Kindererziehung in der Neuen-Welt-Gesellschaft
„Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen tatsächlich auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinem Sohne einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt, und wenn du auf dem Wege gehst, und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“ — 5. Mose 6:6, 7, NW.
1. Worin sind die Ansichten der Menschen anders als das, was Jehova sagt?
JEHOVA sagt, es stehe nicht beim Menschen, der da wandelt, seine Schritte zu leiten. Die Menschen sagen, der Mensch könne seine Schritte selbst leiten. So weisen sie die göttliche Leitung zurück, nehmen die menschliche an, rennen von einem Unglück ins andere hinein und beweisen damit, daß Gottes Wort wahrhaftig ist. Jehova sagt, es gebe einen Weg, der einem Menschen recht erscheine, aber sein Ende sei der Weg des Todes. Die Menschen haben lange Zeit den Weg eingeschlagen, der ihnen als recht erschienen ist, und er hat zu Krieg, Hungersnot, Krankheit und Tod geführt. Der Weg, der einem Menschen recht erscheint, ist vor Gott falsch. Der Weg, den ein Mensch wandelt, ist nicht der Weg, den Gott weist. — Spr. 14:12; Jer. 10:23.
2. In welche Torheit verfallen Menschen der Neuzeit in bezug auf Kindererziehung?
2 Wenn der Weg, der einem Menschen recht erscheint, mit dem Tode endet, wie kann der Weg, der einem Kinde recht erscheint, anderswo enden? Wenn der Mensch, der da wandelt, seine Schritte nicht selbst leiten kann, wie kann ein unsicher trippelndes Kind seine Schritte leiten? Und doch sagen die Menschen von heute, deren Schritte von Bedrängnis zu Bedrängnis führen und deren Weg schließlich in der Grube der Vernichtung endet, Kinder sollten heute ihre Schritte selbst lenken, sollten ihren Weg selbst wählen. Diese Methode wird [in den USA] „Selbstregelung“ genannt, und einer ihrer fanatischeren Befürworter schreibt: „Offensichtlich darf Selbstregelung nicht von elterlichem Stirnrunzeln oder ärgerlichen Worten begleitet sein. Man soll das Kleinkind stets und allezeit anerkennen … Des Kindes Hauptziel im Leben ist, geliebt zu werden, und jeder Schlag, jede Moralpredigt, jedes Stirnrunzeln bedeutet für das Kind, daß man es nicht liebt … Einem Kinde Furcht einzuflößen ist die unverzeihliche Sünde, und ich beeile mich zu sagen, daß Furchteinflößung nicht notwendigerweise Schläge oder Schelte bedeutet, denn selbst eine Mutter, die honigsüße Worte spricht, kann ihren Kindern Furcht einflößen durch einen mißbilligenden Blick.“ Man folgert, durch Disziplinierung bekomme das Kind Hemmungen, werde eingeschüchtert und an der Entwicklung seiner Persönlichkeit gehindert.
3, 4. Welche erschreckende Kriminalität kennzeichnet unsere Tage?
3 Hier folgt nun die Beschreibung einiger „Persönlichkeiten“, deren Entwicklung man hätte hemmen sollen. Ein 15jähriger Junge ersticht ein 10jähriges Mädchen. Warum? Er antwortet: „Ich fühlte plötzlich einen unwiderstehlichen Drang, zu töten.“ Ein 16jähriger tötete einen Mann mit einem Hammer. Grund: „Ich fühlte ein plötzliches Verlangen, jemanden zu töten — ganz gleich wen.“ Ein anderer 16jähriger erschoß drei Schwestern und ihren Bruder und erklärte: „Ich war einfach neugierig, zu wissen, was man wohl empfindet, wenn man jemand tötet.“ Ein 15jähriger Junge sagte der Polizei, er habe seinen besten Freund bei einer Erweckungsversammlung in einem Zelt mit einem Messer getötet, weil ‚er ihn mit dem Gesangbuch geschlagen habe‘. Ein 16jähriger Junge brachte seinen Freund um, weil er ihm im Schlaf die Füße gekitzelt hatte. Ein Jugendlicher unter 20 Jahren, den seine Mutter nicht das Auto der Familie benutzen lassen wollte, um damit zum Ballspiel zu fahren, griff zu einer Schußwaffe und tötete seine Mutter, seinen 11jährigen Bruder und seine 6jährige Schwester, nahm dann das Auto und fuhr zum Spiel. Zwei Brüder, die ein Gewehr hatten, schossen einen Mann aus einer gewissen Entfernung nieder und schossen dann, während sie näher kamen, abwechselnd auf den Verletzten, bis sie ihm einen letzten Schuß direkt ins Gehirn gaben. Noch ein anderer Jugendlicher bereitete sich ein wildes Mord-Wochenende. Seine Opfer schrieen. Schreien kann er nicht ausstehen! Achselzuckend sagte er nach den fünf Tötungen nur: „Zu dumm!“
