Die himmlische Priesterschaft — eine göttliche Einrichtung für alle, die leben möchten
„Das Gesetz machte nichts vollkommen, wohl aber die außerdem eingeführte bessere Hoffnung, durch die wir uns Gott nahen.“ — Hebr. 7:19.
1. Welche Fragen entstanden dadurch, daß die Israeliten nicht Jehovas „heilige Nation“ von Priestern wurden?
DA DIE Nation Israel der Stimme Jehovas, ihres Gottes, nicht gehorchte und seinen Bund nicht hielt, ja, da sie sogar seinen Sohn, den Messias, verwarf, hatte seine Geduld mit dieser treulosen Nation schließlich ein Ende, und er verwarf sie als sein Königreich von Priestern. Sollte nun die ganze Menschheit wieder in die schreckliche Finsternis des Abgeschnittenseins von ihrem Schöpfer, dem Quell des Lebens, zurückfallen? Gottesfürchtige Personen waren sich darüber im klaren, daß die Menschheit dringend eine Priesterschaft benötigte, die treu bleiben und für immer bestehen würde. Nur dann würden gehorsame Menschen mit Gott in Verbindung treten und schließlich ihrer Hoffnung entsprechend in das gleiche vertraute, glückliche und ungetrübte Verhältnis zu ihm gelangen können, in dem der vollkommene Adam einst zu ihm gestanden hatte. Wie sollte dies aber möglich werden? Es wäre etwas notwendig, was den Menschen helfen würde, von der Unzulänglichkeit, die ihnen zufolge der Sünde anhaftet, frei zu werden. Vom rein menschlichen Standpunkt aus war die Aussicht darauf sehr gering.
2. Wieso wissen wir, daß Gott dafür gesorgt hat, daß dies möglich wurde?
2 Glücklicherweise hat Jehova aber dafür gesorgt, daß dies möglich wurde, und er hat in seinem geschriebenen Wort dafür auch ausdrücklich die Gewähr gegeben. Wie es möglich ist, seine Gunst und ewiges Leben zu erlangen, wurde durch den Dienst der aaronischen Priesterschaft in Israel ganz genau vorgeschattet, denn der Apostel Paulus schrieb: „Diese Männer [die aaronischen Priester] versehen den heiligen Dienst in einer bildlichen Darstellung und einem Schatten der himmlischen Dinge.“ — Hebr. 8:5.
3. Was sollten wir zunächst über die Bedeutung der Einzelheiten im Vorbild wissen?
3 Damit wir die wunderbaren Einzelheiten dieser gütigen Vorkehrung Jehovas besser verstehen können, sollten wir uns von vornherein darüber im klaren sein, daß es sich dabei um himmlische, geistige oder unsichtbare Dinge handelt. Gottlose Menschen haben in ihrer Vermessenheit sich jahrhundertelang bemüht, durch ihr eigenes Bemühen und durch ihre eigenen Bestrebungen, ohne fremde Hilfe, ihre Ziele zu erreichen und einen wahren Frieden herbeizuführen. Sie haben den Grundsatz völlig außer acht gelassen, den Gott in dem Gesetz, das er den Israeliten gab, in den Worten zum Ausdruck brachte: „Der Mensch [lebt] nicht von Brot allein ..., sondern von jeder Äußerung des Mundes Jehovas lebt der Mensch tatsächlich.“ (5. Mose 8:3, NW) Wer daher Leben erlangen möchte, muß die Äußerungen Jehovas, die wir in seinem geschriebenen Wort finden, hören, verstehen und in seinem Leben anwenden. Wir wollen uns deshalb voller Ehrfurcht den nachfolgenden Darlegungen zuwenden und sehen, auf welch wunderbare Weise Jehova materielle Dinge gebraucht hat, um uns über tiefe geistige Wahrheiten zu belehren, die uns sonst verborgen geblieben wären.
DER HOHEPRIESTER
4. Was sind die Wirklichkeiten, auf die durch den Hohenpriester, durch das Blut der Schlachtopfer und durch das Zelt hingewiesen wurde?
