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  • Die Herausforderung, Jehova zu dienen, vorbehaltlos annehmen
    Der Wachtturm 1972 | 1. Mai
    • Die Herausforderung, Jehova zu dienen, vorbehaltlos annehmen

      „‚Ich [verbarg] mein Angesicht nur einen Augenblick vor dir, doch mit liebender Güte auf unabsehbare Zeit will ich mich deiner erbarmen‘, hat dein Rückkäufer, Jehova, gesagt.“ — Jes. 54:8.

      1, 2. Welche Ereignisse, die sich im alten Bethlehem abspielten, führten zu einer Herausforderung von großer Tragweite?

      DER Morgen dämmert über Bethlehem. In den Straßen kehrt allmählich Leben ein. Im schwachen Licht der Dämmerung des neuen Tages tauchen einige schattenhafte Gestalten auf, die eilig ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Eine junge Frau von anmutiger Gestalt kommt auf die Stadt zu und huscht schnell über den großen freien Platz vor dem Eingang des Tores. Freude strahlt aus ihrem Gesicht, und ihr Schritt ist beschwingt trotz der Last, die sie, in ihren Mantel eingebunden, trägt. Sie biegt von der Straße ab und tritt in ein einfaches Haus ein, wo sie von einer viel älteren Frau begrüßt wird. Die beiden setzen sich in erwartungsvoller Spannung hin, die jüngere Frau in der Hoffnung auf eine verheißungsvolle Zukunft, die ältere in der Hoffnung, den Wunsch ihres Lebens in Erfüllung gehen zu sehen.

      2 Mit ihren Gedanken sind die beiden Frauen am Stadttor und bei den Ereignissen, die sich dort abzuspielen beginnen, während die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auf das im hügeligen Bergland gelegene Städtchen fallen. Die Straßen beleben sich immer mehr. Die Sonne steigt höher. Obwohl der Sommer kaum begonnen hat, ist die sechsmonatige Trockenzeit ziemlich vorgerückt, und man verspürt die Hitze der Sonne schon zu dieser frühen Stunde. Nun sieht man bereits überall Menschen, und auf dem freien Platz vor dem Stadttor herrscht ein reger Betrieb. Am Eingang des Tores sitzt ganz allein ein älterer Mann, dessen Verhalten und Kleidung erkennen lassen, daß er wohlhabend ist und in der Stadt ein gewisses Ansehen genießt. Er macht einen ernsten Eindruck, während er mit prüfendem Blick jedes neue Gesicht betrachtet, das er auf dem Platz entdeckt. Offensichtlich sucht er jemand. Plötzlich ruft er: „Biege doch ab, setze dich doch hier, Soundso.“ Der Angesprochene bleibt stehen, dreht sich um und setzt sich zu ihm. Mit diesem Gruß und dieser Erwiderung beginnen sich Dinge abzuspielen, die nicht nur das Leben der beiden Frauen ändern sollen, die in ihrem Häuschen in Bethlehem geduldig warten, sondern auch das Leben vieler Menschen kommender Generationen. An Soundso soll nämlich eine Herausforderung von so großer Tragweite gerichtet werden, daß sie sogar uns heute noch berührt.

      3. Wer waren die Hauptpersonen in dem Drama über Noomi und Ruth, und welche Fragen in bezug auf das Verhältnis dieser Personen zueinander müssen geklärt werden?

      3 Der Name der jungen Frau, die an diesem bedeutungsvollen Tag in die Stadt kam, war Ruth, und die ältere Frau, die sie beim Betreten des Hauses grüßte, war ihre Schwiegermutter Noomi, die Witwe Elimelechs. Noomi war eine geborene Jüdin, Ruth dagegen nicht. Sie war eine Moabiterin. Wie kam es aber, daß sie Noomis Schwiegertochter wurde und in Bethlehem lebte, weit von ihrer Heimat und ihrem Volk entfernt? In welchem Verhältnis stand sie zu Boas, dem älteren Mann, dem so sehr daran gelegen war, mit Soundso eine bestimmte Sache zu besprechen? Worum handelte es sich bei dieser Sache, die so wichtig war, daß die damit verbundene Herausforderung heute, dreitausend Jahre später, noch unser Leben beeinflussen kann?

      4. Wen oder was stellen die Hauptpersonen dar?

      4 Das Drama, das sich nach dem Bericht im Buche Ruth im alten Israel abzuspielen begann, wies prophetisch auf Ereignisse unserer Zeit hin, die mit einer Herausforderung von ebenso großer Tragweite verbunden sind, wie dies damals der Fall war. (1. Kor. 10:11; Röm. 15:4) Auch die einzelnen Personen, die damals an dem Drama beteiligt waren, versinnbildlichen etwas. Elimelechs Name bedeutet „Gott ist König“. Er stellt daher den Herrn Jesus Christus dar; ebenso Boas, ein naher Verwandter Noomis, dessen Name möglicherweise „in Stärke“ bedeutet. Es ist somit anzunehmen, daß Noomi, deren Name „mein Ergötzen“ bedeutet, diejenigen darstellt, die Jesus zur Ehe versprochen sind, die also seine Braut ausmachen, besonders diejenigen, die in der „Zeit des Endes“, in der dieses Drama seine bedeutsame Erfüllung findet, noch auf der Erde sind. Ruth, deren Name wahrscheinlich „Freundschaft“ bedeutet, wurde Noomis Schwiegertochter und wäre so in der Lage gewesen, für Noomi Nachkommen hervorzubringen. Sie dürfte deshalb ebenfalls die Glieder der Braut Christi darstellen, allerdings von einem etwas anderen Gesichtspunkt aus betrachtet und unter etwas anderen Umständen. Wen stellt aber der sogenannte „Soundso“ dar, der ebenfalls ein naher Verwandter Noomis war? Wir überlassen die Klärung dieser Frage der Entwicklung der Ereignisse in unserer Zeit.

      EINE VERLASSENE

      5. (a) Wovon wurde Bethlehem in den Tagen Noomis heimgesucht, und was tat ihr Mann Elimelech deshalb? (b) Wie erfüllte sich dies in der heutigen Zeit?

      5 Wir kehren nun in die Zeit zurück, in der die glückliche Familie Elimelechs — Noomi, seine Frau, und Machlon und Kiljon, die Söhne der beiden — noch zusammen in Bethlehem oder Ephratha im Gebiet von Juda wohnt. Bethlehem bedeutet „Haus des Brotes“; Ephratha bedeutet „Fruchtbarkeit“. Diese beiden Namen haben mit Überfluß zu tun, dem Gegenteil von Hungerleiden oder Hungersnot; doch zu dieser Zeit (im 13. Jahrhundert v. u. Z.) werden Bethlehem und das ganze Gebiet des Stammes Juda von einer Hungersnot oder Nahrungsmittelknappheit heimgesucht, die den Mangel darstellt, unter dem Jehovas Organisation während des Ersten Weltkrieges in geistiger Hinsicht zu leiden hatte. Elimelech zieht mit seiner Familie aus Bethlehem aus, ungeachtet dessen, ob auch andere Bewohner die Stadt verlassen. Er überquert den Jordan und läßt sich im Lande oder in den Gefilden Moabs nieder und wohnt dort als zeitweilig Ansässiger, wie auch Jehovas Diener heute in Satans System der Dinge zeitweilig Ansässige sind. (Joh. 17:16; 1. Joh. 5:19) Elimelech läßt dadurch einen Erbbesitz im Land zurück. — Ruth 1:1, 2.

