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Pakistan und AfghanistanJahrbuch der Zeugen Jehovas 1972
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Februar 1957, wurden die drei Verkündiger und zwei Missionare in Rawalpindi eine Versammlung, so daß es in diesem Land nunmehr fünf Versammlungen gab.
DIE „GUTE BOTSCHAFT“ GELANGT NACH AFGHANISTAN
Im September 1957 wurde das Gebiet des pakistanischen Zweiges um etwa 650 000 Quadratkilometer und mehr als zwölf Millionen Einwohner größer. Wie? Die ersten Zeugen Jehovas waren in das zerklüftete Nachbarland Afghanistan gekommen. Philip Zimmerman, Angestellter bei einer internationalen Luftverkehrsgesellschaft, war von den Vereinigten Staaten nach Kabul, der Hauptstadt, gezogen. Mit seiner Frau, seiner Mutter und seinem kleinen Kind war er in diese Stadt von 350 000 Einwohnern gekommen.
Wie seine Nachbarländer im Osten und im Westen ist Afghanistan fast völlig islamisch, und es ist nie geduldet worden, den Afghanen das Christentum zu predigen. Nichts darf offiziell gegen den Koran oder die moslemische Religion gesagt werden, weil der König ein Moslem ist, und so wird alles, was ihm abträglich ist, als Majestätsbeleidigung angesehen — Grund genug, einen Ausländer des Landes zu verweisen. Bis heute müssen Jehovas Zeugen ihr Werk auf die vorübergehend ansässigen Ausländer beschränken, während sie auf Geschicklichkeit vertrauen, um die Einheimischen mit der Königreichsbotschaft zu erreichen. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Bauern, die nicht lesen und schreiben können und die nur Paschto (auch im nordwestlichen Grenzgebiet Pakistans gesprochen) oder Dari, die afghanische Form des Persischen, sprechen. Gebildete Afghanen sprechen gewöhnlich mindestens eine europäische Sprache.
Wegen der Art der Beschäftigung Bruder Zimmermans und weil er in regelmäßigen Abständen in die Vereinigten Staaten zurückkehren mußte, war es zu jener Zeit nicht möglich, beständig sehr viel zu predigen; es war jedoch so viel, daß ein paar Leute von der Abfahrt der Familie nach New York zum internationalen Kongreß 1958 Kenntnis hatten, Leute, die es interessierte, zu erfahren, was dort vor sich gegangen war, als die Familie nach Kabul zurückkehrte. Die siebenundneunzig Verkündiger in Pakistan waren ebenfalls auf diesem großen Kongreß vertreten. Fünf Missionare und Bruder Sadiq Masih aus Karatschi waren für den finanziellen Beistand dankbar, den sie von Brüdern aus aller Welt erhielten, damit sie in der Lage waren, den Kongreß zu besuchen und geistig gestärkt und mit vielen Erfahrungen, die sie ihren Brüdern mitteilen konnten, zurückzukehren.
Da anfangs das ganze Land Pakistan einen Kreis bildete, mußten einige jährlich mindestens zweimal 800 bis 1 400 Kilometer weit zu Kreis- und Bezirkskongressen reisen. Auf einem solchen Kreiskongreß in Rawalpindi, der im April 1959 stattfand, wurden die Brüder durch die Ankunft eines Delegierten kurz vor Beginn des Freitagabendprogramms überrascht. Es war Bruder Werner Schwarze. Er war die etwa 500 Kilometerweite Strecke über Kabul (Afghanistan) auf dem Motorrad dorthin gefahren. Aus der extremen Kälte der Berge war er über den historischen Khaiberpaß in die jenseits liegenden heißen, staubigen Ebenen gefahren. Obwohl er sich nicht leicht in Englisch ausdrücken konnte, strahlte die Freude, dort zu sein, von ihm auf die Kongreßteilnehmer aus. Bruder Schwarze war erst zwei Monate vorher aus Deutschland nach Afghanistan gekommen, um dort zu dienen, wo Hilfe dringend benötigt wird.
