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  • Das Leben im alten Ephesus
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1977
w77 15. 9. S. 556-559

Das Leben im alten Ephesus

BEGEHRENSWERT — so war wahrscheinlich für viele Leute das Leben im alten Ephesus in Kleinasien, und das war möglicherweise auch die Bedeutung des griechischen Namens dieser Stadt.

Besucher mögen sich heute schwer vorstellen können, daß Ephesus jemals eine begehrenswerte Stadt war. Alles, was man dort sieht, sind zerbröckelnde Ruinen. Touristen mögen sich daher fragen: „Wie konnte es einem nur gefallen, im alten Ephesus zu leben?“

EINE BEVÖLKERUNGSREICHE METROPOLE

Man schätzt, daß Ephesus einst 225 000 Einwohner hatte. Die Stadt war sowohl für den Handel als auch für die Religion von Bedeutung. Sie war sehr reich, wenn auch nicht jeder Bewohner wohlhabend war.

Die Bedeutung der Stadt war auf ihre Lage zurückzuführen. Ephesus lag an der Westküste Kleinasiens, in der Nähe der Mündung des Kaystros, gegenüber der Insel Samos. Vielleicht kann man sich ein besseres Bild von der Lage der Stadt machen, wenn man sich vorstellt, daß die Ruinen von Ephesus etwa 56 Kilometer südöstlich von Izmir (Türkei) zu finden sind.

Ephesus verfügte über einen künstlichen Hafen, der regelmäßig ausgebaggert werden mußte. Doch im Laufe der Jahre versandete er anscheinend, so daß das frühere Hafengebiet heute mehrere Kilometer landeinwärts liegt. In der Blütezeit der Stadt konnte man in ihrem Hafen die größten Seeschiffe bewundern. Außerdem lag Ephesus am wichtigsten Handelsweg zwischen Rom und dem Orient. Durch das Meer stand es mit Rom in Verbindung und durch Landstraßen mit dem größten Teil Asiens. Daher konnte man in den Läden und auf den Märkten der Stadt eine Vielzahl von Waren kaufen.

Die Gründung der Stadt Ephesus ist legendenumwoben. Jedenfalls ließen sich dort Ionier nieder. Im Jahre 560 v. u. Z. nahmen die Lyder die Stadt ein, doch schon drei Jahre später wurde sie von den Persern beherrscht. In den Tagen Alexanders des Großen stand sie unter mazedonischer Herrschaft. Jahre danach vermachte Attalus III., der König von Pergamos (Pergamon), Ephesus mit seinem ganzen übrigen Reich den Römern. Im Jahre 190 v. u. Z. wurde die römische Provinz Asien gegründet, deren Hauptstadt Pergamon und deren wichtigste Stadt schließlich Ephesus war.

EIN GANG DURCH DIE STADT

Wollen wir uns nun im alten Ephesus einiges ansehen? Die Agora oder der Marktplatz war ein rechteckiger mit Säulen eingefaßter Platz, den man durch Tore betreten konnte. Er war von Kammern und Hallen umgeben. In der Nähe davon lag die Bibliothek des Celsus, die wahrscheinlich aus dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammte. Dieser Bau bestand aus Säulen und einer äußeren und inneren Mauer. Die beiden Mauern schützten die Papyrusdokumente der Bibliothek davor, durch Feuchtigkeitseinwirkung zerstört zu werden.

Im Herzen der Stadt lag das Stadion, das während der Herrschaft des römischen Kaisers Nero (54—68 u. Z.) renoviert worden war. Dort fanden wahrscheinlich Sportveranstaltungen und vielleicht auch Gladiatorenkämpfe statt.

