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Göttliche Anforderungen — Dienern auferlegtDer Wachtturm 1950 | 15. Juni
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(Spr. 10:11, 21) Weidet nicht nur die geistig magern „Schafe“, die ihr im Felde findet, ihr Diener, sondern weidet auch die Herde, zu der ihr gehört, und betreuet sie. „Habet nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der heilige Geist euch als Aufseher (Hüter, Moffatt) gesetzt hat.“ — Apg. 20:28.
13. Wie erweisen sich Diener als wahre Hirten, nicht als Mietlinge?
13 Die eingesetzten Diener des Herrn sind keine Mietlinge. Es sind wahre Hirten und Hüter der „Schafe“. Mietlinge kümmern sich nicht um die „Schafe“, und wenn Tiere gleich Wölfen hereinkommen, um zu verstümmeln und zu töten, so laufen sie davon, um die eigene Haut zu retten. (Joh. 10:12, 13) Wahre Hirten dagegen kämpfen für, nicht wider die Schafe, und gleich dem Guten Hirten sind sie willens, ihr Leben für die Schafe niederzulegen. (Joh. 10:11) Wie der Oberhirte, so sind treue Diener willig, das Wohl ihrer Geschwister ihrer eigenen Bequemlichkeit voranzustellen. Da sie bereit sind, ihr Leben für ihre Brüder niederzulegen, sind sie um so williger, sich besondere Mühe zu geben, Schwächeren bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen. Wenn Verkündiger sich selbst und den Dienern Bürden bereiten, dann sollten solche Diener nicht mürrisch, sondern freudig und aus Liebe zu den schwächeren Gliedern jene Hilfe und jenen Beistand anbieten, der unter den betreffenden Umständen als das Beste erscheinen mag. (Gal. 6:1, 2) Anders als die Mietlinge der Christenheit und als deren falsche Hirten stärken Diener in der Theokratischen Organisation geistig die Schwachen, heilen die Kranken, verbinden die Verwundeten, führen die Verirrten zurück und suchen die verlorenen Lämmer. (Hes. 34:4) Nach Gottes Willen soll kein einziges Lamm verlorengehen. — Matth. 18:10-14.
14. Warum wird von Dienern soviel verlangt? Doch bei welchen Belohnungen?
14 Wenn all dies von Dienern viel zu verlangen scheint, so ist dem so, weil ihnen vom Herrn hinsichtlich gesegneter Dienstvorrechte viel gegeben worden ist. Der Regel gemäss wird von dem, dem viel gegeben wird, um so mehr verlangt. (Luk. 12:48) Behaltet im Sinn, dass ihr als Diener dem Grossen Hirten und dem Oberhirten verantwortlich seid, und was ihr euren Geschwistern an Dienst leistet, wird als dem Herrn geleistet betrachtet. Die „Schafe“ gehören dem Herrn. Seid daher nicht faule Knechte oder unnütze Sklaven, damit ihr nicht hinausgestossen werdet, nicht nur aus dem Amt als Diener, sondern in „die äussere Finsternis“, wo es keine weitere Gelegenheit zum Leben gibt. (Matth. 24:48, 51; 25:26) Treue in der Erfüllung von Pflichten ist das, was gute Ergebnisse zeitigt, Ergebnisse in Form von Belohnungen, Belohnungen sowohl für die Diener wie für die Herde, heute und in den kommenden Zeitaltern. Solange Diener und „Schafe“ fortfahren, auf die Stimme ihres Meisters zu „hören“ und ihm folgen, wird es unter ihnen Freude und Fröhlichkeit geben und schnellen Fortschritt jener wunderbaren neuen Welt von ewigem Frieden und Wohlfahrt entgegen, wo es keine wilden Tiere, kein versengtes Land, keine ausgetrockneten Ströme mehr gibt. Was für ein gesegnetes Los ist jetzt unser! Welch wunderbare Aussichten auf das vor uns Liegende haben wir doch! Indem wir unsere Herzen und Stimmen zum Lob und Dank gegen Jehova vereinen, singen wir: „Wir aber, dein Volk, die Schafe deiner Weide, wir wollen dir ewig Dank sagen und deinen Ruhm verkünden von Geschlecht zu Geschlecht.“ — Ps. 79:13, Zürcher B.
