Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • w67 1. 11. S. 649-655
  • Von der Neigung, sich zu beklagen, frei bleiben

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Von der Neigung, sich zu beklagen, frei bleiben
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1967
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • IHRE URSACHEN UND IHRE AUSWIRKUNGEN
  • „EURE HERZEN UND EURE GEISTESKRÄFTE ... BEHÜTEN“
  • PERSÖNLICHE KLAGEN
  • Warum sind Nörgler so unglücklich?
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1993
  • Ist jegliches Klagen verwerflich?
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1997
  • Innerhalb der Organisation Jehovas Zufriedenheit finden
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1967
  • Warum nicht murren?
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1979
Hier mehr
Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1967
w67 1. 11. S. 649-655

Von der Neigung, sich zu beklagen, frei bleiben

„Tut weiterhin alles ohne Murren und Widerreden.“ — Phil. 2:14.

1, 2. Welche Verhältnisse herrschen heute in der ganzen Welt, und welche Reaktion lösen sie bei manchen Menschen aus?

WIR leben heute in ‘kritischen Zeiten, mit denen man schwer fertig wird’. Täglich entstehen neue internationale, nationale und persönliche Probleme, die zum Teil unüberwindlich zu sein scheinen. Wir sind Zeugen von blutigen Kriegen, von Hungersnöten und großen Epidemien und sehen, wie die Jugend- und die Erwachsenen­kriminalität überhandnehmen und wie an vielen Orten bittere Armut herrscht. Das stimmt genau mit den prophetischen Worten des Bibelschreibers Paulus überein: „Die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, anmaßend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen vor Stolz, die mehr die Vergnügungen lieben als Gott.“ — 2. Tim. 3:1-4.

2 Die Menschen reagieren verschieden auf diese Verhältnisse. Viele, die diese schlimmen Zustände beobachten, machen Gott dafür verantwortlich. Sie finden, er hätte schon längst etwas tun sollen, um die Situation zu ändern. Sie beklagen sich, indem sie dem Sinne nach sagen: „Wo ist diese seine verheißene Gegenwart? Ja, von dem Tage an, da unsere Vorväter im Tode entschlafen sind, gehen alle Dinge genau so weiter wie von Anfang der Schöpfung an.“ (2. Petr. 3:4) Judas, der Halbbruder Jesu, sagte: „Diese Menschen sind Murrende, solche, die ihr Los im Leben beklagen.“ — Jud. 16.

3. Wie denken gerechtgesinnte Menschen über die Weltverhältnisse, und wieso wirkt sich dies günstig für sie aus?

3 Aufrichtige, gerechtgesinnte Menschen denken jedoch wie der Prophet Jeremia, der gemäß Klagelieder 3:38, 39 (NW) sagte: „Aus dem Munde des Höchsten gehen schlechte Dinge und was gut ist, nicht hervor. Wie kann ein lebender Mensch sich Klagen hingeben, ein rüstiger Mann seiner Sünde wegen?“ Diese Menschen „seufzen und jammern“ zwar wegen der Greuel, die in ihrer Mitte geschehen; sie machen aber nicht Gott dafür verantwortlich, sondern sagen mit Jeremia demütig: „Prüfen und erforschen wir unsere Wege, und laßt uns zu Jehova umkehren! Wir, wir sind abgefallen und sind widerspenstig gewesen.“ (Hes. 9:4; Klag. 3:40, 42) Sie flehen Jehova um Rettung an, und in seiner überströmenden liebenden Güte erhört er ihren Hilferuf und befreit sie aus dem gegenwärtigen bösen System der Dinge, indem er sie in geistigem Sinne an „gut bewässerte Ruhestätten“ führt, wo sie mit seinen christlichen Zeugen zusammen sind. — Ps. 23:2, NW.