      6. Was geschah in Moab mit Noomis Angehörigen?

      6 Nach einiger Zeit stirbt der betagte Elimelech und hinterläßt Noomi als Witwe. Noomi hält es dann für gut, ihre beiden Söhne im Lande Moab zu verheiraten. Machlon, offenbar der ältere, heiratet die Moabiterin Ruth; Kiljon heiratet Orpa, ebenfalls eine Moabiterin. Schließlich sterben aber auch Machlon und Kiljon und hinterlassen eine verwitwete Mutter, Noomi, und zwei verwitwete Frauen, Ruth und Orpa. (Ruth 1:3-5) Es sind kinderlose Witwen; sie haben für Noomi keine Nachkommen hervorgebracht. Da Noomi selbst zu alt ist, um Kinder zu gebären, fällt die ganze Schmach auf sie. Der Tod Machlons (dessen Name „kränklich, gebrechlich“ bedeutet) und Kiljons (dessen Name „Schwäche“ bedeutet) stellt den geistigen Tod einiger dar, die während jener prüfungsreichen Zeit mit Gottes Organisation verbunden waren. Es war für Jehovas Volk eine sehr kummervolle Zeit.

      7. Wie betrachtete Noomi ihre Lage, und welche Lage sagte Jesaja Jahrhunderte später voraus?

      7 Noomi betrachtete sich als eine Verlassene, die keine Nachkommen hatte und auch keine Nachkommen mehr haben konnte. Es war, wie wenn sie „ein gänzlich verlassenes und im Geiste verletztes Weib“ gewesen wäre und „wie ein Weib der Jugendzeit, das dann verworfen wurde“. Da die Leibesfrucht damals als ein Segen Jehovas betrachtet werden konnte, Unfruchtbarkeit dagegen als ein Fluch, glaubte Noomi mit Recht sagen zu können: „Es [ist] Jehova ..., der mich erniedrigt hat.“ (Ruth 1:21) Einige Jahrhunderte später wurde der Prophet Jesaja dazu inspiriert, über eine ähnliche Erniedrigung zu schreiben, die aber unmittelbar die Folge des Mißfallens Jehovas war. Um die volle Bedeutung der Herausforderung zu erfassen, der sich Noomi in ihrer Lage gegenübersah, müssen wir diese Prophezeiung Jesajas richtig verstehen und wissen, durch welche Ereignisse sie sich in unserer Zeit erfüllt hat. „‚Denn Jehova rief dich, wie wenn du ein gänzlich verlassenes und im Geiste verletztes Weib wärest und wie ein Weib der Jugendzeit, das dann verworfen wurde‘, hat dein Gott gesprochen. ,Für einen kleinen Augenblick verließ ich dich gänzlich, doch mit großen Erbarmungen werde ich dich sammeln. In der Flut des Zornes verbarg ich mein Angesicht nur einen Augenblick vor dir, doch mit liebender Güte auf unabsehbare Zeit will ich mich deiner erbarmen‘, hat dein Rückkäufer, Jehova, gesagt.“ — Jes. 54:6-8.

      JEHOVA, EIN „EHELICHER BESITZER“

      8, 9. (a) An wen sind die Worte in Jesaja 54:6-8 gerichtet, und wie zeigt dies der Zusammenhang, in dem dieser Text erscheint? (b) Welche Gruppe, die ebenfalls durch Noomi dargestellt wurde, gehört dazu?

      8 Aus dieser Prophezeiung könnte man schließen, daß Jehova, der Gott der ganzen Schöpfung, ein Weib hat. Ist das möglich? Sinnbildlich gesprochen, ja. An sie sind die Worte in Jesaja 54:5 gerichtet: „Denn dein großer Erschaffer ist dein ehelicher Besitzer, Jehova der Heerscharen ist sein Name; und der Heilige Israels ist dein Rückkäufer.“ Das wurde nicht zu Noomi gesagt, die in den Tagen Jesajas bereits fünfhundert Jahre tot war, auch nicht zu einer anderen buchstäblichen Frau, sondern zu einer Organisation, zu dem himmlischen Zion, der aus Geistsöhnen bestehenden Universalorganisation Gottes im Himmel. In den vergangenen neunzehnhundert Jahren ist die Zugehörigkeit zu Gottes Universalorganisation nicht mehr nur auf die immer noch heiligen und Jehova Gott loyal ergebenen Engel im Himmel beschränkt gewesen, sondern es sind auch geistgezeugte irdische Söhne Gottes — es werden schließlich 144 000 sein — in diese Organisation aufgenommen worden. (Offb. 14:1) Es sind dies alles Fußstapfennachfolger dessen, der die höchste Stellung in Gottes Universalorganisation innehat, des Herrn Jesus Christus.

      9 Diese 144 000 Fußstapfennachfolger Jesu Christi sind mit ihm verlobt, um mit ihm im Himmel vermählt zu werden; sie sind also seine voraussichtliche Braut, die in Offenbarung 21:9 als „die Braut, das Weib des Lammes“, bezeichnet wird. Die Glieder dieser Brautklasse sind in den vergangenen neunzehnhundert Jahren ausgewählt worden. Deshalb kann sich heute nur noch ein Überrest von ihnen auf der Erde befinden. Diejenigen, die den Ersten Weltkrieg miterlebten, die sich also vor dem Jahre 1919 Gott hingegeben hatten und getauft worden waren, werden in diesem Drama durch Noomi dargestellt. Wie gerieten sie denn in eine Lage, in der sie der kinderlosen und verlassenen Noomi im Lande Moab glichen?

      10. Welches Verhältnis besteht zwischen dem Überrest und Gottes Universalorganisation, und in welcher Zeit „starb“ der größere Elimelech gegenüber der Noomi-Klasse?

      10 Um diesen Teil des Dramas über Noomi und Ruth zu verstehen, müssen wir noch eine andere Seite des Verhältnisses zwischen dem Überrest auf der Erde und den übrigen, den himmlischen Gliedern der Universalorganisation Gottes kennenlernen. Da die Glieder des Überrestes der Brautklasse zur Universalorganisation Gottes gehören, berührt das, was sie, die zwar geistige Söhne Gottes, aber noch im Fleische sind, berührt, auch Gottes Weib, das himmlische Zion oder die Universalorganisation. Das wird uns klar, wenn wir die Prophezeiung in Jesaja 54:6-8 im Lichte der Ereignisse betrachten, die sich in Verbindung mit der Tätigkeit der Noomi-Klasse im Ersten Weltkrieg abspielten. In jener Zeit (1918 bis 1919) „starb“ nämlich der größere Elimelech gegenüber der Noomi-Klasse, und danach war sie verlassen, wie wenn sie ohne „ehelichen Besitzer“ gewesen wäre. Als Jehova, der Mann dieser Universalorganisation, sein Weib, vertreten durch die geistgezeugten Glieder auf der Erde, verwarf und sich dadurch Jesaja 54:6-8 erfüllte, war dies eine Erniedrigung.

      JEHOVAS MISSFALLEN ÜBER SEIN WEIB

      11. Wann und warum zog sich der Überrest Jehovas Mißfallen zu, wovon die ganze Universalorganisation berührt wurde, und wie zeigte sich dies?

      11 Beachten wir, daß Jehova sein Weib in Jesajas Prophezeiung als ein verlassenes und im Geiste verletztes Weib schildert, von dem er sein Angesicht abgewandt hatte. Das deutete an, daß sie sich sein Mißfallen zugezogen hatte. Deshalb sagt er gemäß dem elften Vers zu ihr: „O Niedergedrückte, Sturmbewegte, Ungetröstete.“ Die Noomi-Klasse, der Überrest, kam besonders im Jahre 1918 in eine Situation, in der sie in einem gewissen Sinne aus Jehovas Gunst verstoßen wurde. In jenem Jahr kam Jehova Gott, begleitet von dem Boten des Bundes, dem Herrn Jesus Christus, plötzlich zu seinem Tempel. Er prüfte die Glieder des Überrestes, die noch auf der Erde waren, und sie mißfielen ihm. (Mal. 3:1, 2) Sie nahmen damals die Herausforderung, sich in den Dienst des Königreiches Jehovas zu stellen, nicht vorbehaltlos an. Menschenfurcht hielt sie zurück, und sie verfehlten auch, sich ‘von der Welt völlig unbefleckt zu halten’. (Jak. 1:27, Luther) Jehova ließ daher zu, daß sie in die Gefangenschaft Groß-Babylons und dessen politischer Verbündeter gerieten. Während dieser Zeit wurden sie verfolgt und mißhandelt, und im Jahre 1918 kam es schließlich so weit, daß die Vertreter des Hauptbüros der Gesellschaft verhaftet, wegen Spionage fälschlich unter Anklage gestellt und eingesperrt wurden.a Das bedeutete, daß Gottes Universalorganisation als Ganzes, sein Weib, von seinem Mißfallen berührt wurde, denn gemäß der Prophezeiung sollte die gesamte Organisation wie ‘ein gänzlich verlassenes Weib’ sein.