4 Im letzten Juli lauteten die Schlagzeilen der Vorderseite einer New Yorker Zeitung wie folgt: „Messergefecht einer Mädchenbande im Keime erstickt.“ Der Bericht besagte: „Der Kampf einer Mädchenbande mit Eispickeln, Taschen- und Metzgermessern wurde verhütet, wiewohl die Kampflinien bereits gebildet worden waren, als die Polizei auf einen Anruf hin erschien.“ Man war zufolge eines Zanks wegen Jungens übereingekommen, zu kämpfen. Kämpfe zwischen Banden Jugendlicher sind unglaublich, und doch gibt es solche. Rivalisierende Banden treffen sich nach Vereinbarung, kämpfen mit Gewehren, Messern, Knütteln und sogar selbsthergestellten Benzin-Sprengstoffen, die als „Molotow-Cocktails“ bekannt sind. In einem Fall kämpften rivalisierende Banden; ein Junge wurde an der vorderen Stoßstange eines Wagens festgebunden, der Wagen führerlos einen Hügel hinabgelassen, der Anprall unten tötete den Jungen. Des weiteren trafen sich zwei Banden Jugendlicher, ein Kampf begann, fünf Schüsse knallten, fünf Kinder fielen, drei verwundet, zwei tot.
5. Zu welcher Schlußfolgerung kommen wir angesichts der durch moderne Methoden gezeitigten Früchte?
5 Der Mensch kann die Atomkraft für seine Zwecke einspannen, nicht aber seine Kinder zügeln. Gewisse Kinderpsychologen sind gegen eine solche Zügelung, da sie fortschrittliche Methoden ohne Einschränkungen bevorzugen. Weshalb aber ist die Kriminalität im Zunehmen, wenn doch Kinderpsychologen führend sind? Wenn die Erziehungstheorien, die sie aufgestellt haben, so gut sind, warum sind denn die Früchte, die man erntet, so schlecht? Wir haben nur leicht geschürft am Tatsachenbericht über Jugendkriminalität, doch schon dieser kleine Vorgeschmack sagt uns, daß die Frucht faul ist. Kürzlich brachte eine führende Zeitung New Yorks eine Reihe Berichte über Verbrechen und Gangsterkriege von Jugendlichen und fügte bei, nachdem sie die fortschrittlichen Methoden der Kindererziehung erwähnt hatte, die alles andere, nur keine Zucht lehren: „Manche jener, die dieses Jugendverbrechertum bekämpfen, sind überzeugt, daß dieser Mangel an Zucht bei vielen Kindern daran schuld ist, daß sie sich weigern, normalen Richtlinien des Betragens zu folgen.“ J. Edgar Hoover hat die Ursachen des Jugendverbrechertums erforscht und behauptet, daß 90% davon einem Mangel an Zucht von seiten der Eltern zuzuschreiben seien. Ein Richter eines Gerichts in Brooklyn macht folgende sarkastische Bemerkung: „Ich denke, wir haben den Holzschuppen [als Strafort] für einige vom Jungvolk nötig. Doch das wird heute nicht mehr als modern angesehen. Jetzt wird uns gesagt, man solle ein Kind nicht schlagen; man könnte dadurch die Entwicklung eines Genies hemmen.“
6. Was sollte die modernen Methoden ersetzen?
6 Aber schießt um uns herum denn wirklich eine Rekordernte ungehemmt entwickelter Genies auf? Sehen wir statt dessen nicht eher eine Rekordernte von Jugendverbrechern? Gute Bäume bringen edle Frucht und nicht faule hervor. Vielleicht aber sind die von Kinderpsychologen eingepflanzten Theorien doch keine guten Bäume, sondern faule. Faule Bäume sollte man umhauen. Solch moderne Methoden sollten ausgerottet und an ihrer Stelle die richtige elterliche Zucht gepflanzt werden. Nicht elterliche Disziplinierung in Methoden, die Menschen recht erscheinen, denn weder Eltern noch Kinder können ihre Schritte selbst leiten oder ohne Hilfe den rechten Weg wählen. Blicket zu Jehova Gott auf! Er wird Eltern wie Kinder auf rechten Wegen leiten. Er leitet die Eltern durch sein Wort und leitet Kinder durch ihre von Gott unterrichteten Eltern. So vertraut auf Jehova, stützt euch nicht auf das eigene Ich. Erkennet ihn in dieser Sache an, so wird er euren Pfad lenken. — Spr. 3:5, 6; Matth. 7:16-20.