4 Der Apostel Paulus zeigte, auf welche Wirklichkeiten einige Schattenbilder hinwiesen, indem er unter Inspiration schrieb: „Als jedoch Christus als Hoherpriester der guten Dinge kam, die sich eingestellt haben durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist, begab er sich, nicht mit dem Blut von Ziegenböcken und von jungen Stieren, nein, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heilige und erlangte eine ewige Befreiung für uns. Denn Christus begab sich nicht an eine mit Händen gemachte heilige Stätte, die ein Abbild der Wirklichkeit ist, sondern in den Himmel selbst, um nun vor der Person Gottes für uns zu erscheinen.“ Daraus geht hervor, daß Christus das Haupt einer himmlischen Priesterschaft ist und daß sein Erscheinen in der Gegenwart Gottes im Himmel mit dem Wert seines vollkommenen Opfers dadurch vorgeschattet wurde, daß Israels Hoherpriester mit dem Blut makelloser Tiere in das Allerheiligste des Vorbild-Zeltes hineinging. Wenn wir uns darüber im klaren sind, werden wir die wahre Bedeutung einer ganzen Menge von Schattenbildern verstehen. — Hebr. 9:11, 12, 24.
5. Wie beschreibt der Apostel Paulus die Vorzüge, die das Priestertum Christi gegenüber dem aaronischen Priestertum hat?
5 Christus Jesus ererbte das Priestertum nicht vom Stamme Levi, denn er gehörte von Geburt nicht zu diesem Stamm. Er war von einer Jungfrau aus dem Stamm Juda geboren worden. Sein Priestertum vermag die Menschen Gott näherzubringen als das aaronische Priestertum. Inwiefern? Der Apostel Paulus antwortet: „Diese Hoffnung haben wir als einen Anker für die Seele, der sowohl sicher als auch fest ist, und er reicht in das Innere, hinter den Vorhang, hinein, wohin unsertwegen ein Vorläufer gegangen ist, Jesus, der für immer Hoherpriester nach der Weise Melchisedeks geworden ist.“ „Da er ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister ist und weder einen Anfang der Tage noch ein Ende des Lebens hat, sondern dem Sohn Gottes gleichgemacht ist, bleibt er immerdar ein Priester. Demzufolge kann er auch jene vollständig erretten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immerdar lebt, um für sie einzutreten.“ „Wir haben einen Hohenpriester wie diesen, und er hat sich zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln gesetzt, als öffentlicher Diener der heiligen Stätte und des wahren Zeltes, das Jehova aufschlug und nicht ein Mensch.“ — Hebr. 6:19, 20; 7:3, 25; 8:1, 2.
6. Was kann dieses neue Priestertum, mit dem Christus Jesus betraut wurde, alles bewirken?
6 Aus diesen Texten ersehen wir, daß Jesus in seinem Amt keinen Vorläufer hatte, denn Gott betraute ihn mit einem völlig neuen Priestertum, einem Priestertum, das alle wichtigen Handlungen früherer Priester oder Priesterschaften einschloß und das für immer bestehen und alle anscheinend unüberwindlichen Hindernisse überwinden sollte, die sich zwischen dem sündigen Menschen und seinem reinen, gerechten Schöpfer erhoben. Wir erfahren daraus ferner, daß das Zelt, das unter der Leitung Mose errichtet wurde, nur ein Schatten des „wahren Zeltes“ oder der unsichtbaren, himmlischen Einrichtung war, die Jehova geschaffen hat, damit reumütige Menschen wieder ein harmonisches Verhältnis zu ihm gewinnen und Frieden und Leben erlangen können.
DIE UNTERPRIESTER
7. Was läßt den Schluß zu, daß Christus mit einer Bruderschaft von Unterpriestern verbunden sein wird, und bestätigte der Apostel Paulus diese Folgerung?
7 Wenn wir an einen Hohenpriester denken, dann denken wir an den Vorsteher einer Priesterschaft. Aaron war somit das Haupt der Priesterschaft und ihrer Gehilfen aus dem Stamm Levi. Bekanntlich beanspruchte Jehova den ganzen Stamm Levi als sein besonderes Eigentum anstelle der erstgeborenen Söhne aller Familien Israels, die in der Passahnacht vom Tod verschont worden waren. Die Leviten wurden von den anderen Stämmen abgesondert, um die Dienste im Vorbild-Zelt zu verrichten. Daraus könnte man schließen, daß mit dem größeren Aaron, Christus Jesus, eine aus der Menschheit ausgewählte heilige Bruderschaft von Unterpriestern verbunden sein wird, die unter seiner Leitung das Werk verrichtet, durch das sich die Menschen Gott auf annehmbare Weise nahen und ihn anbeten können. Der Apostel Paulus bestätigte diese Folgerung, indem er schrieb: „Demzufolge, heilige Brüder, Mitgenossen der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester, den wir bekennen — Jesus.“ „Er [Gott] hat uns gerettet und uns mit einer heiligen Berufung berufen, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und unverdienter Güte.“ — Hebr. 3:1; 2. Tim. 1:9.
