Weltweites Zeugniswerk gegen Weltbekehrung
1. Warum verdient ein vor neunzehnhundert Jahren gegebenes Gebot, daß wir es heute eingehend betrachten?
BETRACHTET man ein Gebot mehr als neunzehnhundert Jahre nachdem es gegeben worden ist, so kann man feststellen, in welchem Umfang und wie genau es befolgt worden ist. Handelt es sich dabei um ein Gebot, dessen Befolgung sich auf die ganze Menschheit auswirken sollte, so verdient dieses Gebot, daß wir es eingehend betrachten. In welchem Umfang ist es bis heute befolgt worden? Diese Frage ist berechtigt, denn es gibt tatsächlich ein solches Gebot von weltweiter Bedeutung, und dessen Befolgung hat weltweite Auswirkungen gehabt. Sogar auf uns heute wirkt es sich aus, ob es uns gefällt oder nicht.
2. Wo und an welchem Tag, in welchem Monat und in welchem Jahr wurde dieses Gebot gegeben?
2 Wann wurde dieses Gebot gegeben, wer gab es, und wem wurde es gegeben? Es wurde im Frühling des Jahres 33 u. Z., am Fünfundzwanzigsten des Mondmonats Ijjar (oder Siw), der auf den fünften Tag der Woche (oder wir würden heute sagen, auf den Donnerstag) fiel, gegeben. Man hat sogar versucht, die Stelle, wo dieses Gebot gegeben wurde, zu kennzeichnen, indem man darüber eine Kirche gebaut hat. Es wurde nämlich auf dem berühmten Ölberg, östlich von Jerusalem, gegeben.
3. Warum war der Mann, der dieses Gebot gab, ein außergewöhnlicher Mensch, und wie hieß er?
3 Der Mann, der dieses Gebot gab, war ein außergewöhnlicher Mensch, denn er war vierzig Tage vorher von den Toten zurückgekehrt. Man hatte ihn von römischen Soldaten hinrichten lassen. Er war aufgrund der Anschuldigungen, die vor Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter, gegen ihn erhoben worden waren, zum Tode verurteilt worden. Seine Ankläger hatten von ihm gesagt: „Wir fanden, daß dieser Mensch unsere Nation aufwiegelt und verbietet, dem Cäsar Steuern zu zahlen, und sagt, er selbst sei Christus, ein König.“ Um seine Hinrichtung durch die Römer zu beschleunigen, sagten seine Ankläger noch: „Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.“ Die Anklagen lassen erkennen, wer dieser Mann war. Es war Jesus Christus. — Luk. 23:2; Joh. 19:7.
4, 5. (a) Was hatten die Feinde gegen die Tatsache, daß Jesus auferstanden war, unternommen? (b) Was gebot Jesus seinen Jüngern nun?
4 Die geistlichen Führer Jerusalems hatten versucht, die Tatsache, daß Jesus auferstanden war, zu vertuschen. Sie hatten sogar zu Bestechung Zuflucht genommen, um den wahren Sachverhalt zu entstellen. (Matth. 28:11-15) Dessenungeachtet lebte Jesus Christus wieder an jenem Donnerstag, dem 25. Ijjar des Jahres 33 u. Z., und war nun seinen treuen Jüngern zum letzten Mal im Fleische erschienen. Er gab ihnen zu verstehen, daß die irdische Nation Israel keine Wiederherstellung des Königreiches Davids erleben werde, und für das Königreich Gottes unter Gottes Messias oder Christus war damals die Zeit noch nicht gekommen. Sollten die Jünger den Fall Jesus Christus also einfach auf sich beruhen lassen? Sollten sie zulassen, daß die Anstifter seines Todes die entstellten Tatsachen über ihn in die Welt hinausposaunten und daß dadurch die Menschen daran gehindert würden, aus seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung Nutzen zu ziehen? Sollten sie das, was sie selbst gesehen, gehört und miterlebt hatten, verschweigen? Keinesfalls! Sie würden Kraft empfangen, damit sie etwas in dieser Richtung tun könnten, und zwar sollten sie zur rechten Zeit damit beginnen: an dem Tag, an dem sich die Prophezeiung aus Joel 2:28-30 zu erfüllen beginnen würde. Er sagte deshalb zu ihnen:
5 „Ihr werdet jedoch Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch gekommen sein wird, und ihr werdet Zeugen von mir sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis zum entferntesten Teil der Erde.“ — Apg. 1:8.
