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Mein Lebensziel verfolgendDer Wachtturm 1961 | 1. Januar
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dann unsere Sachen zusammenzupacken und das Land zu verlassen, also willens zu sein, uns an irgendeinen Ort zu begeben, wohin uns die Gesellschaft senden mochte. Es gab so viel von all dem zu lernen, was wir noch nicht wußten! Jene fünf Monate erwiesen sich als die gesegnetsten Monate unseres Lebens. Bis zum Überfließen mit kräftiger geistiger „Speise“ gefüllt, war uns nun daran gelegen, in unser „Auslandsgebiet“ zu ziehen, auf die kalte, zerklüftete, aber farbenprächtige Insel Neufundland, die unweit der Ostküste Kanadas liegt.
ALS „MENSCHENFISCHER“ IN NEUFUNDLAND
Nun waren wir für das Werk gut geschult und begannen uns auf praktische Weise zu betätigen, um in der zweitgrößten Stadt Neufundlands, in Corner Brook, die in der Bay of Islands, an der Mündung des Humber, liegt, die „anderen Schafe“ zu suchen. Das Humbertal ist wegen seiner landschaftlichen Schönheit, seiner erhabenen Berge und seines Lachsreichtums bekannt. Hier begannen wir nun, ‚Menschen zu fischen‘. — Matth. 4:19.
Wie freute ich mich doch eines Morgens, als ich bei einer sehr freundlichen jungen Frau vorsprach. Sie bestellte eine Bibel und bat mich, am Wochenende wieder zu kommen, wenn ihr Mann da sei. Ich ging hin und stellte fest, daß er sich für Religion nicht interessierte; er sagte, er habe seit seiner Hochzeit nie mehr die Kirche besucht, worauf ich erwiderte: „Mir scheint, Sie sind gerade der Mann, den ich suche!“ Sie baten mich dann, wieder zu kommen. Mehrmals hörte sich der Mann mit gespannter Aufmerksamkeit biblische Schallplattenvorträge an. Schließlich wurde inmitten einer Wolke von Tabakrauch ein Bibelstudium in Gang gebracht. Dann begann der Interessierte, die Versammlungen zu besuchen; und als er sah, daß niemand rauchte, steckte er das Rauchen sogleich auf. Seine Frau und die Kinder fingen ebenfalls bald an, die Wahrheit zu schätzen, und so sind heute fast alle Familienglieder Gott hingegebene Zeugen, die dem Frieden nachjagen.
In der Nähe des Wohnorts dieser Familie, oben auf einem steilen, langen Bergrücken, fand ich ferner eine Familie, Adventisten des 7. Tages, die bereit waren, die Wahrheit anzunehmen. Sie nahmen das Literaturangebot an und luden mich ein, wieder zu kommen. Als Folge der regelmäßigen wöchentlichen Studien, die wir durchführten, gaben sich zwei Mädchen Jehova hin und verbrachten ihre Schulferien mit uns im Predigtwerk. Später wurden die Eltern getauft. Eine Tochter wurde Gileadabsolventin und Missionarin in Peru, und die andere verfolgt ihr Lebensziel als Sonderpionierin in Carbonear, Neufundland. Die Eltern beteiligen sich in der Versammlung Corner Brook treu am Dienste.
In dieser Stadt an der Westküste war vor unserer Ankunft eine junge Schwester, eine getaufte Zeugin, in falsche Gesellschaft geraten, doch entschloß sie sich nun, diesen Verkehr ganz abzubrechen. Sie gab ihre Stellung auf, besuchte im Jahre 1946 zum ersten Male einen großen Kongreß der Zeugen Jehovas, den Kongreß in Cleveland, Ohio, und nahm nach der Rückkehr nach Neufundland den Pionierdienst auf. Nach zwei Jahren Vollzeitdienstes wurde diese Pionierin nach Gilead gerufen, und sie ist heute Missionarin in St. John.
Die Worte fehlen mir, um all die Freuden und Segnungen zu beschreiben, die uns während der sechs Jahre zuteil wurden, in denen wir liebevolle Gemeinschaft mit den Verkündigern in Corner Brook pflegen durften. Diese blühende Versammlung zu verlassen fiel uns nicht leicht. Aber Jehova hatte im Missionarheim in St. John weitere Arbeit für uns, und wir können hier fortfahren, unsere Liebe zu Jehova und zu unseren Brüdern betätigen zu lernen, indem wir einander in Liebe ertragen und zu rechten Werken anspornen.
Welche Freude macht es uns zum Beispiel, sehen zu dürfen, wie sich unser Königreichssaal an jedem Versammlungsabend mit Lobpreisern Jehovas und Menschen guten Willens füllt! Deswegen sind nun Verhandlungen zum Bau eines neuen, größeren Gebäudes im Gange. Zu den Glücklichen, die hierherkommen, gehört auch eine Familie, die wir an einem bitterkalten Morgen antrafen. Nach Beendigung der Predigt und der Unterbreitung des Abonnementsangebots auf beide Zeitschriften, Wachtturm und Erwachet!, rief der siebenjährige Sohn: „Vati, gib ihr die zwei Dollar, und nimm beide!“ Sogleich gab der Mann das Abonnement auf und lud mich ein, wieder zu kommen. Nachdem ich mit dieser Familie zwei Jahre lang studiert hatte, erlebte ich die große Freude, daß im Jahre 1958 der älteste Sohn anläßlich des Kongresses „Göttlicher Wille“ in New York, zusammen mit den vielen Tausenden anderer, seine Hingabe an Jehova symbolisierte.