8. Was muß das Zelt dargestellt haben?
8 Das „wahre Zelt“ muß etwas Unsichtbares im Himmel dargestellt haben. Das geht daraus hervor, daß das Volk Israel durch das Tor des Vorhofes des mosaischen Zeltes der Zusammenkunft nur das sehen konnte, was sich außerhalb des Zeltes abspielte. Alles, was sich innerhalb des Zeltes befand, konnten die Israeliten nicht sehen; es war für sie unsichtbar, ob sie lagerten oder ob sie unterwegs waren. Ein Vergleich des Zeltes, das sie in der Wüste hatten, mit dem Tempel, den später Salomo ziemlich genau nach denselben Richtlinien, nur mit dauerhafterem Material, baute, hilft uns, die volle Bedeutung jener als Vorbild dienenden Anbetungsstätte zu erkennen. Jesus Christus begab sich in dieses „wahre Zelt“, bevor zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. mit dem Bau des aus „lebendigen Steinen“ bestehenden Tempels begonnen wurde, über den der Apostel Paulus schrieb: „Bestimmt seid ihr daher nicht mehr Fremde und als Fremdlinge ansässig, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, und ihr seid auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut worden, wobei Christus Jesus selbst der Grundeckstein ist. In Gemeinschaft mit ihm wächst der ganze Bau, harmonisch zusammengefügt, zu einem heiligen Tempel für Jehova. In Gemeinschaft mit ihm werdet auch ihr zusammen zu einer Stätte erbaut, die Gott durch den Geist bewohnen wird.“ Der Ausdruck „wächst ... zu einem heiligen Tempel“ deutet an, daß dieses himmlische Heiligtum nicht plötzlich entsteht, sondern daß es ziemlich viel Zeit erfordert, bis es vollendet ist. — Eph. 2:19-22.
9. Welche Tatsachen, das Allerheiligste betreffend, sind sehr passend?
9 Paulus richtete diese Worte an Christen des ersten Jahrhunderts, die wie er Gottes Königreich verkündigten. Diese Worte geben uns zu verstehen, daß in Menschen, die besonders berufen und auserwählt werden, die Hoffnung erweckt wird, himmlische oder Geistgeschöpfe zu werden und eine heilige Priesterschaft unter Christus zu bilden. Beachtenswert ist auch, daß dieser Tempel aus „lebendigen Steinen“ von Gott bewohnt werden wird. (1. Petr. 2:4, 5) Bei dem aus unbelebtem Material erbauten Tempel der alten Zeit, bei dem Zelt in der Wüste, schattete jedoch das Allerheiligste die himmlische Stätte der Gegenwart Gottes vor, denn darin befand sich die Lade des Zeugnisses, deren goldener Deckel, überschattet von zwei Cheruben mit ausgebreiteten Flügeln, einem Thron glich. Jehova hatte zu Moses gesagt: „Daselbst werde ich mit dir zusammenkommen und von dem Deckel herab, zwischen den zwei Cherubim hervor, die auf der Lade des Zeugnisses sind, alles zu dir reden, was ich dir an die Kinder Israel gebieten werde.“ Der große Hohepriester und seine Priesterschaft werden die Stimme Jehovas, des Quells aller Macht, Autorität und Unterweisung, hören und das Gehörte an alle Gehorsamen weitergeben. — 2. Mose 25:22.
10. Was stellte der Vorhang vor dem Allerheiligsten dar, und wieso bestätigt dies unsere Auffassung über die Bedeutung dieses inneren Zeltabteils ebenfalls?