7. Welche Pflicht fällt Eltern zu, und wie können sie ihr nachkommen?
7 Zu Eltern sagt Jehova: „Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen tatsächlich auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinem Sohne einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt, und wenn du auf dem Wege gehst, und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“ (5. Mose 6:6, 7, NW) Den Eltern oblag die Pflicht der Unterweisung und den Kindern die Pflicht, zuzuhören und zu lernen. Dieser Unterweisung waren keine Grenzen gesetzt, was Zeit oder Ort betrifft. Wann immer sie geeignet, wo immer sie dienlich war, wo immer sich eine passende Sachlage bot, sollte Unterweisung erteilt werden. Außerdem aber sollten die Eltern ganz bestimmte Zeiten für ein Studium mit ihren Kindern daheim reservieren. Dies kann in Form einer Besprechung des Tagestextes beim Frühstück geschehen oder eines Studiums während des Tages oder abends an Hand eines der gebundenen Bücher der Gesellschaft oder eines Kapitels der Bibel oder eines Nebenartikels im Wachtturm oder eines der Themen im Buche „Make Sure of All Things“ [„Vergewissert euch über alle Dinge“ in Englisch] oder einer Wiederholung von wichtigen Punkten, die anläßlich einer Versammlungszusammenkunft behandelt wurden.
8. Was sollte hinsichtlich der Kinder in Verbindung mit Versammlungen getan werden, und was nicht?
8 Die Kinder sollten diesen Zusammenkünften bestimmt beiwohnen und still dasitzen. Man beachte, die Anwesenheit der Kinder ist ein göttliches Gebot: „Rufe das Volk zusammen, die Männer und die Frauen und die Kleinen und den, der zeitweilig in deinen Toren wohnt, damit sie hören und damit sie lernen können, da sie Jehova, euren Gott, fürchten und achtgeben müssen, alle Worte dieses Gesetzes auszuführen.“ (5. Mose 31:12, NW) Die Kleinen durften nicht von den Eltern getrennt noch in eine Sonntagsschule abgeschoben werden, um dort besondere Unterweisung zu erhalten, sondern sollten in derselben Versammlung bleiben, „damit sie hören und damit sie lernen können“. Und worauf sollten sie hören? Auf das Gesetz, das etwa besonders für den Verstand von Kindern geschrieben und vereinfacht worden wäre? Nein, sie liehen ihr Ohr so komplizierten Dingen, wie es das 3. Buch Moses ist! Sie hörten und lernten, und wenn sie etwas nicht verstanden, befragten sie später ihre Eltern darüber. Heute sollten Kleine nicht in einem abgedichteten Raum versorgt werden, wo sie umhertollen könnten, noch ist es weise, sie mit Kleinkram zu versehen, damit sie während der Versammlungen damit spielen und ihn fallenlassen können. Denket an Jehovas Ziel und Zweck, ihre Anwesenheit zu fordern: „… damit sie hören und damit sie lernen können.“ Wenn die Kleinen im Volke Israel dem Inhalt von 3. Mose lauschen und daraus lernen konnten, so können heute Kinder auch viel leichterem Stoff lauschen und daraus lernen. Wenn dieser Weg Menschen auch nicht recht erscheinen mag, ist er doch recht vor Gott.
