An wen sich wenden in seelischer Not?
Warum werden viele Gebete nicht erhört? Wie können wir heute inneren Frieden finden?
SEELISCHE Spannungen gehören zu den schlimmsten Gefahren, die die Menschen heute bedrohen. Sie werden oft mit Recht als Todesursache bezeichnet. Sie können nicht nur zu Herzschlägen führen, sondern zerstören auch die natürlichen Bande der Liebe, die den Menschen schützen, seine innere Wärme, das Pflichtbewußtsein und den Drang, seine Bedürfnisse zu befriedigen, und dadurch auch den Lebenswillen der geängstigten Seele. Zu ihren häufigsten Opfern gehören Hunderte von verheirateten und unverheirateten Frauen, die trotz allgemeiner Beliebtheit, trotz eines lieben Ehemannes, trotz Eltern, die sie vergöttern, ja trotz Schönheit und Reichtum Selbstmord begehen, weil sie mit ihren seelischen Problemen nicht fertig werden. Seelische Spannungen können zu geistigen und körperlichen Leiden führen und sind schuld daran, daß heute die Krankenhäuser voll sind von Geisteskranken und Personen, die an psychosomatisch verursachten Krankheiten leiden.
Die Menschen suchen diese Gefahr mit allen Mitteln zu bekämpfen, mit den beliebten Beruhigungspillen, dem Psychiater usw. Man hat eine „Liga zur Rettung von Leben“ geschaffen, um Selbstmorde zu verhüten, Hilfs- und Wohlfahrtseinrichtungen, Rechtsauskunftsstellen und Rettungsabteilungen gegründet und jeden Spezialzweig der Medizin eingesetzt. Sie alle haben gewisse Erfolge zu verzeichnen, je nach Zeit und Umständen.
DIE SUCHE NACH GOTT
Wenn seine eigenen Mittel versagen, wendet sich der Mensch unwillkürlich Gott zu. In der Hoffnung, ein Wunder zu erleben, suchen viele Gott verzweifelt in der Kirche. Doch warum werden sie so oft enttäuscht? Diese Frage beantworten Geistliche aus aller Welt. Im Februar letzten Jahres schrieb ein kanadischer Pfarrer in der Winnipeger Tribune: „Was man in den Kirchen findet, kann nicht das Christentum sein … Es muß etwas gesagt und getan werden …, andernfalls kann die Kirche unmöglich die Quelle der Erneuerung, der Ort, an dem unsere Generation Gott findet, sein.“ Ein norwegischer Geistlicher sagte: „Wenn wir eine Erweckung des Volkes erwarten wollen, dann muß zuerst eine Erweckung der Geistlichkeit erfolgen. Wir als Geistliche sollten die letzten sein, die nicht zugeben, daß geistige Schläfrigkeit ein charakteristisches Merkmal der heutigen Geistlichkeit ist.“ Ein australischer Bischof drückte seine Ansicht in folgenden Worten aus: „Mir scheint es der heutigen Kirche in gefährlichem Maße an Erkenntnis und Hingabe zu mangeln.“ Ein Bischof der Episkopalkirche erklärte im Mai vergangenen Jahres in Dallas, Texas: „Sehr viele Amerikaner sind der Ansicht, daß die Kirche keine Beziehung zum heutigen Leben mehr habe … und vielleicht urteilen sie recht. Das heißt nicht, daß das Evangelium keine Beziehung zum heutigen Leben habe. Wir haben keine Beziehung zu ihm!“ Er sagte seinen Zuhörern, die Kirche tue — außer in den sonntäglichen Predigten — im allgemeinen wenig, um die Menschen an Gott zu erinnern. Es ist daher nicht zu verwundern, daß viele, die in ihrer Seelennot Gott in der Kirche suchen, ihn dort nicht finden.
Doch warum werden oft auch jene enttäuscht, die in ihrer Not im stillen zu Gott beten? Ein typisches Beispiel hierfür ist jene Hausfrau, die zu einem Zeugen Jehovas sagte, sie glaube nicht mehr an Gott, seitdem er ihren kranken Bruder trotz ihrer vielen Gebete als jungen Menschen habe sterben lassen. Warum werden diese Menschen enttäuscht?