10 Nun wenden wir unsere Aufmerksamkeit dem vorderen Abteil des Zeltes zu. Es war vom Allerheiligsten durch einen prächtigen leinenen Vorhang getrennt, der wie die ganze Verkleidung im Innern des Zeltes mit Cheruben bestickt war. Die inspirierte Erklärung über die Bedeutung dieses symbolischen Vorhangs hilft uns verstehen, was das vordere Abteil darstellte. Der Apostel Paulus sagt: „Da wir also, Brüder, Freimut in bezug auf den Weg des Eingangs in das Heilige [den Himmel selbst] durch das Blut Jesu haben, den er für uns als einen neuen und lebendigen Weg eingeweiht hat durch den Vorhang, das ist sein Fleisch.“ (Hebr. 10:19, 20) Wenn der Vorhang das Fleisch Jesu darstellte, dann muß seine Bereitschaft, als ein vollkommenes Schlachtopfer zu sterben, ihm den Weg bereitet haben, wieder in die herrliche Gegenwart seines Vaters zurückzukehren, was durch seine Auferweckung als mächtiges Geistgeschöpf möglich wurde. Die Worte des Apostels geben ferner deutlich zu verstehen, daß Jesus durch die Opferung seines Fleisches und seines Blutes es auch anderen ermöglichte, ihm schließlich in den Himmel zu folgen, nachdem sie ihr irdisches Leben in Treue vollendet haben und wie ihr Hoherpriester „im Geiste lebendig gemacht“ sein werden. — 1. Petr. 3:18.
IN HIMMLISCHEN ÖRTERN
11. Was wurde durch das vordere Abteil des Zeltes dargestellt, und wieso kommen wir zu diesem Schluß?
11 Da das Innere des vorderen Abteils für die nichtpriesterlichen Anbeter Gottes eine verborgene, nicht sichtbare Stätte war, dennoch aber nicht die Gegenwart Gottes im Himmel darstellte, müssen wir folgern, daß es die besondere Stellung vorschattete, die zunächst Jesus und später auch seine Unterpriester einnahmen, solange sie im Fleische waren. Die Unterpriester haben sich den Wert des Loskaufsopfers Christi zunutze gemacht und haben sich Jehova hingegeben, und er hat sie zu einer himmlischen Hoffnung berufen. Von diesem Zeitpunkt an nimmt diese himmlische Berufung in ihren Gedanken und in ihrem Leben den vornehmsten Platz ein. Damit sie, während sie noch im Fleische auf der Erde sind, unter dem verherrlichten Hohenpriester dienen können, bewirkt Jehova durch seinen heiligen Geist bei ihnen gewissermaßen eine neue Geburt, durch die sie seine geistigen Söhne werden, die beauftragt sind, Priesterdienste zu verrichten. Sein heiliger Geist, der auf sie kommt, dient als Unterpfand für das himmlische Leben, das sie zur Belohnung empfangen werden. Der Apostel Petrus drückt dies folgendermaßen aus: „Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, denn nach seiner großen Barmherzigkeit hat er uns eine neue Geburt zu einer lebendigen Hoffnung gegeben durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe. Es ist in den Himmeln aufbehalten für euch, die ihr vermittels der Macht Gottes durch den Glauben zu einer Rettung behütet werdet, welche bereit ist, in der letzten Zeitperiode geoffenbart zu werden.“ — 1. Petr. 1:3-5.
12. Wodurch unterscheiden sich die Angehörigen der Priesterschaft unter Christus von den übrigen Anbetern Jehovas, und welcher Unterschied besteht ganz besonders zwischen ihnen?
12 Diese „neue Geburt zu einer lebendigen Hoffnung“ unterscheidet die beschränkte Zahl derer, die zu „Priestern Gottes und des Christus“ im Himmel berufen sind, von der großen Menge der anderen Anbeter Gottes, die die Hoffnung haben, auf der gereinigten Erde zu leben, wenn sich das Gebet vollständig erfüllt haben wird: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde.“ (Matth. 6:10) Solange diese Unterpriester Christi noch im Fleische sind und auf der Erde dienen, unterscheiden sie sich im Aussehen und Handeln nicht von der großen Menge der Diener Gottes, die eine irdische Hoffnung haben. In Jehovas Augen befinden sie sich aber bereits an der Stätte, wo sie seinen besonderen Schutz genießen, und sie haben eine Auffassung über ihr geistiges Verhältnis zu ihm und zu Christus, die andere nicht teilen oder völlig begreifen können. Sie wissen, daß sie ihren Dienst auf der Erde als aktive Verkündiger des Namens und Vorhabens Gottes treu beenden müssen, bevor sie schließlich mit Christus im Himmel vereint werden können. Ihnen gilt die kostbare Verheißung: „Erweise dich treu selbst bis in den Tod, und ich will dir die Krone des Lebens geben.“ — Offb. 2:10; 20:6.