DIE WICHTIGKEIT DES ELTERLICHEN BEISPIELS
9. Wie verwies Jesus auf den Nachahmungstrieb, der Kindern eigen ist?
9 Die Unterweisung durch Reden und Lesen kann viel bewirken, aber die Unterweisung durch das Beispiel bewirkt noch mehr; Eltern sind für ihre Kinder ein Beispiel, ob sie wollen oder nicht. Kinder sind besonders empfänglich für Beispiele, da sie einen natürlichen Nachahmungstrieb haben. Jesus zeigte dies, als er sagte: „Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie ist wie junge Kinder, die auf den Marktplätzen sitzen und ihren Gespielen zurufen und sagen: ‚Wir haben euch auf der Flöte vorgespielt, aber ihr habt nicht getanzt; wir haben gewehklagt, aber ihr habt euch nicht zur Trauer geschlagen.‘“ (Matth. 11:16, 17, NW) Jesu Generation reagierte nicht und war nicht zu befriedigen, gleich Spielgenossen, die nicht tanzten, wenn andere Kinder auf der Flöte spielten, noch mittrauerten, wenn ihre Gespielen wehklagten. Der wichtige Punkt hingegen ist, daß die Kinder in ihren Spielen Erwachsene nachahmten. Erwachsene hielten Hochzeiten ab, begleitet von Musik und Tanz; sie führten auch Begräbnisse durch mit viel Trauer und Wehklage. In ihren Spielen ahmten die Kinder diese Tätigkeit der Erwachsenen nach.
10. Wovon sollten Eltern überzeugt sein, und was dürfen sie erwarten?
10 Vergewissert euch, daß euer Handeln als Eltern der Nachahmung würdig sei. Studiert ihr daheim regelmäßig die Bibel und biblische Hilfsmittel? Wohnt ihr Gebiets-Buchstudien bei, Wachtturm-Studien der Versammlung und Dienstversammlungen sowie Zusammenkünften der Dienstamtschule? Sitzt ihr still da, hört zu und gebt Antworten, wenn sich die Gelegenheit bietet? Nehmt ihr regelmäßig am Felddienste teil und nehmt eure Kinder dazu mit? Beobachten sie euch bei der Arbeit von Tür zu Tür, bei Nachbesuchen und Heimbibelstudien, und hören sie euch zu, wenn ihr wirkungsvolle Darbietungszeugnisse gebt? Wenn dies der Fall ist, so seid nicht überrascht, zu sehen, wie sie mit ihren Gespielen Dienst von Tür zu Tür spielen oder mit einer Puppe ein Studium durchführen oder vor einer erdachten Zuhörerschaft eine Studierendenansprache halten. Es gibt Eltern, die ihre Kinder zu solchen Spielen mit guten Ergebnissen sogar ermutigt haben.
11. Welches ist das erste Erfordernis für Eltern, um Kinder zum Leben in der neuen Welt zu erziehen?
11 Auf jeden Fall besteht angesichts dieses Nachahmungstriebes in Kindern das erste Erfordernis, um eure Kinder zum Leben in der neuen Welt zu schulen, darin, daß ihr euch selbst zum Leben darin schult. Handelt so, wie ihr wollt, daß eure Kinder handeln, seid so, wie ihr wollt, daß eure Kinder seien! Sie werden den Drang haben, euch nachzuahmen. Nicht nur ist dies der Fall in bezug auf die theokratische Tätigkeit, sondern es trifft besonders zu auf das persönliche Benehmen. Wenn ihr einen hohen moralischen Maßstab anwendet, wenn ihr guten Grundsätzen folgt, wenn ihr freundlich, höflich und allen gegenüber rücksichtsvoll seid, dann werden eure Kinder nach diesen Richtungen hinneigen. Wenn ihr ruhig, respektvoll, ehrlich, barmherzig, treu und liebreich seid, werden diese Eigenschaften auf eure Kinder abfärben.
12. Mit welchen tiefgreifenden Fragen können Eltern sich selbst prüfen?
12 Es ist von wenig Wert, deinem Kinde zu sagen, was du tatest, als du noch ein Knabe oder Mädchen in seinem Alter warst. Es sah dich damals nicht; es sieht dich jetzt. Nicht so sehr das, was du damals tatest, zählt, sondern das, was du jetzt tust; nicht was du als Kind tatest, sondern was du als Erwachsener tust. Hast du zwei Arten von Grundsätzen, die eine zum Predigen, die andere zum Handeln, die eine für dich, die andere für dein Kind? Natürlich können Erwachsene Dinge tun, welche Kinder nicht tun dürfen, aber die leitenden Grundprinzipien sind doch gewöhnlich dieselben. Flüsterst du während Versammlungen, schimpfst aber mit deinem Kinde, wenn es Störungen verursacht? Wanderst du während größerer Zusammenkünfte im Saale umher, züchtigst aber dein Kind, wenn es in der Ortsversammlung dasselbe tut? Schwatzest du selbst, nachdem du dein Kind geheißen hast, nicht über andere zu reden? Sagst du ihm, es dürfe nicht lügen und lügst dann selbst? Brichst du deine Versprechen ihm gegenüber, erwartest aber, daß es dir gegenüber seine Versprechen halte? Verlangst du mehr von ihm als von dir selbst?
