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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1957
w57 1. 11. S. 644-648

Wird das Predigen im Freien anerkannt?

Das Predigen in Kathedralen und anderen Kirchengebäuden wird schon seit langem als eine ehrenhafte, begünstigte Tätigkeit anerkannt und zugelassen. Welche Stellung nimmt das Predigen im Freien ein?

BESUCHERN von London fällt es immer wieder auf, daß dort häufig unter freiem Himmel gepredigt wird. Oft sieht man, wie ein Geistlicher vor einer Kirche steht und seine Predigt einer auf dem Rasen oder dem Bürgersteig versammelten Menge hält. In Amerika und anderswo sind die Prediger der Heilsarmee, die auf Straßen und Plätzen auftreten, wohlbekannt. Bei vielen Wohnungsinhabern sprachen schon die Prediger oder Missionare der Mormonen an der Tür vor. Und wer ist noch nie von Jehovas Zeugen besucht worden, die von Haus zu Haus gehen und die gute Botschaft von Gottes Königreich verkündigen? Da das Predigen in der Öffentlichkeit immer ausgedehntere Formen annimmt, entsteht folgende interessante Frage:

Wird das Predigen im Freien anerkannt? Damit meinen wir, wie es sich mit dieser Art des Predigens in vier wesentlichen Beziehungen verhalte. 1. Wird es geschichtlich bestätigt und hat es sich als erfolgreich erwiesen? 2. Ist es heute, da doch selten jemand weit von einer Kirche entfernt wohnt, noch angebracht? 3. Wird es rechtlich von Regierungsstellen und Gerichtshöfen anerkannt? 4. Was sagt Gottes Wort, die Bibel, über das Predigen im Freien?

Im allgemeinen hält man heute das Predigen im Freien für eine neuere Methode. Wenn wir jedoch in der Geschichte nachforschen, werden wir eines Besseren belehrt. „Das Predigen im Freien ist keine ‚neue Methode‘“, schrieb Edwin Hallock Byington in seinem Werk Open-Air Preaching [Das Predigen im Freien]. „Es war die ursprüngliche Art, den geoffenbarten Willen Gottes unter den Menschen kundzutun. Diese Methode ist nicht nur ‚so alt wie das Predigen selbst‘, sondern jahrhundertelang wurde nur auf diese Art gepredigt. ‚Wir dürfen ohne weiteres annehmen‘, sagt Spurgeon, ‚daß Henoch, der siebente von Adam, als er prophezeite, sich nach keiner besseren Kanzel umsah als nach einem Berghang und daß Noah, der Prediger der Gerechtigkeit, bereit war, mit seinen Zeitgenossen auf dem Schiffbauplatz zu argumentieren1.‘“

IM MITTELALTER UND WÄHREND DER REFORMATION WURDE SO GEPREDIGT

Wer die Geschichte des Predigens im Freien etwas eingehender erforscht, wird bald feststellen, daß man sich im Mittelalter dieser Methode des Predigens nicht selten bediente. Der Geschichtsschreiber Byington lenkt die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß Franz von Assisi, der katholische Heilige, seine Missionstätigkeit damit begann, daß er in den Straßen von Assisi predigte. „Von dem Hl. Dominikus“, schrieb Byington, „wird gesagt, er habe, wem immer er auf der Landstraße begegnete … gepredigt2.“

Der englische Theologe Johann Wiklif, der „Morgenstern der Reformation“, hatte großes Interesse für das Predigen im Freien. Er interessierte viele seiner aufrichtigen Zeitgenossen dafür, schulte sie zu Predigern und sandte sie aus, das Evangelium zu verkündigen. Von Wiklifs Predigern sagt Professor Lechler: „Sie zogen von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt und von Grafschaft zu Grafschaft, indem sie ohne Rast und ohne Ruh predigten, lehrten und warnten, wo immer sie hörende Ohren fanden, manchmal in einer Kirche oder Kapelle, manchmal auf dem Kirchhof, wenn sie die Kirche selbst verschlossen fanden, und manchmal auch öffentlich auf Straßen und Marktplätzen3.“