6. Von wann an sollten also die Jünger Zeugen Jesu sein und unter wem?
6 „Werdet Zeugen!“ so lautete also das Gebot, und sie sollten zur Durchführung dieses Zeugniswerkes bevollmächtigt werden, wenn sich zehn Tage später, am Pfingstfest jenes Jahres (33 u. Z.), die Prophezeiung in Joel 2:28, 29 erfüllen und Gottes Geist auf sie ausgegossen würde. Sie sollten nicht nur unter den Juden, die aus den verschiedensten Ländern innerhalb und außerhalb des Römischen Reiches jeweils zu den Festen nach Jerusalem kamen, und unter den Juden in ganz Judäa und Samaria als Zeugen wirken, sondern auch „bis zum entferntesten Teil der Erde“, mit anderen Worten, auch unter den heidnischen Nationen.
7. Sollte das Werk des Zeugnisgebens für Jesus mit dem Tod jener Jünger eingestellt werden, und wieso können wir uns heute selbst daran beteiligen?
7 Dieses Werk des Zeugnisgebens für Jesus Christus sollte nach dem Tod der Jünger, die dort auf dem Ölberg versammelt waren und die alle im Laufe des ersten Jahrhunderts u. Z. starben, nicht eingestellt werden. Dieses Werk von weltweiter Bedeutung war für alle kommenden Generationen, selbst für die letzte, die des zwanzigsten Jahrhunderts, lebenswichtig. Es sollte die Jahrhunderte hindurch fortgesetzt werden, indem die christlichen Jünger, die von jenen Jüngern auf dem Ölberg noch gemacht würden, und die ganze Reihe von Jüngern, die sich diesen anschließen würden, sich ebenfalls daran beteiligen würden, bis schließlich tatsächlich der „entfernteste Teil der Erde“ das Zeugnis erhalten haben würde. Auf diese Weise haben auch wir es erhalten. Wir haben es angenommen und geben es nun selbst weiter. Es interessiert uns.
8. Unter wessen Leitung sollte das weltweite Zeugniswerk durchgeführt werden, und was wurde den Jüngern mit Bezug auf den scheidenden Jesus versichert?
8 Dieses weltweite Zeugniswerk sollte unter der unsichtbaren Leitung des Herrn Jesus Christus durchgeführt werden. Warum das? Weil, nachdem er seinen Jüngern dort dieses Gebot gegeben hatte, er vor ihren Augen in den Himmel auffuhr und durch Gottes Wundermacht ihren Blicken entschwand. Wir lesen in Apostelgeschichte, Kapitel eins, in den Versen zehn und elf: „Und als sie unverwandt zum Himmel schauten, während er hinfuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern neben ihnen, und sie sprachen: ,Männer von Galiläa, warum steht ihr da und schaut zum Himmel empor‘? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, in derselben Weise, wie ihr ihn in den Himmel habt gehen sehen.‘“ Der Messias sollte wiederkommen!
SCHREITET DIE WELTBEKEHRUNG VORAN?
9, 10. (a) Wieso taucht in diesem Zusammenhang die Frage der Weltbekehrung auf? (b) Was wird in Dr. Adam Clarkes Kommentar über das Gleichnis vom Sauerteig gesagt?