13. Was kann die Folge sein, wenn Eltern in Wort und Tat nicht konsequent sind?
13 Vergiß nie, daß deine Taten lauter reden als deine Zunge, daß dein Beispiel mehr sagt als deine Worte. Manchmal, wenn du nach Grundsätzen handelst, brauchst du sie nicht einmal mehr zu predigen. Gewisse Dinge mögen belanglos erscheinen, und doch, wenn sie einen Grundsatz verletzen, den du deinem Kinde einzupflanzen suchst, schaden sie. Das Kind kann denken, du seiest inkonsequent und unzuverlässig, und es könne Grundsätze unbeachtet lassen. Deine Erziehung und deine Vorschriften müssen konsequent sein, sonst weiß das Kind nicht, woran es ist mit dir und wird nicht sicher sein, ob du, wenn du sagst, du werdest etwas tun, es auch wirklich tust, oder wenn du etwas versprichst, es auch hältst, oder wenn du etwas androhst, auch danach handelst. Wenn du etwas nur sagst und nicht tust, wirst du den heuchlerischen Pharisäern gleichen, von denen Jesus sagte: „Sie sagen es, aber tun es nicht.“ (Matth. 23:3, NW) Was sie sagten, war wohl richtig, aber was sie taten, war ganz verkehrt. Ein Kind entdeckt Unaufrichtigkeit und Heuchelei und mag sie nicht, doch wird es solches zu selbstischem Vorteil nachahmen. Also, ihr Eltern, wenn ihr keine kleinen Pharisäer haben wollt, so seid keine großen Pharisäer!
14. Weshalb sind Eltern für die gegenwärtige Jugendkriminalität großenteils verantwortlich?
14 Dem elterlichen Beispiel ist für vieles von der gegenwärtigen Jugendkriminalität die Schuld gegeben worden, und dies mit Recht. Ein hervorragender Richter der Stadt New York führte zwei Dinge an, die an der Kriminalität schuld seien: 1.) Vertraulicher Verkehr von Männern in hohen Stellungen mit Verbrechern, die sie schützen, und 2.) Mangel an elterlicher Führung. Ein Jugendgericht, das das Problem der Kriminalität besprach, „hob das Versagen der Eltern zu Hause hervor sowie den Zusammenbruch der Sittengesetze unter einem großen Teil der Bevölkerung“. Ein Erzieher sagte, daß der „Gegensatz zwischen den Sitten, welche Kinder durch Ältere gelehrt werden, und dem tatsächlichen Leben, das diese Älteren leben … zur Mehrung der Kriminalität in Amerika beitrage“. Erwachsene schreiben Romane und verfassen Scherzschriften, stellen Filme her und fördern das Fernsehen, komponieren Musikstücke, veröffentlichen Inserate und überfluten mit diesen und vielen anderen Dingen den Sinn mit Gedanken an das Sexuelle und an Unsittlichkeit, an Diebstahl und Mord, an Gewalttaten und Krieg. Dies sind die faulen Früchte des gefallenen Fleisches, Dinge, die dem jugendlichen Sinn eingehämmert werden, während die Bibel sagt, der Sinn von jung und alt solle bei den guten Früchten des Geistes Jehovas verweilen. Nach Jehovas Gesetz finden unsere innersten Gedanken schließlich ihren Ausdruck in Wort und Tat. (Gal. 5:22-24; Phil. 4:8; Matth. 12:34, 35) Wenn verkehrtes Denken nicht durch rechtes Denken verdrängt wird, kommt das Böse schließlich an die Oberfläche und versenkt uns in Sünde.