Seine Rückfahrt nach Afghanistan ging nicht ohne Schwierigkeiten vor sich. Er hatte auf seinem Motorrad einen Koffer voll Literatur bei sich und machte sich etwas Sorgen darüber, wie die Grenzbeamten reagieren würden. Doch ein paar Kilometer vor dem Kontrollpunkt hielt ein vorbeifahrender Wagen an, und der Fahrer sagte: „Der Koffer auf Ihrem Motorrad ist zu schwer für Sie. Geben Sie ihn mir; ich werde ihn bei Ihrer Botschaft in Kabul abliefern.“
Auf dem ganzen Weg versuchte er trotz seiner begrenzten Sprachkenntnisse, den Einheimischen die gute Botschaft mitzuteilen. Dieses gleiche taktvolle gelegentliche Zeugnisgeben über Jehovas Vorhaben führt er, immer wenn er reist, bis heute an solchen Orten durch. Beim nächsten Kongreß wurde Bruder Schwarze von seiner Frau und seinen zwei Töchtern begleitet, die kurz zuvor in Kabul eingetroffen waren. Dadurch war die Zahl der Verkündiger des Königreiches in Afghanistan auf sieben angewachsen. Bald sollten drei weitere Verkündiger aus Deutschland eintreffen, um dort zu dienen, wo so dringend Hilfe benötigt wird.
Wirklich ein Meilenstein im Fortschritt des Werkes in Afghanistan war es, als 1962 Milton Henschel vom Büro des Präsidenten Kabul besuchte. Bei jener Gelegenheit hatten die Brüder dort ihren eigenen kleinen Kongreß, was sicher eine kleine Erleichterung der Einschränkungen andeutete. Wie sehr sie doch alle ermuntert wurden! Im Jahre 1964 mußten die Zimmermans, nachdem sie sieben Jahre dort gedient hatten, Afghanistan verlassen. In den nächsten fünf Jahren gab es nur fünf Verkündiger, die den Millionen des Landes dienen konnten — Bruder Schwarze, seine Frau, seine Töchter und Bruder Mücke, der Ehemann einer der Töchter.
Die Brüder haben Literatur in etwa dreißig Sprachen auf Lager, und Bruder Schwarze hat in seiner Wohnung eine Ausstellung des Paradies-Buches in verschiedenen Sprachen, was immer Anlaß zu Gesprächen gibt, wenn Besucher kommen. Bruder Schwarze erinnert sich, daß 1959 bis zu sieben Polizisten ihre Versammlungsstätte bewachten, und wenn ein Einheimischer studieren wollte, mußten sie ihn irgendwo an einer Ecke treffen und ihn mit dem Auto zu einem Picknick in die Berge mitnehmen. Jetzt paßt keine Polizei mehr auf.
Im Haus-zu-Haus-Dienst muß man Geschick darin erlangen, nichtafghanische Namen an den Toren zu erkennen. Was die Häuser in Kabul betrifft, so sind sie gewöhnlich von hohen Mauern umgeben, und wenn man an das Tor klopft, kommt ein afghanischer Diener. Man fragt ihn zunächst auf persisch, ob dort ein Ausländer wohne. Wird dies verneint, so entschuldigt man sich und versucht es in einem anderen Haus.
WILLIGE TRAGEN ZUR AUSDEHNUNG BEI
In Pakistan hatte es inzwischen, Anfang 1959, eine weitere Änderung gegeben. Bruder Pope ging fort, um zu heiraten und seinen Missionardienst in Indien fortzusetzen, und so wurde G. K. Young an seiner Stelle ernannt. Im April 1960, als es eine Höchstzahl von 112 Verkündigern gab, waren nur noch sechs Absolventen der Gileadschule da, und zwei von ihnen waren im Begriff, wegen Krankheit das Land zu verlassen. Jedoch trafen in jenem Monat vier weitere aus Kanada ein.