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Ein Besuch in ZentralamerikaDer Wachtturm 1950 | 15. Juni
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Ein Besuch in Zentralamerika
DER Mittwoch, 30. November 1949, war der Tag, da N. H. Knorr, Präsident der Watch Tower Bible & Tract Society, mit einem seiner Sekretäre, R. E. Morgan, New York zu einem dienstlichen Besuche der Zweigstellen der Gesellschaft und der Missionarheime in Zentralamerika verlassen sollte, wobei auch drei Länder an der Nordküste des südamerikanischen Kontinents und verschiedene Inseln in Niederländisch-Westindien an die Reihe kamen. Die zwei Brüder sollten an Kongressen anwesend sein und auf ihrer Reise Vorträge in den hauptsächlichsten Städten halten. Die Vorbereitungen auf die Reise wurden vierzehn Tage vor dem Abreisedatum unterbrochen, da Bruder Knorr einen heftigen Anfall von Blinddarmentzündung bekam. Man hoffte, der Entzündung durch Behandlung zu wehren, damit sie nachlasse und eine Operation unnötig werde. Doch war dies der dritte Anfall im Verlauf zweier Jahre, und die Ärzte hielten eine Operation für unvermeidlich. So wurde denn um 20 Uhr des 16. November eine Blinddarmoperation vorgenommen. Dies bedeutete natürlich, dass Bruder Knorr die Reise nicht gemäss dem Programm antreten konnte, das allen Zweigbüros der Watch Tower Society in dem zu besuchenden Gebiet zugestellt worden war, wiewohl er sechs Tage nach der Operation wieder an seinem Pult sass, das heisst am 22. November wieder arbeitete.
Da Jehovas Zeugen in diesen Ländern den Besuch von Vertretern aus dem Hauptbüro der Gesellschaft erwarteten und da Vorbereitungen zu Kongressen und die Bekanntmachung öffentlicher Vorträge, die Bruder Knorr halten sollte, bereits im Gange waren, hiess er Bruder Morgan seine Anstalten zur Reise fortsetzen und die Reise über Mexiko bis Nikaragua allein machen. Bruder Morgan musste alle Sprechaufgaben übernehmen und den Präsidenten bei den öffentlichen Vorträgen vertreten. Bruder Knorr beschloss, für genügendes Zuheilen der Wunde einige Wochen Zeit einzuräumen und somit New York am 17. Dezember zu verlassen und dann je zwei Tage in den ersten sechs zu besuchenden Ländern zu verbringen und schliesslich Bruder Morgan am 30. Dezember in Kostarika einzuholen. Auf diese Weise hoffte Bruder Knorr in der Lage zu sein, wichtige Dinge in Verbindung mit dem Königreichswerk zu erledigen, Zweigbüros zu inspizieren, Probleme der Ausdehnung und der Missionarheime zu erörtern und zu den Ortsgruppen zu sprechen, denen Bruder Morgan schon gedient hatte, und auch nicht zu verfehlen, die Gilead-Absolventen in diesen Ländern zu besuchen und ihnen Rat zu erteilen.
Früh am Morgen des 30. November begleitete eine Anzahl Geschwister aus dem Bethel Brooklyn, darunter auch Bruder Knorr, der sich um diese Zeit ganz wohl fühlte und jeden Tag arbeitete, Bruder Morgan an den Flughafen in Newark, New Jersey. Schwerer Dunst lastete an jenem Morgen über der Stadt und besonders über dem Flugfeld; doch pünktlich um 9 Uhr gaben die Flughafen-Lautsprecher das Abfahrtssignal für den Eastern Airline Kurs 501 nach Houston, Texas, an. Die Geschwister, die Bruder Morgan das Abschiedsgeleite gaben, wünschten ihm des Herrn Segen zu seiner Reise, und innerhalb weniger Minuten donnerte das riesige „Constellation“-Flugzeug eines neuen Typus die Piste hinab und verschwand auf seinem Fluge nach Südwesten bald in Dunst und Nebel. Mit seiner luftdruckregulierten Kabine flog es auf einer Höhe von über 3000 Meter und überquerte den südöstlichen Teil der Vereinigten Staaten mit mehr als 480 Kilometer Geschwindigkeit in der Stunde. Der Flug verlief grösstenteils glatt. Einige Minuten vor 14 Uhr bat der Pilot, man möchte die Sitzgürtel anschnallen, und pünktlich um 14.05 Uhr berührten die Räder unten die Piste von Houston. Der Platzbestellung gemäss ging die Reise nach Mexiko-Stadt mit der Pan American World Airways um 15.30 Uhr weiter, doch gab es eine Verspätung von dreissig Minuten wegen Reparaturen, die man am Pan American DC-4 vorzunehmen hatte. Doch nicht viele Minuten nach 16 Uhr war der „Clipper-Archer“ schon über dem Golf von Mexiko und schlug den geraden Weg nach der Hauptstadt von Alt-Mexiko ein.