      12. Wieso kann gesagt werden, der Umstand, daß Jehova sein Angesicht vor seinem Weib verborgen habe, entspreche dem Tod Elimelechs, wenn Elimelech doch den Herrn Jesus Christus darstellt?

      12 Wieso kann aber gesagt werden, der Umstand, daß Jehova sein Angesicht vor seinem Weib verborgen habe, entspreche dem Tod Elimelechs, wenn Elimelech doch den Herrn Jesus Christus darstellt? Wie stirbt der himmlische Jesus Christus dem Sinne nach gegenüber der Noomi-Klasse auf der Erde? Während seiner irdischen Tätigkeit gab Jesus deutlich zu erkennen, daß er sich an den Grundsatz hielt: ‘Was ich meinen Vater tun sehe, das tue auch ich.’ Wenn daher Jehova sein Weib in der Zeit seines Mißfallens über den Überrest verlassen hatte und sein Angesicht vor ihr verbarg, dann muß sein Sohn dies ebenfalls getan haben, besonders gegenüber dem Teil der Universalorganisation Gottes, der zu seiner Braut gehört, gegenüber dem geistgezeugten Überrest hier auf der Erde. Auf diese Weise „starb“ Jesus Christus dem Sinne nach gegenüber denen, die Jehova verlassen hatte.

      EINE HERAUSFORDERUNG, DIE EINE SCHWERWIEGENDE ENTSCHEIDUNG VERLANGT

      13. Wozu entschließt sich Noomi nun, und wieso bedeutet dies für Ruth und Orpa eine Herausforderung?

      13 Mittlerweile sind in dem Drama der alten Zeit zehn Jahre vergangen, und Noomi hört nun, daß sich die Lage in Bethlehem geändert hat. Jehova hat seinem Volk wiederum seine Aufmerksamkeit zugewandt und ihm Brot gegeben. Noomi beschließt deshalb zurückzukehren. Sie faßt diesen Entschluß aber noch aus einem wichtigeren Grund. Sie hat in Bethlehem im Lande Juda noch einen Erbbesitz, und will sie ihn übernehmen, so muß sie dahin zurückkehren. Ruth und Orpa, ihre beiden „Töchter“, sehen sich vor eine Herausforderung gestellt, die eine schwerwiegende Entscheidung verlangt. Was werden sie tun? Offenbar ohne Bedenken machen sie sich mit Noomi auf den Weg nach Bethlehem. (Ruth 1:6, 7) Unterwegs versucht Noomi, sie davon abzubringen, den Weg mit ihr fortzusetzen. „‚Geht, kehrt zurück, jede in das Haus ihrer Mutter. ... Jehova gebe euch eine Gabe, und ihr sollt einen Ruheort finden, eine jede im Hause ihres Mannes.‘ Dann küßte sie sie, und sie begannen ihre Stimme zu erheben und zu weinen. Und immer wieder sprachen sie zu ihr: ‚Nein, sondern mit dir werden wir zu deinem Volke zurückkehren.‘ Aber Noomi sprach: ,Kehrt zurück, meine Töchter, warum solltet ihr mit mir gehen? Habe ich noch Söhne in meinem Innern, und werden sie eure Männer werden? Kehrt zurück, meine Töchter, geht, denn ich bin zu alt geworden, um einem Mann zu eigen zu werden. ... Nein, meine Töchter, denn es ist für mich euretwegen sehr bitter, daß die Hand Jehovas wider mich ausgegangen ist.‘“ — Ruth 1:8-13.

      14. Wozu entschließt sich Orpa, und welchen ähnlichen Lauf schlagen heute die ein, die sie darstellt?

      14 „Darauf erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr, worauf Orpa ihre Schwiegermutter küßte. Was Ruth betrifft, sie hielt fest zu ihr. Da sprach sie: ,Siehe! Deine verwitwete Schwägerin ist zu ihrem Volke und ihren Göttern zurückgekehrt. Kehre mit deiner verwitweten Schwägerin zurück.‘“ (Ruth 1:14, 15) Orpa stellt Personen dar, die mit der treuen Noomi-Klasse in Verbindung kommen und eine Zeitlang ein gewisses Interesse und einen gewissen Eifer bekunden, dann aber, gleichsam noch in ihrer christlichen Jugend, zurückweichen. Eigennutz und persönliche Wünsche hindern sie daran, Jehovas Herausforderung anzunehmen und ihn ‘auf die Probe zu stellen, ob er ihnen nicht die Schleusen der Himmel auftun und tatsächlich Segen über sie ausschütten würde, bis kein Bedarf mehr wäre’. — Mal. 3:10; Hebr. 10:38, 39; 2. Petr. 2:22.

      15, 16. Wie reagierte Ruth auf die Herausforderung?

      15 Die Ruth-Klasse dagegen opfert alle ihre persönlichen Vorteile, um mit der Noomi-Klasse an der Erfüllung des Vorhabens Jehovas, sie betreffend, teilzuhaben. „Und Ruth sprach dann: ,Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, davon umzukehren, dich zu begleiten; denn wohin du gehst, werde ich gehen, und wo du die Nacht verbringst, werde ich die Nacht verbringen. Dein Volk wird mein Volk ein und dein Gott mein Gott. Wo du stirbst, werde ich sterben, und dort werde ich begraben werden. Möge Jehova mir so tun und dazu hinzufügen, wenn irgend etwas außer dem Tod eine Trennung zwischen mir und dir herbeiführen sollte.‘“ — Ruth 1:16, 17.

      16 Mit den Worten: „Möge Jehova mir so tun und dazu hinzufügen“ legte Ruth Jehova einen Eid ab, durch den sie sich verpflichtete, diese Dinge zu tun. Sie nahm die Herausforderung, Noomis Gott zu dienen und an Noomis Seite zu bleiben, selbst bis in den Tod, vorbehaltlos an. Orpas Umkehr brachte Ruth nicht von ihrem Entschluß ab und dämpfte ihren Eifer nicht. Noomis Einfluß hatte Ruths Bekehrung bewirkt, und nun erfüllte sich Noomis Herzenswunsch: Ruth war bereit, auch die weitere Herausforderung anzunehmen, die auf die beiden Frauen zukommen würde, wenn sie nach Bethlehem kamen.

      EINE WEITERE HERAUSFORDERUNG

      17. Was sagte Noomi zu ihren Nachbarinnen, als diese sie nach ihrer Rückkehr nach Bethlehem begrüßten?

      17 Die Verbitterung und Enttäuschung, die Noomi zum Ausdruck brachte, als sie mit Ruth und Orpa über ihre Aussichten in Bethlehem sprach, weichen nicht nach ihrer Heimkehr. Sie ist zwar wieder zu Hause, aber nun empfindet sie den Verlust noch mehr und wird sie sich ihrer Hilflosigkeit erst recht bewußt, und das verbittert sie noch mehr und macht sie noch trauriger. Die ganze Stadt spricht von ihrer Rückkehr, besonders die Frauen; sie trauen ihren Augen nicht. Wo ist denn Elimelech? Wo sind Machlon und Kiljon? Und wer ist diese Moabiterin? „Und die Frauen sagten immer wieder: ,Ist das Noomi?‘ Und sie sprach jeweils zu den Frauen: ,Nennt mich nicht Noomi [was „mein Ergötzen“ bedeutet]. Nennt mich Mara [was „bitter“ bedeutet], denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht. Voll bin ich ausgezogen, und mit leeren Händen hat Jehova mich zurückkehren lassen. Warum solltet ihr mich Noomi nennen, wenn es Jehova ist, der mich erniedrigt hat, und der Allmächtige, der mir Unglück zugefügt hat?‘“ — Ruth 1:18-22.