4. Führe verschiedene Gründe an, weshalb Jehovas Zeugen heute ein zufriedenes Volk sind.

4 Diese wahren Christen haben allen Grund, glücklich und zufrieden zu sein. Obwohl sie in 199 Ländern leben, die verschiedensten Sprachen sprechen und aus den unterschiedlichsten Verhältnissen kommen, leben sie — es sind ihrer schon Hunderttausende — miteinander in Frieden und Einheit. Sie stehen in einem vertrauten, unschätzbaren Verhältnis zu ihrem Gott und kennen seinen Willen genau. Diese Erkenntnis enthebt sie des Kummers und der Sorgen, die die Menschen haben, welche noch zu dem gegenwärtigen bösen System gehören. Sie blicken zuversichtlich einer gerechten neuen Ordnung der Dinge entgegen, die binnen kurzem herbeigeführt wird. Sie bringen ihre Freude über diese Hoffnung begeistert zum Ausdruck, indem sie einen großen Teil ihrer Zeit dafür verwenden, andere zu ermuntern; sie besuchen sie in ihrer Wohnung, sprechen Hoffnungslosen Mut zu und sagen zu ihnen: „Werdet versöhnt mit Gott.“ — 2. Kor. 5:20.

5. (a) Welche Fragen erheben sich angesichts der geistigen Wohlfahrt des Volkes Gottes, und welche drei Gründe werden als Antwort angeführt? (b) Was muß man tun, um von der Neigung, sich zu beklagen, frei zu bleiben?

5 Wenn doch Jehovas Volk so glücklich ist und sich in einer solch guten geistigen Verfassung befindet, warum mußte dann der Apostel Paulus den ersten Christen in Philippi schreiben: „Tut weiterhin alles ohne Murren und Widerreden.“? Warum muß sich dann Der Wachtturm mit diesem Thema befassen und darüber Rat erteilen? Weil Christen in geistiger Hinsicht zwar reif, aber immer noch unvollkommen und den von Adam ererbten Neigungen des gefallenen Fleisches unterworfen sind. Sie leben auch immer noch im gegenwärtigen bösen System der Dinge, und wenn sie nicht vorsichtig sind, können sie vom „Geist der Welt“ beeinflußt werden, der auch die Neigung, sich zu beklagen, hervorruft. Außerdem schließen sich den Zeugen Jehovas jedes Jahr Zehntausende von Personen an, die meistens erst kurz vorher die vielen ungesunden Gewohnheiten dieser bösen Welt abgelegt haben. Von der Neigung, sich zu beklagen, völlig frei zu werden kostet Zeit und Anstrengung und setzt voraus, daß man sich von Jehova helfen läßt und sich seiner Führung unterstellt. Einmal von dieser Neigung befreit, muß der Christ einen ständigen und immer intensiveren Kampf führen, um davon frei zu bleiben, wie das aus den Worten hervorgeht: „Tut weiterhin alles ohne Murren und Widerreden.“ — Phil. 2:14; 1. Kor. 2:12.

IHRE URSACHEN UND IHRE AUSWIRKUNGEN

6. Was sollten wir wissen, um von dieser Neigung frei zu bleiben?

6 Damit wir uns vor dieser Neigung hüten und sie in der Christenversammlung unterdrücken können, müssen wir wissen, in welchen verschiedenen Formen sie im täglichen Leben und im Umgang mit unseren Brüdern auftreten kann. Wir sollten auch einiges über die Ursachen und die verderblichen Auswirkungen dieser Neigung wissen. Das ist wichtig, denn oft merken die sich Beklagenden gar nicht, daß sie dieser Neigung verfallen sind, oder sie wissen nicht, welche nachteiligen Folgen sie hat.

7. Wie wird der Ausdruck „sich beklagen“ erklärt, und wie äußert sich die Neigung, sich zu beklagen?

7 Nach der Erklärung eines amerikanischen Wörterbuchesa bedeutet „sich beklagen“: „Trauer, Schmerz, Unzufriedenheit, Kritik, Bedauern usw. äußern; jammern, murren“. Demnach ist eine Klage also eine Äußerung von innerer Unzufriedenheit, von Ärger oder von Schmerz. Gewöhnlich dient die Zunge zur Äußerung einer solchen Klage, obwohl Empfindungen manchmal auch durch eine verächtliche Geste oder ein griesgrämiges Gesicht zum Ausdruck gebracht werden. Taten sprechen oft lauter als Worte, und man merkt schnell, wenn jemand unzufrieden ist, ohne daß er irgendwelche Klagen äußert.

8. (a) Was schrieb Jakobus über die Schwierigkeit, die Zunge zu beherrschen? (b) Warum sollten sich Personen, die sich gern beklagen, nicht mit diesen Worten des Jakobus entschuldigen wollen? Wieso können jedoch unabsichtliche Übertreter aus ihnen Trost schöpfen?