13. Wie geht aus anderen Schrifttexten hervor, welche Stellung die zur himmlischen Priesterschaft Berufenen einnehmen, während sie noch im Fleische sind?
13 Welche Stellung diese Priesterklasse einnimmt, während sie noch im Fleische ist, geht auch aus folgenden Schrifttexten hervor: „An euch, die in Gemeinschaft mit Christus Jesus Geheiligten, zu Heiligen Berufenen.“ „Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, denn er hat uns gesegnet mit jeder geistigen Segnung in den himmlischen Örtern in Gemeinschaft mit Christus.“ „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat uns wegen seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, selbst als wir in Verfehlungen tot waren, zusammen mit dem Christus lebendig gemacht — durch unverdiente Güte seid ihr gerettet worden —, und er hat uns mitauferweckt und uns mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Gemeinschaft mit Christus Jesus.“ Ihre unerschütterliche Hoffnung auf ein himmlisches Erbe und das große Verantwortungsbewußtsein, das mit ihrem vertrauten Verhältnis zu Gott und zu Christus verbunden ist, erweckt in ihnen das Gefühl, bereits die Stellung einzunehmen, die ihnen in den Himmeln aufbehalten ist. Das wurde sehr treffend durch die gestickten Cherube vorgeschattet, von denen die Priester umgeben waren, die das Vorrecht hatten, das vordere Abteil des Vorbild-Zeltes zu betreten und darin zu dienen. — 1. Kor. 1:2; Eph. 1:3; 2:4-6.
PRIESTERDIENSTE
14. (a) Was geht daraus hervor, daß die Israeliten die Geräte im Zelt nicht sehen konnten? (b) Was stellte der Leuchter dar?
14 Der Dienst, den die Angehörigen der himmlischen Priesterschaft verrichten, während sie noch auf der Erde sind, wurde durch die Geräte im vorderen Abteil des Vorbild-Zeltes dargestellt. Da die Israeliten, die am Tor des Vorhofes standen, diese Geräte nicht sehen konnten, müssen sie etwas dargestellt haben, was mit dem geistigen Auge wahrgenommen wird und was nur von der himmlischen Priesterschaft völlig erkannt werden kann. Der brennende siebenarmige goldene Leuchter stellte das geistige Licht dar, das diese Priester durch Gottes Wort und Gottes Geist empfangen, während sie als seine geistgezeugten Söhne noch auf der Erde dienen. Sie sind deshalb beauftragt, das „Licht der Welt“ zu sein, das heißt die von Gott durch Christus empfangene Erkenntnis öffentlich zu verkündigen. Wie die Lampen jenes Leuchters mit Öl gespeist wurden, so werden die unter Christus dienenden Priester von Jehovas heiligem Geist erleuchtet, und nachdem sie von dem symbolischen Leuchter selbst erleuchtet worden sind, können sie das Licht oder die lebengebende Erkenntnis des Willens und Vorhabens Gottes an andere weitergeben. (Ps. 119:105) Diese Auffassung über die Bedeutung des Öls wird dadurch bestätigt, daß Christus Jesus, der große Hohepriester, nicht mit Öl, sondern mit Gottes heiligem Geist gesalbt wurde, wie das aus den Worten des Apostels Petrus hervorgeht: „Gott [salbte] ihn [Jesus] mit heiligem Geist und Kraft.“ Apg. 10:38.
15, 16. Was stellten die Schaubrote auf dem Schaubrottisch dar?
