Jehova-Lehren eingeimpft werden könnten ... Sie schwächt oder zerstört die nationale Einheit, die nationale Tradition, das Nationalgefühl und das Nationalbewußtsein; sie arbeitet bewußt darauf hin, Verständnis für die Juden zu erwecken, indem sie den Standpunkt vertritt, daß Israel, das sind die Juden, alle Völker regieren wird; dadurch untergräbt sie das Nationalgefühl und dient dem Zionismus. ... Es wird auch gelehrt, daß die Menschen in brüderlicher Einheit leben und keinen Krieg führen sollten, daß man die Nationalfeiertage und religiösen Feste nicht begehen und daß man mehr als eine Frau heiraten sollte, in der Absicht, den Frauen den Jehova-Glauben zu vermitteln, und sich von den Frauen scheiden lassen sollte, die diesen Glauben nicht annehmen wollen; diese Auffassungen verstoßen gegen die öffentliche Ordnung und verletzen das Nationalgefühl.“

Diejenigen unter unseren Lesern, die die Lehren der Zeugen Jehovas kennen, wissen, daß alle Erklärungen, die wir kursiv gedruckt haben, völlig aus der Luft gegriffen sind. Für Leser, die nicht wissen, was Jehovas Zeugen glauben, unterbreiten wir folgende kurze Erklärung:

Respektieren Jehovas Zeugen die Fahne nicht? Das Oberste Gericht von Washington (USA) erklärte: „Jehovas Zeugen ... lehnen den Fahnengruß nicht deshalb ab, weil sie die Fahne nicht ehren würden, sondern wegen ihrer ehrlichen Überzeugung, die sich auf ihre Auslegung der Bibel stützt“ (Stone gegen Stone).

Erlauben sie, mehr als eine Frau zu heiraten? In der von Jehovas Zeugen herausgegebenen Schrift In der Hoffnung auf eine gerechte neue Welt leben wird gesagt:

„Durch Christus Jesus stellte er [Gott] die ursprüngliche Norm für die Ehe wieder her: daß der Mann nur eine Frau haben sollte. ... In Ländern, in denen die Männer meist mehrere Frauen haben, mag dieser biblische Grundsatz oft Schwierigkeiten bereiten. ... In diesem Fall stellt ihn die ,gute Botschaft vor eine Entscheidung. Sie verlangt von ihm einen bedeutenden Schritt: Er muß alle seine Nebenfrauen entlassen und darf nur die eine ... behalten“ (S. 41, 42).

Schwächen oder zerstören sie die nationale Einheit, obschon sie die Menschen dazu anhalten, in brüderlicher Einheit zu leben und keinen Krieg zu führen, wie sich das Oberste Militärgericht einige Sätze weiter ausdrückte? Jehovas Zeugen spornen die Menschen an, einander zu lieben; und es gibt kein stärkeres Band der Einigkeit als die Liebe. — Kol. 3:14.

Glauben sie, daß Israel, das sind die Juden, schließlich alle Völker regieren wird, und suchen sie Verständnis für die Juden zu erwecken? In einer Zeitschrift der Zeugen Jehovas, im Wachtturm, wird darüber gesagt: „Er [Gott] verkehrt mit keiner anderen Nation, auch nicht mit dem fleischlichen Volke Israel. ... Daher hat Gott es als Nation aufgegeben“ (1958, S. 316). Wie steht es mit dem Regieren aller Völker? Jehovas Zeugen glauben, daß Gottes himmlisches Königreich die Erde regieren wird.