Eine weitere Autorität schreibt über sie: „Auffallend einfach gekleidet und ohne eine Bewilligung der örtlichen Kirchenbehörden zu besitzen, predigten sie ihre Lehre offen, nicht nur in Kirchen und auf Kirchhöfen, sondern auch auf Markt- und Messeplätzen, ja überall, wo die Leute in großen Mengen zusammenkamen4.“

Während der Reformation selbst wurde vom Predigen im Freien ausgiebig Gebrauch gemacht. Wie wir aus dem Werk Open-Air Preaching erfahren, habe Martin Luther laut Berichten auf dem Marktplatz in Zwickau vor 25 000 Zuhörern gesprochen. Johannes Huß predigte ebenfalls in Geschäftsvierteln. Ja in ganz Europa predigten während der Reformation die Missionare am Wegesrand. Wie erfolgreich sie dabei gewesen sein mußten! Um die Wirkung dieser Predigttätigkeit der Protestanten einzudämmen, machte die katholische Kirche auf ihre eigene Art vom Predigen im Freien Gebrauch. „Rom entsandte seine eigenen Prediger“, schrieb Byington, „die ihren Einfluß unterdrückten, indem sie ihnen vor den Leuten auf den Straßen und auf den Marktplätzen entgegentraten … Da war Robert, der Gründer des Zisterzienser-Mönchsordens, dem Papst Urban II. erlaubte, überall zu predigen. Während er von Stadt zu Stadt und von Provinz zu Provinz zog, betrachtete er seine Erlaubnis nicht als auf die Kirchen beschränkt, und so predigte er auch auf den Landstraßen und in den Wäldern5.“

Und die Jesuiten? Auch sie kannten den Vorzug des Predigens im Freien. So schrieb ein Historiker: „Diese waren eine Art Feldmönche, die bereit waren, sich als Prediger, Lehrer, Missionare, Kaufleute, Forscher oder Politiker zu betätigen. Der Orden wandte jedes Mittel an, um die Oberhand zu gewinnen, bediente sich jeder Methode, um sowohl Nationen als Kirchen zu beherrschen6.“

Nach der Reformation vergaßen die Protestanten den Wert des Predigens im Freien nicht. Der Gründer der Methodistenkirche, John Wesley, predigte in Parkanlagen und auf den Straßen. Er betrachtete in der Tat die Welt als seine Gemeinde7. Wesley organisierte schließlich eine große Körperschaft von Predigern, die zum Teil seßhaft waren und zum Teil umherreisten. Sie predigten im Freien, in Privatwohnungen und wo immer sie hörende Ohren fanden. Ein Historiker sagt über sie: „Das Land war in Bezirke aufgeteilt, in denen jeder der Prediger eine bestimmte Zeit umherreiste. Im Jahre 1765 gab es in England fünfundzwanzig solche Bezirke, in Wales zwei, in Schottland vier, in Irland acht, und ihre Zahl nahm trotz nicht geringer Verfolgung rasch zu. Pöbelaufläufe waren keine Seltenheit, und das Leben Wesleys stand oft in Gefahr8.“

Aber nicht nur die Methodisten, sondern, wie uns die Flugschrift Preaching in the Open Air berichtet, auch die Baptisten, die Presbyterianer, die Episkopalisten und andere Kirchen haben seit Menschengedenken von der Methode, auf Straßen und in Parkanlagen zu predigen, Gebrauch gemacht9.

Welche Fülle geschichtlicher Beweise haben wir also für die altbekannte Methode des Predigens im Freien und ihre Wirksamkeit! Und trotzdem gibt es so viele Leute, die denken, sie sei etwas Neues.

IST ES HEUTE NOCH NOTWENDIG?

Zugegeben, daß sich das Predigen im Freien als erfolgreich erwiesen hat, indem sich dadurch viele Menschen der Religion zuwandten; ist diese Methode aber heute, da doch fast jedermann in der Christenheit von seiner Wohnung aus einen Kirchturm sehen kann, noch angebracht? Ist sie noch angebracht, wenn die Kirchen — wenigstens in Amerika — oft überfüllt sind? Dies gibt zu einigen tiefgehenden Fragen Anlaß.