Nach Pakistan ist eine beträchtliche Anzahl Brüder und Schwestern gekommen, die dort dienen wollten, wo Hilfe dringend benötigt wird, und diese sind für die einheimischen Verkündiger immer eine Quelle der Ermunterung gewesen, wie Bruder und Schwester Pinchbeck aus England, die ein paar Jahre lang blieben. Dieses Ehepaar gab seine Pläne, 1958 zum internationalen Kongreß nach New York zu fahren, auf, um nach Karatschi zu kommen, und die beiden blieben vier Jahre; schließlich wurde der Bruder Aufseher der englischen Versammlung in Karatschi, während seine Frau im Pionierdienst stand. Sie fanden eine Familie, mit der sie studierten und die später nach Ost-Pakistan zog, um dort zu dienen, wo Hilfe dringender benötigt wurde.
Eine eifrige Schwester mittleren Alters aus den Vereinigten Staaten hatte auch einen schönen Anteil an der Verbreitung der Urdu-Ausgabe des Wachtturms in Basaren und an anderen Stellen, die nicht oft erreicht wurden. Sie war mit ihrem Mann gekommen, der bei einer Brunnenbohrfirma beschäftigt war. Aber wie überwand sie das Sprachenproblem? Da man ihr einen Wagen mit einem Fahrer zur Verfügung gestellt hatte, gebrauchte sie ihren Fahrer, einen Moslem, als Dolmetscher und machte durch ihn kurze Zeitschriftenangebote. So erreichten wir mit der Hilfe von Brüdern aus verschiedenen Nationen im Mai 1961 eine Höchstzahl von 129 Verkündigern — eine 22prozentige Zunahme. Damals gab es erst drei Versammlungen, eine in Lahore und zwei in Karatschi.
Der Kongreß in Pakistan im Jahre 1962, bei dem Bruder Henschel unser willkommener Gast war, erwies sich für die Brüder als sehr ermutigend. Später im gleichen Jahr kamen acht weitere Brüder und Schwestern, die in der Königreichsdienstschule in den Vereinigten Staaten, England und Australien geschult worden waren, um sich mit den acht Gileadabsolventen, die schon in diesem Land tätig waren, zusammenzutun. Einige wurden beauftragt, das Werk in Rawalpindi wiederaufzunehmen, aber es gab nur langsam Fortschritte, obwohl die Bevölkerung der Stadt gewaltig angewachsen war, weil sie die vorläufige Hauptstadt geworden war, während die neue Hauptstadt, Islamabad, nur dreizehn Kilometer entfernt, erbaut wurde. Trotz vieler Jahre harter, geduldiger Arbeit in dieser Gegend arbeiten in diesen beiden Städten nicht einmal zehn Verkündiger mit den vier Missionaren, die immer noch dort sind, zusammen.
Ein weiterer Höhepunkt in unserer Geschichte war der internationale Kongreß in Delhi (Indien) im Jahre 1963. Es kostete seitens der pakistanischen Brüder viel Mühe und sorgfältige Vorbereitung, um Pässe und Visa zu erhalten, da die Beziehungen zwischen Pakistan und Indien nie die besten waren. Es konnten auch einige aus Afghanistan zu diesem wunderbaren Kongreß kommen. Um es allen zu erleichtern, jedes Jahr die drei Kongresse zu besuchen, wurde West-Pakistan 1965 in zwei Kreise aufgeteilt; beide Kreisdiener waren zeitweise tätig. Während des gleichen Jahres verschlimmerten sich die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan, so daß schließlich sogar Krieg ausbrach. Das hatte aber keinen Einfluß auf die Königreichstätigkeit.
Während der Dienstjahre 1964 bis 1968 symbolisierten vierundvierzig Personen ihre Hingabe an Jehova, ein Zeichen dafür, daß immer mehr Menschen in diesem Land für die Königreichsbotschaft empfänglich sind. Zwar weist unsere Verkündigerzahl keine große jährliche Zunahme auf, aber das liegt daran, daß einige in andere Länder gehen und ein paar, die Jehova nicht wirklich von Herzen liebten, abfallen.