Eine weitere denkwürdige Stätte war das Theater, das auf einem Abhang des Pionberges lag. Es hatte einen Durchmesser von ungefähr 150 Metern, und seine Fassade war mit Säulen, Nischen und schönen Statuen verziert. Von der Bühne aus führten 66 halbkreisförmige Sitzreihen aus Marmor stufenartig nach oben. Das Theater konnte 25 000 Personen fassen und hatte eine ausgezeichnete Akustik. Sogar heute kann man in der obersten Sitzreihe dieser Ruine immer noch jedes Wort verstehen, das von der Stelle der Bühne aus leise gesprochen wird.

Vom Theater führte die Säulenstraße, eine elf Meter breite marmorgepflasterte Straße, zum Hafen. Diese Prachtstraße wurde beiderseits von Kolonnaden und Geschäften mit dahinter liegenden Lagerräumen gesäumt. An den beiden Enden der Straße stand je ein riesiges Tor. Ein wirklich eindrucksvolles Bild! Aber noch eindrucksvoller war der Tempel der Stadt.

DER TEMPEL DER ARTEMIS (ODER DIANA)

Dieses berühmte Bauwerk gehörte zu den sogenannten „Sieben Weltwundern“. Es war nach den Plänen eines früheren ionischen Tempels wieder aufgebaut worden, den Herostratos im Jahre 356 v. u. Z. in Brand gesteckt haben soll. Der Tempel der Artemis stand auf einer Erhöhung, die etwa 72 Meter breit und 127 Meter lang war. Das Gebäude selbst maß ungefähr 49 Meter mal 104 Meter. Es war ein Bau aus Zedern- und Zypressenholz und leuchtendem Marmor. Das Dach war mit weißen Marmorplatten gedeckt. Die Fugen zwischen den Marmorblöcken sollen nicht mit Mörtel, sondern mit Gold ausgefüllt gewesen sein. Das innere Heiligtum war ungefähr 21 Meter breit und 32 Meter lang. Man nimmt an, daß es zum Himmel hin offen war. Hinter dem großen Altar stand möglicherweise ein Bild der Göttin Artemis.

Die Artemis der Epheser war, wie ihre Abbildungen zeigen, eine Fruchtbarkeitsgöttin mit mehreren Brüsten. Sowohl in der Bibel als auch in alten Inschriften wird Ephesus als die „Bewahrerin des Tempels der großen Artemis“ bezeichnet (Apg. 19:35). Ihr Tempel wurde als so heilig betrachtet, daß man Schätze dort einlagerte, ohne befürchten zu müssen, daß sie gestohlen würden. Selbst fremde Herrscher und Völker deponierten in dem Tempel Geld, und dieses Geld wurde als Darlehen ausgegeben. Somit war mit diesem Gebäude ein Bankunternehmen verbunden. Außerdem fanden Verbrecher in einem Gebiet im Umkreis von 180 Metern um den Tempel herum Asyl. (Die Größe des Gebiets war zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich.) Daher entstand um dieses „Weltwunder“ eine Ansiedlung von Dieben, Mördern und anderen Straftätern.

Dennoch strömten Pilger zum Tempel der Artemis, genauso wie Menschen heute in Scharen nach Rom und Mekka reisen. Während des Monats des Artemision (März/April) füllten Hunderttausende von Besuchern aus allen Teilen Kleinasiens die Stadt. Einen bemerkenswerten Teil der Festlichkeiten bildete eine religiöse Freudenprozession, in der ein Bild der Artemis umhergetragen wurde. Man kann sich fast vorstellen, wie die Verehrer der Artemis ein Bild dieser Göttin trugen und dabei ausriefen: „Groß ist die Artemis der Epheser!“ (Vergleiche Apostelgeschichte 19:34.) Beiläufig bemerkt, haben Archäologen Münzen zutage gefördert, auf denen der Tempel der Artemis mit ihrer Statue darin dargestellt ist.