Weshalb haben Prediger und Geistliche der anerkannten Kirchen zu Bingospielen, Basaren und anderen weltlichen, gewinnbringenden Mitteln Zuflucht genommen? Warum sind viele Geistliche so sehr daran interessiert, in ihrer Stadt einen Billy-Graham-Kreuzzug durchzuführen? Warum sagte Billy Graham zu Beginn seines New Yorker Kreuzzuges: „Viele Geistliche waren entmutigt und enttäuscht … Bei manchen, mit denen wir sprachen, stellten wir eine gewisse Verzweiflung fest. Pfarrer, die mit uns in theologischer Hinsicht nicht übereinstimmen konnten … sind aus dem einfachen Grunde bereit, mit uns zusammenzuarbeiten, weil es keine andere Möglichkeit zu geben scheint10“?

Warum gehören mehr als die Hälfte (nämlich 54,9 %) der 8 000 000 Einwohner der Stadt New York keiner Konfession an? Weshalb erklärte ein führendes Mitglied der Methodistenkirche, daß sowohl Hindus wie Buddhisten und Moslems Amerika als fruchtbares Feld für die Evangelisationstätigkeit betrachten? Warum sagt das vor kurzem erschienene Buch The New Ordeal of Christianity (Die neue Erprobung des Christentums) folgendes: „Das auffallendste an den protestantischen Kirchen in England heute … ist, daß sie meistens leer sind … In Schottland ist die Lage, sofern das möglich ist, noch schlimmer als in England. Und in Skandinavien ist sie erschreckend11“?

Wieso sprach der Historiker Arnold Toynbee von einer „geistigen Leere in der Welt12“? Warum ermunterte der Geistliche John O’Brien im Catholic Herald Citizen „jeden Katholiken, Geistlichen oder Laien“, jede Woche „mindestens eine Stunde darauf zu verwenden, ‚von Haus zu Haus‘ zu gehen13“? Und weshalb schrieb Marcus Bach in The Christian Century über Jehovas Zeugen: „Welchen Rat sollen wir jenen geben, die darauf bestehen, daß ‚man ihnen Einhalt gebieten sollte‘? … Es gibt darauf nur eine Antwort: Jehovas Zeugen sind keine Gefahr, sondern stellen eine Herausforderung dar, wodurch die traditionelle Kirche erneut aufgefordert wird, Zeugnis abzulegen14!“

Die Antwort liegt nun auf der Hand. Millionen Menschen haben keine Verbindung mit der Religion! Sie gehen nicht in die anerkannten Kirchen, und gewisse Kirchenführer sehen auch ein, daß außer der üblichen Predigt in der Kirche noch eine andere Methode erforderlich ist, um sie für die Religion zu gewinnen. J. Benson Hamilton beschreibt den Stand der Dinge treffend in folgenden Worten: „Aus Gründen, die keiner weiteren Erklärung bedürfen, hegt eine große Menge unseres Volkes ein Vorurteil gegen unsere Kirchen. Ihre Gottesdienste werden von diesen Menschen nicht besucht, selbst wenn noch soviel getan wird, um sie dort hinzulocken. Ihnen muß das Evangelium am Wegesrand, an der Straßenecke, am Strand, in den Bergen und in den Wäldern verkündigt werden15.“

Wie dringend notwendig ist es daher heute, die wirksamste Methode anzuwenden, um die Menschen zu erreichen! Ein „aggressives Christentum“ — wie gewisse Geistliche es genannt haben — ist heute noch dringender nötig als zu der Zeit, da Dr. John W. Kennion, ein führender New Yorker Straßenprediger, dem Bürgermeister der Stadt New York folgenden Bericht gab: „Ich habe mich der Aufgabe gewidmet, das Ansehen Christi auf den Straßen unserer Stadt zu heben … und während dieser Zeit habe ich festgestellt, daß weitaus der größte Teil der Bevölkerung fast durchweg darin übereinstimmt, daß diese Methode notwendig, nützlich und wertvoll, ja daß sie am besten geeignet ist, den Bedürfnissen der ‚Massen‘ zu entsprechen, die das herrliche Evangelium Jesu Christi nicht kennen und nicht in der Lage sind, jene Stätten aufzusuchen, wo man den Klang der Posaune der Rettung regelmäßig hören kann. Durch diese Straßengottesdienste wird jene Klasse von Menschen erreicht, die zu den unteren Schichten Ihrer Gemeinde gehört, welche von unseren Kommissionen, Vereinigungen und Missionaren nicht erreicht wird16.“