Der dänische Professor P. G. Lindhardt beantwortet diese Frage zum Teil, wenn er sagt: „Das Gebet zu Gott ist eine Art Gesundheitspflege der Seele geworden. Es ist von der Neigung des 20. Jahrhunderts, nur an sich zu denken, beeinflußt, es ist ein Mittel, durch das man seinen eigenen Willen durchzusetzen sucht. Viele Christen sind wirklich so naiv, daß sie wie die Heiden glauben, sie könnten Gott durch anhaltendes, beharrliches Beten etwas abringen, was er ihnen sonst nicht geben würde.“
Was meinte Jesus aber, als er sagte: „Alles, was irgend ihr im Gebet glaubend begehret, werdet ihr empfangen“? (Matth. 21:22) Man beachte, daß er diese Zusicherung nicht der Welt im allgemeinen gab, sondern seinen Nachfolgern, gottesfürchtigen Menschen. Johannes, sein geliebter Gefährte, sagt, „daß, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört“. (1. Joh. 5:14) Nach seinem Willen? Ja, der Glaube allein genügt nicht, wir müssen auch genau wissen, worum wir im Gebet bitten dürfen und worum nicht. Wie viele nehmen sich aber die Zeit, durch ein Studium der Bibel Gottes Willen kennenzulernen? Wie viele beweisen durch ihre Taten, daß sie den Worten Jesu glauben, der sagte: „Es steht geschrieben: ‚Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht‘“? (Matth. 4:4, NW) Hat Gott die Menschen verlassen, oder haben die Menschen Gott verlassen, indem sie nicht auf ihn hörten? Gebete, die mit Gottes Willen und Vorhaben in Widerspruch sind, führen unfehlbar zu Enttäuschung.
GEBET UND ERKENNTNIS
Der Fall eines italischen Hauptmanns veranschaulicht treffend, daß jemand, der Gott finden möchte, nicht nur beten muß. Kornelius, ein Mann, der häufig betete, wurde angewiesen, jemanden in sein Haus kommen zu lassen, der ihn über Gottes Willen belehren würde. Petrus und einige andere wahre Christen machten sich freudig auf den Weg zu Kornelius, in dessen Haus sich auch seine Verwandten und vertrauten Freunde eingefunden hatten und „vor Gott anwesend“ waren, „um alles zu hören, was Jehova … [Petrus] zu sagen geboten“ hatte. (Apg. 10:1-33, NW) Durch ein Gespräch anhand der Bibel erkannten Kornelius und seine Angehörigen und Freunde, wie sie sich Jehova nahen mußten, um von ihm erhört zu werden, was für sie Rettung bedeutete.
Heute ist eine Erkenntnis der Bibel ebenso notwendig. Wir leben in den durch Gottes Wort vorhergesagten kritischen Zeiten, die schwer zu ertragen sind. (2. Tim. 3:1, NW) Die Bedrängnis nimmt immer mehr zu, nicht nur wegen der törichten Handlungsweise des Menschen selbst, sondern auch, weil der große Urheber der Bedrängnis, Satan, der Teufel, seinen bösen Plan, das Menschengeschlecht zu beherrschen oder zu vernichten, nun zu verwirklichen begonnen hat. (Off. 12:12) Damit die Menschen diese kritischen Zeiten ertragen können, benötigen sie Gottes Weisheit. Die Bibel zeigt, daß es richtig ist, Jehova Gott um Weisheit zu bitten. (Jak. 1:5) Aber wie bei Kornelius müssen wahre Christen gefunden werden, die bereit sind, zu den Menschen zu gehen und sie in der Wahrheit zu unterweisen. Jehova hat Christen geboten, diese Wahrheit in der ganzen Welt, allen Nationen zu einem Zeugnis, zu predigen. — Matth. 24:14.