Dienen Jehovas Zeugen dem Zionismus? Der amerikanische Gesandte im Libanon, Richard Heath, schrieb im Jahre 1956: „Den Beamten des Ministeriums [des libanesischen Informationsministeriums] wurde versichert, daß Der Wachtturm nicht prozionistisch ist. ... Sie [diese Zeitschrift] ist völlig unpolitisch.“

Lassen sie sich von den Frauen scheiden, die diesen Glauben nicht annehmen wollen? In dem Werk The Encyclopædia Britannica (Ausgabe 1959) wird unter dem Stichwort „Jehovas Zeugen“ gesagt: „Sie lehnen die Scheidung ab.“ Ein geschiedener Zeuge Jehovas darf nur dann wieder heiraten, wenn sein Ehepartner Ehebruch begangen hat. Wie handeln die Zeugen, wenn ihr Ehepartner mit ihrem Glauben nicht einverstanden ist? In der von ihnen verwendeten Schrift In der Hoffnung auf eine gerechte neue Welt leben wird folgender Rat gegeben: „Der christliche Partner, der sich des Ernstes der Ehe bewußt ist, ... ist nicht darauf bedacht, von seinem ungläubigen Partner loszukommen“ (S. 48).

Verstoßen solche Glaubensanschauungen, die sich auf die Bibel stützen, wirklich gegen die öffentliche Ordnung? Beantworte dir diese Frage selbst.

Mit diesen falschen, irreführenden Anklagen begründete das Oberste Militärgericht zur Hauptsache seine Auffassung, Jehovas Zeugen seien eine „äußerst gefährliche Bewegung“. Angenommen, wir streichen all die Falschanklagen von der Liste. Sind diese Menschen dann immer noch „gefährlich“? Dann blieben nämlich nur noch folgende Anklagepunkte:

„Man sollte keinen Wehrdienst leisten; ... die Menschen [sollten] in brüderlicher Einheit leben und keinen Krieg führen ... man [sollte] die Nationalfeiertage und religiösen Feste nicht begehen.“

Meinst du, daß man Menschen mit einer solchen Einstellung bestrafen sollte, indem man sie der Religionsfreiheit und ihres Lebensunterhalts beraubt? Es ist interessant, festzustellen, daß das untere Militärgericht diese Anschauungen nicht als strafwürdig ansah. Es erklärte:

„Eine Prüfung des Glaubens der Zeugen Jehovas hat ergeben, daß sie nicht versuchen, die politische oder soziale Ordnung des Staates zu ändern. ... Das Gericht hat geurteilt, daß die Angeklagten keine Propaganda getrieben haben, um die Bürger davon abzuhalten, ihre Pflichten gegenüber dem Staat zu erfüllen, und daß sie nicht versucht haben, Personen zu dem Zweck zu gewinnen, das Nationalgefühl zu schwächen. Daß sie nicht alle Pflichten, die ein Staatsbürger hat, erfüllen, ist an und für sich kein Verbrechen. Auch hat eine Prüfung ihrer Lehren und ihrer Schriften ergeben, daß sie niemanden ermuntern, die Fahne nicht zu respektieren, und niemanden davon abhalten, Wehrdienst zu leisten.“

Doch das Oberste Militärgericht stützte sein Urteil auf dieselben Anklagen und fügte die Falschanklagen noch hinzu. Waren die Richter (die Obersten N. Alkan, Y. Eryilmaz, A. C. Akgün, F. Marsan und N. Turanay) nicht richtig unterrichtet gewesen, als sie das Urteil fällten? Doch, denn es standen ihnen die von Jehovas Zeugen verwendeten Schriften in Türkisch zur Verfügung; auch wären ihnen umfangreiche Rechtsausführungen unterbreitet worden.

Gleichzeitig muß ihnen aber von anderer Seite irreführendes Material zugegangen sein. Woher stammte es?

Woher die irreführenden Informationen stammten

Man beachte folgendes: Einer der Anklagepunkte auf der Liste lautete, Jehovas Zeugen würden „die Nationalfeiertage und religiösen Feste nicht begehen“. Ferner wurde Bezug genommen auf die „Antwort vom Amt für religiöse Angelegenheiten [eine mosleminische Behörde] auf die schriftliche Anfrage Nr. 119 647 vom 7. Dezember 1957“.

Diese mosleminische Behörde schrieb u. a.: „Die Propaganda, die in unserem Land auf verschiedene Weise getrieben wird, könnte dem Islam schaden.“ Meint das Gericht das, wenn es von Jehovas Zeugen sagt, sie könnten sich zu „einer äußerst gefährlichen Bewegung gegen unseren Staat“ entwickeln? Könnte es sein, daß gewisse Kreise aus religiösen Gründen die gegenwärtige kritische Situation ausnutzen und versuchen, eine religiöse Minderheit zu unterdrücken?