Ja, sei es nun, daß auf den Straßen, in Parkanlagen oder von Haus zu Haus gepredigt wird, so wird doch diese wirksame Methode des Predigens im Freien als notwendig anerkannt. „Durch diese Methode kann das Christentum am leichtesten und erfolgreichsten in neue Gebiete vordringen“, schrieb E. H. Byington. „Ohne sie wäre das Missionswerk behindert, und der ganze Fortschritt würde gehemmt oder gar in Frage gezogen. Durch diese Methode wurden die Menschen, die außerhalb des kirchlichen Einflusses stehen, von jeher am schnellsten erreicht17.“

DURCH GESETZE UND GERICHTSENTSCHEIDE ANERKANNT

Etwas, das so wichtig ist, wie das Predigen im Freien, verdient gesetzliche Anerkennung und hat sie auch. Von den vielen Rechtsfällen, in denen das Predigen im Freien gesetzlich anerkannt worden ist, gibt es wohl wenige, in denen ein so eindrucksvoller Entscheid gefällt wurde wie jener, den das US-Amt für den Wehrdienst fällte:

„Im allgemeinen besteht die Ansicht, daß das ‚Predigen und Lehren‘ mündlich und von der Kanzel oder vom Podium aus geschehen müsse. Das ist jedoch nicht das Ausschlaggebende. Das Predigen und Lehren ist weder örtlich beschränkt noch an das gesprochene Wort gebunden. Die Methode, die zur Übermittlung von Kenntnissen angewandt wird, ist nicht maßgebend für deren Wert, noch beeinflußt sie den verfolgten Zweck oder das Ziel. Jemand kann von der Kanzel herab, vom Bordstein aus, auf dem Felde oder vor Wohnungstüren predigen oder lehren. Er kann seine Botschaft ‚von den Dächern‘ ausrufen oder sie auf ‚steinerne Tafeln‘ schreiben. Er kann eine ‚Bergpredigt‘ halten … Er kann täglich durch die Straßen gehen und mit seinen Mitmenschen über die Ideale sprechen, die die Grundlage seiner religiösen Überzeugung bilden, oder er kann seine Botschaft schriftlich oder in gedruckter Form übermitteln, aber dessenungeachtet ist er ein Prediger, sofern er die betreffende Methode für wirksam hält und sie anwendet, um den Menschen die Grundsätze der Religion in Sinn und Herz einzuprägen18.“

Das ist eine vernünftige, logische Ansicht über das Predigen im Freien. Wie unvernünftig wäre es doch, anders darüber zu denken! Wer von uns könnte sich vorstellen, daß Christus Jesus das Predigen auf gewisse Orte beschränkt hätte? Hielt er etwa die berühmteste Predigt aller Zeiten in einer Kathedrale oder in sonst einem Kirchengebäude? Nein, er hielt die Bergpredigt selbstverständlich im Freien!

Sagte Christus Jesus nicht: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an19“? Heute gibt es jedoch wenige Geistliche der anerkannten Kirchen, die die Botschaft von Tür zu Tür predigen. Kein Wunder, daß von Haus zu Haus wirkende Prediger dringend nötig sind.