8 Es gibt keinen einzigen Adamssohn, der nicht schon mit seiner Zunge gesündigt hätte. Jesu Jünger Jakobus schrieb deshalb, gemäß Jakobus 3:2, 8-10: „Denn wir alle straucheln oft. Wer nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, imstande, auch seinen ganzen Leib im Zaum zu halten. Die Zunge ..., kein einziger Mensch vermag sie zu zähmen. Ein widerspenstiges, schädliches Ding voll todbringenden Giftes ist sie. Mit ihr segnen wir Jehova, ja den Vater, und doch verfluchen wir mit ihr die Menschen, die ‚nach dem Gleichnis Gottes‘ ins Dasein gekommen sind. Aus demselben Munde kommen Segen und Fluch hervor.“ Es sollte jedoch niemand, der die Neigung hat, sich zu beklagen, sich mit diesen Worten entschuldigen wollen, denn Jakobus fährt mit den Worten fort: „Es ist nicht richtig, meine Brüder, daß diese Dinge so weiter geschehen.“ Es stimmt zwar, daß wir alle mitunter sündigen. Im Sündigen mit der Zunge jedoch so weit zu gehen, daß man daraus eine Gewohnheit macht, das heißt, daß man der Neigung, sich zu beklagen, frönt, ist mit dem wahren Christentum unvereinbar. Andererseits können wir aus den Worten des Jakobus Trost schöpfen, wenn wir in unserem harten Kampf gegen diese Neigung unseres Fleisches unabsichtlich sündigen.

9. Was ist gemäß den Worten Jesu in Matthäus 12:34 noch wichtiger als die Beherrschung der Zunge, und warum?

9 Jesus äußerte eine unbestreitbare Tatsache, als er sagte: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ (Matth. 12:34) Demnach müssen wir nicht nur die Zunge beherrschen und sie davor bewahren, Klagen zu äußern, sondern noch wichtiger ist, daß wir die Gedanken beherrschen, die uns veranlassen könnten, uns zu beklagen. Die Zunge äußert nur das oder kleidet nur das in Worte, was ein Mensch in seinem Herzen und in seinem Sinn hat. Was für Gedanken können denn jemand veranlassen, sich zu beklagen?

10, 11. (a) Führe einige Gründe an, die jemand veranlassen könnten, sich zu beklagen. (b) Was ist im wesentlichen die Hauptursache für die Neigung, sich zu beklagen?

10 Stolz mag dazu führen, daß sich jemand zu beklagen beginnt. Er mag zu hoch von sich denken und die Schwächen anderer kritisieren, um sich in den Vordergrund zu stellen und auf seine Brüder Eindruck zu machen. Auf diese Weise möchte er zeigen, daß er die betreffenden Schwächen nicht in demselben Ausmaß hat. Andere verlieren vielleicht die Geduld mit ihren Brüdern, weil sie keine so gute Auffassungsgabe haben wie sie selbst, oder sie ärgern sich über die angeblichen Schwächen ihrer Brüder. Wieder andere müssen besondere Schwierigkeiten ertragen und bemitleiden und beklagen sich deshalb, wenn sie ihre Lage mit derjenigen ihrer Brüder in der Versammlung vergleichen. Bei einigen mögen der Wunsch, mehr tun zu können, und das Gefühl, sie wären einer Aufgabe besser gewachsen als derjenige, der damit betraut ist, die Ursache sein, daß sie sich beklagen.

11 Wir haben jetzt zwar nur einige Dinge, die Brüder veranlassen mögen, sich zu beklagen, näher betrachtet, aber wir haben eines deutlich festgestellt: Die Ursache ist stets eine Überbetonung des eigenen Ichs, die darauf zurückzuführen ist, daß man seine Gefühle oder seine Stellung zu wichtig nimmt. Diese Neigung ist demnach ein Ausdruck der Selbstsucht, und Selbstsucht ist das Gegenteil von Liebe.