Der Durchschnittsbürger des alten Ephesus war sehr beschäftigt. Neben seiner täglichen Arbeit nahm er wahrscheinlich an den religiösen Prozessionen teil. Vielleicht besuchte er Veranstaltungen im Stadion. Oder er verbrachte möglicherweise mit seiner ganzen Familie viele Stunden im Theater. Da Ephesus für seine magischen Künste bekannt war, mögen sich seine Bewohner auch mit Okkultismus befaßt haben. Tatsächlich bezeichneten griechische und römische Schriftsteller Bücher und Rollen, die Zauberformeln enthielten, als „ephesische Sprüche“.

DAS CHRISTENTUM KOMMT NACH EPHESUS

Versetzen wir uns nun zurück ins erste Jahrhundert u. Z. Bei einigen Bewohnern der Stadt Ephesus ging ein Wandel vor sich. Es war wahrscheinlich im Jahre 52 u. Z., als der christliche Apostel Paulus mit Aquila und Priscilla in der Stadt eintraf und in der jüdischen Synagoge zu predigen begann. Paulus reiste bald weiter, doch kehrte er später, wahrscheinlich im Winter 52/53 u. Z., nach Ephesus zurück. Diesmal lehrte er drei Monate lang in der Synagoge. Als er auf Widerstand stieß, zog er sich mit denen, die gläubig geworden waren, in den Hörsaal der Schule des Tyrannus zurück, wo er zwei Jahre lang täglich Ansprachen hielt. Und das Ergebnis war „daß alle, die in dem Bezirk Asien wohnten, sowohl Juden als auch Griechen, das Wort des Herrn hörten“ (Apg. 18:18-21; 19:1-10).

Paulus führte während seines Dienstes auch Wunderheilungen durch und trieb Dämonen aus. Viele Epheser begannen an Jehova Gott und an Jesus Christus zu glauben. Außerdem erregte ein erfolgloser Versuch, böse Geister auszutreiben, der von den sieben Söhnen eines gewissen Skeva unternommen wurde, beträchtliches Interesse, und einige, die früher magische Künste getrieben hatten, nahmen die wahre Religion an und verbrannten ihre Bücher (Apg. 19:11-20).

Daß viele Epheser die Verehrung der Artemis aufgaben, versetzte den Silberschmied Demetrius in Unruhe. Er und seine Handwerkskollegen wußten, daß sie durch die Herstellung „der Silberschreine der Artemis“ „nicht geringen Gewinn“ erzielten. Demetrius erklärte seinen Kollegen, durch das Predigen des Paulus sei nicht nur ihre Beschäftigung, sondern auch die Anbetung der Göttin gefährdet. Jene Männer waren natürlich dagegen, daß Paulus weiterhin christliche Jünger machte und dadurch ihr Geschäft ruinierte. Es hätte ja soweit kommen können, daß die vielen Pilger anderswohin gingen, und dieser herrliche Tempel und die Göttin selbst hätten für nichts erachtet werden können. Was wäre dann aus der Herstellung von „Silberschreinen der Artemis“ geworden? (Apg. 19:23-27).

Demetrius gelang es jedenfalls, die Stadt in Aufruhr zu versetzen, der in einem zweistündigen Aufstand vor dem Theater gipfelte. Nachdem der Stadtschreiber die Menge beruhigt hatte, sagte er: „Männer von Ephesus, wer von den Menschen weiß wirklich nicht, daß die Stadt der Epheser die Tempelhüterin der großen Artemis und des vom Himmel gefallenen Bildes ist?“ Die Epheser glaubten also, sie besäßen ein Bild der Artemis, das vom Himmel stammte. Einige vermuten, daß es sich um einen Meteorit handelte, der ‘vom Himmel gefallen’ war und danach zu einer menschlichen Gestalt behauen und verehrt wurde (Apg. 19:28-41).