9 Wie steht es aber heute um die Weltbekehrung? Um welche „Weltbekehrung“? Nun, bedeutet jenes Gebot Jesu Christi nicht, daß die ganze Menschenwelt zum Christentum bekehrt werden sollte, bevor das Königreich Gottes in den Himmeln aufgerichtet und die Tausendjahrherrschaft Christi beginnen würde? In diesem Sinne haben einige Bibelkommentatoren diese und andere Aussprüche Jesu Christi verstanden, zum Beispiel sein Gleichnis vom Sauerteig: „Das Königreich der Himmel ist dem Sauerteig gleich, den eine Frau nahm und in drei großen Maß Mehl verbarg, bis die ganze Masse durchsäuert war.“ (Matth. 13:33) In dem Werk A Commentary and Critical Notes (Ein Kommentar und kritische Anmerkungen) von Adam Clarke, LL. D., wird zu diesem Text folgendes gesagt:
10 „Diese beiden Gleichnisse sind prophetisch und sollen vor allem zeigen, wie das Evangelium Christi, von ganz kleinen Anfängen an, alle Nationen der Welt durchdringt und sie mit Gerechtigkeit und echter Heiligkeit erfüllt“ (Seite 155, 2. Spalte).
11, 12. Was wird in Clarkes Kommentar über den Stein gesagt, der das metallene Standbild traf, das Nebukadnezar in seinem Traum sah?
11 Über den Stein, der an das metallene Standbild schlug, das König Nebukadnezar in seinem Traum gesehen hatte, und der zu einem großen Berg wurde, der die ganze Erde füllte, heißt es in Adam Clarkes Kommentar:
12 „Der Stein begann das Standbild zu treffen, als die Apostel kreuz und quer durch das Römische Reich zogen und überall gegen den Götzendienst angingen und christliche Kirchen gründeten. ... Der große Schlag wurde dem Römischen Reich aber durch die Bekehrung Konstantins versetzt ... Konstantin bekehrte sich im Jahre 312 n. Chr., als er in Gallien war ... Durch ein Edikt, das er im Jahre 331 n. Chr. erließ und durch das er die Zerstörung aller heidnischen Tempel anordnete, machte er der Herrschaft des Götzendienstes ein Ende. Dadurch wurde das CHRISTENTUM die Religion des Reiches. ... Es ist das Königreich, das der Gott des Himmels aufrichtet. Daß damit die vollständige Verbreitung des Evangeliums und sein sittlicher Einfluß auf die Seele der Menschen und auf die Welt gemeint ist, braucht nicht weiter bewiesen zu werden, denn unser Herr, der sich auf diese und auf andere Prophezeiungen in diesem Buch bezieht, bezeichnet den Einfluß seines Evangeliums und das Evangelium selbst als das Königreich Gottes und das Königreich des Himmels und zeigt dadurch, daß es ... ein geistiges, durch Gottes Gnade errichtetes und aufrechterhaltenes Königreich ist, in dem er selbst lebt und herrscht, durch seine Gesetze regiert und durch seinen Geist Macht und Einfluß ausübt, was dazu führt, daß Kriege und Streitigkeiten ein Ende nehmen und statt dessen Gott in der Höhe geehrt wird und auf der Erde unter den Menschen Frieden und guter Wille herrscht“ (Seite 3209, 3210, Ausgabe 1836; Dan. 2:44, 45).
13, 14. Was sagte Bischof Foster von der Methodistenkirche im Jahre 1885 über den Fortschritt des Christentums und die Arbeit, die im Hinblick auf eine Weltbekehrung damals noch zu tun war?
13 Am 9. November des Jahres 1885, also vor weniger als hundert Jahren, als die Weltbevölkerung noch kleiner war und noch kein so großes Tätigkeitsfeld darstellte, sagte Bischof Foster von der Methodistenkirche auf einer Kirchenkonferenz der Methodistenkirche laut Presseberichten folgendes:
14 „Wir werden über den Fortschritt des Christentums nicht hinreichend unterrichtet. Die Tatsachen werden im ganzen Land von den Kanzeln herab täglich falsch dargestellt. Die Geistlichen zögern, die Lage von der schlimmsten Seite zu beleuchten, weil sie nicht entmutigend wirken möchten. Sie erwecken Hoffnungen, die sich nie erfüllen werden. Wir stehen nicht an der Schwelle des Millenniums. Verglichen mit der vor uns liegenden Arbeit, ist das, was in der Vergangenheit getan wurde, nichts. Unsere Kindeskinder der nächsten zehn Generationen müssen sich mehr anstrengen als wir, wenn die ganze Welt bekehrt werden soll. Die Weltbevölkerung zählt 1 500 000 000. Davon sind weniger als ein Drittel Christen. Die Hälfte dieses Drittels gehören der römisch-katholischen Kirche an. Protestanten gibt es 113 000 000. Sie sind in 500 Sekten aufgespalten. Diese Zahl schließt auch alle Diebe, alle Ex-Sträflinge, die Heruntergekommenen, die Trinker, die Gauner und die Taugenichtse in der Christenheit ein. ... Wir stehen vor dem großen Problem, die 1 100 000 000 Heiden zum Christentum zu bekehren. Das ist der gewaltige Berg, der sich vor uns auf unserem Pfad erhebt. Betrachten wir ihn, und überlegen wir uns, wieviel Arbeit in 1 800 Jahren geleistet worden ist und wieviel noch geleistet werden muß! ... Es muß noch eine große Masse durchsäuert werden, und er [der Sauerteig] wirkt schon lange“ (The Watch Tower vom Januar 1886, Seite 3—6, unter der Überschrift „Blinde Leiter“).