12. Wie entwickelte derjenige, der zum Satan wurde, die Neigung, sich zu beklagen, und wie wirkte sich dies aus?

12 In diesem Zusammenhang ist es gut, einmal darüber nachzudenken, wie es kam, daß derjenige, der zu Satan oder zum Teufel wurde, mit seiner so begünstigten Stellung eines Aufsehers nicht mehr zufrieden war. Die Bibel verrät es uns durch die Worte, die einst an den König von Tyrus gerichtet wurden, der den gleichen Geist offenbart hatte wie der Teufel: „Dein Herz hat sich erhoben ob deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht wegen deines Glanzes.“ (Hes. 28:17) Sein kühnes Verlangen, das ganze Universum zu beherrschen, veranlaßte ihn, sich gegen Jehova, den Souverän, zu erheben. Er begann, zu hoch von sich zu denken, und entwickelte deshalb die Neigung, sich zu beklagen, was sich sehr bald in seiner Handlungsweise zeigte, die Not und Elend über die Menschheit brachte.

13. Zeige, wie sich Klagen auswirken (a) auf denjenigen, gegen den sie vorgebracht werden, (b) auf denjenigen, der sie sich anhört, (c) auf einen neuen oder schwächeren Bruder und (d) wenn sie gegen die Organisation gerichtet sind.

13 Wenn auch nicht jede Klage solch verhängnisvolle Folgen hat, so wirkt sich doch die geringste Äußerung von Unzufriedenheit nachteilig aus. Jemand, der sich über einen Bruder oder eine Schwester beklagt, beabsichtigt, den oder die Betreffende in den Augen seines Gesprächspartners herabzusetzen. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf Schwachheiten und wirkt auf diese Weise beunruhigend und entmutigend. Spricht er mit einem schwachen oder einem neuen Bruder, so kann er ihn so sehr enttäuschen, daß er sein Vertrauen zu seinen Brüdern verliert. Beklagt sich jemand über die Organisation Gottes oder über ihre ernannten Vertreter, so kann es sich noch schimmer auswirken: Es kann das Vertrauen zu den organisatorischen Vorkehrungen untergraben und den Glauben an Jehova erschüttern.

14. Wie wirken sich solche Klagen auf die ganze Versammlung aus? Veranschauliche deine Antwort anhand von Sprüche 21:19.

14 Selbst wenn jemand, der sich solche Klagen anhört, dadurch nicht zum Straucheln veranlaßt oder in geistiger Hinsicht nicht geschädigt wird, weil er die nötige Reife hat und ihnen deshalb keine Beachtung schenkt, so ist es für ihn doch nicht angenehm, mit einem solchen Menschen zusammen zu sein. Klagen wirken ähnlich wie Sand in einer gutgeölten Maschine. Sie dämpfen die Freude der Versammlung. Sie wirken wie eine dunkle Wolke, die plötzlich am Horizont erscheint. Sie üben die gleiche Wirkung auf die Brüder aus wie eine zänkische Frau auf ihren Mann. In Sprüche 21:19 (Br) lesen wir: „Es ist besser, allein in einem wüsten Lande wohnen als zusammen mit einer zänkischen und zornigen Frau.“

15. Wie wird der sich Beklagende selbst davon berührt?

15 Abgesehen von der demoralisierenden Wirkung, die Klagen auf diejenigen ausüben, die sie sich anhören, wirken sie sich auch auf denjenigen, der sie äußert, nachteilig aus. Sie machen ihn unzufrieden und unglücklich und verursachen sehr oft auch Gewissensbisse. Der Weise hatte recht, als er unter Inspiration sagte: „Wer seinen Mund und seine Zunge bewahrt, bewahrt vor Drangsalen seine Seele.“ — Spr. 21:23.

„EURE HERZEN UND EURE GEISTESKRÄFTE ... BEHÜTEN“

16. Wessen Hilfe sollten wir gemäß Pauli Worten erflehen, um unser Herz und unsere Geisteskräfte zu behüten, und worauf sollten wir unsere Gedanken richten?

16 Da Klagen dem Herzen und Sinn eines Menschen entspringen, sollten wir unsere Gedanken auf Dinge richten, die auferbauen und ermutigen. Der Apostel Paulus zeigt, daß wir dies nur mit der Hilfe Jehovas tun können. Er sagt: „Seid um nichts ängstlich besorgt, sondern laßt in allem durch Gebet und Flehen zusammen mit Danksagung eure Bitten bei Gott bekanntwerden; und der Friede Gottes, der alles Denken übersteigt, wird eure Herzen und eure Geisteskräfte durch Christus Jesus behüten.“ Ja, solltest du in dieser Hinsicht eine Schwäche haben, dann zögere nicht, Jehova um seine Hilfe zu bitten, damit du sie überwinden kannst. Jehova wird dein inbrünstiges Bitten erhören und bewirken, daß Unzufriedenheit und die Neigung, dich zu beklagen, von dir weichen und du Zufriedenheit und Herzensfrieden findest. Paulus zeigt jedoch auch, daß man sich anstrengen muß, seinen Gebeten entsprechend zu handeln. Er sagt: „Schließlich, Brüder, was irgend wahr, was irgend von ernsthaftem Interesse, was irgend gerecht, was irgend keusch, was irgend liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt, diese Dinge betrachtet weiterhin.“ — Phil. 4:6-8.