SCHULUNG WÄHREND DER ENTWICKLUNGSJAHRE
15. Welche ängstliche Sorge haben gottesfürchtige Eltern, doch welchen Vorsprung haben sie?
15 Diese alte Welt ist auf ihrem Tiefstand angelangt! Sie hat sich selbst so tief herabgelassen. Sie sät Schmutz und erntet Schmutz. Sie spottet Gottes, aber nicht ungestraft. (Gal. 6:7, 8) Und doch müssen wir inmitten dieser verschmutzten Meere einer pflichtvergessenen Menschheit einen Kurs sittlicher Reinheit und Lauterkeit einhalten, und eine der ängstlichsten Sorgen treuer Eltern ist, daß ihre Kinder in diesem Meere nicht versinken, wenn sie vom Heimathafen hinauszufahren wagen. Nun, bestimmt trifft das zu, was Paulus sagte: „Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ (1. Kor. 15:33, NW) Doch haben Eltern, die in der Wahrheit sind, wenn ihre Kinder geboren werden, einen gesegneten Vorsprung. Sie sind zur Erziehung ihrer Kinder der weltlichen Gesellschaft voraus. Sie haben die ersten wenigen Monate ausschließliche Gemeinschaft mit dem Kinde und sind während der ersten paar Jahre vor Beginn der Schule dessen erste Gesellschaft. Ist die elterliche Gesellschaft gut, so wird sie die Kinder hinter nützlichen Gewohnheiten verschanzt haben, bevor schlechte Gesellschaft auf das Kind einstürmt. Wenn böse Kräfte schließlich zum Angriff auf das Kind vorgehen, kann ihr Vorrücken durch Vater oder Mutter eingedämmt werden. Denket daran, Weisheit ist ein Schutz und bewahrt das Leben dessen, der sie hat! — Pred. 7:12.
16. Welch falsches Folgern veranlaßt einige, diesen Vorsprung zu verlieren, und wie erweist sich gemäß der Bibel dieses Folgern als falsch?
16 Dennoch machen Eltern häufig den Fehler, den kostbaren Vorsprung, den sie haben, ungenutzt zu lassen, indem sie die theokratische Schulung bis auf spätere Jahre verschieben. Sie lassen die Kinder ohne den Schutz göttlicher Weisheit weltlichen Umgang haben, in der Meinung, der Sinn des Kleinkindes könne grundlegende Wahrheiten und Prinzipien noch nicht fassen. Sie scheinen die Tatsache zu vergessen, daß der kindliche Sinn in kurzem eine komplizierte Sprache erlernen kann. Das ist eine Leistung, die den Sinn eines Erwachsenen anstrengt. Da das Kleinkind doch eine Sprache erlernt, warum es nicht die reine Sprache lehren? Warum nicht Worte in seinen Wortschatz pflanzen, die Jehova preisen werden? (Zeph. 3:9; Ps. 148:12, 13) Warum nicht die theokratische Belehrung zuerst in den Sinn eindringen lassen, statt dies auf spätere Jahre aufzuschieben, während untergeordnete Belehrung aufgenommen wird? Machten etwa die Mutter und Großmutter des Timotheus einen Fehler, daß sie ihn belehrten, als er noch ein kleines Kind war? Und dazu benutzten sie die Heilige Schrift und nicht ein vereinfachtes Kinderbuch. Diese war für seinen Verstand nicht zu hoch, denn er lernte tatsächlich die Schrift kennen. Paulus erwähnte später anerkennend die Schulung des Timotheus während seiner Kinderzeit: „Da du von Kindheit an die heiligen Schriften gekannt hast, die dich weise machen können zur Errettung.“ (2. Tim. 3:15, NW) Einige sagen, kleine Kinder gewönnen nichts aus dem Besuch von Versammlungen, aber Jehova sagt, man solle sie in solche mitnehmen, „damit sie hören und damit sie lernen können“. Wie können sie in den Tagen ihrer Jugendzeit ihres Schöpfers gedenken, wenn sie in den Tagen ihrer Jugend nie etwas über ihren Schöpfer hören? — Pred. 12:1.