BEZIRKSVERSAMMLUNG IN CORNER BROOK
Weitere Segnungen warteten unser im Jahre 1959. Eine davon war die Bezirksversammlung „Wachsame Diener Gottes“, die im geräumigen Humber Gardens in Corner Brook abgehalten wurde. Ein ganzer Schwarm von Zeugen Jehovas traf mit dem Zug aus St. John ein und ergoß sich über den Bahnsteig, und außerhalb des Bahnhofes erblickte man eine lange Reihe von Wagen, die oben farbige Schilder trugen mit der Ankündigung des öffentlichen Vortrages, den der Präsident der Gesellschaft am letzten Tag der Bezirksversammlung halten sollte. Welches Vorrecht war es doch, solch enge Gemeinschaft mit anderen Gliedern der glücklichen Familie des Wunder wirkenden Gottes pflegen zu dürfen, besonders, da auch Bruder Knorr und seine Frau unter uns weilten! Ohne Zeit zu verlieren, wurden die eintreffenden Zeugen in diesen bereitstehenden Autos zum Humber Gardens gefahren. Bei dieser Bezirksversammlung ließen sich Vater und Mutter des Jungen, der in New York getauft worden war, durch Untertauchen taufen, um ihre Hingabe zu symbolisieren.
Wenn ich auf die vergangenen dreißig Jahre zurückblicke, in denen ich mein Lebensziel verfolgt habe, empfinde ich Jehova und seiner Organisation gegenüber tiefen Dank für die Hilfe, die ständige Leitung, den Schutz und die Ermahnungen, durch die ich mir klar bewußt geblieben bin, daß, „wenn jemand auch Überfluß hat … sich sein Leben doch nicht aus seinem Besitz“ ergibt. (Luk. 12:15, NW) Ich bete ernstlich darum, daß ich weiterhin Jehova mit ganzem Herzen und ganzer Seele, ganzem Sinn und ganzer Kraft und meinen Nächsten wie mich selbst lieben kann. Das zu tun bedeutet, dem Nächsten behilflich zu sein, Erkenntnis über den einen wahren Gott und Jesus Christus in sich aufzunehmen und so Segnungen zu erhalten. Und der Segen Jehovas — er macht reich!
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Absolut genauDer Wachtturm 1961 | 1. Januar
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Absolut genau
A. Rendle Short schreibt in seinem Buche Modern Discovery and the Bible über die Apostelgeschichte folgendes: „Es war bei den Römern Sitte, die Herrschaft über die Provinzen ihres ausgedehnten Reiches, wenn irgend möglich, durch das dort bereits bestehende Verwaltungssystem auszuüben, und so kam es, daß die Behörden in den verschiedenen Bezirken unter verschiedenen Namen erscheinen. Nur ein aufmerksamer Reisender oder ein gewissenhafter Urkundenforscher konnte in der Lage sein, diese Prominenten mit dem richtigen Namen zu nennen. Gerade hierin haben wir einen der besten Beweise für die geschichtlichen Kenntnisse des Lukas, denn er ist absolut genau. In mehreren Fällen gibt uns nur eine Münze oder eine Inschrift den nötigen Aufschluß zur Prüfung seiner Angaben. Die römischen Geschichtsschreiber wagen sich nicht auf ein so schwieriges Gebiet. So bezeichnet Lukas zum Beispiel Herodes und Lysanias als Vierfürsten; dasselbe tut auch Josephus. Herodes Agrippa, der Jakobus durch das Schwert hinrichten und Petrus ins Gefängnis werfen ließ, wird König genannt; Josephus berichtet uns, wie Herodes Agrippa sich in Rom mit Gajus Cäsar (Caligula) anfreundete und dann, als dieser Kaiser wurde, von ihm als Belohnung den Königstitel empfing.
Der Regent von Zypern, Sergius Paulus, wird Prokonsul genannt … Kurze Zeit vor ihm war Zypern noch eine kaiserliche Provinz und wurde von einem Proprätor oder Legaten regiert; zyprische Münzen lassen aber erkennen, daß zur Zeit des Paulus sowohl im Griechischen als auch im Lateinischen „Prokonsul“ der richtige Titel war. Eine griechische Inschrift, die in Soloi, an der Nordküste von Zypern, gefunden wurde, ist mit der Datierung versehen: ‚Als Paulus Prokonsul war‘, und wahrscheinlich handelt es sich dabei um Sergius Paulus … In Thessalonich legten sich die Magistraten der Stadt den ungewöhnlichen Titel Politarch zu, ein Name, der in der klassischen Literatur unbekannt ist. Er wäre uns also fremd — außer daß Lukas ihn erwähnt —, wenn er nicht in gewissen Inschriften erscheinen würde … Achaja war unter Augustus eine senatorische Provinz, unter Tiberius stand es direkt unter dem Kaiser, aber unter Claudius wurde es, wie uns Tacitus berichtet, wieder dem Senat überlassen, und somit war der rechtmäßige Titel für Gallion [Apg. 18:12] Prokonsul … Lukas ist auch in seinen geographischen Angaben und seinen Reiseberichten zuverlässig und genau.“
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