15, 16. (a) Welche Hindernisse für den Fortschritt des Christentums wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan beseitigt? (b) Welches Angebot wurde damals von japanischer Seite mit Bezug auf das Christentum gemacht, und wie reagierte man darauf?
15 Als am 2. September 1945 der Zweite Weltkrieg endete, schien sich der Christenheit die Gelegenheit zu bieten, sich unerwartet schnell auszubreiten. Am 10. Dezember jenes Jahres schaffte General MacArthur, der Oberkommandierende der Besatzungstruppen in Japan, den Schintoismus als Staatsreligion ab. Später wurde in die neue japanische Verfassung, die nach der Verfassung der Vereinigten Staaten ausgearbeitet worden war, auch die Religionsfreiheit aufgenommen. Als am 1. Januar 1946 der japanische Kaiser die Theorie, daß er von der Sonnengöttin abstamme, öffentlich ablehnte und darauf verzichtete, weiterhin als Gott verehrt zu werden, wurde der Christenheit in Japan ein weiteres Hindernis am Fortschritt aus dem Wege geräumt. Nach zuverlässigen Berichten soll General Douglas MacArthur damals das Angebot Kaiser Hirohitos, Japan zu einem „christlichen“ Land zu machen, abgelehnt haben. Die New York Times berichtete darüber folgendes:
16 „Das Angebot wurde abgelehnt ..., weil der General es für verkehrt hält, einem Volk eine Religion aufzuzwingen. General MacArthur ... sagte, der Kaiser habe sich nach der Kapitulation der Japaner ihm gegenüber bereit erklärt, das Christentum zur Staatsreligion zu machen. Der General erbat sich Bedenkzeit, ... und nachdem er den Vorschlag erwogen hatte, antwortete er dem Kaiser: ,Niemals. Ein Volk darf nicht gezwungen werden, eine Religion anzunehmen; dies muß auf freiwilliger Basis geschehen.‘ ... General MacArthur lehnte den Vorschlag des Kaisers ab, ... bat statt dessen aber das amerikanische Volk, 10 000 Missionare zu senden. ,Wir entsprachen seiner Bitte mit einer Handvoll Missionaren‘, sagte [Billy] Graham“ (New York Times, 7. April 1964, unter der Überschrift „General berichtet über Ablehnung des Angebots, ein christliches Japan zu schaffen“).
17. Zeigt ein Vergleich des Wachstums der Weltbevölkerung mit der Ausbreitung der Christenheit, daß die Ansicht der Christenheit, die ganze Welt müsse bekehrt werden, richtig ist, oder beweist sie, daß Jesus Christus recht hatte?