Es ist im Interesse des Volkes gewesen, daß das Predigen von Haus zu Haus durch die Entscheide höchster Gerichtsinstanzen anerkannt wurde. Aus einem wichtigen Mehrheitsentscheid, den 1943 das Oberste Bundesgericht der USA fällte, zitieren wir folgendes:

„Diese Form religiöser Tätigkeit ist durch das Erste Amendement ebenso geschützt wie der Gottesdienst in den Kirchen und das Predigen von den Kanzeln. Sie kann denselben Anspruch auf Schutz erheben wie die anerkannteren und herkömmlicheren Formen der Religionsausübung … Wir sind der Auffassung, daß das Predigen religiöser Ansichten oder das Predigen des Evangeliums durch die Verbreitung religiöser Schriften und durch persönliche Besuche eine uralte Evangelisierungs­methode ist und ebensogut beanspruchen darf, durch die Verfassung geschützt zu werden, wie die anerkannteren Methoden … Die bloße Tatsache, daß die religiösen Schriften von den Reisepredigern ‚verkauft‘ und nicht ‚verschenkt‘ werden, macht die Evangelisation nicht zu einem Handelsunternehmen. Wenn dies der Fall wäre, dann würde das Herumreichen eines Kollektentellers in der Kirche den Gottesdienst zu einem geschäftlichen Unternehmen machen … Wir können den Rechten der reisenden Evangelisten, die ihre religiösen Ansichten und ihre Glaubenslehren durch die Verbreitung von Schriften bekanntmachen, wieder ihren hohen, verfassungsmäßigen Platz einräumen20.“

DIE ANERKENNUNG VON MASSGEBENDER SEITE

Doch selbst wenn das Predigen im Freien nicht die gesetzliche Anerkennung der Menschen hätte, so käme es bei einer endgültigen Untersuchung schließlich darauf an, was Gottes Wort darüber zu sagen hat. Wie wir durch ein Studium der Bibel erfahren, wandte der Gründer des Christentums jede nur mögliche Methode zur Ausbreitung der guten Botschaft vom Königreich an. Manchmal predigte er in Synagogen, aber noch häufiger im Freien, denn „er ging durch die Dörfer ringsum und lehrte21“. Christus predigte, wo immer er Menschen fand. „Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Und er tat seinen Mund auf [und] lehrte sie22.“

Bei einer anderen Gelegenheit „hatte Jesus das Haus verlassen und saß am Meer; und große Mengen versammelten sich zu ihm, so daß er an Bord eines Schiffes ging und sich setzte, und die ganze Menge stand am Strand. Dann sprach er über viele Dinge23.“

Jesus sandte seine Apostel und Jünger aus und gebot ihnen, so zu predigen, wie er es tat. Von Paulus lesen wir: „Er begann in der Synagoge mit den Juden und den anderen Leuten, die Gott anbeteten, und jeden Tag auf dem Marktplatz mit denen zu argumentieren, die er gerade antraf24.“ „Ich hielt nicht zurück, euch irgend etwas von den Dingen, die nützlich waren, zu sagen oder euch öffentlich und von Haus zu Haus zu lehren25.“ Und von den Aposteln steht geschrieben: „Jeden Tag im Tempel und von Haus zu Haus fuhren sie … fort, zu lehren und die gute Botschaft in bezug auf den Christus, Jesus, zu verkündigen26.“

Es ist wirklich eigenartig, daß es, obwohl das Predigen im Freien von so vielen Autoritäten anerkannt und bestätigt wird, immer noch eine nicht geringe Zahl von Leuten gibt, die glaubt, die Religion gehöre ausschließlich in die Kirchen und Kathedralen. Weshalb sollte die Ausbreitung des Wortes Gottes irgendwie eingeschränkt werden, wenn der Sohn Gottes doch sagte: „Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht27“? Die geistige Nahrung ist ebenso unerläßlich wie die materielle Nahrung, die überall abgegeben wird — in Geschäften, im Freien, auf Marktplätzen, an Straßenecken und von Haus zu Haus. Sollte zur Abgabe der lebenswichtigen geistigen Nahrung eine weniger wirkungsvolle Methode angewandt werden, besonders angesichts der Tatsache, daß heute, wie ein Geistlicher es bezeichnete, „eine religiöse Leere von noch nie dagewesenem Ausmaß herrscht28“? Und sollte jemand, selbst wenn er eine noch so hohe Stellung bekleidet, verächtlich auf eine Methode herabblicken, die eine so überaus große Anerkennung genießt? A. F. Schauffler bringt die unweigerliche Schlußfolgerung in nachstehenden Worten zum Ausdruck:

