Fragen von Lesern
● Im Wachtturm vom 15. April 1962, Seite 238, wird auf eine dem Papst telegraphisch übermittelte Bittschrift Bezug genommen, in der einige katholische Organisationen die Exkommunikation Hitlers verlangten. Da diese Feststellung von verschiedenen Seiten angefochten wurde, geben wir im nachstehenden den vollständigen Wortlaut des im Catholic Telegraph-Register (Cincinnati, Ohio) vom 1. September 1939, erschienenen Berichts wieder:
„ALS KATHOLIK ERZOGEN, MIT GLAUBEN ABER IN WIDERSPRUCH, SAGT TELEGRAMM AN PAPST
250 in Chikago versammelte Delegierte verschiedener Gruppen der ‚Nations, Religious Veteran’s Trade Union‘ richten gemeinsam einen aufsehenerregenden Appell an den Papst.
(Obwohl wir den nachstehenden Artikel als erwähnenswerte Nachricht veröffentlichen, halten wir es nicht für weise, in einer solch ernsten Sache — wir meinen damit die Exkommunikation — Schritte zu unternehmen. Das überläßt man am besten den kirchlichen Obrigkeiten. Sie wissen am besten, was alles damit verbunden ist und welche Folgen daraus entstehen könnten. — DIE REDAKTION.)
(Von James Colvin)
CHIKAGO (Exklusivbericht) — Ein Appell an Pius XII., Reichsführer Adolf Hitler zu exkommunizieren.
Der Beschluß bildete den Höhepunkt einer Tagung der europäischen Delegierten der ‚Nations, Religious Veterans’ Trade Union‘, die in den Vereinten Organisationen zur Verteidigung der Demokratie zusammengeschlossen sind.
Abschriften des Telegramms gingen den Kardinälen George Mundelein von Chikago, William O’Connell von Boston und Dennis Dougherty von Philadelphia sowie Erzbischof Amleto Giovanni Cicognani, dem Vertreter des Apostolischen Stuhls bei der amerikanischen Regierung in Washington zu.
‚Adolf Hitler‘, heißt es darin unter anderem, ‚hat katholische Eltern, wurde katholisch getauft und ist als Katholik aufgewachsen und erzogen worden. Durch seine Reden, Taten und Befehle hat er sich in aller Augen zur größten Gefahr des Christentums und der ganzen Zivilisation gemacht. Dennoch hat er bis heute seine Zugehörigkeit zu der Kirche seiner Eltern nicht öffentlich bestritten und untersteht somit immer noch den Gesetzen und der Zucht der Kirche.
Da wir fest davon überzeugt sind, daß die Exkommunikation Adolf Hitlers den Interessen der Freiheit, des Christentums, der Menschlichkeit und der heutigen Zivilisation dienen würde, wenden wir uns hiermit ehrerbietig an Eure Heiligkeit mit der dringenden Bitte, Adolf Hitler offiziell zu exkommunizieren.‘
Auf einer Massenversammlung erklärte ein Redner: ‚Wir beten zu den Heiligen und erkennen dadurch die Macht des Papsttums an. Wenn jene Bitten erhört werden, warum sollte diese nicht Gehör finden?‘ Zu den Organisationen, die auf dieser Tagung vertreten waren, gehörten unter anderem auch Gruppen des polnischen Nationalbundes, der polnischen Katholikenvereinigungen und des mit ihnen verbundenen Komitees slowakischer Organisationen.“
● In den Wachtturm-Schriften wird gesagt, Isaak sei erst mit fünf Jahren entwöhnt worden. Worauf stützt sich diese Behauptung? — H. S., USA.
Die Bibel sagt nicht ausdrücklich, wie alt Isaak war, als er entwöhnt wurde, enthält aber bestimmte Anhaltspunkte, die uns helfen, diesen Zeitpunkt zu ermitteln. Stephanus sagte nach Apostelgeschichte 7:6, 7: „Gott aber sprach also: ‚Sein [Abrahams] Same wird ein Fremdling sein in fremdem Lande, und man wird ihn knechten und mißhandeln vierhundert Jahre.‘“ — 1. Mose 15:13.
Was sollte nach Ablauf der vierhundert Jahre geschehen? 1. Mose 15:14 gibt die Antwort: „Aber ich werde die Nation auch richten, welcher sie dienen werden; und danach werden sie ausziehen mit großer Habe.“ Gott vollstreckte seine Richtersprüche an Ägypten durch zehn Plagen, danach zogen die Israeliten, beladen mit den Kostbarkeiten der Ägypter, aus diesem Lande aus, durchschritten das Rote Meer und wanderten weiter nach Südosten, bis sie zum Berg Sinai kamen. Dort versammelten sie sich, um Jehova anzubeten. — 2. Mose 7:4, 5; 12:35, 36.