17 Japan hatte damals eine Bevölkerung von 73 110 995. Die Weltbevölkerung war bis dahin auf 2 139 958 919 angestiegen. Obwohl Millionen und aber Millionen Mitglieder der Kirchen der Christenheit sich im Zweiten Weltkrieg gegenseitig umgebracht hatten, bekannten sich laut Berichten damals immer noch 592 406 542 Personen oder etwa ein Viertel der Weltbevölkerung zum Christentum. Im Jahre 1970 zählten die Kirchen der Christenheit 924 274 000 Mitglieder — weniger als ein Drittel der 3 483 263 000 zählenden Weltbevölkerung. Das würde bedeuten, daß es im Jahre 1970 über eine Milliarde mehr Nichtchristen gab als im Jahre 1946, die noch zum Christentum hätten bekehrt werden müssen. Die Ausbreitung der Christenheit in Verbindung mit deren Weltbekehrungsprogramm hält also mit der Bevölkerungsexplosion der nichtchristlichen Welt offensichtlich nicht Schritt. Wer ist demnach im Irrtum, die Christenheit oder Jesus Christus und die Heilige Schrift, die Bibel? Die unumstößlichen Tatsachen beweisen, daß die Christenheit im Irrtum ist, nicht Jesus Christus und die Bibel.
18. (a) Welches Werk sollte nach den Vorhersagen Jesu Christi und der Bibel vor den vollständigen Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge durchgeführt werden? (b) Aus welchem Grund sollten nach der Vorhersage Jesu sowohl Jerusalem als auch das gegenwärtige System der Dinge vernichtet werden?
18 Weder aus den Aussprüchen Jesu Christi noch aus der Bibel geht hervor, daß die Welt vor der Tausendjahrherrschaft Jesu Christi zum Christentum bekehrt würde. Nach den Vorhersagen Jesu Christi und der Bibel sollte vor der „großen Drangsal“, in der das ganze gegenwärtige System der Dinge, einschließlich der Christenheit, nun bald auf unheilvolle Weise enden wird, ein weltweites Zeugniswerk durchgeführt werden. Jesus sagte in Verbindung mit seiner Prophezeiung über den Abschluß des Systems der Dinge: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ (Matth. 24:3-14) Bei seinem Abschied sagte er zu seinen Jüngern auf dem Ölberg: „Ihr werdet Zeugen von mir sein, ... bis zum entferntesten Teil der Erde.“ (Apg. 1:8) Er sagte nicht, Jerusalem oder ganz Judäa und Samaria oder der entfernteste Teil der Erde werde bekehrt werden. Sie wurden damals nicht bekehrt, und sie sind bis heute noch nicht bekehrt worden. Gerade weil das Zeugnis nicht bewirken würde, daß die Juden bereuen und sich bekehren würden, sagte Jesus die Zerstörung Jerusalems, die im Jahre 70 u. Z. über diese Stadt hereinbrach, und das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge in der herannahenden „großen Drangsal“ voraus. (Matth. 24:15-22) Das weltweite Zeugniswerk ist immer noch im Gange.
WESSEN ZEUGEN?
19. Was könnte man denken, wenn man in Betracht zieht, welchen Platz die Geistlichkeit der Christenheit dem Namen Gottes in Verbindung mit dem Zeugnis für Jesus einräumt?
19 Wollte Jesus Christus die Aufmerksamkeit seiner Jünger von Gott, dem Höchsten, ablenken, als er zu ihnen sagte: „Ihr werdet Zeugen von mir sein.“? Wollte er damit sagen, der Name Gottes solle künftig in den Hintergrund gerückt und statt dessen sein Name hervorgehoben und fast nur noch sein Name gebraucht werden? Wenn man die Handlungsweise der Geistlichkeit der Christenheit in Betracht zieht, könnte man allerdings denken, Jesus habe das gemeint. Wie hätte Jesus Christus aber seine Jünger auffordern können, nicht die Zeugen dessen zu sein, dessen Zeuge er selbst war?
20. Mit welchen Worten legt Jesus Christus gemäß Offenbarung 3:14, 21 für Gott, seinen Schöpfer und Lebengeber, Zeugnis ab?