      18. Warum mußte Gottes Weib, das auf der Erde durch die Noomi-Klasse, den Überrest, vertreten wurde, erlöst werden?

      18 Die Noomi-Klasse konnte während dieser Trübsalzeit in der Tat sagen: „Nennt mich Mara, die Bittere.“ In Jesaja 12:1 wird auf diese harte Züchtigung Bezug genommen, denn wir lesen dort, daß der Prophet zu Jehova Gott sagte: „Obwohl du über mich in Zorn gerietest, hat sich dein Zorn allmählich abgewandt. In Jesaja 52:3 heißt es: „Denn dies ist, was Jehova gesprochen hat: ,Umsonst wurdet ihr verkauft, und ohne Geld werdet ihr zurückgekauft werden.‘“ Mit anderen Worten, diejenigen, die Gottes hingegebene Diener auf der Erde gefangennahmen, bezahlten nichts für sie, sie bekamen sie umsonst. In den Versen fünf und sechs heißt es weiter: „‚Und nun, welche Interessen habe ich hier?‘ ist der Ausspruch Jehovas. ,Denn mein Volk wurde für nichts weggenommen. ... Aus diesem Grunde wird mein Volk meinen Namen erkennen, ja aus diesem Grunde an jenem Tage, weil ich der Eine bin, der redet.‘“ Gott ließ also zu, daß sein Volk für nichts weggenommen wurde, daß die Feinde es in ihren Besitz bekamen, ohne es zu kaufen. Gottes Weib, auf der Erde vertreten durch den Überrest, die Noomi-Klasse, mußte also von Babylon der Großen erlöst oder zurückgekauft werden.

      19. Besonders an welche Verheißung, die Jakob dem Juda gegeben hatte, dachte Noomi wohl in ihrer Verlassenheit?

      19 In der gleichen Lage befand sich auch Noomi aus Bethlehem und aus dem Stamme Juda als anscheinend von Jehova gezüchtigte, kinderlose Witwe. Dennoch war es ihr innigster Wunsch, einen Anteil zu haben an der Verwirklichung des Vorhabens Jehovas, das die Frauen in Israel betraf, besonders einige begünstigte aus dem Stamm Juda, denn die Frauen dieses Stammes hatten die Aussicht, daß sich die Verheißung Jakobs, des Vaters Judas, an ihnen erfüllte. Kurz bevor Jakob im Jahre 1711 v. u. Z. in Ägypten starb, segnete er Juda mit den Worten: „Das Zepter wird nicht von Juda weichen, noch der Befehlshaberstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt; und ihm wird der Gehorsam der Völker gehören.“ (1. Mose 49:10) Dieser Schilo, dessen Name „Der, dessen es ist“ oder „Der, dem es gehört“ bedeutet, muß der Befehlshaber werden, der den Stab führt. Er muß der sein, der das königliche Zepter ergreift. Er muß der Messias sein, der wahre Same Abrahams, durch den sich alle Familien der Erde segnen sollen. (1. Mose 22:17, 18) Wessen Sohn in der Abstammungslinie Judas, des Urenkels Abrahams, würde er sein? Welcher Mutter in Juda würde die außergewöhnliche Ehre zuteil werden, ihn an ihrer Brust zu tragen? „Nicht mir“, mag Noomi in ihrem Herzen gedacht haben, denn sie war ja kinderlos und zu alt, um Kinder zu gebären. Kein Wunder, daß sie in ihrer Einsamkeit ausrief: „Nennt mich Mara.“

      JEHOVA ERSCHLIESST EINEN WEG

      20. Was verhieß Jehova einige Jahrhunderte später durch Jesaja?

      20 Jehova ließ diese treue Frau, deren Flehen er gehört hatte, jedoch nicht im Stich. Mit Recht hätte der Prophet zu ihr das sagen können, was er Jahrhunderte später im Auftrag Jehovas zu dem Weib sagte, das sie darstellte: „‚Ich [verbarg] mein Angesicht nur einen Augenblick vor dir, doch mit liebender Güte auf unabsehbare Zeit will ich mich deiner erbarmen‘, hat dein Rückkäufer, Jehova, gesagt.“ (Jes. 54:8) Wie sollte sich das an Noomi erfüllen? Wenn sie ohne einen natürlichen Nachkommen sterben würde, so hätte sie keinen Erben, dem sie das Besitztum ihres verstorbenen Mannes hinterlassen könnte. Und sollte Jehovas Vorhaben, Schilo aus dem Stamme Juda hervorzubringen, durch sie verwirklicht werden, dann müßte sie einen männlichen Erben haben. Was konnte sie tun?

      21. Wie kam das Gesetz Israels einer Witwe zu Hilfe, die sich in einer solch schwierigen Lage befand wie Noomi, und wieso war dies für Ruth eine Herausforderung?

      21 Das Gesetz Israels kam jemandem, der sich in einer solch schwierigen Lage befand wie Noomi, zu Hilfe. Jehova hatte selbst verheißen, daß keine gottesfürchtige Israelitin unfruchtbar bleiben sollte. Er hatte gesagt: „Weil du fortfährst, auf die Stimme Jehovas, deines Gottes, zu hören: ... Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes.“ (5. Mose 28:2-4) Auch ein Mann sollte nicht ohne einen Nachkommen bleiben, durch den sein Name erhalten blieb. Das Gesetz Israels bestimmte: „Falls Brüder beisammenwohnen und einer von ihnen gestorben ist, ohne einen Sohn zu haben, sollte die Frau des Verstorbenen nicht die Frau eines fremden Mannes auswärts werden. Ihr Schwager sollte zu ihr gehen, und er soll sie sich zur Frau nehmen und die Schwagerehe mit ihr vollziehen. Und es soll geschehen, daß der Name seines verstorbenen Bruders auf den Erstgeborenen übergehen sollte, den sie gebären wird, damit sein Name aus Israel nicht ausgetilgt werde.“ (5. Mose 25:5, 6) Dieses Gesetz in Verbindung mit dem Gesetz über den Rückkauf war Noomis einzige Hoffnung. Wenn ein Bruder oder ein naher Verwandter gefunden werden könnte, dann könnte Noomi aufgrund dieser Vorkehrung des Gesetzes einen Ausweg suchen. Doch selbst wenn sich ein solcher Verwandter finden würde, könnte sie selbst kein Kind mehr haben. Ihre einzige Hoffnung wäre dann Ruth, ihre Schwiegertochter, die aufgrund dieser Vorkehrung an ihrer Stelle für Elimelech einen Nachkommen hervorbringen könnte. Wie würde Ruth diese Gelegenheit betrachten? Würde sie bereit sein, auf die Aussicht, einen jungen Mann zu finden, der ihr etwas bieten könnte, zu verzichten? Würde sie diese Herausforderung als eine Gelegenheit erkennen, Jehovas Vorhaben kennenzulernen und es zu ihrem Lebensinhalt zu machen?

      22. Wen berührte diese Herausforderung damals in dem prophetischen Drama noch, und was sollte der weitere Verlauf dieses Dramas bei uns heute bewirken?