MEXIKO
Einige Minuten nach 20 Uhr begannen in der Ferne die Lichter der Stadt Mexiko aufzuleuchten. Als wir über die Stadt flogen und nach Westen kreisten, war der Himmel oben pechschwarz, aber das Flimmern der vielfarbigen Lichter unten zeugte von der Tatsache, dass Mexiko eine moderne Stadt ist und bei Nacht vom Himmel aus nicht anders erscheint als irgendeine andere grosse amerikanische Stadt. Das Flugzeug vollzog eine glatte Landung auf der Piste des Aeropuerto Central am Rande der Stadt. Und da waren schon alle Gilead-Absolventen zugegen, die in Mexiko-Stadt erzieherische Arbeit leisten, zusammen mit einigen Gliedern der mexikanischen Bethelfamilie. Sie fragten sich, wo Bruder Knorr sei, da das mexikanische Büro die Nachricht, er komme zwei Wochen später, nicht erhalten hatte, obwohl man wusste, dass Bruder Knorr krank gewesen war. Einige dachten, ein Mitreisender, der mit Bruder Morgan aus dem Flugzeug stieg, sei ein Bruder aus dem Bethel Brooklyn, und sie gaben diesem Herrn einen ebenso königlichen Empfang und schüttelten seine Hand ebenso energisch wie die von Bruder Morgan. Er musste von mexikanischer Gastfreundschaft sicher einen guten Eindruck empfangen haben! Erst als einige vom „Empfangskomitee“ der mindestens dreissig Geschwister sagten: „Wartet noch auf den andern Bruder“, erfuhren alle, dass Bruder Morgan allein reiste.
Nach all dieser Erregung begab sich die Gruppe ins Heim der Geschwister. Dort versammelten sich alle um die Tische im Esszimmer, um die letzten Bilder des neuen Brooklyner Bethels und der Druckerei zu betrachten und von Freunden daheim zu sprechen, und darüber, wie die Dinge denn in den Vereinigten Staaten gingen. Dies war Bruder Morgans erste Reise in ein fremdes, interessantes Land, und sie erfreute ihn.
Der Donnerstag und Freitag wurden der Inspektion des Büros La Torre del Vigia de Mexico, A. C., gewidmet. Obwohl Jehovas Zeugen in Mexiko eben drei sehr erfolgreiche Bezirksversammlungen hinter sich hatten, versammelte sich doch eine stattliche Zahl Menschen in Mexiko-Stadt zu einer vierten Versammlung dortzulande in diesem Jahre. Es waren hauptsächlich die Glieder der Teilgruppen von Mexiko-Stadt anwesend. Alle am Werk der Zeugen Jehovas Interessierten wurden eingeladen zum besonderen Vortrag, betitelt „Freiheit den Gefangenen“. Am Freitagabend fanden sich 670 Geschwister zur Eröffnungsversammlung ein. Für Bruder Morgan war dies ein neues Erlebnis, und die bunte Gruppe machte Eindruck auf ihn — Menschen aus allen Ständen des Lebens, jeder durch seine Kleidung gekennzeichnet, doch alle zu den „andern Schafen“ des Herrn gehörend. Zu sehen, wie Kleine in einem rebozo oder Schal an der Brust der Mutter oder auf ihrem Rücken getragen werden, war ein eigentümlicher Anblick, wenn man es sonst gewohnt ist, die Kleinen im Kinderwagen oder in den Armen einer Mutter herumgetragen zu sehen. Die Kinder jeden Alters waren ungewöhnlich ruhig und verursachten nie eine Störung. Alle Gesichter strahlten Fröhlichkeit und Freude aus. Nach einigen Worten der Begrüssung übermittelte der Sprecher die lieben Grüsse und besten Wünsche von Bruder Knorr und drückte auch dessen Bedauern aus, nicht bei ihnen sein zu können.
Darauf nahm ein vorzügliches Dienstprogramm seinen Anfang. Es endete mit einer halbstündigen Ansprache des reisenden Vertreters über die Verantwortlichkeiten der Diener in der Gruppenorganisation. Der Samstagmorgen war für den Felddienst bestimmt, und der Nachmittag wurde Ansprachen gewidmet, die alle durch Gilead-Absolventen gegeben wurden, wovon zwei Brüder gebürtige Mexikaner sind. Am Samstagabend sprach Bruder Morgan wieder, wobei er einen Gilead-Absolventen als Dolmetscher brauchte. Obwohl die mexikanischen Geschwister kein Königreichsdienst-Liederbuch haben, sondern nur den gedruckten Text davon, schien es, als ob ihr Gesang viel lebhafter und mitreissender sei, als wenn dieselben Lieder in Englisch gesungen werden. Am Sonntagnachmittag versammelten sich 850 Personen zum besonderen Vortrag „Freiheit den Gefangenen“. Viele Menschen guten Willens waren zugegen, einige waren das erstemal bei einer solchen Zusammenkunft. Der Kongress schloss am Sonntagabend mit einem Bericht über die Vergrösserung der Gebäulichkeiten der Gesellschaft in den Vereinigten Staaten und einer Zusammenfassung, wie das Zeugniswerk in andern Ländern der Welt vorwärtsgeht. Annähernd 950 Personen erfreuten sich dieser letzten Versammlung und baten Bruder Morgan, allen ihren Mitarbeitern, die er auf seiner Reise antreffe, ihre lieben Grüsse zu übermitteln. Um 11 Uhr am Dienstagmorgen des 6. Dezember verabschiedete sich Bruder Morgan von den Geschwistern im mexikanischen
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