Eine solche Handlungsweise widerspräche indessen den Lehren des Islams. So lesen wir im Koran, Sure LX, Vers 9:

„Was die betrifft, welche euch der Religion wegen weder bekämpft noch vertrieben haben, so verbietet euch Allah nicht, gegen diese freundlich und gerecht zu sein; denn Allah liebt die Gerechten“ (nach der Übertragung von Ludwig Ullmann, 1959).

Ist es „gerecht“ oder „freundlich“, über Menschen, von denen das Gericht selbst sagte, sie würden die Menschen lehren, „in brüderlicher Einheit“ zu leben und „keinen Krieg“ zu führen, etwas auszusagen, was gar nicht stimmt?

Worin sich Jehovas Zeugen „strafbar“ gemacht haben sollen

Das Gesetz, das gegen Jehovas Zeugen angewandt worden ist, zeigt, wie schwer es für die Ankläger war, etwas gegen sie zu finden. In Artikel 143/3 des türkischen Strafgesetzbuches wird gesagt, daß sich jemand strafbar macht, wenn er sich „in diesem Land ohne Erlaubnis einer internationalen Gesellschaft anschließt oder einer Gesellschaft, die ihren Sitz außerhalb des Landes hat, oder wenn er sich einer Institution oder einem Zweig einer solchen Gesellschaft anschließt“. Es ist ganz klar, daß dieses Gesetz darauf abzielt, die Tätigkeit von Organisationen, die staatsgefährdend sind, zu unterbinden. Es zielt nicht darauf ab, die Bevölkerung der Religionsfreiheit zu berauben. Artikel 19 der türkischen Verfassung vom Jahre 1961 lautet:

„Jeder hat das Recht, dem Diktat seines Gewissens zu folgen, dem Glauben seiner Wahl anzuhangen und seine Meinung frei zu äußern. Die freie Ausübung gottesdienstlicher Handlungen innerhalb der Schranken der Sittlichkeit und der öffentlichen Ordnung und der Gesetze, die erlassen worden sind, um sie aufrechtzuerhalten, ist gewährleistet.“

Wie rechtfertigt denn das Gericht sein Urteil über diese friedfertigen Christen? Es begründet seinen Entscheid zur Hauptsache wie folgt: Abgesehen vom religiösen Glauben sind Jehovas Zeugen Mitglieder einer Gesellschaft oder Korporation, die ihren Sitz außerhalb des Landes hat. Diese Gesellschaft „könnte in Zukunft jederzeit eine Gefahr für den türkischen Staat werden“, erklärte das untere Militärgericht. Es vertrat daher den Standpunkt, als „Präventivmaßnahme“ müsse verlangt werden, daß jeder, der ein Zeuge Jehovas sein wolle, sich eine Genehmigung beschaffen müsse. Aus diesem Grunde finde der Artikel 143/3 auf Jehovas Zeugen Anwendung.

Aber wenn man dieses Gesetz auf Jehovas Zeugen anwendet, warum wendet man es dann nicht auf die Mitglieder aller Kirchen an, die es in der Türkei gibt und die ihren Hauptsitz außerhalb des Landes haben? Der Katholik ist nicht weniger an den Vatikan in Rom gebunden. Das geistliche Oberhaupt der armenischen Kirche, der Katholikos, hat seinen Sitz in Etschmiadsin (Armenische Sowjetrepublik). Auch anerkannte protestantische Organisationen haben ihren kirchlichen Hauptsitz im Ausland.

Das Gericht machte einen Rechtsfehler, als es erklärte, Jehovas Zeugen wären Mitglieder einer Korporation, die ihren Sitz außerhalb des Landes habe, nämlich der Watch Tower Bible and Tract Society. Diese Korporation ist ein rechtliches Werkzeug, das gebraucht wird, um Grundeigentum besitzen und Schriften drucken zu können. Doch Jehovas Zeugen in der Türkei sind keine Mitglieder dieser Korporation. Nach den Statuten ist die Zahl der Mitglieder dieser Korporation auf fünfhundert beschränkt, und keines dieser Mitglieder wohnt in der Türkei.