Ende 1967 und Anfang 1968 trafen hier sieben weitere Gileadabsolventen ein. Fünf von ihnen waren ursprünglich Indien und Ceylon zugeteilt, aber sie konnten für diese Länder keine Visa bekommen, und das kam Pakistan zugute. Beim Bezirkskongreß im Jahre 1968 in Karatschi symbolisierte zum erstenmal eine ehemalige Angehörige des Parsismus in Pakistan ihre Hingabe. Diese Nachfolger Zoroasters sind eine eng vereinte, blühende Gemeinschaft, deren Glieder nur untereinander heiraten und die niemand zu ihrer Religion bekehren. Aus diesem Grund war großer Mut und große Entschlossenheit von seiten unserer Schwester erforderlich.
Dank der Großzügigkeit unserer Brüder in anderen Ländern war es allen Missionaren und fünf Sonderpionieren möglich, einen der internationalen Kongresse im Jahre 1969 zu besuchen. Anderen pakistanischen Brüdern war es möglich, ihre Angelegenheiten so zu regeln, daß sie auf dem Kongreß in London (England) sein konnten. Der Bericht für das Dienstjahr 1969 zeigte eine 5prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Dann hatten wir im Februar 1971 eine neue Höchstzahl von 173 Verkündigern, während unsere Besucherzahl beim Gedächtnismahl auf 517 stieg. Im Dienstjahr 1971 wurden 6 610 Bibeln und Bücher sowie 8 043 Broschüren und 41 392 Zeitschriften abgegeben und 1 511 neue Abonnements auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! aufgenommen.
Auch Afghanistan erfreute sich einer Zunahme, da zwei weitere Ehepaare aus Deutschland ankamen. Ja, alle Verkündiger Afghanistans und ein Interessierter waren unter den 196, die sich im Februar in Lahore zum Kreiskongreß versammelten. Fünf Neuinteressierte in Lahore sind ehemalige Moslems. Einer von ihnen wurde nur ein paar Monate vor dem Kongreß in seinem Büro erstmals besucht, und er machte so schnell Fortschritte, daß er beim nächsten Kreiskongreß, im Juni 1971, seine Hingabe symbolisierte.
Zur Zeit werden Vorbereitungen getroffen, die Urdu-Ausgabe des Wachtturms in Pakistan zu drucken. Jahrelang ist sie in Indien übersetzt und gedruckt worden, aber wegen der sich verschlechternden Beziehungen zwischen den beiden Ländern hat die pakistanische Regierung alle Druckschriften, die aus Indien kommen, verboten. Nun warten die Verkündiger gespannt auf die Urdu-Ausgabe des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, an der gegenwärtig gearbeitet wird.
Trotz der immer schwierigeren politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und des sich verfinsternden internationalen Horizonts verkündigt die kleine Verkündigerschar, die wieder nur im westlichen Teil Pakistans arbeiten kann, hier weiter eifrig die Botschaft vom Königreich und blickt zu Jehova um seinen weiteren Segen für ihre Bemühungen auf, im Vertrauen darauf, daß er sein liebevolles Vorhaben verwirklichen wird, alle, die ihm ihre Liebe erweisen, zu schützen und ihnen Leben zu verleihen.
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TaiwanJahrbuch der Zeugen Jehovas 1972
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Taiwan
„ILHA FORMOSA!“ oder „Schöne Insel!“, so riefen die portugiesischen Seefahrer aus, als sie im sechzehnten Jahrhundert diese grüne Insel von ihren Schiffen aus erblickten. Viele Menschen nennen die Insel in der Tat immer noch Formosa. Der Besucher von heute wird beim ersten Anblick dieser etwa 400 Kilometer langen und etwa 140 Kilometer breiten Insel, die vor dem chinesischen Festland liegt, ebenso angenehm beeindruckt sein, denn sie ist mit einem immergrünen Teppich bekleidet, und dies von ihrer Küste aus bis hinauf zu ihren gegen 4 000 Meter hohen Bergen. Obwohl klein — nur etwa 36 000 Quadratkilometer groß —, ist Taiwan doch das dichtestbevölkerte Land der Welt, da etwa 380 Personen auf einem Quadratkilometer leben.
Durch ihre wechselvolle Geschichte hat die Insel eine Bevölkerung erhalten, die aus Stämmen von entlegenen Teilen Asiens besteht. Es kamen
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