„Folget mir nach“
DAS waren die gebietenden Worte, die zwei Brüder hörten, als sie eifrig ihrer täglichen Arbeit nachgingen. Und sie gehorchten. Sie verließen unverzüglich ihre Arbeit als Fischer, um dem Sprecher zu folgen.
Wer konnte mit solch einem Vertrauen befehlen? Wer konnte seine Zuhörer bewegen, alle Dinge, die sie gern taten, um einer neuen Sache willen zu verlassen? Der Sprecher war ihnen schon gut bekannt, denn ihnen wurde von Johannes dem Täufer bereits gesagt, daß dieser „das Lamm Gottes“ sei. Berichte über seine erstaunlichen Wunder waren schon in ganz Galiläa bekannt. Ja, es war die Stimme Jesu von Nazareth. Diese Männer wußten in ihrem Herzen bereits, daß er der verheißene Messias sei. — Joh. 1:36.
Weit davon entfernt, einem solchen Gebot heute zu gehorchen, haben die meisten Menschen nicht die Absicht, irgend jemandem zu folgen. Sie ziehen es vor, von ihren eigenen Launen und Wünschen geleitet zu werden, ob diese ihnen und anderen nun schädlich seien oder nicht. Sie ziehen es vor, zu glauben, sie seien völlig unabhängig und brauchten niemandes Führung. Sie erklären, sie wollten möglichst alles vom Leben haben. Der einzige Weg, den sie kennen, ist, für ihre eigenen selbstischen Regungen zu sorgen. Doch verfehlen sie, bleibendes Glück und den Frieden des Geistes zu erlangen. Sie erkennen, daß sie nur nach Wind gehascht haben.
Natürlich gibt es heute viele Menschen, die behaupten, sie hätten das obenerwähnte Gebot erfüllt. Sie nennen sich selbst „Nachfolger“ Christi, doch wenn wir ihre Handlungsweise mit der des Petrus und Andreas vergleichen, die vor neunzehnhundert Jahren das gleiche Gebot befolgten, stellen wir einen großen Widerspruch fest. — Matth. 4:19, Lu.
Petrus und Andreas folgten Jesus nicht nur, solange er im Fleische war, sondern selbst nach seinem Tode fuhren sie fort, ihm zu folgen. Wie? Indem sie so lebten, wie er gelebt hatte; indem sie das große Predigtwerk fortführten, das Jesus, als er noch bei ihnen war, gebot; indem sie denselben Standpunkt wie Jesus hinsichtlich der weltlichgesinnten Menschen und ihrer Einrichtungen einnahmen; indem sie ‘seinen Fußtapfen genau nachfolgten’. — 1. Petr. 2:21.
Diese Jünger wußten, daß Jesu Gebot für sie nicht nur bedeutete, lediglich Beobachter dessen zu sein, was er sagte und tat. Sie mußten seine Nachahmer werden, denn er erklärte ihnen, daß er sie zu „Menschenfischern“ machen würde. Daß sie das so verstanden, wird durch den Bibelbericht bewiesen, und zwar, wie sie von ihm lernten, ihn nachahmten und ihr Leben in Übereinstimmung mit dem Beispiel, das Jesus gegeben hatte, brachten.
Solche, die im ersten Jahrhundert Jesus nachfolgten, waren begierig, zu lernen und mit ihm am Predigtfeldzug einen Anteil zu haben. Selbst verheiratete Männer wie Petrus und Familienhäupter wie Philippus, der Evangelist, reagierten ganzherzig auf den Ruf und folgten Jesu Beispiel. (1. Kor. 9:5; Apg. 21:8, 9) Solche, die Familienverpflichtungen hatten, vernachlässigten ihre Familien nicht, während sie predigen gingen. Nein, sie kamen den Verantwortlichkeiten ihren Familien gegenüber nach, doch reservierten sie sich auch Zeit, um das Beispiel Jesu zu studieren und dann so, wie sie konnten, einen Anteil am Predigtwerk zu haben. Sie „folgten“ wirklich ihrem Meister.