„Wenn das Predigen im Freien also etwas Neues oder Unbiblisches wäre, dann täten wir gut, es uns zuerst sorgfältig zu überlegen, bevor wir es versuchten. Da aber diese Methode ‚so alt ist wie die Berge‘ und in der Heiligen Schrift so ausgiebig bestätigt wird, ja, da sie von unserem Meister selbst gutgeheißen wird, warum in aller Welt sollte jemand dann noch einen Augenblick zögern?

Ich stelle mir vor, den Apostel Paulus heute bei einer Tagung der Geistlichen zu sehen … höre seine Bemerkungen … ‚Ich habe einen großen Fehler gemacht, und wenn ich mit meiner Tätigkeit wieder von vorn begänne, würde ich nicht von den Stufen des Turmes von Antonia oder vom Marshügel predigen.‘ Kein Gedanke daran! Eher stelle ich mir vor, daß er sich in flammenden Worten darüber aussprechen würde, wie träge die moderne Kirche geworden ist und wie sie verfehlt hat, Gelegenheiten auszunutzen, um das Evangelium des gepriesenen Herrn kundzutun … Dies tue ich von ganzem Herzen … ich empfehle allen, die den ausdrücklichen Geboten ihres Meisters nachkommen wollen, diese Methode anzuwenden und ‚auf die Gassen und Straßen hinauszugehen und sie [die Menschen] zu nötigen, hereinzukommen29‘.“

Quellenangaben

1 Open-Air Preaching [Das Predigen im Freien], von Edwin Hallock Byington (Hartford, Connecticut, 1892: Theologieseminar Hartford), S. 9.

2 Ebenda, S. 30.

3 John Wyclif, von Professor Lechler (London, 1878: Kegan Paul & Co.), Band 1, S. 310.

4 Life of John Wycliffe, von Robert Vaughan (London, 1881: Holdsworth and Vaughan), Band II, S. 163.

5 Open-Air Preaching, S. 29, 30.

6 History of the Christian Church, Blackburn (New York, 1879: Cranston & Stowe).

7 Open-Air Preaching, S. 71.

8 History of the Christian Church, S. 629.

9 Preaching in the Open Air, eine Flugschrift von George Charles Smith (London, 1829: W. K. Wakefield), S. 4, 9, 10, 12, 25—28.

10 The Nation, 11. Mai 1957.

11 The New Ordeal of Christianity, von Paul Hutchinson (New York, 1957: Association Press).

12 The Christian Century, 20. Februar 1957.

13 Catholic Herald Citizen, 5. Januar 1957.

14 The Christian Century, 13. Februar 1957.

15 Empty Churches and How to Fill Them, von J. Benson Hamilton (New York, 1879: Phillips and Hunt), S. 64.

16 Report of Four Years’ Labor of Love and Deeds of Mercy, eine Flugschrift von Dr. John W. Kennion (Brooklyn Job and Book Printing Department, 1880), Seite 3 des Vorwortes.

17 Open-Air Preaching, S. 25.

18 Selective Service in Wartime, Zweiter Bericht des Direktors der Aushebungskommission, 1941—42, S. 239—241, unter der Überschrift „Besondere Probleme der Einteilung“.

19 Off. 3:20, NW.

20 Murdock v. Pennsylvania, 319 U.S. 105 (3. Mai 1943).

21 Mark. 6:6.

22 Matth. 5:1, 2.

23 Matth. 13:1-3, NW.

24 Apg. 17:17, NW.

25 Apg. 20:20, NW.

26 Apg. 5:42, NW.

27 Matth. 4:4, NW.

28 New York Times, 21. Januar 1957, David H. C. Reed, presbyterianischer Geistlicher.

29 Open-Air Preaching, Vorwort zu dem Buch von A. F. Schauffler.

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