17. Warum ist es ratsam, so früh im Leben mit der theokratischen Schulung zu beginnen?
17 Durch den Eindruck, den Gottes Wort auf uns macht, die Reaktion, die es bei uns auslöst, formt uns Jehova wie Ton-Gefäße der Barmherzigkeit oder des Zorns. (Röm. 9:20-24) Je frischer der Ton, um so leichter, ihn zu formen. Je länger man ihn liegen läßt, um so härter wird er. Es ist für uns leichter, dem Worte Jehovas entsprechend geformt zu werden, wenn wir dieses Wort, während wir noch jung sind, auf uns einwirken lassen, statt zuzuwarten, bis wir alt und in unseren Wegen gesetzter sind. Junge sind biegsamer, und zwar je jünger desto besser. Jesus benutzte ein Kind als Beispiel der Demut und sagte, seine Nachfolger sollten Kindern gleich werden. (Matth. 18:1-4) Ein Kleinkind ist unstet und bedarf der Leitung, wie dies aus jenen Worten Jesajas hervorgeht, die sich auf die Zeit beziehen, „ehe der Knabe weiß, das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen“. (Jes. 7:16; Eph. 4:14) Die Jahre des zarten Alters sind die Jahre der Heranbildung, und das Kind wird sich formen lassen, zum Guten oder zum Schlechten. Eltern müssen dafür sorgen, daß es, gestützt auf rechte Grundsätze, zum Guten geformt wird, sonst wird es durch andere Einflüsse zum Schlechten geformt, und um die Zeit, da säumige Eltern daran denken, mit der theokratischen Erziehung zu beginnen, mögen sie bereits eine verhärtete Stellungnahme dagegen vorfinden. — Spr. 19:18.
18. Welche Feststellungen bestätigen, daß es weise ist, die Kinder im Kindesalter zu schulen?
18 Der Leitartikel einer Zeitung klagt, das Jugendverbrechertum nehme überhand gleich einer Flutwelle, und sagt: „Sachverständige sind sich nun einig, daß, wenn wir Kriminalität verhüten wollen, wir die Kinder während der Jahre vor der Schule erreichen müssen.“ In einer der umfassendsten Studien-Abhandlungen über Jugendkriminalität, die je geschrieben wurde und zehn Jahre in Anspruch nahm, zeigt sich als Hauptergebnis, daß in erster Linie das Leben zu Hause bestimmend ist, ob ein Kind kriminell wird oder nicht. Dem Überblick gemäß ergab sich die Möglichkeit, daß das Kind kriminell wurde, nur in 3 Fällen von 100, wenn das Familienleben gesund war, während sie sich in 98 von 100 Fällen ergab, wenn das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern schlecht war. Obwohl es hier und da Ausnahmen gibt, bewahrheitet sich also doch die allgemeine Regel in Sprüche 22:6: „Erziehe den Knaben gemäß dem Wege, den er einhalten soll, so wird er auch im Alter nicht davon abgehen.“ — Kautzsch.
19. Welche Erfahrung mag Eltern trösten, die sich Sorgen machen über die Auswirkung schlechter weltlicher Gesellschaft auf ihre Kinder?
19 Hier folgt der Bericht über eine tatsächliche Erfahrung, die Eltern trösten mag, welche sich darüber Sorgen machen, daß ihre Kinder durch schlechten weltlichen Umgang verderbt werden könnten, wenn sie aus dem Schutz des Familienkreises hinaustreten. Ein Zeuge Jehovas führte ein Bibelstudium mit einer Frau in Brooklyn durch. Ihr 4jähriges Söhnchen hörte zu. Der Vater erhob Einspruch dagegen. Er sagte, man solle den Knaben doch warten lassen, bis er 21 Jahre alt sei, damit er seine Religion selbst wählen könne. Einige Tage später sprach eine Lehrerin an der Wohnungstür der betreffenden Frau vor und fragte, ob sie Zeuge Jehovas sei. Nein, sagte die Frau, sie studiere nur mit ihnen. Darauf erwiderte die Lehrerin, sie habe gesehen, wie ihr Kleiner von einer Schar Kinder angegriffen worden sei, sie habe Einhalt geboten und den Grund dafür erfahren. Die Kinder wollten, daß dieser Junge eine Statue in der Nachbarschaft als einen Gott anerkenne; es war keine religiöse Statue, aber zufolge ihrer religiösen Erziehung betrachteten die Kinder sie wie einen Gott. Der 4jährige Junge weigerte sich, sie als Gott anzuerkennen und sagte ihnen, sie könne ja nicht sehen, nicht hören, nicht reden, sich nicht bewegen, könne also nicht Gott sein, und er werde nicht sagen, sie sei Gott. Deswegen fiel die Rotte über ihn her. Als der Vater des Jungen davon hörte, war er überrascht, zu erfahren, daß sein Söhnchen so viel erfaßt hatte, als er beim Bibelstudium dabeisaß, und der Mut des Kleinen, seinen Stand gegen die Kinderrotte zu behaupten, machte einen solchen Eindruck auf ihn, daß er seine Meinung änderte und sagte, sein Sohn dürfe beim Studium weiterhin dabei sein. — Jer. 10:5; Hab. 2:18, 19.