Diese ersten Christen waren über Jesu Warnung nicht erschrocken, daß die, die ihm folgten, vorbereitet sein mußten, selbst manchen angenehmen Dingen zu entsagen, ihren Besitz zur Förderung des Königreichswerkes zu gebrauchen und bereit sein mußten, viele Schwierigkeiten zu erdulden. (Matth. 16:24-26; 19:16-21; Luk. 9:58) Sie waren begierig, seine Nachfolger zu sein. Selbst als sie darauf hingewiesen wurden, daß Vater und Mutter nicht vor ihrer Loyalität zu Christus kommen durften, blieben sie weiterhin treu. Darüber hinaus: War dies nicht Gottes eigener Sohn, und hatte ihn Gott nicht dazu ernannt, König über alle die Menschen zu sein, die ewiges Leben erlangen werden? Bestimmt könnte es nie irgendeinen Verlust bedeuten, seinem Gebot zu gehorchen und der großartigen Gelegenheit, ihm zu folgen, nachzukommen!
Unbestreitbare Tatsache ist, daß Menschen in diesem zwanzigsten Jahrhundert, die glauben, sie könnten den Annehmlichkeiten, den Hobbys, den persönlichen Interessen im Leben und der Freiheit, so zu handeln, wie sie wollen, nicht entsagen, niemals — solange sie diese Einstellung haben — Nachfolger Christi werden können. Irgendeinem anderen Lebensziel zu erlauben, mit dem Ziel, das Jesus jemandem gesetzt hat, zu wetteifern oder es in den Hintergrund zu drängen bedeutet, sich als Nachfolger des Sohnes Gottes, des Hocherhöhten, als untauglich zu erweisen. Jesus sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ — Joh. 14:6.
Ihm zu folgen bedeutet, zu hören und den Sinn des Gehörten zu erfassen und danach zu streben, diese Lehren anderen mitzuteilen, während wir in unserem täglichen Leben allezeit den gleichen guten Wandel, den Jesus vorgelebt hat, an den Tag legen. Das ist es auch, wofür die Christen des ersten Jahrhunderts bekannt waren. Sie arbeiteten mit ihren Händen und sorgten für ihre täglichen Bedürfnisse. Sie vermieden jedoch, daß andere Dinge in ihrem Leben wichtiger wurden, als einen Anteil am Predigen der Königreichsbotschaft zu haben und für ihre Mitchristen zu sorgen.
Heute gibt es für Männer, Frauen und junge Leute sogar noch größere Möglichkeiten, Jesu Gebot zu beachten und seine wahren Nachfolger zu werden. Die eindringlichen Worte „Folget mir nach“ können in unseren Tagen mit der gleichen Bereitschaft und dem gleichen Eifer befolgt werden, wie ihn die Apostel offenbarten, und sie können die gleichen segensreichen Ergebnisse zeitigen. In Anerkennung dieser Tatsache wählte Max Larson, ein Direktor der Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc., das Gebot Jesu „Folget mir nach“ als Thema für seine Ansprache, die er bei der Graduierung einer Klasse von Missionaren der Watchtower Bible School of Gilead am 27. Februar 1966 hielt. Unter anderem sagte er: „Ihr wollt in euren Zuteilungen treue Missionare sein und den Preis des ewigen Lebens erlangen. Das ist euer Ziel. Ihr könnt es verwirklichen, indem ihr eurem Führer, Jesus Christus, folgt und indem ihr Gottes Wort und seiner Organisation treu bleibt.“
Diese Worte treffen gleichermaßen auf alle Nachfolger Christi von heute zu, denn wo immer sich auch ein Christ befindet, hat er eine Zuteilung, sich selbst auszurüsten, um anderen zu predigen und sie zu lehren. Ein Christ wird es hilfreich finden, jeden Tag im Gebet der tiefen Bedeutung, die in dem Gebot „Folget mir nach“ eingeschlossen ist, Aufmerksamkeit zu schenken. Beständig wird er weitere Möglichkeiten finden, um sein Leben dem großartigen Beispiel dessen anzupassen, der dieses Gebot gab. Kein Vorrecht kann größer sein, als eng den Fußtapfen des geliebten Sohnes Gottes zu folgen.