Wie dem auch sei, das Christentum hatte sich in Ephesus auf alle Fälle einen Namen gemacht. Nach dem Aufstand verließ Paulus die Stadt. Aber es entstand dort eine Christenversammlung. Als Paulus später in Milet weilte, ließ er die Aufseher der Versammlung von Ephesus herbeirufen. Er konnte u. a. darauf hinweisen, daß er „drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört hatte, einen jeden unter Tränen ernstlich zu ermahnen“, wobei er offensichtlich eine runde Zahl angab für die Zeit, die er in Ephesus verbracht hatte (Apg. 20:1, 17-38; vergleiche Apostelgeschichte 19:8-10).

Interessanterweise stellte der Apostel Paulus den Christen in Korinth die Frage: „Wenn ich nach Menschenweise in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft habe, was trägt mir das Gutes ein?“ (1. Kor. 15:32). Paulus bezog sich damit möglicherweise auf Auseinandersetzungen mit brutalen Personen, die seinem Predigtwerk in jener Stadt widerstanden. Wenn sein Ausspruch aber wörtlich zu nehmen ist, hatte er sich vielleicht gegen buchstäbliche wilde Tiere zu verteidigen und wurde von Jehova in jenem Stadion, das im alten Ephesus ausgegraben worden ist, durch ein Wunder gerettet. (Vergleiche 1. Korinther 4:9; 2. Korinther 1:8-10; 11:23-27.)

DIE STADT IN SPÄTEREN JAHREN

In den Jahren 60/61 u. Z. schrieb Paulus während seiner Gefangenschaft in Rom einen von Gott inspirierten Brief an die Christen in Ephesus. In diesem Brief betonte der Apostel die Wichtigkeit geistiger Reichtümer und gab Personen, die in dieser unglaublich reichen Stadt lebten, sehr nützlichen Rat (Eph. 1:7, 15-18; 2:6, 7; 3:8, 14-16). Ephesus war auch für seine Unmoral bekannt. Daher warnte Paulus passenderweise auch davor, sich an Gesprächen über Hurerei und unzüchtigen Späßen zu erfreuen (Eph. 5:3-5). Da in der Stadt viele dämonische Bräuche gepflegt wurden, gab Paulus vortrefflichen Rat darüber, wie man bösen Geistermächten widerstehen kann (Eph. 6:10-20). Natürlich ist der gottgefällige Rat des Apostels auch für all diejenigen von Nutzen, die ihn heute praktisch anwenden, besonders wenn sie in einer Umgebung leben, die dem alten Ephesus gleicht.

Während die Jahre vergingen, machten die Christen in Ephesus um der Gerechtigkeit willen viele Leiden durch. Aber der verherrlichte Jesus Christus stellte am Ende des ersten Jahrhunderts u. Z. fest, daß einige Glieder der dortigen Versammlung die aufopfernde Liebe verloren hatten, die sie einst für Jehova Gott gezeigt hatten (Offb. 2:1-6).

Während der Herrschaft des Antoninus Pius (138—161 u. Z.) wurde ein großer Teil von Ephesus wieder aufgebaut. Doch um 262 u. Z. verwüsteten die Goten die Stadt und zerstörten den großen Tempel der Artemis. Nachdem Ephesus seine historische Bedeutung verloren hatte, kann über die Stadt in späteren Zeiten wenig gesagt werden, außer daß sie immer wieder in andere Hände überging. Die Türken nahmen sie zum Beispiel im Jahre 1308 ein und erbauten auf dem nahe gelegenen Hügel Ayassoluk eine Stadt. Beide Städte fielen im 14. Jahrhundert an die Ritter des heiligen Johannes von Jerusalem. Nach und nach verließen immer mehr Einwohner die einst prachtvolle Stadt, das „begehrenswerte“ Ephesus, und von ihrer früheren Herrlichkeit blieb in ihren Ruinen nur ein Schimmer zurück.

[Karte auf Seite 557]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

DAS ALTE EPHESUS

Tempel der Artemis

Tor

Stadion

Pionberg

Theater

Hafen

Agora

Odeon

ÄGÄISCHES MEER

TÜRKEI

Izmir

SAMOS

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