Jehovas Zeugen in der Türkei gehören einer Religion an, so wie die Moslems, die Glieder der armenischen Kirche, die Katholiken und andere. Legt man es anders aus, so vergewaltigt man die Absicht des Gesetzes und zeigt deutlich, daß der Versuch gemacht wird, eine religiöse Minderheit zu unterdrücken. Ein solches Vorgehen würde in einem „freien“ Land als „religiöse Intoleranz“ gebrandmarkt werden. Möchte die Türkei in den Ruf kommen, ein Land zu sein, in dem eine solche Unduldsamkeit herrscht?

Der gute Ruf der Türkei in Gefahr

Einen weiteren Fehler machte das Gericht, als es sich anstatt auf Tatsachen auf Vermutungen stützte. Glauben die Militärrichter wirklich, daß diese kleine Gruppe, von der sie selbst sagten, sie lehre, „daß die Menschen in brüderlicher Einheit leben und keinen Krieg führen sollten“, in absehbarer Zeit „eine Gefahr für den türkischen Staat werden könnte“?

Kemal Atatürk, der hochgeachtete Schöpfer der modernen Türkei, sagte, die Türken sollten sich nur von der Vernunft und der Wissenschaft leiten lassen. Wäre es nicht vernünftiger, die türkische Justiz würde sich auf die Verfolgung derjenigen konzentrieren, die die Türkei wirklich in Schwierigkeiten gebracht haben, anstatt da eine Gefahr zu wittern, wo gar keine ist?

Ein weiterer Grundsatz Kemal Atatürks lautete: „Frieden im Land und Frieden mit dem Ausland“; diesen Grundsatz finden wir auch in der Präambel der türkischen Verfassung, deren Schöpfer „dem Grundsatz des Friedens völlig ergeben“ waren und von dem Wunsch geleitet wurden, „demokratische Gesetze zu erlassen ..., die die Rechte und die Freiheit des Menschen gewährleisten werden“. Wie der frühere Ministerpräsident Nihat Erim erklärte, ist dieses Ziel unverändert geblieben.

Ist das Oberste Militärgericht mit dieser Friedenspolitik einverstanden? Warum werden dann Personen verfolgt, die, wie das Gericht zugibt, ein Leben leben, das in Übereinstimmung mit diesem Grundsatz ist?

Werden die türkische Regierung und die türkische Justiz das Vertrauen rechtfertigen, das die Schöpfer der Verfassung gemäß der Präambel in sie gesetzt haben?

„Die türkische Nation setzt hiermit ... diese Verfassung in Kraft ... und vertraut sie der Wachsamkeit ihrer Söhne und Töchter an, die dem Grundsatz der Freiheit, des Rechts und der Treue ergeben sind, in der Überzeugung, daß Herz und Sinn der Bürger die eigentlichen Garanten dafür sind.“

Wieso könnte es im Interesse des Landes sein, eine Minderheit, die sich in keiner Weise gegen den Staat vergangen hat, zu unterdrücken? Die Unterdrückung von Minderheiten läßt die Behauptung eines Landes, ein freies Land zu sein, unglaubwürdig erscheinen.

Wie die türkischen Gerichte die Fälle der Zeugen Jehovas behandeln werden, die noch anhängig sind, wird zeigen, wie dieses Land wirklich zur Freiheit eingestellt ist. Die Zeitschrift The Middle East Journal brachte einen Artikel, in dem der Verfasser, Herr Erim, schrieb: „Die demokratische Regierungsform dieses Landes und die Hingabe des Volkes an diese Regierungsform haben schon mehrere schwere Prüfungen bestanden.“ Werden sie auch diese Prüfung bestehen?

Wie Christen es betrachten, wenn sie ungerecht behandelt werden

Christen sind nicht überrascht, daß Menschen, die Gott treu dienen, ungerecht behandelt und falsch dargestellt werden.