17. (a) Warum müssen wir einen ständigen Kampf führen, um Pauli Worte in Philipper 4:8 anzuwenden? (b) Was sollten wir tun, wenn wir merken, daß wir uns über die Fehler unserer Brüder ärgern?

17 Paulus betont also, daß man nicht nur seine Zunge, sondern auch seine Gedanken beherrschen sollte, indem man sie auf das Gute, das Tugendhafte und Liebenswerte, das unsere Brüder an sich haben, konzentriert. Unser gefallenes Fleisch ist geneigt, stets zuerst die Schwächen eines Menschen zu sehen, und das macht uns oft blind für seine vielen vortrefflichen, liebenswerten und löblichen Eigenschaften. Da es sehr leicht ist, bei einem jeden von uns Schwächen zu finden, hat die Neigung, sich zu beklagen, stets genug Nährstoff. Wir müssen darum einen ständigen Kampf führen, um unsere Gedanken zu beherrschen. Wenn wir etwas beobachten, was uns zur Eifersucht oder zum Zorn reizt, sollten wir versuchen, es unverzüglich aus unserem Sinn zu verbannen, und statt dessen an die guten Eigenschaften des Betreffenden denken. Das wird am Anfang nicht leicht sein, doch wenn du mit Jehovas Hilfe daran arbeitest, wirst du sehen, daß du deinen Brüdern mit der Zeit näherkommst und ihre Hingabe an Jehova mehr schätzt. Du wirst auch ein viel glücklicherer Mensch werden, mit dem es angenehmer ist umzugehen.

18. (a) Welchen Fehler begeht jemand, der sich über andere beklagt, gemäß Pauli Worten an die Korinther und an die Römer? (b) Wem wird es also leichter fallen, die Neigung, sich zu beklagen, zu überwinden?

18 Wer geneigt ist, sich zu beklagen, nimmt das Fleisch und seine Schwächen zu wichtig und handelt daher in dieser Hinsicht wie ein geistig Unmündiger. Statt auf die Herzenshingabe und die Liebe seiner Brüder zu blicken, achtet er auf das gefallene, sündige Fleisch. Die Korinther Versammlung hatte diesen Fehler begangen, weshalb Paulus ihr schrieb: „So konnte ich ... zu euch nicht wie zu Geistesmenschen reden, sondern wie zu fleischlichen Menschen, wie zu Unmündigen in Christus ... Denn solange es Eifersucht und Streit unter euch gibt, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt ihr nicht wie Menschen?“ (1. Kor. 3:1, 3) Warum dem so ist, erfahren wir aus seinen Worten nach Römer 8:5: „Denn die, welche mit dem Fleische in Übereinstimmung sind, richten ihren Sinn auf die Dinge des Fleisches, die aber mit dem Geiste in Übereinstimmung sind, auf die Dinge des Geistes.“ Wer daher durch ein regelmäßiges Bibelstudium, durch den Besuch der Zusammenkünfte, durch das Gebet und durch den Dienst Jehovas mit Gottes heiligem Geist erfüllt bleibt, dem wird es leichter fallen, die Neigung, sich zu beklagen, zu überwinden, als dem, der in dieser Hinsicht unregelmäßig ist.

PERSÖNLICHE KLAGEN

19. In welche zwei allgemeinen Kategorien können Klagen eingeteilt werden?

19 Wenn wir diesem Thema auf den Grund gehen, können wir Klagen in zwei allgemeine Kategorien einteilen: 1. Klagen über Einzelpersonen und 2. (was schlimmer ist) Klagen über Jehovas Organisation oder sein Vorhaben. Wir wollen uns zuerst mit den persönlichen Klagen befassen, und im folgenden Wachtturm-Artikel werden wir dann die zweite Kategorie besprechen.

20. Was gibt in den meisten Fällen Anlaß zu persönlichen Klagen, und werden solche Klagen im allgemeinen mit Vorbedacht geäußert?