20 Im letzten Buch der Bibel, in Offenbarung 1:5, wird Jesus Christus als der „Treue Zeuge“, der „Erstgeborene von den Toten“ und der „Herrscher über die Könige der Erde“ bezeichnet. Gemäß Offenbarung 3:14 sagt aber der verherrlichte Jesus Christus selbst von sich: „Diese Dinge sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge.“ Wessen „treuer und wahrhaftiger Zeuge“? Nun, keines anderen als Gottes Zeuge, und darum fügt er noch den erklärenden Ausdruck hinzu „der Anfang der Schöpfung Gottes“. Und die Botschaft, die er mit diesen Worten einleitet, schließt er mit den Worten ab: „Wer siegt, dem will ich gewähren, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, so wie ich gesiegt und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.“ (Offb. 3:21) Demnach legt Jesus Christus für Gott, seinen himmlischen Vater, seinen Schöpfer und Lebengeber, Zeugnis ab.
21. Von wem spricht Jesus Christus gemäß Offenbarung 3:12 viermal, und welches Verhältnis zu dem Betreffenden deutete er dadurch an?
21 Jesus war die erste Schöpfung Gottes. Wie wir einige Verse vorher, nämlich in Offenbarung 3:12, lesen, sagt Jesus Christus: „Wer siegt — den will ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird auf keinen Fall mehr aus ihm hinausgehen, und ich will den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes des neuen Jerusalem, das von meinem Gott aus dem Himmel herabkommt, und diesen meinen neuen Namen auf ihn schreiben.“ In dieser Verheißung spricht er viermal von „meinem Gott“ und legt so Zeugnis ab für den, der sein Gott ist und den er selbst anbetet. Er gibt auch zu verstehen, daß Gott einen anderen Namen hat als er, um zu zeigen, daß es sich um zwei verschiedene Personen handelt.
22, 23. (a) Durch welche Worte zeigte Jesus in der Bergpredigt und in dem Gebet, das er im Jahre 33 u. Z. vor einer Menge von Anbetern in Jerusalem sprach, ob sein Name dem Namen Gottes vorangestellt werden sollte oder nicht? (b) Wie stellte Jesus in seinem Gebet, das er nach der Einsetzung des „Abendmahls des Herrn“ sprach, den Namen Gottes in den Vordergrund?
22 Jesus kann unmöglich gemeint haben, seine Jünger sollten seinen Namen dem Namen des Gottes, zu dem er betete, voranstellen. In der Bergpredigt sagte er zu seinen Jüngern: „Ihr sollt daher auf folgende Weise beten: ,Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt.‘“ Jesus betete nicht darum, daß sein Name, sondern der Name seines und ihres Vaters geheiligt werde. (Matth. 6:9) Nach seinem triumphalen Einzug in Jerusalem im Frühling des Jahres 33 u. Z. betete Jesus in Gegenwart einer Menge von Anbetern laut: „Vater, verherrliche deinen Namen.“ Wurde dieses Gebet Jesu erhört? Der schriftlich niedergelegte Bericht lautet: „Darum kam eine Stimme vom Himmel: ,Ich habe ihn verherrlicht und will ihn auch wieder verherrlichen.‘“ (Joh. 12:23-28) Mehrere Tage später, nachdem er das sogenannte „Abendmahl des Herrn“ eingesetzt hatte, betete er im Kreise seiner elf treuen Apostel zu Gott, indem er sprach:
23 „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus. Ich habe deinen Namen den Menschen kundgemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast. ... Heiliger Vater, wache über sie um deines Namens willen.“ — Joh. 17:3, 6, 11.
24, 25. (a) Was läßt das Gebot, das Jesus seinen Jüngern auf dem Berg in Galiläa gab, hinsichtlich seines letzten Gebotes erkennen, das er ihnen auf dem Ölberg gab? (b) Wozu war Jesus gemäß den Worten in Jesaja 43:1, 10-12 als ein unter dem Gesetz geborener Jude gegenüber Jehova verpflichtet?