Auch Jesus Christus selbst, den der Islam als einen Propheten anerkennt, wurde von seinen religiösen Gegnern vor Gericht unzutreffender Dinge bezichtigt. Er sagte deutlich: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt.“ (Joh. 18:36) Doch seine religiösen Feinde unter den Juden brachten Falschanklagen vor, indem sie das römische Gesetz der laesa majestas („Majestätsbeleidigung“) zitierten. Dieses Gesetz war geschaffen worden, um politische Opposition gegen den Kaiser zu unterdrücken. Die Juden erklärten: „Jeder, der sich selbst zu einem König macht, redet wider Cäsar.“ (Joh. 19:12) Dieses Gesetz traf natürlich auf Jesus, der alles sorgfältig mied, was den Anschein erwecken konnte, daß er irdische Macht erringen wollte, nicht zu; er lehnte es mehrmals ab, solche Macht zu übernehmen. (Matth. 4:8-10; Joh. 6:15) Doch die religiösen Juden wandten ein Druckmittel an, um den Richter zu zwingen, das Gesetz auf Jesus anzuwenden. Pilatus, der Richter, sagte sogar, er habe „an diesem Menschen keinen Grund für die Beschuldigungen gefunden“, die sie gegen ihn vorgebracht hätten; aber schließlich gab er dem Druck der religiösen Juden nach und verurteilte Jesus aufgrund der Falschanklagen. (Luk. 23:14) Werden die türkischen Gerichte, die in einer ähnlichen Lage sind, dem Druck auch weiterhin nachgeben?

Wenn die türkischen Gerichte aufrichtig den Wunsch haben, daß alle Bürger des Landes gerecht behandelt werden, werden sie ihren Standpunkt korrigieren; dabei werden sie sich auf Tatsachenmaterial stützen, das ihnen von einer Seite unterbreitet worden ist, die unvoreingenommen ist, sowie auf die Freiheitsrechte, die von der Verfassung gewährleistet werden.

Gelegenheit, eine Freundlichkeit zu erweisen

Kannst du die türkischen Behörden in ihren Bemühungen, Recht zu sprechen, unterstützen? Ja. Du bist vielleicht kein Zeuge Jehovas, dennoch weißt du bestimmt einiges über ihr christliches Verhalten. Wenn ja, dann hast du eine gute Gelegenheit, zu zeigen, wo du in der Frage der Religionsfreiheit für alle Menschen stehst.

Der Grundsatz, der in Matthäus 10:42 zu finden ist, zeigt, was Personen, ganz gleich, zu welchem Glauben sie sich bekennen, die richtig eingestellt sind, tun möchten, wenn sie sehen, daß aufrichtige Christen Hilfe benötigen: „Wer irgendeinem dieser Kleinen nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch, er wird seines Lohnes keinesfalls verlustig gehen.“ Du kannst viel tun, um diese Jünger Christi zu erfrischen, indem du die Wahrheit über Jehovas Zeugen bekanntmachst.

Du möchtest vielleicht in einem Brief darum bitten, daß man ihnen Gerechtigkeit widerfahren läßt, dabei aber auch Verständnis für die schweren inneren Probleme der Türkei zum Ausdruck bringen. Wenn du deshalb schreiben möchtest, dann wäre es angebracht, deinen Brief an die türkische Gesandtschaft oder an eines der türkischen Konsulate in deinem Land zu richten oder an Vertreter der Regierung in der Türkei. Nachstehend sind Namen und Adressen türkischer Regierungsvertreter aufgeführt, an die solche Briefe gesandt werden können.

ANSCHRIFTEN VON AMTSPERSONEN

Seiner Exzellenz

dem Präsidenten der Republik

Fahri S. Korutürk

Präsidentenpalast

Çankaya Köskü

Ankara

Türkei

An den Herrn

Justizminister

Hayri Mumcuoglu

Bakanliklar

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An den Herrn

Innenminister

Mukadder Öztekin

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Ankara

Türkei

An den Herrn

Ministerpräsidenten

Naim Talu

Basbakanlik

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