Hunderttausende von Männern und Frauen lernen heute durch ein Bibelstudium im Kreise ihrer Familie den Willen Jehovas kennen und können beobachten, welch günstigen Einfluß dies auf ihr Leben hat. Sie beten nicht mehr um Dinge, die mit Gottes Willen nicht übereinstimmen. Während zum Beispiel Millionen um den Weltfrieden beten, verstehen jene, die zu einer genauen Erkenntnis gelangen, daß Jesus ausdrücklich „nicht für die Welt“ betete, sondern nur für Menschen, die Gottes Willen tun wollten. (Joh. 17:9) Statt sich weiter davor zu fürchten, daß der nächste Weltkrieg die ganze Menschheit vernichten und ihre irdische Heimat zerstören könnte, erfahren jene, die sich an Jehova wenden, daß er den selbstmörderischen Lauf des Menschen voraussah und deshalb verhieß, „die zu verderben, welche die Erde verderben“. Sein großer Eingriff wird „Harmagedon“ genannt. (Off. 11:18; 16:16) Wird Harmagedon nur ein oder zwei Überlebende an irgendeinem einsamen Ufer übriglassen? Nein, alle, die sich in diesen kritischen Zeiten an Jehova wenden, werden in die gerechte neue Welt gelangen, die Harmagedon folgen wird — Menschen „aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen“!
Was soll nun ein in seelische Not geratener Mensch vor Harmagedon tun? Den größten seelischen Kummer verursacht wahrscheinlich der Tod, ungeachtet dessen, wie er hervorgerufen wird. Auch Krankheit und hohes Alter können jemanden seelisch bedrücken. Kann jemand, der sich Jehova naht, von solchem seelischen Kummer wirklich befreit werden? Jawohl, denn der Schmerz über den Verlust eines lieben Angehörigen wird zur zuversichtlichen Erwartung der Auferstehung, die Jesus verhieß, als er sagte: „Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle in den Gedächtnisgrüften seine Stimme hören und herauskommen werden.“ (Joh. 5:28, 29, NW) Der Glaube an die baldige Erfüllung dieser Verheißung stärkt den Lebenswillen. Die Erkenntnis der biblischen Grundsätze und der guten Botschaft von Gottes Königreich gibt uns einen gesunden inneren Frieden und lenkt uns davon ab, törichte Handlungen zu begehen, die nur weiteren Kummer verursachen könnten. Wenn man weiß, daß unsere Generation an der Schwelle der Zeit steht, in der die Menschheit von Krankheit, Schmerz, Kummer und Tod frei sein wird, kann man hohes Alter oder ein chronisches Leiden eher ertragen. — Off. 21:3-5.
Wer sich Jehova naht, erhält dadurch aber nicht nur die Kraft, körperliche Leiden geduldig zu ertragen, sondern er kann sich auch, wenn er wegen eines Fehltritts geistig krank geworden ist, an einen reifen Christen wenden und ihn darum bitten, Gott für ihn um Vergebung und um seinen heilenden Geist zu bitten. (Jak. 5:13-15) In Zeiten wirtschaftlicher Not bitten Christen Jehova auch passenderweise darum, ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr „tägliches Brot“ zu beschaffen. (Matth. 6:11, Fußnote; Spr. 30:7-9) Unter dem Druck der Verfolgung wenden sie sich an Jehova und bitten ihn darum, sie zu befreien oder ihnen Kraft zu schenken, damit sie um der Gerechtigkeit willen ausharren können. (Ps. 143:9; 1. Kor. 10:13) Auch um die Befreiung aus der Versuchung dürfen wir zuversichtlich beten. — Matth. 6:13; 26:41.
AN DEINER TÜR
Wenn die christlichen Zeugen Jehovas mit der Bibel in der Hand an deine Tür kommen, dann denke an Kornelius und an sein weises Vorgehen. Versammle deine Angehörigen, damit sie hören können, was Jehova seinen Zeugen zu sagen geboten hat. Diese werden euch gern zeigen, wie man sich heute, da die Bedrängnis immer größer wird, Jehova nahen muß. Ja ergreife — wie einst Kornelius — selbst die Initiative! Schreibe an den nächsten Königreichssaal, damit dich ein Zeuge Jehovas besuchen kann. Jehovas Zeugen freuen sich, wenn sie mit ihren Mitmenschen über den wahren Gott und sein wunderbares Vorhaben mit der Menschheit sprechen können. Sie rufen dir und deinen Freunden begeistert zu: „Siehe da, unser Gott, auf den wir harrten, daß er uns retten würde, da ist Jehova, auf den wir harrten! Laßt uns frohlocken und uns freuen in seiner Rettung!“ — Jes. 25:9.
Ja zögere nicht länger, Jehova Gott kennenzulernen. An ihn mußt du dich wenden, wenn du in seelischer Not bist.