20 Weitaus die meisten Klagen über Einzelpersonen sind auf unbedeutende Mißverständnisse oder Meinungsverschiedenheiten zurückzuführen. Eine Schwester, die etwas ruhig und zurückhaltend ist, mag sich über die offene Art einer anderen Schwester ärgern und mag ihrem Ärger anderen gegenüber Luft machen. Eigenarten, Gewohnheiten und das Benehmen eines Menschen mögen einigen gefallen, andere dagegen mögen sich darüber aufregen und sich darüber beklagen. Meist werden solche Klagen nicht mit Vorbedacht geäußert, sondern spontan, aus Ärger über irgendeine Kleinigkeit. Oft geschieht es völlig unüberlegt, und nicht selten bereut man es hinterher. Was kann man gegen diese Neigung tun?

21. Wie sollten wir diese geringfügigen Schwächen unsere Brüder betrachten, besonders angesichts der Worte Jesu in Matthäus 6:14, 15?

21 Wir müssen in erster Linie erkennen, worum es bei diesen Klagen geht. In den meisten Fällen sind es geringfügige, unwichtige, ja sogar kindische Dinge. Oft liegt gar kein eigentlicher Grund zur Klage vor. Ein gewisser Bruder oder eine gewisse Schwester tut etwas lediglich anders als sie es unserer Meinung nach tun sollte. Wenn wir bedenken, wie Jehova diese „Schwächen“ unserer Brüder betrachtet, und erkennen, daß er bereit ist, darüber hinwegzusehen und sie ihnen zu vergeben, dann wird uns das helfen. Vergibt dir Jehova nicht immer wieder trotz deiner vielen Schwächen? Berücksichtigst du nicht deine eigenen Verfehlungen, und bittest du Jehova nicht immer wieder um Vergebung, vielleicht sogar wegen derselben Schwäche? Wenn wir möchten, daß Jehova uns vergibt, dann müssen wir bereit sein, anderen zu vergeben, wie das Jesu Worte nach Matthäus 6:14, 15 bestätigen: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, wird euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“

22. Zeige, wieso jemand, der sich über geringfügige Verfehlungen beklagt, keine Liebe verrät.

22 Wir würden also keine Liebe und keine Bereitschaft zum Vergeben bekunden, wenn wir unseren Brüdern solche geringfügigen Verfehlungen nachtragen und sie noch größer machen würden, indem wir mit anderen darüber sprechen. Dadurch würden wir unseren himmlischen Vater bestimmt nicht nachahmen. Gottes Wort sagt über die Liebe: „Die Liebe ist langmütig und gütig. Die Liebe ... läßt sich nicht aufreizen. Sie trägt das Böse nicht nach.“ „Die Liebe deckt eine Menge von Sünden zu. Seid gastfreundlich gegeneinander ohne Murren.“ (1. Kor. 13:4, 5; 1. Petr. 4:8, 9) Es ist daher nicht schwer zu verstehen, warum uns empfohlen wird, ‘einander in Liebe zu ertragen’. — Eph. 4:2.

23. Wie sollte man sich also gegen diese unbedeutenden Ursachen zu Klagen verhalten?

23 Wenn wir also ‘das Böse nicht nachtragen’ sollen, dann müssen wir als Christen solche geringfügigen Ursachen zu Klagen vergessen und sie vollständig aus unserem Gedächtnis auslöschen. Laß nicht zu, daß sie in deinen Augen übertriebene Ausmaße annehmen, sondern verscheuche die Gedanken daran, ehe sie Wurzel fassen und zu gedeihen beginnen. Unterdrücke die Neigung, dich zu beklagen, und bewahre dich so davor, dich selbst und andere unglücklich zu machen.

24. Wie sollte man gemäß den Worten Jesu vorgehen, wenn man wirklich Ursache zu einer Klage hat?

24 Es mag jedoch vorkommen, daß ein Bruder oder eine Schwester tatsächlich Grund hat, sich über jemand zu beklagen. Ein Bruder hat vielleicht wissentlich oder unwissentlich etwas getan, was dich so sehr verletzt hat, daß du es einfach nicht vergessen und nicht darüber hinwegkommen kannst. Du stellst vielleicht fest, daß es dich ziemlich stark beunruhigt und sogar deinen Dienst für Jehova beeinflußt. Gerade für solche Fälle gab Jesus den gesunden Rat, den wir in Matthäus 18:15 lesen: „Wenn dein Bruder eine Sünde begeht, so gehe hin und lege seinen Fehler zwischen dir und ihm allein offen dar. Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.“

25. (a) Was sollte jemand, der Grund zu einer schwerwiegenden Klage gegen seinen Bruder hat, nie tun, und warum nicht? (b) Zeige, warum es wirklich weise ist, den Rat in Matthäus 18:15 zu befolgen.