15 Wenden wir uns nun dem vergoldeten Tisch für die Schaubrote zu, auf dem zwölf Kuchen lagen, die in zwei Reihen von je sechs angeordnet und mit Weihrauch bestreut waren. Diese Schaubrote, die von den Israeliten außerhalb nicht gesehen werden konnten, dienten der heiligen Priesterschaft unter Aaron zur Nahrung und veranschaulichten daher das Wort Gottes, von dem sich die geistige Priesterschaft ernähren muß, jede Äußerung, die aus dem Mund Gottes ausgeht. (5. Mose 8:3; Matth. 4:4; Jer. 15:16) Wir erinnern uns bei dieser Gelegenheit auch an folgendes Gespräch zwischen Jesus und seinen Jüngern: „Er ... sagte zu ihnen: ‚Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt.‘ Daher begannen die Jünger zueinander zu sagen: ‚Es hat ihm doch niemand etwas zu essen gebracht?‘ Jesus sagte zu ihnen: ‚Meine Speise ist die, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende.‘“ (Joh. 4:32-34) Der heilige Geist war damals noch nicht auf jene Jünger gekommen; daher hatten sie die Worte Jesu nicht verstanden. Später erkannten die mit Geist gesalbten Glieder seiner Priesterschaft, daß sie die Kraft, die sie als geistige Söhne Gottes am Leben erhielt, dadurch empfingen, daß sie sich von Gottes Wort ernährten und treu das taten, was Jehova von ihnen verlangte.
16 Wir erinnern uns heute im Zusammenhang mit diesen Broten auch an die vielen Vorkehrungen, die Jehova getroffen hat, um seine heilige Priesterschaft zu ernähren. Denken wir zum Beispiel an die geistigen Wahrheiten, die durch diese Zeitschrift ständig übermittelt werden. Christi Unterpriester werden heute immer wieder daran erinnert, daß sie dem, der ihnen alle Dinge reichlich darbietet zum Genuß, zu großem Dank verpflichtet sind. (1. Tim. 6:17) Sie beweisen ihre Wertschätzung, indem sie zum Nutzen vieler anderer wahrheits- und gerechtigkeitsliebender Personen im Dienst des „wahren Zeltes“ eifrig tätig sind. — 2. Tim. 4:2.
17. Was stellte der goldene Räucheraltar dar?
17 Der goldene Räucheraltar stand unmittelbar vor dem Vorhang, der das Allerheiligste abschirmte. Er hatte dort seinen festen Standort. Es war aber auch ein tragbares „goldenes Räucherfaß“ vorhanden, das der Hohepriester am Versöhnungstag in das Allerheiligste hineintrug. Damit er nicht sterbe, mußte er Räucherwerk und Feuerkohlen mitnehmen und das Allerheiligste mit dem Rauch des Räucherwerks erfüllen, bevor er am jährlichen Versöhnungstag mit dem Blut der besonderen Opfer hineingehen durfte. (Hebr. 9:1-7) Damit in Übereinstimmung zeichnete sich der dreieinhalbjährige Dienst Jesu, der schließlich zu dessen Opfertod und Auferstehung führte, besonders durch seine vollkommene Treue unter dem Feuer der Verfolgung und durch seine Gebete aus, in denen er seinen Vater um Kraft und Führung bat. (Hebr. 5:7) Die Unterpriester der damaligen Nation Israel durften auf dem Räucheraltar im Heiligen Räucherwerk darbringen. (Luk. 1:8-10) Was die Unterpriester Jesu Christi, die Angehörigen seiner Priesterschaft betrifft, so müssen sie unablässig beten, wenn sie ihre Treue bewahren und Zutritt zu den himmlischen Höfen erlangen möchten. Da ‘das Räucherwerk die Gebete der Heiligen bedeutet’, dürfte die Darbringung des Räucherwerks auf dem goldenen Räucheraltar auf Jehovas Vorkehrung hinweisen, die es der Priesterschaft unter Christus ermöglicht, Gott vereint ihre Gebete darzubringen und ihre Treue auf der Erde zu bewahren. — Offb. 5:8; 1. Thess. 5:17.
ANDERE WIRKLICHKEITEN
18. Was wurde dadurch angedeutet, daß der kupferne Altar nicht im Innern des Zeltes stand? Was dürfte er dargestellt haben?
18 Im Vorhof, vor dem Tor stand der kupferne Altar. Da die Israeliten ihn vom Tor aus sehen konnten, dürfte er etwas Sichtbares dargestellt haben. Es müßte auch etwas sein, was mit den Opfern, die darauf dargebracht wurden, eng in Verbindung steht. Sichtbar, hier auf der Erde, legte Jesus vor neunzehnhundert Jahren bereitwillig sein Leben als Schlachtopfer nieder. Sein Opfertod bildete die Grundlage, auf der er eine Organisation von Gläubigen aufbaute, die schließlich seine heilige Priesterschaft bilden sollte, in deren Mitte und durch die Gott geistige Schlachtopfer, „Schlachtopfer der Lobpreisung“ und der guten Werke, dargebracht würden. (1. Petr. 2:5; Hebr. 13:15, 16) Die aaronischen Priester der alten Zeit hatten nichts mit diesem symbolischen Altar, auf dem Christus geopfert wurde, zu tun. — Hebr. 13:10-13.
19. Wie erklärte der Apostel Paulus das kupferne Waschbecken im Vorhof?
19 Die Waschung der Priester bei dem großen kupfernen Becken, das vor dem Zelt stand und das von den Zuschauern gesehen werden konnte, wies auf eine Vorkehrung hin, durch die die himmlische Priesterschaft einer Reinigung unterzogen wird, deren Auswirkungen man hier auf der Erde ebenfalls sehen sollte. Paulus beschreibt diesen Vorgang folgendermaßen: „Auch der Christus [hat] die Versammlung [seiner Unterpriester] geliebt und [hat] sich für sie dahingegeben ..., damit er sie heilige, indem er sie mit dem Wasserbad durch das Wort reinige, so daß er die Versammlung sich selbst in ihrer Pracht darstelle, ohne daß sie einen Flecken oder eine Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und ohne Makel sei.“ Die Auswirkungen dieser fortschreitenden Reinigung müssen sich in ihrem Leben und in ihrem Wirken hier auf der Erde deutlich zeigen. — Eph. 5:25-27.
20. Erkläre, was der Vorhof des Zeltes bedeutet.
20 Der Vorhof des Vorbild-Zeltes stellte den Zustand der menschlichen Vollkommenheit dar, in dem Jesus sich Gott ein für allemal als „ein einziges Schlachtopfer für Sünden“ dargebracht hat, was durch die Darbringung des makellosen Stieres zum Sündopfer vorgeschattet wurde. (Hebr. 10:12) „Wie kann das sein“, magst du fragen, „wenn doch der ganze Stamm Levi, der die himmlische Priesterschaft unter Christus darstellte, innerhalb dieser heiligen Umzäunung seinen Dienst verrichtete?“ Die Antwort auf diese Frage erhalten wir durch folgende Worte des Paulus über Gottes Handlungsweise mit den zur himmlischen Priesterschaft Berufenen: „Aber ihr seid reingewaschen worden, aber ihr seid geheiligt worden, aber ihr seid gerechtgesprochen worden im Namen unseres Herrn Jesus Christus und mit dem Geist unseres Gottes.“ (1. Kor. 6:11) Auf diese Weise durch das Blut Christi Jesu von der adamischen Sünde gereinigt und nun als gerecht und vollkommen gerechnet, wird in den geistigen Unterpriestern die Hoffnung auf die geistige Sohnschaft erweckt, und sie werden aufgefordert, das ihnen zugerechnete vollkommene menschliche Leben in treuem Dienst niederzulegen, indem sie dem Beispiel folgen, das ihnen ihr Hoherpriester gegeben hat.
21. Warum sollte es uns sehr ermutigen, zu wissen, daß noch ein Überrest von Gliedern der himmlischen Priesterschaft unter uns ist?
21 Wir sollten uns freuen in der Gewißheit, daß wir in der Zeit leben, da sich noch einige der letzten Glieder dieser heiligen Priesterschaft unter uns befinden, die ihr irdisches Leben noch nicht vollendet haben. Ihre Anwesenheit verbindet uns zu einer starken, mutigen Einheit und hilft uns, den kritischen Zeiten, die heute auf der Erde herrschen, standzuhalten. Die Israeliten erlangten durch den heiligenden Dienst der Vorbild-Priesterschaft Gottes Gunst und wurden durch sie von ihm geführt und geleitet, und wir können überzeugt sein, daß er sich auch heute unvollkommener Geschöpfe annimmt und daß durch seine Priesterschaft schließlich eine große Menge reumütiger Menschen aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen den Weg zum Quell des Lebens finden werden.
[Diagramm auf Seite 562]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Grundriß der Stiftshütte
ALLERHEILIGSTES
Lade
Vorhang
HEILIGES
Räucheraltar
Tisch
Leuchter
Vorhang
VORHOF
Becken
Brandopferaltar
Tor
OSTEN
SÜDEN
WESTEN
NORDEN