      22 Und Boas und Soundso? Wie würden sie die Herausforderung betrachten, für Noomi einen Erben hervorzubringen, damit der Name Elimelechs, ihres verstorbenen Mannes erhalten bliebe? Würden sie darin eine Gelegenheit sehen, Jehova noch mehr zu dienen? Wie berührt diese Herausforderung und der weitere Verlauf dieses Dramas uns heute? Noomis Tröstung, die Erfüllung des Traumes ihres Lebens und die Rolle, die Ruth, Boas und Soundso in Verbindung mit dieser Herausforderung spielten — das alles gehört zu diesem begeisternden Drama, das sogar uns heute anspornt, Jehovas Vorhaben zu unserem Lebensinhalt zu machen. Der folgende Artikel zeigt uns den weiteren Verlauf dieses Dramas.

  • Mache Jehovas Vorhaben zu deinem Lebensinhalt
    Der Wachtturm 1972 | 1. Mai
    • Mache Jehovas Vorhaben zu deinem Lebensinhalt

      1. (a) Wie denken und empfinden heute viele Menschen? (b) Worin bestand die Herausforderung, der sich Ruth und Noomi gegenübersahen und die sie zu einer Handlungsweise veranlaßte, die uns zu Eifer und selbstloser Liebe anspornt?

      „DER Glaube ist nicht ein Besitz aller Menschen“, sagte der Apostel Paulus. (2. Thess. 3:2) Eine der vielen Ursachen hierfür ist besonders der Geist der Selbstbestimmung, der im zwanzigsten Jahrhundert so sehr in den Vordergrund getreten ist. Der Wunsch, das eigene Ich zu befriedigen, ist eine Religion geworden, bei der der Schöpfer in eine Ecke gedrängt wird und Herz und Sinn gegenüber seinem Vorhaben gleichgültig werden. Wie herzerquickend muß es daher für Jehova sein, Menschen zu beobachten, die die Herausforderung, ihm zu dienen, selbstlos angenommen und sein Vorhaben zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben, und welch ein Beispiel für uns! Ein besonders leuchtendes Beispiel aus der alten Zeit ist Ruth, die ihr Volk und ihre Heimat in Moab verließ und mit ihrer verwitweten Schwiegermutter Noomi nach Bethlehem zurückkehrte. Selbst Witwe, hätte Ruth ebensogut den Wunsch haben können, in Moab einen Mann zu finden und sich in einer ihr vertrauten Umgebung niederzulassen, um eine Familie zu gründen. Ihre Liebe zu Noomi und zur Anbetung Jehovas veranlaßte sie aber, alles zu verlassen und Noomi bei ihrer Rückkehr nach Israel zu begleiten. In dieser ihr fremden Umgebung wurde die Selbstlosigkeit ihrer Liebe bis zum Äußersten geprüft, doch ihr aufrichtiger Wunsch, Jehovas Vorhaben zu ihrem Lebensinhalt zu machen, bewog sie, diese Herausforderung anzunehmen, ohne einen Augenblick zu zögern. Der Ausgang, den die Sache für Ruth und Noomi nahm, und die Ereignisse, die dazu führten, spornen uns zu Eifer und selbstloser Liebe an.

      2, 3. Was entspricht in unserer Zeit Noomis Rückkehr in ihre Heimat zusammen mit Ruth?

      2 Es ist die Zeit der Gerstenernte, was bedeutet, daß das Passahfest vorbei ist. Es ist Frühling, die winterlichen Regengüsse sind vorüber, und nun hofft man in Bethlehem-Juda, etwas zu ernten. Bethlehem ist nach zehn langen Jahren der Hungersnot wieder das „Haus des Brotes“. Diese Jahre hat Noomi in Moab zugebracht, und da hat sie ihren Mann Elimelech und ihre beiden Söhne verloren, von denen der eine Machlon, Ruths Mann, war. Nun ist sie wieder in ihrer Heimat, wo sie Gottes Gunst genießt, und Ruth ist bei ihr. Die beiden sind zu Noomis Erbbesitz heimgekehrt oder gleichsam dort versammelt worden. (Ruth 1:22) Was entspricht diesem allem heute? Das Gegenbild in unserer Zeit erinnert an die Worte Jesu über das Wiederversammeln der Auserwählten, des Überrestes der gesalbten Jünger Jesu, durch die Engel. Wann? Nachdem Babylon die Große (das Weltreich der falschen Religion) von dem gegenbildlichen Kores dem Großen zu Fall gebracht wurde. Damals war die Zeit für die Erfüllung der Prophezeiung Jesu über das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge gekommen. — Matth. 24:29-31.

      3 In Jesaja 12:1, 2 ist von der Freude die Rede, die herrschen sollte, wenn der Überrest aus Babylon der Großen gesammelt würde. „Und an jenem Tage wirst du sicherlich sprechen: ,Ich werde dir danken, o Jehova, denn obwohl du über mich in Zorn gerietest, hat sich dein Zorn allmählich abgewandt, und du gingst daran, mich zu trösten. Siehe! Gott ist meine Rettung. Ich werde Vertrauen haben und nicht erschrecken; denn Jah, Jehova, ist meine Stärke und meine Macht, und er wurde mir zur Rettung.‘“ Diese Worte wiederholt die Noomi-Klasse, der Überrest, seit dem Jahre 1919 — dem Jahr, in dem sie wieder in Gottes Gunst gelangte und von ihm erneut in den für sie bestimmten Dienst aufgenommen wurde — immer wieder.

      DER EIFER IM ERNTEWERK LOHNT SICH

      4. Welche Vorkehrung in Israel machte sich Ruth zunutze, um zu Noomis Unterstützung beizutragen, und wie wurde ihre liebevolle Arbeit belohnt?

      4 In dem dramatischen Vorbild war die Gerstenernte im Gange. Ruth lebte bei ihrer Schwiegermutter, aber sie wollte ihr nicht zur Last fallen. Sie wollte etwas zu Noomis Unterhalt beitragen. So machte sie sich mit Noomis Einverständnis Israels Gesetz über die Ernte zunutze (3. Mose 19:9, 10) und „begann auf dem Felde hinter den Schnittern her aufzulesen So geriet sie durch Zufall auf das Feldstück, das Boas gehörte, der von der Familie Elimelechs war.“ (Ruth 2:1-3) Boas war ein wahrer Anbeter Jehovas und respektierte Jehovas Gesetz. (Ruth 2:4-7) Als er erfuhr, wer Ruth war, ordnete er an, daß sie weiter auf seinen Feldern arbeiten solle, auch während der Weizenernte, die der Gerstenernte folgte und die bis zum Pfingstfest im Monat Mai dauerte. Er sagte zu Ruth: „Es ist mir ein eingehender Bericht erstattet worden über alles, was du an deiner Schwiegermutter nach dem Tode deines Mannes getan hast, und wie du darangingst, deinen Vater und deine Mutter und das Land deiner Verwandten zu verlassen und zu einem Volke zu gehen, das du früher nicht gekannt hattest. Möge Jehova deine Handlungsweise belohnen, und möge dir ein vollkommener Lohn von Jehova, dem Gott Israels, zuteil werden, unter dessen Flügeln Zuflucht zu suchen du gekommen bist.“ (Ruth 2:8-13) Durch diese Gunsterweisung gegenüber Ruth beabsichtigte Boas, auch Ruths Schwiegermutter, der betagten Noomi, zu helfen.

      5, 6. Was wird dadurch dargestellt, daß sich Ruth Noomi anschloß und bei der Ernte mithalf?

      5 Die dramatischen Ereignisse in unserer Zeit, durch die dies alles erfüllt wurde, stimmen mit den Worten Jesu überein: „Das Feld ist die Welt ... Die Ernte ist ein Abschluß eines Systems der Dinge, und die Schnitter sind Engel.“ (Matth. 13:38, 39) Im Jahre 1919 war die Zahl der Glieder der Braut Christi noch nicht vollständig. Es mußten noch weitere eingesammelt werden, und wie Ruth sich Noomi anschloß und mit ihr eifrig bei der Ernte mithalf, bereit, ihr bis in den Tod treu zu bleiben, so schlossen sich nach dem Jahre 1919 auch der Überrestklasse weitere Personen an. Diese Neuhinzugekommenen wurden durch Ruth dargestellt.

      6 Am Samstag nachmittag, dem 6. September 1919, wurde während der Hauptversammlung in Cedar Point (Ohio) im Eriesee eine Massentaufe durchgeführt, und über 200 Personen wurden getauft. Sie wurden dem ursprünglichen Überrest der Braut Christi, der Noomi-Klasse, hinzugefügt. Unter den Zuschauern befanden sich die Beamten der Gesellschaft, die am Dienstag, dem 25. März jenes Jahres, aus der Bundesstrafanstalt Atlanta entlassen worden waren. Sie genossen erneut die Freiheit und förderten nach wie vor die Königreichsinteressen der theokratischen Regierung Jehovas. Drei Jahre später, im Jahre 1922, wurde in Cedar Point (Ohio) eine weitere Hauptversammlung abgehalten. Am Samstag, dem 9. September 1922, wurden 361 Personen getauft. Im Laufe der Zeit wurden der Ruth-Klasse noch mehr Glieder hinzugefügt. Wie Ruth, die Moabiterin, so war auch die neuzeitliche Ruth-Klasse entschlossen, eifrig mit der Noomi-Klasse zusammenzuarbeiten bis zum Ende der Ernte Gottes auf der Erde — sowohl der Gersten- als auch der Weizenernte, wie in dem prophetischen Drama dargestellt. Und wie mit Ruth, die von Boas eine tüchtige Frau genannt wurde, so verhielt es sich auch mit dieser neuen Klasse, die dem Überrest hinzugefügt worden war: Sie war als Ruths Gegenbild eine „tüchtige Frau“, die Jehova Gott ausschließlich ergeben war.

      NOOMIS HOFFNUNG STELLT RUTHS LIEBE AUF DIE PROBE

      7. (a) Wie nur kann Noomi ihren Erbbesitz im Namen Elimelechs behalten und auch etwas zur Weiterführung der königlichen Linie beitragen, die zum verheißenen Schilo führt? (b) Wieso ist das für Ruth eine Herausforderung?

      7 Dank Ruths Fleiß und Boas’ Großzügigkeit haben Noomi und Ruth zu essen. Noomi ist indes eine betagte Witwe, die keine Kinder mehr haben kann. Sie hat aber den Erbbesitz, der ihrem Mann Elimelech gehört hat. Wenn Ruth nun nicht bereit ist, für sie zu vermitteln oder sie zu vertreten, so ist ihre Lage aussichtslos. Doch Noomi sieht einen Ausweg. Sie beschließt, diesen Besitz zu verkaufen, und dabei denkt sie besonders an Ruths Vorteil, auf deren Unterstützung sie bei diesem Unternehmen angewiesen ist. Übrigens könnten Noomi und ihre Schwiegertochter Ruth als Witwen auch nichts zur Weiterführung der königlichen Linie des Stammes Juda, die zu dem verheißenen Schilo führen soll, beitragen. Noomi muß ein Kind haben, ein Adoptivkind, ein Kind von Ruth aus dem Stamme Juda, denn dieser Erbbesitz darf nicht an jemand außerhalb des Stammes Juda übergehen. Ruth muß also einen Mann aus dem Stamme Juda heiraten, damit das Grundstück diesem Stamm verbleibt. Zunächst muß sie aber bereit sein, diesen Weg zu gehen und auf einen Mann, den sie vielleicht liebt und der vielleicht jünger ist als Boas, zu verzichten. Wie wird sie auf diesen Vorschlag reagieren?

      8. Welchen Vorschlag macht Noomi Ruth, um ihr gemeinsames Problem zu lösen, und wie reagiert Ruth?

      8 Noomi spricht ganz offen mit Ruth. Sie sagt zu ihr: „Meine Tochter, sollte ich dir nicht einen Ruheort suchen, damit es dir gut ergehe? Und nun, ist nicht Boas, mit dessen jungen Frauen du stets gewesen bist, unser Verwandter? Siehe! Er worfelt heute nacht Gerste auf der Dreschtenne. Und du sollst dich waschen und dich mit Öl einreiben und deine Überwürfe anlegen und zur Dreschtenne hinabgehen. Gib dich dem Manne nicht zu erkennen, bis er mit Essen und Trinken zu Ende ist. Und es geschehe, wenn er sich niederlegt, daß du dir dann den Ort merkst, wo er sich niederlegt; und du sollst kommen und ihn zu seinen Füßen aufdecken und dich niederlegen; und er seinerseits wird dir mitteilen, was du zu tun hast.“ Wie reagierte Ruth? „Darauf sprach sie zu ihr: ,Alles, was du zu mir sagst, werde ich tun.‘ Und dann ging sie zur Dreschtenne hinab und tat gemäß allem, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte.“ — Ruth 3:1-6.

      9. Inwiefern handelt Noomi dadurch wie später Paulus?

      9 Noomi handelt so wie später der Apostel Paulus. Er sagt über sein Verhältnis zur Kirche oder Versammlung: „Ich persönlich habe euch e i n e m Mann zur Ehe versprochen, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“ (2. Kor. 11:2) Desgleichen sorgt Noomi dafür, daß Ruth den richtigen Mann heiratet. So geht Ruth aufs Feld und legt sich zu Boas’ Füßen nieder. Als er um Mitternacht aufwacht, legt sie ihm nahe, sie zur Frau zu nehmen, um dem verstorbenen Elimelech einen Nachkommen zu erwecken. — Ruth 3:7-9.

      EIN ANDERER „GO’EL“ TRITT DAZWISCHEN

      10. Warum machten sich Noomi und Ruth dadurch keiner unsittlichen Handlung schuldig, und wie betrachtete Boas Ruths Vorschlag, mit ihr die Leviratsehe einzugehen?

      10 Noomi und Ruth machten sich dadurch keiner unsittlichen Handlung schuldig. Sie bewiesen dadurch lediglich, daß sie von der Ehrbarkeit des Mannes, der als Rückkäufer oder go’el in Frage kam, fest überzeugt waren. Daß Boas Ruths Beweggrund nicht falsch verstand oder ihren Vorschlag, mit ihr die Leviratsehe einzugehen, nicht als einen unzüchtigen Annäherungsversuch mißdeutete, geht aus seiner Antwort hervor. „Darauf sprach er [Boas]: ,Gesegnet seist du von Jehova, meine Tochter. Du hast deine liebende Güte im letzten Fall noch besser zum Ausdruck gebracht als im ersten Fall, indem du nicht den jungen Männern, ob niedrig oder reich, nachgegangen bist. Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht. Alles, was du sagst, werde ich für dich tun, denn jeder im Tore meines Volkes weiß, daß du eine tüchtige Frau bist. Und nun, wiewohl ich in der Tat ein Rückkäufer bin, gibt es noch einen Rückkäufer, der näher verwandt ist als ich. Verbringe diese Nacht hier, und es soll am Morgen geschehen daß, wenn er dich zurückkaufen wird — vortrefflich! Laß ihn den Rückkauf vornehmen. Aber wenn er kein Gefallen daran findet, dich zurückzukaufen, dann will ich dich zurückkaufen, ich selbst, so wahr Jehova lebt.‘“ — Ruth 3:10-13.

      11. (a) Warum ging Boas nicht sofort auf Ruths Vorschlag ein wodurch er ihr Rückkäufer geworden wäre? (b) Wie erfüllt sich das im Gegenbild?

      11 Boas ist ein ehrbarer Mann, ein Mann, der sich zu beherrschen weiß. Er erinnert Ruth daran, daß es einen Mann gibt, der mit Noomi noch näher verwandt ist als er. Er selbst ist Noomis Neffe, während dieser nähere Verwandte ein Schwager von ihr ist. Er soll als erster die Gelegenheit erhalten, als Rückkäufer oder go’el zu handeln und den Erbbesitz von Noomi zu kaufen. Das bedeutet nicht, daß Boas, der nun so lange Junggeselle gewesen ist und keine Familienpflichten gehabt hat, nicht bereit ist, seiner Verpflichtung nachzukommen, obwohl es bedeutet, Familienvater zu werden. Er ist bereit, sein Teil zur Weiterführung der königlichen Linie beizutragen, die zu dem verheißenen Schilo führt, der aus dem Stamme Juda kommt, zu dem er, Boas, gehört. So handelt im Gegenbild auch der Herr Jesus Christus, der himmlische go’el, Rückkäufer oder Erlöser. Doch zunächst überläßt er die Noomi- und die Ruth-Klasse dem der durch „Soundso“, Noomis Schwager, dargestellt wurde. Das führt zu einer Prüfung dieser beiden Gruppen des heutigen Überrestes. Wer gewinnt? Wer versagt? Der Bericht sagt es uns.

      12. Wie reagieren Ruth und Noomi auf das Verhalten des Boas?

      12 Bevor die ersten Strahlen der Morgensonne auf die Stadt fallen, kehrt Ruth zu ihrer Schwiegermutter zurück. Sie ist voller Freude, denn sie hat sechs Maß Gerste, in ihren Mantel eingeschlagen, bei sich, die ihr Boas als Zeichen seines Versprechens mitgegeben hat. Sie wird von der betagten Noomi mit den Worten empfangen: „Wer bist du, meine Tochter?“ Sie versteht die Bedeutung der Äußerung Noomis und erklärt ihr, daß sie noch nicht Boas’ Frau sei, erzählt ihr aber dann alles, was geschehen ist und was Boas zu ihr gesagt hat. Noomi sagt darauf: „Bleib sitzen, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausgeht, denn der Mann wird keine Ruhe haben, bis er die Sache heute zu Ende gebracht hat.“ Ruth wartet nun gespannt und hoffnungsvoll auf die Zukunft; Noomi wartet in der Hoffnung, den Wunsch ihres Lebens in Erfüllung gehen zu sehen. — Ruth 3:14-18.

      DER RÜCKKÄUFER SIEHT SICH DER HERAUSFORDERUNG GEGENÜBER

      13. Wie ging Boas vor, um die Sache zum Abschluß zu bringen?

      13 Nun kommen die Ereignisse an diesem bedeutungsvollen Tag schnell zu ihrem Höhepunkt. „Was Boas betrifft, er ging zum Tor hinauf und setzte sich dort hin. Und siehe! der Rückkäufer kam vorüber, den Boas erwähnt hatte. Da sprach er: ,Biege doch ab, setze dich doch hier, Soundso.‘ Daher bog er ab und setzte sich. ... Er sprach nun zum Rückkäufer: ,Das Feldstück, das unserem Bruder Elimelech gehört hat, muß Noomi, die aus dem Felde Moabs zurückgekehrt ist, verkaufen. Was mich betrifft, so dachte ich, ich sollte es dir enthüllen, indem ich spreche: „Kaufe es vor den Bewohnern und den älteren Männern meines Volkes. Wenn du es zurückkaufen wirst, so kaufe es zurück; doch wenn du es nicht zurückkaufen wirst, teile es mir doch mit damit ich es wisse, denn da ist zum Rückkauf sonst niemand als du, und ich bin dir am nächsten.“‘ Darauf sprach er: ,Ich werde es zurückkaufen.‘“ — Ruth 4:1-4.

      14. Wie reagierte „Soundso“ auf die Herausforderung, der Rückkäufer zu werden?

      14 O ja, „Soundso“ ist bereit, das Grundstück zu kaufen; dadurch würde sich sein Grundbesitz in Bethlehem vergrößern. Was Noomi betrifft, so ist sie schon alt und kann keine Kinder mehr haben; er braucht also nicht zu befürchten, daß er von ihr noch einen Nachkommen haben könnte, an den das Grundstück übergehen würde; er würde dann also Noomis ganzes Grundstück noch zu seinem hinzubekommen. „Da sprach Boas: ,An dem Tage, wo du das Feld aus Noomis Hand kaufst, sollst du es auch von Ruth, der Moabiterin, der Frau des Verstorbenen, kaufen, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbe erstehen zu lassen.‘“ Oh, das ist etwas anderes. Das bringt eine zu große Verantwortung mit sich; das mag die ganze Sache schwieriger machen. Angesichts dieser unerwarteten Herausforderung sagte der Rückkäufer zu Boas: „Ich vermag es nicht für mich zurückzukaufen, damit ich nicht mein eigenes Erbe verderbe. Kaufe du es mit meinem Rückkaufsrecht für dich zurück, denn ich vermag es nicht zurückzukaufen.“ Er zieht seine Sandale aus und gibt sie Boas zum Zeichen seiner Zustimmung. — Ruth 4:5-8.

      15. Wie ging Boas vor, um die Sache zu Ende zu bringen?

      15 „Soundso“ lehnt die Herausforderung ab, Boas dagegen nicht. Er geht darauf ein, und er tut es gern. Er sagt zu dem näheren Verwandten Noomis und zum ganzen Volk: „Ihr seid heute Zeugen, daß ich aus der Hand Noomis in der Tat alles kaufe, was Elimelech gehörte, und alles, was Kiljon und Machlon gehörte. Und auch Ruth, die Moabiterin, die Frau Machlons, erkaufe ich mir in der Tat zur Frau, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbe erstehen zu lassen und damit der Name des Verstorbenen von den Reihen seiner Brüder und vom Tore seines Ortes nicht abgeschnitten werde. Ihr seid heute Zeugen.“ Auf diese Weise erfüllt Boas seine Pflicht einem Bruder gegenüber und damit das Vorhaben Jehovas, während „Soundso“ vor den Augen des ganzen Volkes im Tore gedemütigt wird. — Ruth 4:9-12.

      16. Wer entspricht in der heutigen Zeit dem erwähnten „Soundso“?

      16 Doch wer entspricht in der heutigen Zeit dem erwähnten „Soundso“, und wie berührt diese Herausforderung uns heute, ungefähr dreitausend Jahre später? Da „Soundso“ Boas eine kurze Zeit im Wege stand, stellt er eine auf der Erde lebende Klasse dar, die Jesus Christus — dem Bräutigam, mit dem sowohl die Glieder der Noomi-Klasse als auch die Glieder der Ruth-Klasse in geistigem Sinne verlobt sind — im Wege steht. Dieser „Soundso“, der Elimelechs Schwager war und dessen Stelle hätte einnehmen und diesem einen Nachkommen hätte erwecken können, stellt jemand dar, der seine Pflicht versäumt, jemand, der nur ein angeblicher Christus ist, ein falscher Prophet, einer, der zu denen gehört, vor denen der Herr Jesus Christus warnte, als er zu seinen Nachfolgern sagte: „Denn es werden [in der Zeit des Endes] falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, selbst die Auserwählten irrezuführen“, das heißt die Noomi- und die Ruth-Klasse. (Matth. 24:24) Ebenso verhält es sich mit dieser neuzeitlichen Klasse falscher Christusse. Sie möchte die Versammlung, den Überrest, der mit dem Herrn Jesus Christus verlobt ist, für sich gewinnen; sie möchte von ihr begünstigt und unterstützt werden, wünscht aber nicht, die Verantwortung zu übernehmen, dafür zu sorgen, daß die Noomi-Klasse und die Ruth-Klasse hinsichtlich der Königreichsinteressen fruchtbar werden; das wäre zuviel Arbeit. Es würde sie zu sehr von ihren eigenen selbstischen Interessen ablenken. Sie ist an Gottes Königreich nicht interessiert. Sie zieht es vor, Organisationen wie den Völkerbund oder jetzt die Vereinten Nationen zu unterstützen. Sie will sich nicht mit der königlichen Linie Schilos, des Königs Jesus Christus, verbinden. Diese Denk- und Handlungsweise kann nur auf die Geistlichkeit der Christenheit passen. Sie hat es versäumt, die Herausforderung, Jehova zu dienen und sein Vorhaben zu ihrem Lebensinhalt zu machen, anzunehmen. Jesus fordert uns auf, uns von ihr abzuwenden! — 2. Tim. 3:5; Offb. 18:4.

      SICH NACH JEHOVA RICHTEN BRINGT SEGEN

      17. Was zeigt, daß es sich für Ruth und Boas zum Segen auswirkte, daß sie die an sie gerichtete Herausforderung annahmen, und inwiefern sind Noomis Interessen damit verknüpft?

      17 Boas dagegen, seinem Versprechen getreu, ging mit Ruth die Leviratsehe ein. (Ruth 4:13-15) Aus ihrer Ehe ging kein König hervor, auch Schilo nicht; die Zeit für ein israelitisches Königreich war damals noch nicht gekommen. Sie brachten aber einen Sohn hervor, der der Großvater des Königs David wurde — des elften in der Linie von Juda her —, mit dem Jehova einen Bund für ein ewiges Königtum schloß (Matth. 1:3-6; 2. Sam. 7:12, 13) und aus dessen Linie schließlich der Herr Jesus Christus, der bleibende Erbe des Königs David, hervorging. (Luk. 3:23-31; 20:41-44) Ruths Interessen sind mit Noomis Interessen verknüpft. Ruth ist zwar die Mutter des Kindes, aber Noomi nimmt es an Kindes Statt an und betreut und pflegt es, wie wenn es der Sohn Elimelechs, ihres verstorbenen Mannes, wäre, der den Erbbesitz Elimelechs übernehmen soll. Deshalb sagen die Nachbarinnen: „‚Ein Sohn ist der Noomi geboren worden.‘ Und sie gaben ihm nun den Namen Obed [was „Diener“ oder „Dienender“ bedeutet].“ (Ruth 4:16, 17) Nachdem Boas und Ruth, denen Jehovas Vorhaben am Herzen liegt, die an sie gerichtete Herausforderung angenommen haben, widmen sie ihr Leben der Erfüllung dieses Vorhabens, und Jehova segnet sie, indem er ihnen das Vorrecht gewährt, einen Sohn hervorzubringen, aus dessen Linie Könige hervorgehen sollen, ja sogar der verheißene Schilo, dessen ‘Zepter nicht von Juda weichen wird noch der Befehlshaberstab zwischen seinen Füßen hinweg und dem der Gehorsam der Völker gehören wird’. — 1. Mose 49:10.

      18. Welches Verhältnis besteht heute zwischen der Noomi- und der Ruth-Gruppe des Überrestes, und was wird durch sie hervorgebracht?

      18 Heute haben die Noomi- und die Ruth-Klasse des geistigen Überrestes die Aussicht, die Braut Christi, des in Jakobs Prophezeiung erwähnten Schilo, zu werden. Aber auch sie bringen — wie damals Boas und Ruth — nicht den gesalbten König des messianischen Königreiches Gottes hervor. Sie bringen indes eine Klasse hervor, die Gott dient. Wie der Name des Knaben, der von Ruth in Bethlehem geboren wurde, Obed war, was „Dienender“ oder „Diener“ bedeutet, so bringen auch die Ruth- und die Noomi-Klasse heute eine Klasse hervor oder bilden eine Klasse, die in der in Matthäus, Kapitel 24 aufgezeichneten Prophezeiung Jesu als die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ bezeichnet wird. Auch lieben sich diese beiden Gruppen des geistigen Überrestes gegenseitig ebenso innig, wie Ruth die ältere Witwe Noomi liebte, für die sie ‘besser war als sieben Söhne’. Nichts außer dem Tod kann eine Trennung zwischen den beiden herbeiführen.

      EINE ZEIT, IN DER ES GILT, EIFER UND SELBSTLOSE LIEBE ZU BEKUNDEN

      19. Inwiefern können wir, die wir am Ende dieses Systems der Dinge leben, uns an Noomis und Ruths selbstloser Liebe ein Beispiel nehmen?

      19 Welche Lektion in Eifer und selbstloser Liebe das spannende und doch ergreifende Bibelbuch Ruth gibt! Und welch ein Vorbild die Noomi- und die Ruth-Klasse heute für uns sind, die wir in der Zeit des Endes des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge leben! Es ist jetzt nicht an der Zeit, nach eigenem Gutdünken zu handeln und einen Weg einzuschlagen, den man zugunsten eigennütziger Interessen oder Ziele gewählt hat. Es ist jetzt auch nicht an der Zeit, gegenüber Gottes Vorhaben, das — was das gegenwärtige System der Dinge betrifft — nun bald einen Höhepunkt erreicht, gleichgültig zu sein. Noomi war sich bestimmt klar darüber, daß es nicht feststand, ob sie in Verbindung mit der Linie, aus der Schilo hervorgehen sollte, gebraucht würde; dennoch war sie bereit, ihr ganzes Leben so zu gestalten, daß es hätte möglich sein können. Ruth hätte als junge Frau irgendeinen jungen Mann — einen reichen, wenn sie gewollt hätte, oder einen armen, wenn sie ihn geliebt hätte — heiraten können, aber sie war bereit, einen alten Mann zu heiraten, nur damit ihr Sohn Noomis Sohn werden könnte. Beide handelten aber so, weil sie Jehova liebten und an der Erfüllung seines Vorhabens einen Anteil haben wollten. Welch ein Beispiel selbstloser Liebe! Noomi und Ruth mögen zu ihrer Zeit und unter ihren Nachbarinnen als „gewöhnliche“ Leute gegolten haben.

      20. Mit welchen Worten warnt uns Paulus und was müssen wir heute tun, um mit Jehovas Segen belohnt zu werden?

      20 Wir leben heute in der „Zeit des Endes“, in der Zeit, in der sich diese Prophezeiungen auf erstaunliche Weise erfüllen. Paulus warnte uns mit den Worten: „Übrigens sage ich dies, Brüder: Die verbleibende Zeit ist verkürzt. Fortan seien die, ... die von der Welt Gebrauch machen, wie solche, die nicht vollen Gebrauch von ihr machen: denn die Szene dieser Welt wechselt.“ (1. Kor. 7:29-31) Wenn wir denken, wir könnten so leben, wie die Menschen leben, die zu diesem System der Dinge gehören, mit anderen Worten, wir könnten unsere ganze Zeit darauf verwenden, das Leben zu genießen, dann steht uns ein grausames Erwachen bevor, denn, wie Paulus folgert, vergeht diese Welt nun binnen kurzem und wird bald keine Lebensmöglichkeit mehr bieten. Wenn wir an die unzähligen Segnungen denken, die das messianische Königreich der ganzen Erde nun bald bringen wird, dann gibt es so viel, wofür es sich zu leben lohnt, während für das Leben im gegenwärtigen bösen System der Dinge nur noch wenig Zeit verbleibt. Selbst wenn wir alles, was uns dieses System zu bieten hat, aufgeben müßten, indem wir, wie Paulus sagt, „von der Welt Gebrauch machen“ wie solche, die „nicht vollen Gebrauch von ihr machen“, was wäre das im Vergleich zu dem, was Ruth getan hat, und im Vergleich zu dem, was die Ruth-Klasse getan hat, die schon jahrelang das Vorhaben Jehovas erfüllt? Doch so, wie Jehova die Noomi- und die Ruth-Klasse des gesalbten Überrestes mit Königreichsfrüchten gesegnet hat, wird er alle segnen, die jetzt die Herausforderung, ihm zu dienen und sein Vorhaben zu ihrem Lebensinhalt zu machen, vorbehaltlos annehmen. Könnte man einen besseren Lohn empfangen?

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