24 Nach seiner Auferstehung von den Toten erschien er seinen Jüngern, die sich auf einem Berg in Galiläa versammelt hatten, und sagte zu ihnen: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, indem ihr sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes tauft.“ (Matth. 28:18, 19) Aus all diesen Aufzeichnungen geht hervor, daß Jesus Christus seinen Jüngern nicht gebot, den Namen Gottes, seines himmlischen Vaters, zu unterdrücken und seinen Namen, den Namen des Sohnes, dem Namen des Vaters voranzustellen. Als er daher in seiner Abschiedsrede zu seinen Jüngern auf dem Ölberg sagte: „Ihr werdet Zeugen von mir sein“, meinte er damit nicht, sie sollten keine Zeugen Gottes, seines himmlischen Vaters, mehr sein. Wir dürfen nicht vergessen, daß Jesus Christus (wie seine jüdischen Jünger) von einer Jüdin geboren wurde und „unter das Gesetz [das Gesetz, das den Israeliten durch den Propheten Moses gegeben worden war] zu stehen kam“. (Gal. 4:4) Folglich gehörte er wie seine jüdischen Jünger zur Nation Israel (oder Jakob), zu der Gott durch seinen inspirierten Propheten Jesaja folgendes gesagt hatte:
25 „Und nun, so spricht Jehova, der dich geschaffen, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und mein Knecht, den ich erwählt habe: damit ihr erkennet und mir glaubet und einsehet, daß ich derselbe bin. Vor mir ward kein Gott gebildet [von einer der Götzen anbetenden Nationen], und nach mir wird keiner sein. Ich, ich bin Jehova, und außer mir ist kein Retter. Ich habe verkündigt und gerettet und vernehmen lassen, und kein fremder Gott war unter euch; und ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und ich bin Gott.“ — Jes. 43:1, 10-12, Fußnote.
26. Wie beweist das letzte Buch der Bibel, daß der auferstandene Jesus immer noch von Jehovas Namen Zeugnis ablegt?
26 Da Jesus und die mit ihm auf dem Ölberg versammelten Jünger von Geburt der Nation Jakob oder Israel angehörten, waren sie verpflichtet, Zeugen Gottes, Zeugen Jehovas zu sein. Jesus war während seines irdischen Daseins ein Zeuge Jehovas Gottes. Auch seine jüdischen Jünger waren Zeugen Jehovas. Nach seiner Auferstehung von den Toten legte Jesus Christus weiterhin Zeugnis für Jehova ab. Aus dem letzten Buch der Bibel, das die Offenbarung enthält, die Jesus Christus empfangen hatte, um sie dem jüdischen Apostel Johannes zu übermitteln, geht hervor, daß der verherrlichte Jesus Christus immer noch für Jehova Gott Zeugnis ablegt. In Offenbarung 19:1-6 finden wir viermal den Jubelruf: „Hallelujah!“, einen hebräischen Ausdruck, der „Lobpreiset Jah!“ bedeutet. „Jah“ ist die Abkürzung für Jehova. — Offb. 1:1, 2.
27. (a) Enthob Jesus durch sein in Apostelgeschichte 1:8 aufgezeichnetes Gebot seine Jünger von der Verpflichtung, Zeugen Jehovas zu sein? (b) Mußten sie dieser Verpflichtung auch noch nachkommen, nachdem sie zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. geistige Israeliten geworden waren?
27 Der himmlische Jesus Christus wird in alle Ewigkeit ein Zeuge Jehovas Gottes sein. Die an seine jüdischen Jünger gerichteten Worte: „Ihr werdet Zeugen von mir sein“ enthoben diese der Verpflichtung, Zeugen Jehovas Gottes zu sein und dadurch die Worte in Jesaja 43:1-12 zu erfüllen, somit nicht. Das traf auch noch zu, nachdem zu Pfingsten der heilige Geist auf sie ausgegossen worden war, denn erst damals wurden sie geistige Israeliten, die durch Jesus Christus, den Mittler zwischen Gott und Menschen, unter einem neuen Bund standen. — Apg. 2:1-38; Gal. 6:16; 1. Tim. 2:5, 6; 1. Petr. 2:9.
[Übersicht auf Seite 172]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Weltbevölkerung Angehörige der
(3 483 263 000) Christenheit
(924 274 000)
4 MILLIARDEN
1970
3 Zunahme
seit 1946
2
1
1970
Zunahme
seit 1946
[Bild auf Seite 169]
„Ihr werdet Zeugen von mir sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis zum entferntesten Teil der Erde.“ — Apg. 1:8.