Nach der biblischen Zeitrechnung, die 1951 im Wachtturm (S. 223, 224) erschien und auch im Buch „Neue Himmel und eine neue Erde“ veröffentlicht wurde, fiel diese Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft in das Jahr 1513 v. Chr. Da mit diesem Ereignis die vierhundert Jahre der Mißhandlung zu Ende waren, müssen sie 1913 v. Chr. begonnen haben. Nach der erwähnten Zeitrechnung war Isaak damals fünf Jahre alt.
Nach der Prophezeiung sollten die Nachkommen Abrahams als Fremdlinge in einem fremden Lande wohnen. Diese Prophezeiung erfüllte sich auch. Isaak lebte vom Tage seiner Geburt an in einem fremden Land, denn sein Vater war aus Ur, seiner Heimatstadt, ausgezogen und wohnte als Fremdling in Südpalästina. Nach der Prophezeiung sollten Abrahams Nachkommen auch in Knechtschaft geraten oder versklavt werden, das war jedoch nicht der Fall, solange sie als Fremdlinge in jenem Gebiet wohnten. Joseph wurde erst 1750 v. Chr. von seinen Brüdern als Sklave verkauft und nach Ägypten gebracht, wo er später Erstminister wurde, und erst danach wurden seine Nachkommen und die Nachkommen seiner Brüder, die nach Ägypten gekommen waren und sich zu einem ansehnlichen Volk entwickelt hatten, bedrückt und zu Zwangsarbeitern gemacht. Folglich dauerte die Knechtschaft, die 1513 v. Chr. endete, nicht vierhundert Jahre. Die Mißhandlung der Nachkommen Abrahams dagegen begann vierhundert Jahre vor der Befreiung aus Ägypten, und zwar als Isaak entwöhnt wurde. In ihrem Bericht über dieses Ereignis erwähnt die Bibel, daß Ismael, der Sohn der ägyptischen Magd Saras, damals über Isaak spottete. Da die Zeitspanne von vierhundert Jahren verrät, daß Isaak fünf Jahre alt war, als diese „Mißhandlung“ begann, und der Bericht zeigt, daß es zu der Zeit seiner Entwöhnung war, müssen wir folgern, daß er mit fünf Jahren entwöhnt wurde. — 1. Mose 21:8, 9.
Heute stillen viele Frauen in der westlichen Welt ihre Kinder überhaupt nicht mehr, oder höchstens noch sechs bis neun Monate. Daher scheinen fünf Jahre eine unwahrscheinlich lange Zeit zu sein. Dr. D. B. Jellife schreibt in seinem Buch Infant Nutrition in the Subtropics and Tropics jedoch, in vielen Gegenden würden die Kinder erst im Alter von achtzehn bis vierundzwanzig Monaten entwöhnt. In lateinamerikanischen Ländern würden viele Mütter ihre Kinder zwei bis drei Jahre stillen, auch in Arabien könne man überall Müttern begegnen, die ihre Kinder dreizehn bis zweiunddreißig Monate säugten. Medizinischen Fachschriften ist zu entnehmen, daß in manchen Ländern die Mutter ihr Kind bis zur nächsten Schwangerschaft säugt oder stillt.
Im Mittelalter wurden die Kinder in Europa durchschnittlich mit zwei Jahren entwöhnt, in den Tagen der Makkabäer in Palästina anscheinend mit drei Jahren; denn in 2. Makkabäer 7:27 lesen wir von einer Frau, die ihren Sohn drei Jahre säugte. Viele Mediziner behaupten heute noch, die Muttermilch sei bedeutend nahrhafter als die Kuhmilch, und je länger ein Kind Muttermilch genieße, desto gesünder werde es. Da Sara Isaak sehr liebte und er nicht nur ihr erster, sondern auch ihr einziger Sohn war, kann man gut verstehen, daß sie ihn fünf Jahre stillte.
Man beachte ferner, daß Samuel unmittelbar nach seiner Entwöhnung zum Dienst in das Heiligtum oder die Stiftshütte gebracht wurde. Da selbst die Priestersöhne erst mit drei Jahren zu denen gezählt wurden, die aus den Vorkehrungen für die Priester Nutzen ziehen konnten, muß Samuel damals mindestens so alt — wenn nicht noch älter — gewesen sein. Ein noch jüngeres Kind wäre den Erwachsenen beim Dienst im Hause Gottes übrigens keine große Hilfe gewesen. — 2. Chron. 31:16; 1. Sam. 1:22-24.