25 Selbst wenn du Grund hast, dich über die Handlungsweise eines Bruders zu beklagen, dann solltest du nicht mit anderen in der Versammlung darüber sprechen. Das würde nicht zum Frieden beitragen, sondern die ganze Versammlung beunruhigen, ja es könnte sogar zu einer Spaltung unter den Brüdern führen. Es wird auch bestimmt demjenigen nicht helfen, der den Fehler begangen hat, wenn er von anderen erfährt, daß du dich bei ihnen über ihn beklagt hast. Statt die Unstimmigkeit zu beseitigen, würdest du dadurch die Sache nur noch schlimmer machen, wie das folgender Spruch zeigt: „Wer ... eine Sache immer wieder anregt [weiter erzählt, ZB], entzweit Vertraute.“ (Spr. 17:9) Nein, die Neigung, sich zu beklagen, ist niemandem eine Hilfe. Die richtige Handlungsweise besteht darin, persönlich zu dem Bruder hinzugehen und mit ihm ruhig und sachlich über die Angelegenheit zu sprechen. Möglicherweise ist er sich gar nicht bewußt, daß er dich verletzt hat. Stell dir vor, wie froh er in einem solchen Fall wäre, wenn du ihn gleich persönlich ansprächest, statt dich bei anderen in der Versammlung über ihn zu beklagen!

26, 27. (a) Wozu ist jemand, der beleidigt wurde, verpflichtet, wenn sein Bruder ihn um Vergebung bittet, und wie weit sollte er in dieser Hinsicht gehen? (b) Zeige, wieso Pauli Rat in Kolosser 3:12-14 in allen Fällen, bei denen es um persönliche Klagen geht, helfen wird.

26 Bittet dich dein Bruder demütig um Vergebung, dann bist du verpflichtet, seine Entschuldigung anzunehmen und ihm zu vergeben, wie dein himmlischer Vater dir vergibt. Die Liebe ist eine Schuld, die sich nie vollständig abtragen läßt. (Röm. 13:8) Als daher der Apostel Petrus Jesus fragte: „Herr, wievielmal kann mein Bruder gegen mich sündigen und ich soll ihm vergeben? Bis siebenmal?“, antwortete Jesus: „Ich sage dir: Nicht bis siebenmal, sondern: Bis siebenundsiebzigmal.“ (Matth. 18:21, 22) Wenn wir großzügig sind, was unsere Liebe zu unseren Brüdern, unsere Barmherzigkeit ihnen gegenüber und unsere Bereitschaft, ihnen zu vergeben, anbelangt, werden wir viel Freude ernten und glücklicher sein, und wir werden uns vor der verderblichen, Unfrieden stiftenden Neigung, uns zu beklagen, schützen. Unsere tiefe Dankbarkeit gegenüber Jehova und unsere Liebe zu ihm und zu unseren Brüdern werden uns helfen, unsere Gedanken auf die „wichtigeren Dinge“, die Dinge, die unser künftiges Leben beeinflussen, zu richten statt auf die vielen unbedeutenden Dinge, die das gegenwärtige unvollkommene System der Dinge kennzeichnen. — Phil. 1:10.

27 Wenden wir unsere Aufmerksamkeit zum Schluß noch den Worten zu, die Paulus vor vielen Jahren an die Kolosser geschrieben hat, und bemühen wir uns, sie anzuwenden, denn das wird uns weitgehend helfen, uns jeder Art persönlicher Klagen zu enthalten. Paulus empfahl den Kolossern eindringlich: „Kleidet euch somit als Gottes Auserwählte, heilige und geliebte, mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Güte, Demut, Milde und Langmut. Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat. So wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr. Außer allen diesen Dingen aber kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einigkeit.“ — Kol. 3:12-14.

[Fußnote]

a Webster’s New International Dictionary (2. Ausgabe).

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen